Santa Maria degli Angeli e dei Martiri
Santa Maria degli Angeli e dei Martiri | |
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Fassade der Basilika Santa Maria degli Angeli e dei Martiri | |
Basisdaten | |
Patrozinium: | Santa Maria degli Angeli e dei Martiri |
Kardinalpriester: | Anders Arborelius OCD |
Anschrift: | Piazza della Repubblica 00185 Roma |
Die Basilika Santa Maria degli Angeli e dei Martiri ist eine Kirche in Rom. Sie befindet sich an der Piazza della Repubblica nahe dem Hauptbahnhof Termini. Sie ist eine Titelkirche der römisch-katholischen Kirche.
Baugeschichte
BearbeitenEs entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass S. Maria degli Angeli e Martiri auf den ehemaligen Thermen des größten Christenverfolgers Diokletian entstanden ist.
Entwürfe, deren zentrale Aula in eine Kirche umzuwandeln, hatten schon im frühen 16. Jh. Giuliano da Sangallo und Baldassare Peruzzi vorgelegt.[1] Diese Idee nahm 1541 Antonio Del Duca, ein sizilianischer Priester, wieder auf mit der Begründung, dass ihn in einer übernatürlichen Erscheinung Märtyrer und Engel dazu aufgefordert hätten, aus den antiken Ruinen ein Gotteshaus zu schaffen. Vergeblich versuchte er, den damaligen Papst Paul III. von der Umsetzung dieser Vision zu überzeugen. Anlässlich des Heiligen Jahres 1550 fand er bei Julius III. Gehör. Dieser erklärte sich dazu bereit, die Aula kirchlich zu weihen und gestattete ihm, vierzehn provisorische Altäre aufstellen zu lassen.
Wie der mit ihm befreundete Chronist Mattia Catalani[2] erzählt, stellte Del Duca diese innerhalb von 14 Tagen auf und malte die Namen der ihm erschienen Märtyrer auf die Säulen und Wände des Frigidariums (3).[3]
Seinem Plan zufolge betraten die Rompilger die Diokletiansthermen im Nordwesten, wobei ihnen die dortige Palästra (5) als Eingangsbereich diente.[4] Dann zogen sie weiter durch die von zahlreichen Seitenräumen flankierte Aula bis auf die Höhe des Tepidariums (2), wo sie südwestlich den von Del Duca dort angesiedelten Hauptaltar (X) vorfanden. Bei seinem Projekt hatte Del Duca in dem 140m langen und 50m breiten Zentralbereich der Thermen bereits das zukünftige Langhaus vor Augen und sich damit auch schon für die Ausrichtung der zukünftigen Kirche entschieden. Sein Provisorium enthielt jedoch noch keinerlei architektonisches Konzept, ja er hatte sogar noch nicht einmal die verstreuten Trümmer der Halle entfernt. Dadurch erwies sich seine Planung als ephemer und die Anlage wurde schon kurz nach den Feierlichkeiten wieder von den Neffen des Papstes für ihre Reitschule und als Jagdgelände genutzt.
Der neue Papst hingegen, Pius IV., setzte sich gleich nach seinem Amtsantritt 1559 für eine Umwandlung des Frigidariums zur Kirche ein. Er vermachte die Thermen dem Kartäuserorden mit der Auflage, dort ein Kloster zu errichten und die Anlage instand zu halten.1561 legte der Papst dann den Grundstein für den Altar nach der Vision Del Ducas benannten Kirche der Beatissimae Virgini et omnium Angelorum et Martyrum. Noch im selben Jahr vertraute er sein Projekt dem 86 jährigen Michelangelo an, der damals für die Bauarbeiten am neuen Petersdom verantwortlich war, und bat ihn um einen Entwurf sowie einen ungefähren Kostenvoranschlag. Möglicherweise hatte ihm Michelangelo seine Vorschläge kurz danach anlässlich einer gemeinsamen Besichtigung unterbreitet. Offensichtlich überzeugte er dabei durch sein großes Fachwissen und seinen Respekt vor den antiken Bauten, wobei er auch die Notwendigkeit von deren Sicherung und Restauration unterstrich.
Für ihn kamen zwei Varianten in Frage:
a) entweder die Ausrichtung Del Ducas als eindrucksvolles Langschiff zu übernehmen oder aber b) sie um 90° zu drehen, um die schmalere Achse mit der antiken Abfolge von Caldarium (1), Tepidarium (2), Frigidarium (3) wieder aufleben zu lassen und den Altar in den Nordosten zu platzieren, wie es bereits Sangallo und Peruzzi in ihren Skizzen von 1515 und 1520 angedeutet hatten.[5]
Michelangelo hatte keine Pläne hinterlassen, auch die Veduten der Thermen aus dieser Zeit sind nicht sehr erhellend. Daher ist man weitgehend auf Mutmaßungen angewiesen. Möglicherweise inspiriert vom Lehrbuch De re aedificatoria VIII, 10, des Architekturtheoretikers Leon Battista Alberti, der die Räume im Südwesten (G,H) als „Vestibula“ betitelte, benutzte auch er diese als Vestibül, d. h. als Eingangsbereich, wodurch die weitläufige Aula der Thermen nicht mehr das Hauptschiff blieb, sondern zum Querschiff wurde. Dessen ersten Eingang im Nordwesten baute er mittels zweier Wände zum Vestibül aus (E) und öffnete in identischer Form einen weiteren Zugang am südöstlichen Ende (F).
Diese Maßnahmen mögen auf Anhieb absurd erschienen sein, denn Del Ducas Eingang, obgleich auch von Trümmern übersät, konnte man damals zumindest passieren. Doch der Bereich vor dem Caldarium im Südwesten war völlig unzugänglich, weshalb Del Duca die Rotunde als Sakristei bestimmt hatte. Anders Michelangelo: Er wollte die Kirche nicht alleine an die spätere Via Pia anbinden, sondern sie urbanistisch und visionär auch auf das Zentrum Roms ausrichten, so zum einen Richtung Kapitol, zum anderen hin zu S. Maria Maggiore, wie es später ausgehend von der Piazza della Republica mittels der Via Nazionale und der Via Torino auch erfolgte.[6]
Sein neues Querschiff erweiterte er durch vier Seitenräume (A,B,C,D), so dass sich sein Eindruck dem eines Zentralraums annäherte. Dann maß er die Entfernung zwischen den Querschiffportalen und übertrug sie auf die neue Längsschiff-Achse, um damit die Maße für den neu geplanten Mönchchors festzulegen. Entsprechend den strengen liturgischen Anforderungen der Karthäuser musste er vom Kreuzgang aus gut erreichbar sein, durfte aber der Öffentlichkeit keinen Einblick gewähren. Diesen Vorgaben entsprach Michelangelo mit nur unerheblichen Kosten, indem er den Altar an den Ansatz des Chores platzierte, wodurch er, hinterfangen von zwei antiken Säulen, den Kirchenbesuchern keinen Einblick in das Oratorium gewährte. Damit schaffte es Michelangelo, was mit Del Ducas Leitachse nicht möglich gewesen wäre, allen Anforderungen des Ordens zu entsprechen. Seine Entscheidung bot zudem den Vorteil, dass er für den Chor den ehemaligen Zugang zur Natatio (4) und für die Errichtung des ihm aufgetragenen Kreuzgangs deren nordöstliche Mauern verwenden
konnte.
Obgleich Michelangelo einen Chor (I) anbaute, den Fußboden um 2 Meter anhob und vier Zwischenwände einzog, kamen die antiken
Strukturen in keiner Weise zu Schaden. Es lag nicht in seinem Bestreben, bei seinem Umbau die Antike mit einer christlichen Kirche zu übertrumpfen, sondern er ließ den römischen Thermensaal nahezu unverändert und verzichtete sogar darauf, am Eingang die Ziegelmauer des Caldariums mit einer Fassade zu verblenden.
Nach dem Tode Michelangelos 1565 blieben die Arbeiten weitgehend stecken, da der anschließend regierende Pius V. die Verwendung heidnischer Bauten für Kirchen nicht billigen wollte. Anders verhielt sich Gregor XIII., der angesichts des Heiligen Jahres 1575 eine entscheidende Überformung von Michelangelos Projekt vornahm, was der antiken Anlage ihre Großzügigkeit raubte. So verengte er den Eingangsbereich (G), indem er die Achse zum Altar mit sechs Kapellen verbaute. Da S. Maria degli Angeli e Martiri inzwischen von einer Kloster- zu einer Titelkirche umgewandelt worden war, hob man außerdem die Trennung zwischen Kirche und Chor auf: Der Altar wurde in diesem Zusammenhang nach hinten in die Apsis versetzt und der Nordwest-Eingang geschlossen.
Anfang des 18. Jhs. hatte man dann das nordwestliche Vestibül (E) in eine Kapelle des Hl. Bruno umgewandelt. Ähnlich verfuhr man auch wenige Jahre später mit dem südöstlichen Vestibül (F).
In der Zeit von Vanvitelli beseitigte man auch die mit Tonnengewölben überdeckten Raumteile (A,B,C,D), die Michelangelo einst als Kapellen vorgesehen hatte. Aus seinem Zentralbau entstand nun ein griechisches Kreuz.
Ähnlich verfuhr Vanvitelli mit der Ausstattung: die einst von Michelangelo ganz in weiß gehaltenen Wände und Gewölbe wurden mit Stuckverzierungen, Lisenen und umlaufenden Gesimsen verkleidet. Außerdem veranlasste Vanvitelli, dass zahlreiche Altarbilder, die im Petersdom durch Feuchtigkeit gefährdet waren, aus konservatorischen Gründen in die von ihm neu hergerichtete Kirche kamen. Zuletzt verblendete er am Eingang die bis dahin noch im ursprünglich römischen Stil gehaltene Exedra des Caldariums mit einer Barockfassade, was Anfang des 20. Jhs. allerdings wieder rückgängig gemacht worden ist, und glich damit die Kirche ganz dem Geschmack des 18.Jhs. an.
In der Kirche sind zahlreiche bedeutende Personen der italienischen Geschichte bestattet, darunter Armando Diaz und Paolo Thaon di Revel,[7] und die Barockmaler Salvator Rosa und Carlo Maratta.
Die Linea Clementina
BearbeitenBesonders bemerkenswert ist der mit wissenschaftlicher Genauigkeit in den Fußboden eingearbeitete Meridian. Diese knapp 45 Meter lange Bronzelinie diente als Gnomon und war ein Bezugspunkt für mathematische und astronomische Berechnungen. Sie ermöglichte es, die Tagundnachtgleiche im Frühjahr abzulesen und damit den Termin des Osterfestes zu bestimmen. Zugleich sollte sie die Zuverlässigkeit des Gregorianischen Kalenders veranschaulichen. Kurz nach seiner Wahl im Jahr 1700 hatte Papst Clemens XI. eine Kommission zur Überprüfung des Gregorianischen Kalenders eingesetzt. Deren nomineller Vorsitzender war Kardinal Enrico Noris OSA (1631–1704). Die faktische Leitung der päpstlichen Kalenderkommission samt den für das Anbringen der Mittagslinie erforderlichen Berechnungen übernahm der Mathematiker, Astronom und kanonische Sekretär Francesco Bianchini.[1] Diese „Linea Clementina“ wurde am 6. Oktober 1702 von Papst Clemens XI. ihrer Bestimmung übergeben.
Orgel
BearbeitenDie Orgel wurde im Jahre 2000 von dem Orgelbauer Barthélémy Formentelli (Valpolicella, Veneto) erbaut. Das Instrument ist ein Geschenk der Römer an Papst Johannes Paul II. anlässlich des „Grande Giubileo 2000“.[8] Das Orgelgehäuse ist aus Wildkirschholz gefertigt. Es ist 12 m hoch und 11 m breit. Das Instrument hat 77 Register (5400 Pfeifen) und ein Effektregister auf vier Manualen und Pedal. Die Spiel-
und Registertrakturen sind mechanisch.[2][9]
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- Koppeln: I/II, III/II, III/P
- Spielhilfen: Kombinationen, Usignolo
Siehe auch
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Valentin Kockel, Brigitte Sölch (Hrsg.): Francesco Bianchini (1662–1729) und die europäische gelehrte Welt um 1700. Akademie-Verlag, Berlin 2005. ISBN 3-05-004133-1. S. 22.
- ↑ a b Zur Disposition (italienisch)
- ↑ Die Bezeichnung der Thermenräume wird in der internationalen Forschung uneinheitlich gehandhabt. Während man in der deutschen Literatur ausgehend vom Caldarium eine Abfolge von Tepidarium, Frigidarium und Natatio vertreten findet, wird sie von den italienischen Autoren oft als Nymphäum, Tepidarium, Frigidarium interpretiert, weil sie das Frigidarium mit der Natatio gleichsetzen. Die Angelsachsen hingegen behelfen sich beim Frigidarium bisweilen mit dem neutralen Begriff great hall.
- ↑ Bruno Zevi: S. Maria degli Angeli e Martiri. In: Michelangelo Architetto, Istituto Universitario di Storia dell‘Architettura di Venezia. Giulio Einaudi, Turin 1964, S. „763–72".
- ↑ Alessandro Nova: Michelangelo. Der Architekt. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1984, S. „155 ff.".
- ↑ Bruno Zevi:: ebda. S. „769 f.
- ↑ www.santamariadegliangeliroma.it
- ↑ Nähere Informationen zur Orgel (italienisch), siehe auch die Informationen (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. zur Orgel (deutsch)
- ↑ Informationen zur Orgel
Weblinks
BearbeitenKoordinaten: 41° 54′ 11,4″ N, 12° 29′ 49,1″ O