Tomburg

Burgruine nahe dem Rheinbacher Ortsteil Wormersdorf

Die Tomburg ist die Ruine einer Höhenburg nahe dem Rheinbacher Ortsteil Wormersdorf bei Bonn. Sie liegt in einem kleinen Naturschutzgebiet auf dem 309,7 m ü. NHN[1] hohen Tomberg.

Tomburg
Ruine Tomburg auf dem Tomberg

Ruine Tomburg auf dem Tomberg

Staat Deutschland
Ort Rheinbach-Wormersdorf
Entstehungszeit um 900
Burgentyp Höhenburg
Erhaltungszustand Reste des Bergfrieds, Brunnen
Ständische Stellung Adlige, Grafen
Geographische Lage 50° 36′ N, 6° 58′ OKoordinaten: 50° 35′ 43,6″ N, 6° 58′ 25,4″ O
Höhenlage 309,7 m ü. NHN
Tomburg (Nordrhein-Westfalen)
Tomburg (Nordrhein-Westfalen)
Gemälde aus den 1920er Jahren von Fritz von Wille

Der Tomberg lässt sich naturräumlich innerhalb der Osteifel dem diese nach Norden zur Niederrheinischen Bucht abdachenden Swist-Eifelfuß (Rheinbacher Wald) zuordnen und bildet eine singuläre Erscheinung in dieser Region.[2] Er ist in geologischer Hinsicht ein Relikt aus dem Tertiär, als flüssige Lava aus dem Erdinneren aufstieg und nach Erosion der Deckschichten eine kegelförmige Basaltkuppe hinterließ, und gilt als nördlichster Vulkan des Hocheifel-Vulkanfeldes[3] oder peripherer südwestlicher des Siebengebirgs-Vulkanfeldes[4].

Geschichte

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Siedlungsspuren auf dem Tomberg können bis in das 4. Jahrhundert zurückverfolgt werden und lassen auf eine Nutzung durch die Römer schließen. Die Burg entstand um 900 und wurde in späteren Jahrhunderten stark ausgebaut.

Der Pfalzgraf Ezzo und seine Ehefrau Mathilde, eine Schwester Kaiser Ottos III., residierten um 1000 in der Tomburg. Ihre Tochter Richeza wurde Königin von Polen, Sohn Otto erbte die Pfalzgrafschaft, wurde 1045 Herzog von Schwaben und starb 1047 auf der Tomburg. Mitte des 11. Jahrhunderts gehörte die Burg zum Erzbistum Köln. In einer Urkunde von 1052 bestätigte Papst Leo IX. dem Erzbischof Hermann II. von Köln, dass neben weiteren Orten auch die Tomburg mit zugehöriger Kirche zum Erzbistum gehört.[5] Als Lehensnehmer folgten die Grafen von Kleve ab 1090 und 1230 die Herren von Müllenark als Burgherren. Zusätzlich erhielt Konrad Müllenark 1253 von Graf Dietrich IV. von Kleve das Burggrafenrecht von Tomburg.[6] Sie nannten sich seit dieser Zeit „von Tomburg“.

Nach einer wechselvollen Geschichte verlor die Burg vom 14. Jahrhundert an ihre militärische Bedeutung. Denen von Tomburg, die sich als Raubritter betätigten, diente sie als Rückzugsort. Nach 1420 gab es durch Erbteilung mehrere Besitzer. Nach einem Streit mit Friedrich von Sombreff, Herrn zu Tomburg und Landskron, eroberte der Herzog von Jülich die Tomburg. Nach ihrer fast vollständigen Zerstörung am 7. September 1473 wurde sie nicht wieder aufgebaut.

Heutige Situation

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Bis in die Neuzeit dienten Ruine und Burgberg als Basaltsteinbruch. Dennoch sind ca. 70 % des Tombergs und Teile des Bergfrieds erhalten geblieben. Auch der Burgbrunnen mit einer Tiefe von 46 m ist noch vorhanden, der 1883 vom örtlichen Heimatverein ausgeschachtet wurde. Dabei wurden zahlreiche archäologische Funde, wie steinerne Kanonenkugeln, gemacht.

In den Jahren 2017 und 2018 wurde die Burgruine mit Unterstützung der Stiftung Denkmalschutz saniert.[7][8] Am 1. Dezember 2017 wurde der gemeinnützige Verein „Freundeskreis Tomburg“ gegründet.[9]

Naturschutz

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Die Tomburg liegt im Naturschutzgebiet Tomberg.[10] Angrenzend ist das Natura 2000 Schutzgebiet Wiesen bei Ruine Tomberg ausgewiesen.[11][12]

Sagen vom Burgbrunnen

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Einer Sage nach soll auf dem Grund des Bodens des erhaltenen Burgbrunnens eine goldene Wiege liegen. Das Kind, das einst in der Wiege lag, sei der Sage nach zuvor verstorben. Der Graf habe die goldene Wiege hinabwerfen lassen, damit die Trauer der Gräfin endete. Einer weiteren Sage nach soll im Brunnen ein Schlüssel liegen, der die Schatzhöhle des letzten Ritters der Tomburg öffnet. Der Schatz werde aber von Doggen bewacht, welche auf die Rückkehr ihres Herren warten, der mit Hilfe des Schatzes die Burg erneut errichten soll.[13][14]

Rezeption

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Literatur

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  • Dietmar Pertz: Die Tomburg bei Rheinbach. In: Rheinische Kunststätten, Heft 504, Köln 2008, ISBN 978-3-86526-026-0.
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Commons: Tomburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Angabe laut Digitalem Geländemodell (abrufbar im Kartendienst TIM-online)
  2. Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung (Hrsg.); Ewald Glässer (Bearb.): Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 122/123. Selbstverlag, Bonn-Bad Godesberg 1978, ISBN 3-87994-328-1, S. 5. (=Geographische Landesaufnahme 1:200.000. Naturräumliche Gliederung Deutschlands)
  3. „Die Geschichte in Stein“, Blick aktuell, 1. Juni 2016
  4. Bruno P. Kremer: Kegel und Kuppen. In: Bruno P. Kremer (Hrsg.): Das Siebengebirge. Wienand Verlag, Köln 2002, ISBN 3-87909-770-4, S. 13–25 (hier: S. 22).
  5. Theodor Joseph Lacomblet: Urkunde 187. In: Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins oder des Erzstiftes Cöln. Teil 1, 1840, S. [135]119 (online [abgerufen am 17. Juni 2015] 779–1200).
  6. Christoph Jacob Kremer. In: Akademische Beiträge zur gülch- bergischen Geschichte. Unter: Abschnitt Urkunden, Urkunde LXXXIII vom 11. Wintermonat (November) 1253. 1781, Mannheim, Hrsg. A. Lamey, S. [323]104. Onlinefassung
  7. Denkmalschutz - Arbeiten an der Tomburg in Rheinbach sind beendet. In: General-Anzeiger Bonn. 3. Juli 2018 (general-anzeiger-bonn.de [abgerufen am 27. Oktober 2018]).
  8. Bautagebuch: die Mauerkronen bilden den Abschluss – Tomburg-Forschung. Abgerufen am 27. Oktober 2018.
  9. Freundeskreis Tomburg e. V. Abgerufen am 3. April 2020.
  10. Naturschutzgebiet „Tomberg“ im Fachinformationssystem des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen, abgerufen am 26. März 2023.
  11. Natura-2000-Gebiet: „Wiesen bei Ruine Tomberg“ im Fachinformationssystem des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen, abgerufen am 26. März 2023.
  12. Wiesen bei Ruine Tomberg. Bundesamt für Naturschutz, abgerufen am 26. März 2023.
  13. Joseph Pesch: Geschichtliches und Wanderungen, 1901; abgerufen am: 15. März 2017
  14. Helmut Fischer: Sagen aus dem Land an Rhein und Sieg, Erfurt 2011, S. 77