Bahnstrecke Rohrbach–Mainburg

Bahnstrecke in Deutschland

Die Bahnstrecke Rohrbach–Mainburg ist eine eingleisige, nicht elektrifizierte Nebenbahn in Bayern. Sie verläuft durch die Hopfenregion Hallertau in Oberbayern von Rohrbach (früher: Wolnzach Bahnhof) ins benachbarte Wolnzach. Zusammen mit dem 1996 stillgelegten Streckenabschnitt ins niederbayerische Mainburg und der abzweigenden Bahnstrecke Langenbach–Enzelhausen war sie im Volksmund als Hallertauer Lokalbahn bzw. Holledauer Bockerl bekannt.

Rohrbach (Ilm)–Mainburg
Strecke der Bahnstrecke Rohrbach–Mainburg
Streckennummer (DB):5383
Kursbuchstrecke:413d
413f (1946)
413g (Enzelhausen – Mainburg 1946)
Streckenlänge:23,35 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:CE
Maximale Neigung: 25 
Minimaler Radius:300 m
Höchstgeschwindigkeit:40 km/h
Strecke
von München Hbf
Bahnhof
0,000 Rohrbach (Ilm)
(bis 2000: Wolnzach Bahnhof)
401 m
Abzweig geradeaus und nach links
nach Treuchtlingen
Abzweig geradeaus und ehemals nach links
nach Geisenfeld (1906–87)
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
2,040 Burgstall (b Wolnzach) (ab 1957)
ehemaliger Bahnhof
3,200 Gosseltshausen
Abzweig geradeaus und ehemals von links
3,250 zum Raiffeisen-Lagerhaus Gosseltshausen
Abzweig geradeaus und ehemals nach links
5,080 zum BayWa-Lagerhaus Wolnzach
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
5,303 Wolnzach Markt 412 m
Abzweig geradeaus und ehemals von links
5,920 Anschluss Klöpferholz
Strecke mit Straßenbrücke
6,100 Bundesautobahn 93
Brücke über Wasserlauf
6,230 Wolnzach
Abzweig geradeaus und von rechts
6,514 Anschluss ARS Altmann
Abzweig geradeaus und ehemals von links
zum Kastner-Lagerhaus
ehemalige Blockstelle
7,040 Anst Kastner
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
7,210 Jebertshausen
7,215
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
9,070 Gebrontshausen
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
12,470 Berg (Niederbay) 401 m
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
14,070 Osterwaal 464 m
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
16,180 Enzelhausen (bis 1909: Au) 446 m
Abzweig geradeaus und nach rechts (Strecke außer Betrieb)
nach Langenbach (Oberbay)
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
17,710 Rudelzhausen
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
19,840 Puttenhausen 431 m
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
21,610 Sandelzhausen
Abzweig geradeaus und von rechts (Strecke außer Betrieb)
zur Firma Wolf
Blockstelle (Strecke außer Betrieb)
21,800 Anst Wolf
Abzweig geradeaus und von rechts (Strecke außer Betrieb)
zum BayWa-Lagerhaus Mainburg
Kopfbahnhof Streckenende (Strecke außer Betrieb)
23,350 Mainburg 421 m

Quellen: [1][2][3][4][5]

Geschichte

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Baubeginn für die mit dem Lokalbahngesetz vom 26. Mai 1892 beschlossene Strecke von Wolnzach Bahnhof nach Mainburg war am 1. August 1893. Das Teilstück bis Wolnzach Markt wurde nach kurzer Bauzeit am 6. Dezember 1894 eröffnet, der restliche Teil bis Mainburg nur etwas mehr als ein Jahr später am 16. Dezember 1895. Der Bahnhof Enzelhausen war anfangs nach dem rund 3,5 km entfernten Markt Au in der Hallertau benannt. Um Freising und Moosburg eine Verbindung in die Hallertau zu ermöglichen, wurde am 12. August 1907 mit dem Bau der Strecke von Langenbach nach Enzelhausen begonnen. Eröffnet wurde die Zweigstrecke am 1. Mai 1909, womit Au einen ortsnahen Bahnhof erhielt.[6] Der anfangs zeitweise angedachte Lückenschluss zur Bahnstrecke Regensburg–Ingolstadt oder mit der Pfettrachtalbahn nach Landshut wurden bis 1920 verworfen.[7][8]

In der Regel wurden im Personenverkehr drei durchgehende Zugpaare täglich angeboten.[9] Nachdem sich die anfangs eingesetzten Lokalbahnlokomotiven der Gattung D VII als unterdimensioniert erwiesen hatten, waren ab 1898 vorwiegend Maschinen der Gattung D XI auf der Hallertauer Lokalbahn eingesetzt. Ab 1922 wurden sie durch die Bayerische GtL 4/4 (Baureihe 988) mit vier Antriebsachsen abgelöst. Seit den 1930er Jahren kamen immer wieder auch die Baureihen 5710, 700 und 9810 zum Einsatz, vereinzelt auch andere Maschinen wie die Baureihe 5415-17 oder 64. Die Lokomotiven stellte in der Regel das Bw Ingolstadt, während die Unterhaltung während der Dampflokzeit vor Ort am Lokomotivbahnhof Mainburg erfolgte.[10]

Die im Zweiten Weltkrieg erlittenen Sachschäden an der Strecke waren überschaubar, sodass der Bahnbetrieb im Herbst 1945 wieder aufgenommen werden konnte. Im Rahmen des Traktionswandels stellte die junge Deutsche Bundesbahn die lokbespannten Personenzüge ab 1953 auf neue Schienenbusse der Baureihe VT 95 und Dieseltriebwagen der Vorkriegsbaureihe VT 709 um und verdichtete den Fahrplan auf werktags sieben Zugpaare sowie zusätzlich zwei Zugpaare im Abschnitt Wolnzach Bahnhof–Wolnzach Markt und eines zwischen Wolnzach Bahnhof und Enzelhausen.[11] Wegen sinkender Fahrgastzahlen durch die Automobilisierung während der Wirtschaftswunderjahre fuhren die Schienenbusse in den 1960er Jahren zunehmend ohne Beiwagen. Nachdem 1965 bereits der Wochenendverkehr auf Bahnbusse auf eigens dafür ausgebauten Straßen umgestellt worden war, wurde der Reisezugverkehr zum 1. Juni 1969 schließlich ganz eingestellt.[6][9] Der Busverkehr Wolnzach Bahnhof–Mainburg konnte sich nicht lange halten. Die Linie wurde schrittweise auf ein einziges werktägliches Fahrtenpaar reduziert[11] und Mitte der 1990er Jahre ersatzlos eingestellt.

Im Güterverkehr ersetzten in den 1960er Jahren Diesellokomotiven der Baureihe 211 die Dampflokomotiven. Einzelne Fahrten zwischen Wolnzach Bahnhof und Wolnzach Markt wurden auch mit einer für den Rangier- und leichten Güterzugdienst in Wolnzach Bahnhof stationierten Köf II abgewickelt, bevor ab 1982 bei allen Zügen überwiegend die Baureihe 290 eingesetzt wurde.[12] Die Züge waren noch bis etwa Anfang der 1990er Jahre gut ausgelastet, häufig mussten sie mit zwei Lokomotiven bespannt werden. Zusätzliches Transportaufkommen brachte der Umzug der Automobilspedition ARS Altmann nach Wolnzach. Spar- und Umstrukturierungsmaßnahmen im Zuge der Bahnreform und die Liberalisierung des Güterkraftverkehrs in Deutschland führten zur Schließung nahezu aller Ladestellen und Ende 1995 zur Einstellung des Verkehrs zwischen Wolnzach Markt, Mainburg und dem 1970 verbliebenen Reststück der Zweigstrecke nach Au.

Zum 1. September 1996 wurde der nicht mehr genutzte Abschnitt ab Kilometer 8,0 offiziell stillgelegt und im Herbst 2004 demontiert. Seit etwa 2010 befindet sich das Streckenende bei Kilometer 7,2.[9] Auf der ehemaligen Bahntrasse entstand nach Ende des Bahnbetriebs abschnittsweise ein Radweg.[13] Das frühere Bahnhofsareal in Mainburg wurde durch einen Busbahnhof, Supermarkt, Parkplätze und Gewerbeflächen überbaut. Das frühere Empfangsgebäude befindet sich in Privatbesitz, ebenso das Gelände des ehemaligen Bahnhofs Enzelhausen.

Seit 1970 wird die Strecke im Zugleitbetrieb betrieben.[9] Der Verkehr auf dem heute verbliebenen Streckenteil beschränkt sich auf den wochentags mit etwa zwei Güterzugpaaren bedienten Industrieanschluss der Firma ARS Altmann in Wolnzach. Im Oktober 2013 und April 2014 investierte die Deutsche Bahn rund 4 Millionen Euro in eine umfassende Sanierung der Streckengleise.[14] Dabei wurden zahlreiche nicht mehr benötigte Weichen und die Reste der alten Telegrafenleitungen entfernt.

Zur Erhöhung der Sicherheit sind mehrere unbeschrankte Bahnübergänge zur Ausrüstung mit Schranken und Lichtzeichenanlagen vorgesehen. In den 2010er Jahren hatte es vermehrt Beschwerden von Anwohnern wegen der lauten Pfeifsignale der meist nachts verkehrenden Güterzüge gegeben.[15]

Seit 2006 finden vereinzelt Sonderfahrten des „Wolnzach-Express“ statt, die der Hallertauer Lokalbahnverein e. V. durchführt.[16]

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Commons: Bahnstrecke Rohrbach–Mainburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Betriebsstellenverzeichnis (Stand 13.04.2018). (CSV; 1,6 MB) In: Betriebsstellenverzeichnis DB Netz AG. Deutsche Bahn AG, 3. Mai 2018, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. März 2022; abgerufen am 19. Februar 2021.
  2. Trassenportal - Stammdaten. (XLSX; 1,8 MB) In: DB Netze. Deutsche Bahn AG, Februar 2020, abgerufen am 19. Februar 2021.
  3. Serviceeinrichtungen Wolnzach Markt. In: Trassenfinder. DB Netz AG, 4. Oktober 2019, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 24. Februar 2021.@1@2Vorlage:Toter Link/trassenfinder.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  4. DB Netz AG: Infrastrukturregister. In: geovdbn.deutschebahn.com, abgerufen am 10. Mai 2020.
  5. Streckenkarte der Eisenbahndirektion München, Stand März 1952. In: Karl Bürger: München – Mühldorf – Simbach. Glanz, Niedergang und Renaissance einer königlich bayerischen Eisenbahn. Bewegte Verkehrsgeschichte mit umwälzender Zukunft. Selbstverlag, Walpertskirchen 2017, ISBN 978-3-00-056474-1.
  6. a b Günter Begert, Heinrich Stangl: Nebenbahnen zwischen Arber und Hallertau. Hrsg.: Siegfried Bufe. Bufe-Fachbuch-Verlag, Egglham 1999, ISBN 3-922138-69-1, S. 157–167.
  7. Josef Schmalzl: Chronik der Hallertauer Lokalbahnen. Eigenverlag, Haag a.d.Amper 1985.
  8. Bayerischer Landtag (Hrsg.): Denkschrift über den Ausbau des Bayerischen Bahnnetzes. 17. März 1920.
  9. a b c d Die Bahnstrecke Rohrbach (Ilm) - Wolnzach. Hallertauer Lokalbahnverein e.V., abgerufen am 26. Mai 2020.
  10. Alois Graßl: Die wichtigsten Lokomotiven. In: bockerl.de. Abgerufen am 26. Mai 2020.
  11. a b Deutsche Bundesbahn (Hrsg.): Kursbücher, Taschenfahrpläne. (diverse Jahrgänge).
  12. Wolfram Alteneder, Clemens Schüssler: Die Nebenbahnen der BD München. Verlag C. Kersting, Bonn 1987, ISBN 3-925250-03-4, S. 39–44.
  13. Bockerlradweg. Hopfenland Hallertau Tourismus e.V., abgerufen am 18. November 2024.
  14. Wolnzach: Großbaustelle Zug um Zug. Abgerufen am 26. Mai 2020.
  15. Wolnzach: Zug um Zug gegen das viele Pfeifen. Abgerufen am 26. Mai 2020.
  16. Züge des Wolnzach-Express seit 2006. Hallertauer Lokalbahnverein e.V., abgerufen am 26. Mai 2020.