Kerr-Newman-Metrik

exakte, asymptotisch flache, stationäre und axialsymmetrische Lösung der Einstein-Gleichungen für elektrisch geladene, rotierende Schwarze Löcher

Die Kerr-Newman-Metrik (nach Roy Kerr und Ezra Ted Newman) ist eine exakte, asymptotisch flache, stationäre und axialsymmetrische Lösung der Einstein-Gleichungen. Sie beschreibt die Raumzeit und damit auch das Gravitationsfeld von elektrisch geladenen, rotierenden Schwarzen Löchern.

Metriken für Schwarze Löcher
statisch rotierend
ungeladen Schwarzschild-Metrik Kerr-Metrik
geladen Reissner-Nordström-Metrik Kerr-Newman-Metrik

Unter Verwendung des Newman-Penrose-Formalismus und der komplexen Transformation kann die Schwarzschild-Metrik in die Kerr-Lösung umgeformt werden. Mit der gleichen Transformation kann aus der Reissner-Nordström-Metrik auch die Kerr-Newman-Lösung hergeleitet werden.[1][2]

Die Geometrie der Kerr-Newman-Raumzeit wird durch drei mathematische Parameter festgelegt. Diese Parameter beschreiben die Masse, den Drehimpuls und die elektrische Ladung des Schwarzen Loches.

Zur Vereinfachung der nachfolgenden Formeln werden die dimensionslosen natürlichen Einheiten verwendet. Dabei ist die Gravitationskonstante, die Lichtgeschwindigkeit und die Coulomb-Konstante. In diesen Einheiten haben die Masse , die elektrische Ladung und der Kerrparameter jeweils die Dimension einer Länge.[3]

Linienelement

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Das Linienelement hat in Boyer-Lindquist-Koordinaten die Form[4][5]:

   

Wobei hier die Raum-Zeit-Signatur   und folgende Abkürzungen benutzt wurden:

 

  ist der Schwarzschild-Radius.   bezeichnet die gravitierende Masse des zentralen Körpers inklusive Ladungs- und Rotationsenergie.   steht für die elektrische Ladung und   für den Drehimpuls des Schwarzen Loches. Da einem statischen und neutralen Objekt, das in Rotation versetzt oder elektrisch aufgeladen werden soll, Energie hinzugefügt werden muss, und diese Energie aufgrund der Äquivalenz von Masse und Energie selbst zu einer Masse äquivalent ist, ist das Massenäquivalent eines rotierenden und/oder geladenen Körpers dementsprechend höher, als wenn dieser sich neutral in Ruhe befindet. Einem schwarzen Loch kann mithilfe des Penrose-Prozesses[4][6] zwar Energie und damit auch Massenäquivalent entzogen werden, jedoch nicht so viel, dass am Ende weniger als die irreduzible Masse (die eines entsprechenden Schwarzschild-Lochs) übrigbleiben würde.

Die gravitierende Masse   ist mit der irreduziblen Masse  , der Ladung und dem Kerrparameter wie folgt verknüpft.[7][8]

 

Die ko- und kontravarianten Koeffizienten des metrischen Tensors lauten

 
 
 
 

Im Fall eines elektrisch neutralen Schwarzen Loches mit   vereinfacht sich die Kerr-Newman-Metrik zur Kerr-Metrik. Im Fall eines nicht-rotierenden Schwarzen Loches mit   ergibt sich die Reissner-Nordström-Metrik und für ein neutrales und nicht-rotierendes Objekt mit   die Schwarzschild-Metrik.

Ergosphäre und Ereignishorizont

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Ereignishorizonte und Ergosphären. a²+Q² läuft in pseudosphärischen r,θ,φ-Koordinaten von 0 bis 1 und in kartesischen x,y,z-Koordinaten von 1 bis 0.

Wird   gesetzt und nach   aufgelöst, so ergeben sich die Boyer-Lindquist-Radien für den äußeren Ereignishorizont bei   und den inneren Ereignishorizont bei  . Der innere Ereignishorizont ist ein Cauchy-Horizont.[5]

 

Für   haben beide Radien den gleichen Wert. Bei   würde sich der Horizont auflösen und die Metrik dann kein schwarzes Loch mehr beschreiben. Körper mit einem höheren Spin können daher auch nicht zu einem Schwarzen Loch kollabieren ohne vorher Drehimpuls abzugeben und/oder einen Teil ihrer Ladung durch Akkretion entgegengesetzt geladener Materie zu neutralisieren.[9][10][11]

Für die innere und äußere Ergosphäre ergibt sich

 .

Bewegungsgleichungen

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Simulierte Ansicht eines rotierenden und geladenen Schwarzen Loches mit den Parametern a/M = 0.95, Q/M = 0.3. Die linke Seite des Schwarzen Loches rotiert auf den gedachten Beobachter zu. Die Drehachse hat relativ zum Beobachter eine Neigung von 45°.
 
Testpartikel im starken gravitativen Feld einer schnell rotierenden und stark geladenen zentralen Masse (a/M=0,9, Q/M=0,4)

Im Folgenden werden die Bewegungsgleichungen eines geladenen und frei fallenden Testpartikels angegeben.[12][13] Die Bewegungsgleichungen für Photonen sind dabei als Spezialfall mit   auch enthalten. Mit dem elektromagnetischen Potential[14][15]

 ,

dem daraus resultierenden Maxwell-Tensor

 

und der allgemeinen Geodätengleichung

 

ergibt sich:

 
 
 
 

mit   für die spezifische Gesamtenergie (potentiell, kinetisch und Ruheenergie),   für den spezifischen axialen Drehimpuls und   für die elektrische Ladung pro Masse des Testteilchens. Diese Gleichungen können dazu verwendet werden, um die Bahnen numerisch zu berechnen und zu visualisieren.   ist die Carter-Konstante

 

mit den kanonischen spezifischen Impulskomponenten[12]

 .

 ,   ist die poloidale Komponente des Bahndrehimpulses.   ist der orbitale Inklinationswinkel.

 

ist der axiale Drehimpuls.

 

ist die Gesamtenergie des Testpartikels und eine Konstante der Bewegung.

 

ist die durch Frame-Dragging induzierte Winkelgeschwindigkeit eines lokal drehimpulsfreien Beobachters.

Die Eigenzeitableitungen der Koordinaten   stehen mit der lokalen 3er-Geschwindigkeit  , die relativ zu einem lokal drehimpulsfreien Beobachter vor Ort gemessen wird, in dem Verhältnis

 .

Damit ergibt sich für die einzelnen Komponenten

 

für die radiale,

 

für die poloidale,

 

für die axiale und

 

für den Betrag der lokalen Geschwindigkeit.

 

ist der axiale Gyrationsradius, d. h. der lokale Umfang eines Kreises geteilt durch   und

 

ist die gravitative Zeitdilatation. Die radiale Fluchtgeschwindigkeit eines elektrisch neutralen Teilchens lautet damit

 .

Einzelnachweise

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  1. Ezra (Ted) Newman und Tim Adamo: Kerr-Newman metric. Scholarpedia, 9(10):31791
  2. E. T. Newman: Note on the Kerr Spinning-Particle Metric. In: Journal of Mathematical Physics. Band 6, 1965, S. 915–917, doi:10.1063/1.1704350.
  3. Alan Myers: Natural System of Units in General Relativity, S. 4
  4. a b Charles Misner, Kip S. Thorne, John. A. Wheeler: Gravitation (Memento vom 1. Juli 2019 im Internet Archive), S. 877, S. 908. W. H. Freeman, San Francisco 1973, ISBN 0-7167-0344-0
  5. a b Sarani Chakraborty: Light deflection due to a charged, rotating body, Seite 4
  6. Bhat, Dhurandhar & Dadhich: Energetics of the Kerr-Newman Black Hole by the Penrose Process, S. 94 ff.
  7. Charles Misner, Kip S. Thorne, John. A. Wheeler: Gravitation (Memento vom 1. Juli 2019 im Internet Archive), S. 890, Box 33.4 W. H. Freeman, San Francisco 1973, ISBN 0-7167-0344-0
  8. Thibault Damour: Black Holes: Energetics and Thermodynamics, S. 11 ff.
  9. Joakim Bolin, Ingemar Bengtsson: The Angular Momentum of Kerr Black Holes (Memento vom 15. Dezember 2017 im Internet Archive), S. 2, S. 10, S. 11.
  10. William Wheaton: Rotation Speed of a Black Hole
  11. Roy Kerr (Crafoord Prize Symposium in Astronomy): Spinning Black Holes. (Youtube, Zeitstempel 36:47)
  12. a b Hakan Cebeci et al: Motion of the charged test particles in Kerr-Newman-Taub-NUT spacetime and analytical solutions
  13. Eva Hackmann, Hongxiao Xu: Charged particle motion in Kerr-Newmann space-times, S. 4
  14. Brandon Carter: Global structure of the Kerr family of gravitational fields (1968)
  15. Orlando Luongo, Hernando Quevedo: Characterizing repulsive gravity with curvature eigenvalues