Academia.eduAcademia.edu

Das Reliquienglas von Streitwiesen, NÖ

1997, Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich

Glass reliquary from Lower Austria _ Das Reliquienglas aus Streitwiesen (KG Streitwiesen, MG Weiten, GB Melk, Niederösterreich), welches 1980 bei der Restaurierung des Altares der Burgkapelle zu Tage kam, kann in die Gruppe der Scheuern gestellt werden. Die chemische Analyse hat ergeben, daß das Gefäß aus entfärbtem Kalk-Kaliglas gefertigt wurde, was auf eine Herstellung nördlich der Alpen hindeutet. Das auf dem Gefäß befindliche Siegel des Passauer Weihbischofs Andreas Victricensis (Gallici von Breslau - um 1370 bis 1430) ergibt einen Datierungshinweis für die Deponierung; die Scheuer selbst kann aufgrund der Parallelen wahrscheinlich in das 13. bis frühe 14. Jahrhundert datiert werden. Die Siegelung durch den Weihbischof Andreas steht möglicherweise im Zusammenhang mit der Neuweihung der Burgkapelle nach deren Gotisierung bzw. Vergrößerung, die um 1400 erfolgte; vielleicht gelangte das Glas bei diesem Anlaß - erstmals oder erneut - als Reliquienbehälter in den Altar.

Beit1ä9e zut · mittelaltetatchäologie in Ö1te11eich . 1 „~ 1:S/1997 j ßeitfiige ZUI mittelalte1a1chiiologie •• in 01teneich 15/1997 Ö1te11. Ge.telllChaft für mittelalterarchäologie Gedruckt mit Unterstützung des Bundesministeriums für Wissenschaft, Verkehr und Forschung und der Kulturabteilungen der Landesregierungen von Burgenland, Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Vorarlberg, Wien CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek BEITRÄGE ZUR MJTTELALTERARCHÄOLOGIE IN ÖSTERREICH Hrsg.: Österr. Ges. f. Mittelalterarchäologie Wien Erscheint jährlich Herausgeber: Österreichische Gesellschaft für Mittelalterarchäologie Schriftleitung: A. Eibner und S. Felgenhauer-Schmiedt 1190 Wien, Franz Klein-Gasse 1 ISSN 1011-0062 Copyright 1997 by Österr. Gesellschaft für Mittelalterarchäologie Wien Alle Rechte vorbehalten Druch.„vorlage und Layout: Annette Gansrigler, 1080 Wien Druck: C & D Copy und Druck GesmbH, 1160 Wien, Sandleitengasse 9-13, Tel.: 01 486 25 57 INHALTSVERZEICHNIS BORS, Kurt: Grassaw minor und maior, KG. Grossau, NÖ. Ein Beispiel für Möglichkeiten, Grenzen und Probleme der Ortswüstungsforschung ........ ... .............. ..................... ..... ...... ....... .......... ....... ... ... 5 CHERRY, John : Der Siegelstempel des Geoffrey von Hastings aus Grossau bei Raabsfl'haya, NÖ ........... .. ... ... ... ... ..... ..... .. .21 HASEK, Vladimir, UNGER, Josef, ZAfIORA, Richard: Archäologische Prospektion mit Georadar in Mähren ...... ... .... .. .... .... ....... .. .... ... ................ ..... .. ... ............ .. ... 23 HEBERT, Bernhard, MURGG, Werner: Mittelalterliche (und frühneuzeitliche) Wehrbauten im Bezirk Leibnitz, Steiermark. Aufnahme der Bodendenkmale .......................... .... ... ..... .. ............ .. ................. ........ .......... ... .. .... ...... .... ... .. .. ..41 GUTJAHR, Christoph, TIEFENGRABER, Georg: Hollenegg - Corrigenda et Addenda .......... ..... ...................... .......... ... ....... ................. .... .. .......... .. ....... ........... 91 JERNEJ, Renate: Ausgrabungen im Dominikanerklostergarten in Friesach, Kärnten . ... ..... .. ... .... .......... ..... ... ............... ....... ... .99 TARCSAY, Kinga: Das Reliquienglas von Streitwiesen, NÖ .. ... .. ... ... ... .. ..... ........ ............. ...... ...... ............. ... ............... ........... ... 117 WACHA, Georg: Mittelalterliche Gießer und Gußstätten in Österreich ............ ..... ...... ............... ................... ......................... 137 WALCHER, Claudia: Mittelalterliche und neuzeitliche Schmelztiegel aus Wien 1. Vergleich archäologischer und schriftlicher Quellen ................................................................................... 151 Kurzberichte zur Mittelalterarchäologie in Österreich 1996 Zusammenstellung Gabriele SCHARRER .......................................... ... ..... .......... ............ .... ...................... 181 117 Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich 13, 1997, S. 117 - 136 DAS RELIQUIENGLAS VON STREITWIESEN, NÖ. von Kinga TARCSAY, Wien TEIL A: BESCHREIBUNG UND CHRONOLOGISCHE EINORDNUNG DES GEFÄSSES Fundgeschichte Das Reliquienglas 1 wurde 1980 im Verlauf von Sanierungsmaßnahmen in der Burgkapelle Streitwiesen (KG Streitwiesen, MG Weiten, GB Melk, Niederösterreich) von Mitgliedern des "Vereins zur Errichtung und Erhaltung einer österreichischen Jugendburg" gefunden; es war unter der Altarplatte im Altarsockel eingemauert. Die näheren Fundumstände wurden nicht mitgeteilt2. Der zukünftige Verbleib des Gefäßes ist noch nicht geklärt. Das Gefäß (Abb. 1 und 2) Maße: Höhe: 69 mm; Durchmesser des Fußringes: 60 mm; Durchmesser des Mundsaumes: 64 mm; Wandstärke am Bauch: 1 mm; Wandstärke am Übergang zur Schulter: 1,4 mm; Wandstärke des Mundsaumes: 3,1 mm. Farbe: Infolge des Verwitterungsprozesses bzw. der Korrosion weist der Glaskörper im erhaltenen Zustand eine trübe, rötlich-braune Färbung auf, während der Fußring und die Fadenauflagen oliv-grünlich erscheinen. Form und Verzierung: Das Gefäß hat einen unregelmäßig drei- bis vierfach umgelegten Standring, der nicht exakt um die Bodenmitte des Gefäßkörpers aufgelegt wurde, weshalb die Scheuer leicht schief steht. Der Gefäßboden ist hochgestochen und zeigt an der Unterseite Spuren des Hefteisens. Der Bauch des Glases ist asymmetrisch geformt und ungleichmäßig gewölbt. Der kurze, annähernd zylindrische Hals setzt an der flachen Schulter an und geht in den etwas verstärkten, leicht ausladenden Mundsaum über. Unterhalb des Bauches verläuft ein unterschiedlich starker, waagrechter Glasfaden, der stellenweise überlappend aufgetragen wurde und dort doppelt erscheint. An einer Stelle des Standringes ist ein schräger, kurzer Fadenansatz, der zum Teil abgesprengt ist, zu beobachten, der vom Auftrag des waagrechten Fadens stammt (Abb. 2/3). Am Bauch befindet sich ein weiterer, in unregelmäßigem Zick-Zack-Muster aufgelegter Faden. Am Halsansatz ist ein dritter Glasfaden angebracht, der - wie derjenige unterhalb des Bauches waagrecht überlappend aufgelegt wurde. Ob sich auch auf dem Mundsaum, wie bei vielen Parallelen (siehe unten), eine Fadenauflage befindet, läßt sich aufgrund der kaum zu unterscheidenden Färbung nicht mit Sicherheit feststellen . Gefäßtyp: Das Glas ist mit größter Wahrscheinlichkeit als Scheuer anzusprechen. Der Bereich der Bauchwölbung, an dem sich vermutlich die Handhabe befand, ist ausgebrochen. Wie bereits BAUMGARTNER und KRUEGER 3 feststellten, kann bei Bruchstücken einer derartigen Gefäßform, die keinen Henkel erkennen lassen, oft nicht geklärt werden, ob es sich um eine Scheuer oder um einen Kopf (kugelförmiges Gefäß ohne Henkel) handelt. Die Schließung des vermutlichen Henkelausbruches mit einer Masse (siehe Verschluß) weist darauf hin, daß das Glas zum Zeitpunkt der sekundären Verwendung als Reliquienbehältnis bereits beschädigt war. Das Stück wurde bereits in zwei Ausstellungen der Öffentlichkeit präsentiert und bei dieser Gelegenheit in den jeweiligen Katalogen erwähnt: HUNDSBICHLER 1988, 114/Abb., 397/Nr. 10.1; weiters: DIE RITIER 1990, 273/Nr. ! Ja. 2 Hier möchte ich folgenden Personen für ihre Unterstützung danken: Herrn Dr. Ernst ENGLISCH, Krems, Frau Univ. Prof. Dr. Sabine FELGENHAUER, Wien, Herrn Dr. Helmut HUNDSBICHLER, Krems und Frau Mag. Brigitte LUX , Klosterneuburg. Weiters danke ich den Damen und Herren in verschiedenen Mu seen, die mir bei der Suche nach Parallelen bereitwillig geholfen haben. 3 BA UMGARTNER, KRUEGER 1988, 231. 118 Der Verschluß Der auf dem Mundsaum des Gefäßes angebrachte Verschluß besteht aus einer hellbraunen Masse. Infolge der Bergung und späteren Lagerung löste sich der Verschluß aus seiner ursprünglichen Lage; diese konnte aber aufgrund der Abdrücke der oberen horizontalen Fadenauflage des Glases rekonstruiert werden. Als Unterlage der Masse diente eine an den schmalen Enden umgebogene, rechteckige Blechplatte (47 mm x 80 mm) mit einer abgeschrägten Breitseite. Der Ausbruch an der Bauchwölbung war vermutlich ebenfalls mit einer dunkelbraunen Masse verschlossen gewesen, die sich allerdings zur Zeit der Übergabe nicht mehr auf dem Gefäß befand. Als Unterlage zur Anbringung derselben wurde ein stoff- oder lederartiges Material über die Fehlstelle gespannt, worauf Abdrücke auf der Innenseite hinweisen. Auf beiden Verschlußmassen sind zahlreiche Fingerabdrücke zu sehen. Weiters enthalten sie organische Partikel. Die Untersuchung der Verschlußmasse durch M. SCHREINER4 ergab eine Zusammensetzung aus folgenden Elementen: Kalium, Kalzium, Silicium, Aluminium und Magnesium; es handelt sich demnach um ein lehmartiges Material. Dieses Ergebnis ist insofern überraschend, als in der Literatur meist von Wachsverschlüssen gesprochen wird und auch die Masse von Streitwiesen einen wachsartigen Eindruck macht. Die Beschaffenheit der Verschlußmassen ist vermutlich auch für das Ablösen vom Gefäß während des Trocknungsprozesses verantwortlich. Das Siegel (Abb. 1/1, 2/1) Auf der Verschlußmasse der Mündung, die bis zum Hals-Schulter-Ansatz reicht, ist ein rotes , rundes Siegel (Durchmesser: 40 mm) angebracht. Dieses zeigt einen Bischof unter einem gotischen Baldachin, der die rechte Hand zu einem Segensgestus erhoben hat und in der linken den Bischofsstab hält. An der rechten Seite der Figur ist in einem wappenförmigen Rahmen ein Buch mit beschlagenem Einband zu sehen, an der linken die gotische Minuskel "a"; das Feld zwischen der Darstellung und der am Rand angeordneten Inschrift ist mit Ornamenten gefüllt. Die Siegelinschrift lautet 5 : s(igillum)*andree*epi(scopi)*eccl(lesiae)*Victricensis. Es handelt sich um ein Siegel des Weihbischofs Andreas Gallici (siehe Teil B), wodurch sich der Terminus ante quem "vor 1430" für die Deponierung (und Herstellung) des Gefäßes ergibt. Der Inhalt Die genaue Beschaffenheit bzw. der Zustand des Glasinhaltes zum Zeitpunkt der Bergung ist nicht bekannt; die enthaltenen Materalien wurden bereits sortiert zur Bearbeitung übergeben. Metallbruchstücke: Nach der Untersuchung von M. SCHREINER6 handelt es sich bei dem weiß erscheinenden, grobkörnigen Pulver um Blei bzw. bleihaltige Korrosionsprodukte. Die Stücke sind - bis auf ein röhrchenförmiges - völlig deformiert, weshalb ihre Funktion bzw. Gestalt nicht mehr zu klären ist. Möglicherweise handelt es sich um die Überreste einer Bleikapsel zur Aufnahme der Reliquien (siehe Teil B). Knochen: Nach Bestimmung durch M. TESCHLER-NICOLA und E. PUCHER7 waren Knochen der fol genden Spezies enthalten: - Fibulafragment und kleines Schädeldachfragment eines Menschen; - Beckenknochen eines Froschlurches, eventuell Kröte. 4 Das Gutachten wurde bereits im Jahr 1989 erstellt und lag der Autorin in Form eines Briefes vor. Mein Dank gilt Herrn a.o. Univ . Prof. Dipl. Ing. Dr. Manfred SCHREINER (Institut für Farbenchemie, Akademie der Bildenden Künste, Wien) für die Genehmigung der Veröffentlichung dieser und folgender Ergebnisse. 5 Nach H. HUNDSBICHLER, Krems . 6 Siehe Anm. 4. 7 Nach mündlicher Mitteilung von Frau Univ. Doz. Dr. Maria TESCHLER-NICOLA, Anthropologische Abteilung, sowie Herrn Dr. Erich PUCHER, Archäozoologische Sammlung der Zoologischen Abteilung am Naturhi storischen Museum, Wien; beiden sei nochmals für ihre Hilfe gedankt. 119 1 2 Abb. 1: 1 - Siegel des Verschlusses. 2 - Reliquienglas von Streitwiesen. Photo : Cs. TARCSAY. 120 Hier könnten weitere Untersuchungen, wie Knochendünnschliffe oder Rasterelektronenmikroskop-Analysen, zu umfangreicheren Ergebnissen führen. An den Reliquien von St. Martin in Unterbillingshausen/ Deutschland konnte zum Beispiel festgestellt werden, daß ein Knochenfragment bereits mindestens 500 Jahre im Erdboden lag, bevor es ins Reliquiengefäß gelangte; weiters konnten dort Bearbeitungsspuren nachgewiesen werden 8• 2 Steinchen: Nach Bestimmung durch S. VERGINIS 9 handelt es sich um Stückchen von Granit sowie von einem kalkhaltigen, festen Ton, der typisch für die Ostseite des Kamptals Richtung Maissau und dem Plateau von Stiefern ist. Gewebereste: Diese sind nur noch in Fragmenten erhalten, die eventuell nach erfolgter Restaurierung bestimmt werden können. Sie stammen wahrscheinlich von Stoffen, die zum Einwickeln der Reliquienteile verwendet wurden. Teile der oben genannten Materialien sind zu kleinsten Partikeln zerfallen; unter diesen befinden sich auch Papierreste, bei denen es sich um Überreste der Authentiken handeln könnte (siehe Teil B), sowie eventuell auch organisches Material. Anmerkungen zur Herstellungstechnik des Glasgefäßes Die Herstellung eines Glasgefäßes wie jenes von Streitwiesen verläuft in folgenden Arbeitsschritten: Der Glasmacher erhitzt zunächst das Ende der eisernen Pfeife, dann nimmt er mit dem erhitzten Pfeifenende (=Nabel) eine Portion der rotglühenden, geschmolzenen Glasmasse aus dem Hafen, der in der Ofenglut steht. Dabei taucht er den Nabel in die Glasschmelze und dreht die Pfeife um ihre Achse, sodaß ein kleiner Glasklumpen(= Posten) haften bleibt. Die Masse hat hierbei die Konsistenz von flüssigem Honig, weshalb durch ständiges Drehen verhindert werden muß, daß sie an der Pfeife herunter rinnt. Die Pfeife wird danach aus dem Ofen genommen, und der Klumpen auf einer Platte gerollt (d.h. gemarbelt), um die Glasmasse gleichmäßig zylinderförmig bzw. kugelig abzurunden. Dann wird über den ersten ein weiterer Posten ausgehoben, während die Pfeife ständig weitergedreht wird. Dieser Vorgang wird wiederholt, bis sich genug Masse auf der Pfeife befindet. Dann nimmt der Glasmacher auf einem Stuhl Platz und hält die nasse Motze (=Holzmodel mit Stiel) mit der linken Hand an das Glas, während er mit der rechten die Pfeife dreht, sodaß die Glasmasse rund oder · oval wird. Die Motze muß von Zeit zu Zeit in Wasser getaucht werden, damit sie nicht verkohlt. Nun beginnt die eigentliche Formgebung: teils bläst der Glasmacher in die Pfeife, teils führt er mit dieser eine Pendelbewegung aus, wobei die Glasmasse nach unten hängt; durch die Schwerkraft wird dabei die Länge des Gefäßes gebildet. Nur durch ständiges Drehen kann die noch weiche Masse zu einem Gefäß mit rundum gleichmäßigem Profil geformt werden. Mit dem Zwackeisen wird anschließend eine Rille am Hals gebildet, um das Stück später leichter von der Pfeife abnehmen zu können. Wenn das Glas nicht mehr glüht, wird es im Arbeitsloch aufgewärmt. Der Boden wird mit einer Pritsche (=Holzplatte) abgeflacht und dann eingedrückt (= eingestochen). Der Rand des so gebildeten Standbodens wird mit einem dicken Glasfaden belegt, wobei versucht wird, ein bis zwei weitere Windungen auf die erste zu legen, um so einen Standring zu erhalten. Für die Bearbeitung des Randes muß das Gefäß, das bis dahin mit seiner geschlossenen Mündung an der Pfeife angebracht war, auf einen zweiten Eisenstab montiert werden. Dabei wird das Hefteisen mit einem Glasposten am Ende gegen den Gefäßboden gedrückt und mit diesem verschmolzen, wobei die richtige Druckstärke wichtig ist. Die Rille am Hals wird befeuchtet, wodurch das Glas spröde wird und sich durch einen Schlag auf die Pfeife ablöst. Nun wird die zweite Gefäßhälfte bearbeitet, der Halsbereich abgeschnitten und geglättet. Die Mündung wird durch einen angehaltenen Eisenstab leicht ausladend geformt. 8 SCHULTZ, SCHWARZ 1982, 71 ff. 9 Vielen Dank an Herm Univ. Doz. DDr. Spyridon VERGINIS, Institut für Geographie, Wien, für die mündliche Mitteilung. 121 1 2 Abb. 2: Reliquienglas von Streitwiesen. Maßstab 1: 1. 1 - Siegel; 2 - Querschnitt mit Blechplattenabdeckung; 3 - Ausbruchsteile. 122 Bei der Anbringung der umlaufenden Fadenverzierung ruht die Achse des Hefteisens waagrecht auf dem Glasmacherstuhl, oder auch auf dem Schenkel des Glasmachers, und wird gedreht. Das Drehmoment, d. h. das gleichmäßige Drehen des Glases, ist bei der Anbringung umlaufender Verzierungen wie auch bei der Herstellung des Hohlglases selbst sehr wichtig, da diese sonst unregelmäßig werden. Abschließend wird das Gefäß mit einem kurzen Ruck vom Hefteisen getrennt und in den Kühlofen gestellt 10• Zu den genannten Arbeitsschritten lassen sich bei der Scheuer von Streitwiesen folgende Besonderheiten bzw. Unregelmäßigkeiten feststellen : Die asymmetrische Bauchform der Scheuer dürfte durch ungleichmäßiges Drehen entstanden sein. Die Formung des Standringes mißlang, wie z. B. auch bei der Flasche aus der Kölner Ursulakirche 11 , da die dritte Windung teilweise neben bzw. sogar oberhalb statt auf der zweiten Windung -liegt. Bei dem Gefäß aus Streitwiesen wurden allerdings keine Korrekturen , wie sie von DOPPELFELD beschrieben werden 12 , vorgenommen. Weiters wurde der Glasfaden des Standringes nicht exakt um die Mitte gelegt, weshalb das Gefäß leicht schief steht. Auch bei der Anbringung der Fadenverzierung lassen sich mehrere Unregelmäßigkeiten erkennen : der waagrechte Faden unterhalb des Bauches wurde nicht exakt aufgelegt, wodurch der schräge, kurze Fadenansatz am Standring entstand. Weiters wurden die Fäden nicht rechtzeitig abgeschnitten, weshalb sie teilweise zwei Windungen bilden. Wie die "Schlaufe" im Zick-Zack-Muster und die unterschiedliche Dicke des Glasfadens zeigen, wurde das Gefäß beim Auflegen des Glasfadens am Bauch zu langsam gedreht. Der Ansatz und das Ende des Fadens beim Zick-Zack-Muster sind klar erkennbar, da sie nicht aufeinander liegen. Zusammenfassend ergibt sich aus den produktionstechnischen Beobachtungen der Eindruck, daß das Glas von Streitwiesen von einem handwerklich weniger geübten Glasmacher erzeugt wurde als beispielsweise jene Scheuem, für die - wegen ihrer Feinheit - immer wieder Murano bzw. Venedig als Produktionsorte vermutet werden (siehe unten)l 3 • Ansprache, Herkunft und Datierung des Gefäßtyps Scheuer Eine der ersten exakten Definitionen des Gefäßtyps "Scheuer" stammt von RADEMACHER 14 • Er beschreibt diesen Typ folgendermaßen: "Flachgedrückter, kugeliger Becher mit mehr oder weniger stark ausgebildetem Fuß, stark abgesetzter, steiler Lippe und einem nach auswärts gebogenen Henkel, der einen Viertelkreis beschreibt und dann glatt oder mit einer Einwölbung endet ... Für den Gebrauch nicht gerade praktische Henkelform und steile Mündung ... ". In den Schriftquellen und in der Fachliteratur werden die Begriffe "Scheuer" und "Kopf" oft synonym verwendet. Die in letzter Zeit zunehmende Zahl an Scheuem aus archäologischen Fundmaterialien bewirkte eine engere Definition des Typus Scheuer, wobei vor allem die bereits von RADEMACHER angeführten Merkmale kennzeichnend sind. Die Bezeichnung "Kopf" wird im allgemeinen nur mehr für kugelförmige Gefäße ohne klar abgesetzten Fuß- und Halsteil und ohne Henkel verwendet. Die Scheuer ist in Mitteleuropa seit dem 13./14. Jahrhundert ein beliebter Gefäßtyp, der nicht nur aus Glas, sondern auch aus anderen Materialien, wie Holz, Ton, Halbedelsteinen oder Silber, gefertigt wurde. Neben einfachen Scheuem sind auch sogenannte Doppelscheuem aus den gleichen Materialien bekannt15 • 10 DOPPELFELD 1965, 44 ff. ; GATEAU 1974, 19 ff.; BEZBORODOV 1975, 137 ff. Der Autorin wurde ermöglicht, diesen Produktionsablauf in der Glashütte Zalto in Neunagelberg, NÖ., selbst mitzuverfolgen . 11 DOPPELFELD 1965, 44 ff. 12 Die Flasche wurde, um die sehr unregelmäßige Unterseite auszugleichen, auf eine ebene Platte gedrückt, wobei die beiden Windungen flach und die Gefäßwand etwas eingedrückt wurde . 13 GYÜRKY 1991 , 15, 53ffaf. 57.2; DUMITRACHE 1990, 33/Abb. 9.2. 14 RADEMACHER 1963, 124. 15 Aus Glas : zum Be ispiel aus der ehemaligen Sammlung Lanna - vgl. LEPKE 19 11 , 88/Nr. 708: e mailbemalt; Datierung: 15 . Jh ., Erzeugung: Venedig und 107/Nr. 886: keine Abb .; Datierung: 17. Jh ., Herkunft: Nürnberg(?). 123 Die Scheuer soll vor allem für den sogenannten Minnetrunk, einen Umtrunk zu Ehren bestimmter Heiliger und in Erinnerung an sie, sowie - im profanen Bereich - auch beim Abschiedstrunk vor Antritt einer Reise benutzt worden sein. In diesem Zusammenhang ist zu bedenken, daß die gläsernen Scheuem aufgrund ihrer Fragilität wohl kaum am Henkel, sondern eher wie ein Becher mit der ganzen Hand ergriffen wurden 16 • Aus dem Minnetrunk entwickelte sich an zahlreichen Orten der Brauch, den Gläubigen und Pilgern an den Festen der Kirchenpatrone gesegneten Wein oder Wasser zum Trinken zu reichen. Besonders beliebt waren hierbei Gefäße, von denen man glaubte, daß sie einst im Besitz des Heiligen gewesen waren 17 • In diesem Zusammenhang erscheint auch die sekundäre Verwendung der Scheuer aus Streitwiesen als Reliquienbehältnis durchaus passend. Die Herkunft der Scheuerform an sich ist bislang nicht untersucht worden. Auffallend ist aber ihre Ähnlichkeit mit Henkeltassen, die vor allem im 8. und 9. Jahrhundert im steppennomadischen Kulturkreis auftreten und später vor allem im Gebiet der heutigen Türkei, des Iran und in den angrenzenden Ländern verbreitet waren. Frühe Vorformen dieser Tassen aus Holz sind aus Sibirien bekannt, und auch aus dem türkischen Raum gibt es Stücke aus Holz, die z. T. außen mit Gold- oder Silberblech verkleidet waren. Später treten dann hauptsächlich Tassen aus Silber auf, die auch in Ton nachgeahmt wurden, zum Teil sogar mit nuppenartigen Auflagen (wie bei den Scheuem des 15. und 16. Jahrhunderts in Mitteleuropa!). Ähnliche Formen, die ebenfalls nomadisch beeinflußt sind, treten, allerdings ohne Standfuß, in Sogdien im 7. und 8. Jahrhundert auf. Entsprechende Gefäße mit byzantinischer Ornamentik stammen aus dem 9. und 10. Jahrhundert. Auch die zu den Tassen gehörenden Krüge weisen ähnliche Profile auf. Vor allem diese Krüge verbinden in der Form die türkischen Gefäße mit den Gefäßen aus den awarischen Gräberfeldern von Boca, Kunagota und Kiskörös. Während die Awaren in der Toreutik von der bisherigen Form abwichen, wurden in der Keramikproduktion ähnliche Henkeltassen gefertigt (gelbe Keramik). Auch die Ringhenkel treten noch auf18 • Sowohl die Tassen als auch die Krüge haben einen Standfuß und einen abgesetzten Hals, der durch eine Leiste an der Schulter vom Bauchteil getrennt wird. Diese Leiste war bei den Metallgefäßen zunächst erzeugungstechnisch bedingt: die große Höhe der Krüge zwang den Handwerker, den Hals aus einem gesonderten Metallstück zu fertigen und dann das Gefäß zusammenzufügen. Eine technisch einfachere Variante mit abgesetztem Profil am Hals wurde dann auf die flacheren Tassen übertragen und auch bei keramischen Nachbildungen angewendet. Bei den Tassen aus Silber oder Ton ist der Fugenabsatz durch einen sorgfältig gearbeiteten Wulst ersetzt worden und bildet somit nur noch eine rudimentäre Verzierung 19 • All diese Gefäße weisen außerdem Ösengriffe auf. Diese sind ebenfalls typisch für den nomadischen Stil. Als ein Beispiel soll hier ein silberlegiertes Gefäß aus einem Kurgan in West-Tuva (Südsibirien) 20 (Abb. 3/6) vorgestellt werden, das zwischen 840 und 1000 datiert wird. An diesem Stück sieht man zwischen Bauch und Hals deutlich den Absatz, der später durch den rudimentären Wulst ersetzt wurde, sowie den Ringhenkel und den abgesetzten Fuß. Ein weiteres Beispiel ist ein tönener Becher aus dem Distrikt Kashan oder Sultanabad (lran)2 1 (Abb. 317). Dieses Stück ist in Unterglasurtechnik dekoriert und datiert in das 13. - 14. Jahrhundert. Bei diesem späten Exemplar fehlt schon der umlaufende Wulst zwischen Hals und Bauch. Gefäße dieser oder ähnlich kugeliger Form aus Glas waren zur Zeit der Sassaniden meist undekoriert. Bei den verzierten Exemplaren finden sich Rillen, Rippen oder Nuppen als Dekorelemente. Häufiger kommt die Auflage von Fäden oder von kreisförmigen Scheiben vor22 • Bemerkenswert ist, daß diese Verzierungselemente auch auf den europäischen Scheuem zu finden sind. 16 Ähnliche Überlegungen siehe z. B. bei GYÜRKY 1991 , 53 . 17 BAUER 1990, 390; BEISSEL 1976, 90. MÜLLER 1996, 121 ff. 18 MARSCHAK 1986, 326. 19 MARSCHAK 1986, 71 ff. 20 KENK 1982, 71. 2 1 LANE 1947, Taf. 90. 22 ERDMANN 1969, 114, vgl.Abb. 91. 124 Da die mittelalterlichen Gefäße, auch jene aus Silber, aus dem mittelasiatischen Bereich bisher weitgehend unaufgearbeitet sind, ist eine genauere Datierung dieser Formen bzw. die Angabe ihres Verbreitungsgebietes vorläufig nicht möglich23 • Es ist aber denkbar, daß sich der Typ der hochmittelalterlichen Scheuer im mitteleuropäischen Raum von den beschriebenen zentralasiatischen Formen ableitet. Die Übereinstimmung bei Gefäßform und Henkel sowie der rudimentär übernommene Wulst am Halsansatz sprechen für diese These. Auch die Verzierung des Bauchbereichs bei den europäischen Stücken dürfte eine Vereinfachung der zum Teil reichen Omamentierung dieser Zone bei den asiatischen Gefäßen darstellen. Es stellt sich jedoch die Frage, wie diese Gefäßform nach Mitteleuropa gelangte. Die Möglichkeit, daß sie sich direkt von den späten byzantinischen, awarischen oder ungarischen Stücken ableitet, scheint eher unwahrscheinlich, da die wenigen Exemplare, die im osteuropäischen Bereich gefunden wurden, bereits stark vereinfacht erscheinen 24 • Auch ist es kaum vorstellbar, daß die Scheuern aus Mitteleuropa dem ursprünglichen Typ ähnlicher sind als die awarischen und byzantinischen "Bindeglieder"; außerdem besteht eine relativ große Zeitspanne zwischen dem Auftreten dieser Gefäßgruppen. Wahrscheinlicher ist vielmehr, daß "originale" Stücke - z. B. im Laufe der Kreuzzüge - nach Mitteleuropa gelangten, wofür die genaue Nachahmung der einzelnen Elemente - bauchige Form, abgesetzter Hals, Standfuß, Leiste bzw. Fadenauflage im Schulterbereich und der Ösengriff - bei den frühen Scheuem spricht. Für diesen "Import" im Laufe der Kreuzzüge sprechen auch die überlieferte Verwendung der Scheuer für den oben beschriebenen Minnebzw. Abschiedstrunk sowie die Verbindung zum Reliquienkult. Die frühesten gläsernen Scheuem treten in Mitteleuropa nach bisherigem Wissensstand im 13. und 14. Jahrhundert auf. Ihre Herkunft ist umstritten: zum Teil wird der deutsche Bereich25 , zum Teil der Mittelmeerraum bzw. Venedig 26 als Produktionsort postuliert. Diese frühen Exemplare sind stets aus farblosem Glas gefertigt und weisen oft eine blaue Fadenauflage auf; diese Farbkombination wird auch als typisch für den venezianischen Raum angesehen. Im 15. und 16. Jahrhundert treten dann auch Scheuem aus grünem oder andersfarbigem Glas auf. Bei diesen späteren Formen wurden die typspezifischen Elemente im Laufe der Zeit verändert. Der ringförmige Ösengriff wurde zur hakenförmigen Handhabe, die bauchige Form hochgezogen, die Fadenauflage weggelassen, usw. Zusammenfassend ließe sich also anhand der angeführten Elemente eine mögliche Entwicklungsreihe aufstellen, wobei die Formen, welche die meisten Übereinstimmungen mit jenen aus dem zentralasiatischen Raum aufweisen, wohl an den Anfang zu stellen wären. Hierzu wäre es allerdings notwendig, alle bislang bekannten Scheuem bzw. scheuerähnlichen Gefäße aus den verschiedenen Materialien zusammenzustellen, was zweifellos den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde. Parallelen zur Scheuer aus Streitwiesen Bei den frühen Scheuem des 13. bis 14. Jahrhunderts können zwei Gruppen unterschieden werden, wobei die Scheuer aus Streitwiesen aufgrund der Form und Verzierungsart (Fadenauflage) eher der ersten Gruppe zuzuordnen ist. Die Scheuerformen des 15. und 16. Jahrhunderts wurden hier auf Grund des terminus ante quem für die Herstellung des Gefäßes aus Streitwiesen, der sich aus dem Siegel ergibt (vor 1430; siehe unten), nicht berücksichtigt; zudem unterscheiden sich die späten Scheuem auch formal deutlich von diesem. 23 MARSCHAK 1986, 42. 24 Auch die Tasse von Nagyszentmikl6s hat die Fonn dieser orientalischen Tassen ; allerdings fehlt bereits der Henkel (MARSCHAK 1986, 308). 25 Z.B. BAUMGARTNER, KRUEGER 1988, 31 ; PROHASKA-GROSS 1992, 88 f. 26 Z.B . GYÜRKY 1991 , 15, 53ffaf. 57.2; DUMITRACHE 1990, 33/Abb. 9.2. 125 Gruppe 1: Scheuem mit stark gerundetem Profil und waagrechter Fadenauflage auf der Schulter Scheuer aus der ehemaligen Sammlung Lanna, Prag (heute im Württembergischen Landesmuseum, Stuttgart, Deutschland)21 (Abb. 3/1) Farblose Glasmasse mit blauer Fadenauflage; zweifach umgelegter Fußring, hochgestochener Boden. Eine offene Handhabe, auf der Wandung ein waagrecht aufgelegter Faden, darunter ein Zick-Zack-Faden; am Lippenrand ein weiterer, breiter Faden; alle Fadenauflagen und die Handhabe aus blauem Glas. Eine genaµere Datierung in das 13. bzw. 14. Jahrhundert ist nach BAUMGARTNER, KRUEGER kaum möglich, da es keine Parallelen oder anderweitigen Anhaltspunkte hierzu gibt. Für eine eher frühe Datierung würden die Gesamtform, die Kombination von farblosem und blauem Glas sowie der glatte Fußring sprechen; für eine spätere die Form der Handhabe und das Vorhandensein einer horizontalen Fadenauflage, die bei den früheren Stücken ihrer Meinung nach nicht vorkommt. Scheuerfragment aus Brünn, Mähren (Tschechien)2 8 (Abb. 3/3) Durchsichtig-farblose Glasmasse mit wenigen Luftbläschen; Oberfläche schwach irisierend. Durch Hochstechen der Glasblase hergestellter Hohlfuß. Unverziert. Gefunden bei der Freilegung einer Kloake in Brünn. Dieses Gefäß wird anhand der Begleitfunde in die 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts datiert. Das Herstellungsgebiet ist unbekannt. Das Fehlen des waagrechten Fadens läßt sich möglicherweise mit dem fragmentierten Erhaltungszustand erklären. Scheuer aus Straßburg, Elsaß ( Frankreich)29 (Abb. 3/2) Farblose Glasmasse. Durch Hochstechen der Glasblase hergestellter Hohlfuß; Bandhenkel am Bauch. Farblose Fadenauflage zwischen Bauch und Halsteil. Gefunden in einer Abfallgrube in Straßburg, die gleichzeitig mit einem dendrochronologisch in das Jahr 1290 datierten Wohnhaus angelegt wurde. Dieser Fund wird als einzigartig für den elsässischen Raum bezeichnet. Die Henkelform wird eher in die 1. Hälfte, die Fußform dagegen in die 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts datiert. Scheuer aus der Filialkirche St. Margareta zu Reichersdoif in der Gemeinde Niederaichbach, Landkreis Landshut, Niederbayern (Deutschland)3° (Abb. 3/4) Farblose Glasmasse; Fußring aufgesetzt. Am Halsansatz ein Glasfaden. Wachsdeckel mit Siegel (bislang nicht entziffert). Inhalt unbekannt. Gefunden in einem Steinbehälter unter dem Altar31• ENGELHARDT und HÄCK setzen das Gefäß auf Grund der Form in das 15. bis 16. Jahrhundert. Falls es anläßlich der Weihe des spätgotischen Hochaltars an seinen Auffindungsort gelangte, würde dies für eine Datierung in die Mitte des 15. Jahrhunderts sprechen. Scheuerfragmente aus Chemnitz, Sachsen (Deutschland)3 2 (Abb. 3/5) Farblose (?) Glasmasse. Vom Bauchteil kein Fragment erhalten; offene Handhabe. Kobaltblaue Fadenauflage am Mündungsrand und am Halsteil. Gefunden in der Verfüllung einer Latrine, zusammen mit Keramik des 15. bis frühen 16. Jahrhunderts. Eventuell ein Altstück. 27 BAUMGARTNER, KRUEGER 1988, 235/Nr. 229. 28 CERNA 1994, 59/Nr. 47. 29 RIEB , WATTON 1989, 409, Pl. l.1 2. 30 ENGELHARDT, HÄCK 1993, 170 ff. An dieser Stelle möchte ich Herm Dr. B. ENGELHARDT für nähere Informationen und die Zusendung der Zeichnung danken. 31 Persönliche Auskunft von Herrn Dr. B. ENGELHARDT. 32 SCHWERDEL-SCHMIDT, NIEDERFEILNER 1995, 183 f., Abb. 4/2. 126 Gruppe 2: Scheuem mit gekniffenem Fußring, blauer Fadenauflage am Mundsaum und senkrechten oder schrägen Rippen am Bauch Die zweite Gruppe von Scheuem ist weitaus homogener als die erste. Die betreffenden Gefäße sind meist · feiner gearbeitet und bestehen ebenfalls aus farblosem Glas. Als Erzeugungsort werden entweder Deutschland oder der Mittelmeerraum bzw. Venedig vermutet. Nach GYÜRKY wurden diese Gefäße in Venedig hergestellt; die Form soll unter den venezianischen Gläsern sehr populär sein und häufiger vorkommen. Für die venezianische Produktion ist große Dünnwandigkeit kennzeichnend. Wie bei den übrigen "gotischen" Gläsern aus Venedig soll auch die Form der Scheuer vom Ende des 13. bis in die 20er Jahre des 15. Jahrhunderts nahezu unverändert geblieben sein 33 • Nach BAUMGARTNER, KRUEGER sind jedoch Scheuem auf hohem Standfuß in Italien erst aus der Zeit um 1500 bekannt; ebenso gibt es auch in Südfrankreich keine Parallelen aus dem 13... und 14. Jahrhundert. Dies spräche schon für eine frühe Produktion von farblosen Gläsern nördlich der Alpen).!. Als Parallelen von der zweiten Gruppe sind der Autorin folgende Stücke bekannt: Scheuer aus Brünn, Mähren (Tschechien)3 5 Datierung in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts. Scheuer aus Freiburg, Baden-Württemberg (Deutschland)3 6 Formgeblasen, aufgeschmolzener Dekor; farbloser Randfaden . Datierung nach 1278; Entstehungsgebiet unbestimmt, ev. Deutschland. Scheuer aus der Diözese Freising, Bayern (Deutschland)3 7 Datierung in das 13. bzw. Anfang des 14. Jahrhunderts; Entstehungsgebiet unbestimmt, ev. Deutschland. Scheuer im Domschatz bzw. Museum des St. Petri-Domes, Fritzlar, Hessen (Deutschland)3 8 Datierung in das späte 13. bzw. 14. Jahrhundert; Entstehungsgebiet unbestimmt, ev. Deutschland. Scheuer aus Heidelberg, Baden-Württemberg (Deutschland)39 Modelgeblasen; gefunden in einer Latrine aus dem frühen 15. Jahrhundert. Möglicherweise Altstück. Scheuer aus Konstanz, Baden-Württemberg (Deutschland}4° Vollständig erhalten; aus einer Abfallgrube, die in die 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert wird. Rippenbecher oder Scheuer aus der Sammlung Karl Amendt, Krefeld, Nordrhein-Westfalen (Deutschland)4 1 Fehlstelle - eventuell ursprünglich vorhandener Griff. Fundumstände unbekannt; auf Grund der Parallelen in die 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts bzw. Anfang des 14. Jahrhunderts datiert. Becher aus Lübeck, Schleswig-Holstein (Deutschland) Zwei unterschiedliche Datierungsansätze: einerseits 14. bis 15. Jahrhundert, mit dem Herkunftsgebiet Mittelmeerraum42; andererseits spätes 13. bzw. 1. Hälfte 14. Jahrhundert, mit unbestimmtem Entstehungsgebiet, ev. Deutschland43• 33 GYÜRKY 1991, 15, 53rfaf. 57.2. 34 BAUMGARTNER, KRUEGER 1988, 231. 35 CERNA 1994, 59/Nr. 28 . 36 BAUMGARTNER, KRUEGER 1988, 235/Nr. 228; SOFFNER 1995, 96/Nr. 88. 37 BAUMGARTNER, KRUEGER 1988, 232/Nr. 223. 38 BAUMGARTNER, KRUEGER 1988, 234/Nr. 227. 39 PROHASKA 1987, 314. 40 SOFFNER 1988, 282/Abb. 206. 41 BAUMGARTNER 1987, 40/Nr. 8. 42 DUMITRACHE 1990, 33/Abb. 9.2. 43 BAUMGARTNER, KRUEGER 1988, 234/Nr. 226. 127 2 1 I D'\J \ ' 3 4 5 6 Abb. 3: 1 - Sammlung Lanna; 2 - Straßburg; 3 - Brünn; 4 - St. Margareta zu Reichersdorf; 5 - Chemnitz (1-5 Glas) ; 6 - Südsibirien (Silberlegierung); 7 - Iran (Ton) . (1 , 7: Umzeichnung nach Photo). 128 Scheuer aus Nottuln, Nordrhein-Westfalen (Deutschlandr4 In einer Kloake gefunden; Datierung auf Grund der Beifunde in das späte 13. bzw. 1. Hälfte 14. Jahrhundert; Entstehungsgebiet unbestimmt, ev. Deutschland. Fragmente aus Nürnberg, Bayern (Deutschland)4 5 Keine näheren Datierungshinweise. Becher aus dem königlichen Palast von Visegrdd, Kom. Pest (Ungarn)'6 Zwischen zwei, durch Münzen in die 2. Hälfte des 14. bzw. in das 1. Viertel des 15. Jahrhunderts datierten Schichten gefunden; Herkunft: Venedig. Verzierung Neben der Form kann auch der Dekor als Datierungselement herangezogen werden. Das Glas aus Streitwiesen ist diesbezüglich in die Gruppe der Gefäße mit Fadenauflagen einzuordnen. Diese Verzierung scheint vor allem für Gläser des 12./13. Jahrhunderts typisch zu sein; meist wurde sie aus einem einzigen, langen Faden von unterschiedlicher Stärke wellen- oder zickzackförmig umlaufend aufgelegt. Diese Fadenauflagen stehen offenbar in einer seit fränkisch-merowingischer Zeit fortlaufenden Tradition; sie lassen sich, in etwas modifizierter Ausführung, auch an jüngeren Gläsern des 14. Jahrhunderts nachweisen 47 • Flasche aus St. Ursula, Köln, Nordrhein-Westfalen (Deutschland) 48 Grüne Glasmasse; beutelförmig. Grobes Zickzack-Muster auf dem Bauch, das ohne Unterbrechung in ein dreimal um den Halsansatz gelegtes Linienmuster übergeht; weiters ein doppelt umgelegter Fußfaden, der die Wandung etwas nach innen drückt. Dieses Stück ist wohl in das 12. Jahrhundert zu datieren; von DOPPELFELD irrtümlich in das 7./8. Jahrhundert gesetzt49 • Das Glas befand sich wahrscheinlich ursprünglich in einem Altar aus dem 12. Jahrhundert und wurde 1642, ohne die Reliquien, in einem neuen Altar deponiert. Becher aus der Pfarrkirche von Michelfeld bei Schwäbisch-Hall, Baden-Württemberg (Deutschland)5° Gelblich-grüne, etwas schlierige Glasmasse; gedrungen-bauchige, annähernd doppelkonische Form mit gestauchtem Fuß. Auf der Bauchmitte ein horizontaler, gleichfarbiger Faden aufgeschmolzen; ein zweiter überzieht in unregelmäßigem Zickzack den Unterteil bis zum Fadenring. Der Becher wurde 1889 im Sepulcrum unter der Altarplatte entdeckt und enthielt neben Reliquienpartikeln ein silbernes Kreuzreliquiar und zwei Haller Münzen von 1282 sowie eine mit einem Siegel versehene Weiheurkunde vom 18. Oktober 1282; er muß also vor diesem Datum entstanden sein. Scheuer aus der ehemaligen Sammlung Lanna, Prag Beschreibung: siehe unter Gruppe 1. Wie bereits erwähnt, würde die Kombination von farblosem und blauem Glas eher für eine frühe Datierung ins 13. bzw. 14. Jahrhundert sprechen, während die horizontale Fadenauflage, die bei den früheren Stücken nicht vorkommt, eher auf eine spätere Einordnung hinweist. Flasche aus Üsti nad Labern, Böhmen (Tschechien)5 1 Glas klar und schwach gelblich; Körper mit Unterteil des Halses erhalten, Boden hochgestochen mit doppelt umlaufendem Faden, der den Fuß bildet. Auf dem Körper vertikale und zickzackförmig aufgeschmolzene Fäden. Datierung: 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts; Entstehungsgebiet unbekannt. 44 BAUMGARTNER, KRUEGER 1988, 232/Nr. 224. 45 KAHSNITZ 1984, 112/Nr. JC6. 46 GYÜRKY 1991 , 15, 53ffaf. 57.2. 47 BAUMGARTNER, KRUEGER 1988, 106. 48 BAUMGARTNER, KRUEGER 1988, 110/Nr. 55. 49 DOPPELFELD 1965, 44 ff. 50 BAUMGARTNER, KRUEGER 1988, 110/Nr. 53; KOCH 1986, 192. 51 CERNA 1994, 54/Nr. 31. 129 Fußbildung Auch der Fußbildung könnte eine datierende Bedeutung zukommen. Zum Teil mehrfach umgewickelte Fußfäden finden sich unter anderem auf konischen Bechern mit Fadenrippen bzw. Fadenauflagen, die großteils aus Böhmen stammen und vor allem vom Ende des 14. bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts auftreten. Flasche aus der Ursulakirche, Köln Beschreibung siehe unter Gruppe 1. Standring aus einem dicken, zweimal umgelegten Glasfaden. Datierung: 12. Jahrhundert. Scheuer aus der ehemaligen Sammlung Lanna, Prag Beschreibung siehe unter Gruppe 1. Flacher, zweifach umgelegter Fußring, der für eine frühere Datierung ins 13. bis 14. Jahrhundert spricht. Flasche aus Üst{ nad Labern Beschreibung siehe unter Gruppe 1. Boden hochgestochen; darauf ein doppelt umlaufender Faden, der den Fuß bildet. Datierung: l. Hälfte des 14. Jahrhunderts. Reliquienglas aus der Filialkirche St. Margareta zu Reichersdorf in der Gemeinde Niederaichbach Beschreibung siehe unter Gruppe 1. Als Fußring ein dicker aufgelegter Faden. Datierung: 15. Jahrhundert. Geographische und zeitliche Einordnung des Glases von Streitwiesen Da Scheuern bisher kaum im Fundmaterial von Grabungen - insbesondere von Glashütten - auftraten, sind ihr Herkunftsgebiet und ihre Herstellungszeit auf Grund von archäologischen Befunden zur Zeit nicht näher eingrenzbar. Kartiert man jedoch die angeführten Parallelen aus dem 13. und 14. Jahrhundert, kommt man zu dem Ergebnis, daß diese Gefäßform - mit zwei Ausnahmen 52 - im Raum von Süddeutschland, dem angrenzenden Elsaß, dem nördlichen Niederösterreich53 , sowie in Ungarn und Mähren auftritt. Da die Scheuer aus dem Württembergischen Landesmuseum in Stuttgart ursprünglich aus der ehemaligen Sammlung Lanna in Prag stammt, in der sich hauptsächlich Gegenstände aus dem heutigen Tschechien und Österreich befanden, kann davon ausgegangen werden, daß sie ebenfalls in diesem Gebiet gefunden wurde. Die Herstellung der Scheuern muß also entweder in dem zuvor umschriebenen Raum erfolgt sein oder dieser war das Hauptabsatzgebiet für diese Warenart, die außerhalb produziert wurde. So wurden sie entweder von Hütten bzw. Glasmachern erzeugt, die miteinander in Kontakt standen, oder nur wenige Stücke dienten als Vorbild. Eine Erzeugung an einem gemeinsamen Ort ist vielleicht bei der geschlossenen Gruppe 2, den Scheuern mit gekniffenem Fußring, blauer Fadenauflage am Mundsaum und senkrechten oder schrägen Rippen am Bauch, anzunehmen. Dieser Erzeugungsort könnte auf Grund der sorgfältigeren und feineren Ausführung dieser Gefäße durchaus Venedig sein, wobei aber das massive Auftreten in Mitteleuropa und das Fehlen entsprechender Funde in Venedig eher dagegen sprechen. Bei der Gruppe 1, den übrigen Scheuern mit und ohne Fadenauflage, deuten die gröbere Ausführung und die Variantenbreite der Formen auf eine Herstellung an mehreren Orten, wohl nördlich der Alpen, hin. Zumindest für die Scheuer aus Streitwiesen, die dieser Gruppe zugerechnet wird, konnte diese Vermutung durch die chemische Analyse (siehe Anhang) bestätigt werden: es handelt sich nämlich um reines Kalk-Kaliglas. Eine genauere Bestimmung des Herkunfts- beziehungsweise Produktionsgebietes wird aber erst möglich sein, wenn eine größere Zahl an stratifizierten Funden aus Grabungen, vor allem von Glashütten, und entsprechender chemischer Analysen vorliegt. 52 Scheuer aus Nottuln, Nordrhein-Westfalen, Scheuer aus Lübeck, Schleswig-Holstein (vgl. DUMITRACHE 1990, 33/Abb. 9.2; BAUMGARTNER , KRUEGER 1988, 234/Nr. 226, 232/Nr. 224). 53 Neben den oben erwähnten Parallelen ist ein Fragment, das eventuell auch von einer Scheuer stammt, vom Gaiselberg, Niederösterreich, bekannt ; vgl. FELGENHAUER-SCHMIEDT 199 1, 20. 130 Die gleichartige Färbung der Glasmasse unterstreicht den Zusammenhang unter den hier behandelten Gefäßen. Auffallend ist, daß alle frühen Scheuern aus farblosem Glas bestehen und die Fadenauflagen entweder ebenfalls farblos oder blau sind. Aufgrund der sonstigen Übereinstimmungen war daher anzunehmen gewesen, daß auch die Scheuer aus Streitwiesen ursprünglich farblos war; diese Vermutung wurde auch von den späteren naturwissenschaftlichen Analysen bestätigt (siehe Anhang). Fußringe, die durch Auflage eines Glasfadens hergestellt wurden, kommen vom 12. bis zum 15. Jahrhundert vor. Auch die Verzierung durch Fadenauflage ist seit fränkisch-merowingischer Zeit durchlaufend bis zum 14. Jahrhundert bekannt. Dadurch kann auch anhand dieser Elemente keine nähere zeitliche Eingrenzung des Stückes von Streitwiesen vorgenommen werden. In diesem Zusammenhang wäre die Bestimmung des Siegels auf der Scheuer von St. Margareta zu Reichersdorf wichtig, um ein Absolutdatum zu erhalten, vor allem auch, weil dieses Stück von ENGELHARDT und HÄCK erst in das 15. bis 16. Jahrhundert datiert wird. Anhand der bisher bekannten Parallelen wäre jedoch eine frühere Einordnung möglich; die Bestimmung des Siegels könnte hier also Klarheit schaffen. Eine Datierung der Scheuer von Streitwiesen an Hand der Parallelen in das 13. oder eventuell an den Anfang des 14. Jahrhunderts ist somit am wahrscheinlichsten. TEIL B: DIE HISTORISCHEN UND KULTURGESCHICHTLICHEN ASPEKTE DER SEKUNDÄRVERWENDUNG DER SCHEUER VON STREITWIESEN Beachtenswert ist der Umstand, daß etliche der heute bekannten Scheuern eine Sekundärverwendung als Reliquienglas fanden, was sich vielleicht - wie bereits erwähnt - aus der kultischen Bedeutung dieser Gefäßform ergab. Aufgrund dieser Tatsache erscheint es angebracht, auch die historischen und kulturgeschichtlichen Aspekte, insbesondere bezüglich des Weihbischofes Andreas Gallici und des Reliquienwesens, eingehend darzustellen. Historische Daten zum Fundort der Scheuer: der Pankratius-Kapelle in der Burg Streitwiesen Die Burg Streitwiesen54 wird erstmals 1144 urkundlich genannt. Die Ministerialenfamilie der Herren von Streitwiesen war mit dem Bistum Passau eng verbunden und übte Vogteirechte über Passauische Besitzungen in Niederösterreich aus. Die Strei twiesener Jassen sich bis 1418 nachweisen und gehörten zu den bedeutendsten Adelsgeschlechtern des Herzogtums . Die Stammburg wurde aber schon 1373 an die Volkersdorfer verkauft, die diese später Hans von Maissau überließen. Vor 1434 kam die Herrschaft an die Fleischeß, 1455 an die Schrott, und von da an gab es oftmalige Besitzerwechsel. Die Burg des 12. Jahrhunderts bestand aus einem wohnturmartigen, fünfgeschoßigen Bergfried und einer Kapelle 55 • Diese ist dem HI. Pankratius geweiht und liegt auf einer Terrasse im Süden, unterhalb der eigentlichen Burg. Aus dem 12„ eventuell auch 13. Jahrhundert stammen das Langhaus und das Portal. In der Gotik erhielt das Langhaus einen neuen Chor. Dieser Umbau wird in das 14. Jahrhundert56 oder nach 140057 gesetzt. Der ehemalige Hochaltar wurde um 1650 errichtet und ist nun im Heimatmuseum von Pöggstall zu besichtigen. Die im DEHIO erwähnte urkundliche Nennung im Jahre 142958 konnte leider auch nach Rücksprache mit dem Autor nicht geklärt werden. Es scheint jedoch möglich, daß der Passauer Weihbischof Andreas Victricensis die Kapelle anläßlich der oben genannten Verlängerung des alten Langhauses, die eventuell nach 1400 stattfand, neu weihte. 54 Literatur zur Burg: ÖSTERREICHISCHE KUNSTTOPOGRAPHIE 1910, 116 ff.; PFEFFER, GROSS 1928, 295 ff; SEEBACH 1976, 457; PONGRATZ, SEEBACH 1972, 117 ff.; DEHIO 1990, 1155. 55 Eine genaue bauhistorische Erfassung der Kapelle siehe bei LEHNER 1985, 556 ff. 56 PONGRATZ, SEEBACH 1972, 120; LEHNER 1985, 563. 57 PFEFFER, GROSS 1928, 298 . 58 DEHIO 1990, 1155. 131 Der heilige Pankratius 59 war seit dem Hochmittelalter im deutschen Sprachraum sehr beliebt, was zur Verbreitung seines Kultes in ganz Mitteleuropa führte. Besonders im 11. und 12. Jahrhundert wurden diesem Heiligen zahlreiche Kapellen, gerade auch auf Burgen, geweiht. Der wesentliche Grund für diese Popularität war die Tatsache, daß Kaiser Arnulf von Kärnten am 12. Mai 896, dem Jahrestag des Todes von Pankratius, die Stadt Rom eroberte und dieses Ereignis seinen Fürbitten zu dem Heiligen, den er besonders verehrte, zuschrieb. Durch die Verbreitung zahlreicher Reliquien wurde der Kult des HI. Pankratius noch zusätzlich gefördert. Vermutlich sollten die in der Scheuer von Streitwiesen enthaltenen Knochen und sonstigen Gegenstände Reliquien des HI. Pankratius darstellen. Weihbischof Andreas Gallici (Victricensis) Auf dem Siegel der Scheuer von Streitwiesen findet sich der Name "Andreas Episcopus Victricensis". Bei dieser Person handelt es sich um Andreas Gallici von Breslau mit dem Titularbistum Victricensis. Nach UIBLEIN war er der Neffe oder Vetter von Johann Gallici von Breslau, dem Leibarzt Herzog Albrechts III. von Österreich00 und wurde vor 1370 geboren. Bis 1412 war er Stiftspropst in Vilshofen und später Pfarrer in Zwentendorf und Sarleinsbach61 • 1410 wird Andreas Gallici erstmals als Weihbischof des Passauer Bischofs Leonhard genannt; aufgrund der schweren Verheerungen, welche Kirchen und Klöster der Diözese Passau in den Hussitenkriegen erlitten hatten, finden sich zahlreiche Erwähnungen des Weihbischofs im Zusammenhang mit Weihen und Konsekrationen 62 • Eine bedeutende Rolle spielte Weihbischof Andreas Gallici im Passauer Bistumsstreit von 1423 bis 1428, weshalb diese Episode hier etwas genauer dargelegt werden soll. Infolge der umstrittenen Wahl von Leonhard von Layming 1423 zum Bischof von Passau, die dieser aufgrund der Intervention des bayrischen Herzogs Heinrich gewann, kam es zu einem schwerwiegenden Konflikt zwischen Leonhard und dem österreichischen Herzog Albrecht V. , der den bayrischen Einfluß auf die Passauer Besitzungen in Österreich fürchtete. Nachdem auch Appelle an den Papst nichts gefruchtet hatten, zog sich die "österreichische" Partei des Domkapitels von Passau nach Wien zurück und erklärte diese Stadt zum offiziellen Sitz des Passauer Domkapitels. Der Weihbischof Andreas Gallici assistierte noch im Frühjahr 1424 bei der Bischofsweihe Leonhards. Bald danach fiel er aber von Leonhard ab und schloß sich dem in Wien residierenden Teil des Domkapitels an. Im März 1425 wurde er im päpstlichen Monitorium bereits als Feind Bischof Leonhards angeführt, seines Amtes und seiner Benefizien entsetzt und zusammen mit den in Wien weilenden Kanonikern und den anderen "Ungehorsamen" exkommuniziert. Der Widerstand der österreichischen Partei unter Herzog Albrecht gegen Bischof Leonhard setzte sich bis zum Jahre 1428 fort, bis man schließlich - vor allem gegen finanzielle Zugeständnisse - die königlichen und päpstlichen Konditionen anerkannte und im Gegenzug dazu alle verhängten Strafen und Prozesse aufgehoben wurden 63 • Kurz darauf, im Jahre 1430, starb Andreas Gallici. 59 SCHAUBER, SCHINDLER 1992, 2 17 f.; LEXIKON IKONOGRAPHIE 1976, 110 f. 60 UIBLEIN 1971, 329/Anm. 10. 61 KRICK 1922, 207. 62 Kapelle zu Meurling bei Heiligenkreuz (NASS 1982, 57 ff.) und Klosterkirche der Pauliner zu Ranna (UIBLEIN 1971 , 309/Anm. 51); Altenburg (WINNER 1974, 388, 1046); Melk (KEIBLINGER 1851, 517) ; Karmeliterkloster in Wien (MAYER 1901, 4469); St. Lambert in Ottakring und Kapelle am Sehweinmarkt in Wien (UIBLEIN 1984, Regeste 32, 56, 64); St. Stephan in Wien (WINNER 1974, 388, 1046); als Zeuge bei einem im Lilienfelderhof geschlossenen Vergleich (WINNER 1974, 388, 1046) ; Gründung einer Konfratemität für Priester und Laien beiderlei Geschlechts für Begräbnisse, Exequien etc. mit Statuten (UIBLEIN 197 l , 309/Anm . 51 ). 63 UIBLEIN 1971 , 291 ff.; 1984, 11 ff. 132 Vermutlich weihte Weihbischof Andreas auch die Pankratius-Kapelle der Burg von Streitwiesen neu 64, wobei das Reliquienglas in den Altar gestellt wurde. Schriftliche Belege dafür konnten allerdings keine gefunden werden. Das Reliquienwesen Der Reliquienkult hat die Verehrung von "Überresten" (lat. reliquiae) besonders verehrter Personen zum Inhalt. Diese Kultfonn stammt aus dem Orient und gelangte über die Ostkirche auch in den Westen 65 • Die Funktion der Reliquien besteht in der Repräsentation des Heiligen im Diesseits als Fürsprecher vor Gott und im Schutz des jeweiligen Besitzers, ob dieser nun eine Stadt, eine Kirche oder eine bestimmte Person ist 66 • Die Sitte der Deponierung von Reliquien in Altären geht bereits auf das 3. Jahrhundert zurück. Der Tod Christi und seine Auferstehung wurden in Zusammenhang gebracht mit dem "Zeugentod" der Märtyrer, die das Opfer Christi und seine Auferstehung wiederholt und dadurch an beiden Anteil genommen hatten. Seit dem 4. Jahrhundert wurden daher Reliquien bei der Altar- und Kirchenweihe in einem Hohlraum unter der Altarplatte oder in einer Höhlung derselben, dem sogenannten sepulcrum, niedergelegt: der Altar wird somit zum Heiligengrab. Ab dem 12. Jahrhundert kam es durch die verstärkt subjektiv-persönlichen Beziehungen der Gläubigen zu den Heiligen auch zu einer veränderten Einstellung zu den Reliquien. Durch die Teilung von Reliquien und ihre Verpflanzung an Orte in Mittel- und Westeuropa bzw. durch die Einbeziehung von Berührungsreliquien (das sind Gegenstände, die mit der echten Reliquie in Berührung gekommen waren, oder Objekte wie Tücher, Öl, Erde, Wachs und Erinnerungsstücke aus dem Heiligen Land, die man für eine bestimmte Dauer mit dem Heiligengrab in Kontakt brachte) erfuhr der Reliquienkult eine bedeutende Intensivierung67 • Natürlich war es schwer, solche Reliquien käuflich zu erwerben. Am leichtesten gelangte man an Erinnerungsstücke, die von Pilgern aus dem Heiligen Land mitgebracht wurden, wie zum Beispiel Kalksteinstückchen aus der sogenannten Milchgrotte in Bethlehem, Erde von den heiligen Stätten, ferner Tücher, die man auf Heiligengräber gelegt hatte, und Ähnliches. Durch die weiter steigende Nachfrage kam es bald zu Diebstahl und Bestechung68 • Auch der Reliquieninhalt des Gefäßes von Streitwiesen besteht aus den unterschiedlichsten Objekten, deren Herkunft und Bedeutung zum Teil ungeklärt sind. Der Beckenknochen eines Froschlurchs bzw. einer Kröte beispielsweise könnte mit der Verbindung dieser Tiere im Mittelalter mit dem Fötus bzw. der Fruchtbarkeit in Zusammenhang stehen 69 • Er könnte aber auch zufällig oder in betrügerischer Absicht beigegeben worden sein. Die zwei Steinchen dürften jedenfalls keine "Mitbringsel aus dem Heiligen Land" sein, da zumindest eines aus einem für das Kamptal charakteristischen Gestein besteht (siehe Teil A: Beschreibung des Glasinhalts). Als Behälter für die Reliquie(n), der in das sepulcrum gestellt wurde, konnte jedes beliebige Gebrauchsgefäß verwendet werden, das gerade zur Verfügung stand, wie zum Beispiel Töpfe oder Gläser, aber auch Holz- oder Bleikapseln. Die Scheuer von Streitwiesen ist daher ein Beispiel für solch eine Verwendung. Die Bleireste, die sich im Inneren des Gefäßes fanden, könnten aber Überreste einer Bleikapsel sein. Die Reliquienbehälter waren manchmal mit Schnüren umwickelt oder mit einem Deckel verschlossen und dann vom Bischof versiegelt worden - wie im Fall des Streitwiesener Glases -, sodaß sie ohne Zerreißen der Bänder bzw. Zerstörung des Deckels nicht geöffnet werden konnten. Die Reliquie selbst war meistens 64 DIE RITrER 1990, 273. 65 FICHTENAU 1952, 67. 66 HEINZELMANN 1979, 17; HUTrER 1985, 210. 67 HEINZELMANN 1979, 19 ff. 68 FICHTENAU 1952, 77. 69 GULDER 1960-1962, 2 1 ff. 133 fest in Seide, Leinwand oder Pergament eingewickelt und mit Authentiken ausgestattet. Unter Authentiken versteht man die Verifizierung des Heiligenkörpers und die Anbringung seines Namens, um die Reliquie jederzeit identifizieren zu können. Dies geschah in Form von Protokollen bis hin zu kleinen Stoff-, Pergament- oder Papyrusstreifen, die neben dem Namen oft gewisse stereotype Formeln enthielten 70 . Möglicherweise sind die sehr kleinen Papierfetzchen, die sich in dem Glas aus Streitwiesen fanden, als Überreste derartiger Authentiken anzusprechen. In diesem Zusammenhang sei auch auf das Reliquiar aus der Leechkirche in Graz, Steiermark, verwiesen: hier Jagen in einem Tontopf, der von einer mit Hand aufgedrückten Wachsschicht umhüllt war, auf deren Mitte sich ein Siegel befand, Reliquien in 62 verschiedenen Säckchen1 1• Gläser als Reliquienbehälter Gläser werden in den schriftlichen Quellen aus dem Mittelalter eher selten als Reliquienbehältnisse angeführt. Die älteste Erwähnung eines gläsernen Reliquiars findet sich im Inventar des Klosters Lamspringe aus dem 10. Jahrhundert. Im 12. Jahrhundert werden im Inventar der Kathedrale von Rouen zwei Gläser aufgelistet; aber auch im späteren Mittelalter werden gläserne Behältnisse kaum erwähnt72 • Die Zahl der Schrift-, aber auch der Bildquellen zu gläsernen Reliquienbehältern ist in dieser Zeit also sehr eingeschränkt, weshalb man sich fast nur auf die archäologischen Sachquellen stützen kann. Diese zeigen, daß durchsichtige Behälter für Reliquien seit dem 12. Jahrhundert immer beliebter wurden. Man hatte keine Bedenken, Trinkgefäße, Pokale, Becher, Humpen und Schalen aus dem Alltagsgebrauch in den Reliquiendienst zu übernehmen und sie entweder unverändert als Reliquiare zu benutzen oder sie zu solchen umzuarbeiten 73 . Aus diesem Grund stellt auch die Verwendung einer Scheuer - wie im Fall der Burgkapelle von Streitwiesen - keineswegs einen Sonderfall dar. ZUSAMMENFASSUNG Das Reliquienglas aus Streitwiesen (KG Streitwiesen, MG Weiten, GB Melk, Niederösterreich), welches 1980 bei der Restauration des Altares der Burgkapelle zu Tage kam, kann in die Gruppe der Scheuern gestellt werden. Die chemische Analyse hat ergeben, daß das Gefäß aus entfärbtem Kalk-Kaliglas gefertigt wurde, was auf eine Herstellung nördlich der Alpen hindeutet. Das auf dem Gefäß befindliche Siegel des Passauer Weihbischofs Andreas Victricensis (Gallici von Breslau - um 1370 bis 1430) ergibt einen Datierungshinweis für die Deponierung; die Scheuer selbst kann aufgrund der Parallelen wahrscheinlich in das 13. bis frühe 14. Jahrhundert datiert werden. Die Siegelung durch den Weihbischof Andreas steht möglicherweise im Zusammenhang mit der Neuweihung der Burgkapelle nach deren Gotisierung bzw. Vergrößerung, die um 1400 erfolgte; vielleicht gelangte das Glas bei diesem Anlaß - erstmals oder erneut - als Reliquienbehälter in den Altar. Anhang: Ergebnisse der Glasanalyse mittels Rasterelektronenmikroskop und energiedispersiver Röntgenmikroanalyse Die von M. SCHREINER mittels Rasterelektronenmikroskop und energiedispersiver Röntgenmikroanalyse durchgeführte Glasanalyse (Tabelle 1) zeigt, daß aufgrund der sehr ähnlichen Ergebnisse sowohl der Glaskörper als auch die Fadenauflage aus der gleichen Glasmasse gefertigt worden sein dürften. Diese weist einen sehr hohen Kalium- und Kalciumgehalt auf, hingegen ist der Siliciumgehalt sehr niedrig. Somit handelt es sich um ein reines Kalk-Kaliglas. Auch die starke Korrosion ist damit erklärbar74. Nach WEDEPOHL75 spricht das Verhältnis von K20 zu CaO (1,5) bei der Herstellung der Glasmasse für die Verwen- 70 HEINZELMANN 1979, 27 f „ 83 ff.; BEISSEL 1976, 30. 71 HÖFER 1993, 51 ff. 72 BRAUN 1940, 109. 73 BRAUN 1940, 255; KOCH 1986, 191. 74 SAUTER, SCHREINER 1991 , 39 ff.; SAUTER, SCHREINER 1994, 121 ff. 75 WEDEPOHL 1993, 10 ff. 134 dung von Famasche, während jedoch das Verhältnis von CaO zu MgO (8, 1) ein extrem hohes ist (der Durchschnittswert beträgt bei Farn und Gräsern etwa 2,5, bei Buchenasche 4,0), also wurde anscheinend Kalk intentionell zugesetzt. Die ursprüngliche Farbe des Glaskörpers und der Fadenauflage dürfte nach SCHREINER wegen der geringen Verunreinigungen eher farblos bzw. weitgehend klar gewesen sein. Tabelle 1: Analysenergebnisse der Glasmasse Fadenauflage Glaskörper Si02 Na20 Bulk ausgelaugte Zone Bulk ausgelaugte Zone 47.2 ± 0.1 87 ± 1.4 47.8 ± 0.2 78 ± 1 - - 0.8 ± 0.1 n.q. K20 27.3 ± 0.2 2.2 ± 0.3 28.7 ± 0.2 7.2 ± 0.4 CaO 17.9 ± 0.1 4 ± 1.4 18.8 ± 0.1 1.4±0.2 P20S 0.8 ± 0.1 - 0.9 ± 0.1 12 ± 0.2 MgO 2.2 ± 0.08 0.7 ± 0.2 2.3 ± 0.08 3 ± 0.8 Al203 0.6 ± 0.1 1.5 ± 0.2 0.6 ± 0.2 1.2 ± 0.2 MnO 0.4 ± 0.06 0.5 ± 0.2 0.4 ± 0.07 0.7 ± 0.07 Fe203 - 0.3 ± 0.07 - - s 0.1 ± 0.03 0.2 0.14 ± 0.03 Cl n.q. 0.2 ± 0.05 n.q. - 0.5 ± 0.05 Literaturverzeichnis BAUER 1990: Margit BAUER , Eine venezianische Scheuer aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Annales du 11 ' Congres de l'Association Internationale pour l'Histoire du Verre - Basel 1988. Amsterdam 1990, 389 ff. BAUMGARTNER 1987: Erwin BAUMGARTNER, Glas des späten Mittelalters. Die Sammlung Karl Amendt. Düsseldorf I987. BAUMGARTNER, KRUEGER 1988: Erwin BAUMGARTNER, Ingeborg KRUEGER, Phönix aus Sand und Asche. Glas des Mittelalters. München 1988. BEISSEL 1976: Stephan BEISSEL, Die Verehrung der Heiligen und ihrer Reliquien in Deutschland während der zweiten Hälfte des Mittelalters. Nachdruck des Jahres 1892, Darmstadt 1976. BEZBORODOV 1975: M. A. BEZBORODOV, Chemie und Technologie der antiken und mittelalterlichen Gläser. Mainz 1975. BRAUN 1940: Joseph BRAUN, Die Reliquiare des christlichen Kultes und ihre Entwicklung. Freiburg 1940. CERNA 1994: Eva CERNA (Hrsg.), Strednoveke sklo v zemfch koruny ceske. Most 1994. DEHIO 1990: DEHIO, Niederösterreich nördlich der Donau. Die Kun stdenkmäler Österreichs. Wien 1990. DUMITRACHE 1990: Marianne DUMITRACHE. Glasfunde des 13 . bis 18. Jahrhunderts au s der Lübecker Innenstadt. Grabungen 1948 bis 1973 , Lübecker Schriften zur Archäologie und Kulturgeschichte 19, 1990, 7 ff. DOPPELFELD 1965: Otto DOPPELFELD, Ein merowingisches Glas-Sepulcrum von der Kölner Ursulakirche. Miscellanea pro arte. Schriften des Arte Medii Aevi . Düsseldorf 1965, 44 ff. 135 ENGELHARDT, HÄCK 1993: Bernd ENGELHARDT, Bernhard HÄCK, Archäologische Ausgrabungen in der Filialkirche St. Margareta zu Reichersdorf. Das archäologische Jahr in Bayern 1993, 170 ff. ERDMANN 1969: Kurt ERDMANN, Die Kunst Irans zur Zeit der Sassaniden. Mainz 1969. FELGENHAUER-SCHMIEDT 1991 : Sabine FELGENHAUER-SCHMIEDT, Hohlglasfunde des Mittelalters aus Niederösterreich. Beiträge zur Mittelalterarchäologie 7, 1991, 9 ff. FICHTENAU 1952: Heinrich FICHTENAU, Zum Reliquienwesen im frühen Mittelalter. Mitteilungen des Institutes für Österr. Geschichtsforschung LX , Wien 1952. GATEAU 1974: Jean-Charles GA TEAU, Die Glaskunst. Das Kunsthandwerk. Les editions de Bouvent Geneve. Genf 1974. GULDER 1960-1962: Alois GULDER, Die umenfelderzeitliche "Frauenkröte" von Maissau in Niederösterreich und ihr geistesgeschichtlicher Hintergrund. Mitteilungen der Prähistorischen Komission 10, Wien 1960-1962. GYÜRKY 1991 : Katalin H. GYÜRKY, Üvegek a köszepkori Magyarorszagon (Gläser im mittelalterlichen Ungarn). BTM Mühely (Die wissenschaftliche Werkstatt des historischen Museums der Stadt Budapest) 3, Budapest 1991. HEINZELMANN 1979: Martin HEINZELMANN, Translationsberichte und andere Quellen des Reliquienkultes. Typologie des Sources Du Moyen Age Occidental 33, Louvain 1979. HÖFER 1993: Rudolf K. HÖFER, Das Siegel auf dem Reliquiar der Leechkirche. In: Die Leechkirche. Grazer Stadtmuseum. Graz 1993 , 51 ff. HUNDSBICHLER 1988: Helmut HUNDSBICHLER, "Gebrauchsglas" im Mittelalter. In: Glas und Kohle. Katalog zur Landesausteilung. Graz 1988, l 13ff. HUTTER 1985: Ernestine HUTTER, Volksfrömmigkeit - Spannungsfeld von Naturglaube und Christentum, in: Die Krippensammlung der Salzburger Museen und Abwehrzauber und Gottvertrauen. Katalog zur Weihnachtsausstellung 1985/86. Salzburger Museum Carolino Augusteum Jahresschrift 31, 1985, 198 ff. KAHSNITZ 1984: Rainer KAHSNITZ, Glas. In: Aus dem Wirtshaus zum wilden Mann. Funde aus dem mittelalterlichen Nürnberg. Nürnberg 1984, 106 ff. KEIBLINGER 1851: lgnaz Franz KEIBLINGER, Geschichte des Benedictiner-Stiftes Melk in Niederösterreich, seiner Besitzungen und Umgebungen. Bd. 1, Wien 1851. KENK 1982: Roman KENK, Frühmittelalterliche Gräber aus West-Tuva. Materalien zur Allgemeinen und Vergleichenden Archäologie 4, München 1982. KOCH 1986: Robert KOCH, Tischgeschirr aus Glas in Süd- und Norddeutschland (ll50 - 1250). In: Zur Lebensweise in der Stadt um 1200. Ergebnisse der Mittelalter-Archäologie. Bericht über ein Kolloquium in Köln 31. Jänner bis 2. Februar 1984. Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters Beiheft 4, Köln 1986, 191 ff. KRICK 1922: Ludwig Heinrich KRICK, Das ehemalige Domstift Passau und die ehemalige Kollegiatsstifte des Bistums Passau. Passau 1922. LANE 1947: Arthur LANE, Early Islarnic Pottery. London 1947. LAST 1982: Martin LAST, Das Altarsepulcrum aus der Pfarrkirche St. Martin in Unterbillingshausen. Beiträge zur Geschichte der Pfarrkirche St. Martin in Unterbillingshausen (seit 1. Januar 1973 Billingshausen), Nö. Göttingen. Plesse Archiv 18, 1982. LEHNER 1985: Erich LEHNER, Burgkapellen in Niederösterreich. Ungedr. Dissertation, Wien 1985. LEPKE 1911: Rudolf LEPKE, Auktionskatalog Sammlung Lanna. Prag. 2. Theil, Berlin 1911. LEXIKON IKONOGRAPHIE 1976: Lexikon der christlichen Ikonographie, (Hrsg. Wolfgang BRAUNFELS). Bd. 8, Rom - Freiburg - Basel - Wien 1976. MARSCHAK 1986: Boris MARSCHAK, Silberschätze des Orients. Metallkunst des 3. bis 13. Jahrhunderts und ihre Kontinuität. Leipzig 1986. MAYER 1901: Anton MAYER , Quellen zur Geschichte der Stadt Wien I.IV . Wien 1901. MÜLLER 1996: Ulrich MÜLLER, Holzfunde aus Freiburg/Augustinereremitenkloster und Konstanz. Herstellung und Funktion einer Materialgruppe aus dem späten Mittelalter. Forschungen und Berichte der Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg 21, Stuttgart 1996. NASS 1982: Klaus NASS , Das Reliquiensiegel aus Unterbillingshausen (Bischof Heinrich 1. von Ermland). Beiträge zur Geschichte der Pfarrkirche St. Martin in Unterbillingshausen (seit 1. Januar 1973 Billingshausen), Nö. Göttingen. Plesse Archiv 18, 1982, 53 ff. ÖSTERREICHISCHE KUNSTTOPOGRAPHIE 1910: ÖSTERREICHISCHE KUNSTTOPOGRAPHIE, Die Denkmale des politischen Bezirks Pöggstall. Österreichische Kunsttopographie IV, Wien 1910. 136 PFEFFER, GROSS 1928: Alois PFEFFER, Wilhelm GROSS, Heimatkunde des politischen Bezirkes Pöggstall. Pöggstall 1928. PONGRATZ, SEEBACH 1972: Walter PONGRA TZ, Gerhard SEEBACH, Burgen und Schlösser. Ysper-Pöggstall-Weiten (NÖ 111/2). Wien 1972. PROHASKA 1987: Christine PROHASKA, Glasfunde aus zwei Latrinen vom Kornmarkt. In: M. CARROLL-SPILLECKE et al„ Archäologische Stadtkernforschung in Heidelberg. Teil II. Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1987, 311 ff. PROHASKA-GROSS 1992: Christine PROHASKA-GROSS, Der Heidelberger Glasfund. In: Vor dem großen Brand. Stuttgart 1992, 82 ff. PROHASKA-GROSS, SOFFNER 1992: Christine PROHASKA-GROSS, Andrea SOFFNER, Glas. In: Stadtluft, Hirsebrei und Bettelmönch. Die Stadt um 1300. Katalog. Stuttgart 1992, 299 ff. RADEMACHER 1963: Franz RADEMACHER, Die deutschen Gläser des Mittelalters. Berlin 1963'. RIEB , WATTON 1989: Jean-Pierre RIEB, Marie-Dominique W A TTON, La verrerie d'Alsace. In: A travers le verre du moyen äge a la renaissance. Katalog Rouen 1989, 407 ff. DIE RITI"ER 1990: DIE RITTER. Katalog der Burgenländischen Landesausstellung 1990. Burgenländische Forschungen Sonderband 8, Eisenstadt 1990. SAUTER, SCHREINER 1991 : Fritz SAUTER, Manfred SCHREINER, Hohlglasfunde des Mittelalters aus Niederösterreich. Teil IJ - Chemische Untersuchungen . Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich 7, 1991 , 391 ff. SAUTER, SCHREINER 1994: Fritz SAUTER, Manfred SCHREINER, Chemische Untersuchungen der mittelalterlichen Glasfunde vom Sternstein bei Bad Leonfelden, Oberösterreich. Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich 10, 1994, 121 ff. SCHAUBER, SCHINDLER 1992: Vera SCHAUBER, Hanns Michael SCHINDLER, Heilige und Namenspatrone im Jahreslauf. Ljubljana 1992. SCHULTZ, SCHW ARTZ 1982: Michael SCHULTZ, Peter SCHW ARTZ, Ergebnisse der Untersuchung an den Knochenfragmenten aus dem Reliquiengefäß der Kirche St. Martin in Unterbillingshausen. Beiträge zur Geschichte der Pfarrkirche St. Martin in Unterbillingshausen (seit 1. Januar 1973 Billingshausen), Nö. Göttingen. Plesse Archiv 18, 1982. SCHWERDEL-SCHMIDT, NIEDERFEJLNER 1995: Heike SCHWERDEL-SCHMIDT, Alexander NIEDERFEILNER , Die Grabung Chemnitz "Am Markt" - Neues zur Stadtgeschichte. Archäologie aktuell im Freistaat Sachsen 3, 1995, 179 ff. SEEBACH 1976: Gerhard SEEBACH, Der Burgenbau der Babenbergerzei. In : 1000 Jahre Babenberger in Österreich. Niederösterreichische Jubiläumsausteilung Stift Lilienfeld. Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums Neue Folge 66, Wien 1976, 454 ff. SOFFNER 1988: Andrea SOFFNER, Zu den Neufunden von Trinkgläsern des 13. Jahrhunderts aus einer Abfallgrube in Konstanz, Katzgasse 9. Archchäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1988, 281 ff. SOFFNER 1995: Andrea SOFFNER, Die Hohlglasfunde. Die Latrine des Augustinereremiten-Klosters in Freiburg im Breisgau. Materialhefte zur Archäologie in Baden-Württemberg 31, 1995, 49 ff. UIBLEIN 1971 : Paul UIBLEIN, Neue Dokumente zum Passauer Bistumsstreit (1423 - 1428). In : Festschrift Franz LOIDL 3, 1971 , 291 ff. UIBLEIN 1984: Paul UIBLEIN (Hrsg.), Dokumente zum Passauer Bistumsstreit von 1423 bis 1428 . Zur Kirchenpolitik Herzog Albrechts V von Österreich. Österreichische Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. KI. , Historische Kommission, Fontes Rerum Austriacarum, IJ. Abteilung, Diplomataria et Acta 84, Wien 1984. WEDEPOHL 1993: Karl Hans WEDEPOHL, Die Herstellung mittelalterlicher und antiker Gläser. Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Abhandlungen der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse Nr. 3, Mainz 1993 . WINNER 1974: Gerhard WINNER, Die Urkunden des Zisterzienserstiftes Lilienfeld 1111 - 1892. Österreichische Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Kl„ Historische Kommission, Fontes Rerum Austriacarum, II. Abteilung, Diplomataria et Acta 81, Wien 1974.