Videos by Jonathan Pärli
Vortrag vom 24.8.2022 im Volkshaus Zürich, organisiert von Solinetz Zürich, Autonome Schule Züric... more Vortrag vom 24.8.2022 im Volkshaus Zürich, organisiert von Solinetz Zürich, Autonome Schule Zürich, solidarité sans frontières und Freiplatzaktion Zürich
https://www.youtube.com/watch?v=pgBXyAH7rjw
«Die andere Schweiz»: Warum gab sich die Asylbewegung einst ausgerechnet diesen Namen? Heute sagt diese Bezeichnung nur noch wenigen «Aktiven» etwas. Und dies, obschon sie noch immer mit ähnlichen Fragen und Herausforderungen ringen wie ihre Vorgängerinnen und Vorgänger. Vom «wiederkehrenden Gefühl, dass man doch nichts tun könne, aber etwas machen muss», schrieb Solidarité sans frontières 2006 im Rückblick auf zwei Jahrzehnte des Engagements.
Im Vortrag spricht Jonathan Pärli über die Ergebnisse seiner Dissertation zur Geschichte des Asylaktivismus in der Schweiz zwischen 1973 und 2000 – und zeigt dabei, dass die unzähligen Proteste und das schier unermüdliche Engagement nicht nur in Niederlagen und Sackgassen mündete, sondern auch Erfolge zeitigte. 5 views
Books by Jonathan Pärli
Angesichts der »neuen Flüchtlinge« aus dem Globalen Süden und mit Ende des Nachkriegsbooms zeichn... more Angesichts der »neuen Flüchtlinge« aus dem Globalen Süden und mit Ende des Nachkriegsbooms zeichnete sich in den westlichen Gesellschaften seit den 1970er-Jahren eine restriktive Wende in der Asyl- und Migrationsfrage ab. War es in dieser Konstellation denkbar, eine emanzipatorische Asylpolitik »von unten« zu praktizieren? Jonathan Pärli untersucht diese Frage am Beispiel der »anderen Schweiz«, einer innovativen und international vernetzten Solidaritäts- und Protestbewegung.
Abschottung und Abschiebungen sind keine Sachzwänge und liberale Asylpolitik ist kein humanitärer Luxus. Von dieser Überzeugung getragen entstand in der Schweiz seit 1973 eine soziale Bewegung. Impulse hierfür gingen von Geflüchteten aus Zaïre, Chile, der Türkei oder Sri Lanka aus. In kollektiven Protesten und individuellen Wortergreifungen maßen sie die Schweiz an ihrem Ruf als traditionellem Asylland.
In Anlehnung an Hannah Arendt und Jacques Rancière analysiert Pärli den Asylaktivismus in seiner demokratiepolitischen Bedeutung und zeigt seine handfesten Erfolge auf. Ziviler Ungehorsam provozierte zwar Machtworte und Strafverfolgung, dies wiederum bot Gelegenheit für neuerlichen Widerspruch. Zugleich drohte das Engagement stets in rein humanitäre Einzelfallarbeit abzudriften. Und auch der Schritt von der grenzüberschreitenden Vernetzung hin zu Aktionen und Kampagnen für ein »anderes Europa« gestaltete sich schwierig. Pärli rekonstruiert eindrucksvoll eine facettenreiche und vielstimmige Geschichte des Asylaktivismus zwischen Politik, Humanitarismus und enttäuschten Hoffnungen.
»Flüchtlinge sind Signale für die brennendsten Probleme unserer Welt. Schliessen wir vor ihnen ni... more »Flüchtlinge sind Signale für die brennendsten Probleme unserer Welt. Schliessen wir vor ihnen nicht unsere inneren und äusseren Grenzen!« Diesem Credo ist die Freiplatzaktion Züich seit ihrer Entstehung 1985 verpflichtet. Aus einer Basisbewegung ist im Laufe der Zeit eine professionelle Rechtsberatungsstelle geworden. Nach dreissig Jahren solidarischen Engagements ist es an der Zeit, einen kritischen Blick auf die Geschichte der Asylbewegung und der schweizerischen Migrationspolitik zu werfen. [Backcover]
http://www.freiplatzaktion.ch/links-downloads/#jubilaeumsbuch
Papers/Book Chapters by Jonathan Pärli
Itinera. Beihefte zur Schweizerischen Zeitschrift für Geschichte, 2025
The Data Protection of Deportees: The «Maza» and «Musey» Asylum Affairs and the Question of the A... more The Data Protection of Deportees: The «Maza» and «Musey» Asylum Affairs and the Question of the Archive This article deals with the detrimental effect that the rise of data protection and privacy or personality rights have on historical research. Drawing on his research on contemporary Swiss asylum and deportation history, the author argues that authorities use data protection and privacy or personality rights as a seemingly disinterested argument against access to archival sources. This is illustrated by the cases of two Zairian citizens, Alphonse Maza and Mathieu Musey, who both became causes célèbres in Switzerland in the 1980s. This article relates the question of access to case files during the retention period to the Swiss Federal Act on Archiving of 1998, which emerged amidst major controversies about Switzerland's role during World War II and the «dark chapter» of official refugee policy during the 1930s and 1940s. The author concludes by making the case for a more research-friendly archival policy.
Historische Anthropologie, 2023
As in other Western countries asylum, refugees and deportations had become burning issues in Swit... more As in other Western countries asylum, refugees and deportations had become burning issues in Switzerland by the mid to late 1980s. The article analyses the attempt by radical left and feminist activists to overcome their “horror of social work” and fight against deportations on their own revolutionary terms. This meant that activists wanted to avoid the case-by-case approach of voluntary work to refugee solidarity. The attempt to build a new “International Red Aid” failed because the two central premises of acting politically as well as in partnership with the refugees collided. While the Swiss activists aimed to challenge the state and legality as such, the refugees’ first priority was to obtain legal residence.
Christliche Willkommenskultur? Die Integration von Migranten als Handlungsfeld christlicher Akteure nach 1945, 2020
Der Tisch symbolisiert Orte des Verhandelns, Entscheidens und der Gemeinschaft. Redewendungen wie... more Der Tisch symbolisiert Orte des Verhandelns, Entscheidens und der Gemeinschaft. Redewendungen wie der „runde“, „grüne“ oder „reine“ Tisch zeugen davon und auch jene der Anliegen, die „vom Tisch gewischt“ werden oder „unter den Tisch“ fallen. Deswegen „auf den Tisch hauen“ kann freilich nur, wer daran überhaupt zugelassen ist. Am Tisch steht also auch zur Frage, wer dazugehört und wer nicht. Kurz: In den Tischregeln und der Frage, wer sich mit wem an den bzw. einen Tisch setzt und wer dort das Sagen hat, spiegelt sich die gesellschaftliche Ordnung. Deswegen war und ist die Tischgemeinschaft auch eine häufige Metapher für Zusammengehörigkeit und Gleichheit, wie sie sich im christlichen Abendmahl oder der Figur des demos exemplarisch zeigt. Wie ich im Folgenden darstellen möchte, verbanden sich diese beiden Traditionen und Bilder in besonderer Weise in den von der schweizerischen Asylbewegung in den 1980er Jahren abgehaltenen banquets républicains. In Form dieser Tischgemeinschaften warf die „andere Schweiz“, wie sich die Asylbewegung auch nannte, die Frage auf, ob und wie die „ganze Welt“ zum gemeinsamen Tisch kommen könne. Mit den banquets nahm die Asylbewegung eine Praxis aus der Epoche der französischen Restauration und Juli-Monarchie auf. Sie tat dies zu einer Zeit, als die sogenannten neuen Flüchtlinge aus Staaten wie Sri Lanka, Zaire, der Türkei oder Chile in der Schweiz wie in anderen westlichen Ländern zur Gefahr für Identität und Wohlstand erklärt wurden . Entsprechend ist der Fokus, den ich auf die banquets und die Symbolik und Metaphorik des gemeinsamen Tischs lege, vor dem Hintergrund einer neuen Fluchtgeographie und dem deswegen als „verunsichert“, „unruhig“, „ängstlich“ oder „xenophob“ identifizierten Volk zu sehen. Denn es stellt sich die Frage, warum die Asylbewegung Mitte der 1980er Jahre ausgerechnet die historische Form der banquets républicains aufgriff, um ihrem Dissens gegenüber der Flüchtlingspolitik der „offiziellen Schweiz“ Ausdruck zu verleihen.
Zeitschrift für Rechtssoziologie, 2019
Der Staat solle sich auch gegenüber Asylsuchenden und Flüchtlingen an das Recht halten, statt W... more Der Staat solle sich auch gegenüber Asylsuchenden und Flüchtlingen an das Recht halten, statt Willkür walten zu lassen: so lautete die anfänglich wohl wichtigste Forderung der Asylbewegung, die in der Schweiz in den frühen 1980er-Jahren entstand. Der Text diskutiert die affirmative Beziehung der Asylbewegung zum Recht und bezieht sich dabei auf Jacques Rancières Thesen zum Verhältnis von Politik und Aisthesis. Gemäß Rancière sind nicht primär Gesetze oder Verfassungen Sache der Politik, sondern „sinnliche“ Fragen der Wahrnehmbar- und Sagbarkeit, von denen der Sinn von Gesetzen und Ver- fassungen abhängt. Politisch subjektivierte sich die Asylbewegung als „andere Schweiz“ und brachte unter diesem Namen die herrschende „Aufteilung des Sinnlichen“ durcheinander: Sie machte die institutionell unsichtbar gehaltenen Asylpraxis der Behörden sicht- und kritisierbar. Gehör fand die Asylbewegung nicht auf institutionellem Weg, sondern dank Aktionen des zivilen Ungehor- sams. In den dadurch geschaffenen, paradoxen Sprechsituationen des „Unvernehmens“ (Rancière), gelang es der Asylbewegung, die umstandslose Identifi- kation von „Recht“ und „Staat“ zeitweise aufzulösen. Die Frage, ob es der Staat oder die Bewegung sei, die illegal respektive legal handle, wurde zum Gegenstand eines öffentlichen Streits. Der wichtigste Effekt dieses Dissenses war die Einführung einer verwaltungsunabhängigen Rekursinstanz im Asylrecht zu Beginn der 1990er-Jahre.
The central demand by the Swiss refugee solidarity movement was that the State abide by the law in its asylum practice. This article discusses the affirmative critique of the law formulated by activists in the 1980 s. It does so by drawing on Jacques Rancière’s work on the relationship between politics and aisthesis: in his account politics is not primarily about constitutions and laws, but about how the sensible texture of the community is configured, on which the meaning of those laws and constitutions depends. Politically the movement subjectivized itself as the “other Switzerland”; under this name it disturbed the reigning “distribution of the sensible” by making the arcane asylum practice visible and open to critique in the first place. At the same time, the acts of civil disobedience the movement employed complicated the question of who acts (il)legally and created a polemical stage for the law. It was in such paradoxical situations of communication, which Rancière calls “disagreements”, that the movement found an audience for its critique – a critique which previously had gone unheard within the established institutional framework. The most important effect of this disagreement brought about by the refugee solidarity movement was the introduction of judicial review in Swiss asylum law in the early 1990 s.
terra cognita. Schweizerische Zeitschrift zu Integration und Migration, 2019
Hat da jemand etwas gesagt? Oder war es doch nur Lärm? In den frühen 1980er Jahren sah sich das... more Hat da jemand etwas gesagt? Oder war es doch nur Lärm? In den frühen 1980er Jahren sah sich das Freiburger Rote Kreuz mit Asylsuchenden konfrontiert, die einfach keine Ruhe gaben. Was geschieht, wenn jene das Wort ergreifen, die nichts zu sagen haben sollten? Eine Annäherung.
Newsletter des Sozialarchivs (Zürich), 2018
Im Newsletter 2/2018 des Sozialarchivs publiziertes Exposé meines Dissertationsprojekts zur Gesch... more Im Newsletter 2/2018 des Sozialarchivs publiziertes Exposé meines Dissertationsprojekts zur Geschichte der Asylbewegung in der Schweiz.
Newspaper Articles and Interviews by Jonathan Pärli
Universitas - Das Magazin der Universität Freiburg, Schweiz, 2022
Interview mit Benedikt Meyer im Magazin der Universität Freiburg zum Verfahren auf Akteneinsicht ... more Interview mit Benedikt Meyer im Magazin der Universität Freiburg zum Verfahren auf Akteneinsicht in der «Causa Musey»
Das Lamm, 2022
Der Streit um das Bleiberecht des kongolesischen Intellektuellen Mathieu Musey warf Ende der 1980... more Der Streit um das Bleiberecht des kongolesischen Intellektuellen Mathieu Musey warf Ende der 1980er-Jahre enorme Wellen. Der Fall Musey würde Historiker*innen einen tiefen Einblick in die schweizerische Asylgeschichte geben. Wären da nicht die Behörden, die seit Jahren Einsicht in die Akten verhindern.
Wochenzeitung (WOZ), Jan 17, 2019
Im Prozess gegen Anni Lanz wird die falsche Frage gestellt: Nicht die Fluchthelferin müsste sich ... more Im Prozess gegen Anni Lanz wird die falsche Frage gestellt: Nicht die Fluchthelferin müsste sich juristisch verantworten, sondern der Staat.
Neue Wege, Nov 2016
Die Praxis des Kirchenasyls erregt auch heute die Gemüter. Stellt sie die Rechtsstaatlichkeit in... more Die Praxis des Kirchenasyls erregt auch heute die Gemüter. Stellt sie die Rechtsstaatlichkeit in Frage? Oder trägt sie zu einer lebendigen Demokratie bei, die Geflüchtete genauso vor obrigkeitlicher Willkür schützen will wie ihre BürgerInnen? Diese Frage ist nicht neu.
Neue Zürcher Zeitung, Oct 14, 2016
Eine Replik auf Heinrich August Winklers Gastkommentar zur westlichen Wertegemeinschaft in der NZ... more Eine Replik auf Heinrich August Winklers Gastkommentar zur westlichen Wertegemeinschaft in der NZZ vom 29.09.2016
Schweiz am Sonntag, Sep 16, 2016
Als junger Asylanwalt kritiserte Mario Gattiker das Schweizer Grenzregime. Damals weckte ein Stem... more Als junger Asylanwalt kritiserte Mario Gattiker das Schweizer Grenzregime. Damals weckte ein Stempel Erinnerungen an eine dunkle Zeit.
Die ständige Verschärfung des Asylrechts schwächt die Solidaritätsbewegung. Und die Rechte ma... more Die ständige Verschärfung des Asylrechts schwächt die Solidaritätsbewegung. Und die Rechte macht sich deren Widerstandsformen zu eigen. Für Historiker Jonathan Pärli ist das das Resultat einer langen Entwicklung.
Interview: Noëmi Landolt
Talks by Jonathan Pärli
Die Figur des Volks spielt im Asyldiskurs eine prominente Rolle. „Die Leute haben die Schnauze vo... more Die Figur des Volks spielt im Asyldiskurs eine prominente Rolle. „Die Leute haben die Schnauze voll!“, heißt es heute angesichts der politischen Konjunktur. Um der Demokratie willen brauche es eine radikale Wende in der Migrationsfrage. Angesichts der gegenwärtigen Situation lohnt sich der Blick in die Geschichte des modernen Asylrechts. Dabei zeigt sich, dass es längst nicht immer nur die nationalistische Rechte oder die regierende Elite war, die es verstand, die Figur des Volks zum Einsatz zu bringen und zu vereinnahmen. Die Geschichte der modernen Schweiz ist ebenso geprägt durch starke Momente, in denen der Name „Volk“ ein Subjekt bedeutete, das sich emanzipatorisch in die Migrations- und Regierungspolitik einmischte. Wie also kann man die ambivalente Figur und Funktion des Volks in der Asylfrage theoretisch und historisch fassen? Wann, wo und wie artikuliert sich gegen die technokratische Regie oder völkische Fantasie ein anderes „Wir“?
Podcast «Wir sind hier» (50 Jahre Eidgenössische Migrationskomission), 2020
Wir tauchen ein in die 80er Jahre und fragen, welche Auswirkungen in den 80er Jahren die Migratio... more Wir tauchen ein in die 80er Jahre und fragen, welche Auswirkungen in den 80er Jahren die Migration aus sehr unterschiedlichen Ländern hatte. Vor allem aus dem türkischen Kurdistan, aber auch aus Sri Lanka kamen Menschen auf der Flucht in die Schweiz – aus Ländern, in denen Bürgerkrieg, instabile Verhältnisse, Hunger und Krieg herrschten. Die Ankunft dieser Menschen stellte die schweizerische Migrationspolitik, aber auch die Asylpolitik auf die Probe – und wir fragen: wie die Schweiz diese Probe bestanden hat. Mit Hasim Sancar, Tama Vakeesan und dem Migrationshistoriker Jonathan Pärli.
https://podcastaae25a.podigee.io/2-neue-episode
Book Reviews by Jonathan Pärli
Traverse: Zeitschrift für Geschichte, 2019
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Videos by Jonathan Pärli
https://www.youtube.com/watch?v=pgBXyAH7rjw
«Die andere Schweiz»: Warum gab sich die Asylbewegung einst ausgerechnet diesen Namen? Heute sagt diese Bezeichnung nur noch wenigen «Aktiven» etwas. Und dies, obschon sie noch immer mit ähnlichen Fragen und Herausforderungen ringen wie ihre Vorgängerinnen und Vorgänger. Vom «wiederkehrenden Gefühl, dass man doch nichts tun könne, aber etwas machen muss», schrieb Solidarité sans frontières 2006 im Rückblick auf zwei Jahrzehnte des Engagements.
Im Vortrag spricht Jonathan Pärli über die Ergebnisse seiner Dissertation zur Geschichte des Asylaktivismus in der Schweiz zwischen 1973 und 2000 – und zeigt dabei, dass die unzähligen Proteste und das schier unermüdliche Engagement nicht nur in Niederlagen und Sackgassen mündete, sondern auch Erfolge zeitigte.
Books by Jonathan Pärli
Abschottung und Abschiebungen sind keine Sachzwänge und liberale Asylpolitik ist kein humanitärer Luxus. Von dieser Überzeugung getragen entstand in der Schweiz seit 1973 eine soziale Bewegung. Impulse hierfür gingen von Geflüchteten aus Zaïre, Chile, der Türkei oder Sri Lanka aus. In kollektiven Protesten und individuellen Wortergreifungen maßen sie die Schweiz an ihrem Ruf als traditionellem Asylland.
In Anlehnung an Hannah Arendt und Jacques Rancière analysiert Pärli den Asylaktivismus in seiner demokratiepolitischen Bedeutung und zeigt seine handfesten Erfolge auf. Ziviler Ungehorsam provozierte zwar Machtworte und Strafverfolgung, dies wiederum bot Gelegenheit für neuerlichen Widerspruch. Zugleich drohte das Engagement stets in rein humanitäre Einzelfallarbeit abzudriften. Und auch der Schritt von der grenzüberschreitenden Vernetzung hin zu Aktionen und Kampagnen für ein »anderes Europa« gestaltete sich schwierig. Pärli rekonstruiert eindrucksvoll eine facettenreiche und vielstimmige Geschichte des Asylaktivismus zwischen Politik, Humanitarismus und enttäuschten Hoffnungen.
http://www.freiplatzaktion.ch/links-downloads/#jubilaeumsbuch
Papers/Book Chapters by Jonathan Pärli
The central demand by the Swiss refugee solidarity movement was that the State abide by the law in its asylum practice. This article discusses the affirmative critique of the law formulated by activists in the 1980 s. It does so by drawing on Jacques Rancière’s work on the relationship between politics and aisthesis: in his account politics is not primarily about constitutions and laws, but about how the sensible texture of the community is configured, on which the meaning of those laws and constitutions depends. Politically the movement subjectivized itself as the “other Switzerland”; under this name it disturbed the reigning “distribution of the sensible” by making the arcane asylum practice visible and open to critique in the first place. At the same time, the acts of civil disobedience the movement employed complicated the question of who acts (il)legally and created a polemical stage for the law. It was in such paradoxical situations of communication, which Rancière calls “disagreements”, that the movement found an audience for its critique – a critique which previously had gone unheard within the established institutional framework. The most important effect of this disagreement brought about by the refugee solidarity movement was the introduction of judicial review in Swiss asylum law in the early 1990 s.
Newspaper Articles and Interviews by Jonathan Pärli
Interview: Noëmi Landolt
Talks by Jonathan Pärli
https://podcastaae25a.podigee.io/2-neue-episode
Book Reviews by Jonathan Pärli
https://www.youtube.com/watch?v=pgBXyAH7rjw
«Die andere Schweiz»: Warum gab sich die Asylbewegung einst ausgerechnet diesen Namen? Heute sagt diese Bezeichnung nur noch wenigen «Aktiven» etwas. Und dies, obschon sie noch immer mit ähnlichen Fragen und Herausforderungen ringen wie ihre Vorgängerinnen und Vorgänger. Vom «wiederkehrenden Gefühl, dass man doch nichts tun könne, aber etwas machen muss», schrieb Solidarité sans frontières 2006 im Rückblick auf zwei Jahrzehnte des Engagements.
Im Vortrag spricht Jonathan Pärli über die Ergebnisse seiner Dissertation zur Geschichte des Asylaktivismus in der Schweiz zwischen 1973 und 2000 – und zeigt dabei, dass die unzähligen Proteste und das schier unermüdliche Engagement nicht nur in Niederlagen und Sackgassen mündete, sondern auch Erfolge zeitigte.
Abschottung und Abschiebungen sind keine Sachzwänge und liberale Asylpolitik ist kein humanitärer Luxus. Von dieser Überzeugung getragen entstand in der Schweiz seit 1973 eine soziale Bewegung. Impulse hierfür gingen von Geflüchteten aus Zaïre, Chile, der Türkei oder Sri Lanka aus. In kollektiven Protesten und individuellen Wortergreifungen maßen sie die Schweiz an ihrem Ruf als traditionellem Asylland.
In Anlehnung an Hannah Arendt und Jacques Rancière analysiert Pärli den Asylaktivismus in seiner demokratiepolitischen Bedeutung und zeigt seine handfesten Erfolge auf. Ziviler Ungehorsam provozierte zwar Machtworte und Strafverfolgung, dies wiederum bot Gelegenheit für neuerlichen Widerspruch. Zugleich drohte das Engagement stets in rein humanitäre Einzelfallarbeit abzudriften. Und auch der Schritt von der grenzüberschreitenden Vernetzung hin zu Aktionen und Kampagnen für ein »anderes Europa« gestaltete sich schwierig. Pärli rekonstruiert eindrucksvoll eine facettenreiche und vielstimmige Geschichte des Asylaktivismus zwischen Politik, Humanitarismus und enttäuschten Hoffnungen.
http://www.freiplatzaktion.ch/links-downloads/#jubilaeumsbuch
The central demand by the Swiss refugee solidarity movement was that the State abide by the law in its asylum practice. This article discusses the affirmative critique of the law formulated by activists in the 1980 s. It does so by drawing on Jacques Rancière’s work on the relationship between politics and aisthesis: in his account politics is not primarily about constitutions and laws, but about how the sensible texture of the community is configured, on which the meaning of those laws and constitutions depends. Politically the movement subjectivized itself as the “other Switzerland”; under this name it disturbed the reigning “distribution of the sensible” by making the arcane asylum practice visible and open to critique in the first place. At the same time, the acts of civil disobedience the movement employed complicated the question of who acts (il)legally and created a polemical stage for the law. It was in such paradoxical situations of communication, which Rancière calls “disagreements”, that the movement found an audience for its critique – a critique which previously had gone unheard within the established institutional framework. The most important effect of this disagreement brought about by the refugee solidarity movement was the introduction of judicial review in Swiss asylum law in the early 1990 s.
Interview: Noëmi Landolt
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