Margarete Beutler

deutsche Dichterin, Schriftstellerin und Übersetzerin

Margarete Beutler (* 13. Januar 1876 in Gollnow, Provinz Pommern; † 3. Juni 1949 in Gammertingen auf der Schwäbischen Alb) war eine deutsche Dichterin, Schriftstellerin und Übersetzerin.

Margarete Beutler (Zeichnung, 2022)
 
Titelblatt der Zeitschrift Jugend 1896, Nr. 12 von Ludwig von Zumbusch, für die Beutler als Redakteurin tätig war.

Margarete Beutlers Vater, ein ehemaliger Hauptmann, war Bürgermeister in Gollnow. Mit den Eltern zog Margarete Beutler nach Berlin; dort machte sie das Lehrerinnenexamen und schloss sich der Bohème-Szene an. Zusammen mit Else Lasker-Schüler, Hans Ostwald und Ernst von Wolzogen gehörte sie der künstlerisch-literarischen Vereinigung Die Kommenden an.[1] Im Simplicissimus veröffentlichte sie 1897 erste Gedichte und Prosastücke, 1902 erschien ihr erster Gedichtband.

Im Jahr 1900 kam ihr Sohn Peter Claus zur Welt.[1] Sie zog 1903 nach München, wo sie bei der Zeitschrift Jugend als Redakteurin tätig war.[2] Nach der Geburt ihres Sohnes Hans Florian lebte sie in München mit ihrem Mann zusammen, Friedrich Freksa (Pseudonym, bürgerlich: Kurt Friedrich-Freksa), einem Romanautor und Kriminalautor.[3] Zu ihrem Freundeskreis gehörten Christian Morgenstern, Frank Wedekind und Michael Georg Conrad.[4]

Nach ihrer Scheidung lebte sie zurückgezogen in Dachau und am Starnberger See[5]. Unter der Herrschaft der Nationalsozialisten entschied sie sich 1933 gegen einen Eintritt in die Reichsschrifttumskammer und verzichtete auf weitere Veröffentlichungen. Sie verstarb in einem Altenheim in Gammertingen.

Beutler wirkte als Lyrikerin, Dramatikerin und Übersetzerin aus dem Französischen. In den Schriften zum „Café Größenwahn“ und zum „Romanischen Café“, wo sie gerne verkehrte und bekannt war, wird erwähnt, dass sie 1925 „verschollen“ sei. Sie war u. a. befreundet mit den Autoren Christian Morgenstern, Frank Wedekind, Michael Georg Conrad und Georg Hirth. Margarete Beutler schrieb einige Gedichte im Berliner Dialekt, die noch heute ab und an in Anthologien auftauchen. Sie zählte sich selbst zur sog. Bohème (vgl. ihr Buch Leb wohl, Bohème! Ein Gedichtbuch, 1911). Gedichte aus ihrem ersten Gedichtband (1902) sind auch in die Gedichtsammlung Lieder aus dem Rinnstein von Hans Ostwald (Hrsg.) aufgenommen worden.

Rezeption

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  • Die Monacensia in München widmet Margarete Beutler in der Ausstellung Frei Leben! Die Frauen der Boheme 1890-1920 vom 1. Juli 2022 bis 14. Januar 2024 erstmals größere Aufmerksamkeit. Die Ausstellung konzentriert sich neben Beutler auf Franziska zu Reventlow und Emmy Hennings.

Unrichtige Zuordnungen

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Die Angabe, Beutler habe auch unter den Pseudonymen „Margit Friedrich“, und „Margarete Friedrich-Freksa“ geschrieben, ist unzutreffend. Margarete Friedrich (= Margit Friedrich) war acht Jahre jünger als Margarete Beutler und eine Breslauer Gynäkologin, die 1946 vertrieben wurde. Sie ließ sich in Passau nieder, wo sie 1976 starb.[6]

Bibliographie

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  • Gedichte (1902)
  • Neue Gedichte. 1908.
  • Leb wohl, Bohème! Ein Gedichtbuch. 1911.
  • Das Lied des Todes. Versdrama. 1913.
  • Ich träumte, ich hätte einen Wetterhahn geheiratet. Erzählungen aus dem Nachlass, Hg. v. Winfried Siebert u. Martin Freska, mit einem Vorwort von Winfried Siebert, AvivA Verlag, Berlin 2021, ISBN 978-3-932338-95-3

als Herausgeberin:

Literatur

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  • Lieder aus dem Rinnstein 1903/1904/1906 ff.
  • Killy Literaturlexikon
  • Ernst Pauly (Hrsg.): 20 Jahre Café des Westens.Erinnerungen vom Kurfürstendamm. Berlin-Charlottenburg 1913/14. Nachdruck: Postskriptum, Hannover 1988, ISBN 3-922382-45-2.
  • Laura Mokrohs: „Frei leben!“ Die Frauen der Boheme 1890–1920. Ein Blick in die Ausstellung. In: Gabriele von Bassermann-Jordan, Waldemar Fromm, Wolfram Göbel und Kristina Kargl (Hrsg.): Frauen der Boheme 1890–1920, ausgewählte Beiträge zur Ausstellung „Frei leben!“. Allitera Verlag, München 2022, ISBN 978-3-96233-341-6, S. 24–66.
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Wikisource: Margarete Beutler – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. a b Margarete Beutler auf Aviva. Abgerufen am 16. Juli 2022 (deutsch).
  2. Beutler, Margarete Kurzvita. Abgerufen am 16. Juli 2022.
  3. Gisela Brinker-Gabler, Karola Ludwig, Angela Wöffen: Lexikon deutschsprachiger Schriftstellerinnen 1800-1945. dtv München, 1986. ISBN 3-423-03282-0. S. 32
  4. Beutler, Margarete, Projekt Gutenberg. Abgerufen am 16. Juli 2022.
  5. Die Unabhängigen bei »Leipzig liest extra«, 28.5.2021, LIVE ab 19 Uhr. Abgerufen am 18. Juli 2022 (deutsch).
  6. Ärztinnen im Kaiserreich: Margarete Wilhelmine Friedrich, geb. Friedrich