Great Western Railway

ehemalige britische Bahngesellschaft

Die Great Western Railway (GWR) war eine britische Eisenbahngesellschaft, die von 1833 bis 1947 existierte. Sie verband London mit Südwestengland, Westengland und Südwales. Die GWR war die einzige Gesellschaft, die nach der Neuordnung des britischen Eisenbahnwesens im Jahr 1923 unter der gleichen Bezeichnung weiter existierte. 1948 ging sie in der staatlichen Gesellschaft British Railways (heute British Rail) auf. Die heutige First Great Western bedient im Wesentlichen das gleiche Gebiet und nimmt mit ihrem Namen Bezug auf die Vorgängerin. 2005 wurde die GWR von der American Society of Civil Engineers in die List of International Historic Civil Engineering Landmarks aufgenommen.

Siegel der GWR. Blasonierung: „Rechts ein Kreuz und ein Schwert (London) und links ein Schiff auf Wellen und ein Burg mit zwei Türmen auf einem Berg (Bristol).“
Aktie der Great Western Railway Company vom 30. November 1840

Zu den Great Western-Zügen gehörten Langstrecken-Expressdienste wie der Flying Dutchman, der Cornish Riviera Express und der Cheltenham Spa Express. Sie betrieb auch viele Vorstadt- und Landstrecken, einige davon mit Dampfschienenmotoren oder so genannten „Autotrains“. Das Unternehmen leistete Pionierarbeit beim Einsatz größerer, wirtschaftlicherer Güterwagen als in Großbritannien üblich. Sie betrieb ein Netz von Bus-Strecken, war Teil der Eisenbahn-Flugdienste und besaß Schiffe, Docks und Hotels. Im Volksmund hieß die GWR scherzhaft “God’s Wonderful Railway” (Gottes wunderbare Eisenbahn) oder auch “Great Way Round” (Großartiger Weg rundherum), da die ersten Strecken teilweise mit großen Umwegen errichtet worden waren. In den ersten Jahrzehnten wich die Spurweite der GWR-Strecken von jener der übrigen Gesellschaften ab, sie betrug 2140 mm. Bis 1892 wurden die Strecken dann von Breitspur auf die Normalspur von 1435 mm umgebaut.

Geschichte

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Die Strecke London-Bristol

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Statue von Brunel auf dem Bahnhof London-Paddington

Mit dem Bau einer Eisenbahnstrecke nach London sollte Bristol seine Stellung als zweitwichtigster Hafen des Landes aufrechterhalten, nachdem der Güterverkehr in zunehmendem Maße über den Hafen von Liverpool ging. Die Gründungsversammlung fand 1833 in Bristol statt, das Parlament erteilte 1835 die Konzession. Der damals 27-jährige Isambard Kingdom Brunel wurde als Chefingenieur verpflichtet.

Brunel fällte zwei wichtige Entscheidungen: Da er glaubte, dass eine breitere Spurweite die Laufeigenschaften bei hohen Geschwindigkeiten verbessern würde, wählte er nicht die heute übliche Normalspur von 4 Fuß 8½ Zoll (1435 mm), sondern eine Breitspur von 7 Fuß (2140 mm). Außerdem wählte er eine Linienführung durch die Marlborough Downs und durch das Tal der Themse nach London; in dieser Gegend gab es allerdings keine größeren Städte.

Brunel führte die Vermessungen auf der gesamten Strecke selbst durch. Der erste Abschnitt zwischen dem Londoner Bahnhof Paddington und Taplow bei Maidenhead wurde 1838 eröffnet. Gleichzeitig wurde die Strecke auch von Bristol aus gebaut und 1840 die Strecke Bristol Temple Meads nach Bath Spa eröffnet. Ab 1841 verkehrten die Züge auf der fertiggestellten Great Western Main Line bis nach London Paddington. Im Jahr 1839 nahm die GWR die weltweit erste kommerzielle Telegrafenleitung in Betrieb.

Hauptwerkstätte Swindon

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Goochs Lokomotive „Hirondelle“ der GWR

Für die Revision des Betriebsdienstes der beschafften Lokomotivtypen stellte Brunel 1837 den damals 21-jährigen Mechaniker Daniel Gooch ein. Dieser erkannte die Notwendigkeit einer zentralen Hauptwerkstatt und wählte 1840 zusammen mit Brunel das damalige Dorf Swindon an der Verzweigung der von London heranführenden Bahnstrecke in die Richtungen Bristol und Cheltenham als Standort. Durch die Ausweitung der Reparatur- und Betriebswerkstatt zum Fertigungsbetrieb Swindon Railway Works unter Gooch wuchs der Ort schnell zu einer Eisenbahnstadt heran, die gegen Ende des Zweiten Weltkriegs etwa 70.000 Einwohner zählte, von denen bis zu 14.000 bei der GWR Arbeit fanden.

Der Spurweitenkrieg

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Oben: Dreischienengleis mit Normalspur und Brunelscher Breitspur; unten: Zweiggleis in Normalspur

Im so genannten „Spurweitenkrieg“ („gauge war“) lieferte sich die GWR einen erbitterten Konkurrenzkampf mit der London and North Western Railway (LNWR). 1846 war die Bristol and Gloucester Railway von der Midland Railway aufgekauft und 1854 auf Normalspur umgebaut worden. Auf dieser Strecke wurden Dreischienengleise verlegt, auf denen Züge beider Spurweiten verkehren konnten. Mit eigenen weiteren Streckenbauten wurden 1849 Plymouth und 1867 Penzance an der Südwestspitze Englands erreicht. Die South Wales Railway wurde 1850 eröffnet und 1852 durch die von Brunel erbaute Wye Bridge sowie im gleichen Jahr auch Birmingham mit dem Bahnhof Snow Hill mit der GWR verbunden. Durch solche Übernahmen und weitere Streckenbauten wuchs die GWR zur größten Gesellschaft im Südwesten Englands heran.

 
Nach der Umstellung auf Normalspur abgestellte Breitspurlokomotiven der GWR (1892)

In den 1860er Jahren sah die GWR ein, dass sie den Spurweitenkrieg nicht gewinnen konnte und die Breitspur sich nicht durchsetzen würde. Schritt für Schritt baute die GWR das Breitspurnetz auf Normalspur um, wobei teilweise als Zwischenlösung Dreischienengleise verlegt wurden. Die Fusion mit der West Midland Railway führte dazu, dass der Bahnhof Paddington 1861 erstmals von normalspurigen Zügen bedient wurde. Nach 1869 gab es nördlich von Oxford keine Breitspurgleise mehr. Der Umbau des letzten Breitspurabschnitts erfolgte im Mai 1892. Da die Strecke von London nach Wales einen Umweg über Gloucester nahm, wurde auf Brunels Betreiben 1873 mit dem Bau des Severn-Tunnels begonnen, dessen Eröffnung sich aber bis 1886 verzögerte.

Verstaatlichungsbestrebungen

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Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs stellte die Regierung die GWR und die anderen großen Eisenbahngesellschaften unter ihre Aufsicht. Nach Kriegsende erwog die Regierung die Verstaatlichung dieser Gesellschaften, entschied sich jedoch für die Zusammenlegung in vier große Unternehmen, „Big Four“ genannt. Nur die GWR behielt ihren alten Namen, als am 1. Januar 1923 der Railways Act 1921 in Kraft trat. Die GWR übernahm mehrere kleine Gesellschaften, vor allem in Wales.

Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Eisenbahnen erneut unter die Kontrolle der Regierung gestellt. Nach Ende des Krieges kam eine Labour-Regierung an die Macht und plante die Verstaatlichung aller Eisenbahnen. Die GWR ging am 1. Januar 1948 in der staatlichen British Railways (heute British Rail) auf. Nach der Zerschlagung und Privatisierung von British Rail im Jahr 1994 wurde die Gesellschaft First Great Western gegründet, die den traditionsreichen Namen „Great Western“ wieder aufleben ließ.

1921 mit der GWR fusionierte Gesellschaften

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Streckennetz der Great Western Railway 1930

Hauptgesellschaften

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1921 wurden folgende Gesellschaften fusioniert:

Weitere Gesellschaften

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Fünf weitere selbstständige Gesellschaften wurden im Gesetz „subsidiary companies“ aufgeführt:

Zwei weitere Gesellschaften besaßen eigenes Rollmaterial, der Betrieb erfolgte aber durch die GWR:

Tochtergesellschaften

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Die übrigen Tochtergesellschaften existierten nur dem Namen nach, wurden aber aus juristischen Gründen gleichwohl im Railways Act genannt.

Ursprüngliche Muttergesellschaft Great Western Railway

Ursprüngliche Muttergesellschaft Taff Vale Railway

Ursprüngliche Muttergesellschaft Cambrian Railways

Ursprüngliche Muttergesellschaft Port Talbot Railway and Docks

Ursprüngliche Muttergesellschaft Barry Railway

 
GWR „Caerphilly Castle“ im STEAM-Museum

Zwei Museen befassen sich mit der Geschichte der Great Western Railway, das Swindon Steam Railway Museum (STEAM) in Swindon und das Didcot Railway Centre in Didcot. Mehrere Nebenstrecken werden heute als Museumsbahnen betrieben.

Siehe auch

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Literatur

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  • Anthony Coulls: Railways as World Heritage Sites = Occasional Papers of the World Heritage Convention. ICOMOS 1999, S. 21.
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Commons: Great Western Railway – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien