Naeema Ghani

afghanische Kinderbuchautorin, Lehrerin und Aktivistin

Naeema Ghani (paschtunisch نعیمه غني; * 1983 bei Kabul) ist eine afghanische Kinderbuchautorin, Lehrerin und Aktivistin. Nach der Rückkehr der Taliban floh sie im Juni 2022 nach Berlin, wo sie heute mit ihrer Schwester lebt.[1][2]

Leben und Wirken

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Ghani wuchs während des Krieges in Afghanistan auf, geprägt von Konflikten wie der russischen Invasion, dem Bürgerkrieg zwischen verschiedenen Mudschaheddin-Gruppen und dem NATO-Einsatz.[1] Aufgrund des Bürgerkriegs in den 1990er-Jahren musste ihre Familie in die Provinz ziehen, wo es keine Schulen gab, sodass sie erst spät eine formale Schulbildung erhielt.[1]

Im Erwachsenenalter zog Ghani zum Studium nach Kabul und begann 2009 mit ihrem Einsatz für die Rechte von Frauen und Mädchen.[3] Trotz familiärer und sozialer Konflikte ließ sie sich nicht von ihrem Weg abbringen und wurde Mitglied des ersten literarischen Zirkels paschtunischer Frauen namens Mairman Adabi Baher.[3]

Als Lehrerin unterrichtete sie Mädchen im Lesen und Schreiben.[2] Inspiriert von ihren eigenen Erfahrungen und dem Wunsch, der nächsten Generation gute Geschichten zu bieten, begann sie mit dem Schreiben.[1] Sie veröffentlichte 17 eigene Kinderbücher und übersetzte mehr als 50 weitere.[3] Zudem gründete sie die Adabit Kodak Afghanistan National Foundation, die sich für Kinderliteratur und Bildungsrechte in Afghanistan einsetzt.[3]

Ghani schrieb Artikel für die BBC, das King’s College und Sarkhat und unterstützte junge paschtunische Mädchen beim Schreiben.[3] Sie ist Teil des Netzwerks Untold Narratives CIC, das marginalisierten Schriftsteller Sichtbarkeit verleiht.[2][3]

Nach der Machtübernahme der Taliban im August 2021 blieb Ghani zunächst in Afghanistan und unterrichtete weiterhin jüngere Schülerinnen, da Mädchen ab der siebten Klasse nicht mehr zur Schule gehen durften.[1] Sie engagierte sich medial und versuchte gemeinsam mit anderen, Verhandlungen mit den Taliban aufzunehmen, um Mädchen wieder den Schulbesuch zu ermöglichen, jedoch ohne Erfolg.[1] Aufgrund ihres Engagements musste sie schließlich ihr Heimatland verlassen, da sie ihre Familie in Gefahr brachte.[1]

In Berlin legt Ghani großen Wert darauf, die deutsche Sprache zu erlernen, um ihre Geschichten auch hier einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.[1] Sie wünscht sich, dass ihre Werke ins Deutsche übersetzt und veröffentlicht werden.[1]

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i Ruth Lang Fuentes: Kinderbuchautorin aus Afghanistan: Geschichten für die nächste Generation. In: Die Tageszeitung: taz. 18. November 2024, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 19. November 2024]).
  2. a b c Naeema Ghani. In: Weiter Schreiben. Abgerufen am 19. November 2024.
  3. a b c d e f Matinée Reading: My Pen is the Wing of a Bird: New Fiction by Afghan Women - Goethe-Institut Goethe-Institut im Exil. Abgerufen am 19. November 2024 (englisch).