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Saalekreis Saalekreis: Ehrung für Küstermann

Von HANS-ERDMANN GRINGER 14.02.2012, 16:57

MERSEBURG/MZ. - Er gilt als einer der wichtigsten Chronisten und Erforscher der Regionalgeschichte in und um Merseburg: Otto Küstermann (1837 -1913). Historiker greifen auch heute noch gern und interessiert zu seinen Werken. So wirkte er beispielsweise bei der Erfassung, Darstellung und Beschreibung "der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete" mit, die von der Historischen Kommission der Provinz Sachsen 1883 in Halle herausgegeben wurden. "Das Kompendium gilt heute noch als Standardwerk in den wissenschaftlichen Bibliotheken", bestätigt Horst Fischer vom Merseburger Altstadtverein, der den Autodidakten sehr schätzt.

Und er veröffentlichte neben "altgeographischen und topografischen Streifzügen durch das Hochstift Merseburg" (1889) im gleichen Jahr auch einen Führer durch seine ehrwürdige Stadt an der Saale. "Er verstand unter der Erforschung der eigenen Heimat vor allem ein sorgfältiges Quellenstudium", unterstreicht insbesondere der Bad Dürrenberger Heimatfreund Rolf Walker die anerkannten Qualitäten Küstermanns. Und Domstiftsarchivar Markus Cottin betont, dass "Küstermann der Regionalforschung im 19. Jahrhundert wichtige Impulse gegeben hat." Zwar sei er durchaus ein Kind seiner Zeit gewesen, so Cottin. Er habe heute überholte Überlegungen zur Schlacht bei Riade an der Unstrut im Jahr 933 angestellt und auch Spekulationen über das Alter von Orten und deren Namen, doch im Gegensatz zu anderen Zeitgenossen des Wilhelminischen Kaiserreiches hätten ihn vor allem die Schicksale der kleinen Leute in den Städten und Dörfern interessiert sowie die Umstände unter denen sie lebten und nicht die Biografien großer Schlachtenlenker.

Aus Anlass der 175. Wiederkehr seines Geburtstages will nun der Altstadtverein Merseburg mit einer Feierstunde am Samstag, den 18. Februar, um 11 Uhr, am Grab des Heimatforschers auf dem Altenburger Friedhof an sein umfangreiches Wirken und seine Leistungen erinnern. Dazu seien auch alle interessierten Merseburger und Gäste recht herzlich eingeladen, teilt Vereinsvorstand Horst Fischer mit.

Der am 18. Februar 1837 in Schladebach geborene Pfarrerssohn Küstermann war in die Fußstapfen seiner Vaters getreten. Als Junge hatte er das Merseburger Domgymnasium besucht und von 1856 bis 1859 Theologie in Halle studiert. Nach einer Hauslehrerstelle in St. Micheln wurde er Hilfsprediger in Bedra und Benndorf. Ab 1862 amtierte er fünf Jahre als Pfarrer in Pödelist und wurde dann Nachfolger seines Vaters in der Pfarrstelle in Geusa.

Nahezu 35 Jahre lang wirkte Küstermann in den beiden Orten Geusa und Atzendorf als Seelsorger, bis er wegen eines Kopfleidens 1902 in den Ruhestand gehen musste. Der Theologe, der zweimal verheiratet war und insgesamt neun Kinder hatte, beschäftigte sich in seiner Freizeit immer wieder mit den Spuren der Geschichte seiner engeren Heimat. So veröffentlichte er zahlreiche Publikationen, unter anderem 1896 über die Historie "der Stadt , des Schlosses und Gerichtsbezirkes Nebra sowie seine Beziehungen zum ehemals sächsischen Amt Freyburg" und 1898 über Mücheln und errang damit viel Aufmerksamkeit. Des weiteren erregten die Beziehungen der Grafschaft Mansfeld zum Hochstift Merseburg und die Genealogie des in der Region stark verbreiteten Adelsgeschlechtes der Boses (1899) sein Interesse.

Küstermann verstarb schließlich hochgeachtet 1913 zwei Tage nach seinem 76. Geburtstag in Merseburg. Er wurde auf dem Altenburger Friedhof beigesetzt. Vor knapp drei Jahren wurde dort auf Inititative des Altsstadtvereins im Beisein von Nachkommen Küstermanns feierlich ein Gedenkstein enthüllt.