Löbnitz (Sachsen)
Löbnitz ist eine Gemeinde im Landkreis Nordsachsen im Norden von Sachsen an der Grenze zu Sachsen-Anhalt.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 51° 36′ N, 12° 28′ O | |
Bundesland: | Sachsen | |
Landkreis: | Nordsachsen | |
Höhe: | 86 m ü. NHN | |
Fläche: | 37,39 km2 | |
Einwohner: | 2106 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 56 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 04509 | |
Vorwahl: | 034208 | |
Kfz-Kennzeichen: | TDO, DZ, EB, OZ, TG, TO | |
Gemeindeschlüssel: | 14 7 30 180 | |
Gemeindegliederung: | 4 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Parkstr. 15 04509 Löbnitz | |
Website: | www.loebnitz-am-see.de | |
Bürgermeister: | Detlef Hoffmann (CDU) | |
Lage der Gemeinde Löbnitz im Landkreis Nordsachsen | ||
Geographie
BearbeitenLage
BearbeitenLöbnitz liegt an der Mulde zwischen der Leipziger Tieflandsbucht und der Dübener Heide. Nachbarorte von Löbnitz sind Delitzsch (14 km), Pouch (5 km), Bitterfeld (15 km), Bad Düben (9 km) und Badrina (8 km).
Gemeindegliederung
BearbeitenLöbnitz besteht aus den Ortsteilen Löbnitz, Roitzschjora, Sausedlitz und Reibitz.
Geschichte
BearbeitenLöbnitz wurde 981[2] erstmals als oppidum Liubanici neben weiteren Burgwarden an der Mulde urkundlich erwähnt. Ursprünglich war es ein Lehen des Grafen Arsico, das damals von König Otto III. dem Bistum Meißen geschenkt wurde. Mindestens seit 1387 war die Familie von Schönfeldt Besitzer des Ortes.
Löbnitz wird noch 1605 in einem Steuerschockanschlag als Städtlein bezeichnet, verlor jedoch spätestens im Dreißigjährigen Krieg die Stadtrechte. Mit den zwei geteilten Rittergütern, Schloss- und Hofteil, gehörte Löbnitz bis 1815 zum kursächsischen Amt Delitzsch.[3] Durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses kam der Ort zu Preußen und wurde 1816 dem Kreis Delitzsch im Regierungsbezirk Merseburg der Provinz Sachsen zugeteilt, zu dem er bis 1952 gehörte.[4] Die Kommune war bis zum Zusammenschluss 1836 in einen Schlossteil und einen Hofteil geteilt.[5]
Im Zuge der Kreisreform in der DDR 1952 wurde Löbnitz dem verkleinerten Kreis Delitzsch im Bezirk Leipzig zugeteilt, welcher 1994 im Landkreis Delitzsch aufging.[6] Seit 2008 gehört Löbnitz zum Landkreis Nordsachsen.
Eingemeindungen
- 1973: Roitzschjora
- 1993: Reibitz
- 1994: Sausedlitz
Bevölkerung
Bearbeiten
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Stand: 31. Dezember des jeweiligen Jahres (Angaben des Statistischen Landesamtes Sachsen)[7]
Politik
BearbeitenGemeinderat
BearbeitenDie Kommunalwahl am 9. Juni 2024 war die letzte Wahl der Gemeindevertretung von Löbnitz. Eine Übersicht über diese und vergangene Wahlen gibt die Tabelle:
Partei/Liste | 2024[8] | 2019[9] | 2014[10] | |||
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% | Sitze | % | Sitze | % | Sitze | |
CDU | 52,3 | 9 | 57,9 | 10 | 54,1 | 9 |
SPD | 26,6 | 4 | 34,5 | 5 | 37,4 | 6 |
Wählervereinigung Löbnitz (WVL) | 17,5 | 2 | – | – | ||
Die Linke | 3,7 | 1 | 7,6 | 1 | 8,4 | 1 |
Gesamt | 100 | 16 | 100 | 16 | 100 | 16 |
Wahlbeteiligung (in %) | 72,7 | 69,6 | 60,2 |
Bürgermeister
Bearbeiten- 1994–2008: Gerda Prautzsch (CDU)[11]
- 2008–2019: Axel Wohlschläger (CDU)[12] (2019 verstorben)
- seit 2019: Detlef Hoffmann (CDU)
Hoffmann wurde in der Bürgermeisterwahl am 1. Dezember 2019 mit 99,3 % der gültigen Stimmen für eine Amtszeit von sieben Jahren[13] gewählt.[14]
Wahl | Bürgermeister | Vorschlag | Wahlergebnis (in %) |
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2019 | Detlef Hoffmann | CDU | 99,3 |
2015 | Axel Wohlschläger | 98,1 | |
2008 | 56,1 | ||
2001 | Gerda Prautzsch | 72,8 | |
1994 | 61,5 |
Sehenswürdigkeiten und Kultur
BearbeitenSehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Evangelische Pfarrkirche Löbnitz, Saalkirche mit frühbarocker Ausstattung, die als dreischiffige romanische Pfeilerbasilika im 13. Jahrhundert errichtet und in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts zur Saalkirche umgebaut wurde.
- Katholische Kirche Löbnitz, weitere Kirchen befinden sich in Reibitz und Sausedlitz
- Bockwindmühlen in Löbnitz und Reibitz, letztere wurde aus dem devastierten Werbelin umgesetzt
- Brunnen aus dem Jahr 2001 in Löbnitz
- Herrenhaus in Löbnitz, heute Pflegeheim
- Campingplatz in Roitzschjora an einem alten Muldearm
- Seelhausener See
- Goitzsche
- Muldetal, naturnahe Auenlandschaft mit geschützter Tierwelt, längs des Muldedamms verläuft der Mulderadweg
Im Südwesten der Gemeinde wurde bis 1991 im Tagebau Goitzsche/Baufeld Rösa Braunkohle gefördert. Das inzwischen geflutete Tagebaurestloch wurde rekultiviert und zu einer Erholungslandschaft umgestaltet. So befindet sich jetzt im Südwesten der Gemeinde der 6,22 Quadratkilometer große Seelhausener See. Die begonnene künstliche Flutung des Tagebaurestloches Rösa mit Wasser der Mulde, im Juli 2000, wurde durch die Jahrhundertflut im August 2002 durch einen Deichbruch an der Mulde und dem Lober-Leine-Kanal zwischen Pouch und Löbnitz beschleunigt.
Goitzsche und Seelhausener See werden von einem asphaltierten Fahrrad- und Skaterweg umgeben (Gesamtlänge etwa 25 km). Löbnitz ist an das Fernreitwegnetz angeschlossen.
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Katholische Kirche in Löbnitz
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Kirche in Reibitz
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Kirche in Sausedlitz
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Döblermühle in Löbnitz
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Brunnen in Löbnitz
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Pflegeheim in Löbnitz
Veranstaltungen
Bearbeiten- Osterfeuer: Zu Ostern wird jährlich auf dem Sportplatz ein Osterfeuer errichtet.
- Maibaumsetzen: Jährlich am 30. April findet auf dem Dorfplatz das Maibaumsetzen statt.
- Mühlentag: Jährlich am Pfingstmontag – Mühle Döbler
- Reit- und Springturnier / Parkfest: Im Reitstadion Löbnitz findet alljährlich im Juni das internationale Löbnitzer Reit- und Springturnier statt. Zugleich wird im Park das Parkfest veranstaltet.
- Adventsmarkt: Um die Weihnachtszeit findet jährlich der Löbnitzer Adventsmarkt auf dem Dorfplatz statt.
- With Full Force: Auf dem Flugplatz Roitzschjora wurde in den Jahren 1999 bis 2016 am ersten Juli-Wochenende das With-Full-Force-Festival ausgerichtet. 2012 gab es während des Festivals wegen eines Blitzeinschlags 69 Verletzte. Im Jahr 2017 wurde das Festival nach Ferropolis bei Gräfenhainichen verlegt, da die Durchführung des Festivals auf dem Flugplatz Roitzschjora und die damit einhergehenden, steigenden Sicherheitsanforderungen der örtlichen Ordnungsbehörden durch den Veranstalter nicht mehr gewährleistet werden konnten.[15]
Verkehr
BearbeitenDie Staatsstraße S 12 von Bad Düben zur Landesgrenze bei Pouch führt durch Löbnitz. Südlich der Gemeinde verläuft die B 183a.
Im Ortsteil Roitzschjora befindet sich ein als Verkehrslandeplatz ausgewiesener Flugplatz.
1896 trat in Löbnitz eine Interessenversammlung zum Bau einer Bahnstrecke von Eilenburg nach Bad Düben zusammen, mit der die Gemeinde Anschluss an das Eisenbahnnetz erhalten hätte. Mit dem Bau wurde nie begonnen.
Bis 1964 existierte eine Fährverbindung über die Mulde nach Rösa.
Persönlichkeiten
BearbeitenSöhne und Töchter der Gemeinde
Bearbeiten- Ave von Schönfeldt (um 1500–1541), ehemalige Nonne
- Siegfried von Schönfeldt (1486–1569), Rittergutsbesitzer
- Johann Erich von Schönfeldt (1659–1724), Rittergutsbesitzer
- Heinrich Rudolph von Schönfeldt (1695–1751), Rittergutsbesitzer
- Johann Hilmar Adolph von Schönfeldt (1743–1820), Rittergutsbesitzer
- Friedrich Lebrecht Koch (1761–1837), evangelischer Pfarrer
- Franz Julius Bernhard (1810–1873), evangelischer Pfarrer
- Otto Richter (1867–1941), Bildhauer
- Anita Hentschel (1942–2019), Leichtathletin (Diskuswerferin)
- Thomas Böttcher (* 1965), Moderator und Schauspieler
Persönlichkeiten mit Bezug zu Löbnitz
Bearbeiten- Albrecht II. von Mutzschen († 1266), Bischof von Meißen, in Löbnitz gestorben
- Martin Luther (1483–1546), Reformator
- Hans von Schönfeldt (1544–1599), Rittergutsbesitzer in Löbnitz
- Johann Christoph von Schönfeldt (1701–1762), Rittergutsbesitzer in Löbnitz
- Adolph von Schönfeldt (1809–1886), Rittergutsbesitzer in Löbnitz
- Wolfgang Müller (1931–2021), Dressurreiter und Reitlehrer, lebte in Löbnitz
Literatur
Bearbeiten- Harald Otto: Luther...Gellert...Wagner...Löbnitzer Reden, 3. Auflage, Verlag epubli, Berlin 2018, ISBN 978-3-7450-9910-2
Weblinks
Bearbeiten- Löbnitz im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2023 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011 (Gebietsstand 01.01.2023). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 21. Juni 2024. (Hilfe dazu).
- ↑ Thietmarus Merseburgensis.: Die Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg und ihre Korveier Überarbeitung. Monumenta Germaniae Historica, 1980, ISBN 3-921575-38-9.
- ↑ Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0; S. 56 f.
- ↑ Der Landkreis Delitzsch im Gemeindeverzeichnis 1900
- ↑ Landesarchiv Sachsen-Anhalt, D 9, D XVIb g Nr. 15
- ↑ Wellaune im Historischen Ortsverzeichnis Sachsen
- ↑ Statistische Berichte / A / I / 2. Bevölkerungsentwicklung im Freistaat Sachsen nach Gemeinden. In: www.statistischebibliothek.de. Abgerufen am 30. November 2023.
- ↑ Ergebnisse der Gemeinderatswahl 2024
- ↑ Ergebnisse der Gemeinderatswahl 2019
- ↑ Ergebnisse der Gemeinderatswahl 2014
- ↑ Bürgermeisterwahl 1994. In: www.statistik.sachsen.de. Abgerufen am 30. November 2023.
- ↑ Bürgermeisterwahl 2008. In: www.statistik.sachsen.de. Abgerufen am 30. November 2023.
- ↑ Rechtsstellung des Bürgermeisters. In: Sächsische Gemeindeordnung, § 51 (3). Abgerufen am 30. November 2023.
- ↑ Bürgermeisterwahl 2019. In: www.statistik.sachsen.de. Abgerufen am 30. November 2023.
- ↑ With Full Force 2017: Das Festival zieht nach Ferropolis ( des vom 23. Dezember 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: metal-hammer.de, 11. November 2016. Abgerufen am 25. Juni 2017.