Emily Hobhouse
Emily Hobhouse (* 9. April 1860 in St Ive, Cornwall; † 8. Juni 1926 in London) war eine britische Menschenrechtsaktivistin und Sozialreformerin, die vor allem für ihr Engagement während des Zweiten Burenkriegs (1899–1902) bekannt wurde. Ihr unermüdlicher Einsatz für die Burenfrauen und -kinder in den britischen Konzentrationslagern brachte ihr internationale Anerkennung und trug maßgeblich zur Verbesserung der Lebensbedingungen in den Lagern bei.[1][2]
Leben
BearbeitenEmily Hobhouse wurde am 9. April 1860 in St Ive, Cornwall, geboren. Sie war das jüngste von sechs Kindern von Reginald Hobhouse, einem anglikanischen Pfarrer, und seiner Frau Caroline Trelawny.[3] Ihre Bildung erhielt Hobhouse zu Hause und später an einer Schule in London, wo sie ihre Interessen in den Bereichen Sozialreform und Philanthropie vertiefte. Ihre Mutter starb, als sie zwanzig Jahre alt war. Nach dem Tod ihrer Mutter kümmerte sie sich um ihren kranken Vater, bis er 1895 starb.[4]
Danach verbrachte Hobhouse einige Zeit in den Vereinigten Staaten, wo sie sozial tätig war. Mit ihrem Verlobten, John Carr Jackson, kaufte sie eine Ranch in Mexiko. Die Verlobung wurde jedoch aufgelöst, und sie kehrte in das Vereinigte Königreich zurück. Ihr ungetragener Brautschleier hängt bis heute in der Oranje Vrouevereniging.[5]
Leonard Trelawny Hobhouse, ein Politiker der Liberal Party und Soziologe, war ihr jüngerer Bruder.
Zweiter Burenkrieg
Bearbeiten1899, nach Ausbruch des Zweiten Burenkrieges in Südafrika, bat sie der Abgeordnete Leonard Courtney von der Liberal Party, Sekretärin der Frauensektion des South African Conciliation Committee (etwa: „Südafrikanisches Versöhnungskomitee“) zu werden. In dieser Position reiste sie im Dezember 1900 in die Kapkolonie und besuchte zahlreiche Konzentrationslager, die dort von den Briten zur Internierung burischer Frauen und Kinder errichtet worden waren.[6][7] Sie berichtete in ihrer Heimat von den unmenschlichen Zuständen in diesen Lagern. Während die Regierung desinteressiert war, fand ihr Bericht in der Öffentlichkeit ein gewisses Echo,[8] unter anderem der Verweis auf das Schicksal der siebenjährigen Lizzie van Zyl. Die Regierung setzte die Fawcett Commission ein, deren Beschlüsse schließlich eine Verbesserung der Verhältnisse in den Lagern bewirkten. Im Oktober 1901 reiste Hobhouse erneut nach Südafrika, wurde aber von den britischen Behörden deportiert. 1903 und 1905–1908 reiste sie abermals nach Südafrika. Sie gründete 27 Schulen, in denen burische Frauen das Spinnen und Weben lernen konnten, um für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. 1913 sollte sie in Bloemfontein das Nationale Frauendenkmal enthüllen, sie musste ihre Reise jedoch abbrechen.[8] Später ließ Hobhouse’ schlechter Gesundheitszustand keine weiten Reisen mehr zu.
Mit Spenden der Buren konnte sie ein Haus an ihrem Geburtsort erwerben. Nach ihrem Tod 1926 wurde in Südafrika der bis dahin größte jemals abgehaltene Gedenkgottesdienst für eine ausländische Person gefeiert. Ihre Asche wurde im Women’s Monument bestattet.[8]
Ehrungen
Bearbeiten- Die südafrikanische Stadt Hobhouse in der heutigen Provinz Freistaat wurde bereits zu Hobhouse’ Lebzeiten nach ihr benannt. Ein U-Boot der South African Navy hieß ebenfalls Hobhouse, wurde aber nach dem Ende der Apartheid in Umkhonto umbenannt.
- 1976 gab die südafrikanische Post eine Gedenkbriefmarke anlässlich ihres 50. Todestages heraus.
Werke
Bearbeiten- The brunt of the war and where it fell. Methuen & Co., London 1902.
- Emily Hobhouse: The Boer War Letters. Herausgegeben von by Rykie van Reenlisteden. Cape Town / Pretoria 1984.
Literatur
Bearbeiten- Birgit Susanne Seibold: Emily Hobhouse and the reports on the Concentration Camps during the Boer War 1899–1902. Two different perspectives. Stuttgart, 2011, ISBN 978-3-8382-0320-1 (Dissertation; Digitalisat)
- Jennifer Hobhouse Balme: To Love One’s Enemies: The Work and Life of Emily Hobhouse. Compiled from Letters, Writings, Newspaper Clippings and Official Documents. Stuttgart, 2012, ISBN 978-3-8382-0441-3.
- Elsabe Brits: Rebel Englishwoman. Remarkable Life of Emily Hobhouse, London: Little, Brown Book Group 2019, ISBN 978-1-4721-4092-0.
- John Fisher: That Miss Hobhouse. The Life of a great feminist. London 1971. ISBN 0436157020
Weblinks
Bearbeiten- Biografie auf anglo-boer.co.za ( vom 10. April 2010 im Internet Archive) (englisch)
- polity.org.za – Präsident Thabo Mbeki zitiert 2004 Emily Hobhouse
- Biografie bei „Special South Africans“ auf zar.co.za
- Emily Hobhouse in der Datenbank Find a Grave
- Zeitungsartikel über Emily Hobhouse in den Historischen Pressearchiven der ZBW
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ The Emily Hobhouse Letters:. Abgerufen am 22. Juni 2024 (englisch).
- ↑ Rebecca Gill, Cornelis Muller: The limits of agency: Emily Hobhouse's international activism and the politics of suffering. In: Safundi. Band 19, Nr. 1, 19. Januar 2018, ISSN 1753-3171, S. 16–35, doi:10.1080/17533171.2018.1404744 (scopus.com [abgerufen am 22. Juni 2024]).
- ↑ Caroline Salusbury-Trelawny Hobhouse (1820-1880)... Abgerufen am 22. Juni 2024.
- ↑ Emily Hobhouse | Boer War, Suffragette, Relief Work | Britannica. 4. Juni 2024, abgerufen am 22. Juni 2024 (englisch).
- ↑ Emily Hobhouse - Persönlichkeiten - Kapstadt in Südafrika. Abgerufen am 22. Juni 2024 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Frank Ruhrmund: Rich tribute to 'that bloody woman'. In: The Cornishman. 19. Juni 2008 (englisch).
- ↑ South African History Online: Women & Children in White Concentration Camps during the Anglo-Boer War. Abgerufen am 25. Oktober 2010 (englisch).
- ↑ a b c Biografie auf anglo-boer.co.za ( vom 10. April 2010 im Internet Archive) (englisch), abgerufen am 10. Oktober 2015
Personendaten | |
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NAME | Hobhouse, Emily |
KURZBESCHREIBUNG | britische Menschenrechtsaktivistin |
GEBURTSDATUM | 9. April 1860 |
GEBURTSORT | St Ive |
STERBEDATUM | 8. Juni 1926 |
STERBEORT | London |