Seite Abbildung 1 Bühlers Organonmodell der Sprache 12 Abbildung 2 Jakobsons Modell der kommunikativen Funktionen 14 Abbildung 3 Das Kommunikationsmodell der sexuellen Selektion 31 Abbildung 4 Das Kommunikationsmodell der sexuellen Selektion mit Dominanz der Display-Funktion 41 Abbildung 5 Das Kommunikationsmodell der sexuellen Selektion mit Dominanz der assertiv-aggressiven Funktion 52 Das zweite Ziel ergibt sich aus dem Umstand, dass die Theorie der sexuellen Selektion Vorhersagen zu spezifischen Geschlechterunterschieden machen kann. Klann-Delius (2005:167-71) etwa behandelt die Theorie der sexuellen Selektion als mögliche Erklärung für sprachbezogene Geschlechterunterschiede. An diesen Ansatz soll angeknüpft werden. Damit wird, auch in Anlehnung an andere Linguisten, die sich mit Sprache und Geschlecht befassen, wie Eckert und McConnell-Ginet (2003), ein Wechsel von einer überwiegend beschreibenden Ebene zu einer erklärenden vollzogen. Das dritte Ziel, die Evolution der Sprache aus Sicht sexueller Selektion darzulegen, baut dann wesentlich auf den Erkenntnissen auf, die sich aus der Verfolgung dieser beiden ersten Ziele ergeben. Dafür wird folgende Vorgehensweise gewählt: Unter 2. sollen die notwendigen Grundlagen behandelt werden. Zunächst wird geklärt, was unter Kommunikation verstanden werden soll und welche Aspekte damit einhergehen (2.1.1). Darauf aufbauend wird auf das Organonmodell von Karl Bühler (2.1.2) und dessen Erweiterung durch Roman Jakobson (2.1.3) eingegangen. Bühler (1999) unterscheidet zwischen verschiedenen Sprachfunktionen und bietet damit eine Grundlage für die Identifikation der Funktionen von Sprache im Kontext der sexuellen Selektion, die selbst nach funktionalen Gesichtspunkten fragt (vgl. Miller 2001:16, 39). Jakobsons (1968) Erweiterung des Organonmodells durch weitere Funktionen in seinem Modell der verbalen Kommunikation erlaubt zudem eine Präzisierung der Untersuchung. Die poetische Funktion etwa -die Verwendung ästhetischer Mittel wie Endreim und Alliteration -ist durch natürliche Selektion nicht erklärbar, wie gezeigt werden soll, womöglich jedoch durch sexuelle Selektion. Nach Darlegung beider Kommunikationsmodelle soll die Theorie der sexuellen Selektion dargestellt werden (2.2), wozu einerseits auf Darwin selbst, andererseits auf die Erkenntnisse anderer Wissenschaftler zurückgegriffen wird, die seit Darwin das Konzept der sexuellen Selektion behandelt haben. Dabei wird eine Beschränkung auf die Aspekte sexueller Selektion erfolgen, die für diese Arbeit relevant sind und Erklärungskraft für die darzulegenden sprachlichen Phänomene haben. Auf die Theorie der natürlichen Selektion wird nur in beschränktem Maße verwiesen, wenn dies für das Verständnis der sexuellen Selektion notwendig ist. Auch wird an dieser Stelle auf Kritik an der Theorie der sexuellen Selektion eingegangen, außerdem sollen die Grenzen der Theorie diskutiert werden. So zeigt sich, dass die Annahmen der Theorie nicht auf alle Formen menschlicher Partnerwahl anwendbar sind. Der folgende Arbeitsschritt unter 3. versucht eine allgemein semiotische Anwendung der sexuellen Selektion auf Kommunikation im Tierreich, um damit die Grundlage zu legen, die wesentlichen Unterschiede zu menschlicher Kommunikation zu akzentuieren. Aufbauend auf diesen eng an 2.2 angelehnten Zwischenschritt wird unter 4. die Betrachtung menschlicher Kommunikation fokussiert. Zunächst erfolgt unter 4.1 eine Darlegung der biologischen Grundlage menschlicher Kommunikation einschließlich der relevanten Begleitumstände, da dies für die weitere Argumentation von Bedeutung ist. Dabei soll die Theorie der sexuellen Selektion u.a. als Grundlage für eine kritische Auseinandersetzung mit der nach Chomsky (1981:71) im Genotyp verankerten Universalgrammatik dienen. Ausgehend von den beiden Faktorenmodellen von Bühler und Jakobson soll unter 4.2 ein erweitertes Kommunikationsmodell präsentiert werden, das dasjenige von Jakobson um zwei Sprachfunktionen erweitert und so spezifisch auf die Annahmen der sexuellen Selektion ausrichtet. Unter 4.2.1 werden die Ergebnisse zweier eigener empirischer Studien präsentiert, die die Annahmen der Theorie der sexuellen Selektion mit Bezug auf menschliche Kommunikation und damit die Funktionen des erweiterten Kommunikationsmodells einer Prüfung unterziehen. Dem ersten Ziel dieser Arbeit folgend, soll unter 4.2.2 bis 4.2.4 die Bedeutung der einzelnen Sprachfunktionen für menschliche Partnerwahl detailliert beschrieben werden. Dies betrifft vorrangig die Diskussion sprachbezogener Geschlechterunterschiede. Die Beantwortung der oben formulierten Fragen sowie die Beschreibung der Sprachverwendung im Kontext sexueller Selektion und ihre empirische Bestätigung sollen einen Zugang zur Frage nach dem Ursprung und der Evolution der Sprache liefern. Dazu wird zunächst unter 4.3 das evolutionäre Erklärungsmodell anderen Erklärungsansätzen gegenüber gestellt. Unter 5. wird die Evolution der Sprache aus kommunikativer Sicht skizziert. Dabei soll gezeigt werden, dass die Angeborenheit der Sprache nicht ausschließlich auf formalistischer Ebene, sondern auch funktionalistisch behandelbar ist. Die dabei eingenommene Perspektive beansprucht keine Alleingültigkeit, sondern bietet einen Erklärungsansatz, der sonstige Positionen zum Sprachursprung und zu sprachbezogenen Geschlechterunterschieden sinnvoll ergänzen kann.