Hans Rothe and the Shakespeare Controversy (1920)(1921)(1922)(1923)(1924)(1925)(1926)(1927)(1928)... more Hans Rothe and the Shakespeare Controversy (1920)(1921)(1922)(1923)(1924)(1925)(1926)(1927)(1928)(1929)(1930)(1931)(1932)(1933)(1934)(1935) Das wahrhaft Shakespearische an dieser Situation ist, daß das eine dieser Shakespearebilder so viel und so wenig mit dem Original zu tun hatte wie das andere, und daß der Kampf um Shakespeare im Grunde nichts anderes war als ein deutscher geistiger Klärungsprozess […]. Shakespeare war der Name und der Anlaß, aber die Sache hieß: deutsches Theater.
Der Sammelband widmet sich dem "religiösen Wahnsinn", wie er insbesondere in den Jahrzehnten um d... more Der Sammelband widmet sich dem "religiösen Wahnsinn", wie er insbesondere in den Jahrzehnten um das Jahr 1900 gesellschaftlich und diagnostisch etabliert und verhandelt wurde. Die Herausgeber gehen davon aus, dass Fälle "religiösen Wahnsinns" bisher vorwiegend aus psychologischer Perspektive bearbeitet und als Beispiele pathologischer Erkrankungen beschrieben wurden. Eine interdisziplinäre Betrachtung des Themas soll hingegen die Schnittstellen zwischen Religion, Medizin, Psychologie und Gesellschaft sowie deren dynamische Grenzverschiebungen bzw. diskursive Verwobenheit hervorheben. Die Beiträge legen daher den Fokus einerseits auf konkrete Einzelbeispiele jenseits der in der Literatur bekannten und prominenten "Psychofälle" und diskutieren andererseits systematische Fragen zur gegenseitigen Konstituierung von religiösen Sinnsystemen, zeitgenössischen Krisenrhetoriken sowie "wissenschaftlicher" und "pseudowissenschaftlicher" Diagnostik und Therapie. Ein besonderes Interesse liegt zudem auf dem Diskurs über "religiöse und psychische Devianz", der nicht allein die Pathologisierung "religiösen Wahnsinns" ermöglichte, sondern gleichsam der Selbstermächtigung des religiösen Subjekts und dessen Befreiung aus den gesellschaftlichen Zwängen der Moderne Vorschub leistete. Eine zentrale These ist dabei, dass solche "Anormalitätsdiskurse" und deren breite Rezeption in Wissenschaft, Kunst und Religion den gesellschaftlichen und individuellen Umgang mit den Ambivalenzen und Chancen der Moderne widerspiegeln und dies insbesondere am Beispiel des "religiösen Wahnsinns" zu Tage tritt.
ABSTRACT Robert Cover’s essay ‘Nomos and Narrative’ (1983) outlines a programme for an ambitious ... more ABSTRACT Robert Cover’s essay ‘Nomos and Narrative’ (1983) outlines a programme for an ambitious yet incomplete theory of law. While many interpreters focus on how it readdresses nomos, less attention is given to Cover’s notion of narrative. For Cover, narrative is not simply a complement to law that serves to pluralize it, but a key for a different conception of what law is, how it is constituted, and how it relates to sovereignty, morality and social commitment. In the context of the debates during the 1980s between legal positivists and naturalists, particularly around the question of hard cases, Cover’s contribution is that, instead of arguing about the different legal means required to fill what is perceived as a normative void, the narratival approach realizes that law is always socially and semantically contextualized. Hard cases, like crises of tradition or political breaking-points, are cases that uncover the working of narrative within law as a dynamic normative system. This paper argues that Cover’s work goes beyond the positivism-naturalism dilemma, as well as beyond the liberal framework of legal thinking and more broadly, towards a paradigm-shift in legal philosophy that I suggest calling poetical phronesis.
Hans Gross (1847-1915), the founder of Austro-Hungarian criminology, developed an epistemology of... more Hans Gross (1847-1915), the founder of Austro-Hungarian criminology, developed an epistemology of suspicion that targeted and profi led individuals as well as social and ethnic groups based mainly on their uprootedness and displacement. Th e scientifi c practices of observation and analysis he implemented in criminal investigations were anchored in epistemological assumptions that redefi ned and questioned both the object of study (namely, the criminal) and the subject (the investigator). By transferring scientifi c ideas and methods from the natural and social science into police work and judicial processes, Gross's study of crime merged biological and social perspectives. Th is meant the categories of deviancy were attached to foreignness and social difference, migration and eff ects of urban life. His epistemology was underlined by social Darwinism, and his forensics, far from being an objective study, advocated what is today known as racial profi ling.
Jahrbuch des Simon-Dubnow-Instituts / Simon Dubnow Institute Yearbook XIV/2015, 2015
Im Jahr 1920 veröffentlichte Franz Werfel (1890–1945) sein Theaterstück "Spiegelmensch. ... more Im Jahr 1920 veröffentlichte Franz Werfel (1890–1945) sein Theaterstück "Spiegelmensch. Magische Trilogie". Das faustische Drama handelt von der Reise des jungen Thamal in den Fernen Osten und seiner Suche nach Heilung für seine gequälte Seele. Die Allegorie von Thamals magischer Reise wird dem Wiener Publikum nur allzu vertraut gewesen sein, da sie ganz offensichtlich auf Karl Kraus (1874–1936) und dessen Zeitschrift Die Fackel verwies, und damit eine Karikatur des zeitgenössischen Kulturbetriebs lieferte. Als Werfels Verleger Kurt Wolff (1887–1963) das Manuskript des Stückes zum ersten Mal las, schlug er vor, ebenjene Zeilen zu streichen, und in der Tat wurden sie aus Angst vor einem öffentlichen Skandal bei der Wiener Premiere nicht verlesen.5 Wolffs Lesart, die den dämonischen "Spiegelmenschen" als reale Person begreift und damit die Handlung des Dramas vom Fiktionalen ins Real-Historische führt, wirft wichtige Fragen zu dessen Anlage und Rezeption auf: Handelt es sich in der Tat um ein magisches Drama oder vielmehr um eine zeitgenössische Parodie? Ist Thamals Odyssee, der expressionistischen Tradition folgend, als ein innerer Konflikt zu verstehen, oder vielmehr als ein Duell mit einem Feind von außen? Neben einer literaturwissenschaftlichen Analyse des Dramas im Kontext von Werfels übrigem Schaffen kann die Beantwortung dieser Frage auch Aufschluss über den ebenso heftigen wie fruchtbaren Austausch zwischen Werfel und Kraus geben – einen persönlichen und rarischen Konflikt zwischen zwei bedeutenden Autoren jener Zeit, in dem die Frage der »Spiegelung« eine zentrale Rolle einnimmt.
Robert Cover’s essay ‘Nomos and Narrative’ (1983) outlines a programme for an ambitious yet incom... more Robert Cover’s essay ‘Nomos and Narrative’ (1983) outlines a programme for an ambitious yet incomplete theory of law. While many interpreters focus on how it readdresses nomos, less attention is given to Cover’s notion of narrative. For Cover, narrative is not simply a complement to law that serves to pluralize it, but a key for a different conception of what law is, how it is constituted, and how it relates to sovereignty, morality and social commitment. In the context of the debates during the 1980s between legal positivists and naturalists, particularly around the question of hard cases, Cover’s contribution is that, instead of arguing about the different legal means required to fill what is perceived as a normative void, the narratival approach realizes that law is always socially and semantically contextualized. Hard cases, like crises of tradition or political breaking-points, are cases that uncover the working of narrative within law as a dynamic normative system. This paper ...
Hans Rothe and the Shakespeare Controversy (1920)(1921)(1922)(1923)(1924)(1925)(1926)(1927)(1928)... more Hans Rothe and the Shakespeare Controversy (1920)(1921)(1922)(1923)(1924)(1925)(1926)(1927)(1928)(1929)(1930)(1931)(1932)(1933)(1934)(1935) Das wahrhaft Shakespearische an dieser Situation ist, daß das eine dieser Shakespearebilder so viel und so wenig mit dem Original zu tun hatte wie das andere, und daß der Kampf um Shakespeare im Grunde nichts anderes war als ein deutscher geistiger Klärungsprozess […]. Shakespeare war der Name und der Anlaß, aber die Sache hieß: deutsches Theater.
Der Sammelband widmet sich dem "religiösen Wahnsinn", wie er insbesondere in den Jahrzehnten um d... more Der Sammelband widmet sich dem "religiösen Wahnsinn", wie er insbesondere in den Jahrzehnten um das Jahr 1900 gesellschaftlich und diagnostisch etabliert und verhandelt wurde. Die Herausgeber gehen davon aus, dass Fälle "religiösen Wahnsinns" bisher vorwiegend aus psychologischer Perspektive bearbeitet und als Beispiele pathologischer Erkrankungen beschrieben wurden. Eine interdisziplinäre Betrachtung des Themas soll hingegen die Schnittstellen zwischen Religion, Medizin, Psychologie und Gesellschaft sowie deren dynamische Grenzverschiebungen bzw. diskursive Verwobenheit hervorheben. Die Beiträge legen daher den Fokus einerseits auf konkrete Einzelbeispiele jenseits der in der Literatur bekannten und prominenten "Psychofälle" und diskutieren andererseits systematische Fragen zur gegenseitigen Konstituierung von religiösen Sinnsystemen, zeitgenössischen Krisenrhetoriken sowie "wissenschaftlicher" und "pseudowissenschaftlicher" Diagnostik und Therapie. Ein besonderes Interesse liegt zudem auf dem Diskurs über "religiöse und psychische Devianz", der nicht allein die Pathologisierung "religiösen Wahnsinns" ermöglichte, sondern gleichsam der Selbstermächtigung des religiösen Subjekts und dessen Befreiung aus den gesellschaftlichen Zwängen der Moderne Vorschub leistete. Eine zentrale These ist dabei, dass solche "Anormalitätsdiskurse" und deren breite Rezeption in Wissenschaft, Kunst und Religion den gesellschaftlichen und individuellen Umgang mit den Ambivalenzen und Chancen der Moderne widerspiegeln und dies insbesondere am Beispiel des "religiösen Wahnsinns" zu Tage tritt.
ABSTRACT Robert Cover’s essay ‘Nomos and Narrative’ (1983) outlines a programme for an ambitious ... more ABSTRACT Robert Cover’s essay ‘Nomos and Narrative’ (1983) outlines a programme for an ambitious yet incomplete theory of law. While many interpreters focus on how it readdresses nomos, less attention is given to Cover’s notion of narrative. For Cover, narrative is not simply a complement to law that serves to pluralize it, but a key for a different conception of what law is, how it is constituted, and how it relates to sovereignty, morality and social commitment. In the context of the debates during the 1980s between legal positivists and naturalists, particularly around the question of hard cases, Cover’s contribution is that, instead of arguing about the different legal means required to fill what is perceived as a normative void, the narratival approach realizes that law is always socially and semantically contextualized. Hard cases, like crises of tradition or political breaking-points, are cases that uncover the working of narrative within law as a dynamic normative system. This paper argues that Cover’s work goes beyond the positivism-naturalism dilemma, as well as beyond the liberal framework of legal thinking and more broadly, towards a paradigm-shift in legal philosophy that I suggest calling poetical phronesis.
Hans Gross (1847-1915), the founder of Austro-Hungarian criminology, developed an epistemology of... more Hans Gross (1847-1915), the founder of Austro-Hungarian criminology, developed an epistemology of suspicion that targeted and profi led individuals as well as social and ethnic groups based mainly on their uprootedness and displacement. Th e scientifi c practices of observation and analysis he implemented in criminal investigations were anchored in epistemological assumptions that redefi ned and questioned both the object of study (namely, the criminal) and the subject (the investigator). By transferring scientifi c ideas and methods from the natural and social science into police work and judicial processes, Gross's study of crime merged biological and social perspectives. Th is meant the categories of deviancy were attached to foreignness and social difference, migration and eff ects of urban life. His epistemology was underlined by social Darwinism, and his forensics, far from being an objective study, advocated what is today known as racial profi ling.
Jahrbuch des Simon-Dubnow-Instituts / Simon Dubnow Institute Yearbook XIV/2015, 2015
Im Jahr 1920 veröffentlichte Franz Werfel (1890–1945) sein Theaterstück "Spiegelmensch. ... more Im Jahr 1920 veröffentlichte Franz Werfel (1890–1945) sein Theaterstück "Spiegelmensch. Magische Trilogie". Das faustische Drama handelt von der Reise des jungen Thamal in den Fernen Osten und seiner Suche nach Heilung für seine gequälte Seele. Die Allegorie von Thamals magischer Reise wird dem Wiener Publikum nur allzu vertraut gewesen sein, da sie ganz offensichtlich auf Karl Kraus (1874–1936) und dessen Zeitschrift Die Fackel verwies, und damit eine Karikatur des zeitgenössischen Kulturbetriebs lieferte. Als Werfels Verleger Kurt Wolff (1887–1963) das Manuskript des Stückes zum ersten Mal las, schlug er vor, ebenjene Zeilen zu streichen, und in der Tat wurden sie aus Angst vor einem öffentlichen Skandal bei der Wiener Premiere nicht verlesen.5 Wolffs Lesart, die den dämonischen "Spiegelmenschen" als reale Person begreift und damit die Handlung des Dramas vom Fiktionalen ins Real-Historische führt, wirft wichtige Fragen zu dessen Anlage und Rezeption auf: Handelt es sich in der Tat um ein magisches Drama oder vielmehr um eine zeitgenössische Parodie? Ist Thamals Odyssee, der expressionistischen Tradition folgend, als ein innerer Konflikt zu verstehen, oder vielmehr als ein Duell mit einem Feind von außen? Neben einer literaturwissenschaftlichen Analyse des Dramas im Kontext von Werfels übrigem Schaffen kann die Beantwortung dieser Frage auch Aufschluss über den ebenso heftigen wie fruchtbaren Austausch zwischen Werfel und Kraus geben – einen persönlichen und rarischen Konflikt zwischen zwei bedeutenden Autoren jener Zeit, in dem die Frage der »Spiegelung« eine zentrale Rolle einnimmt.
Robert Cover’s essay ‘Nomos and Narrative’ (1983) outlines a programme for an ambitious yet incom... more Robert Cover’s essay ‘Nomos and Narrative’ (1983) outlines a programme for an ambitious yet incomplete theory of law. While many interpreters focus on how it readdresses nomos, less attention is given to Cover’s notion of narrative. For Cover, narrative is not simply a complement to law that serves to pluralize it, but a key for a different conception of what law is, how it is constituted, and how it relates to sovereignty, morality and social commitment. In the context of the debates during the 1980s between legal positivists and naturalists, particularly around the question of hard cases, Cover’s contribution is that, instead of arguing about the different legal means required to fill what is perceived as a normative void, the narratival approach realizes that law is always socially and semantically contextualized. Hard cases, like crises of tradition or political breaking-points, are cases that uncover the working of narrative within law as a dynamic normative system. This paper ...
Hans Gross (1847–1915), the founder of Austro-Hungarian criminology, developed an epistemology of... more Hans Gross (1847–1915), the founder of Austro-Hungarian criminology, developed an epistemology of suspicion that targeted and profiled individuals as well as social and ethnic groups based mainly on their uprootedness and displacement. The scientific practices of observation and analysis he implemented in criminal investigations were anchored in epistemological assumptions that redefined and questioned both the object of study (namely, the criminal) and the subject (the investigator). By transferring scientific ideas and methods from the natural and social science into police work and judicial processes, Gross’s study of crime merged biological and social perspectives. This meant the categories of deviancy were attached to foreignness and social difference, migration and effects of urban life. His epistemology was underlined by social Darwinism, and his forensics, far from being an objective study, advocated what is today known as racial profiling.
In this article, we offer a broad view of “knowledge in motion” based on our collaborative work a... more In this article, we offer a broad view of “knowledge in motion” based on our collaborative work and experience at the Minerva Humanities Center at Tel Aviv University. We first present our reflections through a short case study concerned with the perception of sunspots through the telescope and their alternative conceptualizations by agents with different research agendas. We then present our theoretical reflections on “migrating knowledge” and summarize a few research projects done in our center that may throw further light on our socio-epistemic framework. Finally, we articulate some of our suggestions for mobility studies in order to engage them with the kind of questions we have been concerned with for quite some time now.
In this article, we offer a broad view of “knowledge in motion” based on our collaborative work a... more In this article, we offer a broad view of “knowledge in motion” based on our collaborative work and experience at the Minerva Humanities Center at Tel Aviv University. We first present our reflections through a short case study concerned with the perception of sunspots through the telescope and their alternative conceptualizations by agents with different research agendas. We then present our theoretical reflections on “migrating knowledge” and summarize a few research projects done in our center that may throw further light on our socio-epistemic framework. Finally, we articulate some of our suggestions for mobility studies in order to engage them with the kind of questions we have been concerned with for quite some time now.
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