Wasserverbund Region Bern

Gemeindeverband für die Wasserversorgung in der Region Bern

Der Wasserverbund Region Bern (WVRB) ist ein Gemeindeverband und für die Wasserversorgung in der Region Bern zuständig.

Wasserverbund Region Bern AG
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1974
Sitz Bern, Schweiz
Leitung Dora Andres, VR-Präsidentin
Martin Frey, Geschäftsführer und Sekretär[1]
Mitarbeiterzahl 12,8 VZÄ (2022)[2]
Umsatz 22 Mio. CHF (2022)[2]
Branche Wasserversorgung
Website wvrb.ch
Neben dem Pumpwerk Schönau, vis-à-vis vom Tierpark Dählhölzli, befindet sich die Geschäftsstelle des Wasserverbundes Region Bern

Geschichte

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Die Gründungsversammlung fand am 17. April 1974 im Kursaal Bern statt.[3] Per 1. Januar 2007 wurde die Gesellschaft einer Umstrukturierung unterzogen, die Aktionäre verkauften ihre Primäranlagen dem WVRB. Dabei sind die Aktionäre Belp und die Wasserverbund Grauholz AG ausgestiegen und wurden zu Vertragspartnern des WVRB. 2008 wurde die Geschäftsstelle in die Betriebszentrale Schönau verlegt. 2012 bis 2014 wurde dort das Pumpwerk Schönau einer Gesamterneuerung unterzogen.[4]

Reservoirs

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Der WVRB betreibt mehrere Wasserreservoirs. Neben den drei grössten, welche nachfolgenden aufgeführt sind, gibt es zahlreiche kleinere.

Könizberg

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Das 1869/1870 erbaute Reservoir Könizberg hat ein Fassungsvermögen von 12’400 Kubikmeter. 2009/2010 wurden zwei Wasserleitungen aus Jahren 1926 und 1960 ersetzt.[5] Seit die Quellwasserfassungen zwischen Bern und Schwarzenburg 2014 wegen zu hohen Nitratbelastungen ausser Betrieb genommen wurden, wird das Reservoir mit Wasser aus dem Aaretal über das Pumpwerk Schönau und/oder das Pumpwerk Belpau befüllt.

Mannenberg

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Wasserreservoir Mannenberg (2021, vor Neubau)

Das 1906 in Betrieb genommene und mehrfach erweiterte Wasserreservoir Mannenberg (Wsp. 624 m ü. M.) ist mit einem Fassungsvermögen von 26’400 Kubikmeter das grösste Reservoir der WVRB. Das Wasser wird hauptsächlich in der rund 30 Kilometer entfernten Grundwasserfassung Aeschau im Emmental gewonnen und fliesst durch das natürliche Gefälle einer Freispiegelleitung bis ins Reservoir. Am 11. Oktober 2021 begannen unmittelbar neben dem bestehenden Reservoir die rund vier Jahre dauernden Bauarbeiten für einen Ersatzneubau. Anschliessend wird das alte Reservoir ausser Betrieb genommen und zurückgebaut. Das Fassungsvermögen des neuen Reservoirs wird 30’000 Kubikmeter betragen.[6] Es wird über eine neue Leitung mit dem im Bau befindlichen neuen Reservoir Stockeren (Wsp. 707,9 m ü. M.) in Bolligen verbunden, welches wiederum mit dem Reservoir Aebnit (Wsp. 822,05 m ü. M.) verbunden wird.[7]

Das Anfang der 1970er fertiggestellte Reservoir Gurten hat ein Fassungsvermögen von 18’500 Kubikmeter. Die Befüllung läuft über das Pumpwerk Schönau und/oder jenes in Belp.

Grundwasserfassungen

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Falls erforderlich wird das gewonnene Grundwasser mit Natriumhypochlorit (Javel) oder Chlordioxid versetzt oder mittels UV desinfiziert.[8] Aufgrund erhöhter Pestizidrückstände wurden in den letzten Jahren verschiedene Quellen und Fassungen stillgelegt, welche über ungenügend grosse Wasserschutzgebiete verfügten oder anderen Gefährdungen ausgesetzt waren. Gleichzeitig wurde im Einzugsgebiet der verbleibenden Fassungen in Aeschau, Kiesen und in der Belpau die landwirtschaftliche Nutzung stark eingeschränkt oder ganz verboten.[9] Das beste Wasser bezüglich Wasserqualität liefert die Fassung Aeschau.[10]

Emmental

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1906 wurde zwischen Eggiwil und Signau die Quellwasserfassung Aeschau in Betrieb genommen, welche 1927/1928 durch eine Grundwasserfassung mit acht Schachtbrunnen ersetzt wurde. Die aktuelle Konzession für die Grundwasserfassung Aeschau räumt dem Betreiber das Nutzungsrecht für die Wasserentnahme bis 2047 ein und weisst eine konzedierte Menge von 26’000 l/min auf.[2] Der erschlossene Grundwasserstrom besteht zu rund 70 Prozent vom Wasser der Emme.[11] Die Folgen der globalen Erwärmung in der Schweiz führen vermehrt dazu, dass die Emme stellenweise austrocknet. Infolge musste die Wasserentnahme bereits mehrmals vorübergehend eingeschränkt werden, wie etwa in den heissen und trockenen Sommern 2018 und 2022. In jenen Jahren wurde durch Einleitung von Grundwasser aus einem der Schachtbrunnen versucht, die Situation etwas zu entschärfen.[12][13]

1947 bis 1950 wurden in Kiesen in einer europaweiten Premiere fünf Horizontalfilterbrunnen gebaut, mit denen dem Grundwasserstrom der Aare Wasser entnommen wird. Die Grundwasserfassung Kiesen ist die grösste Grundwasserfassung des WVRB und die grösste im Kanton Bern. Das gewonnene Wasser wird anschliessend mit einem Hebewerk in Kiesen über eine Freispiegelleitung bis zum Pumpwerk in der Belpau geleitet, von wo aus die weitere Verteilung erfolgt. Die aktuelle Konzession für die Grundwasserfassung läuft bis 2030 und weisst eine konzedierte Menge von 55’000 l/min aus.[14][2] Mit der sogenannten Aaretalleitung 3 soll bis voraussichtlich September 2026 eine zweite Wassertransportleitung vom Hebewerk in Kiesen zum Pumpwerk in der Belpau gebaut werden.[15]

1980 wurden in Muri bei Bern die Grundwasserfassung Wehrliau in Betrieb genommen, bestehend aus zwei Brunnen an der Aare. Die Konzession, zuletzt 2012 verlängert[16], läuft bis 2052 und weisst eine konzedierte Menge von 18’600 l/min aus.[2] Mit dem Beitritt von Muri zum WVRB im Jahr 2020 wurde die Grundwasserfassung Wehrliau vom WVRB erworben und 2022/2023 einer Totalsanierung unterzogen. Die Anlage wurde 2023 mit zwei neuen Leitungen an die zwei bestehenden Transportleitungen Aaretal 1 und Aaretal 2 angeschlossen.[17]

1996 wurden in Belp die Grundwasserfassung Belpau in Betrieb genommen, bestehend aus zwei an der Aare gelegenen Brunnen. Die aktuelle Konzession läuft bis 2037 und weisst eine konzedierte Menge von 11’500 l/min aus.[2]

2021/2022 wurden Pumpversuche gestartet, um in der oberen Belpau eine neue Wasserfassung zu bauen. Jedoch war die Ausbeute zu gering, die Pläne wurden verworfen.[18][19]

Uetendorf

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2014 wurde im früheren Mündungsgebiet der Kander in Uetendorf das Grundwasserpumpwerk Amerikaegge in Betrieb genommen[20] welches von der Wasserversorgung Region Thun AG (WARET) mit Beteiligung der WVRB gebaut wurde. 2016 wurde eine 4,66 Kilometer lange Verbindungsleitung von der Grundwasserfassung Amerikaegge bis zum Anschlussbauwerk in Kiesen in Betrieb genommen.

2023 wurde im Gebiet der Aarelandschaft zwischen Thun und Bern zusätzlich die Grundwasserfassung Oberi Au in Uttigen in Betrieb genommen, mit einem an der Aare gelegenen Horizontalfilterbrunnen.

Verbandsgemeinden

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Die inzwischen 17 Verbandsgemeinden sind die Aktionäre der Wasserverbund Region Bern AG.

Vertragspartner

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Einzelnachweise

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  1. Wasserverbund Region Bern AG. Eintrag im Handelsregister des Kantons Bern, abgerufen am 1. September 2023.
  2. a b c d e f Jahresbericht 2022. (PDF) In: wvrb.ch. Wasserverbund Region Bern AG (WVRB), 2023, abgerufen am 1. September 2023.
  3. a b Ernst Eichenberger: Wasserversorgung der Region Bern 1974–2014. (PDF) In: wvrb.ch. Wasserverbund Region Bern AG (WVRB), April 2014, abgerufen am 1. September 2023.
  4. a b c d e f g h i Geschichte. Wasserverbund Region Bern AG, abgerufen am 11. September 2024.
  5. Christian Brönnimann: Schneise im Könizbergwald. In: derbund.ch. 3. Juli 2009, abgerufen am 1. September 2023.
  6. Projekte. In: wvrb.ch. Abgerufen am 3. September 2023.
  7. TL Mannenberg-Stockeren, Stockeren-Aebnit, Neubau Res. Stockeren. In: wvrb.ch. Abgerufen am 19. Oktober 2024.
  8. Trinkwasser. (PDF) In: wvrb.ch. Wasserverbund Region Bern AG (WVRB), 2015, abgerufen am 1. September 2023.
  9. EWB und Wasserverbund Region Bern: Gemeinsame Medienmitteilung (Memento des Originals vom 15. Dezember 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/wvrb.ch In: wvrb.ch, 3. Juli 2017; abgerufen am 14. Dezember 2017.
  10. Johannes Reichen: Trinkwasser in der Region Bern: Der Weg des Wassers. In: bern-ost.ch. Berner Zeitung BZ, 13. Juli 2016, abgerufen am 11. September 2024.
  11. Kaspar Meuli, Andri Bryner: Die Wege des Emmentaler Grundwassers mit Edelgasen erschnüffelt. Eawag, 21. Mai 2021, abgerufen am 3. September 2023.
  12. Susanne Graf: Abkühlung für die Fische. In: thunertagblatt.ch. 27. Juli 2018, abgerufen am 3. September 2023.
  13. Dölf Barben: Verkehrte Welt im Emmental: Wenn der Fluss bewässert wird. In: bernerzeitung.ch. 17. August 2022, abgerufen am 3. September 2023.
  14. Die Wasserversorgung im 20. Jahrhundert. In: wvrb.ch. Abgerufen am 11. September 2024.
  15. Aaretalleitung 3. In: wvrb.ch. Abgerufen am 19. Oktober 2024.
  16. Stephan Künzi: Wasserverbund setzt weiter auf Wehrliau. In: thunertagblatt.ch. 17. September 2019, abgerufen am 15. September 2024.
  17. Neue Leitungen erhöhen Wasserversorgungssicherheit von 250'000 Menschen. In: presseportal.ch. 9. November 2023, abgerufen am 9. Juni 2024.
  18. Obere Belpau - Neue Wasserfassung nötig. In: be.ch. Bau- und Verkehrsdirektion des Kantons Bern, 14. Oktober 2021, abgerufen am 1. September 2023.
  19. Geplanter Standort ist ungeeignet: Jetzt gibt es doch keine neue Wasserfassung in Belp. In: bernerzeitung.ch. 15. August 2022, abgerufen am 1. September 2023.
  20. Pumpwerk «Amerikaegge» geht in Betrieb. In: bernerzeitung.ch. 23. Mai 2014, abgerufen am 2. September 2023.
  21. Das Trinkwasser soll künftig im Verbund fliessen. In: bernerzeitung.ch. 2. November 2011, abgerufen am 2. September 2023.
  22. Resultate von Abstimmungen und Wahlen von Berner Gemeinden. In: srf.ch. 23. September 2014, abgerufen am 1. September 2023.
  23. a b Neue Wasserleitung zwischen Worb und Vechigen: Mehr Sicherheit für beide Gemeinden. In: bern-ost.ch. 2. Oktober 2018, abgerufen am 2. September 2023.
  24. a b Berner Zeitung: Vechigen/Stettlen - Wasser von auswärts. In: bern-ost.ch. 24. Januar 2014, abgerufen am 2. September 2023.
  25. a b c Jahresbericht 2019. (PDF) In: wvrb.ch. Wasserverbund Region Bern AG (WVRB), 2020, abgerufen am 2. September 2023.
  26. Abstimmungsergebnisse. In: worb.ch. Abgerufen am 2. September 2023.
  27. Anina Bundi: Wasserverbund Region Bern: Worb sagt Ja zum Beitritt. In: bern-ost.ch. 25. November 2018, abgerufen am 2. September 2023.
  28. Annic Berset: Parlament will den weniger sauren Apfel. In: thunertagblatt.ch. 17. Oktober 2018, abgerufen am 2. September 2023.
  29. Annic Berset: Am Wasser scheiden sich die Geister. In: berneroberlaender.ch. 10. Oktober 2018, abgerufen am 2. September 2023.
  30. Anina Bundi: Worb für Beitritt zum Wasserverbund Region Bern. In: derbund.ch. 19. März 2018, abgerufen am 2. September 2023.
  31. Gemeindebetriebe von Muri treten Wasserverbund Region Bern bei. In: aquaetgas.ch. 10. Dezember 2019, abgerufen am 1. September 2023.
  32. Johannes Reichen: Klarer Entscheid: Wichtrach tritt dem Wasserverbund Region Bern bei. In: bernerzeitung.ch. 19. November 2023, abgerufen am 9. Juni 2024.
  33. Hans Ulrich Schaad: Trinkwasser: Ohne Anschluss nach Bern würde es eng. In: bernerzeitung.ch. 19. Oktober 2024, abgerufen am 19. Oktober 2024.
  34. Versorgungsgebiet des WVS. In: wvsaurenhorn.ch. Abgerufen am 19. Oktober 2024.