Thunau am Kamp

Ortschaft und Katastralgemeinde im Bezirk Horn

Thunau am Kamp ist ein Ort und eine Katastralgemeinde der Marktgemeinde Gars am Kamp im Bezirk Horn in Niederösterreich.

Thunau am Kamp (Dorf)
Ortschaft
Katastralgemeinde Thunau am Kamp
Thunau am Kamp (Österreich)
Thunau am Kamp (Österreich)
Basisdaten
Pol. Bezirk, Bundesland Horn (HO), Niederösterreich
Gerichtsbezirk Horn
Pol. Gemeinde Gars am Kamp
Koordinaten 48° 35′ 40″ N, 15° 39′ 21″ OKoordinaten: 48° 35′ 40″ N, 15° 39′ 21″ Of1
Höhe 298 m ü. A.
Einwohner der Ortschaft 404 (1. Jän. 2024)
Fläche d. KG 5,89 km²
Postleitzahl 3571f1
Vorwahl +43/02985f1
Statistische Kennzeichnung
Ortschaftskennziffer 03946
Katastralgemeinde-Nummer 10062
Zählsprengel/ -bezirk Thunau am Kamp (31106 007)
Bild
Thunau am Kamp mit dem Kamp im Vordergrund und der Burg Gars im Hintergrund
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; NÖGIS
404

Geografie

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Der Ort liegt im Kamptal am rechten Flussufer gegenüber von Gars am Kamp. Die Seehöhe in der Ortsmitte beträgt 298 Meter. Die Fläche der Katastralgemeinde umfasst 5,89 km². Die Einwohnerzahl beläuft sich auf 404 Einwohner (Stand: 1. Jänner 2024[1]).

Postleitzahl

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In der Marktgemeinde Gars am Kamp finden mehrere Postleitzahlen Verwendung. Thunau am Kamp hat die Postleitzahl 3571.

Bevölkerungsentwicklung

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Anzahl Einwohner
(Quelle: Ortslexikon Niederösterreich[2])
Jahr 18301890192319511961197119912001
Einwohner 319568723756643597502464

Geschichte

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Thunau am Kamp, Ansichtskarte um 1910

Thunau am Kamp war bereits während der Jungsteinzeit besiedelt.[3] Die auf dem Schanzberg in der La-Tène-Zeit entstandene und zwischen 1965 und 1990 untersuchte Höhensiedlung ist eine der wichtigsten Fundstellen dieser Epoche in Österreich.[4] Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit war die Geschichte des Ortes eng mit jener der Festung Thunau verbunden. Mit der Inbetriebnahme der Kamptalbahn entwickelte sich Thunau am Kamp, wo seit 1899 das „Hotel Šimunek“ bestand, zu einer bedeutenden Sommerfrische. Nach 1945 konnte der Ort nicht mehr an die Tradition der Sommerfrische anschließen. Veränderte Reisegewohnheiten, aber auch der Bau der Kamptal-Stauseen, der zu einem starken Temperaturrückgang des von zahlreichen Badeanstalten gesäumten Kamps führte, entzogen dem Tourismus im Kamptal seine wichtigsten Grundlagen.[5]
1938 wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde der Gemeinde Gars am Kamp angeschlossen,[6] 1945 wurde sie wieder selbstständig. 1971 wurde sie im Zuge der Gemeindezusammenlegungen zu einem Ortsteil der Marktgemeinde Gars am Kamp.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Blick von der Hamerlingwarte auf die Burgruine Gars sowie die Kirche St. Gertrud und den Friedhof in Thunau am Kamp
 
Ehemalige Pfarrkirche hl. Getrud am Südosthang des Burgberges
 
Warenhaus Georg Obenaus“ am heimlichen Hauptplatz von Thunau
 
Burgruine Gars sowie die Kirche St. Gertrud in Thunau am Kamp
  • Burgruine Gars am Kamp: Die Burg wurde in der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts als Residenz der Babenberger errichtet. Im 12. Jahrhundert von einem Zweig der Kuenringer genutzt, kam es im Mittelalter und in der Neuzeit zu zahlreichen Besitzwechseln. Im ausgehenden 17. Jahrhundert wurde sie schlossartig ausgebaut. Der Verfall zur Ruine begann im ausgehenden 18. Jahrhundert. Die Ruine ist frei zugänglich und wird kulturell, unter anderem für Opernfestspiele genutzt.[7]
  • Burgruine Schimmelsprung
  • Katholische Pfarrkirche Thunau am Kamp hl. Gertrud: Die neben der Festung gelegene Kirche St. Gertrud besteht vermutlich schon seit dem 10. Jahrhundert. Der Bau mit seinem spätromanischen Langschiff enthält zahlreiche bedeutende Fresken aus dem 14. und 15. Jahrhundert.[8]
  • Befestigte Höhensiedlung Thunau am Kamp: An der Fundstelle Schanzberg wurde das Südtor der „Schanze“, einer slawischen Befestigungsanlage aus dem 9. Jahrhundert rekonstruiert. Der archäologische Park ist frei zugänglich.

Wirtschaft und Infrastruktur

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Brandschutz

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  • Freiwillige Feuerwehr Thunau
 
Bahnhof Gars-Thunau

Thunau am Kamp ist durch zwei Straßenbrücken an Gars am Kamp und die Kamptalstraße (B34) angebunden. Der Ort liegt an der Kamptalbahn. Die ÖBB betreiben den Bahnhof Gars-Thunau, der sich auf Thunauer Ortsgebiet befindet. Das Linienbusunternehmen PostBus fährt die Haltestelle Thunau Schlossberg an der Linie 1310 (HornSt. Leonhard am Hornerwald) an. Der 115,6 Kilometer lange Kamptalradweg mit seinem Ausgangspunkt in Altenwörth und seinem Zielpunkt in Zwettl führt durch Thunau.

Seit 1995 fährt der Garser Bus, eine Initiative des Wirtschaftsvereins „Gars Innovativ“, jeweils freitags an Werktagen Thunau am Kamp, alle anderen Ortsteilen und weitere Orte der Umgebung an, um Personen, die keinen PKW besitzen und keinen Anschluss an den ÖPNV haben, Einkäufe und Erledigungen in Gars am Kamp zu ermöglichen.[9][10]

Bedeutende in Thunau am Kamp geborene oder hier wirkende Menschen

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Heimito von Doderer lebte und arbeitete im August 1956 eine Woche im „Hotel Blauensteiner“ seines Freundes und Lieblingswirtes Franz Blauensteiner in Gars-Thunau.

Literatur

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  • Franz Xaver Schweickhardt: Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens, durch umfassende Beschreibung aller Burgen, Schlösser, Herrschaften, Städte, Märkte, Dörfer, Rotten etc. etc., topographisch-statistisch-genealogisch-historisch bearbeitet und nach den bestehenden vier Kreis-Vierteln [alphabetisch] gereiht. [Teil:] Viertel Ober-Manhardsberg. 6 von 34 Bänden. 4. Band: Gars bis Drosendorf. Anton Benko, Wien 1840, S. 28 (ThunauInternet Archive).
  • Franz Eppel: Das Waldviertel. Seine Kunstwerke, historischen Lebens- und Siedlungsformen. 8. Aufl., Salzburg 1984, ISBN 3-900173-01-X, S. 219–220.
  • Herwig Friesinger: Die Befestigungsanlagen in Thunau. 5000 Jahre Siedlung im Garser Raum. Eggenburg 1975.
  • Julius Kiennast: Chronik des Marktes Gars in Nieder-Oesterreich. Horn 1920, S. 148–150.
  • Ilse Schopf: St. Gertrud, die mittelalterliche Pfarrkirche von Gars/Thunau. In: Das Waldviertel. 51. Jg., H. 4 (2002), S. 377–396.
  • Andreas Weigel: Die Sommerfrische im Wandel der Zeiten. In: Bettina Marchart und Markus Holzweber (Hrsg.): Garser Geschichte’n’. Gars am Kamp. Tausende Jahre Kulturlandschaft. 2014, ISBN 978-3-9503541-3-3, S. 521–588.
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Commons: Thunau am Kamp – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2024 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2024), (ODS, 500 KB)
  2. Kurt Klein (Bearb.): Historisches Ortslexikon. Statistische Dokumentation zur Bevölkerungs- und Siedlungsgeschichte. Hrsg.: Vienna Institute of Demography [VID] d. Österreichische Akademie der Wissenschaften. Niederösterreich Teil 2, Thunau am Kamp, S. 43 (Onlinedokument, Erläuterungen. Suppl.; beide PDF – o.D. [aktual.]).
  3. Elisabeth Ruttkay: Zwei endneolithische Brandgräber aus Gars am Kamp, Thunau, VB Horn, Niederösterreich. Beitrag zur Gräberkunde des Endneolithikums. Belgrad 1992, S. 281–197.
  4. Maciej Karwowski: Thunau am Kamp – Eine befestigte Höhensiedlung. Wien 2006, ISBN 978-3-7001-3603-3.
  5. Susanne Hawlik: Sommerfrische im Kamptal. Der Zauber einer Flusslandschaft. Wien-Köln-Weimar 1995. ISBN 978-3-205-98315-6.
  6. Michael Rademacher: Kreis Horn. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Eintrag zu Thunau am Kamp in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts
  8. Franz Eppel: Das Waldviertel. Seine Kunstwerke, historischen Lebens- und Siedlungsformen. 8. Aufl., Salzburg 1984, ISBN 3-900173-01-X, S. 220.
  9. Artikel zum Garser Bus im Magazin „Raum und Ordnung“ der NÖ Landesregierung (PDF; 14 kB).
  10. Fahrplan Garser Bus 2019. Abgerufen am 19. April 2019.
  11. Die Hundertwasser-Jahre in Gars und Horn. (Memento des Originals vom 27. August 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gars.at (PDF; 3,8 MB) Als Friedensreich noch Friedrich war. In: Garser Gemeindenachrichten. September 2011, S. 10.