San-Marco-Plattform
Koordinaten: 2° 56′ 17″ S, 40° 12′ 44″ O
Die San-Marco-Plattform (San Marco Equatorial Range – SMER, Centro Spaziale Luigi Broglio), kurz San Marco genannt, ist ein ehemaliger italienischer Raketenstartplatz vor der Küste Kenias für den Start von Feststoffraketen. Das zugehörige Broglio Space Centre war 1964 der erste äquatornahe Raketenstartplatz. Seit 1988 ist keine Nutzung der Plattform mehr bekannt.
Namensherkunft
BearbeitenDer Name leitet sich von einem Forschungsprogramm der Universität von Rom (Centro Ricerche Aerospaziali – CRA) her, das aus drei Bestandteilen gebildet wurde:
- Höhenforschungsflüge von Wallops Island und der äquatorialen Plattform aus
- Start eines experimentellen Satelliten San Marco 1 von Wallops Island aus, am 15. Dezember 1964
- Satellitenstarts von der äquatorialen Plattform – Erstflug mit San Marco 2, am 26. April 1967
Geschichte
BearbeitenIm Zeitraum von 1964 bis 1988 wurden 18 Höhenforschungsraketen und neun Scout-Trägerraketen gestartet. Zum Beispiel wurde von der San-Marco-Plattform 1970 der Röntgensatellit Uhuru (Swahili für „Freiheit“) mit einer Scout-Rakete in den Orbit gebracht. Am 16. Februar 1980 wurden von dieser Plattform zur Beobachtung einer totalen Sonnenfinsternis einige Höhenforschungsraketen gestartet. Insgesamt wurden von der Plattform neun Satelliten – je vier italienische und US-amerikanische sowie ein britischer Satellit im Weltraum platziert.[1] Alle Raketenstarts waren erfolgreich.
Obwohl seit 1988, insbesondere durch die Einstellung der Scout-Produktion, keine Nutzung bekannt war, wurde der Startplatz in Startplänen russischer Feststoffraketen Start-1 oder dem europäischen Vega-Programm genannt, da die Zulassung der Plattformen bis 2014 galt.
Technik
BearbeitenDie Starteinrichtungen bestanden aus zwei ehemaligen Ölplattformen (Santa Rita und San Marco) und zwei Versorgungsschiffen, die bei einer Wassertiefe von etwa 20 Meter verankert sind. Der nächste Ort an der Küste ist Malindi. Die Nähe zum Äquator ist für äquatoriale oder äquatornahe Satellitenbahnen vorteilhaft, da wegen höherer Rotationsgeschwindigkeit der Erde,[2] vor allem aber wegen kleiner ausfallender Bahnkorrekturmanöver weniger Treibstoff als bei äquatorfernen Startplätzen benötigt wird.
Tracking Station
BearbeitenIm Malindi hat die ASI mit dem Luigi Broglio Space Center direkt an der Küste eine Satelliten-Tracking-Station mit diversen Satellitenschüsseln bis ca. 13 m Durchmesser. Die Station in Malindi unterstützt Tracking von Raumfahrzeugen und Satelliten in äquatornahen Bahnen für verschiedene Weltraumagenturen. Die ESA betreibt seit 2015 unter dem Dach der ASI dort eine leistungsfähige automatische 2-Meter Trackingantenne für X-Band (MAL-X)[3], die insbesondere für Starts in Kourou und LEOP in äquatornahen Bahnen genutzt wird. Sie wurde beim Start von LISA Pathfinder (LPF) eingesetzt. Mehr internationale Bekanntheit gewann die Station beim Start des James-Webb-Weltraumteleskops. 2° 59′ 45,5″ S, 40° 11′ 39,5″ O
Siehe auch
BearbeitenWeblinks
Bearbeiten- NASA: History of San Marco (PDF, 72 Seiten, 7,5 MB, englisch)
- NASA: History of the Italian San Marco Equatorial Mobile Range (PDF, 152 Seiten, 25 MB, englisch)
- San Marco in der Encyclopedia Astronautica (englisch)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Technikfolgenabschätzung (TA). Fernerkundung: Anwendungspotenziale in Afrika. Deutscher Bundestag 2013. Drucksache 18/581, Seite 58
- ↑ Sterne und Weltraum, Digitalisat der University of Michigan vom 19. März 2010, Band 38, Seite 529. Verlag Bibliographisches Institut, 1999: „Zudem beginnt die Reise bei Sea Launch exakt auf dem Äquator, so daß die Erdrotation maximal ausgenutzt werden kann, wenn eine geostationäre Umlaufbahn gewünscht wird“ (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Javier de Vicente, Filippo Concaro, Peter Droll, Guillaume Autret, Luca Foiadelli: MAL-X: An X-Band terminal in Malindi for the LEOP support of ESA missions. In: SpaceOps 2016 Conference. American Institute of Aeronautics and Astronautics, Daejeon, Korea 2016, ISBN 978-1-62410-426-8, doi:10.2514/6.2016-2609 (aiaa.org [abgerufen am 28. Dezember 2021]).