Der Lotus 98T war ein Formel-1-Rennwagen des britischen Rennstalls Lotus, der in der Formel-1-Saison 1986 eingesetzt wurde.

Lotus 98T

Konstrukteur: Vereinigtes Konigreich Lotus
Designer: Gérard Ducarouge
Vorgänger: Lotus 97T
Nachfolger: Lotus 99T
Technische Spezifikationen
Chassis: Monocoque aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff
Radstand: 2720 mm
Gewicht: 540 kg
Reifen: Goodyear
Benzin: Elf
Statistik
Fahrer: Vereinigtes Konigreich Johnny Dumfries
Brasilien Ayrton Senna
Erster Start: Großer Preis von Brasilien 1986
Letzter Start: Großer Preis von Australien 1986
Starts Siege Poles SR
32 2 8
WM-Punkte: 58
Podestplätze: 8
Führungsrunden: 134 über 566 km

Technische Daten

Bearbeiten

Der Rennwagen war im Wesentlichen eine Weiterentwicklung des Vorjahreswagens von Gérard Ducarouge, dem Lotus-Chefkonstrukteur.

Besonderheit des Lotus 98T war zum einen sein hydraulisch verstellbares Chassis und zum anderen eine computerbasierte Verbrauchssteuerung für den Treibstoff. Erstere Entwicklung sorgte im Verlauf der Saison immer wieder für Manipulationsvorwürfe seitens der Konkurrenz, die eine Unterschreitung des Mindestabstands zur Fahrbahnoberfläche im Rennbetrieb vermutete; ein offizieller Protest wurde aber nie eingelegt.

Angetrieben wurde der Lotus 98T von einem 140 kg schweren V6-Motor von Renault mit 90° Zylinderbankwinkel und der Typenbezeichnung EF15B, der sowohl mit konventionellen als auch mit pneumatischen Ventilfedern zum Einsatz kam. Der längs eingebaute Turbo-Mittelmotor hatte 1500 cm³ Hubraum und leistete bei 5,5 bar Ladedruck bis zu 955 kW (rund 1300 PS) bei 12.500/min. Die Motorelektronik wurde ursprünglich von Magneti Marelli bezogen, nach Problemen aber im Jahresverlauf durch eine von Bosch ersetzt. Die Kraftübertragung übernahm ein wahlweise mit fünf oder sechs Gängen bestücktes, manuell zu schaltendes Getriebe von Hewland. Alle Räder waren einzeln an Doppelquerlenkern aufgehängt. Der Tank fasste 195 Liter.

Hauptsponsoren waren die zum Tobacco-Konzern gehörende Zigarettenmarke John Player, weshalb das Fahrzeug in schwarz mit goldenen Applikationen gehalten war, sowie der Haushaltsgerätehersteller De’Longhi.

Saisonverlauf

Bearbeiten

Der Lotus 98T wurde von Ayrton Senna und Johnny Dumfries gefahren, gewann zwei von 16 Saisonrennen und holte acht Pole-Positions. Das Team belegte in der Herstellerweltmeisterschaft (Constructor's Championship) den dritten Platz. Senna kam insbesondere in der ersten Saisonhälfte regelmäßig ins Ziel, wurde dabei aber zumeist auf der Strecke geschlagen. Beim Rennen in Le Castellet schied er an zweiter Position liegend aus, als er auf die aus dem Ausfall von Andrea de CesarisMinardi resultierenden Ölspur geriet. Kurz vor Saisonende blieb Senna beim Rennen in Estoril mit Benzinmangel liegen und büßte ebenfalls einen zweiten Platz ein, wurde aber noch als Vierter gewertet.[1] Für den oftmals als Paydriver angesehenen Johnny Dumfries verlief seine erste und einzige F1-Saison hingegen weniger erfolgreich. Er war insgesamt langsamer als Senna, erzielte nur zwei Zielankünfte in den Punkterängen und wurde häufiger von technischen Defekten heimgesucht. In Monaco verpasste er die Qualifikation deutlich, wohingegen sich Senna für Startplatz 3 qualifizieren konnte, und zwei Rennen darauf in Montreal schied er nach einer Kollision mit dem ihn überrundenden Stefan Johansson aus. In Le Castellet war Dumfries in einen Unfall verwickelt, als ihm Huub Rothengatter ins Heck fuhr; er konnte das Rennen aber fortsetzen, nur um später mit einem Motorschaden auszuscheiden.[2]

Trotz der insgesamt recht guten Bilanz war Lotus zum Jahresende gezwungen, sich einen neuen Motorenlieferanten zu suchen. Renault beendete ein Jahr nach dem Rückzug seines Werksteams auch die Belieferung von Kundenteams. Lotus fand dafür mit Honda einen neuen Partner für die Formel-1-Saison 1987, mit dem man erhoffte, wieder ernsthaft um die Weltmeisterschaft mitfahren zu können.

Fahrer Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Punkte Rang
Formel-1-Saison 1986                                 58 3.
Vereinigtes Konigreich  J. Dumfries 11 9 DNF DNF DNQ DNF DNF 7 DNF 7 DNF 5 DNF DNF 9 DNF 6
Brasilien  A. Senna 12 2 1 DNF 3 2 5 1 DNF DNF 2 2 DNF DNF 4* 3 DNF
Legende
Farbe Abkürzung Bedeutung
Gold Sieg
Silber 2. Platz
Bronze 3. Platz
Grün Platzierung in den Punkten
Blau Klassifiziert außerhalb der Punkteränge
Violett DNF Rennen nicht beendet (did not finish)
NC nicht klassifiziert (not classified)
Rot DNQ nicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQ in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified)
Weiß DNS nicht am Start (did not start)
WD zurückgezogen (withdrawn)
Hellblau PO nur am Training teilgenommen (practiced only)
TD Freitags-Testfahrer (test driver)
ohne DNP nicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJ verletzt oder krank (injured)
EX ausgeschlossen (excluded)
DNA nicht erschienen (did not arrive)
C Rennen abgesagt (cancelled)
  keine WM-Teilnahme
sonstige P/fett Pole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8 Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursiv Schnellste Rennrunde
* nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
() Streichresultate
unterstrichen Führender in der Gesamtwertung

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Ayrton Senna Grand Prix Rennen 1986. In: motorsportarchiv.de. Archiviert vom Original am 27. September 2011; abgerufen am 13. Dezember 2018.
  2. Johnny Dumfries GrandPrix-Rennen. In: motorsportarchiv.de. Archiviert vom Original am 24. November 2004; abgerufen am 13. Dezember 2018.
Bearbeiten
Commons: Lotus 98T – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

Bearbeiten
  • François-Xavier Basse: Fahrzeugdatenblatt: Lotus 98T-Renault. Schnell, aber …! In: Das große Formel-1-Archiv, Weltbild Verlag Augsburg, o. S.
  • Anthony Pritchard: Lotus: The Competition Cars-All the Racing Type Numbers from 1947 to the Modern Era. Haynes Publishing Sparkford 2006, ISBN 978-1-84425-006-6, S. 192 f, 255.
  • Achim Schlang: Grand Prix. Die Rennen zur Automobil-Weltmeisterschaft 1986. Motorbuch Verlag Stuttgart 1986, ISBN 978-3-613-01158-8, S. 46 f.