Odol ist ein Markenname der Haleon für eine Pflegeserie zur Gesunderhaltung von Zahnfleisch, Zähnen, Mund und Rachen.

Odol

Inhaber Haleon
Einführungsjahr 1892
Produkte Mundpflegemittel, Zahnpflegemittel
Website odol.de

Das Kunstwort Odol ist ein Kofferwort aus altgriechisch ὀδούς odous, deutsch ‚Zahn‘[1] sowie lateinisch oleum Öl.[2]

Geschichte

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Werbung aus dem Jahre 1894
 
Erstes angemeldetes Logo von 1897
 
Odol-Werbeschaltung in den Bozner Nachrichten vom 6. Juni 1898
 
Altes Emaille-Schild von Odol
 
Gestaltung der Odol-Flaschen in den Anfangsjahren und 2010
 
Eine Apotheke aus Pilsen bewirbt 1894 ein Plagiat
 
Sammelaktie der österreichischen Tochtergesellschaft Odol Compagnie AG vom 1. Juli 1924

Im Jahr 1892 brachte der Dresdner Unternehmer Karl August Lingner das Mundwasser Odol auf den Markt, ein Mittel, das durch die Beimischung ätherischer Öle erstmals die kosmetische mit der medizinischen Wirkung durch Zusatz eines Antiseptikums verband. Erfinder des Mundwassers war Richard Seifert. Am 5. März 1895 wurde die Marke Odol als „Zahn- und Mund-Reinigungs-Mittel“ in das deutsche Markenregister eingetragen.

Ende der 1930er Jahre wurde Odol in mehr als zwanzig Ländern hergestellt. Die ersten ODOL-Flaschen mit ihrem markanten Design wurden in Millionen Stück im Glaswerk im westerzgebirgischen Carlsfeld produziert.[3][4] Exponate dieser Flaschen sind heute im Glashüttenmuseum des Erzgebirges in Neuhausen/Erzgeb. zu sehen. Mit für die damalige Zeit ungewöhnlich hohen Werbeaufwendungen konnte das Unternehmen renommierte Künstler für seine Werbung gewinnen, darunter den deutschen Jugendstilmaler Franz von Stuck und den italienischen Komponisten Giacomo Puccini, der dem Mundwasser L’ode all’ Odol, eine „Odol-Ode“, widmete.[5][6]

Im Jahr 1945 wurden die Dresdner Lingner-Werke völlig zerstört. 1949 sicherte sich ein Düsseldorfer Betrieb die alleinigen Markenrechte, jedoch wurde auch in der DDR ein Mundwasser unter dem Namen Odol produziert, das ebenfalls traditionell in kleinen Flaschen mit rechtwinklig abgewinkeltem Hals gehandelt wurde. Dieses jedoch ging 1957 zusammen mit den Leowerken in dem VEB Elbe-Chemie auf.[7] In den 1970er und 1980er Jahren wurde Odol von Lingner & Fischer hergestellt, die 1989 im Konzern SmithKline Beecham aufging und seit 2000 zu GlaxoSmithKline gehört.[8] Bis zum Verkauf des Werkes wurde das Odol-Mundwasser ausschließlich in Herrenberg hergestellt.

2017 hatte Odol einen Marktanteil von rund 50 Prozent.[9]

Seit 1989 werden auch verschiedene Zahncremes und Zahnpflege-Kaugummis unter der Bezeichnung Odol-med3 angeboten. Außerdem gibt es Pastillen, Mundsprays und diverse Mundspülungen unter der Markenbezeichnung Odol.

Inhaltsstoffe

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Der Erfolg des Mundwassers veranlasste schon zu Beginn eine Analyse seiner Inhaltsstoffe:

„Odol, ein mit mächtiger Reclame von Deutschland aus als unübertreffliches Mundwasser in die Welt gesetzes Präparat ist nach Schneider in der Ph. Centrh. [= Pharmaceutische Centralhalle für Deutschland (Zeitschrift)] eine spirituöse Auflösung von Salol und Sacharin, parfumirt mit Pfefferminzöl, ein wenig Kümmelöl und Vanillin.“

Notiz in der Rundschau für die Interessen der Pharmacie, Chemie und verwandter Fächer, 19. Jahrgang 1893[10]

Aufgrund zahlreicher Analysen sowie Anleitungen zur Herstellung eines – angeblich oder tatsächlich – identischen Mundwassers sah sich der Hersteller zu einer Gegendarstellung veranlasst:

„In No. 28 Ihrer geschätzten Zeitung bringen Sie aus der »Pharmaceutischen Wochenschrift« eine Vorschrift zur Bereitung unseres Odols. Diese Vorschrift ist in allen Einzelheiten total falsch. Augenscheinlich ist diese Vorschrift entsprungen aus einer Mitteilung von Schneider. Dass die Schneider’schen Untersuchungen in den Haupt-Punkten auf Irrthümern beruhen, ist seither erwiesen worden. Was besonders das Odol-Antisepticum anbelangt, so ist von authentischer Seite bestätigt worden, dass dasselbe nicht Salol, sondern ein neuer Stoff ist, der sich wie kein anderes Antiseptieum grade zum Mund-Antisepticum eignet. Jeder kann sich übrigens leicht überzeugen, dass er bei Ausführung der wiedergegebenen Vorschrift etwas ganz anderes erhält, als Odol. Mit besonderer Hochachtung ergebenst Dresdener Chemisches Laboratorium Lingner.“

Leserbrief in der Rundschau für die Interessen der Pharmacie, Chemie und verwandter Fächer, 20. Jahrgang 1894[11]

Odol wurde Ende des 19. Jahrhunderts als das beste Mundwasser angesehen:

„Mittels dieser Methode ist constatirt worden, dass von den bekannteren Mundwässern das Odol an »andauernder«, fäulnissverhindernder Wirkung die übrigen Mundwässer bei Weitem übertrifft, da das im Odol-Mundwasser emulgirte Antisepticum sich in der Mundhöhle ansetzt, während selbst die stärksten antiseptischen Lösungen wie das Sublimat-Mundwasser nur für die wenigen Minuten des Mundausspülens wirken, da sie von ihren antiseptischen Bestandteilen in der Mundhöhle Nichts zurücklassen. So erklärt sich das verblüffende Resultat, […] dass das neutrale und unschädliche Odol diese sauren stärksten Antiseptica an Wirkungsdauer weit übertrifft.“

Bericht in der Rundschau für die Interessen der Pharmacie, Chemie und verwandter Fächer, 20. Jahrgang 1894[12]

Aufgrund des großen Erfolges wurde offen für angeblich gleichwertige Nachahmerprodukte geworben (siehe nebenstehende Anzeige aus dem Jahre 1894).

Odol enthält 1,2-Propandiol, Ethanol, Wasser, Aromastoffe, ätherische Öle, Sorbitanester und Natrium-Saccharin,[13] Odol extrafrisch zusätzlich Zinkchlorid[14] und Odol plus zusätzlich Bisabolol, Salbeiöl und Cetylpyridiniumchlorid.[15]

Inhaltsstoffe Odol Odol
plus
Odol
extrafrisch
1,2-Propandiol      
Ethanol      
Wasser      
Aromastoffe      
Ätherische Öle      
Sorbitanester      
Natrium-Saccharin      
Bisabolol  
Salbeiöl  
Cetylpyridiniumchlorid  
Zinkchlorid    

Ein älteres Mittel als Odol ist Odontine, ein aus Äther mit Nelken- und Pfefferminzöl bereitetes betäubendes Mittel gegen Zahnschmerzen.

1911 sorgte Reinhold Gerling mit einem Beitrag über den „Odolzauber“ in der Neuen Heilkunst, dass der Umsatz des Mundwassers kurzfristig rückläufig wurde. Erst ein juristisches Verfahren und ein Vergleich legten die Streitigkeiten bei.[16][17]

Das Parseval-Luftschiff Naatz PN 30 trug den Namen „Odol“.

Werbung aus der Anfangszeit

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Literatur

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  • Die größte Mundwasserfabrik der Erde. In: Vom Fels zum Meer, 1901, 20.2., Heft 18, S. 359–360 (mit 12 Abbildungen).
  • Helmut Obst: Karl August Lingner, ein Volkswohltäter? Kulturhistorische Studie anhand der Lingner-Bombastus-Prozesse 1906–1911. V&R unipress, Göttingen 2005, ISBN 3-89971-217-X.
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Commons: Odol – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Wilhelm Pape, Max Sengebusch (Bearb.): Handwörterbuch der griechischen Sprache. 3. Auflage, 6. Abdruck. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1914 (zeno.org [abgerufen am 21. Dezember 2021]).
  2. Karl Ernst Georges: oleum. In: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. 8., verbesserte und vermehrte Auflage. Band 2. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1918, Sp. 1336–1337 (Digitalisat. zeno.org).
  3. pressglas-korrespondenz.de. (PDF) 22. Januar 2021, archiviert vom Original am 22. Januar 2021; abgerufen am 21. Dezember 2021.
  4. Ort Chronik. carlsfeld DE, abgerufen am 21. Dezember 2021.
  5. Così parlò Giacomo. Libero, abgerufen am 22. März 2018 (italienisch).
  6. Mit Odol 30facher Millionär. (Memento vom 28. Juli 2014 im Internet Archive) Hamburger Abendblatt, 11. Januar 1993.
  7. Chlorodont, Seite 7. DENTAL-Kosmetik GmbH & Co. KG, abgerufen am 22. März 2018.
  8. Firmengeschichte (Memento vom 18. März 2016 im Internet Archive)
  9. Die Flasche mit dem Seitenhals. Archiviert vom Original am 3. Oktober 2017; abgerufen am 21. Dezember 2021.
  10. Notizen.„Rundschau“ für die Interessen der Pharmacie, Chemie und verwandter Fächer. Abonnement-Beiblatt des „Pharm(aceutisch)-chem(isch) Allgemeinen Geschäftsblattes“ / Rundschau für die Interessen der Pharmacie, Chemie(, Hygiene) und der verwandten Fächer.( Abonnements-Beiblatt des „(International) Pharmac(eutisch)-chem(isch) Allgemeinen Geschäftsblattes“) / (Pharmaceutische) Rundschau. Wochenschrift für die Interessen der Pharmazie/Pharmacie, Chemie, Hygiene und der verwandten Fächer, Jahrgang 1893, S. 854 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ipc
  11. Odol betreffend.„Rundschau“ für die Interessen der Pharmacie, Chemie und verwandter Fächer. Abonnement-Beiblatt des „Pharm(aceutisch)-chem(isch) Allgemeinen Geschäftsblattes“ / Rundschau für die Interessen der Pharmacie, Chemie(, Hygiene) und der verwandten Fächer.( Abonnements-Beiblatt des „(International) Pharmac(eutisch)-chem(isch) Allgemeinen Geschäftsblattes“) / (Pharmaceutische) Rundschau. Wochenschrift für die Interessen der Pharmazie/Pharmacie, Chemie, Hygiene und der verwandten Fächer, Jahrgang 1894, S. 500 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ipc
  12. Über Mundwässer.„Rundschau“ für die Interessen der Pharmacie, Chemie und verwandter Fächer. Abonnement-Beiblatt des „Pharm(aceutisch)-chem(isch) Allgemeinen Geschäftsblattes“ / Rundschau für die Interessen der Pharmacie, Chemie(, Hygiene) und der verwandten Fächer.( Abonnements-Beiblatt des „(International) Pharmac(eutisch)-chem(isch) Allgemeinen Geschäftsblattes“) / (Pharmaceutische) Rundschau. Wochenschrift für die Interessen der Pharmazie/Pharmacie, Chemie, Hygiene und der verwandten Fächer, Jahrgang 1894, S. 211 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ipc
  13. Odol Original – Inhaltsstoffe. GlaxoSmithKline, abgerufen am 22. März 2018.
  14. Odol Extrafrisch. GlaxoSmithKline, abgerufen am 22. März 2018.
  15. Odol Plus – Inhaltsstoffe. GlaxoSmithKline, abgerufen am 22. März 2018.
  16. Helmut Obst: Karl August Lingner. Ein Volkswohltäter? Kulturhistorische Studie anhand der Lingner-Bombastus-Prozesse 1906-1911. V&R unipress (Verlag), Göttingen 2005, ISBN 978-3-89971-217-9, S. 15.
  17. Andreas Henschel: Das Geheimnis des Odol-Königs. In: Deutsche Apotheker-Zeitung. Nr. 51-52. Deutscher Apotheker Verlag, 2011, S. 41.