Ingo Cesaro
Ingo Cesaro (* 4. November 1941 in Kronach, Oberfranken) ist ein deutscher Schriftsteller. Er publiziert dreizeilige Texte im Silbenformat 5-7-5 im eigenen Verlag und mit der eigenen Buchdruckerei. Er wohnt in seinem Geburtsort Kronach.
Leben
BearbeitenIngo Cesaro lebte bis 1960 in Kronach, besuchte dort die Volksschule und lernte anschließend drei Jahre Industriekaufmann. Ab 1960 war er als Exportkaufmann und anschließend als Verwaltungsleiter in einem amerikanischen Unternehmen tätig. Er besuchte die Abendschule und studierte anschließend zwei Semester an der Akademie für Welthandel in Frankfurt. Ab 1975 war er wieder in Kronach als Verwaltungsleiter tätig. Als Hans Otfried Dittmer in den siebziger Jahren eine Reihe von in der damaligen Alternativszene prominenten Personen wie Wolfgang Fienhold und Volker Zotz zusammenführen und für seine Verlagsedition Dittmer gewinnen konnte, gehörte auch Ingo Cesaro zu seinen Autoren.[1] Von 1982 bis 1984 ließ sich Cesaro in einem Studium als Praktischer Betriebswirt ausbilden. Seit 1989 arbeitet er als freier Schriftsteller, Publizist und Kulturmanager.
Arbeitsschwerpunkte
BearbeitenAus der Zusammenarbeit Ingo Cesaros mit Malern und Grafikern entstanden bibliophile Editionen, Künstlerbücher, Grafik-Text-Mappen, Grafik-Text-Kalender, Einzelblattdrucke und Ausstellungs-Projekte. Zusammen mit Komponisten und Musikern betreibt er Projekte wie Jazz & Texte, minimalmusik & Dreizeiler, Vertanzte Gedichte und Saxophon & Lyrik.
Er benutzt die einzige mobile Handpresse, wie sie aus der Zeit Gutenbergs bekannt war, im deutschsprachigen Raum. Er betreibt Literatur-Werkstätten vor allem mit Schülern, Jugendlichen, behinderten Menschen (auch integrierte Projekte) und Erwachsenen. Neben der Schreibwerkstatt hat er eine altertümliche Setz- und Druckwerkstatt. Da seine Handpresse mobil ist, entstehen alle Ergebnisse unterwegs, es besteht keine Werkstatt in Kronach. Die Zusammenarbeit ist besonders mit Schulen und Bildungsinstitutionen sehr differenziert. Er ist ständig mit der alten Handpresse unterwegs zu Arbeits- und Projektgruppen, die er initiiert oder auch organisiert. Bei Workshops entstehen Gedichte, die sofort gesetzt und gedruckt werden.
Als Schriftsteller widmet sich Cesaro vor allem der Lyrik und besonders den Kurzgedichten im dreizeiligen Silbenformat 5-7-5. Die bibliophilen Ausgaben seiner Literatur gelten, da häufig von Künstlern mitgestaltet, auch überregional als Förderung der Kunst. In seiner Heimatstadt Kronach gilt Cesaro, der dortselbst unzählige Kunst- und Literaturaktionen organisierte und veranstaltete, als kritischer Kopf.
Kulturelle Projekte
BearbeitenSeit über dreißig Jahren organisiert Cesaro in Kronach und darüber hinaus Ausstellungs-Projekte, z. B. mit Caspar Walter Rauh, Christoph Meckel, Günter Grass (Oktober 2007: Dummer August mit Lithografien zum Gedichtband Dummer August und Beim Häuten der Zwiebel). Mittlerweile hat er die 15. Ausstellung mit grafischen Arbeiten von Günter Grass überwiegend in Süddeutschland, aber auch in Wolfsburg, organisiert.
- Außerdem Ausstellungs-Projekte zum Thema Engel und Tschernobyl zum 10. und 20. Jahrestag des Super-Gaus.
- Lesereihe z. B. mit Martin Walser, Christoph Meckel, Walter Kempowski, Wolfgang Bächler, Ulrich Plenzdorf, Reiner Kunze, Sarah Kirsch, Brigitte Kronauer, Günter Grass.
Zusammen mit der vhs Autoren im Gespräch unter anderen mit Herbert Heckmann, Fitzgerald Kusz, Gerhard C. Krischker, Jochen Jobe.
- Für den KIWANIS-Club Kronach-Frankenwald die Reihe Osterweiterung mit Josef Hrubý (Tschechien), Jaroslav Vejvoda (Tschechien), Jan Lenco (Slowakei), Marton Kalasz (Ungarn)
- Anlässlich der Tausend-Jahr-Feier (2003) organisierte Cesaro für seinen Geburts- und Wohnort Kronach tausend Gedichte von Autoren aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, die über das gesamte Stadtgebiet verteilt zu lesen waren. Die örtlichen Medien meinten „Das Ufer der Haßlach im tausendjährigen Kronach schmückt sich damit ebenso wie seine Gassen und Plätze; und die Aufgänge zur Festung haben sich in eine regelrechte Literaturmeile verwandelt.“ Per Post und per Internet gingen bei Ingo Cesaro annähernd 3500 Haiku-Gedichte aus über 30 Ländern der Erde ein.[2] Auch aus dem Ursprungsland der Haiku, Japan, erreichten Cesaro Texte für das Tausend-Jahr-Spektakel (Hukuko Kawasaki, Osaka).
- Im Dezember 2018 führte Cesaro das Literaturprojekt "Demokratie leben" für Gymnasien und Realschule durch. Im gleichen Jahr initiierte er das "mail art-Projekt 2019" für Schwabach und den "Vogelscheuchen-Wettbewerb" mit dem 14. Mitwitzer Künstlermarkt.[3]
Weitere Projekte von Ingo Cesaro
Bearbeiten- Konzeption des altstadt-forums Kronach mit Altstadt-Edition
- oberfränkische tendenzen I, II und III in Kulmbach
- Leitung Galerie EINblicke, Kronach
- Internationaler Vogelscheuchen-Wettbewerb (weltgrößter) 1996
- Initiator des Lucas-Cranach-Preises der Stadt Kronach
- Internationale Schul-Projekte LUKAS No.eins und zwei
- Internationaler Windmaschinen-Wettbewerb 1997
- 25 × Litera-Tour, Wanderung mit Lesungen während der Halts
- Kunstmesse ARTkronach, 2006 Nummer 26
- Mobile JugendKUNSTschule Weißenbrunn
- Mitwitzer Künstler-Markt
- Internationales Kunst-Projekt HolzART X, 2007
- Lauensteiner Werkstätten, jährlich auf Burg Lauenstein (Frankenwald), seit 1996
Kritiken
Bearbeiten- Von Günter Grass wurde Cesaro der „wunderbare Ingo“ und „Bruder im Geiste“ genannt – sowie als „einer der wenigen kreativen Verrückten, auf die wir angewiesen sind zwischen so vielen Normalbürgern“[4].
- Das Coburger Tagblatt (7. August 2003; S. 10) nennt Cesaro den „unermüdlichen Kultur-Organisator und Kulturvermittler“.
- Die NEUE PRESSE (Nordhalben) nennt Cesaros Texte „minimalistisch, pointiert konzentriert“ (10. Mai 2006, S. 19).
Preise
Bearbeiten- 1971 Reisestipendium des Schriftstellerverbandes
- 1979 Rosenthal-Lyrik-Preis
- 1981 Erzählerwettbewerb des Ostdeutschen Kulturrates
- 1982 Preis für christliche Kurzprosa
- 1986 Hafiziyeh-Literaturpreis für Lyrik
- 1987 Jörg-Scherkamp-Lyrik-Preis
- 1996 Großer Kulturpreis des Landkreises Kronach
- 2000 Förderpreis der Deutschen Haiku-Gesellschaft
- 2001 Ehrenmedaille der Stadt Kronach (abgelehnt)
- 2007 Preisträger beim Göttinger Lyrik-Wettbewerb
- 2012 2. Preis Nordhessischer Literaturpreis
- 2012 Goldene Ehrenmedaille der Cranach-Stadt Kronach
- 2012 Künstler des Monats der Metropolregion Nürnberg
Mitgliedschaften
Bearbeiten- Seit 1975 Deutscher Schriftstellerverband Hessen, jetzt ver.di
- 1976 Regensburger Schriftstellergruppe International
- 1976 Europäische Autorenvereinigung DIE KOGGE
- 1980 Deutschschweizer P.E.N.
- 1982 Neue Gesellschaft für Literatur Erlangen
- 1988 Deutsche Haiku-Gesellschaft
- Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik[5]
Werke
BearbeitenGesammelte Texte
BearbeitenDas literarische Werk, Bibliografisches Verzeichnis; herausgegeben von Gisela Gülpen; sechste und erweiterte Auflage, Stichtag 31. Dezember 2006
Einzelveröffentlichungen
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Herausgeberschaften
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Grafik-Text-Mappen und -Kassetten
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Grafik-Text-Kalender
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Plakat-Gedichte
Bearbeiten- Nach Hause, Erlangen 1986
- Zeichensprache, Hersbruck, 1986
- Im Krankenbett, Erlangen 1987
- Heimweh, Essen 1988
- Lachmöwen, Essen 1988
- Untermieter, Essen 1988
- Fehlstart, Erlangen 1989
- Vermeidung von Fliegenköpfen, Bergen NH/Niederlande 1997
- Exorzismus, Osnabrück 1999
- Unglücksrabe, Nürnberg 2000
- Die Fingernägel, Nürnberg 2002
- Grüße aus Kabul, Kronach 2002
- Die letzte Strophe, Nürnberg 2004
- Brückenschlagen, Pocking 2004
- Auf Spurensuche, Pocking 2005
Stücke
Bearbeiten- Gell Tante, Theater Gera und Altenburg 2001
- Luther in Coburg, Calderon Festspiele Bamberg 2007
- Fast eine Verwechslung – eine Tragikomödie, 2013
Zweisprachige Ausgaben
Bearbeiten- Mit langen Messern – Cu lungi Cutite, Deutsch-Rumänisch, Neue Cranach Presse, Kronach 2012
- Üvegangyalok – Gläserne Engel, Deutsch-Ungarisch, Neue Cranach Presse, Kronach 2012
- Doar inima-mi – Nur ein Hern, Deutsch-Rumänisch, Neue Cranach Presse, Kronach 2012
- Über Wasser halten – Pe linia de plutire, Deutsch-Rumänisch, Neue Cranach Presse, Kronach 2012
- Flügellos – Sen Flugiloj, Deutsch/Esperanto, Neue Cranach Presse, Kronach 2013
Vertonungen
Bearbeiten- Kompositionen
- Herbert Baumann: Vom Frieden. Schweinfurt 2002
- Gerhard Deutschmann:
- Drei Lieder für Bariton und Klavier. Ahorn 1985
- Nachdenkliche Lieder. 1996
- Besser ist es, Fernzusehen. Ahorn 1997
- Sechs Miniaturen für Flöte und Klavier. Ahorn 1997
- Engel-Gesänge. Köln 2004
- Wolfram Graf: Über alle Hürden (op. 163; 2008) für Sopran und Klavier. UA 22. Mai 2009 Bamberg (E.T.A.-Hoffmann-Theater, Harmoniesaal)
- Horst Lohse:
- Drei Lieder (2006) für Sopran und Akkordeon. UA 26. Januar 2007 Bamberg (Neues Palais). Irene Kurka (Sopran), Stefan Hippe (Akkordeon)
- 1. Friedenstauben – 2. Landschaft mit Vogelscheuchen – 3. Weiße Raben
- Fischgesänge (2012/13). Rezital für Sprechstimme und Gitarre (Texteinrichtung für Musik: Michael Herrschel). UA 9. März 2013 Kronach (Synagoge). Michael Herrschel (Sprecher), Gernot Hammrich (Gitarre)
- 1. Nächtliches Bad – 2. Hilfe für den Schwachen – 3. Übermütige Fische – 4. Turm der Fische – 5. Eilige Rückkehr – 6. Trauriges Ende – 7. So tief geritzt
- Willy Müller: Gesang vom Frieden. Heidelberg 1983
- Martin Peetz: Engel & Heilige. CD. Nürnberg 2004
- Arash Safaian: Presse die Muschel. Pegnitz 2001
- Bernd Schellhorn:
- Kleinanzeige / Zweideutig / Unser Feind. Mitwitz 1986
- Mitten in der Schonzeit. Mitwitz 2004
- Lorenz Trottmann:
- In einem Augenblick (2013) für Sopran, Holzblasquintett und Klavier. UA 7. Mai 2014 Nürnberg (Heilig-Geist-Saal). Khrystyna Pichkurenko (Sopran), Shiahn Baek (Flöte), Linda Zobel (Oboe), Julia Miller (Klarinette), Samuel Hartung (Horn), Shunsuke Ohmori (Fagott), Lorenz Trottmann (Klavier), Benedikt Ofner (Dirigent)
- Totentanz (2014/15) für Sopran, Viola, Posaune und Schlagzeug. UA: 29. April 2015 Nürnberg (Heilig-Geist-Saal). Assumpta Munsi (Sopran), Anna Hoffmann (Viola), Lorenz Trottmann (Posaune), Ferdinand Seidl (Schlagzeug)
- Dietmar Ungerank:
- Vier Bagatellen für Gitarre Solo. Berlin 1992
- Hommage. CD. Berlin 1994
- Improvisationen
- Jazz & Lyrik. Jazzimprovisationen. Alfred Hertrich (Gitarre), Wilfried Lichtenberg (Kontrabass), Ingo Cesaro (Lesung). Wilfried Lichtenberg, Kotzenaurach 2008
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Ingo Caesaro: Ausweitungen. Scheden: Dittmer 1978, 2 ., verbesserte und erweiterte Auflage
- ↑ NEUE PRESSE, 30. Juni 2003; S. 17
- ↑ persönliche Info durch den Autor per Brief vom 31. Dezember 2018
- ↑ laut Frankenpost, 12. Februar 2004, S. 20; anlässlich einer Veranstaltung mit dem Nobelpreisträger in Kronach
- ↑ Great Shorties: "Die Klasse" – von Ingo Cesaro. In: Literatur Radio Hörbahn. 22. Juni 2022, abgerufen am 18. Februar 2024 (deutsch).
Personendaten | |
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NAME | Cesaro, Ingo |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 4. November 1941 |
GEBURTSORT | Kronach, Oberfranken |