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Language:
Deutsch
Stats:
Published:
2024-05-03
Updated:
2025-02-08
Words:
271,123
Chapters:
66/?
Comments:
16
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21
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2
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1,316

Täuschung im Ungewissen

Chapter 66: Warnung

Chapter Text

Heute sollte entschieden werden, ob Risa zu ihrer Mutter ins Quartier ziehen konnte. An sich machte es für die Krankenstation keinen allzu großen Unterschied. Da sich jemand um die Kinder kümmern musste, wenn die Mütter und in Fall von Aberford und Reez, auch die Väter auf Arbeit waren, wurde hier eine Kinderbetreuung eingerichtet.
So war es leichter als Freunde darum zu bitten, in ihrer Freizeit auf die Kinder aufzupassen, wie es wohl in einem normaleren Alltag geschehen musste.
Es war klar, dass die Babys versorgt werden musste und dass die Krankenstation von allen am besten dafür geeignet war.
Noch ging das gut und der Raum war schon separat von Rest der Krankenstation getrennt. Sollten aus den Babys aber einmal Kleinkinder werden, so musste der Bereich vergrößert werden. Dann reichte es nicht mehr aus, dass Maris sich diese Aufgabe neben ihren anderen Verpflichtungen teilte. Auch für die anderen Helfer wäre es dann zu viel.
Achtzehn Kinder am Ende… Tessy tüftelte schon mit kompetenten Personen an einer feineren Programmierung für Droiden rum, die ihre Rolle als Helfer bei den Kleinen übernehmen konnten. Und sollte das funktionieren, könnten die Kinder auch nur von Droiden überwacht werden.
Der Jedi-Orden hatte es bei Säuglingen und Kleinkindern auch nicht anders gemacht. Trotz dieser seit Jahrhunderten erprobten Herangehensweise, sträubte sich alles in Maris diese Pflege ausschließlich einen Droiden zu überlassen.
Als Helfer wären sie Gold wert. Doch die wirkliche Erziehung, das Spielen und die Wärme, sollte von menschlichen Händen übernommen werden. Dazu kam, dass die Schichten oft sehr lange gingen. Acht bis sechzehn Stunden war keine Seltenheit. Dazu kam wirklich verdiente Freizeit der Mütter, Außeneinsetzte oder einfach einmal auszuschlafen. Es würde vorkommen, dass Kinder hier auch mal ganze Tage hier verbringen mussten.
Vielleicht dachte sie gerade zu viel in die Zukunft und schon in einem Monat wären sie auf den Rückflug zum Imperium. In ihren Herzen war es ihr egal. Sie hatte sich zurückgehalten und nicht darauf bestanden, einen Brutkasten oder vergleichbares bereit zu haben. Das hätte Risa fast das leben gekostet und ein fünfköpfiges Team, Achtundvierzig Stunden höchster Alarmbereitschaft in einer unsicheren Umgebung versetzt. Es war ihr egal, wenn andere die Brauen hochzogen.
Wenn das mit Risa geklärt wäre, würde sie zu George gehen und mit ihm darüber reden.
Es gab bis jetzt fünf Personen, die Maris für geeignet hielt, sich mehr oder weniger ausschließlich um die Kinder zu kümmern. Darunter war auch Anna, die nirgendwo so richtig hineinpasste und ein Kollege aus einer andern Krankenstation.
Wenn der Punkt kam, so würde sie sich entscheiden müssen, ob sie die Langzeitpflege der Patienten jemand anderen übergab, oder die Versorgung der Kinder.
Eigentlich war es keine Entscheidung….
Die allermeisten Patienten hatte sie in laufe der Monaten wieder auf die Beine bringen können. Diejenigen, die im Koma waren, wurden an anderen Krankenstationen weitergegeben. So seltsam es auch klang, sie als ehemalige Lehrerin, hatte wohl die meiste Erfahrung mit Kindern.
Es sah also nach einen langen Tag aus. Dazu wollte sie schon Vorbereitungen für den kommenden Außeneinsatz treffen. Wenig Zeit zum Nachdenken.
Darum führte es sie zuerst zu einer Nische, die etwas abgegrenzt von der Krankenstation war. Die Verhütungsspritzen wurden dort diskret von einem Droiden ausgegeben. Eine Dienstnummer wurde eigegeben, dann per Unterschrift bestätigt und schon setzte der Droide die Spritze. Es war auch möglich, dass jemand die Unterschrift für seine Partnerin oder guten Freundin machte. Der Spielraum war sehr groß, damit es eingehalten wurde.
Kein Getuschel und keine hochgezogenen Brauen.
Der Droide übergab ihr eine eingepackte Spritze.
„Soll ich sie setzten, oder wollen Sie selbst es tun?“ Eine Frage, die auch die Weitergabe an andere offenließ.
Maris zögerte. Ganz untypisch und ein unheilvoller, egoistischer Gedanke stahl sich ganz kurz in ihr Bewusstsein.
Was wäre, wenn sie es einfach weglassen würde?
Sie war früher recht verantwortungslos gewesen. Mit Anfang zwanzig hatte es sich gebessert und sie nahm die Konsequenzen, ein Kind großzuziehen sehr ernst.
Dennoch war sie in der Vergangenheit nie schwanger geworden. Das hatte sie in späteren Jahren so sehr verunsichert, dass sie verschiedene Tests gemacht hat. Unangenehm und gerade so zu stemmen mit ihrem Gehalt. Sie war gesund und es sprach nichts dafür, dass sie nicht in der Lage war ein Kind zu bekommen.
In ihrer wilden Phase hatte sie einfach „glück“ gehabt.
Jetzt lagen die Dinge anders. Sie wollte Mutter werden. Wahrscheinlich war sie schon seit Jahren bereit dafür und hatte den Wunsch, mit dem Verlassen ihres Lehrerjobs weit von sich geschoben.
Ein Stück weit, hatte sie hier in dieser Ausnahmesituation, mehr zu sich selbst gefunden, während sie eine falsche Identität annahm.
Maris glaubte nicht, dass sie schnell schwanger werden konnte. Und doch…
Ein Seufzer kam ihr über die Lippen.
Mädel, lass das!
Was sie wollte spielte hier keine wirkliche Rolle. Sie war nicht so unverantwortlich es drauf ankommen zu lassen. Ein Kind dem Ungewissen auszusetzen, dass diesen Müttern und Kindern hier erwartete.
Dazu wusste sie ganz genau wer sie war… und er.
Ihre Augen schlossen sich und ihr Unbehagen verstärkte sich noch.
Nie und nimmer würde sie ein Kind als Schutzschild benutzen. Es als Waffe missbrauchen. Sie erschauderte.
Außerdem…, wenn sie es lebend zum Imperium schaffte, würde sie Mutter werden. Und wenn sie ein Waisenkind bei sich aufnahm!
Zudem, wollte sie wirklich riskieren, das Thrawn der Vater wäre?
Ein Schauder der sehr unangenehmen Art, ging über ihren Rücken. Momentan gefährdete sie nur sich selbst.
Es gab einen gravierenden Unterschied von einer unbedeutenden Affäre Schwanger zu werden, oder von einem so gefährlichen Mann, wo es schon schwer genug wäre, im Imperium innerhalb sehr kurzer Zeit unterzutauchen.
Nein, sie wollte das wirklich nicht. Aus sehr vielen Gründen.
Sie sah zu den ruhig wartenden Droiden und zog den Ärmel ihres Armes hoch.
„Setz mir bitte die Spritze und vermerke es auch.“
Er tat es sogleich. Der Nadelstich tat nicht weh und war schnell erledigt.
Das Zwiegespräch in ihren Gedanken, verdrängte sie daraufhin.

Mit Maris den Morgen zu starten, hatte etwas entschleunigendes. Nun hatte der Alltag ihm wieder und jeder Funken der Vergangenen Gespräche ob erheiternd, beunruhigend oder einfach vertraut, verschwand aus seinem Kopf, als die Routine des Tages ihm im Beschlag nahm.
Der Außeneinsatz wurde weiter geplant und in der Zwischenzeit, sollten die offensichtlichen Fehlfunktionen beim Testflug behoben werden.
Danach hatte er eine Besprechung geführt und sich ernsthaft mit den noch lebenden Komatösen beschäftigt. Jeden war klar, dass es so nicht weiterging. Bevor die Geräte abgestellt werden sollten, wäre er offen für unkonventionelle Behandlungen. Als Anreiz würde er eine Belobigung und eine Beförderung in Aussicht stellen, wenn sich erfolge zeigten. Es gab nicht so viele Personen, denen er zutraute, einen Unterschied in der Behandlung zu machen. Es waren auch eher die Wissenschaftler in ihren Laboren, als die Heiler auf der Krankenstation.
Es war eine kalte Entscheidung, denn am Ende würden die Komatösen zu Versuchsobjekten reduziert werden.
Er gab ihnen ein Zeitfester bis der Außeneinsatz beendet war. Vielleicht auch etwas länger, wenn es einem gelang, ihm zu überzeugen, Fortschritte zu machen.
Egal ob es nun zwei oder fünf Wochen dauerte. Die Zeit lief ihnen ab und somit auch sinnlose Hoffnung und eine Last, die die Heiler seit Monaten tragen mussten.
Im Büro würde er Händisch die Liste an Personen durchgehen, die beim Außeneinsatz dabei waren. Ihm war wichtig, dass er auf Erfahrene Personen zurückgriff. Nicht nur erprobt in Vergangenen Außeneinsetzten, sondern speziell für Peridea. Sturmtruppler und Kundschafter die schon einmal dabei waren. Fahrzeugführer und auch die Wissenschaftlerin. Der Archäologe, auf ihm verzichtete er dieses Mal. Vielleicht könnte er noch etwas brauchbares aus der Asche filtern, wenn der Dschungel niedergebrannt ist. Denn so wie es aussah, lief es darauf hinaus.
Es war der altbewehrte Korridor. Dort wo er Maris schon einmal abgefangen hat. Nun, dieses Mal würde sie nicht hier sein. Sie war bestimmt auf der Krankenstation. Dieses Mal wirklich! Tat ihre Arbeit die sie mochte, in der sie gut war.
Er konnte es wirklich mit Logik vereinbaren, Maris aus den Augen zu lassen. Das sie weiterarbeitete als wären keine gefährlichen Unterstellungen im Raum.
Dennoch viel sein Blick beim näherkommen auf die Tür zu ihrem Quartier.
Maris war nicht hier, aber etwas anders störte sein Blickfeld. Es war Vorschrift das die Gänge frei blieben. Nur Mausdroiden, die gelegentlich einmal liegen blieben, durften im Weg stehen. Jetzt befand sich, so weit es ging an die Tür geschoben, ein altmodisches wirkendes Gerät.
Thrawn verharrte und sah sich das ganze genauer an.
Es stellte fest, dass es sich um ein altmodisches Holo-Gerät handelte, mit Datenkarten für Musik. Einige Teile waren verbogen und auch neu zusammengesetzt. Das schon alte Gerät war stark beschädigt worden.
Seine Hand ballte sich zu einer Faust.
Er kannte nur eine Person, die die Regel so sehr missachtete und etwas auf den Korridor zu einem Quartier stellte. In Normalfall wäre nun Maris im Fokus geraten. Ihr Quartier wäre auf Unordentlichkeit und anderen Verstößen durchsucht worden und sie hätte eine Strafe, für das rausstellen von persönlichen Dingen bekommen.
Das war keine gute Geste. Zumindest nicht von jemanden, der wusste, wie die Regeln waren.
Bridger hatte sich in all den Monaten keine Mühe gemacht diese zu verstehen.
Jetzt sah Thrawn nicht nur diese Unachtsamkeit vor sich, die Maris in Schwierigkeiten bringen konnte. Er besah sie die Scharfkantigen Ecken und die Scheibe, die ausgewechselt wurde. Er musste sich schon sehr täuschen, wenn dass nicht das Objekt wäre, auf das Maris gestürzt ist.
Seine Ursprüngliche Vermutung fühlte sich nach einer Bestätigung an.
Bridger hatte Maris mit einem Machtstoß fortgeschleudert und sie verletzt.
Die genauen Umstände waren ihm gleichgültig. Es kostete ihm schon genug Zugeständnisse, um daran zu glauben, dass Bridger sie mit seinen Machtfähigkeiten weggestoßen hat und nicht mit blanker Gewalt geschubst.
Der Jedi hatte seine Fähigkeiten weit weniger unter Kontrolle als seine Hände. Als Schläger würde selbst er Bridger nicht bezeichnen.
Thrawn biss die Zähne zusammen und nahm das Holo-Gerät an sich.
Das würde er nicht durchgehen lassen! Nicht dieses unachtsame Abstellen vor der Tür von Maris Quartier. Er dachte an ihren verstörten Zustand. Die Eiskalte Haut, die deutlich zeigte, dass sie eine Zeit lang bewusstlos oder verwirrt auf den Boden gekauert hat. Der Schnitt auf ihrer Wange und die Spuren an ihren Armen.
Die Schatten waren schon am nächsten Morgen aus ihren Augen verschwunden.
Vielleicht ging Maris jetzt auf Abstand was Bridger betraf. Gewiss wäre sie vorsichtiger. Aber einen Groll, den hatte er nicht gesehen.
Sie war viel zu gut in Verzeihen und Ausblenden.
Zum Glück war er kein Mann der das Kommentarlos so hinnahm.
Bridger musste lernen, dass es so nicht mehr ging und auch, dass abseits davon wer Maris war, sie unter seinen Schutz stand.

Ezra grübelte über die Worte des Gardisten nach, was Machtechos und Machtsensivität in Allgemeinen betraf.
Ja, er hatte Maris und auch ihre Wahrnehmungen oft nicht ernstgenommen und er sah ein, dass dies ein Fehler gewesen sein kann.
Sein Meister Kanan hatte nie schlecht über den Jedi-Orden gesprochen. Eigentlich, so hatte er kaum etwas erzählt. Nur Zitate alter Meister und manchmal Dumme Übungen, in denen er keinen Sinn sah. Kanan war der Beste Meister immer dann gewesen, wenn er sich nicht an Traditionen klammerte, sondern ganz er selbst war.
Ob er irgendwann auch einen Padawan ausbilden würde? Schon allein beim Gedanken diese Verantwortung zu tragen, wurde ihm flau im Magen.
Ein kurzes Unwohlsein, dass seinen Hunger nicht vertrieb.
Er wusste, dass es in der Kantine immer abgepacktes Essen gab. Allerdings war er dort nicht gerne und vermied es zum Schluss völlig. Ezra nahm sich zwei Rationen am Tag. Er war deutlich weniger Essen gewohnt und kam damit gut zurecht und es war ja auch nicht so, dass das Zeug überragend schmeckte.
Morgens kam er zur Krankenstation und schnappte sich dort eine Ration, die meist noch dort lag. Anfangs war es wohl ein Ersatz für kurzfristig herbeigerufene Heiler. Inzwischen glaubte er, dass erst Hayden und schließlich auch Miller, ihm absichtlich eine Ration beiseitelegten, damit er den restlichen Ablauf nicht störte.
Es hatte sich so eingependelt. Besonders in der Anfangszeit als er nach Maris geschaut hat, selbst wenn sie es nicht mitbekommen hat.
Am Abend wartete er entweder darauf das Marlo ihm eine Ration mitbrachte, wenn sie trainierten, oder und das tat er jetzt, er schickte einen geheckten Mausdroiden los, ihm eine Ration aus der Küche zu bringen.
Während er noch teil des Mechaniker-Teams gewesen war, hatte er vor allem von Tessy auch eine Mittagsration zugesteckt bekommen doch diese Zeiten war inzwischen vorbei. Er wollte sich nicht einfügen und hungerte bereits regelrecht danach, weiter Peridea zu erkunden.
Der Mausdroide brachte ihm seine Ration bis zum Quartier der ehemaligen Hausmeister. Er war hierher umgezogen. Die Energie war nun reiner und statt Trauer und Tot, konnte er nun mehr die Schönen Momente spüren, die Bertram und Camille hier erlebt hatte. Auch er selbst musste an die Stunden zurückdenken, wo er hier saß und mit ihnen Tee trank und geredet hat.
Er kaute die Zähe und Geschmacksneutrale Masse, während er erneut an den Gardisten dachte. Irgendetwas hatte seinen Geist verändert in all den Monaten im Bacta-Tank. Vielleicht hatte der Mann auch einen Hirnschaden erlitten, der durch Bacta zuerst behoben wurde. Der Gardist war nicht Verrückt! Nein, überhaupt nicht. Aber es war nicht abzustreiten, dass er sich einen Gardisten des Imperators ganz anders vorgestellt hatte.
Dieser Mann schien nicht fanatisch zu sein. Nur völlig abgeklärt und gleichgültig gegenüber seinen eigenen Leben.
Er hatte damit abgeschlossen, dass er im Imperium weiterleben konnte.
Genauso fühlte es sich an. Der Mann war sich bewusst versagt zu haben und das der Imperator für niemanden Gnade zeigte.
Thrawn würde wohl auch nicht lebend davonkommen, nachdem er die Schlacht um Lothal so verheerend verloren hat.
Ezra grinste.
Wahrscheinlich wäre das der Beste Ausgang.
Er würde von seinen Freunden abgeholt werden und Thrawn, wenn er es zum Imperium zurückschaffte, würde dort bestrafft werden.
Maris… nun, sie würde mit ihm gehen. Peridea mit Sabine, Hera und Zeb verlassen. Womöglich auch Teil der Ghost Crew werden.
Sie würde nicht bei Thrawn bleiben. Nie im Leben!
Ein Klopfen an sein Quartier schreckte ihm auch. Einzelne Krümmel fielen auf den Boden.
„Jedi, der Großadmiral will mit dir über den Außeneinsatz und dein Verhältnis zu den Aliens dort reden.“
Es war Marlos Stimme. Ezra verdrehte die Augen, kurz in Versuchung Thrawn zu ignorieren und so etwas wütend zu machen.
Dann aber dachte er daran, dass er wirklich hier raus wollte und die Einheimischen helfen musste. Zeitgleich war es Marlo, der ihm zu Thrawns Büro bringen sollte und er wollte seinen Freund keinen Ärger bereiten damit zu scheitern.
Für einige Minuten kann ich Thrawn wohl ertragen.

Seine Selbstsicherheit verschwand immer weiter auf sonderbarer weise, als er sich dem Büro näherte. Jeden anderen Fremden hätte er täuschen können. Marlo aber sah genau das etwas nicht Stimme. Bestimmt hob sich eine Braue unter seinem Sturmtruppler-Helm.
„Hey, Jedi. Geht es dir nicht gut?“
Ezra verzog das Gesicht.
Nein, ihm ging es nicht gut. Seine Fingerspitzen zitterten leicht und Schweiß sammelte sich unter seinen Haaransatz. Er hatte keine Angst vor Thrawn, also fühlte er sich nur plötzlich etwas krank. Das kam vor.
Vielleicht könnte sich Maris um ihm kümmern. Auch wenn er sie ab und zu wegstieß, war sie gut darin ihm Trost und Fürsorge zu geben, wenn er in Stimmung war das zuzulassen.
„Ich versuche es kurz zu machen. Wartest du hier auf mich?“
Er sah wie Marlo den Kopf schüttelte und dabei seufzte.
„Captain Lee hat mich zum Wachdienst eingeteilt. Jetzt wo ich meine Prüfung überstanden habe, werde ich wieder vermehrt dort eigesetzt und er macht es mir nicht leicht. Ich hatte geglaubt, dass Ferasi mich als Assistenten behält. Aber bis jetzt hat sie keinen Versuch unternommen, mit dem Captain darüber zu reden. Vielleicht bin ich doch nicht so gut, wie ich geglaubt habe.“
Ezra würde schwören, dass dies nicht der Grund war.
„Sie hat bestimmt nur Angst vor diesem Lee.“
Marlo schnaubte amüsiert.
„Er ist auch furchteinflößend. Also dann, Jedi. Wir sind da.“
Der Gang in Thrawns Büro fühlte sich seltsamer an als je zuvor. Selbst in einer Vergangenen Mission, als er mit Kallus, den Spion hier eingebrochen war, hatte sein Herz nicht so laut geschlagen. Es war so, als würde sein Körper aktiv gegen etwas ankämpfen. Fliehen.
Und da stand Thrawn, vor dem Schreibtisch. Inzwischen drehte sich sein Kopf und er musste sich dazu zwingen, gerade zu gehen. Oder auch nur normal zu stehen.
„Du wolltest über den Außeneinsatz reden?“ Die Fassade, dass es ihm gut ging, bröckelte als er sprach.
Er sah wie Thrawns Lippen sich verzogen, während der Rest seiner Haltung starr und kühl blieb.
„Das war ein Vorwand. Ich will darüber sprechen, wie du Ferasi behandelt hast.“
Die Bedeutung der Worte drang nur langsam zu ihm durch. So benebelt fühlte er sich.
In diesen Augenblick wurde ihm klar, dass etwas ganz und gar nicht Stimmte. Einen Atemzug später viel er auf die Knie.
„Warum hast du Ferasi verletzt?“
Das ausgerechnet Thrawn diese Frage stellte war unglaublich! Seit Monaten versuchte er Maris vor den Großadmiral zu beschützen. Was nahm der Kerl sich heraus?
Mit ruhigen Schritten kam Thrawn näher, fast ignorierend, dass er vor Schwindelgefühl und hämmernden Herzen schon auf den Boden kniete.
„Ist dir bewusst, dass sie lange im kalten Umhergeirrt ist? Der Schnitt auf ihrer Wange und sie Spuren auf ihren Armen. Warum hast du sie so kräftig von dir gestoßen, dass das passiert ist?“
Sein Kopf dröhnte. Er hatte nicht zurückgeschaut und, nachdem der Gardist ihm gezwungen hat zurückzugehen, sich keine Gedanken mehr gemacht, wie schwer er Maris verletzt hatte.
„Ich warte, Bridger?“
Die Luft wurde ihm eng und eine neue Erkenntnis überkam ihm.
„Was hast du mit mir gemacht?“
Er sah Thrawn inzwischen doppelt vor sich aufragen und die roten, unheimlichen Augen, leuchteten heimtückisch vor Befriedigung und Überlegenheit.
„Du solltest deine Gewohnheiten überdenken, Bridger. Du bist berechenbar geworden. Es war nicht schwer, eine Ration auf den Weg zu dir zu vergiften. Glaubst du wirklich, dass ich keine Notfallpläne für deine Exekution vorbereitet habe? Einige subtil wie das hier. Andere öffentlichkeitswirksam. Hältst du mich für so nachlässig, nichts in der Hand zu haben? Selbst für Tarkin und Vader, habe ich Pläne ausgearbeitet, sie im äußersten Fall loszuwerden. Du bist keine Herausforderung für mich.“
Inzwischen lag er schon auf den Boden. Das Luftholen war beschwerlich. Es klappte noch, gerade so. Am Schlimmsten war das drehen seines Kopfes und der Herzschlag, der drohte aus seiner Brust zu springen.
„Also, Bridger. Warum hast du Ferasi verletzt?“
Er hatte keine Antwort darauf. Nur noch bruchstückhafte Erinnerungen durchzogen seinen Geist. Er war schon seit Wochen wütend auf sie gewesen und dann hatte sie ihm einfach zum falschen Zeitpunkt angesprochen.
Röte, nicht aus Sauerstoffmangel, sondern vor Charme zierten seine Wangen.
„Sie… sie war mir im Weg… als ich wütend war.“
Thrawn verzog das Gesicht. Das war die ungeschönte Wahrheit. Er wusste es und Thrawn wusste es auch.
„Halte deine dunklen Tendenzen in der Zukunft von Ferasi fern. Sonst werde ich beim nächsten Mal kein Gegenmittel parat haben.“
Mit diesen Worten ließ Thrawn eine eingepackte Spritze vor seinen Augen fallen. Er musste dorthin kriechen. Sie aufreißen und sich dann in den Arm stechen.
Langsam ließ der Schwindel nach und sein Herzschlag wurde ruhiger. Dennoch fühlte er sich, als sei er verprügelt worden. Geschlagen und Erniedrigt.
Er hatte Thrawn unterschätzt. Nach so vielen Monaten vergessen, zu was er in der Lage war.
Mit brennenden Augen sah Ezra auf.
„Du bist ein kälterer Mistkerl als ich es bin!“
Von der Beleidigung ungerührt starrten die roten Augen nur zu ihm hinunter.
„Mag sein. Nur habe ich Ferasi kein einziges Haar gekrümmt. Sie nie angeschrien und nicht körperlich verletzt. Das ist mehr, als du als selbstbezeichneter Freund behaupten kannst.“
Erneut brannte sein Gesicht. Die kalte Wahrheit schnitt ihm durch die Brust.
Thrawn ging näher zu seinem Schreibtisch und nahm etwas zur Hand.
„Gib dieses Geschenk, oder was immer das sein soll, Ferasi persönlich und platziere es nicht so, dass sie noch zusätzlichen Ärger bekommt. Und, Bridger. Nehme ihre verzeihendes Wesen nicht als Selbstverständlich hin und nutze ihre Geduld nicht aus.“
Nach dieser sehr klaren Drohung, verließ er Thrawns Büro so schnell er konnte. Gerne würde er toben und Thrawn in dieser Situation als den Bösen hinstellen und Maris davon erzählen und beweisen, dass er recht hatte.
Doch tief in seinem Inneren schämt er sich zu sehr. Vor allem, weil er zugeben musste, das Thrawn recht mit dem hatte, was er gesagt hat.