Kabinett Schmidt III

13. Bundesregierung der Bundesrepublik Deutschland (1980–1982)

Das dritte Kabinett von Bundeskanzler Helmut Schmidt trat nach der Bundestagswahl 1980 an. Die beiden Koalitionsparteien SPD und FDP regierten seit der Bundestagswahl 1969 zusammen – entfremdeten sich jedoch im Jahr 1982 immer mehr voneinander. Streit gab es über die widersprüchlichen Haltungen in der SPD zum NATO-Doppelbeschluss sowie über wachsende Arbeitslosigkeit und Staatsschulden.

Kabinett Schmidt III
Bundesregierung der Bundesrepublik Deutschland
Helmut Schmidt
Bundeskanzler Helmut Schmidt
Wahl 1980
Legislaturperiode 9.
Ernannt durch Bundespräsident Karl Carstens
Bildung 6. November 1980
Ende 1. Oktober 1982
Dauer 1 Jahr und 329 Tage
Vorgänger Kabinett Schmidt II
Nachfolger Kabinett Kohl I
Zusammensetzung
Partei(en) SPD und FDP[A 1]
Minister 16
Repräsentation
Deutscher Bundestag bis September 1982:
271/497 (55 %)




ab September 1982:
218/497 (44 %)





Berliner Abgeordnete bis September 1982:
11/22 (50 %)




ab September 1982:
10/22 (45 %)





Am 17. September 1982 zerbrach die Koalition. Die FDP-Minister wurden vom Bundespräsidenten aus ihren Ämtern entlassen; als vorübergehende Minderheitsregierung amtierte das Kabinett weiter. Am 1. Oktober 1982 wählten Abgeordnete von CDU, CSU und Teilen der FDP den bisherigen Oppositionsführer Helmut Kohl mit einem konstruktiven Misstrauensvotum zum Bundeskanzler.

Abstimmung im Bundestag

Bearbeiten
Bonn, 5. November 1980 – Gesamtstimmenzahl 497 – absolute Mehrheit 249
Wahlgang Kandidat Stimmen Stimmenzahl Anteil Koalitionspartei(en)
1. Wahlgang Helmut Schmidt
(SPD)
Ja-Stimmen 266 53,5 % SPD, FDP
Nein-Stimmen 222 44,7 %
Enthaltungen 2 0,4 %
Ungültig 1 0,2 %
nicht abgegeben 6 1,2 %
Damit wurde wieder Helmut Schmidt zum Bundeskanzler gewählt.
Vertrauensfrage – Bonn, 5. Februar 1982 – Gesamtstimmenzahl 497 – absolute Mehrheit 249
Wahlgang Kandidat Stimmen Stimmenzahl Anteil Koalitionspartei(en)
Vertrauensfrage Helmut Schmidt
(SPD)
Ja-Stimmen 269 54,1 % SPD, FDP
Nein-Stimmen 225 45,3 %
Enthaltungen 0 0,0 %
Ungültig 0 0,0 %
nicht abgegeben 3 0,6 %
Helmut Schmidt wurde das Vertrauen ausgesprochen
Konstruktives Misstrauensvotum – Bonn, 1. Oktober 1982 – Gesamtstimmenzahl 497 – absolute Mehrheit 249
Wahlgang Kandidat Stimmen Stimmenzahl Anteil Koalitionspartei(en)
Konstruktives
Misstrauensvotum
Helmut Kohl
(CDU)
Ja-Stimmen 256 51,5 % CDU/CSU, FDP
Nein-Stimmen 235 47,3 %
Enthaltungen 4 0,8 %
Ungültig 0 0,0 %
nicht abgegeben 2 0,4 %
Helmut Kohl zum Bundeskanzler gewählt

Kabinett

Bearbeiten
Kabinett Schmidt III – 6. November 1980 bis 1. Oktober 1982
(Bis zum 4. Oktober 1982 mit der Wahrnehmung der Geschäfte beauftragt)
Amt Foto Name Partei Parlamentarischer Staatssekretär
bzw. Staatsminister
Partei
Bundeskanzler
 
Helmut Schmidt
(1918–2015)
bis 1. Oktober 1982[1]
SPD Gunter Huonker
(1937–2021)
bis 28. April 1982

Hans-Jürgen Wischnewski
(1922–2005)
ab 29. April 1982
SPD
Stellvertreter des Bundeskanzlers
 
Hans-Dietrich Genscher
(1927–2016)
bis 17. September 1982
FDP
 
Egon Franke
(1913–1995)
ab 17. September 1982
SPD
Auswärtiges
 
Hans-Dietrich Genscher
bis 17. September 1982
FDP Hildegard Hamm-Brücher
(1921–2016)
bis 17. September 1982

Klaus von Dohnanyi
(* 1928)
bis 24. Juni 1981

Peter Corterier
(1936–2017)
29. Juni 1981 bis 1. Oktober 1982
FDP

SPD

SPD
 
Helmut Schmidt
17. September bis 1. Oktober 1982[1]
SPD
Inneres
 
Gerhart Baum
(* 1932)
bis 17. September 1982
FDP Andreas von Schoeler
(* 1948)
bis 17. September 1982
FDP
 
Jürgen Schmude
(* 1936)
ab 17. September 1982
SPD
Justiz
 
Hans-Jochen Vogel
(1926–2020)
bis 22. Januar 1981
SPD Hans de With
(* 1932)
SPD
 
Jürgen Schmude
ab 28. Januar 1981
SPD
Finanzen
 
Hans Matthöfer
(1925–2009)
bis 28. April 1982
SPD Karl Haehser
(1928–2012)


Rolf Böhme
(1934–2019)
bis 28. April 1982

Gunter Huonker
(1937–2021)
ab 29. April 1982

SPD
 
Manfred Lahnstein
(* 1937)
ab 28. April 1982
SPD
Wirtschaft
 
Otto Graf Lambsdorff
(1926–2009)
bis 17. September 1982
FDP Martin Grüner
(1929–2018)
bis 17. September 1982
FDP
 
Manfred Lahnstein
ab 17. September 1982
SPD
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
 
Josef Ertl
(1925–2000)
bis 17. September 1982
FDP Georg Gallus
(1927–2021)
bis 17. September 1982
FDP
 
Björn Engholm
(* 1939)
ab 17. September 1982
SPD
Arbeit und Sozialordnung
 
Herbert Ehrenberg
(1926–2018)
bis 28. April 1982
SPD Hermann Buschfort
(1928–2003)
bis 28. April 1982

Rudolf Dreßler
(* 1940)
ab 28. April 1982

Anke Fuchs
(1937–2019)
bis 28. April 1982

Jürgen Egert
(1941–1992)
ab 28. April 1982
SPD
 
Heinz Westphal
(1924–1998)
ab 28. April 1982
SPD
Verteidigung
 
Hans Apel
(1932–2011)
SPD Willfried Penner
(* 1936)
SPD
Jugend, Familie und Gesundheit
 
Antje Huber
(1924–2015)
bis 28. April 1982
SPD Fred Zander
(1935–2012)
bis 28. April 1982

Claus Grobecker
(1935–2018)
ab 28. April 1982
SPD
 
Anke Fuchs
(1937–2019)
ab 28. April 1982
SPD
Verkehr
 
Volker Hauff
(* 1940)
SPD Erhard Mahne
(1931–2023)
SPD
Post- und Fernmeldewesen
 
Kurt Gscheidle
(1924–2003)
bis 28. April 1982
SPD Helmuth Becker
(1929–2011)
SPD
 
Hans Matthöfer
ab 28. April 1982
SPD
Raumordnung, Bauwesen und Städtewesen
 
Dieter Haack
(* 1934)
SPD Dietrich Sperling
(1933–2023)
SPD
Innerdeutsche Beziehungen
 
Egon Franke SPD Heinz Kreutzmann
(1919–2005)
bis 28. April 1982

Lothar Wrede
(1930–2019)
ab 28. April 1982
SPD
Forschung und Technologie
 
Andreas von Bülow
(* 1937)
SPD Erwin Stahl
(1931–2019)
SPD
Bildung und Wissenschaft
 
Jürgen Schmude
bis 28. Januar 1981
SPD Björn Engholm
(* 1939)
bis 28. Januar 1981

Eckart Kuhlwein
(1938–2022)
ab 28. Januar 1981
SPD
 
Björn Engholm
ab 28. Januar 1981
SPD
Wirtschaftliche Zusammenarbeit
 
Rainer Offergeld
(* 1937)
SPD Alwin Brück
(1931–2020)
SPD

Veränderungen

Bearbeiten

Am 22. Januar 1981 trat Bundesjustizminister Hans-Jochen Vogel zurück; einen Tag später wurde er zum Regierenden Bürgermeister von Berlin gewählt.[2] Zu seinem Nachfolger wurde am 28. Januar 1981 der bisherige Bundesminister für Bildung und Wissenschaft, Jürgen Schmude, ernannt. Neuer Bundesbildungsminister wurde Björn Engholm, dem Eckart Kuhlwein im Amt des Parlamentarischen Staatssekretärs beim Bundesminister für Bildung und Wissenschaft nachfolgte.

Da er am 24. Juni 1981 zum Ersten Bürgermeister von Hamburg gewählt worden war, schied Klaus von Dohnanyi aus dem Amt des Staatsministers im Auswärtigen Amt aus. Sein Nachfolger wurde am 29. Juni 1981 der bisherige Vorsitzende des Arbeitskreises Außen- und Sicherheitspolitik der SPD-Bundestagsfraktion, Peter Corterier.

Mit Wirkung zum 28. April 1982 kam es zu einer schon länger erwarteten[3] Kabinettsumbildung. Bundesfinanzminister Hans Matthöfer, dem Amtsmüdigkeit nachgesagt wurde, übernahm die Leitung des Bundesministeriums für das Post- und Fernmeldewesen anstelle von Kurt Gscheidle, der endgültig aus der Bundesregierung ausschied. Ebenfalls entlassen wurden Bundesarbeitsminister Herbert Ehrenberg und die Bundesfamilienministerin Antje Huber. Neu in das Kabinett berufen wurden der bisherige Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Manfred Lahnstein, als Bundesminister der Finanzen, der Vorsitzende des Arbeitskreises öffentliche Finanzwirtschaft der SPD-Bundestagsfraktion, Heinz Westphal, als Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung und die bisherige Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung, Anke Fuchs, als Bundesministerin für Jugend, Familie und Gesundheit. Ihr Nachfolger wurde der Berliner SPD-Abgeordnete Jürgen Egert.

Ebenfalls am 28. April 1982 wechselte der bisherige Staatsminister beim Bundeskanzler, Gunter Huonker, in das Amt des Parlamentarischen Staatssekretärs beim Bundesminister der Finanzen. Er ersetzte Rolf Böhme, der sich auf seine Kandidatur für das Amt des Oberbürgermeisters von Freiburg im Breisgau konzentrierte. Neuer Staatsminister beim Bundeskanzler wurde Hans-Jürgen Wischnewski, der diesen Posten schon von 1976 bis 1979 bekleidet hatte. Der bisherige Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung, Hermann Buschfort, wurde am selben Tag durch Rudolf Dreßler ersetzt. Für den scheidenden Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit, Fred Zander, trat der Vorsitzende des Haushaltsausschusses, Claus Grobecker, in die Bundesregierung ein und als Nachfolger für Heinz Kreutzmann wurde der Vorsitzende des Ausschusses für das Post- und Fernmeldewesen, Lothar Wrede, zum Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesminister für innerdeutsche Beziehungen berufen.

Nach dem Bruch der sozial-liberalen Koalition schieden die FDP-Mitglieder Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher, Bundesinnenminister Gerhart Baum, Bundeswirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff, Bundeslandwirtschaftsminister Josef Ertl sowie die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Hildegard Hamm-Brücher, und die Parlamentarischen Staatssekretäre Andreas von Schoeler (Inneres), Martin Grüner (Wirtschaft) und Georg Gallus (Landwirtschaft) am 17. September 1982 aus der Bundesregierung aus.

Daraufhin bildete die SPD eine Minderheitsregierung. Zum Stellvertreter des Bundeskanzlers wurde der Bundesminister für innerdeutsche Beziehungen, Egon Franke, der der Bundesregierung seit 1969 ununterbrochen angehörte, ernannt. Die Leitung des Auswärtigen Amtes übernahm Bundeskanzler Helmut Schmidt. Bundesjustizminister Jürgen Schmude wurde zusätzlich Bundesminister des Innern, Bundesfinanzminister Manfred Lahnstein zusätzlich Bundesminister für Wirtschaft und Bundesbildungsminister Björn Engholm zusätzlich Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Für die ausgeschiedenen Parlamentarischen Staatssekretäre bzw. die Staatsministerin wurden keine Nachfolger berufen.

Siehe auch

Bearbeiten
Bearbeiten

Anmerkungen

Bearbeiten
  1. Im Zuge der Bonner Wende trat die FDP am 17. September 1982 aus der Koalition aus.

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Eidesleistung des Bundeskanzlers. (PDF; 216 kB) In: Plenarprotokoll 9/119. Deutscher Bundestag, 1. Oktober 1982, S. 7207, abgerufen am 7. Dezember 2021.
  2. West-Berlin: Wunder in der großen Not. In: Der Spiegel. Nr. 5, 1981, S. 25–30 (online26. Januar 1981).
  3. Koalition: Tödliches Zeichen. In: Der Spiegel. Nr. 14, 1982, S. 19–21 (online5. April 1982).