AF Corse ist ein von dem ehemaligen Rennfahrer Amato Ferrari gegründetes, auf Maserati und Ferrari spezialisiertes italienisches Rennsportteam aus Piacenza. Es setzt Fahrzeuge in verschiedenen GT- und Langstreckenrennen, darunter auch die 24 Stunden von Le Mans, ein.

AF Corse
Rechtsform S. r. l.
Sitz Piacenza, Italien[1]
Leitung Amato Ferrari[2]
Mitarbeiterzahl 35 Vollzeit, 60 Teilzeit[1]
Branche Motorsport
Website AF Corse
Die beiden Maserati MC12 von AF Corse in Zhuhai 2004
Ein Ferrari 430 von AF Corse in Dubai 2006
Ein Ferrari 458 Italia von AF Corse in Le Mans 2012
Ein Ferrari von AF Corse und der Oreca-03-Prototyp von Pecom Racing 2012 in Shanghai
AF Corse-Ferrari 499P beim 6-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps 2024

Historie

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Der Rennfahrer Amato Ferrari gründete das Team AF Corse nach seiner aktiven Karriere. Neben Einsätzen unter eigenem Namen ist AF Corse für Kooperationen mit anderen Teams bzw. als Einsatzteam bekannt – wie etwa für Advanced Engineering, AT-Racing, PeCom Racing, Michael Waltrip Racing und SMP Racing. Neben den unten näher aufgeführten Serien setzte AF Corse auch Fahrzeuge in der italienischen GT- und Supertourenwagen-Meisterschaft, der Superstars-Serie und der International GT Open ein. Von 2003 bis 2006 übernahm AF Corse für Maserati die Durchführung der Trofeo Maserati.[3]

FIA-GT-Meisterschaft

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Im Jahr 2004 setzte AF Corse mit Werksunterstützung zwei neue Maserati MC12 in der FIA-GT-Meisterschaft ein. Mika Salo und Andrea Bertolini gewannen zwei Rennen, allerdings wurde der Maserati MC12 erst beim letzten Rennen in Zhuhai offiziell homologiert.

In den folgenden Jahren konzentrierte sich AF Corse auf die GT2-Kategorie und gewann mit einem Ferrari 430 in den Jahren 2006, 2007 und 2008 den Fahrer- und Mannschaftstitel. 2009 konnte AF Corse den Titel der Teams gewinnen.

FIA-GT3-Europameisterschaft

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In der ersten Saison der FIA-GT3-Europameisterschaft im Jahr 2006 setzte AF Corse drei Maserati GranSport Light der Spezifikation GT3 ein.[2] 2011 kehrte AF Corse mit zwei Ferrari 458 Italia in die Meisterschaft zurück und konnte mit Francesco Castellacci und Frederico Leo den Fahrertitel gewinnen.[2] In der letzten Saison der FIA-GT3-Europameisterschaft im Jahr 2012 wurde AF Corse sowohl in der Fahrer- als auch in der Teamwertung Zweiter.

FIA-GT1-Weltmeisterschaft

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Nach dem Wechsel der FIA-GT1-Weltmeisterschaft auf das technische Reglement der Gruppe GT3 im Jahr 2012, setzte AF Corse auch hier zwei Ferrari 458 Italia ein. Das Team wurde Fünfter der Teamwertung mit Filip Salaquarda als bestem Fahrer auf dem siebten Rang. Einen Sieg konnte der Tscheche zusammen mit dem finnischen Werksfahrer Toni Vilander auf dem Nürburgring verbuchen.

Blancpain Endurance Series

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AF Corse setzt seit 2011 Fahrzeuge in der Blancpain Endurance Series ein. Im Jahr 2012 gewann AF Corse den Titel in der Mannschaftswertung des Pro-Am-Cup und den Fahrertitel der gleichen Kategorie mit Niek Hommerson und Louis Machiels. Zwei Jahre danach holten Francisco Guedes und Peter Mann den Titel in der Gentleman Trophy. 2015 hat AF Corse nach dem Klassensieg bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps bereits ein Rennen vor Saisonende den Titel der Pro-Am-Kategorie sichergestellt. Die Fahrer am Steuer des Ferrari 458 Italia waren Matt Griffin und Duncan Cameron. Das Duo war darüber hinaus auch Teil des siegreichen Quartetts beim 24-Stunden-Rennen in Spa-Francorchamps 2013. In der höchsten Klasse, der PRO-Kategorie für rein professionelle Rennfahrer, war AF Corse bis heute nicht vertreten.

ILMC und WEC

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Beim 2010 neu ausgerichteten Intercontinental Le Mans Cup (ILMC) für Prototypen und Gran-Turismo-Fahrzeuge wurde AF Corse zweiter der Mannschaftswertung. Im folgenden Jahr gewann AF Corse die LM-GTE-Pro-Kategorie. In beiden Jahren gewann Ferrari auch den GT2- bzw. GTE-Herstellertitel.

In der offiziellen FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) im Jahr 2012 gewann AF Corse ebenfalls den Titel der LMGTE Trophy und hatte erheblichen Anteil am Gewinn des GTE-Herstellertitels für Ferrari. Seit diesem Jahr ist die Mannschaft aus Italien ungeschlagen.

Seit der Saison 2023 nimmt AF Corse mit dem neu vorgestellten Ferrari 499P auch in der Hypercar-Klasse (LMH-Klasse) der WEC teil. Der Wagen mit der Startnummer 51 konnte das 24-Stunden-Rennen von Le Mans 2023 gewinnen. Dabei wurde die fünf Jahre andauernde Siegesserie von Toyota Gazoo Racing unterbrochen. Dies stellte den ersten Gesamtsieg von Ferrari bei Le Mans seit 1965 dar.[4] In der Herstellerwertung belegte Ferrari den zweiten Platz. Der Erfolg bei Le Mans konnte im darauffolgenden Jahr mit dem Wagen mit der Startnummer 50 wiederholt werden.[5]

Langstreckenrennen

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Von 2006 bis 2012 nahm AF Corse durchgehend am 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps teil. Die größten Erfolge waren ein Doppelsieg in der GT2-Kategorie im Jahr 2006, der Sieg der gleichen Kategorie im Jahr 2009 und im Rahmen der Blancpain Endurance Series mehrere Klassensiege bis 2015. Das erfolgreiche Quartett in diesem Jahr bestand aus Werksfahrer Gianmaria Bruni, dem Italiener Alessandro Pier Guidi, dem Belgier Stéphane Lémeret und dem Thai Pasin Lathouras.

2012 gewann AF Corse die GT-Pro-Kategorie des 24-Stunden-Rennen von Le Mans mit Giancarlo Fisichella, Gianmaria Bruni und Toni Vilander. Dieser Erfolg wurde 2014 wiederholt. 2015 war das Trio auf dem Weg zur Titelverteidigung, musste sich nach technischen Problemen aber mit dem dritten Rang begnügen. Die Teamkollegen Davide Rigon, James Calado und Olivier Beretta holten den zweiten Platz.

In den Jahren 2023 und 2024 schloss AF Corse das 24-Stunden-Rennen von Le Mans in der Hypercar-Klasse (LMH-Klasse) als Gesamtsieger ab.

Ergebnisse

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FIA-GT1-Weltmeisterschaft

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Jahr Teamname Fabrikat Nr.
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 Total Pos.
2012 Italien  AF Corse Ferrari 3 5 6 13 3 10 9 1 4 12 Ret 7 6 9 Ret 8 1 Ret 8 126 5
4 10 5 7 11 13 11 12 9 11 7 10 Ret 8 6 10 7 7 5

Einzelergebnisse in der FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft (Hypercar-Klasse)

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Saison Team Startnummer Fahrer 1 2 3 4 5 6 7 8
2023 Ferrari AF Corse 50 Antonio Fuoco
Miguel Molina
Nicklas Nielsen
Vereinigte Staaten  SEB Portugal  POR Belgien  SPA Frankreich  LEM Italien  MON Japan  FUJ Bahrain  BAH
3 2 DNF 5 2 4 3
51 James Calado
Antonio Giovinazzi
Alessandro Pier Guidi
Vereinigte Staaten  SEB Portugal  POR Belgien  SPA Frankreich  LEM Italien  MON Japan  FUJ Bahrain  BAH
15 6 3 1 5 5 6
2024 Ferrari AF Corse 50 Antonio Fuoco
Miguel Molina
Nicklas Nielsen
Katar  KAT Italien  IMO Belgien  SPA Frankreich  LEM Brasilien  SAO Vereinigte Staaten  AUS Japan  FUJ Bahrain  BAH
6 4 3 1
51 James Calado
Antonio Giovinazzi
Alessandro Pier Guidi
Katar  KAT Italien  IMO Belgien  SPA Frankreich  LEM Brasilien  SAO Vereinigte Staaten  AUS Japan  FUJ Bahrain  BAH
12 7 4 3
AF Corse 83 Robert Kubica
Ye Yifei
Robert Schwarzman
Katar  KAT Italien  IMO Belgien  SPA Frankreich  LEM Brasilien  SAO Vereinigte Staaten  AUS Japan  FUJ Bahrain  BAH
4 8 8 DNF
Legende
Farbe Abkürzung Bedeutung
Gold Sieg
Silber 2. Platz
Bronze 3. Platz
Grün Platzierung in den Punkten
Blau Klassifiziert außerhalb der Punkteränge
Violett DNF Rennen nicht beendet (did not finish)
NC nicht klassifiziert (not classified)
Rot DNQ nicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQ in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified)
Weiß DNS nicht am Start (did not start)
WD zurückgezogen (withdrawn)
Hellblau PO nur am Training teilgenommen (practiced only)
TD Freitags-Testfahrer (test driver)
ohne DNP nicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJ verletzt oder krank (injured)
EX ausgeschlossen (excluded)
DNA nicht erschienen (did not arrive)
C Rennen abgesagt (cancelled)
  keine WM-Teilnahme
sonstige P/fett Pole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8 Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursiv Schnellste Rennrunde
* nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
() Streichresultate
unterstrichen Führender in der Gesamtwertung
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Commons: AF Corse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b AF CORSE / Base. In: afcorse.it. AF Corse s.r.l., abgerufen am 21. Februar 2013 (englisch).
  2. a b c AF Corse. In: gt3europe.com. SRO Motorsports Group, abgerufen am 26. Februar 2013 (englisch).
  3. AF CORSE / History. In: afcorse.it. AF Corse s.r.l., archiviert vom Original am 29. Oktober 2012; abgerufen am 21. Februar 2013 (englisch).
  4. Andreas Haupt: 24h Le Mans 2023 – Ergebnis Rennen : Ferrari entthront Toyota. 11. Juni 2023, abgerufen am 18. Juni 2024.
  5. Philipp Körner: 24 Stunden von Le Mans 2024 – Rennergebnis: Ferrari gewinnt Strategie-Schlacht. 16. Juni 2024, abgerufen am 18. Juni 2024.