Chiasso
Chiasso [lombardisch Ciass, deutsch veraltet Pias) ist eine politische Gemeinde im Kreis Balerna und eine Kleinstadt im Bezirk Mendrisio des Kantons Tessin in der Schweiz, unmittelbar an der Grenze zu Italien.
] ( ,Chiasso | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Tessin (TI) |
Bezirk: | Bezirk Mendrisio |
Kreis: | Kreis Balerna |
BFS-Nr.: | 5250 |
Postleitzahl: | 6830 |
UN/LOCODE: | CH CHI |
Koordinaten: | 723804 / 77154 |
Höhe: | 230 m ü. M. |
Höhenbereich: | 225–567 m ü. M.[1] |
Fläche: | 5,35 km²[2] |
Einwohner: | 7565 (31. Dezember 2023)[3] |
Einwohnerdichte: | 1414 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) |
43,9 % (31. Dezember 2023)[4] |
Gemeindepräsident: | Bruno Arrigoni |
Website: | www.chiasso.ch |
Lage der Gemeinde | |
Geographie
BearbeitenDie Gemeinde im Sottoceneri hat rund 7500 Einwohner und liegt im Mendrisiotto südöstlich von Mendrisio zwischen dem Luganersee und dem Comer See direkt an der Grenze zu Italien.
Der Ort Pedrinate, eine früher selbstständige Gemeinde, die seit 1976 zu Chiasso gehört, bildet mit dem Grenzstein 75B den südlichsten Punkt der Schweiz. Damit ist Chiasso die südlichste Schweizer Gemeinde.
Die Nachbargemeinden sind im Norden Balerna, Morbio Inferiore, Vacallo, im Nordosten Maslianico (IT-CO), im Südosten Como (IT-CO), im Süden San Fermo della Battaglia (IT-CO) und im Westen Novazzano.
Geschichte
Bearbeiten1140 wurde Chiasso erstmals als Claso erwähnt. Im Laufe des 19. Jahrhunderts (1874) wurde Chiasso, ursprünglich ein Vorort des italienischen Nachbarn Como, dank der Eisenbahn mit seinem Grenzbahnhof und Rangierbahnhof zu einem wichtigen Grenzort. Durch die Eisenbahn erlebte Chiasso einen wirtschaftlichen Aufschwung, und die Bevölkerung nahm rapide zu.[5]
Nachdem die Grenzbahnhöfe an Bedeutung verloren hatten, wanderten viele Einwohner in die Nachbargemeinden Richtung Norden, wo Arbeitsplätze im tertiären Sektor vorhanden sind. So verzeichnete Chiasso seit 1970 (damals 8868 Einwohner) einen Bevölkerungsrückgang. Aus einem seit August 1994 bestehenden Forschungszentrum für sogenannte Grätzel-Zellen entwickelte sich ab 1999 ein kommerzieller Hersteller für monokristalline Solarzellen und Solarmodule. Die Nähe zum sonnenreichen Italien beschert dem Ort heute wieder eine solide Exportperspektive.
Im September 1976 löste sich nach langem Regenwetter oberhalb des Gaswerks ein Erdrutsch, welcher einen der drei Propangas-Behälter beschädigte (es gab zwar auf der gegenüberliegenden Seite eine Brandschutzwand, an einen Erdrutsch war bei den Sicherungsmassnahmen nicht gedacht worden). Nach einer gewissen Zeit löste ein durchfahrendes Motorrad durch kleine Motor-Funken eine Explosion der ausgeströmten Gaswolke aus. Die beiden anderen Behälter wurden danach durch die Feuerwehr gekühlt, circa 2000 Personen in der Umgebung evakuiert. Trotz Kühlung leckte auch der zweite Behälter auf Dauer, wobei ein zweiter Gaswolken-Brand entstand. Zwei Ammoniak-Behälter im Keller der nahegelegenen Frisco-Fabrik blieben unversehrt.[6]
Am 25. November 2007 scheiterte eine Fusionsvorlage in den Gemeinden Chiasso, Morbio Inferiore und Vacallo.
Bevölkerung
BearbeitenBevölkerungsentwicklung (ab 1980 inkl. Pedrinate) | |||||||||||||||||
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Jahr | 1591[7] | 1600[8] | 1683[8] | 1719[8] | 1769[8] | 1799[8] | 1808[8] | 1824[8] | 1836[8] | 1850[8] | 1900[7] | 1910[7] | 1920[7] | 1950[7] | 1970[7] | 1980[7] | 2000[7] |
Einwohner | 160 | 160 | 315 | 380 | 455 | 598 | 618 | 802 | 954 | 1265 | 3700 | 5722 | 5439 | 5744 | 8868 | 8583 | 7720 |
Sehenswürdigkeiten
BearbeitenDas Stadtbild ist im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS) als schützenswertes Ortsbild der Schweiz von nationaler Bedeutung eingestuft.[9]
- Pfarrkirche San Vitale[10]
- Gemeindehaus
- Palast Molteni[10]
- ehemaliger Kindergarten (Gemeindepolizei)[10]
- Palast Corecco[10]
- Bahnhof Chiasso FFS[10]
- Magazzini Generali, Architekten: Robert Maillart, Ettore Brenni[10]
- ehemaliges Hotel Felix[10]
- Oratorium Madonna di Fatima[10]
- Palast City[10]
- Palast Camponovo, Architekt: Otto Glaus[10]
- Palast Pedroni, Architekt: Gianfranco Butti[10]
- Torretta Pedroli[10]
- Palast Chiesa[10]
- Palast Lovati[10]
- Cinema Teatro, Architekt: Americo Marazzi[10]
- Villino Sala, Architekt: Giuseppe Angelo Savi[10]
- Im Ortsteil Boffalora, Oratorium Sant’Anna[10]
- Im Ortsteil Pedrinate, Pfarrkirche Santa Croce[10]
- Oratorium Santo Stefano Colle[10]
- Faktorei[10]
- Kirche Santa Teresa im Ortsteil Seseglio[10]
Kultur
Bearbeiten- Im Jahr 1833 wurde der Musikverlag Euterpe ticinese gegründet, er veröffentlichte Musikpartituren bis 1864[11]
- Circolo Cultura, Insieme[12]
- Circolo delle Arti[13]
- Galleria Fotografia Oltre[14]
- Musica Cittadina Chiasso[15]
- Jazz Matinée[16]
- Amici del Cinema Teatro di Chiasso[17][18]
- Associazione amici del m.a.x. museo[19]
- Museen, Galerie, Stiftung
- 2005 wurde das m.a.x Museum eröffnet. Es wurde von Aoi Huber-Kono, der Witwe des Grafikers Max Huber, in Auftrag gegeben und nach den Plänen der Architekten Pia Durisch und Aldo Nolli realisiert[20][21]
- Das 1935 vom Architekten Americo Marazzi erbaute Cinema Teatro wurde total renoviert und 2001 wieder eröffnet (Filmvorführungen, Theater, Musik, Tanz)
- Spazio Officina[22][23]
- Galleria Mosaico[24]
- Folini Arte Contemporanea[25]
- Galleria ConsArc[26]
- Galleria Fotografia Oltre[27]
- Die Stiftung Pro Marignano[28]
- Festivals
In Chiasso werden verschiedene Festivals veranstaltet. Seit 1989 Chiassodanza (Tanzfestival), seit 1991 Festate (Festival der Weltmusik) und seit 1997 Festival di cultura e musica jazz (Jazzfestival).
Wirtschaft
Bearbeiten1951 wurde in Chiasso die Edelmetallschmelze Argor SA gegründet. 1988 wurde deren Sitz nach Mendrisio verlegt.[29]
Verkehr
Bearbeiten- Da Chiasso unmittelbar an der Grenze zu Italien liegt, ist der Transit- und Zollverkehr von grosser Bedeutung. Hier geht die Schweizer Autobahn A2 (Basel-Luzern-Gotthard-Lugano-Chiasso) in die italienische A9 Autostrada dei Laghi Richtung Mailand über, das in weniger als 45 Minuten erreicht werden kann.
- Am Bahnhof Chiasso wird die 1882 eingeweihte Gotthardbahn als Strecke nach Mailand fortgesetzt.
Bildung
Bearbeiten- Centro di Formazione Internazionale Il Gabbiano Jonathan[30]
Sport
Bearbeiten- Football Club Chiasso[31]
- Football Club Insubrica[32]
Persönlichkeiten
BearbeitenBilder
Bearbeiten-
Chiasso, Chiesa di San Vitale
-
Chiasso, Ansicht der Chiesa di San Vitale
-
Chiasso, Schulhaus
-
Chiasso, Gemeindebibliothek
-
Chiasso, ein historisches Gebäude im Zentrum
Literatur
Bearbeiten- Stefania Bianchi: Chiasso. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 30. Juni 2022.
- Giuseppe L. Beeler: In grigioverde agli ordini del Col Martinoni. In: Rivista Militare. Nummer 2. April 2010, S. 3–5.
- Chiara Gerosa: Quando il col Martinoni salvò Chiasso dalla guerra. In: Giornale del Popolo. 24. April 2010, S. 6.
- Simona Martinoli u. a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, S. 464–469.
- Simona Martinoli: „Italia e Svizzera“ di Margherita Osswald-Toppi: un monumento all’amicizia fra due Paesi. In: Archivio Storico Ticinese. Nummer 147, Casagrande, Bellinzona 2010.
- Vigilio Massarotti: Una vita in grigioverde. Dal caduceo alle spighe. Edizioni Pedrazzini, Locarno 2009.
- Celestino Trezzini: Chiasso. In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 2: Cavadini – Daegerlen. Attinger, Neuenburg 1924, S. 563 (Digitalisat).
- Alessandro Zanoli: Chiasso, scene dalla guerra. In: Azione. settimanale della Cooperativa Migros Ticinese, 19. April 2010, S. 5.
Weblinks
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Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ Stefania Bianchi: Chiasso. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 31. Mai 2005.
- ↑ Archivio Storico Ticinese, numero 146, 2010.
- ↑ a b c d e f g h Stefania Bianchi: Chiasso. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 30. Juni 2022.
- ↑ a b c d e f g h i Martin Schuler: Cantone Ticino - L'effettivo della populazione a livello locale prima del 1850. (CSV; 34 kB) Bundesamt für Statistik, Neuchâtel, 16. Juni 2023, abgerufen am 19. September 2024 (italienisch).
- ↑ Liste der Ortsbilder von nationaler Bedeutung ( des vom 10. Juli 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Verzeichnis auf der Website des Bundesamts für Kultur (BAK), abgerufen am 10. Januar 2018.
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u Simona Martinoli und andere: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, ISBN 978-88-7713-482-0, S. 464–469.
- ↑ Musikverlag Euterpe ticinese (italienisch) auf ricercamusica.ch/dizionario (abgerufen am: 14. November 2017.)
- ↑ Circolo "Cultura, Insieme" auf portal.dnb.de (abgerufen am 3. Dezember 2016).
- ↑ Circolo delle Arti auf portal.dnb.de (abgerufen am 3. Dezember 2016).
- ↑ Galleria Fotografia Oltre auf portal.dnb.de (abgerufen am 3. Dezember 2016).
- ↑ Musica Cittadina Chiasso auf portal.dnb.de (abgerufen am 3. Dezember 2016).
- ↑ Jazz Matinée auf ticino.ch
- ↑ Amici del Cinema Teatro di Chiasso auf centroculturalechiasso.ch/cinema-teatro (abgerufen am 3. Dezember 2016).
- ↑ Nicoletta Ossanna-Cavadini, Luca Saltini (Hrsg.): Cinema Teatro di Chiasso. La modernità di una tradizione culturale. Chiasso 2001.
- ↑ Associazione amici del m.a.x. museo auf centroculturalechiasso.ch/m-a-x-museo/amici (abgerufen am 3. Dezember 2016).
- ↑ m.a.x.museo auf maxmuseo.ch (abgerufen am 3. Dezember 2016).
- ↑ m.a.x.museo auf portal.dnb.de (abgerufen am 3. Dezember 2016).
- ↑ Spazio Officina auf centroculturalechiasso.ch (abgerufen am 3. Dezember 2016).
- ↑ Spazio Officina auf portal.dnb.de (abgerufen am 3. Dezember 2016).
- ↑ Galleria Mosaico auf portal.dnb.de (abgerufen am 3. Dezember 2016).
- ↑ Folini Arte Contemporanea auf portal.dnb.de (abgerufen am 3. Dezember 2016).
- ↑ Galleria ConsArc auf portal.dnb.de (abgerufen am 3. Dezember 2016).
- ↑ Galleria Fotografia Oltre auf portal.dnb.de (abgerufen am 3. Dezember 2016).
- ↑ Stiftung Pro Marignano auf portal.dnb.de (abgerufen am 3. Dezember 2016).
- ↑ Geschichte. Argor-Heraeus, abgerufen am 3. Juli 2017.
- ↑ Centro di Formazione Internazionale Il Gabbiano Jonathan auf portal.dnb.de (abgerufen am 3. Dezember 2016).
- ↑ Football Club Chiasso auf portal.dnb.de (abgerufen am 3. Dezember 2016).
- ↑ Football Club Insubrica ( vom 22. März 2017 im Internet Archive) auf mobile.football.ch/ftc/it (abgerufen am 21. März 2017).