Brexit und zunehmender Rechtspopulismus
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Abstract
Der Brexit kam für viele überraschend, wirkte wie ein Schock. Zu sicher wägten wir uns im reichen Norden Kontinentaleuropas innerhalb dieser mittlerweile für uns sehr komfortablen Wirtschafts-und Sozialunion. Da schien der, wenn auch sehr knappe, Wahlausgang eine geradezu absurde Haltung zu spiegeln, die durch ein völliges Verkennen der Konsequenzen gekennzeichnet war.
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Türkisch-Deutsche Studien
Gülistan Gürbey verknüpft in ihrem Meinungsartikel aktuelle Entwicklungen in beiden Ländern mit den bilateralen politischen Verhältnissen. Obwohl eine wirkliche Entspannung zwischen den Ländern noch nicht eingesetzt hat und es in Deutschland nach wie vor zu rechtsradikalen Übergriffen kommt, stellt sie doch ein besseres Verhältnis zwischen der türkeistämmigen Minderheit und der Mehrheitsgesellschaft fest, während Geflüchtete anderer Länder nunmehr den geringgeschätzten Status der ehemaligen Gastarbeitergeneration einnehmen. Diskriminierung wird somit einfach nur verschoben. Ein zentrales Thema in diesem Band ist die Auseinandersetzung mit Rechtspopulismus und Rechtsradikalismus. Ayhan Kaya präsentiert Ergebnisse einer Studie, in der Anhänger rechtspopulistischer Parteien in Städten wie Dresden, Rom und Istanbul interviewt wurden. In der Auswertung von Reden von AfD-Politikern und in diesen Interviews wird gezeigt, dass die AfD die Vergangenheit ideologisch instrumentalisiert, um ihre anti-multikulturalistischen, islamophoben und EU-skeptischen Positionen zu stärken. Die Rhetorik der Rechtspopulisten steht auch im Fokus der Beiträge von Friedrich Markewitz und Andrea Graumann. Markewitz zeigt anhand des Blogs ‚Politically Incorrect' auf, wie Hochwertausdrücke in rechtspopulistischen bzw. neurechten Argumentationen genutzt und umgewertet werden. Graumann setzt die Rhetorik der Rechten in einen historischen Kontext. Sie verfolgt die rhetorischen Verschiebungen in der Wochenschrift Der Reichsgraf nach der nationalsozialistischen Machtergreifung-insbesondere in Bezug auf die jüdische Minderheit. Auch in Onur Bazarkayas Beitrag wird Rechtsradikalität zum Thema. Er geht der Frage nach, inwiefern die Brandanschläge von Mölln und Solingen in Deutschland zu einer neuen Beschäftigung mit Werten geführt haben, die auch ästhetisch ihren Niederschlag findet. Dafür liest er Feridun Zaimoglus Kanak Sprak im Kontext von Adornos Werteästhetik. Auch das Thema Mehrsprachigkeit lud zu einer Reflexion und Bestandsaufnahme ein. So setzt sich Işıl Erduyan in ihrem Beitrag mit ihrer Subjektposition als Linguistin auseinander, indem sie ihr Vorgehen und ihre Erfahrungen im Rahmen ihrer Studien zur Mehrsprachigkeit an einer Berliner Schule in den Kontext ethnographischer Ansätze einbettet. Mit einem bislang weniger beachteten Gebiet im Austausch zwischen der jungen Republik Türkei und dem Deutschen Reich beschäftigen sich Fahri Türk und Sevda Sanda. Im Fokus ihrer Studie stehen deutsche Zivilberater in der Türkei. Wie gewohnt rundet ein Rezensions-und Berichtsteil das Jahrbuch ab: Martina Kofer rezensiert den Band Verflochtene Welten. Transkulturalität in den Werken von Najat El Hachmi, Pius Alibek, Emine Sevgi Özdamar und Feridun Zaimoğlu von Núria Codina Solà, Lilia Kolonko berichtet vom Workshop Turkish in Europe und Begüm Kardeş stellt das neu gegründete Forschungszentrum für türkisch-deutsche Studien (HÜTAI) an der Hacettepe Universität vor. Im Call for Papers zur aktuellen Ausgabe hatten wir dazu aufgerufen, nicht nur die kritischen und problematischen Themen in der Entwicklung des deutsch-Vorwort türkischen Verhältnisses zu sehen, sondern auch die positiven Veränderungen in den Blick zu nehmen. Dieser trotz einer angespannten Weltlage zukunftsgewisse Blick kommt auch in der derzeitigen Pandemie immer wieder zum Vorschein und macht Mut, dass wir diese Krise gemeinsam meistern können. Wir hoffen, dass sich dieser solidarische Trend durchsetzt und wir im nächsten Jahr auch körperlich wieder über Grenzen hinweg zusammenrücken werden. Unser Dank gilt erneut Katja Korfmann für Ihre Unterstützung bei der Redaktion des Bandes.
Zeitschrift für kritische Theorie (ISSN 0945-7313), n. 46 – 47, 2018, pp. 255-261.
In praktisch allen Analysen über den Vormarsch der sogenannten Rechtspopulisten in Europa wird Spanien als Ausnahme dargestellt. Dies stellt man nicht ohne Erstaunen fest, da die angeblichen Gründe für das Erstarken politisch autoritärer Bewegungen und Parteien in Europa in Spanien besonders ausgeprägt sind. In diesem Aufsatz wird gezeigt, warum Spanien keine Ausnahme in Bezug auf den autoritären Populismus darstellt. ===//=== In practically every analysis of the advance of so-called right-wing populists in Europe, Spain is presented as an exception. This is strange, since the supposed reasons for the strengthening of authoritarian political movements and parties in Europe are particularly pronounced in Spain. This article shows why Spain is no exception to authoritarian populism.
Die Kampagne «Another Europe is possible», mit der die britischen Linken für einen Verbleib in der Europäischen Union warben, blieb von geringem Einfluss. Zahlreiche junge Menschen, denen viel an der Unionsbürgerschaft liegt, blieben dem Referendum fern. Die eher «europäischen Neoliberalen» unterlagen am 23. Juni 2016 den stärker nationalistischneoliberalen Kräften. Die Widersprüche, die das Referendum zutage gefördert hat, sollten die konkrete Basis für eine neue linke Politik in Europa darstellen.
Der Beitrag geht der Frage nach, wie die Grenzen zwischen Rechtspopulismus und Rechts-extremismus verlaufen. Es wird herausgestellt, warum die Normalisierung von völkischen Konzepten die demokratische Kultur grundsätzlich gefährdet. Der Schirmbegriff des (Rechts-)Populismus wird im öffentlichen Diskurs unspezifisch genutzt, um eine Vielzahl inhaltlich und strategisch unterschiedlich agierender politischer Erscheinungen zu klassifizieren. Populismus wird häufig gesehen als spezifische Art der Strategie und des Auftretens ohne eine originäre Programmatik (Wodak 2013: 737).
Prokla, 2017
In diesem Beitrag werden Überlegungen zum gegenwärtigen Aufstieg des rechten Populismus zur Diskussion gestellt, die vor allem aus der Reflektion der österreichischen Situation gewonnen wurden. Zwar muss Österreich dem rechtspopulistisch minder entwickelten Nachbarn im Norden nicht unbedingt das Bild der eigenen Zukunft zeigen. Doch der Blick über die Grenze kann helfen, der bisweilen arg national-borniert geführten Debatte rund um den Aufstieg der AfD neue Dimensionen hinzuzufügen. Er ist Teil einer internationalen Dynamik, die weit über Deutschland und, in der Tat, über Europa hinausgeht. Was hier als "Zäsur im Parteiensystem" (Kahrs 2016) gilt, stellt eher eine nachholende Entwicklung dar. In jedem Nachbarland Deutschlands (mit Ausnahme Luxemburgs) ist aktuell eine rechtspopulistische Partei mit über 15 Prozent im nationalen Parlament vertreten. Die Bundesrepublik war lange ein großes gallisches Dorf im Europa des Rechtspopulismus. Damit ist es nun vorbei.
2002
Der Beitrag beschreibt die Entwicklung rechtsradikaler und rechtspopulistischer Parteien und Bewegungen in Ost-Mitteleuropa nach dem Systemwandel. Im Zentrum der Analyse stehen die Reformlander der Visegrad-Gruppe. Obwohl diese Parteien und Bewegungen in einer gewissen Kontinuitat zu ahnlichen politischen Traditionen der Zwischenkriegszeit stehen, fuhrt der Autor ihr Auftreten eher auf soziale Spannungen und Frustrationen bzw. politische Konflikte und Identitatskrisen des Transformationsprozesses zuruck. Die traditionellen rechtsextremistischen Gruppierungen sind in Ost-Mitteleuropa politisch schwach und isoliert, der politische Populismus hingegen tritt in verstarktem Mase auf. Er stutzt sich auf den wieder erstarkenden Nationalismus in der Region und wird vor allem dort zum Problem, wo die politische Mitte sich nicht klar von rechtspopulistischen Parteien abgrenzt oder der Populismus sogar konservative Mitte-Rechtsparteien durchdringt. Neuere Wahlergebnisse bestatigen den Rucklauf...
Lernen aus der Geschichte, 2018
Antisemitische Äußerungen von AfD-, Pegida- oder IB-Protagonist_innen zu finden, ist keine besondere Schwierigkeit. Oftmals werden sie in der kritischen Öffentlichkeit benutzt, um insbesondere der AfD nachzuweisen, dass sie dem nationalsozialistischen Ungeist verhaftet bleibe. Die Partei selbst wiederum bemüht sich – wenig entschlossen – diese Äußerungen als Einzelfälle darzustellen und manchmal auch zu sanktionieren (vgl. z.B. Soldt 2018). In diesem Aufsatz soll es darum gehen, das hinter diesen ‚Einzelfällen‘ liegende Muster zu beschreiben und zu untersuchen, wie dieses mit den breiteren, politische Lager überlappenden, Diskursen über die nationalsozialistische Vergangenheit Deutschlands zusammenhängt. Es wird die These entwickelt, dass die Tabuisierung, auf welcher die Kommunikationslatenz des Antisemitismus (Bergmann & Erb 1986) als Bestandteil der kulturellen Atmosphäre der Bundesrepublik jahrzehntelang beruhte und die das offene Wiederanknüpfen an die völkisch-antisemitische Ideologie des Nationalsozialismus im politischen Raum verhinderte, mittlerweile an Kraft verliert und dass dies durch die Art der ‚Vergangenheitsaufarbeitung‘ mitverursacht ist. http://lernen-aus-der-geschichte.de/Lernen-und-Lehren/content/14018
2002
Mit dem Themenheft "Rechtspopulismus und nationale Identität" liegt die erste Ausgabe der Zeitschrift conflict & communication online vor, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Theorien, methodologische Ansätze und empirische Befunde der unterschiedlichsten Disziplinen, die Konflikt und/oder Kommunikation zum Forschungsgegenstand haben, zusammenzuführen und unter friedenswissenschaftlicher Perspektive miteinander zu integrieren. Eine friedenswissenschaftliche Perspektive, die sich die Prävention und Reduktion von Gewalt mit gewaltfreien Mitteln zur Aufgabe macht, erfordert unseres Erachtens nicht nur angewandte Forschung zu aktuellen Konfliktfeldern, sondern zugleich auch die Etablierung einer transdisziplinären Grundlagenforschung, die zwar einerseits auf verallgemeinerbare Ergebnisse abzielt, welche über die konkreten Fallstudien hinausweisen, die aber andererseits nur anhand ihrer Rückkoppelung an die Praxis validiert werden kann. Das Spektrum der Themen, welche in conflict & communication online vertreten sein sollen, umfasst daher theoretische Beiträge ebenso wie empirische Studien und methodologische Erörterungen ebenso wie praktische Reflexionen. Es reicht von sozialpsychologischer Kleingruppenforschung bis zur Untersuchung inner-und zwischenstaatlicher Kriege, von der Analyse interpersonaler Kommunikation bis zur Massenkommunikationsforschung und von Konfliktmanagement bis hin zu Journalismus und den neuen Informationstechnologien. Rechtspopulismus und nationale Identität werden im vorliegenden Heft anhand des Fallbeispiels "Österreich" thematisiert, das mit der Regierungsbeteiligung der FPÖ vor ca. 2 Jahren weltweit in die Schlagzeilen geraten war und scharfe Reaktionen der anderen EU-Länder auf sich gezogen hatte. Auch wenn sich die Beziehungen zwischen Österreich und seinen EU-Partnerländern inzwischen wieder normalisiert haben, ist die Regierungsbeteiligung der FPÖ angesichts der offen zur Schau getragenen NS-Sympathien ihres Vordenkers Jörg Haider und ihres offen ausländerfeindlichen Wahlkampfes bei den Nationalratswahlen im Oktober 1999 kein Thema, das sich einfach ad acta legen ließe. Im Gegenteil wirft gerade die Rückkehr zur europäischen Tagesordnung erst recht die Frage auf, auf welche Art von Europa wir denn eigentlich zusteuern.
References (9)
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- D. Gronenborn/H.-C. Strien/S. Dietrich u. a., 'Adaptive cycles' and climate fluctuations. A case study from Linear Pottery Culture in western Central Europe. Journal of Archaeological Science 51, 2014, 73-83.
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- P. McAnany/N. Yoffee (Hrsg.), Questioning Collapse. Human Resilience, Ecological Vulnerability, and the Aftermath of Empire (New York 2010).
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