Turda
Turda (deutsch Thorenburg, ungarisch Torda) ist eine Stadt im Kreis Cluj in der Region Siebenbürgen in Rumänien.
Turda Thorenburg Torda | ||||
---|---|---|---|---|
| ||||
Basisdaten | ||||
Staat: | Rumänien | |||
Historische Region: | Siebenbürgen | |||
Kreis: | Cluj | |||
Koordinaten: | 46° 34′ N, 23° 47′ O | |||
Zeitzone: | OEZ (UTC+2) | |||
Höhe: | 330 m | |||
Fläche: | 91,43 km² | |||
Einwohner: | 43.319 (1. Dezember 2021[1]) | |||
Bevölkerungsdichte: | 474 Einwohner je km² | |||
Postleitzahl: | 401xxx | |||
Telefonvorwahl: | (+40) 02 64 | |||
Kfz-Kennzeichen: | CJ | |||
Struktur und Verwaltung (Stand: 2024[2]) | ||||
Gemeindeart: | Munizipium | |||
Oberbürgermeister : | Cristian-Octavian Matei (PNL) | |||
Postanschrift: | P-ța 1 Decembrie 1918, nr. 28 loc. Turda, jud. Cluj, RO–401184 | |||
Website: |
Geographische Lage und Verkehr
BearbeitenTurda liegt im Westen vom Siebenbürgischen Becken nordöstlich des Trascău-Gebirges (Munții Trascăului) im historischen Komitat Torda-Aranyos. Am Fluss Arieș – ein rechter Nebenfluss des Mureș (Mieresch) – und an der Europastraße E 60 und E 81, befindet sich Turda etwa 30 Kilometer südöstlich von der Kreishauptstadt Cluj-Napoca (Klausenburg) entfernt. Nach Turda führt die Bahnstrecke Câmpia Turzii–Turda (eine Zweigbahnstrecke der Bahnstrecke Cluj Napoca–Războieni) und von hier weiter führte bis Abrud (Großschlatten) im Motzenland, die 1998 stillgelegte Schmalspurbahn. Wegen touristischem Zweck ist gelegentlich die Schmalspurbahn, mit einer Dampflok und zwei Waggons, auf etwa 12 Kilometer, bis Roșia Montană (Goldbach) im Kreis Alba, im Einsatz.[3]
Seit etwa Dezember 2010 verläuft bei Turda auch die rumänische A3, die so genannte „Autostrada Transilvania“ (Siebenbürgenautobahn).
Geschichte
BearbeitenTurda war zuerst eine Siedlung der Daker (Potaissa), später dann eine römische Festung, um die herum sich dann ein Dorf und später eine Kolonie bildete. In der weiteren Umgebung wurde zur Zeit der Römer Salz abgebaut. Um das Jahr 110 ließ Kaiser Trajan zwischen Potaissa und Napoca eine Straße auf dem heutigen Areal Turdas bauen. 1197 wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt. 1278 verschenkte König Ladislaus der Kumane die Salzgruben dem Weißenburger Bistum (heute Alba Iulia). Im Mittelalter galt Turda als Hauptstadt des siebenbürgischen Komitatsbodens. Daher war es der Ort der transsilvanischen Generalversammlung des Adels, die unter dem Vorsitz eines vom ungarischen König aus dem Hochadel eingesetzten Woiwoden stattfand. Dieser Versammlung (universitas nobilium) und Beratungsgremium oblag die oberste Rechtsprechung. Auf dem Thorenburger Landtag im Januar 1568 wurde mit dem Edikt von Torda rechtlich erstmals die (eingeschränkte) Religionsfreiheit in Europa festgelegt.
Seit 1920 gehört die Stadt zu Rumänien, ungarisch- und deutschsprachige Bewohner sind heute gegenüber den ethnischen Rumänen in der Minderheit. Heute ist die Stadt ein wichtiger Standort für Chemieindustrie und Bauwirtschaft.[4]
Bevölkerung
BearbeitenDie Bevölkerung der Gemeinde entwickelte sich wie folgt:
Volkszählung | Ethnie | |||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Jahr | Bevölkerung | Rumänen | Ungarn | Deutsche | Andere | |||
1850 | 8.743 | 1.861 | 6.287 | 155 | 440 | |||
1930 | 21.428 | 8.332 | 10.602 | 532 | 1.962 | |||
1966 | 44.980 | 36.544 | 7.622 | 125 | 689 | |||
1992 | 61.200 | 51.631 | 7.114 | 95 | 2.360 | |||
2002 | 55.887 | 47.442 | 5.618 | 83 | 2.744 | |||
2011 | 47.744 | 36.785 | 3.905 | 35 | 7.019 | |||
2021 | 43.319 | 31.387 | 2.566 | 12 | 9.354 (1.745 Roma) |
Die höchste Einwohnerzahl der heutigen Stadt – und gleichzeitig die der Rumänen – wurde 1992 ermittelt. Die höchste Bevölkerungszahl der Magyaren wurde 1930, die der Roma (2703) wurde 2002 und die der Deutschen (657) wurde 1941 registriert. Ein sprunghafter Anstieg der rumänischen Bevölkerung ist von 1930 bis 1940, eine sprunghafte Abnahme der ungarischen nach 1940 zu verzeichnen. Des Weiteren wurden bei fast jeder Aufnahme Slowaken (höchste Anzahl 149 1930), Serben (höchste Anzahl 12 1930) und Ukrainer (höchste Anzahl acht 1992) registriert.[5]
2002 wurden in Turda auch elf Italiener, zehn Juden, vier Ukrainer, je zwei Türken, Serben, Slowaken, Griechen und Polen und je ein Lipowaner, ein Chinese und ein Armenier gezählt; drei Personen wurden ohne Angaben registriert.[6]
Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Die Ruinen einer römischen Festung,[7] im 2.- oder 3. Jahrhundert an dem von den Einheimischen genannten Ort Dealul Viilor-Cetăţii – neben den alten Salzgruben – errichtet, steht unter Denkmalschutz.[8]
- Die reformierte Kirchenburg in Turda Veche (Altthorenburg): Eine einschiffige gotische Kirche, im 14. Jahrhundert errichtet, wurde im 18. Jahrhundert innen im Barockstil umgebaut. Im 16. Jahrhundert wurden die Ringmauern der Kirche; 1904–1906 der 60 Meter hohe Glockenturm,[9] errichtet, steht unter Denkmalschutz.[8]
- Die katholische Kirche, (nach unterschiedlichen Angaben) 1475–1504[9] oder 1498–1504[4] errichtet, ist eine gotische Saalkirche ohne Turm und war auch Austragungsort des Thorenburger Landtags von 1568.[4] Die Kirche ist 50 Meter lang, 18,20 Meter breit, der Altar 20,20 m lang; sie steht unter Denkmalschutz.[8]
- Die reformierte Kirche in Turda Nouă (Neuthorenburg), (nach unterschiedlichen Angaben) 1504[9][8] oder 1528[4] errichtet, steht unter Denkmalschutz.[8]
- Das heutige Museum der Stadt – der ehemalige Fürstenpalast –, im 15. Jahrhundert errichtet, wurde 1560 vom Fürsten Stephan Báthory umgebaut,[4] steht unter Denkmalschutz.[8]
- Die ehemalige Brauerei, 1756–1814 errichtet; 1880–1911 erweitert, stehen unter Denkmalschutz.[8]
- Ein ehemaliges Kloster und Franziskanerkapelle, 1733 errichtet, 1828–1903 im Barock-Stil erneuert, ist heute Gerichtsgebäude.[4]
- Ein 1601 cm hohes Denkmal – zur Erinnerung an die Ermordung des rumänischen Woiwoden Mihai Viteazul (Michael der Tapfere) im Jahr 1601 –, 1977 an Stelle eines Holzkreuzes von 1923 (befindet sich im Turdauer Museum), errichtet, ist ein Werk von Marius Butunoiu.[9]
- Eine Kopie der Kapitolinischen Wölfin (Lupa Capitolina), 1936 in der str. Nicolae Iorga errichtet, steht unter Denkmalschutz.[8]
- Die Büste von Ioan Rațiu (Werk von Cornel Medrea), 1930 errichtet. Rațius Wohnhaus im 19. Jahrhundert errichtet (str. Ioan Rațiu, nr. 71), stehen unter Denkmalschutz.[8]
- Die Cheile Turzii (Thorenburger Schlucht), liegt etwa acht Kilometer westlich der Stadt.
- Das Salzbergwerk Turda, das neben einem Salzdom eine mehrere Stockwerke hohe Halle aufweist, in der zu besonderen Anlässen sogar Konzerte aufgeführt werden. In einer Kammer gibt es Sitzmöglichkeiten und einen improvisierten Spielplatz für Kinder, da die salzhaltige Luft bei manchen Atemwegserkrankungen Linderung verspricht.
Städtepartnerschaften
BearbeitenNach Angaben der offiziellen Webdarstellung, pflegt Turda Partnerschaften mit:[10]
- Angoulême in Frankreich
- Hódmezővásárhely und Bihartorda und Kiskunfélegyháza in Ungarn
- Torda (Торда) in Serbien
- Szydłowiec in Polen
Söhne und Töchter von Turda
Bearbeiten- Dan Anca (1947–2005), Fußballspieler
- Samu von Borbely (1907–1984), ungarisch-deutscher Mathematikprofessor
- Adrian Borza (* 1967), Komponist
- Andreea Cacovean (* 1978), Kunstturnerin
- Emilian Dolha (* 1979), Fußballspieler
- Fuego (* 1976), Sänger, Schauspieler, Moderator und Komponist.
- Étienne Hajdú (1907–1996), französischer Bildhauer ungarischer Abstammung
- Miklós Jósika (1794–1865), ungarischer Schriftsteller
- Baruch Kimmerling (1939–2007), israelischer Soziologe
- Mona Muscă (* 1949), Politikerin, Mitglied der Abgeordnetenkammer und Kulturministerin
- Ioan Rațiu (1828–1902), Politiker (Aktivist für rumänisch-nationale Anliegen zur Zeit der Habsburger Monarchie)[11]
- Ion Rațiu (1917–2000), Politiker
- Júlia Sigmond (1929–2020), Schriftstellerin, Schauspielerin und Esperantistin
- Moise Vass (1920–2005), Fußballspieler
Siehe auch
BearbeitenWeblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Volkszählung 2021 in Rumänien, Populația rezidentă după etnie, 1. Dezember 2021 (rumänisch).
- ↑ Autoritatea Electorală Permanentă: Primar. prezenta.roaep.ro, 9. Juni 2024, abgerufen am 4. Oktober 2024 (rumänisch).
- ↑ Dorin Ţimonea: Die Schmalspurbahn wieder auf die Strecke im Apuseni-Gebirge bei historia.ro ( vom 22. Dezember 2015 im Internet Archive) abgerufen am 12. Dezember 2015 (rumänisch)
- ↑ a b c d e f Heinz Heltmann, Gustav Servatius (Hrsg.): Reisehandbuch Siebenbürgen. Kraft-Verlag, Würzburg 1993, ISBN 3-8083-2019-2.
- ↑ Varga E. Árpád: Volkszählungen 1880–2002 bei kia.hu, letzte Aktualisierung am 1. November 2008 (PDF; 521 kB; ungarisch).
- ↑ Angaben der Volkszählung 2002 in Turda bei edrc.ro
- ↑ Die römische Festung Potaissa bei visitclujnapoca.ro
- ↑ a b c d e f g h i Liste historischer Denkmäler des rumänischen Kulturministeriums, 2010 aktualisiert (PDF; 7,10 MB)
- ↑ a b c d Angaben in der Webdarstellung von Turda ( vom 4. Februar 2015 im Internet Archive) abgerufen am 4. Februar 2015 (rumänisch)
- ↑ Angaben der Homepage von Turda ( vom 26. Januar 2016 im Internet Archive), abgerufen am 12. Dezember 2015.
- ↑ Viaţa marelui român Dr. loan Ratiu. (PDF; 1,8 MB) Abgerufen am 9. September 2020 (rumänisch).