Annette Dorgerloh
»… zum Versuch verpflichtet, Brücken zu schlagen«.
Skizzen zum Berufshabitus des Kunsthistorikers
im wilhelminischen Berlin
I.
Als die Kunstgeschichte in Berlin im Jahre 1873 institutionalisiert wurde, konnte sie bereits auf
eine lange und erfolgreiche Vorgeschichte an der Friedrich-Wilhelms-Universität zurücksehen.
Charakteristisch für diese frühe Phase war sowohl die Verknüpfung mit den der Universität
angeschlossenen Sammlungsbeständen als auch eine enge Bindung an die Nachbarfächer, insbesondere die altertumswissenschaftlichen Disziplinen.1
Dass die Hochschule einen so glanzvollen Aufstieg mit einer weit über die preußische
Hauptstadt hinaus reichenden Bedeutung nehmen konnten, beruht wesentlich auf dem Wirken
der drei Wissenschaftler Theodor Mommsen (1817 – 1903), Ernst Ludwig Curtius (1814 – 96)
und Karl Richard Lepsius (1810 – 84). Alle drei waren herausragende Vertreter ihrer Fächer und
zugleich vorausschauende Wissenschaftsstrategen. Gemeinsam und in konstruktiver Zusammenarbeit mit den Behörden sowie mit dem Kaiserhaus vermochten sie es, ihre Projekte in der
Berliner Universitäts- und Museumslandschaft, aber auch außeruniversitär an der Preußischen
Akademie der Wissenschaften und den neu gegründeten Auslandsinstituten – Einrichtungen
von Weltgeltung – dauerhaft zu verankern. Ihr Wirken bereitete den Boden, auf dem auch die
Kunstgeschichte als ein eigener Zweig künftig höchst erfolgreich prosperieren sollte.
Herman Grimm, der erste Ordinarius, verdankte diesem wissenschaftlichen Netzwerk
mehr als nur seine Berufung an die Berliner Universität. Als ein Erbe der philologisch-archäologischen Wissenskultur war er sich der Grundlagen der Kunst der Gegenwart, die über die
Griechen bis zu den Ägyptern zurückreichen, stets bewusst: »Wir sind Moderne und die Moderne Kunst ist die unsrige«, schrieb er 1883, »heute gibt es keine partikularen Berechtigungen
mehr auch auf diesem Gebiete. Die Wissenschaft muß die einige große Kunst der letzten 3000
Jahre Menschheit als untheilbares einheitliches Phänomen vor Auge haben, und Jeder, der nur
einen Theil bearbeitet – griechische, ägyptische, deutsche, italienische oder niederländische –
1
Vgl. den Aufsatz Bredekamp / Labuda im vorliegenden Band; siehe auch Acta Borussica 2010; Holtz / Neugebauer
2010.
117
stets sich hingewiesen fühlen auf das Ganze.«2 Kunst war für ihn immer Ausdruck der Persönlichkeit, eine freie Schöpfung der Fantasie, die er in der Beschreibung zu verlebendigen und zu
vergegenwärtigen suchte.
Ganz im Sinne seiner Mentoren – hier in der Auseinandersetzung mit Curtius – ging auch
sein Blick stets über den Hörsaal hinaus, indem er hinzufügte: »In diesem Sinne bedürfen unsere öffentlichen Sammlungen einer Umwandlung.«3 Er war davon überzeugt, dass man die Menschen nicht ins Museum gehen lassen darf, »ohne eine Ahnung dessen, was da zu suchen und zu
finden sei, sondern zeige ihnen vorher, was sich da lernen und gewinnen lasse. Das Leben des
heutigen Tages reißt Illusion auf Illusion fort. Die Menschen kommen sich beraubt und hülflos
vor. Niemals war größerer Dank zu verdienen als heute durch verständiges Hinleiten auf das
Unvergängliche, was Kunst und Wissenschaft zu bieten haben. Dafür werden von uns jetzt
Museen gebaut.«4 Nur wenig später, 1887, erkannte Georg Dehio als Aufgabe der universitären
Kunstgeschichte die Notwendigkeit, das Kunstpublikum »sehtüchtiger« zu machen.5 Museums
neugründungen wie die Errichtung der Nationalgalerie untermauerten diese Forderung.
Die produktive Vereinigung von Kunst und Wissenschaft sollte also nichts Geringeres
leisten, als sinnstiftende Wegleitung zu sein in einer Zeit, die durch massive Veränderungen und
damit einhergehende Verunsicherungen – des Verstandes wie der Sinne – gekennzeichnet war.
Von der Kunst wurde Antwort und Vergewisserung erwartet, und die Kunstgeschichte wollte
und sollte ihr Mittler zwischen der Gelehrtenwelt und dem bürgerlichen Publikum sein. Die
wachsende Bedeutung der Kunst, der Museen und der Wissenschaft brachte es nach der Reichs
einigung 1871 mit sich, dass die Kunstgeschichte und ihre Vertreter zu einem wichtigen Faktor
staatsnationaler Identitätsbildung wurden und ihre Ausbildung damit an Bedeutung gewann.
Im Folgenden soll an der Karriere Herman Grimms und seines Nachfolgers Heinrich
Wölfflin beispielhaft gezeigt werden, welche Durchsetzungsstrategien notwendig waren, um
Kunstgeschichte in Berlin gesellschaftlich und institutionell zu verankern. In dieser spezifischen Verankerung liegen meines Erachtens die Ursachen für das ausgeprägte Selbstverständnis
ihrer Vertreter als Angehörige eines Geistesadels mit seinem entsprechenden Habitus.
Wie kein anderer Lehrstuhlinhaber vor und nach ihm war Grimm in jene spezifische Berliner Gelehrtenkultur hineingewachsen, die er in seinen späten Jahren als Denkmal dieser Epoche geradezu verkörperte (Abb. 1).6 Ihr verdankte er seine Prägung und sein eminentes Selbstbewusstsein als schöpferischer Wissenschaftler, der sich den Hauptmeistern der Kunstgeschichte
als »geistigen Zentralpunkten« einfühlen konnte, weil er den Prozess der Werkentstehung in
der dichterischen Imagination gewissermaßen nachvollzog. Ihn fesselte die Heldenbiografie
der »self-made großen Männer als das dauernd Wichtige«.7 Hierin war er Thomas Carlyle, den
er sehr schätzte, eng verwandt.8 Grimm galt als geistvoll und interessant und erfreute sich
2
3
4
5
6
7
8
118
Grimm 1883a, S. 347 – 348.
Ebd., S. 348.
Ebd., S. 351 – 352.
Dehio 1914, S. 241.
Vgl. Wildenbruch 1901.
Zit. n. Waetzoldt 1924, S. 230.
Vgl. Fasbender 1989; Moore 2006.
Annette Dorgerloh
1 Porträtfotografie Herman Grimm,
o. J. (Museum Haldensleben).
besonderer Beliebtheit in der Damenwelt der höheren Kreise. Bereits seit 1850 pflegte er auch
Kontakt mit dem Königshaus, das ihm ein freundliches Interesse am Fortgang seiner Werke
ebenso wie an seiner Laufbahn entgegenbrachte.9 Dieses Interesse allein hätte gleichwohl nicht
vermocht, ihn an der Berliner Universität zu installieren; von größerer Bedeutung waren zweifellos die wissenschaftspolitischen gesellschaftlichen Netzwerke in der preußischen Hauptstadt
bzw. der Reichshauptstadt. Sie erwiesen sich nicht nur als erstaunlich produktiv und erfolgreich, sondern waren zugleich Phänomene von einer langen Dauer. Das gilt gleichermaßen für
das fast dreißig Jahre währende Ordinariat Grimms, während sich mit dem Ordinariat Wölfflins (Abb. 2) auch eine personelle Erneuerung und Verjüngung durchzusetzen begann.
9
Wilhelm von Humboldt hatte Grimm anlässlich einer Aufführung seines Dramas »Rotrudis« im Königlichen
Schauspielhaus der königlichen Familie vorgestellt. Vgl. Dilly 1979, S. 246.
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119
2
Rudolf Dührkoop, Porträt Heinrich Wölfflin, Fotografie, um 1900.
II.
»Nur wer vor dem Kriege lange genug als Erwachsener gelebt hat, weiß noch, wie unerschütterbar damals alle Einrichtungen schienen. Die Fürstenhäuser saßen fest wie Felsen und die
Persönlichkeiten der Monarchen waren gottgegebene Tatsachen.«10
Diese Erfahrung, die der Direktor der Nationalgalerie, Ludwig Justi (1876 – 1957), im
Rückblick auf die wilhelminische Epoche formulierte, teilte er mit seinen Generationsgenossen. Sie galt nicht nur für das Herrscherhaus selbst, sondern auch für die Institutionen des deutschen Kaiserreichs, die ebenfalls eine heute kaum noch vorstellbare personelle Kontinuität aufweisen konnten. Das gilt in besonderem Maß für das höhere Bildungswesen, dem in den Jahren
von 1882 bis 1908 Friedrich Althoff zunächst als Vortragender Rat und ab 1897 als Ministerialdirektor vorstand. Er schuf die Voraussetzungen für den Ausbau der Universitäten, indem er
einen Budgetanstieg auf mehr als das Doppelte bewirkte; dazu kamen weitere Millionenbeträge
für außerordentliche Aufwendungen.11 In seiner Amtszeit entstanden die Kunstgeschichtlichen
Seminare in Münster, Marburg, Kiel und Greifswald. Seit 1860 waren in Bonn, Wien, Straßburg, Leipzig, Berlin, Prag und – temporär – Gießen bereits Ordinariate eingerichtet worden.12
10
11
12
120
Justi 1999, S. 245.
Vgl. Vereeck 2001; Domaschke 2001; Brocke 1987; Sachse 1928, bes. S. 168 – 169.
Vgl. Sachse 1928, S. 237 – 244; Dilly 1979, S. 236 – 237.
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Althoff spielte eine bedeutende Rolle bei der Neu- und Wiederbesetzung von Professuren; vielfach setzte er seine Kandidaten auch gegen den Willen der Fakultäten durch. Diese Praxis ist
kritisiert, aber im Ergebnis auch anerkannt worden: Althoff habe oft besser als die Professoren
gewusst, was für eine Universität gut sei; seine harte Hand sei zuweilen »heilsam für die Vitalität der Hochschulen« gewesen.13 So entsprach Althoff auch nicht der Berufungsliste der Berliner Philosophischen Fakultät, die dem alten Herman Grimm im Sommer 1900 darin folgte, nun
Robert Vischer aus Göttingen oder den Heidelberger Henry Thode als Nachfolger zu berufen.
Er ernannte den Drittplazierten, Heinrich Wölfflin, zum neuen Inhaber des renommierten Berliner Kunsthistorischen Lehrstuhls. Nach dem langen Ordinariat Grimms leitete Althoff mit
diesem Schritt eine radikale Erneuerung ein. Damit ging eine Ära zu Ende, die ebenso durch
eine Feier der Kunst und des Künstlerischen wie durch eine neuartige, starke Präsenz technisch
reproduzierter Bilder gekennzeichnet war. Von Anfang an hatte Grimm seinen Einfluss bei
Hofe und im Ministerium geltend gemacht, um den Apparat des Kunsthistorischen Seminars
auf- und auszubauen. Seine Erfolge in der »speciellen Anleitung durch Vorzeigung und Erläuterung der Kunstwerke«, die zur folgenreichen Einführung des Skioptikons führten, waren
1872 als ein starkes Argument für eine Berufung Grimms in Anschlag gebracht worden.
Der souveräne Umgang mit den Bildern als Teil der Denkmalsgeschichte war offenbar
genauso wichtig wie die Präsenz seines Vertreters in der Gesellschaft selbst. Zusammengenommen vermochten sie die Notwendigkeit des jungen Faches Kunstgeschichte in Berlin offenbar
hinreichend zu begründen.
III.
Mit der Erlangung der Kaiserwürde suchte das preußisch-deutsche Reich ab 1871 auch auf wissenschaftlich-kulturellem Gebiet seine Repräsentationsfelder zu erweitern. So wurde durch die
maßgebliche Vorarbeit von Ernst Curtius nach Kriegsende 1871 das ›private‹ archäologische
Institut in eine preußische Staatsanstalt, das Deutsche Archäologische Institut, ab 1874 Reichsanstalt, umgewandelt.14 Gleichzeitig beschloss der preußische Reichstag, eine Filiale dieser Einrichtung in Athen zu gründen. Noch im Herbst 1871 unternahm Curtius mit einem großen
Mitarbeiterstab eine Forschungsreise nach Olympia und begann dort mit seinen Grabungsarbeiten. Dieses spektakuläre Projekt sollte nicht nur die Berliner Museen wesentlich bereichern,
sondern auch die universitäre Lehre. Bereits einige Jahrzehnte zuvor hatte Karl Richard Lep
sius, der 1842 zum außerordentlichen Professor an die Berliner Universität berufen worden
13
14
Paulsen 1902, S. 102 – 103.
Das Institut wurde am 21. April 1829 in Rom als »Instituto di corrispondenza archeologica« von Otto Magnus von
Stackelberg, Theodor Panofka, Eduard Gerhard und August Kestner unter der Schirmherrschaft des preußischen
Kronprinzen und späteren Königs Friedrich Wilhelm IV. gegründet. Der Hauptsitz des in Rom fortbestehenden
Instituts wurde 1832 Berlin, als Eduard Gerhard, der eigentliche Initiator des Instituts, nach Berlin übersiedelte.
Das Königreich Preußen übernahm ab 1859 die Finanzierung. Vgl. Rodenwaldt 1929.
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121
war, in dieser Eigenschaft die Leitung der von König Friedrich Wilhelm IV. ausgesandten Expedition nach Ägypten (1842 – 1846) übernommen. Die bedeutsamen historischen und archäologischen Ergebnisse publizierte Lepsius in seinem Hauptwerk »Denkmäler aus Ägypten und
Äthiopien«, das 1849 – 1859 in zwölf Tafelbänden erschien. Die reichen Sammlungen, die Lepsius erworben hatte, kamen in das nach seinen Plänen errichtete Ägyptische Museum im Berliner Neuen Museum, dessen Mitrektor er wurde. 1846 wurde Lepsius ordentlicher Professor
und 1850 Mitglied der Akademie der Wissenschaften. 1873 wurde er zum Direktor der Königlichen Bibliothek berufen, deren repräsentativen Neubau Unter den Linden er in seiner letzten
Lebensphase federführend vorbereitete.
Mommsens Hauptaugenmerk galt in seinen späten Jahren seinen großangelegten Akademie-Projekten.15 Als Sekretär der Historisch-Philologischen Klasse von 1874 bis 1895 organisierte Mommsen zahlreiche wissenschaftliche Großunternehmen, vor allem Quelleneditionen.
Der Staatsrechtler und Altertumskundler widmete sich jedoch auch hochschulpolitischen Fragen und arbeitete hierbei eng mit Friedrich Althoff zusammen. So griff er immer wieder zugunsten seiner Schüler ein und suchte ihnen Lehrstühle zu sichern. Alle diese Gelehrten erweiterten ihren Einflussbereich im Kaiserreich beträchtlich; sie besaßen bedeutende Funktionen
und Ämter und nutzten diese zum Ausbau ihrer Wissenschaftsfelder. Möglich wurde dies nicht
zuletzt aufgrund ihrer ausgeprägten kommunikativen Fähigkeiten und Aktivitäten, die sie mit
Gelehrten und Funktionsträgern unterschiedlichster Bereiche verbanden.
Eine Schlüsselstellung kam dabei den Gesprächskreisen und geselligen Vereinigungen wie
der »Griechheit« oder insbesondere der legendären »Mittwochsgesellschaft« zu. Sie wurden zu
Treffpunkten der Eliten, anlässlich derer sich Vertreter aller Fächer mit Männern aus der Politik
und Wirtschaft zum wissenschaftlichen Austausch trafen.16 Nicht weniger wichtig waren die
Salons der Reichshauptstadt, in denen das Netz der Geselligkeit in der Regel durch die Gattinnen bedeutender Männer gesponnen und ausgebaut wurde.17 In den Jahren von 1860 bis 1890
existierten in Berlin 25 bedeutende Salons. Noch in der frühen Zeit des ›zweiten Rokoko‹ wurden diese ausschließlich von adligen Damen geführt. So verkehrte die Hofgesellschaft bevorzugt bei der Gräfin Marie von Schleinitz (geboren 1842), einer begeisterten Anhängerin Goethes und Förderin Richard Wagners. Sie vermochte es, in den 1870er und 80er Jahren in ihrem
eleganten, französisch geprägten Salon Vertreter des Hofes mit Künstlern, Wissenschaftlern
und Literaten zusammenzubringen. Anna von Helmholtz (1834 – 1899), die Gattin des berühmten Physikers, gründete ihren nicht minder bedeutenden Salon, nachdem ihr Ehemann im Jahr
1871 von Heidelberg nach Berlin berufen wurde. Ihre Geselligkeit nahm eine wichtige Position
zwischen den höfischen und bürgerlichen Salons ein. Das hohe Ansehen ihres Mannes öffnete
ihr alle Türen, und sie verkehrte bald in den wichtigen Berliner Häusern. Anna von Helmholtz
war mit der Gräfin Schleinitz befreundet, mit Marie von Olfers, Maxe Gräfin Oriola, der
15
16
17
122
Theodor Mommsen wurde 1858 auf eine Forschungsprofessur an die Preußische Akademie der Wissenschaften in
Berlin berufen und erhielt 1861 einen Lehrstuhl für römische Altertumskunde an der Berliner Universität, wo er bis
1885 Vorlesungen hielt. vgl. Demandt 1987, Wickert 1959 – 80.
Vgl. Besier 1990.
Zur Berliner Salongeschichte siehe Wilhelmy-Dollinger 2000, v. a. Kap. 4 und 5: Salons der Bismarckzeit und der
Jahrhundertwende.
Annette Dorgerloh
Schwägerin Herman Grimms, mit Anna vom Rath und anderen Berliner Salonnieren. 1883
wurde das Ehepaar Helmholtz geadelt. Da Anna von Helmholtz auf die sonst übliche aufwendige Bewirtung verzichtete – wie einst Rahel Varnhagen reichte sie ihren Gästen Tee und Butterbrote –, standen in ihrem Salon die Gespräche im Zentrum. Zudem erleichterte es ihr dieser
Usus, mit wechselnden und vor allem wachsenden Gästezahlen souverän umzugehen. Bestand
der Kreis zunächst aus etwa einem Dutzend Besuchern, so kamen an den Dienstagabenden bald
schon »eine Masse Menschen«, wie sie ihrer Mutter berichtete.18 Gleichwohl war es das erklärte
Ziel Anna von Helmholtz’, in ihrem Haus die klügsten Köpfe zusammenzubringen und eine
hochkarätige Geselligkeit zu schaffen. Zu ihren Habitués zählten viele Künstler und Wissenschaftler, darunter Theodor Mommsen, Leopold von Ranke, Max Planck, Rudolf Virchow und
Karl Richard Lepsius. Es ist bezeichnend, dass Anna von Helmholtz in der Berliner Gesellschaft zwar bewundert und respektiert wurde, aber nicht allgemein beliebt war. Der Grund
dafür lag überwiegend in ihrer Selbstdarstellung, die nicht dem damals üblichen dezent-zurückhaltenden Auftreten einer Professorengattin entsprach. Sie vertrat das Ideal einer ›Geistesaristokratie‹, die sich aus dem höheren Bildungsbürgertum entwickelte und sich in der Geselligkeit
ihres Salons gleichsam konstituierte, auch selbst. »Hierin darf man nicht bescheiden sein«,
bekannte sie, »wenn man nicht in der Mittelsorte untergehen soll.«19 Ihr tätiges Engagement für
die Frauenbildung brachte sie nicht nur der Kronprinzessin Viktoria näher, auch die nächste
Generation der Salonnieren, zu denen Sabine Lepsius, die Schwiegertochter des Ägyptologen
gehörte, schätzten Anna von Helmholtz neben Rahel Varnhagen hoch als ein bewundertes Vorbild für einen Gelehrtensalon.
Herman Grimm war über die gelehrten Kreise seines Vaters und Onkels in diese Sphären
gelangt. Früh schon wurde er von Lepsius, dem Ägyptologen, gefördert, als Mitglied der »Griech
heit« sowie des Familien-Bocciaspiels an den Sonntagnachmittagen. In der Bendlerstraße 18 im
Tiergartenviertel führte Lepsius ein offenes Haus, in dem Gelehrte, Künstler und Diplomaten
verkehrten (Abb. 3).20 Alexander von Humboldt, die Brüder Grimm, Wichern, Schelling, Curtius, Ranke, Mommsen, Droysen, Graf Schlieffen, Rauch, Cornelius und Bunsen gehörten zu
den Freunden des Hauses.21 Im Jahre 1868, nach seiner Berufung auf den Berliner Lehrstuhl für
Archäologie, hatte sich Ernst Curtius mit seiner Familie in der unmittelbaren Nachbarschaft
angesiedelt.
In diese anregende Atmosphäre war der junge Grimm wie selbstverständlich hineingewachsen. Zur Enttäuschung seines Vaters strebte er selbst aber lange Zeit keine reguläre Gelehrtenlaufbahn an, weil er sich als freier Schriftsteller verstand. Erst die Eheschließung mit Gisela
von Arnim im Jahr 1859 machte eine finanzielle Absicherung des gemeinsamen Hausstandes
auf längere Sicht notwendig. Dies um so mehr, als sich die standesbewusste Familie Giselas von
dieser Verheiratung unter Stand ausdrücklich distanzierte. Grimm war zwar ein gern gesehener
18
19
20
21
Zit. n. ebd., S. 284.
Ebd., S. 286.
Vgl. die Aufsätze von M. Rainer Lepsius »Bildungsbürgertum als ständische Vergesellschaftung« (S. 303 – 314) und
»Bildungsbürgertum und Wissenschaft – Richard Lepsius und seine Familie« (S. 315 – 334) in Lepsius 1993.
Vgl. die auf den Tagebüchern und Briefen von Elisabeth Lepsius, der Gattin Richard Lepsius’ beruhende Darstellung Lepsius 1933; siehe hierzu auch Lepsius 1972, S. 144.
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123
3
Ernst Weidenbach, Das Haus Lepsius in der Bendlerstraße, Zeichnung, 1856.
Jugendfreund auch ihrer adelsstolzen Brüder, doch als die Beziehung enger wurde, wurde diese
als Mesalliance strikt abgelehnt. Erst Bettinas Tod machte eine Heirat möglich. Diese führte
tatsächlich zum Bruch, nicht nur mit dem Bruder Freimund von Arnim, sondern auch mit der
preußischen Adelsgesellschaft in Berlin. Eine ›Frau Grimm‹ hatte dort nichts mehr zu suchen.
An seinen Schwager schrieb Grimm, dass es ihm »unlieb genug« sei, »eine Frau zu haben, deren
Brüder Freiherrn und deren Schwestern Gräfinnen sind«.22 Dafür schuf sich das Paar eine eigene gelehrte Geselligkeit mit einem Montagsclub, zu dem neben Wilhelm Scherer u. a. auch Wilhelm Dilthey gehörte.
Grimm, der Abkömmling der politisch engagierten – und exilierten – Brüder Grimm und
selbst vergleichsweise liberal gesinnt, hatte mit diesem Adelsvorurteil seiner Schwäger lange zu
kämpfen; noch viele Jahre später widmete er sich diesem Problem mit seinem dreibändigen
1867 publizierten Roman »Unüberwindliche Mächte«, in dem er mit der Welt des Adels dezidiert abrechnete.
Als Teilnehmer der Abendessen der »Graeca« beschrieb ihn die Schriftstellerin Marie von
Bunsen in ihren Erinnerungen: »Herman Grimm, der besonders von den Damen gefeierte,
22
124
Zit. n. Mey 2004, S. 152. Als Grimm seinem Schwager Freimund die Tatsache der vollzogenen Eheschließung mitteilte, entspann sich ein Briefwechsel, in dem Grimm schrieb, dass es ihm »lästig« sei, »mit Familien verwandt zu
sein, denen ich hier nichts entgegenzustellen habe. Schon als ich nur mit Euch bekannt war, hat es mich oft verlegen
gemacht, jetzt wird es das nicht mehr tun, aber es wird die Differenz darum nicht aufgehoben. Umsoweniger wird
dies jemals der Fall sein, da ich weiß, dass wenn, was jetzt an allen Ecken und Enden geschieht, meinem Vater und
Onkel dergleichen Ehre angetragen würde, sie sie von der Hand weisen und zwar mit meiner vollsten Beistimmung
(…).« Zit. n. ebd., S. 152.
Annette Dorgerloh
4a Kaminuhr, um 1850. Geschenk der Kaiserin Augusta
(Museum Haldensleben).
4b Vitrine mit der Kaminuhr und Grimms Buch
» Leben Michelangelos« (Museum Haldensleben).
schöngeistige Kunsthistoriker, war stattlich, hatte regelmäßige Züge, immer wechselte der Ausdruck seiner klugen Augen, er sprach unterhaltend, geistvoll und gewählt, wozu der berlinische
Dialekt nicht recht passte.«23 Dass sich Grimm gleichwohl eine kritische Distanz allem und
jedem gegenüber bewahrte, ist belegt. Der Kontakt zum Kaiserhaus, speziell zur Kaiserin
Augusta, wurde trotzdem enger. So berichtete er von einem Aufenthalt in Baden-Baden im
Sommer 1875, wo auch die Kaiserin zu kuren pflegte, dass er zu ihr gerufen wurde. »Bei der
Kaiserin habe ich von meinen Novellen vorlesen müssen, wobei mir, wie Goethe sagte, wunderlich zu Mute war. Ich bin der Hofschranze geworden, wie er im Buche steht und mein Frack
kommt zu keiner ruhigen Stunde mehr.«24 Das Kaiserhaus lohnt ihm sein Engagement nicht
nur mit wertvollen Geschenken wie einer kostbaren Kaminuhr (Abb. 4a und 4b), sondern auch
mit einer Förderung seines Lehrstuhls und seines Apparates.
Im Jahr 1896 wurde Grimm als erster Kunsthistoriker in die Friedensklasse des Ordens
»Pour le mérite« aufgenommen; 1902 folgte Carl Justi, 1924 Georg Dehio. Mommsen hatte den
Orden bereits im Jahr 1868 erhalten, Lepsius 1872, Curtius 1879; 1908 folgte Wilhelm Dilthey.25
Zu einer Nobilitierung hingegen kam es für keinen der Geisteswissenschaftler. Anders als bei
Helmholtz hätte ein solcher Akt dem Selbstverständnis aller dieser Koryphäen widersprochen.
Ihnen lag mehr an einer Förderung und dem Ausbau ihrer vielfältigen Projekte.
23
24
25
Bunsen 1929, S. 41.
Zit. n. Mey 2004, S. 190.
Wilhelm von Bode erhielt den Orden 1929, Heinrich Wölfflin 1933. Zur frühen Geschichte und zur Porträtgalerie
vgl. Herbst 2006.
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125
IV.
Dass das alte Berlin, für das Grimm stand, um die Jahrhundertwende im Wandel begriffen war,
verdeutlicht der Aufsatz »Am Matthäikirchplatz«, den der Schriftsteller Ernst von Wildenbruch
(1845 – 1909) am 6. Januar 1900, dem 70. Geburtstag Grimms, in der Nationalzeitung publi
zierte. Er bediente sich des Gegensatzes, um die Qualität des Alten, Gewachsenen herauszu
arbeiten: »Berlin-West mit seinen immer neu aufschießenden Palasthäusern, denen die riesigen
Miethspreise wie unsichtbare Etiketten auf die Straßenfronten geschrieben stehen, erscheint
wie eine Millionärin, die mindestens alle acht Tage einmal in einer neuen, mit den unsichtbaren
Riesenziffern der Schneiderrechnung geschmückten Prachtrobe durch die Straßen rauscht.«
Diesem Zerrbild der neuen Metropole stellte Wildenbruch das beschauliche, alte Berlin entgegen. Als Inbegriff dessen galt ihm der Matthäikirchplatz, den er als »reinlich, ehrbar, sanft und
still« charakterisierte; seine Häuser sähen noch immer so aus, wie vor zwanzig, dreißig Jahren
(Abb. 5).26 Dies sei das alte Berlin, das des Geheimrats- und Professoren-Berlin, »aus dem das
jetzige, sich so anders gebende Berlin doch schließlich hervorgegangen sei.«27
Dass dieses alte Berlin noch existierte, war nicht unbedingt selbstverständlich. Im Gegensatz dazu hatte z. B. Karl Richard Lepsius sein Haus in der Bendlerstraße verkaufen müssen,
nachdem er sich – unwissentlich – in den Gründerjahren mit dem Kauf von Eisenbahnaktien
von Bethel Henry Strousberg, einem prominenten Verursacher und Opfer des Gründerkrachs
von 1873, verkalkuliert und all sein Geld verloren hatte.28 Die Häuser der Matthäikirchstraße
hingegen erinnerten von Wildenbruch an eine »Sonntag-Nachmittag-Gemeinde von alten
Damen«, die sich um die Kirche wie »um ihren Sonntag-Nachmittags-Prediger versammeln«.
In dieser Gegend pulsiere das Leben zwar auch, aber in einer anderen Weise: Es hat sich zurückgezogen in die – nach den alten Gärten hinaus gelegenen – Hinterstuben: Aber »da ist es, und
zwar ein zusammengerafftes, energisches Leben«.29 Hier tritt nun als genius loci Grimm, der
Jubilar, selbst auf: »Auf Hunderttausende kommen immer 99.999, die nichts weiter sind als
Abklatsche von einem Schema, und nichts weiter denken können, als was alle anderen denken.
Und auf 100.000 kommt immer einer, ein einziger, der wirklich aus seinem Kopfe heraus denkt,
und der einen eigens gewachsenen Schnabel hat, um auszusprechen, was er denkt. Und solch
einer von Hunderttausend (…), das ist dieser Herman Grimm.«30 Der ahnungslose Betrachter
musste erst aufgeklärt werden über die Bedeutung Grimms. Da aber selbst der Provinzler
inzwischen das »Leben Michelangelo’s« gelesen hat, darf er hinein in das Haus Nr. 5, hinauf zu
Grimms Wohnung. Er wird in das Saalzimmer geführt, das dem – kinderlosen – Ehepaar
Grimm als Arbeits- und Wohnraum gedient hatte (Abb. 6, 7). Grimms Frau Gisela, ebenfalls
wie ihre Mutter Bettina als Schriftstellerin tätig, war 1889 in Florenz gestorben.
26
27
28
29
30
126
Wildenbruch 1901, S. 3.
Ebd., S. 4.
Der Käufer seines Hauses hatte dieses abreißen und dort neu bauen lassen. Auch Lepsius’ ehemaliger Nachbar Curtius war inzwischen verstorben.
Wildenbruch 1901, S. 5.
Ebd., S. 10.
Annette Dorgerloh
5 Berlin, Matthäikirchstraße 5, Fotografie um 1900
(Museum Haldensleben).
Der imaginäre Gast sah möglicherweise das Geschenk der Stadt Florenz an den Jubilar, ein glasiertes Relief in der Art der della Robbia aus dem 15. Jahrhundert, das einen Ehrenplatz in der
Essecke erhielt, und er konnte auch das kaiserliche Geschenk, die Kaminuhr, sehen.
Trotz der Zurückbindung Grimms an die Berliner Gelehrtentradition, die Wildenbruch
am überkommenen Wohnort der Brüder Grimm vollzieht, war deren Sohn und Neffe in seinen
mittleren Jahren viel moderner, mobiler. Er fühlte sich seiner Heimatstadt Berlin zwar verbunden, doch sah er hellsichtig den Mittelpunkt des modernen Menschen viel stärker im Unterwegssein: »Wir fliehen die Städte, aber nicht, um in die Stille auf’s Land zu gehn, sondern um
überhaupt nirgends mehr für immer festzusitzen. Wir wollen keine Ruhe. Wer nicht alle fünf
Jahre wenigstens einmal in Rom, in Baden-Baden, in Biarritz, Berlin war, sei es jedes Mal auch
nur auf Tage, scheint eingerostet und zurückgeblieben. Wir fühlen uns am behaglichsten, am
meisten zu Hause, still und ruhigen Gedanken aufgelegt, wenn wir unserer eigenen Existenz ent
rinnend am Fenster eines Eisenbahnwaggons die Welt vorübertanzen sehen und selbst davonfliegen.«31
Grimms Versuch, der Hauptstadt durch den Kauf einer Villa am Stadtrand in Lichterfelde
temporär zu entfliehen, führte zwar zu angeregten Kaffeerunden wie jener im September 1870
mit Curtius, Mommsen, Bancroft und anderen, doch wurde ihm nach einigen Jahren der Weg
zu lang und das Leben auf dem Land letztlich zu beschwerlich, sodass sich das Ehepaar eine
31
Grimm 1883a, S. 349 – 350.
Berufshabitus des Kunsthistorikers im wilhelminischen Berlin
127
6
»Saalzimmer« in Grimms Wohnung. Fotografie um 1900 (Museum Haldensleben).
Stadtwohnung nahm und das Landhaus vermietete.32 Auch Wölfflin, der später einige Zeit in
Babelsberg Quartier nahm, hatte nachträglich nur böse Worte für das Angewiesensein auf den
Nahverkehr. Als er 1911 Berlin verließ, war er froh, die »gemeine, niederträchtige, menschenunwürdige Fahrerei und Bahnhofspassage, die ich jetzt durchleide«, hinter sich zu lassen.33
Diese Erfahrungen und Beschreibungen sind typisch: Gerade von ihren kultivierten Bewohnern wurde die Entwicklung Berlins zur modernen Großstadt als höchst ambivalent erlebt. Mit
dem Aussterben der Salons in den Jahren um den Ersten Weltkrieg, als es, wie Sabine Lepsius
konstatierte, nicht mehr nötig war, dass eine Idee den Umweg über eine gesellige Frau nehmen
musste, veränderte sich auch die Geselligkeit.34 Clubs und Berufsvereinigungen begannen nun,
eine größere Rolle zu spielen.
32
33
34
128
Vgl. Mey 2004, S. 174 – 175.
Gantner 1984, S. 206 – 208.
Lepsius 1913, S. 222 – 234.
Annette Dorgerloh
7 Arbeitszimmer Herman Grimms, Fotografie
um 1900 (Museum Haldensleben).
V.
Der Tod Grimms 1901 beendete zunächst die Verbindung des Kunsthistorischen Lehrstuhls der
Berliner Universität zum Kaiserhaus. Nach einigen Jahren jedoch sollte der Kontakt erneuert
werden; das regierende Kaiserpaar erbat sich die Begleitung Wölfflins bei ihrer Beschäftigung
mit aktueller Kunst. In einem Brief an seine Eltern berichtete Wölfflin am 20. Mai 1904 über
diese Begegnung: Er habe ein Billet erhalten, dass der Kaiser um zwei Uhr in die Ausstellung –
offenbar die Große Berliner Kunstausstellung bzw. Akademie-Ausstellung – kommen werde,
und er solle mitgehen. »Ich wurde dann noch persönlich über die Bedeutung des Falles instruiert, dass man den Kaiser allmählich von seinem Vorurteil gegen alles Secessionistische abzubringen versuche, und dass ich am ehesten als unparteiischer Sachverständiger figurieren könne,
auf den man sich einmal dem Kaiser gegenüber berufen könne. Eben deshalb sollte ich womöglich vorgestellt werden.«
Berufshabitus des Kunsthistorikers im wilhelminischen Berlin
129
Anders als Grimm, dessen Vorlieben eher in der Kunst der Vergangenheit lagen, sah Wölfflin
auch das kunstpolitische Anliegen der Kunstverwalter und deren Hoffnung auf eine Vermittlung modernerer Positionen. Dies sollte sich jedoch bei diesem Ausstellungsbesuch nicht erfüllen: Das Kaiserpaar kam, und die Kaiserin wünschte, dass Wölfflin ihr vorgestellt würde. »Sie
fragte, ob ich auch einer von den Modernen sei (was in diesem Kreise etwa so viel bedeutete wie
Sozialist, Revolutionär). Ich antwortete, ›wir Schweizer sind von konservativer Gesinnung‹,
worüber sie eine große Freude hatte. ›Das ist gut geantwortet. Hören Sie, Graf Mirbach, was er
sagt‹ usw. (Mir wurde etwas schwül.) Die Besichtigung dauerte über zwei Stunden, der Kaiser
war sehr gut aufgelegt, lachte immer, so herzlich wie Cornelius, leider aber bewunderte er meist
das Mittelmäßige. Mein Geheimrat konnte gar nicht ankommen, weder mit sich noch mit mir.«
Alle Versuche der Beamten, Wölfflin dem Kaiser vorzustellen, misslangen. Stattdessen
bekam er einen kaiserlichen Rat mit auf den Weg: »›Sie machen mir gefälligst Front gegen diese
moderne Richtung, in jeder Beziehung.‹ Das so herausgestoßen, wie man einen Soldaten anschnauzt.«35 Da sich Wölfflin daraufhin zurückhielt, wurde er am nächsten Tag ins Ministerium
gebeten: »Ich soll da so ein ständiger Beirat werden.« Sein Kommentar lautete: »Da ich nichts
zu verlieren habe, ist es auch keine Sache des Mutes, seine Meinung offen und mit Nachdruck
vorzubringen.«36
Die geschilderte Szene ereignete sich im Jahr 1904, drei Jahre nach Wölfflins Berufung
nach Berlin. Noch immer existierte die fundamentale Gegnerschaft Wilhelms II. gegenüber den
modernen Kunstströmungen.37 In einem solchen Licht mussten selbst die Impressionisten noch
als Revolutionäre und wagehalsige Neuerer erscheinen. Besonders problematisch daran war,
dass sich der in diesem Feld beratungsresistente Kaiser als ›Kunstfreund‹ die Urteilsfähigkeit
und Entscheidungshoheit in Fragen der Kunst und Kunstgeschichte selbst anmaßte.
»Jene Spaltung in Deutschland zwischen der alten preußischen Gesellschaft und den
neuen, künstlerischen Anschauungen und Absichten ging so tief,« schrieb Justi später, »dass ich
nicht die Vermessenheit haben konnte, sie schließen zu wollen, aber ich fühlte mich doch zum
Versuch verpflichtet, Brücken zu schlagen. Dem Kultusminister, meinem persönlichen Vorgesetzten, war es persönlich gleich, was an der Nationalgalerie geschah, wenn es nur keine Unannehmlichkeiten gab; der Kaiser jedoch nahm die künstlerischen Fragen ernst, weil er um ihre
Wichtigkeit wusste. Er hatte in allem die letzte und eigentliche Entscheidung.«38 Letztlich ist
Wilhelm II. für keinen der Kunstgeschichtsprofessoren zum Partner geworden, ebenso wenig
für die Museumsleute, die sich bestenfalls, wie Ludwig Justi – Nachfolger Hugo von Tschudis
als Direktor der Nationalgalerie – als Moderatoren verstanden.
Ihre geselligen Kontakte suchten die engagierten, jüngeren Kunsthistoriker andernorts. So
schloss Wölfflin mit mehreren Künstlern Freundschaft, darunter dem Porträtmaler Reinhold
Lepsius und seiner Frau Sabine mit ihrem berühmten intellektuellen Berliner Salon, zu dessen
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Sämtliche Zitate Gantner 1984, S. 207 – 208.
Ebd., S. 208.
Davon ausgenommen werden muss eine als neusachlich zu beschreibende Richtung der Hellmalerei, die der technikbegeisterte Wilhelm II. schätzte, z. B. bei der Darstellung moderner Schiffe. Unter dem Einfluss der – antikaiserlichen – Selbststilisierung der Museumsleute ist dieser Aspekt bisher übersehen worden.
Justi 1999, S. 245.
Annette Dorgerloh
Habitués u. a. Georg Simmel, Walter Rathenau, auch der Dichter Stefan George oder Georg
Dilthey gehörten.39 Hier verkehrten junge Dichter wie Rainer Maria Rilke oder Karl Vollmoeller, die beide temporär auch als Studenten der Kunstgeschichte an der Berliner Universität
aktenkundig wurden, ebenso wie später Christian Morgenstern, der immer kränklich war und
dessen Fehlen Goldschmidt im Kolleg mit einem launigen Gedicht zu entschuldigen suchte,
währenddessen er im Tiergarten spazieren ging.40 Wölfflin verkehrte auch im Salon der Anna
vom Rath (1839 – 1918), der Gattin des Mitbegründers der Deutschen Bank. Dieses aus dem
Rheinland stammende Paar führte einen Salon, der vom Hochadel, von Exzellenzen, Botschaftern, Gelehrten, Literaten und Künstlern gleichermaßen besucht wurde.41 Das Ehepaar Helmholtz gehörte ebenso dazu wie die Schriftsteller Ernst von Wildenbruch und Gerhard Hauptmann, aber auch Mommsen, Dilthey und Hugo von Tschudi.
Dass die geselligen Aspekte der Reichshauptstadt sogar bei Entscheidungsprozessen für
eine Rufannahme bedeutsam werden konnten, zeigt eine Notiz Heinrich Wölfflins vom 23.
November 1900, in der er Argumente für und gegen einen Wechsel von Basel nach Berlin auflistete. Dagegen sprach das Folgende: »Meine Natur ist derart, dass ich durch eine größere
öffentliche Stellung völlig die Ruhe verlöre. Dort ist man der Mann, der auf alles antworten
muß, und wenn man reist, so ist man doch überall der Professor aus Berlin.« Sein Lehrer Jacob
Burkhardt hatte ihm bereits vor Jahren, am Pfingstsonntag 1884, in Basel erklärt, warum er nie
nach Berlin gegangen sei: »Weil jeder, der dort in Tagesfragen ein Wort habe, einerseits ein Heer
von Bewunderern um sich sammle, andererseits aber einen Hass durchzubaden habe, den er
nicht durchmachen könne.«42 Wölfflin aber fand gute Argumente, die für Berlin sprachen:
Dazu gehörte das »Gefühl, [dort] mit allen Kräften zu arbeiten«; die »Genugtuung der behaupteten Stellung«, »sich neben großen Männern zu wissen«, »die Auswahl von Menschen von
Geist und Schönheit«, die »unübersehbaren Möglichkeiten«, aber auch »der Gang ›Unter den
Linden‹ hin«.43 Als der Ruf kam, nahm er ihn an: »Es muss das die Belebung sein, die einen das
Wagnis mit Lust ergreifen lässt.«44 Weil Grimm seinen Nachfolger zunächst selbst erkoren
hatte, dann aber wieder von ihm abgerückt war, hatten sich andere, vor allem Wilhelm Dilthey,
für Wölfflin stark gemacht. Ob Wölfflin dabei dem Rat Burckhardts folgte, »wer nach Berlin
reist, soll nicht den Schnellzug nehmen«, muss offen bleiben.45 Zum ausführlichen Reisen musste jedoch auch Wölfflin nicht erst aufgefordert werden.
Es überrascht, wieviel Zeit die Berliner Ordinarien letztlich auf Reisen und insbesondere
in Italien verbracht haben. Noch Grimm erschien die Aussicht auf eine gemeinsam mit Gisela
in Rom zu verbringende Existenz »wie ein sprudelnder Brunnen«, und er suchte auch später
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45
Gantner 1984, S. 213; vgl. Dogerloh 2004.
Goldschmidt 1989, S. 101 – 103.
Zu den Habitués des Salons Anna vom Raths siehe Wilhelmy-Dollinger 2000, S. 290 – 295.
Gantner 1988, S. 37 (Wölfflin am 23.11.1900).
Ebd., S. 148.
Ebd., S. 149 (Wölfflin am 27.11.1900).
Ebd., S. 37.
Berufshabitus des Kunsthistorikers im wilhelminischen Berlin
131
8
Die Tänzerin Rita Sacchetto, Fotografie, um 1910.
immer wieder, der Lehre durch Reisen nach Italien zu entfliehen.46 Im Jahr 1885 engagierte er
sich, erschüttert durch die Zerstörungen Roms durch die Umbaumaßnahmen der neuen Zentralregierung, für eine Rettung der alten Kulturstadt.47
Als Wölfflin sein Ordinariat antrat, glaubte Grimm, ihm einen gutgemeinten Rat mitgeben
zu müssen, der weit mehr über seine eigenen Prinzipien und Vorstellungen aussagt als über den
Kandidaten. In einem Brief vom 14. Dezember 1900 berichtete Wölfflin über jene Unterredung
mit Grimm: »Man verlangt, dass ich arbeiten soll, und dann auch, dass ich nobel auftrete. Meine
großen Einnahmen soll ich gesellschaftlichen Zwecken dienstbar machen, auch heiraten. Ich
bemerkte zu Grimm, dafür sei man mit 36 Jahren doch schon etwas alt, worauf er sagte: ›In
Berlin heiratet man zwischen 36 und 40.‹ Weiterhin nannte er mich Säugling, behauptete, ich
verstünde nichts von Philosophie, Religion und Literatur und wünschte, dass ich wie er die
Kunstgeschichte in zwei Semestern läse, 1. Von Dante bis Shakespeare, 2. von Shakespeare bis
Goethes Tod (…).«48 Beidem hat sich Wölfflin erfolgreich verweigert. Versuchen, bürgerlichen
46
47
48
132
Mey 2004, S. 126; vgl. auch Kap. V., S. 169 – 173.
Ebd., S. 203 – 211.
Gantner 1984, S. 151.
Annette Dorgerloh
Ehemustern zu entsprechen, setzte er sich zwar mehrfach aus, ergriff aber immer wieder rechtzeitig die Flucht. Als seine langjährige Vertraute, die Schriftstellerin Ricarda Huch von ihm
verlangte, ihrer Tochter junge Herren, Studenten der Kunstgeschichte, zur Gesellschaft zuzuführen, kam er diesem Ansinnen nicht nach. Wölfflin muss immer wieder Wünsche dieser Art
ausgelöst haben, ebenso wie der lebendige und agile Goldschmidt, der es ebenfalls vorzog,
Junggeselle zu bleiben. Die Herren entsprachen damit dem vorherrschenden und hochangesehenen Bild des allein seiner Arbeit dienenden Wissenschaftlers – hier gewissermaßen als Priester der Kunstgeschichte.
Wölfflin bezog eine Wohnung in der Tiergartenstraße 18 und begann bald schon den Verkehr mit Kollegen. Im Januar 1905 notierte er: »Eine neue Verkehrsperspektive eröffnet sich,
indem Lepsius meine Gesellschaft wünscht. Da kann man am Sonntag Nachmittag hingehn
und trifft in schönen Räumen allerlei Menschen.«49 Aber erst nach einem neuerlichen Umzug
zum Kurfürstendamm 160 im Herbst 1906 lud er selbst zu Geselligkeit ein. In Briefen an die
Eltern berichtete er von einem Abend, den er gab, dessen Krönung in einem Auftritt der spanischen Tänzerin Rita Sacchetto bestand – »was sich sonst nur reiche Bankiers leisten können«,
wie er stolz vermerkte (Abb. 8).50
Als Adolph Goldschmidt nach Wölfflins Weggang der Ruf nach Berlin erreichte, sah er
der Tätigkeit in Berlin »mit einer gewissen Besorgnis entgegen, denn die Anforderungen, die an
mich gestellt werden würden, und die Tätigkeit meines Vorgängers Wölfflin hatte in Berlin eine
begeisterte Zuhörerschaft in seinen Vorlesungen versammelt, der ich sicherlich bei meiner ganz
andersartigen Behandlung der Kunstgeschichte bei weitem nicht gleichkommen würde.«51 Dass
diese Sorge jedoch vollkommen unbegründet war, sollte sich schon bald zeigen.
VI.
Insgesamt vermochte das junge Fach Kunstgeschichte einen wichtigen Beitrag zu der Erfolgsgeschichte der Geisteswissenschaften und ihrer Ausdifferenzierung im deutschen Kaiserreich
zu leisten. Zwischen 1870 und 1910 verdoppelte sich die Zahl der Studierenden, während die der
Ordinarien nur langsam stieg. Kamen 1870 im Schnitt noch 17 Studenten auf einen Professor,
so waren es am Vorabend des Ersten Weltkriegs bereits 42.52 Bis zum Jahre 1922 besaßen alle
Universitäten in Deutschland Seminare für Kunstgeschichte.53 Die gestiegene Studierendenzahl
führte zu einer Ausweitung des Lehrangebots, das nun stärker als zuvor auch über Privatdozen
ten und Lehrbeauftragte geleistet wurde.
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53
Ebd., S. 213.
Zu diesem Anlass wurde eigens ein Service gekauft – »ganz einfach, 85.- Mk.« Dennoch sollte die notwendige Auswahl der Gäste zu Verstimmungen führen, was ihn zu der Bemerkung veranlasste, »der undankbarste Ehrgeiz ist
der Ehrgeiz des Gastgebers« (8.2.1907), Gantner 1984, S. 219.
Goldschmidt 1989, S. 168.
Vgl. Eckel 2008, S. 14, 17; in demselben Zeitraum vervierfachte sich die Gesamtzahl der Studierenden in Deutschland: Betrug sie 1870 noch 14.000, so gab es 1911 bereits 56.000 Studenten, 1921 dann 88.000; vgl. Ringer 1983, S. 54.
Vgl. Dilly 1979, S. 213.
Berufshabitus des Kunsthistorikers im wilhelminischen Berlin
133
Im Gegensatz zu dem aus kleinsten Verhältnissen stammenden Richard Hamann besaßen
Grimm, Wölfflin, Goldschmidt und auch der Privatdozent Werner Weisbach, Sohn eines jüdischen Industriellen, den Vorzug einer gewissen materiellen Unabhängigkeit, die ihnen den
nötigen Spielraum für ihre Studien mit Forschungsreisen und langen Italienaufenthalten
ermöglichten. Geriet diese finanzielle Unabhängigkeit in Gefahr, wie im Falle Georg Simmels
durch einen Fastbankrott des väterlichen Unternehmens bzw. Erbes, dann bedeutete dies eine
absolute Existenzbedrohung: Die Malerin Sabine Lepsius, eine enge Freundin Simmels seit
Jugendzeiten, erinnerte sich später, dass Simmel in dieser Zeit sogar Selbstmordabsichten hegte.54 Seine späte Berufung nach Straßburg 1914 bedeutete ihm daher eine tiefe Genugtuung.
Eine solche institutionalisierte Anerkennung konnte der exilierte Jude Werner Weisbach in seiner beruflichen Laufbahn nicht erreichen. Die Bitternis seiner Memoirenbücher »Und alles ist
zerstoben« (1937) und »Geist und Gewalt« (1956) legt davon Zeugnis ab.
Die Situation der kaum bezahlten Privatdozenten bildet die Kehrseite der Erfolgsgeschichte der Institutionalisierung der Kunstgeschichte. So war auch Richard Hamann, von 1898
bis 1901 Student in Berlin, von scharfen Ressentiments gegen den dortigen »Bildungspöbel«
erfüllt, wie seine Briefe aus den Jahren 1902/03 an den einstigen Magdeburger Schulfreund Wilhelm Waetzoldt belegen.55 Nach Studien bei Simmel, Max Dessoir und Wilhelm Dilthey hatte
Hamann erst nach der Lehrstuhlübernahme durch Wölfflin im Jahr 1901 zur Kunstgeschichte
gefunden. Ein Widerschein dieser finanziell schwierigen Jahre findet sich in Hamanns frühem
Rembrandt-Buch von 1905, in dem er sich stark mit Rembrandt als Aufsteiger aus kleinen Verhältnissen identifizierte. Hamann war stets auch auf Einnahmen durch Veröffentlichungen
angewiesen – dazu gehörte das Impressionismus-Buch von1907 – was eine gewisse Kritik Wölff
lins in dessen Gutachten zur Habilitation 1911 nach sich zog.56
Gleichwohl vermochten die Kunstgeschichtsprofessoren in der Kaiserzeit und darüber
hinaus offenbar, ihren Studenten feste Grundlagen eines Berufshabitus und auch eines Standesbewusstseins als Gelehrter zu vermitteln. »Sicher und freudig ging ich meine Berufswege«
schrieb Ludwig Justi rückblickend auf seine ersten Berufsjahre. »Ein Renaissance-Mensch mit
viel Sonne« – so urteilte man auch in Frankfurt über ihn, als er die Städelsche Kunstsammlung
übernahm (1904).57 Als Justi aber im November 1909 auf die Direktorenstelle der Nationalgalerie berufen wurde, als Nachfolger des geschassten Hugo von Tschudi, sah er sich einem geballten Misstrauen gegenüber. Anders als in der Berliner Kunstavantgarde angenommen, teilte der
junge Justi die kritischen Auffassungen seines berühmten Onkels über den Impressionismus
aber nicht. Dieser hatte auf Anfrage geradezu vor seinem Neffen gewarnt; der junge Justi sei ein
›Modernist‹. Für ihn – ebenso wie für die Vertreter der universitären Kunstgeschichte – sollte
das »Brückenschlagen« daher eine besondere Herausforderung bleiben, weit über das Ende des
Kaiserreiches hinaus.58
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55
56
57
58
134
Tagebuch Sabine Lepsius, Auszüge, Ms., Familienbesitz.
Vgl. Hermand 2009. Auch Hamann vertrat lebenslang seine Positionen sehr selbstbewusst und war an der Öffentlichkeitswirksamkeit seiner Arbeit immer stark interessiert.
Hermand 2009, S. 47 – 48.
Justi 1999, S. 247.
Ebd., S. 245.
Annette Dorgerloh
Die polarisierende Wirkung der unseligen Kunstpolitik des Kaisers mit seiner Ablehnung der
Moderne bewirkte gleichwohl eine starke Hinwendung zur Kunst und Architektur der Gegenwart am Berliner Kunsthistorischen Seminar. Die Beschäftigung mit dem Impressionismus, die
Werner Weisbach und auch andere engagiert betrieben haben, legt hierfür ein deutliches Zeichen ab.59
Auch in dem Wirken der späteren Nachfolger und Schüler wird noch etwas von dem spürbar, was Herman Grimm nach seiner ersten Begegnung mit Alexander von Humboldt als
Anspruch und Lebensziel formulierte: Er »war von dem erhebenden Gefühle erfüllt, dass unter
allen Formen des Daseins nur einzig diejenige die reale sei: an der großen gelehrten Forschung
sich zu beteiligen, die, als Aufgabe der Menschheit von Anfang an, ewig fortbestehen werde als
das, woraus einzig wirkliches Verdienst entspringen könne. Diese Auffassung des menschlichen Daseins als eines zeitweiligen Aufenthaltes auf Erden, der nur mit den edelsten wissenschaftlichen Gedanken auszufüllen sei, hat in ihrer Einfachheit und Natürlichkeit etwas benehmendes und erhebendes.«60
Dieser Enthusiasmus, gepaart mit der Idee, mit den Vorläufern »eine unsichtbare Verbindung einzugehen«,61 entfaltete eine starke Wirkmacht, die sich in der individuellen Forschung,
aber auch in den gelehrten Netzwerken des kaiserzeitlichen Berlin und weit darüber hinaus als
ein Signum der universitären kunsthistorischen Arbeit erweisen sollte.
Literatur
Acta Borussica, Neue Folge, 2. Reihe: Preußen als Kulturstaat, Abteilung I: Das preußische Kultusministerium
als Staatsbehörde und gesellschaftliche Agentur (1817 – 1934). Das Kultusministerium auf seinen Wirkungsfeldern Schule, Wissenschaft, Kirchen, Künste und Medizinalwesen. Darstellung. Berlin 2010.
Besier, Gerhard: Die Mittwochs-Gesellschaft im Kaiserreich: Protokolle aus dem geistigen Deutschland
1863 – 1919. Berlin 1990.
Brocke, Bernhard vom: Friedrich Althoff. In: Treue, Wolfgang / Gründer, Karlfried (Hg.): Wissenschaftspolitik
in Berlin: Minister, Beamte, Ratgeber. Berlin 1987 (Berlinische Lebensbilder, Bd. 3), S. 195 – 215.
Bunsen, Marie von: Die Welt in der ich lebte. Leipzig 1929.
Dehio, Georg: Das Verhältnis der geschichtlichen zu den kunstgeschichtlichen Studien (1887). In: Dehio, Georg:
Kunsthistorische Aufsätze. München und Berlin 1914, S. 235 – 246.
Demandt, Alexander: Mommsen in Berlin. In: Treue, Wolfgang / Gründer, Karlfried (Hg.): Wissenschaftspolitik
in Berlin: Minister, Beamte, Ratgeber. Berlin 1987 (Berlinische Lebensbilder, Bd. 3), S. 149 – 173.
Dilly, Heinrich: Kunstgeschichte als Institution. Studien zur Geschichte einer Disziplin. Frankfurt a. M. 1979.
Domaschke, Franz: Friedrich Theodor Althoff und die preußischen Universitäten im ausgehenden 19. Jahrhundert. München 2001.
Dorgerloh, Annette: Das Künstlerehepaar Lepsius und die Berliner Porträtmalerei um 1900. Berlin 2004.
Eckel, Jan: Geist der Zeit. Deutsche Geisteswissenschaften seit 1870. Göttingen 2008.
Fasbender, Thomas: Thomas Carlyle. Idealistische Geschichtssicht und visionäres Heldenideal. Würzburg 1989.
Gantner, Joseph (Hg.): Jacob Burckhardt und Heinrich Wölfflin. Briefwechsel und andere Dokumente ihrer
Begegnung 1882 – 1897. Leipzig 1988.
Goldschmidt, Adolph: Lebenserinnerungen 1863 – 1944. Hg. und kommentiert von Marie Roosen-Runge-Mollwo.
Berlin 1989.
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60
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Hamann 1907; Weisbach 1910/1911.
Grimm 1883b, S. 465.
Ebd.
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135
Grimm, Herman: Ernst Curtius über Kunstmuseen (1870). In: Grimm, Herman: Zehn ausgewählte Essays zur
Einführung in das Studium der neueren Kunst. Berlin 1883, S. 342 – 352. [Grimm 1883a]
Grimm, Herman: Die Standbilder Alexanders und Wilhelms von Humboldt (1883). In: Grimm, Herman: Zehn
ausgewählte Essays zur Einführung in das Studium der neueren Kunst. Berlin 1883, S. 458 – 470. [Grimm
1883b]
Hamann, Richard: Der Impressionismus in Leben und Kunst. Köln 1907.
Hermand, Jost: Der Kunsthistoriker Richard Hamann. Eine politische Biographie (1879 – 1961). Köln, Weimar
und Wien 2009.
Herbst, Katrin: Pour le Mérite. Vom königlichen Gelehrtenkabinett zur nationalen Bildnissammlung. Berlin
2006.
Holtz, Bärbel / Neugebauer, Wolfgang (Hg.): Kulturstaat und Bürgergesellschaft. Preußen, Deutschland und
Europa im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Berlin 2010.
Justi, Ludwig: Werden – Wirken – Wissen. Lebenserinnerungen aus fünf Jahrzehnten. Aus dem Nachlass hg. von
Thomas W. Gaehtgens und Kurt Winkler. Bd. 2. Berlin 1999 (Quellen zur deutschen Kunstgeschichte vom
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Lepsius, Bernhard (Hg.): Das Haus Lepsius. Vom geistigen Aufstieg Berlins zur Reichshauptstadt. Berlin 1933.
Lepsius, M. Rainer: Demokratie in Deutschland. Göttingen 1993.
Lepsius, Sabine: Über das Aussterben des Salons. In: März 7 (1913), Bd. 3, S. 222 – 234.
Lepsius, Sabine: Ein Berliner Künstlerleben um die Jahrhundertwende. München 1972.
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Ringer, Fritz K.: Die Gelehrten. Der Niedergang der deutschen Mandarine 1890 – 1933. Stuttgart 1983.
Rodenwaldt, Gerhart: Archäologisches Institut des Deutschen Reiches 1829 – 1929. Berlin 1929.
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Wilhelmy-Dollinger, Petra: Die Berliner Salons. Mit kulturhistorischen Spaziergängen. Berlin u. a. 2000.
Wölfflin, Heinrich: Autobiographie, Tagebücher und Briefe. Hg. von Joseph Gantner. 2., erweiterte Aufl. Basel
und Stuttgart 1984.
Abbildungsnachweis
1, 5 – 7 © Museum Haldensleben.
2 © Wissenschaftliche Sammlungen der Humboldt-Universität zu Berlin. ID 13758 (Porträtsammlung Berliner
Hochschullehrer)
3 Aus: Lepsius 1933, nach S. 192.
4a und 4b Foto: Annette Dorgerloh
8 http://www.zeno.org/Bildpostkarten/M/Tanz/Pers%C3%B6nlichkeiten/Rita+Sacchetto:+%27Orientalische
+Phantasie%27 (aufgerufen am 16. 3. 2010).
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