2020
Bodendenkmalpflege, Universitäten, Museen, Fachfirmen und Vereinen.
30 Jahre Paläontologische Denkmalpflege in Hessen und 25 Jahre Welterbe Messel.
– 20 Millionen Jahre mächtiges Archiv Wiesbadener Geschichte im Rheinschotter.
– Eine große Unbekannte aus dem Kulm-Meer
Jungsteinzeit: Forschungen zu Steingeräten einer prominenten bandkeramischen
Großsiedlung in der Wetterau. – Rhein-Main-Gebiet: Mit Highspeed ins JungneoMetallzeiten: „Klänge aus fernen Zeiten“ – umfangreicher Depotfund der Urnenfelderzeit in südhessischer Kreisstadt. – Latènezeit: Goldringe revisted, MünzRömische Kaiserzeit: Wasserbaukunst in der Wetterau und antike Wasserversorgung in der Landeshauptstadt. – Temporäres Militärlager in Hofheim am Taunus.
– Frankfurts letzte Römer
Mittelalter: merowingerzeitliche Gräber in der Mainmetropole. – Holzbrücke,
Schwert und Sporn in der Wetterau. – Köhlereirelikt an der Bergstraße. – Auswertungsergebnisse der Projektes „Marburger Schloss“
Neuzeit: Corona Funebris – frühneuzeitliche Totenkronen aus Marburg. – Spuren
frühneuzeitlicher Klangarchitektur in Darmstadt. – Montanhistorische Besonderheiten im Lahn-Dill-Gebiet. – Grabungen im ehemaligen Synagogenareal von
Frankfurt-Hoechst
Vermittlung: METAhub im Archäologischen Museum Frankfurt. – Trotz Pandemie:
Fortschritte auf der „Zeiteninsel“ im Marburger Land
In Kommission bei
Hinweis: Eine Veröffentlichung dieser Datei im Internet ist vor dem 01.12.2023 nicht autorisiert
2020
Jahrbuch für Archäologie und
Paläontologie in Hessen
Herausgegeben von
hessenARCHÄOLOGIE des
Landesamtes
für Denkmalpflege Hessen
zusammengestellt von
Udo Recker
In Kommission bei
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese
Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Angaben sind im
Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Umschlagbild:
Vordergrund: Fragmente von urnenfelderzeitlichen „Feuerböcken“ vom Silberberg bei
Ober-Ramstadt (Foto: P. Odvody, hA)
Hintergrund: Fragment von römischem Wandputz mit figürlicher Malerei aus
Frankfurt am Main-Heddernheim (Foto: B. Schwieder, Köln)
Links: Beingriff eines römischen Klappmessers aus Frankfurt am Main-Praunheim in Form
eines Tierkämpfers (Foto: U. Dettmar, Archäologisches Museum Frankfurt)
Karte S. 8: Grafik, rjm medienservice GmbH, Lampertheim, Kartierung: P. Hanauska, hA
© Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden
Alle Rechte vorbehalten
In Kommission bei wbg Theiss, Darmstadt 2021
Schriftleitung: Stefan Thörle, hA
Redaktion: Petra Hanauska, hA; Stefan Thörle, hA
Bildkorrekturen / Produktionskontrolle: Hanno Elbert, rheinsatz, Köln
Satz, Layout, Umschlaggestaltung: Stefan Thörle, hA
Druck und Bindung: Offsetdruckerei E. Sauerland, Gelnhausen
Printed in Germany
ISBN 978-3-8062-4286-7
ISSN 1610-0190
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Hessen-Archäologie 2020 (2021)
Szédeli / Fuchs / Ober / Gronenborn,
Aktivitäten im Bereich der neolithischen Höhenbefestigung bei Hofheim a. Ts., Main-Taunus-Kreis
Der Kapellenberg 2020
Der Kapellenberg 2020 – Grabungskampagne und
Eröffnung des Archäologischen Rundweges
Hans Szédeli,
Petra Fuchs,
Michael Ober,
Detlef Gronenborn
1 Hofheim a. Ts. Kapellenberg. Bereich des 2019/20 freigelegten Grubenhauses (Foto:
H. Szédeli, hA).
2 Hofheim a. Ts. Kapellenberg. Glättstein, gearbeitet aus
einem flachen Kiesel (Foto:
H. Szédeli, hA).
Das Jahr 2020 verlief für die Arbeiten auf dem Kapellenberg bei Hofheim a. Ts. (Main-Taunus-Kreis) pandemiebedingt zwar nicht so, wie anfänglich erwartet,
dennoch konnten interessante Resultate erzielt werden
und es gelang, den neuen archäologischen Rundweg
um den Berg zu eröffnen. Die Grabungskampagne 2020
fand erneut als Kooperationsprojekt der hessenARCHÄOLOGIE des Landesamtes für Denkmalpflege
Hessen (LfDH), des Römisch-Germanischen Zentralmuseums (RGZM) in Mainz und des Arbeitsbereiches
Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie des Instituts
für Altertumswissenschaften der Johannes GutenbergUniversität (JGU) Mainz statt. Seit 2016 konzentrierten sich die Arbeiten auf eine Stelle nördlich des Meisterturms, die zuvor bereits als Anomalie im Messbild
geomagnetischer Prospektionen aufgefallen war. Die
Grabungen dort erbrachten relativ schnell Hinweise
auf eine Gebäudestruktur mit einem abgeschrägten,
möglicherweise durch eine „Pflasterung“ befestigten
Eingang. Die Kampagne im Jahr 2019 hatte es sich in
erster Linie zur Aufgabe gemacht, die Dokumentation
des Istzustandes des Befundes weiterzuführen und da-
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Hessen-Archäologie 2020 (2021)
rüber hinaus Ansätze für eine Interpretation zu liefern.
Die dabei freigelegten Strukturen, wie etwa mehrere
Steinsetzungen, hatten eine nähere Ansprache als Grubenhaus plausibel gemacht. Das Ziel der Ausgrabung
im Berichtsjahr war es deshalb, Hinweise zu finden,
die diesen Ansatz festigen oder widerlegen könnten.
Die Ausgrabung war für die Dauer von zwei Wochen mit drei Studierenden geplant gewesen, musste
jedoch bereits nach knapp einer Woche aus verschiedenen logistischen Gründen eingestellt werden. Im
Wesentlichen konnte daher nur der Steg zwischen
Segment 5 und 6 abgebaut und dokumentiert werden
(Abb. 1). Da die Möglichkeit bestand, dass es sich bei
dem Befund um ein exzellent erhaltenes Grubenhaus handelt, war es angezeigt, sehr umsichtig vorzugehen, weshalb der partielle Abbau dieses Steges
deutlich mehr Zeit in Anspruch nahm, als erwartet.
Der Verlauf der Befundgrenze zeichnete sich wie
auch 2019 lediglich durch den deutlich erkennbaren
Feuchtigkeitsunterschied aus. Die nach dem Abbau
dokumentierte Steinlage war deutlich von der direkt
danebenliegen schrägen „Pflasterung“ unterscheidbar.
Während bei Letzterer die relativ homogene Gesteinsgröße auffiel, war im neu freigelegten Bereich keine
Struktur erkennbar. Vielmehr war das Gestein schlecht
sortiert, von unterschiedlicher Größe und mit Sand
und Kies unterschiedlicher Körnung durchsetzt. Vor
allem im nördlichen und westlichen Bereich kam auffallend viel Keramik zum Vorschein, hinzu kamen
Steinartefakte, verkohltes Material und Brandlehm.
Eines der Ziele war es zudem gewesen, den Übergang vom Befund zum natürlich anstehenden Boden zu erfassen und so den Ursprung der vermuteten
„Pflasterung“ in Segment 6 zu klären (Abb. 1). Dies
gelang insoweit, als es nun auch möglich scheint,
dass das kiesige Material von weiter oben seitlich in
den offen stehenden Befund eingeflossen ist und hierbei auch Keramik mit sich führte.
Der Teilabbau des Steges zwischen den Segmenten 5 und 6 brachte zudem erstaunlich viele Funde
zutage, zu denen auch ein Glättstein gehört (Abb. 2).
Insgesamt scheint das Fundmaterial dem der vorherigen Grabungen an dieser Stelle zu entsprechen; dies
ist jedoch nur eine vorläufige Einschätzung, die erst
nach Reinigung und sorgfältiger Durchsicht verifiziert werden kann. Es besteht weiterhin die Möglichkeit, dass es sich bei dem Befund um einen Teil
eines Grubenhauses handelt, der bislang nicht ausgegrabene Teil liegt außerhalb der Schnittgrenze. Die
Ergebnisse der bisherigen Ausgrabungen flossen auch
in die Konzeption eines neuen archäologischen Rundweges über den Kapellenberg ein, in den der vor vielen Jahren durch den Heimatforscher Rolf Kubon
entworfene ehemalige historische Rundwanderweg
integriert wurde. Die Projektplanung und die Entwicklung der Wegeführung entstand aus der Zusammenarbeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
des Stadtarchivs, des Tourismusbüros der Stadt Hofheim, Mitgliedern des ehemaligen Geschichts- und
Altertumsvereins und des RGZM. Zwar als eigenständig konzipiert, entspricht der Weg in seinem Design der Routengestaltung des Kooperationspartners
Regionalpark RheinMain, an dessen Routennetz er
auch angeschlossen werden wird (Abb. 3). Mitgewirkt
haben neben der Stadt Hofheim und dem RGZM
auch die hessenARCHÄOLOGIE des LfDH sowie
das Institut für Physische Geographie und der Lehrstuhl für Archäologie und Geschichte der Römischen
Provinzen, beide an der Goethe-Universität in Frankfurt a. M. Finanziert wurde das Projekt maßgeblich
über die „Stiftung Flughafen Frankfurt/Main für die
Region“ unter Beteiligung des Magistrats der Stadt
Hofheim sowie des RGZM.
Nachdem aufgrund der Corona-Pandemie ein
erster Eröffnungstermin für den archäologischen
Rundweg über den Kapellenberg im Mai 2020 ver-
schoben werden musste, konnte schließlich am 22.
August der Weg für die Öffentlichkeit zugänglich
gemacht werden (Abb. 4). Über die Gesamtlänge von
etwa vier Kilometern werden auf drei Informationstafeln allgemeine Hintergrundinformationen zu
6.000 Jahren Kapellenberg, zu Geologie und Böden
sowie zu den Grabhügeln und der Höhensiedlung
der Jungsteinzeit präsentiert. Dazu gibt es 15 Stelen,
die weitere Kurzinformationen zu den jeweils am
Ort ihrer Aufstellung sichtbaren Bodendenkmälern
liefern, etwa zu den diversen Wallabschnitten, den
Grabhügeln auf dem Plateau nördlich des Meisterturmes oder auch zum römischen Wachturm.
Dieses Informationsangebot ist über einen QRCode mit den Webseiten des RGZM verlinkt; dort findet man auch weiterführende Informationen zum Projekt, ebenso die Tafeln und Stelen als PDF-Dateien.
Man kann also bei Interesse das Gelesene noch einmal nacharbeiten und sich mit zusätzlichen Informationen versorgen.
Da der Archäologische Rundweg modular aufgebaut ist, können bei Bedarf auch Informationen ergänzt werden; er wird mithin auch künftig – beständig aktualisiert – Teil des Forschungsprojektes sein.
3 Hofheim a. Ts. Kapellenberg. Logo des Archäologischen
Rundweges. Vor dem Hintergrund des schematisierten
Kapellenberges die Umrisszeichnung eines von Rolf Kubon geborgenen Michelsberger Tulpenbechers (Foto:
H. Szédeli, hA. – Logo: RGZM,
Mainz / Magistrat der Stadt
Hofheim a. Ts. – Grafik: M. Ober).
INTERNET
www.rgzm.de/kapellenberg
LITERATUR
P. Mertl / D. Gronenborn, Geophysikalische Prospektionen auf
dem Kapellenberg. Hessen-Archäologie 2018 (2019) 59–61. –
D. Gronenborn / H. Szédeli, Kapellenberg – ein Großgrabhügel
und ein Grubenhaus. Hessen-Archäologie 2019 (2020) 86–89.
4 Hofheim a. Ts. Kapellenberg. Eröffnung des Archäologischen Rundweges: V. r. n. l.
Jutta Nothacker (Geschäftsführerin Stiftung Flughafen), Christian Vogt (Bürgermeister von
Hofheim), Andreas Hegeler
(Stadtverordnetenvorsteher),
Detlef Gronenborn (RGZM)
(Foto: E. Esmen, RGZM).
Szédeli / Fuchs / Ober / Gronenborn, Der Kapellenberg 2020
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