Georg Ostrogorsky

jugoslawischer Byzantinist

Georg Ostrogorsky (russisch Георгий Александрович Острогорский / Georgi Alexandrowitsch Ostrogorski; * 6. Januarjul. / 19. Januar 1902greg. in Sankt Petersburg; † 24. Oktober 1976 in Belgrad) war ein jugoslawischer Byzantinist russischer Herkunft.

Während der russischen Revolution emigrierte seine Familie nach Finnland. Er studierte 1921–1925 an der Universität Heidelberg, wo er 1925 bei Edgar Salin mit einem Thema zur byzantinischen Finanzverwaltung promoviert wurde. Zuvor war er im Wintersemester 1924/25 nach Paris gegangen, um seine byzantinistischen Kenntnisse an der Sorbonne bei Charles Diehl) bzw. an der École pratique des hautes études bei Gabriel Millet zu vertiefen. 1928 zog er nach Breslau, wo er sich im November 1928 an der Universität Breslau mit einer Arbeit zum byzantinischen Bilderstreit für „Byzantinische und altslavische Geschichte“ habilitierte. Der Verlust seiner Venia legendi (bzw. Privatdozentur) und seiner Anstellung am dortigen Osteuropa-Institut durch das von den Nationalsozialisten im April 1933 erlassene „Berufsbeamtengesetz“ (nach § 3) trieb ihn im August 1933 in das Exil nach Prag, wo er kurz darauf einen Ruf an die Universität Belgrad erhielt. Im Jahr 1934 wurde er dort zwar Professor für Byzantinistik, nahm diese Aufgabe aber bis zur Zuweisung der Stelle im Februar 1941 als Honorarprofessor wahr. 1948 wurde er Direktor des von ihm gegründeten „Byzantologischen Instituts der Serbischen Akademie der Wissenschaften und Künste“, das unter seiner Leitung zu den führenden Forschungszentren neben Paris, München und Dumbarton Oaks avancierte. Sein besonderes Interesse galt der byzantinischen Wirtschaftsgeschichte.

Sein Hauptwerk ist das Buch Geschichte des byzantinischen Staates, das in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde und lange Zeit als Standardwerk galt, inzwischen jedoch in vielerlei Hinsicht veraltet ist. Ostrogorsky wurde 1966 in den Orden Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste aufgenommen. 1969 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.[1] Die Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique nahm ihn 1961 als assoziiertes Mitglied auf.[2] Außerdem war er korrespondierendes Mitglied der Akademien der Wissenschaften zu Athen, Göttingen,[3] Wien und London.[4] Er war befreundet mit Percy Ernst Schramm.[5]

Er war in zweiter Ehe verheiratet mit der Historikerin und Inschriftenkundlerin Fanula Papazoglu, die ebenfalls Professorin an der Universität Belgrad war. Das Paar hatte zwei Kinder. In erster Ehe war er mit Irina/Irene Nikolaevna Sauer (* Moskau, 1905; † 1948, Belgrad) verheiratet, aus dieser Ehe ging eine Tochter hervor.

Publikationen in Auswahl

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Literatur

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  • Herbert Hunger, Georg Ostrogorsky. Nachruf. In: Almanach der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. 127, 1977, ISSN 0378-8644, S. 538–544.
  • Barisa Krekic: George Ostrogorsky (1902–1976), in: Helen Damico, Joseph B. Zavadil (Hrsg.): Medieval Scholarship. Biographical Studies on the Formation of a Discipline, Volume 1: History (= Garland Reference Library of the Humanities, Band 1350), Garland Publishing, New York 1995, ISBN 0-8240-6894-7, S. 301–311.
  • Božidar Ferjančić: Ostrogorski (Ostrogprskij), Georgije Aleksandrovič. In: Enciklopedija srpske istoriografije / The Encyclopedia of Serbian Historiography, eds. Sima Ćirković, Rade Mihaljčić, Belgrad 1997, S. 548–550.
  • Ljubomir Maksimović: George Ostrogorsky. St. Petersburg, 19 January 1902 – Belgrade, 24 October 1976. In: Pamela Armstrong (ed.), Authority in Byzantium (Publications of the Centre for Hellenic Studies, King’s College, London, v. 14). London 2013, S. 327–335.
  • Anatolij A. Turilov, Ostrogorskij, Georg. In: Pravoslavnaja Enciklopedija Band 53, 2019, S. 470–471.
  • Günter Prinzing: Georg Ostrogorsky im Spiegel seiner Korrespondenz mit Percy Ernst Schramm. In: Byzantinoslavica. Revue internationale des études byzantines. Bd. 78, 2020, S. 6–62 (mit 4 Abb.).
  • Günter Prinzing: Nochmals zu Georg Ostrogorsky und seiner Korrespondenz mit Percy Ernst Schramm. Addenda und Corrigenda. In: Byzantinoslavica. Revue internationale des études byzantines. Bd. 79, 2021, 238–257 mit 7 Abb.
  • Günter Prinzing: Die Briefe des Studenten Georg Ostrogorsky aus Paris an seinen Mentor Edgar Salin, verfasst in Wintersemester November 1924 – März 1925, in: Anekdota Byzantina. Studien zur byzantinischen Geschichte und Kultur. Festschrift für Albrecht Berger anlässlich seines 65. Geburtstags. (Byzantinisches Archiv, 41), hrsg. von Isabel Grimm-Stadelmann / Alexander Riehle / Raimondo Tocci / Martin Marko Vučetić. Berlin / Boston, De Gruyter 2023, S. 517–539, mit 2 Abb.
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Einzelnachweise

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  1. American Academy of Arts and Sciences. Book of Members (PDF). Abgerufen am 21. April 2016
  2. Académicien décédé: Georges Ostrogorskij. Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique, abgerufen am 1. November 2023 (französisch).
  3. Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 184.
  4. Deceased Fellows. British Academy, abgerufen am 13. Juli 2020.
  5. Günter Prinzing: Georg Ostrogorsky im Spiegel seiner Korrespondenz mit Percy Ernst Schramm. In: Byzantinoslavica. Revue internationale des études byzantines. Bd. 78, 2020, S. 6–62 (mit 4 Abb.), hier S. 12–13, 54 und 57; Ders., Nochmals zu Georg Ostrogorsky und seiner Korrespondenz mit Percy Ernst Schramm. Addenda und Corrigenda. In: Byzantinoslavica. Revue internationale des études byzantines. Bd. 79, 2021, S. 238–257 (mit 7 Abb.).