Hügelsheim
Hügelsheim (alemannisch Helse) ist eine Gemeinde in Baden-Württemberg und gehört zum Landkreis Rastatt.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 48° 48′ N, 8° 7′ O | |
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Karlsruhe | |
Landkreis: | Rastatt | |
Höhe: | 122 m ü. NHN | |
Fläche: | 14,91 km2 | |
Einwohner: | 5146 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 345 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 76549 | |
Vorwahl: | 07229 | |
Kfz-Kennzeichen: | RA, BH | |
Gemeindeschlüssel: | 08 2 16 022 | |
LOCODE: | DE GH8 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Hauptstraße 34 76549 Hügelsheim | |
Website: | www.huegelsheim.de | |
Bürgermeisterin: | Kerstin Cee (CDU) | |
Lage der Gemeinde Hügelsheim im Landkreis Rastatt | ||
Geografie
BearbeitenLage
BearbeitenHügelsheim liegt in der Oberrheinischen Tiefebene. Der gleichnamige Kernort ist etwa 1,5 km vom dort etwa in Südwest-Nordost-Richtung fließenden Rhein entfernt und befindet sich 10 km südwestlich der Kreisstadt Rastatt – rheinabwärts betrachtet zwischen Söllingen im Südwesten und Iffezheim im Nordosten. Nordwestlich des Kernorts liegt der Hügelsheimer Altrhein und nördlich der Hügelsheimer Altrheinzug.
Gemeindegliederung
BearbeitenZur Gemeinde Hügelsheim gehören Dorf Hügelsheim und die Siedlung Kleinkanada. Im Gemeindegebiet liegt die Wüstung Heitterbach.[2]
Geschichte
BearbeitenDas Gebiet der Gemeinde war seit der Steinzeit ununterbrochen besiedelt, als früheste Zeugnisse menschlicher Kultur sind Steinwerkzeuge gefunden worden, deren Alter auf mehr als 10.000 Jahre geschätzt wird. Auch Kelten, Römer und Alemannen hinterließen Spuren. Die erste urkundliche Erwähnung findet sich in einer Schenkungsurkunde zu Gunsten des Klosters Fulda am 19. April 788. Darin wird das Dorf mit Hughilaheim, 1212 mit Hügelisheim und 1257 als Hugelingisheim bezeichnet, was Heim (Wohnstätte, Haus) des Hugilo (Stamm: Hugo) bedeutet. Der Ort gehörte den Herren von Windeck. 1309 kauften die Markgrafen von Baden Hügelsheim und Stollhofen.
Religionen
BearbeitenKatholische Kirchengemeinde St. Laurentius
BearbeitenZu Ehren des römischen Diakons und Märtyrers St. Laurentius wurde sehr früh eine Kapelle gebaut, die von einem Leutpriester des Klosters Schwarzach versorgt wurde. Auf dem Platz der heutigen Kirche stand bereits eine ältere, in deren Schlussstein die Jahreszahl 1499 eingemeißelt war. Bis zur Gründung der Erzdiözese Freiburg im Jahre 1827 unterstand die Hügelsheimer Pfarrei dem Bischof von Straßburg. Die Gemeinde baute 1842 die heutige Kirche. Zwischen 1962 und 1967 fand eine große Kirchenrenovierung statt. Seit dem 23. Oktober 2005 bildet die Pfarrgemeinde St. Laurentius Hügelsheim mit der Pfarrgemeinde St. Martin Sinzheim eine Seelsorgeeinheit.
Evangelische Kirchengemeinde
BearbeitenAls nach der Reformation die Religionszugehörigkeit des Landesherrn die seiner Untertanen bestimmte, wechselten die Hügelsheimer zwischen 1522 und 1634 acht Mal zwischen katholischem und evangelischem Bekenntnis (Cuius regio, eius religio). Seit 1636 waren hier nur katholische Pfarrer im Amt. Evangelische Christen kamen nach 1945 vereinzelt nach Hügelsheim. 1964/65 konnten sich die Evangelischen der vier Gemeinden Hügelsheim, Iffezheim, Wintersdorf und Ottersdorf in Iffezheim eine eigene Kirche bauen. Sie ist nach Paul Gerhardt benannt.
Politik
BearbeitenGemeinderat
BearbeitenDer Gemeinderat hat 14 ehrenamtliche Mitglieder, die für fünf Jahre gewählt werden. Hinzu kommt der Bürgermeister als stimmberechtigter Gemeinderatsvorsitzender.
Die Kommunalwahl 2024 führte zu folgendem Ergebnis (in Klammern: Unterschied zu 2019):[3][4]
Gemeinderat 2024 | ||||
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Partei / Liste | Stimmenanteil | Sitze | ||
CDU | 49,7 % (+10,3) | 7 (+1) | ||
Freie Wähler | 42,5 % (+7,0) | 6 (+1) | ||
Grüne | 7,7 % (+7,7) | 1 (+1) | ||
SPD | n. a. (−17,5) | 0 (−2) | ||
AfD | n. a. (−7,6) | 0 (−1) | ||
Wahlbeteiligung: 52,9 % (+2,4) |
Bürgermeister
BearbeitenBürgermeisterin von Hügelsheim ist Kerstin Cee. Sie wurde am 14. März 2021 mit 68,09 Prozent der Stimmen gewählt und trat ihr Amt am 12. Mai 2021 an. Stellvertreter des Bürgermeisterin sind Miriam Wassermann, Jürgen Uttermarck und Uwe Holzer.[5] Im Februar 2013 wurde ihr Vorgänger Reiner Dehmelt (CDU) mit 78,16 Prozent der Stimmen für eine 3. Amtszeit bestätigt, die Wahlbeteiligung betrug 39,88 Prozent.
Verwaltungsgemeinschaft
BearbeitenHügelsheim bildet mit Sinzheim eine vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft.
Wappen
BearbeitenBlasonierung: Schild gespalten, rechts auf goldenem Grund ein roter Querbalken, links auf blauem Grund ein goldener Rost.
Partnerschaften
BearbeitenHügelsheim unterhält partnerschaftliche Beziehungen zu Cartoceto in Italien und Cold Lake in Kanada.
Kultur, Sport und Freizeit
BearbeitenSpargelfest
BearbeitenSeit 1986 findet alle zwei Jahre das überregional bekannte Spargelfest als Straßenfest statt, an dem sich alle örtlichen Vereine und zahlreiche Gruppen beteiligen. Abweichend von dieser Zwei-Jahre-Regelung fand in den Jahren 2012 und 2013 jeweils ein Spargelfest statt. Danach wird immer in ungeraden Jahren eines veranstaltet. Repräsentanten des Hügelsheimer Spargels sind die Spargelkönigin und die Spargelprinzessin mit einer Amtszeit von zwei Jahren.
Erländersee
BearbeitenIm Sommer ist der Erländersee ein beliebter Badesee. Der bewirtschaftete See ist für seine gute Wasserqualität bekannt.
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenTraditionell lebten die Hügelsheimer von der Landwirtschaft, dem Fischfang, der Rheinschifferei und der Goldwäscherei. Auf den sandigen Böden in unmittelbarer Nähe des Rheins kann jedoch klassische Landwirtschaft heute nicht mehr rentabel betrieben werden. Vor mehr als hundert Jahren brachte ein Hügelsheimer Bürger von seiner Militärzeit im Elsass den Spargel mit, der seitdem hier angebaut wird. So hat sich Hügelsheim zum überregional bekannten Spargeldorf entwickelt. Heute bauen wenige Haupterwerbslandwirte und zahlreiche Nebenerwerbslandwirte Spargel an. Seit dem 1. Oktober 2023 führt Hügelsheim die offizielle Zusatzbezeichnung „Spargeldorf“.[6]
Als weitere Sonderkultur wird Topinambur angebaut, aus dem ein Schnaps gebrannt wird, der in mehreren Varianten (pur, mit eingelegter Topinamburknolle bzw. Spargelstange, mit Blutwurz abgezogen) vermarktet wird.
Der kanadische Militärflugplatz CFB Baden-Söllingen (Gemarkungen Hügelsheim, Rheinmünster) stellte bis zum Abzug der Streitkräfte im Jahre 1993 einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar. Große Hoffnungen setzt man deshalb auf den privatwirtschaftlich betriebenen Baden-Airpark, der auf dem Konversionsgelände den Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden, ein Gewerbegebiet und diverse Freizeiteinrichtungen betreibt.
Verkehr
BearbeitenHügelsheim liegt verkehrsgünstig direkt an der Landesstraße 75 (ehem. Bundesstraße 36), welche in nördlicher Fahrtrichtung die B 500, die sogenannte Schwarzwaldhochstraße, nach wenigen Kilometern kreuzt. Die Bundesautobahn 5 kann über die Auffahrt Baden-Baden bzw. den Rasthof Baden-Baden innerhalb weniger Minuten erreicht werden. Die nächstgelegenen Bahnhöfe befinden sich in Baden-Baden (ICE/IC). 1 km südlich der Gemeinde liegt der Regionalflughafen Karlsruhe/Baden-Baden (Baden-Airpark).
Ansässige Unternehmen
BearbeitenIm Gewerbegebiet „Am Hecklehamm“ sind überwiegend mittelständische Betriebe angesiedelt. Mehrere Unternehmen des Bauhandwerks und der Consulting-Branche sind überregional tätig.
Bildung
BearbeitenIn Hügelsheim gibt es drei Kindergärten und die Grund- und Hauptschule Nikolaus Kopernikus.
Dialekt
BearbeitenIn Hügelsheim wird „helserisch“ gesprochen, ein „breiter“ oberrheinalemannischer Dialekt.
Gebräuchliche Helser Formulierungen:
- „Jesses, Maija!“ – Jesus, Maria! (Ausdruck des Entsetzens. Ähnlich: Du lieber Himmel!)
- „t'hääm“ – daheim, zuhause
- „Mändi, Zischdi, Mittwuch, Durschdi, Fridi, Somschdi, Sundi“ – die Wochentage
- „s'Rothuus“ – das Rathaus
- „Gardehaw“ – Gartenzaun
- „mingä Junge“ – meine Tochter (wörtl.: meine Junge)
- „ming Junga“ – mein Sohn (wörtl.: mein Junger)
- „a Howwowedissl“ – Eine Heuwagendeichsel
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Magdalena Kollefrath (1841–1909), Zisterzienserin, Äbtissin von Lichtenthal, die Hügelsheim geboren ist.
- Christiane Rösinger (* 1961), Musikerin und Journalistin, die in Hügelsheim aufwuchs.
Literatur
Bearbeiten- Ernst Rümmele: Hügelsheim, Geschichte eines Schifferdorfs. Hügelsheim 1974.
- Gemeinde Hügelsheim (Hrsg.), Festbuch der Gemeinde Hügelsheim. Hügelsheim 1987.
- Koch/Morlock (Hrsg.), Von Graspisten zum Baden-Airport. Braun-Verlag, Karlsruhe 1999, ISBN 3-7650-8231-7
- Günther Wieland: Der Heiligenbuck bei Hügelsheim, Lkr. Rastatt. Ein frühkeltischer Fürstengrabhügel in der mittelbadischen Rheinebene. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 37. Jg. 2008, Heft 4, S. 243 f. (PDF ( vom 3. November 2013 im Internet Archive))
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2023 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
- ↑ Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band V: Regierungsbezirk Karlsruhe Kohlhammer, Stuttgart 1976, ISBN 3-17-002542-2. S. 190
- ↑ Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Gemeinderatswahlen 2024, Hügelsheim; abgerufen am 18. Juni 2024.
- ↑ Ergebnisse der Kommunalwahl 2024 in Hügelsheim. In: bnn.de, abgerufen am 18. Juni 2024.
- ↑ Homepage Gemeinde Hügelsheim
- ↑ Zusatzbezeichnungen für 14 Städte und Gemeinden. In: baden-wuerttemberg.de. 8. September 2023, abgerufen am 24. September 2024.