GERMANIA
ANZEIGER
DER RÖMISCH - GERMANISCHEN KOMMISSION
DES DEUTSCHEN ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTS
JAHRGANG 89
2011
1. – 2. HALBBAND
PDF-Dokument des gedruckten Beitrags
Ursula Rothe
Der Grabstein der Severina Nutrix aus Köln
© 2013 Römisch-Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts
Die Autorin/der Autor hat das Recht, für den eigenen wissenschaftlichen Gebrauch unveränderte Kopien von dieser PDF-Datei zu erstellen bzw. diese unverändert digital an Dritte
weiterzuleiten. Außerdem ist die Autorin/der Autor berechtigt, nach Ablauf von 24 Monaten
und nachdem die PDF-Datei durch die Römisch-Germanische Kommission des Deutschen
Archäologischen Instituts kostenfrei zugänglich gemacht wurde, die unveränderte PDFDatei an einem Ort ihrer/seiner Wahl im Internet bereitzustellen.
SCHRIFTLEITUNG FRANKFURT A. M. PALMENGARTENSTRASSE 10 – 12
VERLAG PHILIPP VON ZABERN
MIT 109 TEXTABBILDUNGEN, 31 TABELLEN UND 3 BEILAGEN
Die wissenschaftlichen Beiträge in der Germania unterliegen dem peer-reviewVerfahren durch auswärtige Gutachter.
Der Abonnementpreis beträgt 30,80 € pro Jahrgang. Bestellungen sind direkt an
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ISBN 978-3-8053-4427-2
ISSN 0016-8874
© 2013 by Römisch-Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts Frankfurt a.M.
Verlag Philipp von Zabern, Darmstadt / Mainz
Verantwortliche Redakteurin Julia K. Koch, Römisch-Germanische Kommission
Graphische Betreuung Kirstine Ruppel, Römisch-Germanische Kommission
Formalredaktion Laura Weskalnys, Römisch-Germanische Kommission
Die Schlagworte werden nach der ZENON-Schlagwortsystematik vergeben
Satz und Druck Beltz Bad Langensalza GmbH, Bad Langensalza
Printed in Germany
Inhalt
Aufsätze
He yn ows ki, Ron a l d, Der Beginn des Eisenalters in Nordeuropa. Das Kulturmodell von Ingvald M. Undset und seine Rezeption . . . . . . . . . . . . . . . .
Th ra n e , He n rik, Lindenschmit an Thomsen. Ein Nachtrag . . . . . . . . . . . .
P ut ze r , An d re a s, Ein Beitrag zur Erforschung der Steinkegelaltäre vom Typ
Rungger Egg. Vorbericht über die Ausgrabungen am Wallnereck in der Gemeinde Ritten (Südtirol). Mit Beiträgen von N o tbu rg a Wa h l m ül l e r , W e rn er Ko f l e r , K l a u s O e g g l , V a l e n t i n a D e p e l l e g r i n u n d U m b er t o
T e c c h i at i . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Sie gm u nd , F ra nk , Basel-Gasfabrik und Basel-Münsterhügel. Amphorentypologie
und Chronologie der Spätlatènezeit in Basel . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
N ü s s e , H a n s - J ö r g / M a r x , Ch r i s t i a n / L e l g e m a n n , D i e t e r , Germania magna
– Ein neuer Blick auf eine alte Karte. Entzerrte geographische Daten des Ptolemaios für die antiken Orte zwischen Rhein und Weichsel . . . . . . . . . . . .
Va n Be ek , Roy / G ro e ne wo ud t, Be rt , An Odyssey along the River Vecht in
the Dutch-German border area. A Regional Analysis of Roman-period Sites in
Germania Magna . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ro the , Ur su l a , Der Grabstein der Severina Nutrix aus Köln. Eine neue Deutung
E ge r, C hr is top h, Kleidung und Grabausstattung barbarischer Eliten im 5. Jahrhundert. Gedanken zu Philipp von Rummels „Habitus barbarus“ . . . . . . . .
Høj be rg Bje r g, Li ne Ma j- Brit t, Die Denare aus den Siedlungen der römischen
und germanischen Eisenzeit in Jütland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Sp e ide l , Mi ch a e l P . / Spe id e l , M a rk us O ., Germanische Götter auf wisigotischen Gürtelschnallen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ka l m r ing , S ve n, Vom Nordatlantik an die Schlei. Neu identifizierte Schiffsausrüstungsteile aus Haithabu und Schleswig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Besprechungen und Anzeigen
ULLRICH, MARKUS, Endneolithische Siedlungskeramik aus Ergersheim, Mittelfranken
(G u nt ra m S ch wit a l l a ) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
MEYER, DOMINIK, Der westpontische Raum am Ende der frühen Kupferzeit ( Ma r iya
I va nova ) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
CORDIER, GÉRARD, L’Âge du Bronze dans le Pays de la Loire moyenne (S ven d
Ha n se n) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
HAGL, MONIKA, Ein urnenfelderzeitlicher Depotfund vom Bullenheimer Berg in
Franken (Hort F) ( W ol f Ku ba c h) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
WILBERTZ, OTTO MATHIAS (Hrsg.), Langgräben und Schlüssellochgräben der jüngeren Bronzezeit und frühen Eisenzeit zwischen Aller und Dordogne ( Fr a nk
Bot h) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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HORNUNG, SABINE, Die südliche Hunsrück-Eifel-Kultur. Studien zur Späthallstattund Frühlatènezeit in der Mittelgebirgsregion ( Fr a nk Ve r se ) . . . . . . . .
SCHUSSMANN, MARKUS, Die Latènezeit im südlichen Mittelfranken (C l a udi a Ta ppe r t) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
MÜLLER, FELIX, Kunst der Kelten (700 v. Chr. – 700 n. Chr.) (M. R uth un d J. V inc e nt S. M e ga w) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
STRAHL, ERWIN / BUNGENSTOCK, FRIEDERIKE / EY, JOHANNES / JÖNS, HAUKE / WOLTERS, STEFFEN, Probleme der Küstenforschung im südlichen Nordseegebiet 32
(C hr is top h R e ich m a nn ) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
LÜTJENS, INGO, Archsum LA 65 (Melenknop), Schichtpaket A. Eine Siedlung der
jüngeren vorrömischen Eisen- bis frühen römischen Kaiserzeit (J e s Ma r te n s) .
VRBA, ERIC MICHAEL, Ancient German Identity in the Shadow of the Roman Empire
(Er ik Hrn č ia rik ) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
HÄUSSLER, RALPH (Hrsg.), Romanisation et épigraphie (P e te r Roth e nh öf er ) . . .
MORSCHEISER-NIEBERGALL, JENNIFER, Die Anfänge Triers im Kontext augusteischer
Urbanisierungspolitik nördlich der Alpen ( Ma r tin L uik ) . . . . . . . . . .
WENZEL, CARSTEN, Groß Gerau I. Der römische Vicus von Groß-Gerau, „Auf Esch“
(M a rt in Lu ik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
WEIDNER, MONIKA K. N., Matrizen und Patrizen aus dem römischen Trier (P e te r
Ha up t) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
FURGER, ALEX R. / WARTMANN, MAYA / RIHA, EMILIE, Die römischen Siegelkapseln
aus Augusta Raurica (N in a C ru m my ) . . . . . . . . . . . . . . . . . .
FISCHER, ANDREAS, Vorsicht, Glas! Die römischen Glasmanufakturen von Kaiseraugst
(P e te r Ku rz m a n n) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
DOMERGUE, CLAUDE, Les Mines Antiques. La production des métaux aux epoques
grecques et romaine ( Ha ns -G e rt Ba c hm a n n) . . . . . . . . . . . . . .
SCHMID, GUDRUN, Die Besiedelung östlich des Lech im Landkreis Aichach-Friedberg
während der Römischen Kaiserzeit (P e te r He nr ic h) . . . . . . . . . . .
GRÜNEWALD, MATHILDE / WIECZOREK, ALFRIED (Hrsg.), Zwischen Römerzeit und
Karl dem Großen (Ro na l d Kn öc h l ei n) . . . . . . . . . . . . . . . . .
Hunnen zwischen Asien und Europa. Aktuelle Forschungen zur Archäologie und
Kultur der Hunnen (M ic ha e l S c hm a u de r) . . . . . . . . . . . . . . .
GUILLAUME, JACQUES / PEYTREMANN, ÉDITH (Hrsg.), L’Austrasie. Sociétés, économies,
territoires, christianisation (A nn e tt e Fr e y) . . . . . . . . . . . . . . . .
SCULL, CHRISTOPHER, Early Medieval (late 5th to early 8th centuries AD) Cemeteries
at Boss Hall and Butter Market, Ipswich, Suffolk (He in ri ch Hä r ke ) . . . .
LEHNEMANN, ESTHER MARIA, Das Gräberfeld von Lünen-Wethmar, Kr. Unna. Kultureller Wandel im Spiegel frühmittelalterlicher Bestattungssitten (Ch ri sto ph
G rü ne w al d ) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
VALLET, FRANÇOISE, Collections mérovingiennes Napoléon III ( Ut a von F re e de n ) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
HEINRICH-TAMÁSKA, ORSOLYA / KROHN, NIKLOT / RISTOW, SEBASTIAN (Hrsg.), Dunkle Jahrhunderte in Mitteleuropa? (U ta vo n F r ee d e n) . . . . . . . . . . .
STEUER, HEIKO / BIERBRAUER, VOLKER, Höhensiedlungen zwischen Antike und Mittelalter ( He rm a n n A m e n t) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
KENECKE, HEIKE, Die slawische Siedlung von Dyrotz, Lkr. Havelland (G ün te r
W e tz e l ) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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KLAMMT, ANNE / BIERMANN, FELIX / KERSTING, THOMAS (Hrsg.), Siedlungsstrukturen
und Burgen im westslawischen Raum (Se b a sti an Br a th er ) . . . . . . . . . .
RUCHHÖFT, FRED, Vom slawischen Stammesgebiet zur deutschen Vogtei (K e rs tin
Kir sc h ) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
BACK, ULRICH / HÖLTKEN, THOMAS, Die Baugeschichte des Kölner Domes nach baugeschichtlichen Quellen (P e te r Ma r z ol ff ) . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
MÜLLER-KARPE, HERMANN, Religionsarchäologie. Archäologische Beiträge zur Religionsgeschichte ( Sie gm a r von Sc h nu rb e in) . . . . . . . . . . . . . . . . .
BIEHL, PETER F. / RASSMAKIN, YURI Y. (Hrsg.), Import and imitation in archaeology
(E l k e Ka is e r) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
KÜMMEL, CHRISTOPH, Ur- und frühgeschichtlicher Grabraub (U rs ul a K oc h) . . . .
BRUNECKER, FRANK (Hrsg.), Raubgräber – Schatzgräber ( Ec k ha r d L a uf e r) . . . .
PIEK, JÜRGEN / TERBERGER, THOMAS (Hrsg.), Traumatologische und pathologische
Veränderungen an prähistorischen und historischen Skelettresten – Diagnose,
Ursachen und Kontext ( Ka tja Zipp ) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Hinweise für Publikationen der Römisch-Germanischen Kommission . . . . . . . . 453
(deutsch / englisch / französisch)
Die mit den Initialen gekennzeichneten Abstracts und Résumés wurden von Carola MurraySeegert (C. M.-S.) und Yves Gautier (Y. G.) übersetzt.
Table of Contents
Articles
He yn ows ki, Ro na l d, The Origin of the Iron Age in Northern Europe: Ingvald
M. Undset's Cultural Model and Its Reception . . . . . . . . . . . . . . . . .
Th ra n e , He n rik, Lindenschmit to Thomsen: An Addendum . . . . . . . . . . .
P ut ze r , A n dr ea s , A Contribution to the Study of Conical Stone Altars of the
Rungger Egg Type. Preliminary Report on the Excavations at Wallnereck in the
Municipalty of Ritten (South Tyrol). With contributions from N o tb ur ga
W a h l m ü l l e r , W e r n e r K o f l e r , Kl a u s O e g g l , Va l e n t i n a D e p e l l e g r i n
and U m be rt o T e c ch ia ti . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Sie gm u nd , Fr a nk, Basel-Gasfabrik and Basel-Münsterhügel. Amphora Typology
and Chronology of the Late La Tène Period in Basel . . . . . . . . . . . . . .
N ü s s e , H a n s - J ö r g / M a r x , Ch r i s t i a n / L e l g e m a n n , D i e t e r , Germania magna
– A New Look at an Old Map: Rectifying Ptolemy's Geographical Data for
Ancient Places Between the Rhine and the Vistula . . . . . . . . . . . . . . . .
Va n Be ek , Roy / G ro e ne wo ud t, Be rt , An Odyssey along the River Vecht in
the Dutch-German border area. A Regional Analysis of Roman-period Sites in
Germania Magna . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ro the , Ur su l a , The Severina Nutrix Gravestone from Cologne: a new interpretation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
E ge r, C hr ist oph , Dress and grave inventories of the barbarian elite in 5th century
AD. Thoughts on Philipp von Rummel's „Habitus barbarus“ . . . . . . . . . .
Høj be rg Bje r g, Li ne Ma j- Brit t, The Denarii from Settlements of the Roman
and Germanic Iron Age in Jütland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Sp e ide l , M ic h ae l P. / Sp e ide l , M a rk us O ., Germanic Gods on Visigothic belt
buckles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ka l m r ing , Sve n , From the North Atlantic to the Schlei: Newly Identified Pieces
of Ship's Equipment from Haithabu and Schleswig . . . . . . . . . . . . . . .
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Reviews and Comments
Authors and titles of books see above
Guidelines for Publications of the Roman-Germanic Commission . . . . . . . . . . 329
(German / English / French)
Table des matières
Études
He yn ows ki, Ro na l d , Le début de l’âge du Fer en Europe septentrionale. Le modèle culturel proposé par Ingvald M. Undset et sa réception . . . . . . . .
Th ra n e , He n rik, Lindenschmit à Thomsen. Supplément . . . . . . . . . . . . .
P ut ze r , An dr e a s, Une contribution à la recherche sur les autels de pierres en
forme de cône du type de Rungger Egg. Rapport préliminaire sur les fouilles de
Wallnereck dans la commune de Ritten (Tyrol du Sud). Avec la participation de
N o t b u r g a W a h l m ü l l e r , W e r n e r K o f l e r , K l a u s O e g g l , Va l e n t i n a
D e p e l l e g r i n et U m b e r t o Te c c h i a t i . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Sie gm u nd , Fr a nk , Bâle-Gasfabrik et Bâle-Münsterhügel. Typologie des amphores
et chronologie de La Tène finale à Bâle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
N ü s s e , H a n s - J ö r g / M a r x , Ch r i s t i a n / L e l g e m a n n , D i e t e r , Germania magna
– Regard neuf sur une ancienne carte. Correction de données géographiques de
Ptolémée concernant des lieux antiques entre le Rhin et la Vistule . . . . . . . .
Va n Be e k , Ro y / Gr oe n e wou dt, Be r t, Une odyssée le long du fleuve Vecht
aux confins des Pays-Bas et de l’Allemagne. Une analyse régionale des sites romains dans la Germania Magna . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ro the , U rs ul a , La stèle funéraire de Severina Nutrix à Cologne. Nouvelle interprétation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
E g e r , Ch r i s t o p h , L’habillement et le mobilier funéraire des élites barbares du
5e siècle. Réflexions sur l’ « habitus barbarus » de Philipp von Rummels . . . . .
Høj be rg Bje r g, L in e M a j-Br itt , Les deniers provenant d’habitats de l’âge du
Fer romain et germanique au Jutland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Sp e ide l , Mic h a el P. / S pe ide l , Ma r ku s O ., Dieux germaniques sur des plaques-boucles wisigothes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Kalmr ing , S ven, De l’Atlantique nord à la Schlei. Identification de nouvelles pièces appartenant à l’équipement de navires de Haithabu et Schleswig . . . . . . .
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Discussions et annonces
Auteurs et titre des livres confer ci-dessus
Recommandations pour les publications de la Römisch-Germanische Kommission . . 329
(allemand / anglais / français)
Der Grabstein der Severina Nutrix aus Köln
Eine neue Deutung1
Von Ursula Rothe
Schlagwörter: Römische Kaiserzeit / Grabsteine / Reliefs / Porträts / Inschriften / Schriftquellen /
Romanisierung / Tracht / Berufe / Sklaven
Keywords: Roman Empire / tombstones / reliefs / portraits / inscriptions / literary sources / romanisation / costume / profession / slaves
Mots-clés: Epoque romaine / pierres tombales / reliefs / portraits / inscriptions / sources littéraires / romanisation / costume / profession / esclaves
Nahe der Severinskirche in Köln wurde bei Ausgrabungen im März 1966 ein Reliefblock
geborgen, der als oberer Abschluss eines Grabdenkmals zu rekonstruieren ist, das ursprünglich wohl eine Mischform aus Aedicula und Grabaltar darstellte2. Das im Römisch-Germanischen Museum Köln verwahrte Stück wurde wegen seines ungewöhnlichen Bildprogramms mehrfach besprochen, ohne dass bisher eine überzeugende Deutung gelang3. Die
hier vorgestellte Neuansprache des Porträtbildes ermöglicht erstmals eine Interpretation,
die bisher offene Fragen beantwortet.
Der weiße Kalkstein (83 × 53 × 34 cm) in Form einer Ädikula ist an drei Seiten mit
Reliefs verziert. Die Ecken der Front- und Schmalseiten werden von Pilastern eingenommen, die vordere linke Stütze ist fast vollständig weggebrochen. Sie tragen ein mit Eckakroteren verziertes Satteldach, auf dem Früchte liegen. Am Architrav ist MEMORIAE zu lesen4. Die eigentliche Grabinschrift befand sich wahrscheinlich auf einem heute verlorenen
Stein, der unterhalb des hier besprochenen aufgestellt war.
Innerhalb der Architektur sind figürliche Reliefs angebracht. Das Hauptbild der Vorderseite zeigt einen frontal stehenden Mann in einer gegürteten Tunika, auf den Schultern
trägt er ein Lamm, zu seinen Füßen befinden sich zwei Schafe. Das Giebelfeld darüber
wird von einer Medaillonbüste eingenommen (Abb. 1). Die dargestellte Person ist mit einer
Tunika bekleidet. Über beide Schultern liegt ein voluminöser Umhang, der auf der Brust
in U-förmigen Falten drapiert ist. Die Frisur wird meist als Kurzhaarschnitt beschrieben,
1
Die Recherche zu diesem Artikel fand über längerer Zeit in der hervorrangenden Bibliothek der
Römisch-Germanischen Kommission in Frankfurt statt, und wurde erheblich erleichtert durch
die Hilfsbereitschaft des dortigen Kollegiums, für
welche ich wie immer sehr dankbar bin. Großer
Dank gilt auch Peter Noelke, Bonn, für seine vielen wertvollen Kommentare und Anregungen zu
dem Manuskript, und Nina Schücker, Frankfurt,
für die so sorgfältige Korrektur der Sprache. Eventuell noch vorhandene gedankliche oder formelle
Missgriffe sind selbstverständlich meine.
GERMANIA 89, 2011
2
3
4
NOELKE 1996, 94.
Köln, Röm.-Germ. Mus. (RGM) Inv. 66,59 u.
74,414 (doppelte Inventarisation); GALSTERER /
GALSTERER 1975, 79 Nr. 331; ROTHE 2009, 166
Nr. U32 Taf. 37.
Es handelt sich um eine unübliche, jedoch nicht
singuläre Formulierung. MÜHLBERG (1966, 2)
nannte einige wenige Beispiele von verschiedenen
Fundorten im Rheinland, Vergleiche aus Köln
fehlen.
192
Ursula Rothe
Abb. 1. Köln, Römisch-Germanisches Museum. Severina-Stein, Frontseite. Weißer Kalkstein. – Ohne Maßstab.
Abb. 2. Köln, Römisch-Germanisches Museum. Severina-Stein, linke Nebenseite.
Weißer Kalkstein. – Ohne Maßstab.
Abb. 3. Köln, Römisch-Germanisches Museum. Severina-Stein, rechte Nebenseite.
Weißer Kalkstein. – Ohne Maßstab.
Der Grabstein der Severina Nutrix aus Köln
193
allerdings ist die Büste in diesem Bereich stark beschädigt. Das Relief auf der linken
Schmalseite des Steines zeigt eine Frau in einer langärmeligen, gegürteten Tunika, sie beugt
sich über eine Wiege mit einem gewickelten Kleinkind (Abb. 2). Auf der rechten Nebenseite ist eine Frau in einem Korbstuhl beim Stillen zu sehen. Sie trägt ein fußlanges Kleid
und einen Umhang. Der Kopf des Kindes auf ihrem Arm ist nicht erhalten (Abb. 3). Beide
Szenen auf den Seitenflächen sind mit SEVERINA NUTRIX überschrieben.
Die Zeitstellung des Steines ist mehrfach diskutiert worden. In der Erstpublikation
schlug F. Mühlberg wegen stilistischer Merkmale eine Datierung in das frühe 4. Jahrhundert vor5. Eine vergleichbare Einordnung nahm J. Bracker wegen formaler Ähnlichkeiten
zwischen dem Medaillonporträt und Prinzenbildnissen konstantinischer Zeit an6. G. Ristow
datiert das Stück aufgrund der Meißeltechnik in das späte 3. Jahrhundert. Zu vergleichbaren Ergebnissen kamen auch H. Signon und W. Schumacher7. Die jüngere Forschung
ordnet das Stück anhand des Medaillonporträts in das späte 2. und frühe 3. Jahrhundert
ein8, die Frisuren der dargestellten Personen und die Drapierung ihrer Gewänder erlauben,
die Fertigung zwischen 220 und 250 n. Chr. einzugrenzen9.
Das Bildprogramm konnte bisher nicht zufriedenstellend interpretiert werden. Bereits
Mühlberg merkte an, dass der Stein vor allem „eine Fülle von Fragen“ aufwerfe10, nicht
zuletzt weil die eigentliche Grabinschrift nicht erhalten ist. Weitgehende Einigkeit herrscht
über die Deutung der Hirtenszene auf der Vorderseite des Steines. Der altägyptischen bzw.
altorientalischen Bildsprache entnommen galt das Motiv im Mittelmeerraum als Sinnbild
für Fürsorge und Schutz. In der römischen Kultur war der Hirte eine Personifikation der
humanitas und fand als solche schließlich Eingang in die christliche Ikonografie. Jesus ist
auf zahlreichen Sarkophagen als „guter Hirte“ dargestellt, für einen christlichen Kontext ist
die Datierung dieses Steines jedoch zu früh, obwohl wir einen weiteren Grabstein mit sehr
ähnlichen Hirtendarstellung aus der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr. kennen11.
Die Interpretation der Seitenbilder erwies sich als weitaus weniger eindeutig. Die ersten
Bearbeiter des Steines stellten sie ebenfalls in kultischen Zusammenhang. Teilweise wurde
die an den Seiten dargestellte Frau als Ammen- bzw. Muttergottheit interpretiert, deren
Kult mit dem römischen Militär an den Rhein gelangte12, oder man brachte sie mit den
Matronengöttinnen in Verbindung, die in den Nordwestprovinzen und vor allem im
Rheinland verehrt wurden13. Allerdings ist die Darstellung von Gottheiten in der römiMÜHLBERG 1966, 2.
BRACKER 1975, 780 f.
7 RISTOW 1967, 184; SIGNON 1971, 141; SCHUMACHER 1977, 169.
8 PÄFFGEN 1992, 105.
9 PÄFFGEN 1992, 104: anhand der Frisuren ca.
220–230 n. Chr. – NOELKE 1996, 94: anhand
von Kopfform und Frisur der Medaillonbüste ca.
230–245 n. Chr., Korrektur der Angaben in
DERS. 1979, 170 f. – FAUST 1998, 127: anhand
der Frisuren und der Drapierung der Gewänder
225–250 n. Chr.
10 MÜHLBERG 1966, 1.
11 Köln, RGM Inv. 193; ESPÉRANDIEU VIII 6490;
FREMERSDORF 1956, 5; BINSFELD 1960, 166
Nr. 30 Taf. 30,1; NOELKE 1996, 93; FAUST
1998, 124 Taf. 7,105; ROTHE 2009, 166
5
6
GERMANIA 89, 2011
12
13
Nr. U31. Für den Bildtopos des „guten Hirten“
siehe SCHUMACHER 1977; HIMMELMANN 1980.
Z. B. im römischen Nordafrika Dea Nutrix oder
die nutrices, denen in Poetovio, Slowenien, ein
Tempel geweiht war; siehe MÜHLBERG 1966, 2;
DOPPELFELD 1974, XII; 92.
MÜHLBERG 1966, 2; RISTOW 1967, 184. –
MÜHLBERG a. a. O. vermutete eine Verbindung
zwischen Severina nutrix und dem späteren Kölner Bischof Severin: „Ist es ein bloßer Zufall,
wenn die ‚Severina nutrix‘ im Severinsviertel gefunden worden ist, das doch nach dem Kölner
Bischof der ausgehenden Römerzeit heißt? Ist
der Gedanke allzu verwegen, die Christengemeinde von Köln habe die Erinnerung an ein
altes Heiligtum der ‚Severina nutrix‘ tilgen wollen durch die Verehrung ihres Bischofs, dem sie
zu diesem Zweck eine Grabstätte bei der Fried-
194
Ursula Rothe
Abb. 4. Tonfigurine einer Muttergottheit aus Welwyn Grange (Großbritannien), 2. Jahrhundert n. Chr. –
Ohne Maßstab.
schen Grabkunst unüblich. Das ungewöhnliche Motiv ist auf unserem Stein mit dem mutmaßlich frühen Tod des oder der Bestatteten erklärt worden. Das Bildprogramm brächte
den Wunsch zum Ausdruck, das verstorbene Kind möge im Jenseits von Ammen bzw.
Muttergottheiten umsorgt werden, wie der Hirte seine Schafe beschützt14.
Diese Interpretation überzeugt jedoch als Erklärung der ungewöhnlichen Motive nicht,
vielmehr sprechen einige Argumente dagegen. Der gefühlvolle und reale Duktus der Reliefs
wäre in der sakralen Kunst ebenso unüblich wie die Tatsache, dass eine Gottheit – wie
noch zu zeigen ist – wie in der Stillszene eine Modefrisur trägt. Der an sich nahe liegende
Gedanke, die Darstellungen mit dem Matronenkult im Rheinland und in Gallien zu verbinden, ist unwahrscheinlich, da unser Stein der einzige Beleg für eine Matrone mit Namen nutrix wäre15.
Gegen eine Verbindung unseres Steines mit Ammenkulten, die aus anderen Teilen des
römischen Reiches bekannt sind, sprechen ikonografische Überlegungen. Die Darstellung
einer solchen Gottheit, die sich über ein Kind in einer Wiege beugt, wäre nicht nur im
gallisch-germanischen, sondern auch im mediterranen Raum singulär. Auch für die Stillszene fehlen in der sakralen Bildsprache überzeugende Parallelen. So ist das Kölner Relief
nur auf dem ersten Blick, nicht aber im Detail, mit Darstellungen der nordafrikanischen
hofskapelle an der Straße nach Bonn bereitet hätte?“. Dies wurde mehrfach und bis in jüngste
Zeit auch in englischsprachiger Literatur auf-
14
15
gegriffen, siehe KAMPEN 1981, 96; GEORGE
2000, 200 Anm. 32.
MÜHLBERG 1966, 2; RISTOW 1967, 184.
Dies räumte bereits MÜHLBERG (1966, 2) ein.
Der Grabstein der Severina Nutrix aus Köln
195
Dea Nutrix16 vergleichbar, die sich am Typus der Sitzfigur mit Kind (Isis-Horus-Gruppe)
orientierten (und später die Marienikonografie beeinflussten)17. Terrakotten aus Gallien
und dem Rheinland, die stillende Ammen- bzw. Muttergottheiten darstellen, sind stets auf
frontale Betrachtung entworfen18 (Abb. 4) und halten zudem oft zwei Kinder in den Armen19. Entsprechend dieser Überlegungen haben die meisten bisherigen Bearbeiter angenommen, dass die Seitenflächen keine mythischen Szenen, sondern Bilder aus dem Leben
von Severina zeigen, die als Amme in einem wohlhabenden Haushalt arbeitete20.
Die Büste auf der Vorderseite des Steines interpretierte man aufgrund der vermeintlichen Kurzhaarfrisur als männliches Porträt, das den Verstorbenen in einer römischen tunica21 oder einem hoch gegürteten Chiton22 zeige. Darüber trage er eine Toga23 oder einen
Mantel24. Die Analyse von Frisur und Kleidung ergab also die Deutung, dass der Grabstein
für einen männlichen Toten gesetzt wurde, offensichtlich von der auf den Seitenflächen
abgebildeten Amme Severina25. Hierbei überrascht sowohl, dass die Stifterin sich ein solches Monument leisten konnte, wie auch, dass sie auf diesem derart hervorgehoben – auf
beiden Schmalseiten und zudem jeweils mit einer Namensbeischrift – erscheint26. Außerdem fällt der deutliche Altersunterschied zwischen dem auf den seitlichen Reliefs abgebildeten Kleinkind und dem Jugendlichen oder Erwachsenen im Giebelporträt auf, wodurch
Zweifel an der bisherigen Interpretation aufkommen.
Im Folgenden ist zu beweisen, dass der Grabstein nicht für einen Mann, sondern für
eine Frau, wohl für die Amme Severina, gesetzt wurde. Zunächst gilt es das wichtigste
Argument für die Ansprache als männliches Porträt kritisch zu prüfen. Der en face dargestellte Kopf ist an Stirn, Nase und Mund beschädigt. Die Haare liegen flach an, die
Ohren sind deutlich sichtbar, der Ansatz eines Zopfes oder Haarknotens im Nacken oder
am Hinterkopf ist nicht zu erkennen (Abb. 5). Zunächst möchte man P. Noelke folgen,
der die Frisur als männlichen Kurzhaarschnitt, vergleichbar dem jungen Severus Alexander,
beschrieb27. Unserem Porträt fehlen jedoch die zu einer solchen Frisur gehörenden deutlichen Koteletten (Abb. 6)28. Die Seitenbilder zeigen Severina mit zwei verschiedenen Frisuren. Beim Stillen bedeckt ihr mittig gescheiteltes Haar locker die Ohren, im Nacken ist es
zu einem großen Knoten zusammengefasst, der an die lockeren Nackenrollen severischer
Frauen erinnert (Abb. 3)29. In der Wiegeszene ist ihr Haar straff hinter die Ohren geführt
16
17
18
19
20
21
22
Siehe z. B. LIMC VI,2, 620–622 s. v. nutrices.
Anders MÜHLBERG 1966, 2. Der Bildtypus war
im östlichen Mittelmeerraum (mit Ausnahme
des klassischen Griechenlands) und in Etrurien
verbreitet (siehe BONFANTE 1997; DIXON 1988,
105). Siehe allgemein dazu BONFANTE 1997.
Dies gilt für alle einheimischen Göttinnen der
Nordwestprovinzen, z. B. Nehalennia, Epona
und die verschiedenen Matronae.
Z. B. FO Avenches, Kt. Waadt (Avenches, Mus.
Romain, Inv. 65 / 9595).
Erstmals RÖMER-ILLUSTRIERTE 1974, 226; dann
GALSTERER / GALSTERER 1975, 79 Nr. 331; BRACKER 1975, 780 f.; NOELKE 1979, 170 f.; DERS.
1996, 94; PÄFFGEN 1992, 104 f.; FAUST 1998,
127.
Z. B. FAUST 1998, 127.
Z. B. BORGER 1977, 62.
GERMANIA 89, 2011
23
24
25
26
27
28
29
Z. B. MÜHLBERG 1966, 1; RISTOW 1967, 184;
SCHUMACHER 1977, 169; GEORGE 2000, 200; sowie mit Einschränkungen PÄFFGEN 1992, 105.
Z. B. FAUST 1998, 127.
RÖMER-ILLUSTRIERTE 1974, 226; GALSTERER /
GALSTERER 1975, 79 Nr. 331; BRACKER 1975,
780 f.; SCHUMACHER 1977, 169; KAMPEN, 1981,
96; PÄFFGEN 1992, 104 f.; NOELKE 1996, 94;
FAUST 1998, 127; GEORGE 2000, 200.
So bereits GEORGE 2000, 200. PÄFFGEN (1992,
105) nahm uns heute unbekannten Gründe als
Erklärung an.
NOELKE 1996, 94.
Z. B. BERGMANN 1977, 26–29 Taf. 2,2–3; 3,3–4.
PÄFFGEN 1992, 104; NOELKE 1996, 94; FAUST
1998, 127; solche Frisuren z. B. bei Julia Domna
(MEISCHNER 1964 12 f. Abb. 13; 14); Julia Mamaea (a. a. O. 27 Abb. 34) und Annia Faustina
(a. a. O. 26 Abb. 35).
196
Ursula Rothe
Abb. 5. Köln, Römisch-Germanisches Museum. Severina-Stein, Porträt. Weißer Kalkstein. – Ohne Maßstab.
Abb. 6. Rom, Musei Capitolini, Museo Capitolino, Stanza degli Imperatori 51. Porträtbüste des Severus
Alexander. Marmor. – Ohne Maßstab.
und zu einem kleinen Knoten oder Röllchen im Nacken gebunden (Abb. 2). Diese auch an
Kaiserinnenporträts belegte Frisur (Abb. 7)30 definiert nach W. Faust keinen Typus, sondern zeigt wie Severina ihr Haar tatsächlich trug31. In Frontalansicht gliche diese Frisur
einem männlichen Kurzhaarschnitt, denn der Knoten wäre vom Hals verdeckt.
30
Z. B. Julia Domna (SNG 1955, 950–951) und
Plautilla (MEISCHNER 1964, 18 Abb. 20; 78 f.
Abb. 59–60).
31
FAUST 1998, 15. Auch PÄFFGEN (1992, 104) ging
ausführlich auf die unterschiedlichen Frisuren
ein, diese sind in der Beschreibung jedoch versehentlich vertauscht.
Der Grabstein der Severina Nutrix aus Köln
197
Abb. 7. Vorderseite einer Münze, geprägt in Stratonikeia (Caria, Türkei). Caracalla und Plautilla.
202–205 n. Chr. Typ BMC Caria 65 & 66. Bronze. – M. 1 : 1.
Im Umland von Köln sind weitere Grabporträts von Frauen mit ähnlicher Haartracht
bekannt, und auf manch anderen späten Grabsteinen aus dem Rheinland und Nordgallien
lassen sich weibliche Porträts ohne Haube nicht ohne weiteres von männlichen Bildnissen
unterscheiden. Z. B. trägt die ältere Dame aus der Büstengruppe in der Köln-Weidener
Grabkammer, die im späten 2. / frühen 3. Jahrhundert gefertigt wurde, ihr Haar ähnlich
wie Severina in der Wiegeszene, jedoch etwas lockerer gebunden (Abb. 8)32. Auch die Frau
Abb. 8. Büste der älteren Dame aus Köln-Weiden (Deutschland). Marmor. – Ohne Maßstab.
32
FREMERSDORF 1957; NOELKE 1982; SINN 2003;
NOELKE 2008. Nach SINN (a. a. O. 314) wurden
die qualitätvollen Büsten in Rom hergestellt.
NOELKE (1982, 251; DERS. 2008, 455) schließt
GERMANIA 89, 2011
eine Fertigung – vielleicht von einem „Wanderbildhauer“ – in Köln, wo es Hinweise auf Marmorwerkstätten gibt, nicht aus.
198
Ursula Rothe
Abb. 9. Köln, Römisch-Germanisches Museum. Porträt einer Frau auf einer Stele aus Köln. Kalkstein. –
Ohne Maßstab.
auf der Vorderseite der oben bereits erwähnten Kölner Stele mit Hirtendarstellung, die
W. Faust in die Zeit von 225–235 n. Chr. datiert, hat ihr Haar wie Severina straff hinter
die Ohren gekämmt. Im Nacken ist ihr Haarknoten nur deshalb teilweise zu sehen, weil
sie sich leicht vom Betrachter abwendet (Abb. 9)33. Anhand des Mittelscheitels sind aber
beide Porträts eindeutig als Darstellungen von Frauen zu erkennen. Dieses Detail war jedoch kein unverzichtbarer Bestandteil der weiblichen Haartracht dieser Zeit, wie eine Frisierszene auf einem Grabpfeiler der 220er Jahre aus Neumagen (Kr. Bernkastel-Wittlich)
zeigt. Auch hier wirkt das – ohne Scheitel – zu einem Zopf gebundene Haar der Sklavinnen wie ein Kurzhaarschnitt (Abb. 10)34. Es bleibt also festzuhalten, dass das Porträt am
Kölner Severina-Stein durchaus weiblich könnte sein. Leider ist es an der Stelle beschädigt,
wo ein etwaiger Mittelscheitel eine eindeutige Ansprache ermöglichen würde. Weitere Argumente hierfür liefert aber im Folgenden die genaue Analyse der Kleidung.
Die dargestellte Person trägt ein Gewand mit horizontalem Halsausschnitt, also eine römische tunica, die sowohl zur männlichen als auch zur weiblichen Kleidung gehörte. Die
am Ausschnitt vertikal fallenden Falten verbinden das abgebildete Kleidungsstück jedoch
33
34
FAUST 1998, 124 Taf. 7,105.
Der so genannte „Avituspfeiler“: Rhein. Landesmus. (RLM) Trier, Inv. 09,834; 22,133; 165;
168; 754; 756–7; 764; 775; 963; 967; 980; 984;
987; 990–991; 995; 997; ESPÉRANDIEU VI 5145;
5222; CIL XIII 4172; MASSOW 1932,
163–172 Nr. 185, Abb. 110–113, Taf. 35–39;
NUMRICH 1997, 117–121; 133; ROTHE 2009,
130 f. Nr. T60 Taf. 11.
Der Grabstein der Severina Nutrix aus Köln
199
Abb. 10. Frisierszene auf dem „Avituspfeiler“ aus Neumagen (Kr. Bernkastel-Wittlich, Deutschland).
Sandstein. – Ohne Maßstab.
mit den tunicae anderer Frauenbildnisse der spätantoninisch-severischen Zeit35. Über beide
Schultern liegt ein voluminöser, an der Brust bogenförmig drapierter Umhang. Diese Tragweise ist während des späten Prinzipats für Frauen des Kaiserhauses üblich; in Ansätzen
findet sie sich bereits an Darstellungen der Sabina (Abb. 11)36, kommt aber vor allem in
spätantoninisch-severischer Zeit vor, z. B. bei Avidia Plautia37, Faustina Maior (Abb. 12)
und Minor38 und Julia Domna39. Für Männer hingegen ist sie in der gesamten möglichen
Datierungsspanne unseres Steines nicht nachgewiesen. Vermutlich war dies der Grund,
warum O. Doppelfeld 1974 als bisher einziger in dem Medaillonporträt eine Frau erkannte40.
Die Übernahme von Details offizieller Porträts in privaten Darstellungen wurde durch
die Sitte ermöglicht, Bildnisse von Mitgliedern des Kaiserhauses in den Städten des Reiches
aufzustellen. In erster Linie erfolgte die Verbreitung aber wohl über Münzbilder41. So fin35
36
37
38
Diese Tragweise ist noch auf jüngeren Denkmälern belegt, z. B. auf der in Köln gefundenen Stele gallienischer Zeit mit Darstellung der Barbarinia Accepta und ihrer Tochter Liberalinia
Probina (FAUST 1998, 120 f. Taf. 6,89).
FITTSCHEN 1996, 45 Abb. 5.
KLEINER / MATHESON 1996, 75 Abb. 30.
Z. B. Büste aus Tivoli, Prov. Rom (heute Paris,
Mus. Louvre Inv. 1144): WEGNER 1939, Taf. 36;
GERMANIA 89, 2011
39
40
41
FITTSCHEN / ZANKER 1985, 20–22 Nr. 19 f.
Taf. 24 f. 27 f.
Z. B. Rom, Kapitol. Mus. Inv. 280; KLEINER /
MATHESON 1996, 81 f. Abb. 42.
DOPPELFELD 1974, XII;92.
Siehe das Münzporträt der Julia Domna in ungewöhnlicher Frontalansicht zwischen ihren Söhnen Caracalla und Geta. Sie trägt tunica und palla in der hier besprochenen Weise (KLEINER /
MATHESON 1996, 86 f. Nr. 47).
200
Ursula Rothe
Abb. 11. Rom, Museo Nazionale Romano – Museo delle Terme. Porträtbüste der Sabina. Marmor. –
Ohne Maßstab.
den sich bereits in frühantoninischer Zeit in der privaten Grabkunst in Rom42 und den
Provinzen43 Darstellungen von Frauen, die ihre tunicae und Mäntel in der beschriebenen
Weise tragen. Das bekannteste Beispiel aus dem Rheinland ist die bereits erwähnte ältere
Dame der Köln-Weidener Büstengruppe (Abb. 8). An dem qualitätvollen Stück sind alle
Details der Gewandfaltung wiedergegeben, die sich auch an den oben erwähnten offiziellen
Büsten der Kaiserinnen finden. Weitere Beispiele aus dem späten 2. oder der ersten Hälfte
des 3. Jahrhunderts sind das sehr gut erhaltene Porträt der Masclinia Aquina, der Ehefrau
des Kölner nummularius M. Varenius Hermes (Abb. 13)44, deren Gewänder allerdings einen
üppigeren Faltenwurf aufweisen als die auf dem weniger aufwendig gearbeitete Stein von
Severina, sowie einige andere einfacher gearbeitete Denkmäler, wie z. B. ein Stein für die
Frau eines Veteranen und das Grabmal für Paternia Proba, an dem die beschriebene Drapierung jedoch leicht stilisiert wiedergegeben ist. Ein weiterer Beleg findet sich an einem
Mainzer Grabstein mit den Büsten des Grabherrn Tertinus und seiner Frau (Abb. 14). Er
trägt einen gallischen Kapuzenmantel, sie eine in der beschriebenen Weise drapierte tunica
42
43
44
Z. B. KOCKEL 1993, 211 Nr. N13 Taf. 125 d.
Z. B. in Dakien: CIONGRADI 2007, 210 Nr. Pf / S
2a Taf. 68; oder in Dalmatien, Arch. Mus. Split,
Inv. D 556: MUS. VOR. FRÜHG. 1988, 140 f.
Nr. 149.
Köln, RGM Inv. Ni 8433: L’Année Épigraphique 1927, 67; ESPÉRANDIEU X 7425; NOELKE
1996, 99 Nr. 7 Taf. 23,2.4; FAUST 1998, 130
Nr. 124 (datiert den Stein aufgrund der Frisur in
severische Zeit); GALSTERER / GALSTERER 1975,
78 f. Nr. 330 Taf. 72; ROTHE 2009, 163 f.
Nr. U19 Taf. 35.
Der Grabstein der Severina Nutrix aus Köln
201
Abb. 12. Castle Howard (Großbritannien), Antique Passage. Porträtbüste der Faustina Maior. Marmor. –
Ohne Maßstab.
und Mantel45. W. Boppert nimmt aufgrund der Formel D(IS) M(ANIBUS) eine Herstellung ab dem 2. Jahrhundert an, der Faltenwurf am Gewand der Frau könnte allerdings ein
Hinweis auf eine etwas jüngere Datierung sein46.
Darstellungen auf Grabsteinen aus dem Rheinland und Nordgallien belegen, dass diese
Mode auch die Kleidung der einheimischen Bevölkerung beeinflusste47: Frauen legten auch
ihren viereckigen einheimischen Umhang über beide Schultern. Die auf der Brust drapierten Falten bilden allerdings meist keine U-förmigen Bögen, sondern laufen spitz V-förmig
zu. Für dieses Detail finden sich in der gallisch-germanischen Grabplastik vom späten
2. bis ins späte 3. Jahrhundert zahlreiche Beispiele48. Die im Medaillonbild des Severina45
46
47
48
Mainz, Landesmus. Inv. S 1166: CIL XIII 7115;
CSIR Deutschl. II 6, Nr. 24; ROTHE 2009, 153
Nr. M7.
BOPPERT 1992, 77 Nr. 24 (CSIR Deutschl. II 6,
Nr. 24).
M. E. kann man hier, ebenso wie bei der Drapierung der palla, von „Mode“ sprechen, da es sich
um eine Zeiterscheinung ohne praktischen
Grund handelt, die von einem wachsenden Personenkreis übernommen und imitiert wurde.
FO Bonn: LVR-Rhein. Landesmus. (LVR-RLM)
Bonn Inv. 63.1273 (CSIR Deutschl. III 2,
Nr. 36; GABELMANN 1972, 122 Abb. 37; ROTHE
GERMANIA 89, 2011
2009, 169 Nr. U45 Taf. 39, mittlere Frau); 4108
(CIL XIII 8130; ESPÉRANDIEU VIII 6288; CSIR
Deutschl. III 2, Nr. 43; BINSFELD 1960, 167
Nr. 37; ROTHE 2009, 169 Nr. U49 Taf. 39). –
Trevererraum: RLM Trier, Inv. G 3 (ESPÉRANDIEU VI 4974; BERGMANN 1977, 193; FREIGANG
1997, 405 Nr. Trev 34; ROTHE 2009, 122
Nr. T16 Taf. 1); 19,176; 21,406 (CÜPPERS 1969,
287 Abb. 10; 288 Nr. 5; 292; KOCH / SICHTERMANN 1982; FREIGANG 1997, 408 Nr. Trev 65;
ROTHE 2009, 121 Nr. T13); PM 17237 (ESPÉRANDIEU VI 5118; FREIGANG 1997, 416 Nr. Trev
127; ROTHE 2009, 150 Nr. T174); 10032 (ESPÉ-
202
Ursula Rothe
Abb. 13. Köln, Römisch-Germanisches Museum. Grabstein der Masclinia Aquina aus Köln. Kalkstein. –
Ohne Maßstab.
Steines dargestellte Person trägt allerdings m. E. keinen einheimischen Umhang, sondern
eine im Geschmack der antoninisch-severischen Zeit drapierte palla. Der U-förmige Faltenwurf scheint direkt von offiziellen Porträts des Kaiserhauses übernommen, wie es auch für
die etwa zeitgleichen Darstellungen der Masclinia und Paternia belegt ist. Der vertikale
Faltenwurf am Ausschnitt des darunter getragenen Gewands, den ebensolches auf Kaiserinporträts nachahmt, zeigt eindeutig, dass damit auch eine römische tunica, und nicht eine
gallische Tunika, gemeint ist.
Wie bereits die Frisur lässt sich also auch das Gewand der im Medaillonbild dargestellten
Person mit weiblicher Kleidung verbinden. Die Unterschiede zur zeitgleichen Männerkleidung sind auffällig. Kaiserliche Porträts des späten 2. und 3. Jahrhunderts zeigen Männer
entweder in der Toga (unten ausführlicher) oder in Militärtracht, d. h. mit Brustpanzer
und Umhang. Es handelt sich dabei entweder um ein paludamentum, das an einer charakteristischen Schlaufe über einer Schulter zu erkennen ist, bzw. ein sagum oder chlamys.
VI 5155; DERS. VIII 6382; MASSOW
1932, 78 f. Nr. 12 Taf. 12; HATT 1966, 79 Taf.
VII–VIII; BALTZER 1983, 28; BÖHME 1985,
432 Taf. III,7; NERZIC 1989, 253; 259; ROTHE
2009, 143 Nr. T128,1 Taf. 19). – Metz und
Umgebung: FREIGANG 1997, 419 Nr. Med 147
(MIRON / SCHÄFER 1993, 125; KOLLING 1961,
480–483, der die Figur als einen Mann ansieht,
RANDIEU
obwohl sie eine lange Tunika trägt und einen
Schmuckkasten hält); Med 165 (Metz, Mus. ohne Inv.; ESPÉRANDIEU V 4314); Med 159 (RHEIN.
LANDESMUS. TRIER 1983, 180 Nr. 119e; COULON
1994, 58); Med 185 (sonst unpubliziert); Metz,
Mus. Inv. 75-38-32 (RHEIN. LANDESMUS. TRIER
1983, 180 Nr. 119c). – Augsburg: SPIESS 1988,
Nr. 1, rechte Seite.
Der Grabstein der Severina Nutrix aus Köln
203
Abb. 14. Mainz, Landesmuseum. Grabstein des Tertinius und seiner Frau aus Mainz. Sandstein. – Ohne
Maßstab.
Dieser vor allem auf jüngeren Darstellungen übliche Mantel wird an der rechten Schulter
mit einer großen Scheiben- oder Zwiebelknopffibel gehalten, wodurch sich bogenförmige
Stofffalten über der Brust ergeben (Abb. 15)49. Zwar erinnert diese Drapierung an die weibliche palla, der Militärmantel ist jedoch als solcher anhand des an einem Schulter gerafften
Stoffes und der Fibel deutlich zu erkennen. Die wenigen vermeintlichen Männerporträts
mit „weiblich“, also ohne Gewandspange, getragenem Umhang erwiesen sich bei genauerer
Betrachtung als umgearbeitete Frauenbüsten50. Auf zeitgleichen Grabsteinen einheimischer
Männer im Rheinland und Nordgallien fehlen Beispiele vergleichbar drapierter Gewänder
ebenso51. Auch sie sind entweder in Toga dargestellt oder tragen eine flach (nicht vertikale
Falten werfend) am Hals anliegende gallische Tunika und darüber einen Kapuzenmantel
49
50
Ein früher Nachweis ist die Büste des Antoninus
Pius im Mus. Naz. Neapel, Inv. 6031 (WEGNER
1939, Taf. I), in der Folge sind zahlreiche Beispiele bis hin zu den bekannten Tetrarchendarstellungen überliefert. – Beispiele aus Köln:
FAUST 1998, 125 Taf. 8,106 (200–225 n. Chr.);
Sarkophagdeckel: SPIESS 1988, Nr. 15.
Beispiele für eine solchen Zweitverwendung:
Büste der Julia Mamaea mit dem Porträt eines
unbekannten Mannes (HERES 1982, 212); weibliche Büste antoninischer Zeit mit dem Porträt
GERMANIA 89, 2011
51
des Geta oder Caracalla als Kind (FITTSCHEN /
ZANKER 1985, 105 Nr. 90 Taf. 109), Porträt des
Hadrian mit moderner Kopie einer weiblichen
Büste aus antoninischer Zeit ergänzt (ebd.
57 Nr. 53 Taf. 60).
An einigen Porträts erinnert der gallische Kapuzenmantel, der im 2. und frühen 3. Jahrhundert
gern von unten auf die Arme hochgehoben getragen wurde, entfernt an die Drapierung des Umhangs auf dem Severina-Stein (z. B. ein Grabstein aus Saverne, Dép. Bas-Rhin: FAUST 1998,
204
Ursula Rothe
Abb. 15. Neapel, Museo Archeologico Nazionale di Napoli. Porträtbüste des Marcus Aurelius. Marmor. –
Ohne Maßstab.
mit V-Ausschnitt. Der Ansatz der Kapuze ist durch Dreiecke angegeben, die an einen modernen Hemdkragen erinnern52.
Um eine Toga kann es sich bei dem besprochenen Umhang ebenso wenig handeln. Nur
Darstellungen aus dem 1. Jahrhundert, die über ein Jahrhundert vor unserem Stein entstanden, belegen noch die spätrepublikanische Mode, die Toga über beiden (statt nur einer) Schulter zu drapieren, und dann immer mit einem weit tiefer an der Brust liegenden
Bogen und einer herausragenden Hand53. Auf den jüngeren Medaillonporträts ist die Toga
52
165 Nr. 234 Taf. 14,4). Doch zeigt ein Vergleich
zu anderen, sehr ähnlichen Darstellungen, dass
es sich dabei um den Mantelsaum handelt. Der
V-Ausschnitt des Mantels ist immer deutlich zu
erkennen (z. B. FREIGANG 1997, 420; 434 Nr.
Med. 164 u. 210).
Siehe z. B. die Medaillonporträts an Grabdenkmälern des 2. und 3. Jahrhunderts, FO Köln:
Grabstein des Claudius Saturninus, RGM Köln,
Inv. 158 (CIL XIII 8280; GALSTERER / GALSTERER 1975, 54 Nr. 213 Taf. 46; BINSFELD 1960,
165 Nr. 1 Taf. 28,2; ROTHE 2009, 163 Nr. U14
Taf. 34); des Q. Vetinius Verus, RGM Köln,
Inv. 461 (CIL XIII 8344; GALSTERER / GALSTERER 1975, 76 Nr. 314 Taf. 69; ROTHE 2009,
53
164 Nr. U20 Taf. 34); des Germanius Victor,
RGM Köln, Inv. 58,602 (GALSTERER / GALSTERER 1975, 76 Nr. 317 Taf. 69; BINSFELD 1960,
164 Taf. 27,3–4; L’Année Épigraphique1962,
108; Rothe 2009, 163 Nr. U16 Taf. 34) sowie
von unbekanntem Fundort: Grabstein des Marcus Valerius, LVR-RLM Bonn, Inv. U 113 (CIL
XIII 8105; ESPÉRANDIEU VIII 6276; CSIR
Deutschl. III 2, Nr. 26; ROTHE 2009, 170
Nr. U55 Taf. 40).
Z. B. Lucius Baebius und seine Familie, Köln
(LVR-RLM Bonn, Inv. Nr. 3124): CIL XIII
8286; ESPÉRANDIEU VIII 6450; GALSTERER /
GALSTERER 1975, 57 Nr. 223 Taf. 48; ALFÖLDY
1965; SCHOPPA 1966, 4 Abb. 1; ROTHE 2009,
Der Grabstein der Severina Nutrix aus Köln
205
Abb. 16. Sarkophagdeckel des 3. Jahrhunderts aus Bonn. Kalkstein. – Ohne Maßstab.
dann immer an vertikalen Falten zu erkennen, die von der linken Schulter diagonal nach
rechts unten verlaufen54. Die stark vereinfachte Darstellung auf einem Sarkophagdeckel des
3. Jahrhunderts aus Bonn macht die grundsätzlichen Unterschiede in der Drapierung von
Frauen- und Männergewändern deutlich: Die Dargestellten tragen beide gallische Ärmeltuniken, doch gehören die Stofffalten auf der linken Schulter des Mannes (rechts) zu einer
Toga, während die bogenförmige Drapierung über der Brust der Frau (links) einen über
beiden Schultern getragenen Umhang angibt, wie ihn u. a. die Person auf dem SeverinaStein trägt (Abb. 16)55.
Die Analyse von Frisur und Gewand der im Medaillonbild unseres Grabsteines dargestellten Person ergab, dass dieses eindeutig eine Frau zeigt. Gegen eine Identifikation
dieser Frau als verstorbener weiblicher Zögling der Amme Severina sprechen die gleichen
Gründe wie die schon oben genannten Argumente gegen einen Knaben: die deutliche Hervorhebung der Severina auf den Seitenflächen, obwohl sie in diesem Fall nicht die Verstorbene wäre, und die Unwahrscheinlichkeit, dass eine Amme sich einen solchen Stein leisten
konnte. Zudem zeigt das Porträt eine, oder eine nahezu, Erwachsene, kein Kleinkind wie
auf den seitlichen Darstellungen. In Kenntnis der beiden Inschriften auf den Seitenflächen
können wir annehmen, dass es sich um das Porträt der nutrix Severina handelt, die Reliefs
auf den Seitenflächen zeigen sie bei der Ausübung ihrer Tätigkeit als Amme.
Unser Stein ist als oberer Abschluss eines ursprünglich etwa doppelt so hohen AediculaGrabaltar Mischdenkmals zu rekonstruieren56. Die Reliefs sind qualitätvoll gearbeitet, wenn
auch in einer lokalen Werkstatt hergestellt57. Es ist also höchst unwahrscheinlich, dass Severina als Amme die finanziellen Möglichkeiten besaß, ein solches Grabmal in Auftrag zu
geben. Dieser Einwand trägt umso mehr, da zu vermuten ist, dass Severina eine Sklavin
war. Ein Indiz hierfür sind die Inschriften auf den Seitenflächen, die vermuten lassen, dass
160 Nr. U1 Taf. 30). – C. Aiacus, Köln (RGM
Inv. Nr. 37,18): CIL XIII 8348; ESPÉRANDIEU
VIII 6510; GALSTERER / GALSTERER 1975, 77
Nr. 321 Taf. 70; Riese 1914, 3631; FREMERSDORF 1950, II Taf. 60; DOPPELFELD 1974,
Abb. 85; GABELMANN 1972, 134 Nr. 18; SCHLIPPSCHUH 1974, 67; ROTHE 2009, 160 Nr. U3
Taf. 30. – P. Romanius Modestus, Bonn (LVRRLM Bonn, Inv. Nr. 3745): CIL XIII 8115; ESPÉRANDIEU VIII 6290; CSIR Deutschl. III 2,
Nr. 1; ALFÖLDY 1969, 337; ROTHE 2009, 168
Nr. U42 Taf. 39. – Nasonus Gradius (?), Pesch
(LVR-RLM Bonn, Inv. Nr. 19811; 19813;
GERMANIA 89, 2011
54
55
56
57
19815): ESPÉRANDIEU VIII 6364; CSIR Deutschl.
III 2, Nr. 3; ROTHE 2009, 170 Nr. U51 Taf. 40.
Z. B. C. Rutilius Primus: LVR-RLM Bonn, Inv.
3322; CIL XIII 8356; ESPÉRANDIEU VIII 6499;
GALSTERER / GALSTERER 1975, 79 Nr. 332
Taf. 72; BINSFELD 1960, 165 Nr. 4 Taf. 28,1;
ROTHE 2009, 164 f. Nr. U25 Taf. 35.
LVR-RLM Bonn, Inv. 4108; CIL XIII 8130; ESPÉRANDIEU VIII 6288; CSIR Deutschl. III 2,
Nr. 43; ROTHE 2009, 169 Nr. U49.
NOELKE 1996, 94.
MÜHLBERG 1966, 1; RISTOW 1967, 184.
206
Ursula Rothe
Severina einen Einzelnamen hatte. Zwar sind verkürzt angegebene Namen in der römischen Epigraphik durchaus belegt, im Grabkontext aber unüblich. Aus Köln kennen wir
ein einziges Beispiel, nämlich die Grabinschrift für Caius Aiacius Publii filius Stellatina
tribu Mango aus dem frühen 1. Jahrhundert. Sie endet mit vale Aiaci58. Es ist also wahrscheinlich, dass Severina nur einen Namen trug, was sie wiederum als Sklavin kennzeichnen würde.
In der römischen Literatur werden Ammen meist als Sklavinnen oder Freigelassene beschrieben59, was sich anhand der Epigraphik bestätigen lässt: K. Bradley konnte in seiner
Studie zu den nutrices in Rom zeigen, dass die in Inschriften erwähnten Ammen überwiegend Sklavinnen oder Freigelassene waren60. Diese Quellengruppe vermittelt ebenfalls den
Eindruck, dass diese Ammen oft von den Familien, in denen sie arbeiteten, freigelassen
wurden61. Hierfür gibt es auch weitere Anhaltspunkte: nutrices waren eine der wenigen
Sklavengruppen, die gemäß der lex Aelia Sentia des Augustus aufgrund ihrer besonderen
Beziehung zu den Besitzern früher freigelassen werden durften62. Selbst wenn einige Ammen freigeborene Frauen aus armen Verhältnissen waren63, war diese Tätigkeit sicher nicht
mit hoher Prestige und großzügigem Gehalt verbunden64. Wenn also Severina freigeboren
war, was aufgrund ihres Namens sehr unwahrscheinlich scheint, konnte sie ein Grabmal
von der Güte und Größe des besprochenen dennoch sicher nicht finanzieren. Es kann nur
von einem Mitglied der wohlhabenden familia, für die Severina arbeitete, in Auftrag gegeben worden sein.
Zwar sind in Rom und in den Provinzen tatsächlich einige wenige Grabdenkmäler bekannt, die von einer nutrix für ihren verstorbenen Zögling gesetzt wurden, die Anzahl dieser Steine ist jedoch deutlich geringer als die der Steine für verstorbene Ammen65. Zudem
handelt es sich im ersteren Fall immer um die Gräber von Kindern aus sozial schwachen
Verhältnissen, z. B. vernae (die Nachkommen von Sklavinnen) oder ausgesetzte Kinder.
Die Amme erscheint hier meist als eine Dedikantin neben Vater, Mutter und / oder sonstigen Erziehern66. Mit Hinweis auf stadtrömische Denkmäler, die von einer nutrix und den
Eltern gemeinsam gestiftet wurden, schlug B. Päffgen eine solche Finanzierung auch für
den Severina-Stein vor. Doch bliebe damit die besondere Hervorhebung der Amme auf
dem Stein unerklärt. Päffgen meinte, „[d]aß die Amme in der Darstellung so markant und
58
59
60
CIL XIII 8348. Mit dem Wort Mango könnte
statt eines Cognomens auch der Beruf des Toten
als Sklavenhändler angegeben sein.
Z. B. Tac. dial. 28.4–29.2.
BRADLEY 1986, 204 Taf. 8,1. BRADLEY (a. a. O.
213) betont, dass der Name von keiner der inschriftlich genannten Ammen vermuten lässt,
dass es sich um eine Freigeborene handelt. Siehe
auch KAMPEN (1981, 109) und CRESPO (2002)
für Spanien. GÜNTHER (1987) kommt bei der
Analyse der stadtrömischen nutrix-Grabsteine zu
etwas anderen Ergebnissen: Unter den 74 inschriftlich nachgewiesenen nutrices waren 13
Sklavinnen und acht libertae, der Rechtsstatus
von vier Ammen bleibt unbekannt. Bei 49 Frauen wird das Gentilnomen ohne Filiation genannt,
wahrscheinlich gehören auch sie zur Gruppe der
Freigelassenen. Die in vielen Beispielen belegte
Nennung des Namens des Zöglings im Genitiv
61
62
63
64
65
66
sollte vielleicht diesen Status zum Ausdruck bringen (ebd. 91). Nach Ausweis der Papyri scheint
der Anteil frei geborener Frauen unter den Ammen in Ägypten größer gewesen zu sein, obwohl
beide mit der gleichen Summe (Stipulation bzw.
Gehalt) vergütet wurden. Siehe BRADLEY 1980;
TAWFIK 1997.
KAMPEN 1981, 109. Zu freigelassenen nutrices
siehe auch GEORGE 2000, 198.
Dig. 40.2.13 (Ulpian).
Dion Chrys. 7.114.
BRADLEY 1986; JOSHEL 1986.
Z. B. DIXON 1988, 162 Anm. 7 oder JOSHEL
1986, 17 Taf. 2.
BRADLEY 1986, Taf. 8.1; GÜNTHER 1987, 95;
JOSHEL 1986, 17 Anm. 43: „The lack of dedications to elite charges is not surprising, for we
would expect that members of the elite would
put up epitaphs of their own.“
Der Grabstein der Severina Nutrix aus Köln
207
mit Beischrift versehen erscheint, dürfte einen besonderen Grund haben.“67 Seiner Meinung nach sei entweder die Mutter während der Geburt gestorben, und der Vater bestimmte, dass die Amme an seiner Stelle abgebildet wurde, oder die Amme setzte den Stein
nach dem Tod beider Eltern. Beide Erklärungen überzeugen jedoch nicht. Ersteres erscheint unlogisch und der römischen kommemorativen Praxis fern, und Zweites lässt offen,
wie eine Frau aus einfachen Verhältnissen einen solchen Stein überhaupt finanzieren konnte bzw. warum die vermeintliche Dedikantin anstelle des Verstorbenen derart im Mittelpunkt des Bildprogramms stand.
Dagegen sind Dedikationen von Grabmonumenten für Ammen durch deren Zöglinge
bzw. deren Familien im gesamten Römischen Reich weit verbreitet, nach S. Joshel waren
es in Rom 65 % aller für Ammen gesetzten Grabinschriften68. Die Verhältnisse in Griechenland waren ähnlich69. In Spanien70, Südgallien71 und sogar in den höchsten stadtrömischen Kreisen blieben die Ammen offensichtlich, auch im Falle von Freilassung, über einen
längeren Zeitraum in einem (Abhängigkeits-)Verhältnis zum Haushalt, in dem sie tätig
waren. Sie wurden meist mit in den Familiengrabstätten beigesetzt, wie es die Inschriften
für die Amme der Cornelii Scipiones72 oder für Valeria Hilaria, nutrix der Claudia Octavia73, zeigen. Da solche Grabkomplexe im Rheinland äußerst selten sind74, entfällt die
Möglichkeit, diese Praxis in unserem Raum zu verfolgen, doch nimmt Noelkes Deutung
zufolge eine Amme eine wichtige Position bei einem Familienmahl auf einem Relief aus
Bonn ein75.
Obwohl es sich bei der Mehrheit der Frauen um Sklavinnen handelte, bestand eine enge
Verbindung zwischen den Ammen, ihren Zöglingen und deren Familien. Angesichts der
hohen Sterblichkeitsrate von Müttern bei der Geburt kam Frauen, die das Stillen der Neugeborenen übernehmen konnten, große Bedeutung zu. So brachte man den Ammen bereits
im alten Ägypten und Babylon hohe Wertschätzung entgegen. Im spätbronzezeitlichen
Griechenland und in manchen Teilen des Römischen Reiches wurden Ammen sogar als
Göttinnen verehrt. Spätestens im Rom der späten Republik war die Sitte, Kinder an Ammen zu übergeben, übliche Praxis in den Familien der wohlhabenderen Schichten. In der
Kaiserzeit stillten nur noch Mütter aus armen Verhältnissen ihre Kinder selbst76, eine Entwicklung, die von einigen Traditionalisten kritisiert wurde77. Dabei übergab man vernae
meist an Ammen außerhalb des Haushalts, damit die Mütter ihrer Arbeit nachgehen konnten. Freigeborene Kinder wurden dagegen von einer nutrix, die ins Haus kam, gestillt.
67
68
69
70
71
72
73
PÄFFGEN 1992, 105.
JOSHEL 1986, 16 Taf. 1. – Grabinschriften für
Ammen aus Rom: CIL III 2012; 2160; 2450;
2515; CIL IV 3706; 3710; 4729; 6286; 8902;
CIL VI 1354; 4352; 4457; 5063; 5201; 5939;
6072; 6323–4; 7290; 7393; 8660; 8941–3;
9901b; 10909; 11265; 12023; 12133; 13683;
15655; 16128; 16329; 16440; 16450; 16592;
17564; 19155; 20042; 20883; 21151; 21661;
21710; 21988; 23128; 24073; 24232; 24297;
27262; 29497; 29550; 35037; 38999.
Z. B. CIA III 3167; 3522; 3599; 4008; 4039;
4139; 4195–7; 4260; IG III 1457; 1510.
CRESPO 2002.
CIL XII 4797.
CIL VI 16128.
CIL VI 8943. Siehe auch CIL VI 4352.
GERMANIA 89, 2011
74
75
76
77
SINN 2003, 320. Eine Ausnahme bildet natürlich
die Grabkammer von Köln-Weiden.
CSIR Deutschl. III 2, Nr. 36; NOELKE 2005,
226 Nr. 1, 198 Abb. 42 und Deutung auf
S. 216.
Iuv. 6.592–3.
Z. B. Favorinus (in Gell. 12.1) und Tacitus (dial.
28.6, 29.1; Agr. 14). In der Germania hebt Tacitus besonders hervor, dass die robusten, verantwortungsvollen Germaninnen ihre Kinder nicht
an Sklaven und Ammen übergaben (Germ.
20.1). In diesem Zusammenhang überrascht
nicht, dass gerade von Licinia, der Ehefrau des
Cato, überliefert ist, dass sie ihre Kinder selbst
stillte (Plut. Cato Maior 20.3). Vgl. auch die Inschrift CIL VI 19128, die eine stillende Mutter
als tugendhaftes Vorbild beschreibt.
208
Ursula Rothe
Zu den Aufgaben einer Amme gehörten auch Spaziergänge, die Körperpflege und – wie
auf unserem Grabstein abgebildet – das zu Bett Bringen des Kindes78. Man nahm an, dass
die Eigenschaften einer Amme mit der Milch auf das Kind übergehen würden, weshalb
eine geeignete Frau sorgfältig ausgewählt und während der Stillzeit streng kontrolliert wurde79. Nach dem Abstillen im Alter zwischen sechs Monaten und zwei Jahren blieben Ammen oft als assae nutrices an der Erziehung beteiligt80. Gemeinsam mit Lehrern und anderen Erziehern, die meist ebenfalls Haussklaven waren, begleiteten sie ihre Schützlinge oft
bis ins Erwachsenenalter81. Manche Frauen nahmen ihre Ammen als persönliche Dienerinnen sogar mit in die Ehe.
In der antiken Literatur stehen Ammen nahezu sinnbildartig für Treue, Liebe und Geborgenheit ihren Zöglingen gegenüber82, in einigen Texten werden sie sogar „Mutter“ genannt83. Odysseus z. B. wurde bei seiner Heimkehr zunächst von seiner Amme Eurykleia
erkannt84. In griechischen Tragödien übernahmen Ammen oft die Rolle einer Vertrauten
der Heldin, beispielsweise die Medea bei Euripides. Dieses Motiv findet sich in der gesamten antiken Literatur und wird auch (oder wieder) in der neuzeitlichen Dichtung aufgegriffen, etwa von Shakespeare85.
Dass die besondere Rolle einer Amme jedoch nicht nur ein literarischer topos war, belegen viele Erwähnungen in römischen Sachschriftquellen. Aulus Gellius z. B. lässt den Philosophen Favorinus die Praxis kritisieren, Kinder an Ammen zu übergeben. Durch die enge
Beziehung würden die Zöglinge die Zuneigung für ihre nutrices entwickeln, die eigentlich
Vater und Mutter zustände. Liebe zu ihren leiblichen Eltern täuschten sie in späteren Jahren dann oft nur aus Höflichkeit vor86.
Auch andere Quellen legen nahe, dass das Eltern-Kind-Verhältnis in der Antike recht
distanziert sein könnte. Nach Tacitus sollte eine Mutter disciplina und severitas, die Eigenschaften einer Autoritätsperson, ausstrahlen87. Bezugsperson der Kinder war hingegen die
Amme, nicht zuletzt, weil sie deutlich mehr Zeit mit ihnen verbrachte als die Eltern88.
Angesichts der hohen Kindersterblichkeit mag diese Rollenverteilung ein „Schutz“ für die
Eltern gewesen sein, da sie so Gefühle erst in ältere und gesundheitlich stärkere Kinder
„investieren“ konnten89. M. George argumentierte angesichts der hohen Sterblichkeitsrate
von Müttern im Kindbett und der Tatsache, dass Scheidung in der römischen Gesellschaft
78
79
80
81
82
83
84
Siehe z. B. Dig. L.13.1.14; Lucr. 5.229 f.
Siehe z. B. Soran. 2.19.24 f. und ägyptische Papyri, welchen die Rechte der Ammen und Bedingungen für ihre Beschäftigung genau beschreiben
(BRADLEY 1980; TAWFIK 1997).
Z. B. Fronto Ep. Ad Ant. Imp. 1.2.6.; Cic. de
orat. 2.39.162.
Tac. dial. 29; zu cunariae, assae nutrices und anderen Erziehern siehe Dixon 1983.
Z. B. Pers. 3.18, 2.39; Tib. 1.3.85; Lucr. 5.228230; Hor. Epist. 1.4.8; Lukian. 82. Siehe auch
BRADLEY 1986, 221. Negative Aussagen über
Ammen, wie z. B. bei Aristoph. Equ. 716–18,
bilden die Ausnahme.
Hom. Od. 15.416 f.; Plaut. Men. 19; Non.
343.30; 423.23; Serv. Aen. 8.632.
Hom. Od. 19. 390–395.
85
86
87
88
89
Z. B. die Amme von Juliet in der Tragödie „Romeo and Juliet“ von W. Shakespeare, 1597 veröffentlicht.
Gell. 12.1.
Tac. dial. 28.6-7. Siehe auch DIXON 1988, 111.
Siehe auch Quintilian 1.1.5, der empfiehlt, auf
die Ausdrucksweise einer Amme zu achten, denn
ein Kind werde von der ersten Stimme, die es
höre, stark geprägt. Oft waren nutrices griechisch
sprechende Sklavinnen (Tac. dial. 28. 29), wodurch eine zweisprachige Erziehung ermöglicht
war.
BRADLEY 1986, 220. Eine solche Einstellung ist
auch bei Seneca zu vermuten. Er kritisierte einen
Freund, weil dieser seiner Meinung nach in übertriebener Weise um sein totes Kind trauere, dass
bereits in einem Alter gestorben war, in dem es
„seiner Amme besser bekannt war als seinem Vater“ (Sen. epist. 99.14).
Der Grabstein der Severina Nutrix aus Köln
209
nicht unüblich war, dass die Betreuung durch eine Amme für das Kind eine Kontinuität
ermöglichte, die sonst nicht garantiert war90.
Neuere Studien stellen die Beziehung zwischen Amme und Zögling differenzierter dar.
Sie sei von der Asymmetrie im Sozial- und Rechtsstatus zwischen einem Freigeborenen
und einer Sklavin geprägt, die ihre Tätigkeit sicher nicht freiwillig übernommen haben
wird. Es wird im Interesse der meisten Frauen gewesen sein, ihre Aufgaben gut und im
Sinne der Eltern zu erfüllen, wodurch ihre liebevolle Fürsorge vielleicht oft auch berufliche
Routine war91. Andererseits zeigt eine Bemerkung Frontos über den Unvernunft vieler Ammen, die hofften, ihre Zöglinge blieben immer Kinder92 (eine Phantasie, die vielen Eltern
bekannt ist), dass Verallgemeinerungen hier schwierig sind93. In neueren Arbeiten wird
zudem die Meinung vertreten, dass sich die Einstellung des Schützlings gegenüber seiner
Amme in dem Moment verändere, wenn dem Kind bestehende Statusunterschiede bewusst
wurden. Dass die Zuneigung eines Heranwachsenden zu seiner nutrix dagegen ausschließlich durch Pflichtbewusstsein motiviert sein soll, ist m. E. entschieden abzulehnen94. Wir
dürfen vielmehr, auch z. B. aus Berichten zur Situation im viktorianischen England, schließen, dass das Verhältnis zwischen beiden zu diesem Zeitpunkt bereits dauerhaft gefestigt
war.
Nach römischem Verständnis stand einer Amme zeitweise sogar dieselbe pietas zu, wie
sie gegenüber der leiblichen Mutter, Großmutter oder älteren Schwester erwartet wurde95.
Es sind sogar Fälle überliefert, wo die Fürsorge das Erforderliche weit überstieg. Der jüngere Plinius z. B. überließ seiner ehemaligen Amme ein Landgut96. Epigraphische Zeugnisse
zeigen, dass derart großzügige Geschenke nicht selten waren97. Die ehrliche Zuneigung der
Zöglinge und deren Familien zu den ehemaligen Ammen zeigt sich auch in der großen
Anzahl liebevoll gestalteter Grabmonumente und gefühlvoller Inschriften98. Es ist vor allem
mit der emotionalen Dimension ihrer Tätigkeit zu erklären, dass Ammen häufiger in Inschriften erwähnt werden als andere Berufe99.
Der Severina-Stein aus Köln überliefert einen solchen letzten Gruß an eine verstorbene
Amme. Die Darstellungen entsprechen nicht den Bildtopoi, die wir von den „biographischen Sarkophagen“ aus spätantiker Zeit kennen. Auf solchen Sarkophagen tragen Ammen
meist eine einfache tunica ohne palla. Das Haar ist unter einem kurzen Kopftuch verborgen oder wie das der Musen oder Faten zu einem kleinen nodus zusammengefasst. Sie
baden das Kind und führen es zur sitzenden Mutter100. Die Reliefs weisen nur sehr geringe
90
91
92
93
94
95
GEORGE 2000, 197.
Z. B. JOSHEL 1986; DIXON 1988. Joshels Vergleich mit der gesellschaftlichen Situation in den
Antebellum-Südstaaten ist in unserem Zusammenhang durchaus relevant. Sie weist auf die Bestürzung hin, mit der die weißen Familien darauf
reagierten, als die schwarzen Mammies nach ihrer Befreiung am Ende des Bürgerkrieges ihre
Zöglinge verließen.
Ep. Ad Ant. 1,5.
Siehe auch die Ammen von Nero und Domitian,
die trotz der Verfehlungen ihrer Zöglinge für eine angemessene Bestattung sorgten (Suet. Nero
50, Dom. 17.3).
DIXON 1988 z. B. 33; 143.
Dig. 26.10.7 (Ulpian).
GERMANIA 89, 2011
Plin. epist. 6.3.1. Es handelt sich dabei nicht um
eine gönnerhafte Geste, wie DIXON (1988, 33)
und JOSHEL (1986, 11) diese interpretieren, sondern um eine wohl überlegte Schenkung, welche
die Existenz einer Frau absicherte, die ab einem
gewissen Alter ihrer Tätigkeit nicht mehr nachgehen konnte.
97 Siehe z. B. CIL VI 10229.
98 Siehe z. B. die liebevolle Inschriften für Ammen,
die aus Familiengrabstätten in Spanien (CRESPO
2002) oder Griechenland (z. B. CIA III 2729 mit
Darstellungen von Amme und Zögling) bekannt
sind.
99 GÜNTHER 1987, 98.
100 Wahrscheinlich eine Anspielung auf die Musen,
die den jungen Dionysos baden.
96
210
Ursula Rothe
Variationen dieser Motive auf, wodurch sie zeitlos und symbolhaft wirken101. Auf diesem
Monument (und möglicherweise auch auf dem oben erwähnten Mahlrelief aus Bonn) sind
in Kontrast hierzu Momentaufnahmen aus dem realen Leben einer Amme dargestellt, die
ihre Liebe und Fürsorge bei der Ausübung ihrer Tätigkeit zeigen. Ausgehend von der Analyse der Frisur und der Kleidung der im Medaillonbild dargestellten Frau konnte das
Denkmal in den antiken Kontext eingeordnet werden. Severina, mutmaßlich eine Sklavin,
war wohl als Amme in einem wohlhabenden Haushalt der Colonia Claudia Ara Agrippinensium tätig. Sie starb, bevor sie – wie es offensichtlich üblich war – freigelassen wurde. Vielleicht ereilte sie der Tod noch in der Stillzeit (oder die seitlichen Szenen zeigen Bilder aus
der Vergangenheit). Die sorgfältige Ausarbeitung des Steines, die anrührenden Szenen an
den Seiten, die Darstellung des (guten) Hirten, der für humanitas und Fürsorge steht, sowie das würdevolle Medaillonporträt der verstorbenen Amme im Giebel zeigen, dass Severina von der Familie, in der sie arbeitete, sehr geschätzt wurde.
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Zusammenfassung: Der Grabstein der Severina Nutrix aus Köln: eine neue Deutung
Seit seiner Entdeckung entzog sich der Severina-Grabstein aus Köln einer befriedigenden
Interpretation. In der bisherigen Forschung wurde in der Regel in dem Porträt eine junger
Mann gesehen und die Bilder der Seitenwand als Darstellung einer Amme, die den Stein
für einen verstorbenen Säugling in Auftrag gegeben hatte. Aber diese Deutung lässt wichtige Fragen unbeantwortet, wie solche, warum die Amme so prominent auf dem Stein dargestellt sein sollte, und wie sie sich ein solches Denkmal leisten konnte. Ausgehend von
der Kleidung und einem Vergleich mit ähnlichen Bildern, wird in diesem Beitrag argumenGERMANIA 89, 2011
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Ursula Rothe
tiert, dass die porträtierte Person tatsächlich weiblich ist, und dass das Denkmal für und
nicht von der Amme Severina in Auftrag gegeben wurde.
Abstract: The Severina Nutrix Gravestone from Cologne: a new interpretation
Since its discovery, the Severina gravestone from Cologne has evaded satisfactory interpretation. Scholars have usually seen the stone’s portrait figure as a young male and the side
panel images as depicting a nurse who commissioned the stone for a deceased nursling.
But this left major questions unanswered, such as why the nurse should feature so prominently on the stone and how she could afford such a monument. Based on the dress and
comparison with similar images, this paper argues that the portrait figure is actually female,
and as such that the monument was commissioned for, not by, the nurse Severina.
Résumé: La stèle funéraire de Severina Nutrix à Cologne. Nouvelle interprétation
Depuis sa découverte, la stèle de Severina représentait pour la plupart des chercheurs le
portrait d’un jeune homme sur sa face principale et, sur les côtés, la nourrice en tant que
commanditaire de la stèle pour un nourrisson décédé. Mais cette interprétation ne répondait pas à d’importantes questions : Pourquoi, par exemple, la nourrice est-elle représentée
de manière si démonstrative ? Et comment aurait-elle pu se procurer un tel monument ?
En comparant l’habillement de la nourrice avec des représentations similaires, on démontre
ici que le portrait central représente effectivement une femme et que le monument fut en
réalité commandé pour la nourrice Severina, et non par elle.
Y. G.
Aufsatz eingereicht am 15.11.2010, Gutachten vom 28.03.2011, neue Textfassung vom
14.07.2011.
Anschrift der Verfasserin:
Ursula Rothe
The Open University
Faculty of Arts
Walton Hall
GB – Milton Keynes MK7 6AA
E-Mail: ursula.rothe@open.ac.uk
Abbildungsnachweis:
Abb. 1–3; 5; 8; 13: Foto: © Rheinisches Bildarchiv / P. Noelke, Bonn. – Abb. 4: Foto: © British Museum Inv. Nr. 1981,1102.1. – Abb. 6: Foto: © www.arachne.uni-koeln.de, Fitt67-55-08_16067,01.
jpg. – Abb. 7: SNG Copenhagen Caria II, no. 508, Foto: L. Højberg Bjerg, Kopenhagen. –
Abb. 9: Photo: © Römisch-Germanisches Museum, Köln. – Abb. 10: Foto: © Th. Zühmer, Rheinisches Landesmuseum Trier. – Abb. 11: Foto: © www.arachne.uni-koeln.de, Fitt78-3703_17267.tif. – Abb. 12: Foto: © www.arachne.uni-koeln.de, FA1021-07_3781.jpg. – Abb. 14: Foto: © Landesmuseum Mainz. – Abb. 15: Foto: © www.arachne.uni-koeln.de, Fitt69-26-01_38437.
jpg. – Abb. 16: © LVR-LandesMuseum Bonn.