Earlshannonit

sehr seltenes Mineral, wasserhaltiges Mangan-Eisen-Phosphat mit zusätzlichen Hydroxidionen

Earlshannonit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung MnFe3+2[OH|PO4]2·4H2O[3] und ist damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Mangan-Eisen-Phosphat mit zusätzlichen Hydroxidionen.

Earlshannonit
Earlshannonit (rotbraun, Bildmitte) auf Mitridatit (braun) aus der Foote Lithium County Mine, Kings Mountain (North Carolina), USA (Sichtfeld 3 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1983-010[1]

IMA-Symbol

Esn[2]

Chemische Formel MnFe3+2[OH|PO4]2·4H2O[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VII/D.08
VII/D.08-030

8.DC.15
42.11.18.04
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe (Nr.) P21/c[3] (Nr. 14)
Gitterparameter a = 9,91 Å; b = 9,67 Å; c = 5,46 Å
β = 93,9°[3]
Formeleinheiten Z = 2[3]
Häufige Kristallflächen {110}, {100}, {011}[4]
Zwillingsbildung nach {100}[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3 bis 4
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,90(4); berechnet: 2,92[4]
Spaltbarkeit undeutlich
Bruch; Tenazität eben
Farbe dunkelrötlichbraun, gelblichbraun, gelborange bis gelb
Strichfarbe hellbraun
Transparenz durchsichtig
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,696
nβ = 1,745
nγ = 1,765[5]
Doppelbrechung δ = 0,069[5]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = gemessen: 64°; berechnet: 62°[5]

Earlshannonit ist das Mangan-Analogon von Whitmoreit (Fe2+Fe3+2[OH|PO4]2·4H2O[3]) und bildet mit diesem eine lückenlose Mischkristallreihe. In verschiedenen Quellen wird daher auch die Mischformel (Mn,Fe2+)Fe3+2[OH|PO4]2·4H2O[6][4] angegeben, wobei die in den runden Klammern angegebenen Elemente Mn und Fe2+ sich in der Formel jeweils gegenseitig vertreten können (Substitution, Diadochie), jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals stehen.

Das Mineral entwickelt prismatische Kristalle bis etwa einem Millimeter Länge,[4] die meist in radialstrahligen bis kugeligen Mineral-Aggregaten angeordnet sind. Die Oberflächen der durchsichtigen Kristalle weisen einen glasähnlichen Glanz auf. Die Farbe kann aufgrund von Mischkristallbildung und Fremdbeimengungen zwischen Dunkelrötlichbraun, Glblichbraun und Gelborange bis Gelb variieren, die Strichfarbe ist jedoch immer Hellbraun.


Etymologie und Geschichte

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Erstmals entdeckt wurde Earlshannonit 1982 auf den Deponien der „Foote Lithium Co. Mine“ (Foote Mine) bei Kings Mountain im US-Bundesstaat North Carolina und in der „Grube Cornelia“ bei Hagendorf-Süd/Waidhaus im Oberpfälzer Wald (Bayern) in Deutschland.

Die Erstbeschreibung des Minerals erfolgte 1984 durch Donald R. Peacor, Pete J. Dunn und William B. Simmons, die das Mineral nach dem amerikanischen Mineralogen, Chemiker und Kurator des U.S. National Museum Earl Victor Shannon (1895–1981)[7][8] benannten.

Typmaterial des Minerals wird im National Museum of Natural History in Washington, D.C., USA (Katalog-Nr. 150168, R12832) aufbewahrt.[4]

Klassifikation

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Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Earlshannonit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Arthurit, Bendadait, Cobaltarthurit, Kleemanit, Mapimit, Ojuelait und Whitmoreit die „Arthurit-Gruppe“ mit der System-Nr. VII/D.08 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Earlshannonit ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der zusätzlichen Anionen zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen; (OH usw.) : RO4 = 1 : 1 und < 2 : 1“ zu finden ist, wo es zusammen mit Arthurit, Bendadait, Cobaltarthurit, Kunatit, Ojuelait und Whitmoreit die „Whitmoreit-Gruppe“ mit der System-Nr. 8.DC.15 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Earlshannonit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltige Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er ebenfalls in der „Whitmoreitgruppe“ mit der System-Nr. 42.11.18 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)4(XO4)3Zq × x(H2O)“ zu finden.

Bildung und Fundorte

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Earlshannonit bildet sich als Sekundärmineral in lithiumreichen Granit-Pegmatiten. Als Begleitminerale können unter anderem Frondelit, Jahnsit, Laueit, verschiedene Manganoxide, Mitridatit, Quarz und Rockbridgeit auftreten.

Neben seiner Typlokalität „Foote Lithium Co. Mine“ bei Kings Mountain trat das Mineral in den Vereinigten Staaten noch in der LCA Mine bei Bessemer City in North Carolina sowie in den Steinbrüchen „Emmons“ bei Greenwood, „Dunton Gem“ bei Newry und „Ryerson Hill“ bei Paris im Oxford County von Maine zutage.

Die Hagendorf-Süd-Pegmatite und eine nahegelegene Silbergrube bei Waidhaus im Oberpfälzer Wald von Bayern sind bisher (Stand 2014) die einzigen bekannten Fundorte in Deutschland.

Des Weiteren konnte Earlshannonit nur noch bei Krásno nad Teplou (deutsch Schönfeld) und Bory in Tschechien sowie im Eulengebirge (polnisch Góry Sowie) in Polen entdeckt werden.[9]

Kristallstruktur

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Earlshannonit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/c (Raumgruppen-Nr. 14)Vorlage:Raumgruppe/14 mit den Gitterparametern a = 9,91 Å; b = 9,67 Å; c = 5,46 Å und β = 93,9° sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Siehe auch

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Literatur

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  • Donald R. Peacor, Pete J. Dunn, William B. Simmons: Earlshannonite, the Mn analogue of whitmoreite, from North Carolina. In: The Canadian Mineralogist. Band 22, 1984, S. 471–474 (PDF 421,3 kB)
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Commons: Earlshannonite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e f Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 498.
  4. a b c d e f Earlshannonite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (PDF 66,1 kB).
  5. a b c Mindat - Earlshannonite
  6. Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 799.
  7. Pete J. Dunn, James A. Ferraiolo: Memorial of Earl V. Shannon, 1895-1981. In: American Mineralogist. Band 69, 1984, S. 993 (PDF 220,5 kB).
  8. Google-Autorensuche: Earl Victor Shannon
  9. Fundortliste für Earlshannonit beim Mineralienatlas und bei Mindat