Rhetorik Das Traininghandbuch
Rhetorik Das Traininghandbuch
Rhetorik Das Traininghandbuch
Bilinski · Rhetorik
Rhetorik-001-074-Druck 13.02.2006 14:12 Uhr Seite 2
Rhetorik-001-074-Druck 13.02.2006 14:12 Uhr Seite 3
Wolfgang Bilinski
Haufe Mediengruppe
Freiburg · Berlin · München
Rhetorik-001-074-Druck 13.02.2006 14:12 Uhr Seite 4
© 2006, Haufe Verlag GmbH & Co. KG, Niederlassung Planegg b. München
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Fon (0 89) 8 95 17-0, Fax (0 89) 8 95 17-2 50
E-Mail: online@haufe.de
Redaktion: Stephan Kilian, Florian Rümmele
Lektorat: Ulrike Rudolph
Inhalt
Inhalt
Vorwort 10
Trainingslektionen 75
5
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Inhalt
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Inhalt
Training 12: Rede als Statusbericht: So informieren Sie alle Beteiligten 185
über den Baufortschritt eines Gebäudes
Den roten Faden erkennen lassen 189
Den Hunger nach Struktur stillen 190
Symbole und Skizzen 192
7
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Inhalt
Training 19: Festansprache als Zweitredner: So leiten Sie als Arbeit- 255
nehmervertreter das Firmenjubiläum ein
Umgang mit Lampenfieber 258
Überwindung von Lampenfieber 259
Flow – das Gegenteil von Verkrampftsein 260
Sprechen vor Mikrofon und Kamera 263
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Inhalt
Literatur 272
Sachregister 273
9
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Vorwort
Vorwort
Die Rhetorik hatte in der Antike einen hohen Stellenwert und wurde
teilweise als eigene Wissenschaftsdisziplin gelehrt. Heute wird die Re-
dekunst in unserem Kulturkreis oft zu gering geschätzt und entspre-
chend werden rhetorische Fähigkeiten ungenügend geschult.
Viele Menschen reden heute zu viel und ohne Kontrolle, sie reden an
ihrem Gegenüber vorbei – statt den anderen zu überzeugen gelingt es
ihnen höchstens, ihn zu überreden.
Wenige Menschen
● können selbstsicher frei reden,
● sprechen in einer nachvollziehbaren Struktur,
● gehen bewusst mit ihrem Wortschatz um,
● wissen, wie ihre Stimme klingt,
● können ihre Sprache gekonnt einsetzen,
● wählen Tempo und Rhythmus zuhörerorientiert,
● sprechen bewusst.
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Vorwort
In diesem Buch lernen Sie, mit möglichst wenig Worten möglichst viel
zu transportieren – es geht um sprachliche Effizienz. Sie werden hier
erfahren, wie Sie auf Ihre Zuhörer eingehen und sie überzeugen. Sie
können Ihre Rhetorik schulen und Kontrolle über Ihre Sprache gewin-
nen. Sie werden lernen, wie Sie
Ich entwickle und leite seit 1990 Seminare zu Rhetorik und Kommu-
nikation und biete Ihnen hier Ergebnisse und Erkenntnisse. Vertrauen
Sie meiner Erfahrung – und lassen Sie sich auf möglichst viele Übun-
gen ein! So optimieren Sie spielerisch Ihre rhetorischen Fähigkeiten.
1 Als langjähriger Trainer erinnere ich gleichzeitig daran, dass ein reales Seminar andere Vortei-
le hat, die wiederum ein Buch nicht bieten kann.
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Vorwort
Den größten Nutzen bringt Ihnen dieses Buch, wenn Sie neu Gelern-
tes zwischendurch gleich in der Praxis ausprobieren. Beginnen Sie da-
bei in kleinen Schritten und steigern Sie sich bei Erfolg in angemesse-
nem Tempo.
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Mancher Leser wird sich fragen, wie und wo beginne ich meinen Ver-
besserungsprozess am besten? Um dies beantworten zu können, soll-
ten Sie überlegen, welche Grundtalente Sie mitbringen, welche Erfah-
rungen Sie bisher gemacht haben und was Sie bereits können. An-
schließend können Sie entscheiden, wo Sie Ihr persönliches Trainings-
programm starten wollen.
Wichtige Redeanlässe
Welche Redeanlässe spielen für Sie eine Rolle? Gehen Sie folgende
Checkliste durch und notieren Sie, wie häufig welcher Redeanlass bei
Ihnen vorkommen kann.
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Wichtige Redeanlässe
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Oskar Wilde brachte es auf den Punkt: Die Kunst, mit einem Mini-
mum an Worten möglichst viel zu sagen, benötigt Zeit, Vorbereitungs-
zeit nämlich, um den Inhalt optimal vorzubereiten. In der Redekunst
liegt dem Vortragenden viel daran, mit effizienter Kommunikation
beste Ergebnisse zu erzielen. Daher ist die Vorbereitung eine gut inves-
tierte Zeit.
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nimmt. Wer etwas wirklich wichtig nimmt, findet dafür auch Zeit.
Vergessen Sie nicht: Eine Unterschätzung der Bedeutung gewissenhaf-
ter Vorarbeit bringt Sie in Gefahr, beim Vortrag „dumm dazustehen“.
Zumindest bringen Sie ohne gute Vorbereitung nicht Ihre optimale
Leistung, Sie „verkaufen sich“ unter Ihrem Wert.
3. Übertriebene Selbstsicherheit
Ein selbstsicheres Auftreten ist prinzipiell zu begrüßen. Aber Vorsicht:
Zu selbstsichere Personen tendieren dazu, sich nicht oder unzurei-
chend vorzubereiten. Sie sind zu sehr von sich eingenommen und
glauben, alles frei gestalten zu können. Dieser Schuss kann leicht nach
hinten losgehen und die vermeintliche Sicherheit entzaubern.
Wenn ein Publikum das Gefühl bekommt, eine Rede sei oberflächlich
vorbereitet oder basiere auf einem Beitrag, der für eine andere Situati-
on konzipiert wurde, fühlt es sich nicht wichtig genommen. Eine sol-
che Verletzung des Selbstwertgefühls der Zielgruppe ist keine gute Ba-
sis für einen überzeugenden Auftritt.
Tipp: Passen Sie Ihr Redekonzept immer den Zuhörern an, denn der Inhalt
von „Fertigprodukten“ kann nicht für alle Zuhörergruppen in glei-
chem Maße passen.
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Tipp: Informieren Sie sich immer über die Rahmenbedingungen und fin-
den Sie so viel wie möglich über Zuhörer, Situation, Umfeld und
Zeitpunkt heraus.
Sie können in die Vorbereitung einer „guten“ Rede noch so viel Zeit
investieren, erst wenn Ihre Worte zu Publikum, Umfeld, Situation und
Zeitpunkt passen, wird Ihr Vortrag eine Chance haben, erfolgreich zu
sein!
Unabhängig von Inhalten und politischer Gesinnung gilt Fidel Castro als
hervorragender Rhetoriker in der jüngeren Geschichte. Seine Inhalte, das
Anklagen reicher Klassen und die emotional kämpferische Art, mit der er
redet, konnten ihn aber nur deshalb erfolgreich werden lassen, weil Publi-
kum, Zeitpunkt, Situation und Umfeld passten. Würde heute jemand die
gleichen Inhalte und diese Vortragsweise in einer erfolgreichen Demokra-
tie an den Tag legen, in der die Bevölkerung mehrheitlich zufrieden ist,
wäre ein Erfolg unmöglich.
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Übung:
Recherchieren Sie Informationen über Zuhörer, Situation, Umfeld und
Zeitpunkt für Ihre nächste Projektsitzung. Notieren Sie sich diese Informa-
tionen und überlegen Sie, ob und wie dies beim kommenden Projektmee-
ting gewinnbringend in Ihr nächstes Statement einfließen kann.
Auswertung:
Bereits scheinbar banale Informationen können das Eis brechen, wenn es
darum geht, eine positive Grundstimmung in das Projektteam zu bringen,
wenn Sie sich etwa auf den Geburtstag eines Kollegen beziehen oder wenn
Sie herausgefunden haben, dass die meisten Projektmitglieder gerne Leb-
kuchen essen und sie diesen in der Kaffeepause anbieten.
Darüber hinaus kann komplexeres Wissen, das Sie sammeln konnten – wie
neueste Entwicklungen von Unternehmen und Branche – wichtige Details
für den Sachinhalt Ihres Statements bei der nächsten Projektsitzung dar-
stellen.
● Wie ist der Inhalt, was sagt der Sprecher über die Sache?
● Wie ist die Emotion des Redners? Wie setzt er sich zu seinem Pu-
blikum in Beziehung? Wie empfinden dies die Zuhörer?
Je nachdem, wie das Publikum diese Fragen für sich beantwortet, rea-
giert es auf den Vortragenden positiv oder negativ.
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Tipp: Wenn Sie Ihre Wirkung kennen lernen wollen, müssen Sie möglichst
viele Meinungen darüber einholen, wie Sie wahrgenommen werden.
Bitten Sie unterschiedliche Menschen in verschiedenen Situationen
um eine ehrliche Rückmeldung.
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Bei dieser Übung finden die meisten Menschen sehr plastische Bezeich-
nungen wie feuriger Verehrer, langweiliger Opportunist, brave Ehefrau, lie-
ber Familienvater, besorgte Mutter, Späthippie, verhinderter Künstler, net-
ter Herr von nebenan o. Ä.
Auswertung:
Am Ende dieser Übung haben Sie zwei anschauliche Beschreibungen Ihrer
Person: einerseits aus der Sicht eines kritischen und andererseits aus der
Perspektive eines freundlichen Zeitgenossen. Beide Typen müssen Sie im
Publikum erwarten und in der Bandbreite zwischen diesen Extremen wird
sich Ihre Wirkung auf die Zuhörer bewegen!
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Redeziele
Bereits in der griechischen Antike unterschied man folgende Redezie-
le, die auch in der modernen Rhetorik eine Rolle spielen.
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Lösung: X = Hauptziel
Ziel: Ziel: Ziel:
Gefühl, Sache Motivieren,
Meinung vortragen, über-
kundtun informieren zeugen
Festtagsrede X
Cocktailempfang X
Projektpräsentation X X
Fachvortrag X
Produktvorstellung X X
Motivationsrede X
Tagungsrede X X
Statusbericht X
Diskussionseröffnung X X X
Konferenzeröffnung X X X
Stegreifrede X X X
Standpunktrede X
Statement X X X
Willkommensrede X
Abschiedsrede X
Ehrung X
Vorstellungsrede X X
Festrede X X X
Grabrede X
Geburtstagsrede X
Diese Lösung spiegelt eine Tendenz wider: Erstens werden in jeder Re-
de alle drei Anteile enthalten sein. Zweitens hängt das Redeziel letzt-
endlich davon ab, was der Redner erreichen will. Möchte ein Vorge-
setzter beispielsweise eine Geburtstagsrede dazu verwenden, die Mitar-
beiter zu motivieren, ändert das die übliche Zielrichtung einer Ge-
burtstagsansprache.
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Der Schluss spielt dabei eine entscheidende Rolle, da er den Zweck der
Rede noch einmal auf den Punkt bringt. Deshalb wird er von exzellen-
ten Rhetorikern zuerst geplant.
Tipp: Ein starker Schluss definiert in hohem Maße, ob der Vortrag sein
Ziel erreicht. Planen Sie den Schluss daher immer zuerst und bauen
Sie die Struktur von hinten nach vorne auf.
1. die Zielsetzung,
2. die Zuhörererwartungen und die Rahmenbedingungen,
3. einen starken Schluss und eine passende Redeform,
4. einen geeigneten Bauplan für den Mittelteil der Rede – verwenden
Sie Arbeitsblätter aus diesem Buch und lassen Sie Tipps und Anre-
gungen einfließen,
5. eine gute Einleitung.
6. Sammeln Sie Daten, Fakten und anreichernde Zusätze wie Bilder,
Geschichten oder Erfahrungen und integrieren Sie diese in Ihren
Vortrag.
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Dreiteiliger Aufbau
Die bekannteste Redestruktur ist: Einleitung – Hauptteil – Schluss. In
vielen Fällen, wenn Reden kurz und effizient sein sollen, ist dieser
dreiteilige Aufbau optimal.
➝
● Einleitung
● Hauptteil Planung Durchführung
● Schluss
Weil es sinnvoll ist, den Schluss zuerst zu planen, gehen wir gleich im
nächsten Punkt darauf ein.
Der Schluss
Der Schluss Ihres Vortrages muss „sitzen“. Planen Sie ihn als Erstes
und notieren Sie ihn Wort für Wort. Bei einer Rede soll man, wie bei
der Reise mit einem Flugzeug, bei Start und Landung immer ange-
schnallt sein. Für die Konzeption bedeutet das, dass Anfangssatz und
Endsatz wörtlich exakt geplant werden. Damit Sie gut angeschnallt in
die Veranstaltung gehen, lernen Sie den Satz zu Beginn und den
Schlusssatz auswendig.
Vermeiden Sie es, keinen eindeutigen Schluss, sondern ein offenes En-
de zu präsentieren, wie dies schon manchem guten Redner passiert ist.
Das Publikum hat viel Interessantes gehört, ist begeistert, doch das Fi-
nale befriedigt nicht und die Zuhörer fühlen sich wie bei einer Fuß-
ball-Weltmeisterschaft, wo die besten Spiele in den Vorrunden statt-
finden und das Finale enttäuschend ist.
Sie können den besten Vortrag zerreden, wenn Sie nicht auf den
(Schluss-)Punkt kommen.
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Tipp: Kommen Sie am Ende auf den Punkt – besser zu früh als zu
spät!
Das Finale soll der Höhepunkt Ihrer Darbietung sein und die Zuhörer
sollen dies wissen, ohne extra darauf hingewiesen zu werden. Ein
Schluss, wo der Redner erst sagen muss: „Ich bin jetzt am Ende ange-
langt“, ist kein gutes Finale. Inhalt und Betonung des Schlusssatzes
sollen zum sofortigen Applaus motivieren. Am Ende Ihrer Rede ver-
mitteln Sie den Zuhörern das Ziel klar und eindeutig als Appell oder
als Quintessenz.
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Übung:
Nennen Sie drei Vorträge, bei denen eine Zusammenfassung der geeignete
Schluss ist. Alle Vorträge, bei denen es darum geht, Lerninhalte zu trans-
portieren, komplexe Zusammenhänge darzustellen oder die Kernaussagen
nochmals hervorzuheben, sind gute Beispiele.
1.
2.
3.
Lösung:
Was haben Sie gefunden? Hier drei Vorschläge, die sich gut für eine Zu-
sammenfassung eignen.
1. Ein Bildungsvortrag, bei dem die wesentlichen Lerninhalte zusammen-
gefasst werden, um die Merkfähigkeit zu unterstützen.
2. Eine Rede, bei der die komplexen Prüfungsmodalitäten einer Universität
erklärt werden und der Überblick unterstützt werden soll.
3. Eine Ansprache, die Wähler überzeugen soll, eine Partei zu wählen und
bei der abschließend noch einmal die Kernaussagen des Programms
hervorgehoben werden.
Tipp: Wecken Sie Wünsche und zeigen Sie dem Publikum Möglichkeiten
auf, wie es das Gehörte im Alltag umsetzen kann.
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Übung:
Formulieren Sie je einen Schlusssatz für folgende drei Reden.
1. Motivationsrede vor Verkäufern: Das Ende soll besonders motivieren,
ein kostengünstiges neues Produkt stärker anzupreisen.
Ihr Schlusssatz:
Lösung:
Wie ist es Ihnen beim Finden der Sätze gegangen? Ist Ihnen aufgefallen,
wie wichtig die richtige Betonung ist? Hier einige Lösungsvorschläge:
1. „Liebe Mitarbeiter, mit diesem Produkt werden wir endlich in der Lage
sein, mit unseren Mitbewerbern mitzuhalten. Der geringere Preis bei
gleicher Qualität wird unsere Kunden zufrieden stellen. Wenn unsere
Kunden zufrieden sind, können auch wir zufrieden sein, denn dann
werden wir wettbewerbsfähig bleiben und unsere Verkaufszahlen stei-
gern können, was auch das Einkommen jedes Mitarbeiters steigert!“
2. „Sehr geehrte Kollegen und Kolleginnen, Sie können weiterhin auf un-
sere Erfahrung bauen und wir möchten auch gerne in Zukunft für Sie
da sein dürfen, wann immer wir gebraucht werden. Daher bitten wir
Sie, kommen Sie zur Wahl und geben Sie uns Ihr Vertrauen und Ihre
Stimme!“
3. „Das internationale Walfangabkommen war einer der größten Erfolge
in der Geschichte des Naturschutzes. Lassen wir es nicht zu, dass es wie-
der so weit kommt, dass einzelne Staaten mit dem Abschlachten der
Wale beginnen – tragen Sie gleich jetzt dazu bei und unterschreiben Sie
unsere Petition!“
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Der Blick nach vorne zeigt kurz die wichtigsten Konsequenzen auf.
Zitate
Ein passendes Zitat stützt den Schluss Ihrer Rede, weil es zeigt, dass ein
Prominenter Ihre Sichtweise teilt, wenn auch unbewusst.
Zitate sind Stilelemente, die im Verlauf der gesamten Rede Platz fin-
den. (Siehe „Rhetorische Stilelemente“, Seite 36).
Humor
Ein Ende mit Humor ist in einigen Fällen eine gute Abschlussmöglich-
keit, sofern der Witz bei den Zuhörern gut ankommt. Das ist aber auch
der Grund, warum Scherze mit Vorsicht zu genießen sind und nur von
Personen geplant werden sollten, die darin viel Routine besitzen.
Denn kommt der Humor nicht gut an, kann er die umgekehrte Wir-
kung haben und alles vorher Erreichte zunichte machen.
Anschließende Diskussion
Wenn ausreichend Zeit vorhanden ist, bietet eine Diskussion im An-
schluss an Ihre Rede einige Vorteile. Es gibt zwei Möglichkeiten:
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Tipp: Wollen Sie, dass möglichst viele Zuhörer bei der Diskussion anwe-
send sind, entscheiden Sie sich für diese Form.
Übung:
Welche Vor- und Nachteile bietet eine Diskussion nach der Rede?
Vorteile:
Nachteile:
Lösung:
Vorteile: Nachteile:
Folgendes wird möglich: Die Gefahr einer Diskussion ist:
● Dialog, ● dass Inhalte zerredet werden,
● einen Eindruck bekommen, wie ● dass über etwas diskutiert wird,
das Gesagte aufgenommen wurde, über das eine Diskussion nichts
● ein echtes Überzeugen, das auf bringt,
Einwände eingeht, ● dass der Redner Gegenargumente
● Rückmeldung zur eigenen Rede- hört, auf die er keine Antwort
leistung erhalten, weiß,
● Redeaufbau und Argumentation ● dass die Zeit überschritten wird.
können für Folgeveranstaltungen
verbessert werden.
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Der Hauptteil
Der Hauptteil ist der Bereich zwischen Einleitung und Schluss. Bei
konsequenter Planung wird die Rede vom Ende über den Mittelteil
zum Einstieg hin konzipiert.
In den Hauptteil gehören alle wichtigen Informationen. Er wird in ei-
nen bis drei Schritte unterteilt. Auf diese Weise wird die sachliche Ar-
gumentation so ausführlich wie nötig und so kurz wie möglich gehal-
ten. In insgesamt maximal fünf Schritten bleibt die Struktur über-
sichtlich und nachvollziehbar, während Sie die einzelnen Schritte aus-
reichend begründen und veranschaulichen können.
Ein Hauptteil mit maximal drei Teilen erfordert eine straffe Bünde-
lung. Das zeigt sich in Themenwahl, Satzbau und Prägnanz. Schach-
telsätze sind genauso hinderlich wie ein Verzetteln in der Thematik.
Nur bei einer straffen Darstellung wird Ihre Botschaft klar und ver-
ständlich bei den Zuhörern ankommen.
Stoffsammlung
In einem durchdachten Hauptteil stecken viele Ideen und Arbeits-
schritte. Um die richtigen Inhalte zu finden, legen Sie eine Stoff-
sammlung zu Ihrer Rede an.
Tipp: Tragen Sie alles relevante Material zusammen, das mit Ihrem Thema
zu tun hat, und studieren Sie es gründlich. So vergessen Sie keine
wichtigen Punkte und fühlen sich sicher. Filtern Sie aus der Fülle der
Informationen die Essenz heraus.
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Notieren Sie alle wichtigen Punkte auf einem Blatt Papier oder auf Kar-
teikarten. Ordnen Sie diese Informationen durch Markierungen auf dem
Blatt oder durch Umsortieren der Karten. Fast wie von selbst ergeben
sich so die wichtigsten Inhalte Ihres Hauptteils. Gestalten Sie danach
den roten Faden des Aufbaus und die Reihenfolge der Punkte. Das Formu-
lar Redeaufbau (Seite 68) ist dafür ein gutes Hilfsmittel. Aus einer krea-
tiven Vielfalt ergibt sich schnell eine logische Abfolge des Hauptteils
und aus den Assoziationen bilden Sie spielerisch erste griffige Sätze.
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Rhetorische Stilelemente
Wichtige Werkzeuge eines Redners, die sowohl zu Beginn, im Haupt-
teil und am Schluss Sinn machen, sind Analogien, Metaphern, Anek-
doten, Witze und Zitate.
Was ist eine Analogie und eine Metapher überhaupt? Das Gesagte
wird als bildhafter Vergleich dargestellt und besonders gut aufgenom-
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men und gemerkt, da der Mensch ein höchst visuelles Wesen ist. Ab-
bildung 3 zeigt, wie wichtig visuelle Eindrücke beim Aufnehmen und
Speichern von Informationen sind.
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Tipp: Setzen Sie Metaphern sehr bewusst ein. Überlegen Sie im Vorfeld,
welche Betrachtungsweisen es zu dem jeweiligen Bild gibt, um zu
vermeiden, dass sich eine Mehrdeutigkeit destruktiv auswirken
kann.
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Tipp:
1. Wenn Sie eine Geschichte in Ihre Rede einbauen, recherchieren Sie, wo-
her diese Story kommt und wie viel Wahrheitsgehalt sie hat.
2. Stellen Sie nur belegte Wahrheiten als tatsächlich Geschehenes dar.
3. Bringen Sie jede andere Begebenheit als Anekdote, die man sich erzählt
oder die jemandem nachgesagt wird.
„Eine Anekdote gut erzählt, dazu gehört Talent – aber eine Anekdote
schlecht erzählt, dazu gehört Unverschämtheit.“ (Spötter Saphir)
Ein bekannter Vortragender wurde eingeladen, für eine Gruppe von vier-
zehn hochrangigen Managern ein Kurzreferat über sinnvolle Zeitplanung
zu halten.
Er zog einen großen durchsichtigen Behälter unter seinem Pult hervor und
stellte ihn vorsichtig vor sich hin. Dann holte er etwa ein Dutzend faust-
großer Kieselsteine hervor und legte sie sorgfältig in den großen Behälter.
Als dieser bis an den Rand voll war und kein weiterer Kieselstein mehr dar-
in Platz hatte, blickte er langsam auf und fragte seine Zuhörer: „Ist der
Krug voll?“ – Und alle antworteten: „Ja!"
Dann verschwand er erneut unter dem Tisch und holte einen mit Kies ge-
füllten Becher hervor. Sorgfältig verteilte er den Kies über die großen Kie-
selsteine und schüttelte den Krug dann etwas. Der Kies verteilte sich zwi-
schen den großen Kieselsteinen bis auf den Boden des Kruges. Der Vortra-
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gende blickte erneut auf und fragte sein Publikum: „Ist dieser Krug voll?“
Dieses Mal begannen seine schlauen Teilnehmer die Darbietung zu verste-
hen. Einer von ihnen antwortete: „Wahrscheinlich nicht." „Gut", antworte-
te der Referent. Er verschwand wieder unter seinem Pult und holte diesmal
einen Eimer Sand hervor. Vorsichtig kippte er den Sand in den Krug. Der
Sand füllte die Räume zwischen den großen Kieselsteinen und dem Kies
aus. Wieder fragte er: „Ist das Gefäß jetzt voll?“
Nach einer kurzen Denkpause antwortete wieder einer der Zuhörer: „Nein."
„Gut“, sagte der Vortragende. Und als hätte sein Publikum nur darauf ge-
wartet, nahm er die Wasserkanne, die unter seinem Pult stand, und füllte
den Krug bis an den Rand. Dann blickte er auf und fragte: „Was können wir
Wichtiges aus diesem Experiment lernen?“
Der Mutigste unter seinen Zuhörern – clever und flott – dachte an das
Thema der Vorlesung und antwortete: „Daraus lernen wir, dass selbst wenn
wir denken, dass unser Zeitplan schon bis zum Rand voll ist, wir immer
noch einen Termin einschieben können."
„Nein", antwortete der Vortragende, „darum geht es mir nicht. Was wir
wirklich aus diesem Experiment lernen können, ist Folgendes: Wenn man
die großen Kieselsteine nicht als erstes in den Krug legt, werden sie später
niemals alle hineinpassen."
Es folgte ein Moment des Schweigens. Jedem wurde bewusst, wie sehr der
Mann Recht hatte. Dann fragte er: „Was sind in eurem Leben die großen
Kieselsteine: Eure Gesundheit, eure Familie, eure Freunde, die Realisierung
eurer Träume, das zu tun, was euch Spaß macht, dazu lernen, eine Sache
verteidigen, Entspannung, sich Zeit nehmen oder etwas ganz anderes?
Wirklich wichtig ist, dass man die großen Kieselsteine in seinem Leben an
die erste Stelle setzt. Wenn nicht, läuft man Gefahr sein Leben nicht zu
meistern. Wenn man zuallererst auf Kleinigkeiten achtet, den Kies, den
Sand, verbringt man sein Leben mit Kleinigkeiten und hat nicht mehr ge-
nug Zeit für die wichtigen Dinge. Deshalb vergesst nicht, euch die Frage zu
stellen – was sind die großen Kieselsteine in meinem Leben? Dann legt die-
se zuerst in den Krug."
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Tipp: Seien Sie als Rhetorikprofi ständig auf der Suche nach guten Ge-
schichten. Notieren Sie diese und ordnen Sie sie übersichtlich, damit
Sie bei der Konzeption einer Rede schnell darauf zugreifen können.
Wenn Sie Ihre Geschichten im PC speichern, können Sie in den gän-
gigen Programmen auch mit der Suchfunktion ‘Strg F’ nach Stich-
worten suchen.
Die Anekdote sollte so gut gewählt sein, dass das Publikum seine eige-
nen Einsichten daraus ziehen kann. Nichts ist schlimmer als ein Er-
zähler, der seine Deutung gleich mitliefert. Eine Pause unterstützt den
Zuhörer darin, selbst über die Geschichte nachzudenken.
Witz
Witze sollte man nur einsetzen, wenn man damit viel Erfahrung hat.
Professionelle Spaßmacher berichten, dass Zuseher bei ganz verschie-
denen Stellen einer Comedy-Show lachen. Ein prominenter Kabaret-
tist differenzierte unlängst zwischen Samstags- und Sonntagsbesu-
chern, da diese nach seiner Beobachtung einen unterschiedlichen Hu-
mor mitbringen.
Das ist der Grund, warum ein Witz mit Vorsicht in einer Rede einzu-
setzen ist. Man weiß nie genau, wie die Zuhörer reagieren. Sollte der
Witz nur ein betretendes Schweigen auslösen, führt das zu einem Ge-
fühl der Peinlichkeit und blockiert die meisten Redner.
Tipp: Um das Risiko zu verringern, dass niemand lacht, erzählen Sie lusti-
ge Begebenheiten lieber als lehrreiche Anekdoten oder Geschichten.
Wenn diese zusätzlich lustig sind und einige Zuhörer lachen, soll Ih-
nen das nur recht sein. Wenn nicht, ist das kein Problem.
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beschließt der Neuankömmling mehr Holz zu fällen. Nach viel Arbeit und
zwei weiteren Haufen Holz macht er sich auf, um sich noch mal zu erkun-
digen. Er besucht den Indianer erneut, dieser blickt wieder in die Ferne:
„Winter sehr hart." So fällt der Siedler noch mehr Holz. Nach viel Arbeit
und drei weiteren Haufen Holz fragt er den Indianer erneut. Der Weise
blickt wieder in die Ferne: „Winter sehr, sehr, sehr hart.“ Da fragt der Sied-
ler, woher der Indianer das eigentlich wisse. Daraufhin bekommt er als
Antwort: „Winter sehr, sehr, sehr hart, weil weißer Mann sehr, sehr, sehr
viel Holz schlägt."
Diese kleine Geschichte steht als Beispiel für die humorvolle Verwen-
dung einer Anekdote. Gleichzeitig sollte der Inhalt natürlich zum
Thema der Rede passen, hier wäre etwa „langfristige Planung“ oder
„Logistik“ oder auch „Prognosen“ vorstellbar. In einem solchen Zu-
sammenhang kann diese Geschichte ein Denkanstoß sein.
Auch Sie als Redner können diese Geschichte zum Anlass nehmen
und sich fragen, welche Parallele es zu Ihrem Verhalten gibt. Was ist
Ihr Einfluss auf Reaktionen Ihrer Zuhörer? Geht es Ihnen manchmal
wie dem neuen Siedler?
Zitate
Zitate können ähnliche Wirkung entfalten wie Anekdoten oder Meta-
phern. Das Besondere ist, dass ein Zitat jemandem zugeschrieben
wird, der einen gewissen Bekanntheitsgrad besitzt. Viele dieser Aussa-
gen sind Analogien oder kurze Geschichten, hinter denen ein promi-
nenter Mensch steht. Die Tatsache, dass diese Person diese Worte
wählte, unterstützt die eigene Aussage, wenn folgender Tipp beachtet
wird.
Tipp: Informieren Sie sich, wer das Zitat gesagt hat und was diese Person
auszeichnet, sonst kann es peinlich werden, wie folgendes Beispiel
zeigt.
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Bei Zitaten, aber auch bei Geschichten und Anekdoten haben Sie Vor-
teile, wenn Sie die Quelle kennen und angeben:
Hier ein paar Beispiele für exzellente Zitate – allgemeiner Natur – für
Ihre Vorträge:
„Der einzig vernünftige Mensch ist mein Schneider, er nimmt jedes Mal
neu Maß, wenn er mich trifft, während alle anderen immer die alten Maß-
stäbe anlegen, in der Meinung, sie passten heute noch auf mich.“
(Georg Bernard Shaw)
44
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„Viele Menschen sehen die Dinge, wie sie sind und sagen – warum? Ich
aber träume von Dingen, die nie gewesen sind und sage – warum nicht?“
(Robert Francis Kennedy)
Der Einstieg
Bei der Konzeption steht der Schluss an erster Stelle. Bei der Durch-
führung des Vortrages hat der Einstieg sehr hohe Priorität, da am An-
fang der Kontakt zu den Zuhörern hergestellt wird und sie an ihrem
augenblicklichen Wissens- und emotionalen Standort „abgeholt“ und
durch die Rede zu einem neuen Ziel geführt werden sollen.
Notieren Sie den Einstieg ebenfalls Wort für Wort – erinnern Sie sich
an die Flugreise, wo man bei Start und Landung angeschnallt ist. Da-
mit Sie gut angeschnallt in die Veranstaltung gehen, schreiben Sie die
Einstiegssätze wortwörtlich auf und lernen Sie sie auswendig.
Tipp: Überlegen Sie sich den Beginn Ihrer Rede besonders gründlich, da er
sehr wichtig ist. Falls Sie öfter vor demselben Hörerkreis sprechen,
variieren Sie den Einstieg von Mal zu Mal! (Halten Sie Ihre Eröff-
nungsvarianten schriftlich fest.)
45
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Besteht auf der emotionalen Ebene eine Störung, kann auf der sachlichen
Ebene nicht effizient kommuniziert werden.
Ein guter Redner beherrscht es, seine Zuhörer emotional abzuholen und
überzeugt mit einer guten Mischung aus Sachinformation und Gefühls-
botschaft. Er vermittelt mit seiner Stimme und seiner Körpersprache eine
angenehme Stimmung.
Eine gute Stimmung bei den Zuhörern macht es für den Vortragenden
leichter, über Inhalte zu reden. „Dicke Luft“ erschwert hingegen eine
sachliche Auseinandersetzung. Die Betrachtung der Negativseite
macht diese Wirkung der Emotion besonders deutlich:
6 Axiom nennt man eine grundlegende Aussage, die nicht innerhalb ihres Systems begründet
werden kann beziehungsweise muss.
7 Vergleiche Paul Watzlawick (2000): Menschliche Kommunikation
46
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Frau Schulze stellt dem Vortragenden die Frage: „Wieso hätte die doppelte
Garantiezeit Vorteile gebracht?“ Der sachliche Inhalt der Frage ist ein Ersu-
chen um Information. Gleichzeitig definiert sie damit aber ihre Beziehung
zu dem Redner. Das Gefühl, das bei ihm ankommt, hängt dabei ganz von
der Art ab, in der sie fragt (der Ton ihrer Stimme, ihre Körpersprache und
ihr Gesichtsausdruck). Der Satz: „Wieso hätte die doppelte Garantiezeit
Vorteile gebracht?“ kann entweder Bewunderung, wohlwollende Freund-
lichkeit, Neid, Spott oder eine andere Einstellung zu dem Redner aus-
drücken.
In seiner Reaktion wird der Vortragende sich mehr oder weniger offen zu
Frau Schulze in Beziehung setzen und wird ebenfalls sachliche Aussagen
über seine Emotion definieren.
Übung:
Schauen Sie sich in den nächsten Tagen eine der zahlreichen TV-Diskussio-
nen an. Konzentrieren Sie sich auf einen Sprecher und beobachten Sie, wie
er sich zu den anderen in Beziehung setzt. Stellt er sich in seinen Bemer-
kungen über die anderen, macht er sich kleiner oder begegnet er ihnen auf
der gleichen Ebene? Achten Sie nicht auf den Inhalt, sondern lediglich auf
die emotionale Ebene. Schauen Sie anschließend, wie die anderen auf sei-
ne Beziehungsdefinition reagieren.
47
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Abbildung 4:
Drei grundlegende Formen,
sich in Beziehung zu setzen
48
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Übung:
Notieren Sie, welche Vorteile und Gefahren die gleiche Ebene hat.
Vorteile:
Gefahren:
Vorteile:
Gefahren:
Vorteile:
Gefahren:
Lösung:
Die gleiche Ebene bietet die „besten Karten“ für das Übermitteln von sach-
lichem Inhalt. Ein Redner, der als Mensch mit Stärken und Schwächen
wahrgenommen wird, kommt gut bei seinem Publikum an, wenn er inhalt-
lich etwas zu bieten hat.
Das Großmachen birgt die Gefahr, dass der Sprecher überheblich an-
kommt. Wenn er als jemand erlebt wird, der sich über die anderen stellt,
hat er kaum Möglichkeiten, sein Publikum gekonnt abzuholen. Gegenwehr
oder Abwehr wird die Folge sein. In Ihrer Rolle als Redner werden Sie an-
dererseits meist etwas „größer“ erlebt, weil dies die Position des Vortragen-
den mit sich bringt. Umso vorsichtiger sollten Sie damit umgehen, sich
über Ihre Zuhörer zu stellen. Die einzig sinnvolle Art, „groß“ zu agieren, ist
der Aufbau einer natürlichen Autorität. Mehr dazu ab Seite 69.
Menschen, die sich klein machen, wirken meist sympathisch, weil sie keine
Bedrohung für andere darstellen. Da sie meist bemüht sind, sich an ande-
ren zu orientieren, kann man mit ihnen gut auskommen. Zugleich beherr-
schen sie es hervorragend, Arbeit abzugeben – oft an Personen, die hilfs-
bereit sind. Würde ein Redner diese Position einnehmen, wäre die Gefahr
groß, dass man ihn nicht für voll nimmt und er mit besonderem Nachdruck
zeigen muss, dass er fachliche Kompetenz besitzt. Die Rolle des Kleineren
ist für einen Vortragenden nicht typisch.
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Tipp: Damit Ihr erster Eindruck gut ist und Sie keine unerfreulichen Über-
raschungen erleben, überlegen Sie vor einem Auftritt genau, welche
Kleidung angemessen ist und überprüfen Sie Ihr Äußeres exakt.
Achten Sie auch auf Ihre Körpersprache und Stimmführung.
Berücksichtigen Sie beim ersten Eindruck, den andere von Ihnen ha-
ben, sowie beim ersten Eindruck, den Sie von anderen haben, Folgen-
des:
50
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8 „Halo“ – engl. der „Hof“ des Mondes: Ein besonderes Merkmal überstrahlt alle anderen.
51
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Vorsicht ist geboten, wenn man nicht hinter dem steht, was man sagt.
Menschen haben ein Gespür, so etwas zu bemerken, und dann verliert
die Wertschätzung nicht nur ihre Wirkung, sondern sie kehrt sich so-
gar um ins Negative. Ein Kompliment kann dann die Wirkung erzie-
len, als ob man zynisch spotten oder jemandem „Honig um den Bart
schmieren“ wolle.
Aktuelles Ereignis
Eine sehr schöne Möglichkeit ist die Eröffnung mit einem aktuellen
Ereignis. Ein Anknüpfen an einem Vorfall, von dem die Medien be-
herrscht werden oder an etwas, was zu Unrecht unbemerkt blieb, zeigt
den Zuhörern, dass der Redner auf dem aktuellen Wissensstand ist.
Übung:
1. Entwerfen Sie einen Einstieg, der sich auf eine weniger beachtete aktu-
elle Zeitungsmeldung bezieht und ein guter Einstieg für ein Wirt-
schaftsthema ist.
Ihr Einstiegssatz:
2. Notieren Sie einen Beginn für das Thema Kostenreduktion, der sich auf
ein Thema bezieht, das aktuell die Medien dominiert.
Ihr Einstiegssatz:
52
Rhetorik-001-074-Druck 13.02.2006 14:12 Uhr Seite 53
Lösung:
Fiel Ihnen diese Übung leicht? Falls ja, freuen Sie sich, falls nein, bleiben
Sie am Ball – Übung macht den Meister. Vielleicht inspirieren Sie diese Ein-
stiegssätze:
1. „Sehr geehrte Damen und Herren, wie gestern in der Zeitung zu lesen
war, ging der heurige Wirtschaftsnobelpreis an den Weiterentwickler
der Spieltheorie. Am Beispiel Boing – Airbus wird deutlich, dass beim
Kampf zweier Giganten beide verlieren würden. Wirtschaftliches Den-
ken setzt nicht nur gute Kostenrechnung voraus ...“
2. „Sie konnten sicher nicht an der Meldung vorbeikommen, dass der Fi-
nanzminister seit drei Tagen mit seiner neuerlichen Forderung nach Per-
sonalreduktion der Staatsbediensteten für Aufsehen sorgt. Der Staat
gibt zu viel aus.
Bei Ihrem Budget, meine Damen und Herren, ist das nicht anders: Wenn
Sie mehr Gewinn machen wollen, können Sie entweder mehr einneh-
men oder weniger ausgeben ...“
Persönliches Erlebnis
Mit einem persönlichen Erlebnis wird ein Bezug zum Thema herge-
stellt. Der Redner zeigt eine menschliche Komponente von sich selbst.
In dieser Erfahrung kann sich der Zuhörer wiederfinden.
Die Erfahrung sollte möglichst lebendig und glaubhaft sein und eine
Identifikation ermöglichen.
Übung:
1. Gestalten Sie einen Einstieg mit einem persönlichen Erlebnis zum Thema
„Kundenorientierung“ vor Verkäufern.
2. Kreieren Sie einen Anfang mit einem persönlichen Erlebnis für einen
Marketing-Vortrag vor Mitarbeitern einer Fluglinie.
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Rhetorik-001-074-Druck 13.02.2006 14:12 Uhr Seite 54
Lösung:
Konnten Sie passende persönliche Erlebnisse finden, die als Einleitung die-
nen können? Zwei Situationen, die jedem passiert sein können, finden Sie
hier:
1. „Als ich letzte Woche einen neuen Laptop kaufen wollte, passierte mir
Folgendes: Der Verkäufer führte mich nicht gleich zu den Modellen,
sondern er fragte mich, wofür ich den Computer brauche. Als ich nicht
recht antworten konnte, sagte mir der Mann, ich solle mir doch zuerst
überlegen, was ich mit dem Gerät in Zukunft machen wolle. Es sei bes-
ser das erst zu wissen, bevor ich mich für ein Gerät entscheide.
Meine Damen und Herren, Sie können sich sicher vorstellen, wie ver-
blüfft ich war, aber hatte der Mann nicht Recht? Gute Kundenberatung
...“
2. „Meine Damen und Herren, es freut mich, vor Ihnen sprechen zu dürfen.
Jeden Tag, wenn ich in meinem Garten sitze, sehe ich in einiger Entfer-
nung Flugzeuge vorbeifliegen. Obwohl sie so weit entfernt sind, kann
ich das Logo ihrer Fluglinie erkennen. Das ist ein Zeichen für gelungenes
Marketing!“
Interessante Frage
Eine interessante Frage ist beim Einstieg in vielerlei Hinsicht nützlich.
Sie regt zum Mitdenken an und macht neugierig. Was ist die Beson-
derheit der interessanten Frage? Im Vortrag wird sie häufig eine rheto-
rische Frage9 sein, die gleich vom Redner selbst beantwortet wird.
(Hinweis: Sie konnten das soeben erleben. Der vorletzte Satz, den Sie
hier gelesen haben, war eine Frage der Gattung „rhetorische Frage“,
die gleich danach beantwortet wurde.)
9 Die rhetorische Frage ist eine Frage, auf die keine Antwort erwartet wird. Sie ist ein Stilmittel
eines Redners, der damit eine Aussage unterstreichen will. Mehr dazu auf Seite 201 beim
Punkt „Die rhetorische Frage”.
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Überraschende Tatsache
Eine ungewöhnliche Definition oder eine überraschende Tatsache
weckt ebenfalls Interesse und regt zum Nachdenken an.
Tipp: Recherchieren Sie Fakten, die überraschen, und liefern Sie dazu ei-
nige beeindruckende Zahlen oder Vergleiche.
Frau Fischer besuchte unlängst einen Vortrag über Naturschutz und muss-
te noch lange über den Einleitungssatz des Redners nachdenken: „Der
Amazonasregenwald ist größer als Westeuropa. In den letzten dreißig Jah-
ren wurde im Amazonasgebiet eine Fläche der Größe Frankreichs abge-
holzt.“
Herrn Moser ging es bei den einführenden Worten eines Redners zum The-
ma EU ganz ähnlich. Diese Aussage hat sich in seine Erinnerung einge-
prägt: „200.000 Bauernhöfe verschwinden jährlich in der EU, alle drei Mi-
nuten einer. Das ist nicht nur für die Landwirtschaft, sondern auch für die
Konsumenten problematisch.“
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Rhetorik-001-074-Druck 13.02.2006 14:12 Uhr Seite 56
Tipp: Wie Sie an den Beispielen sehen, ist die Verwendung eines parado-
xen Einstiegs anspruchsvoll und zeichnet sich durch eine Langzeit-
wirkung aus – der Zuhörer muss das Gehörte erst „verdauen“. Setzen
Sie provokative Thesen und paradoxe Aussagen daher wohldosiert
ein.
Was auch immer Sie ankündigen, muss dann natürlich auch erfüllt
werden. Missbrauchen Sie diese Möglichkeit nicht, um Spannung auf-
zubauen, wenn Sie im Anschluss nichts beziehungsweise nichts Neues
zu bieten haben. Sie würden die Gegenwehr des Publikums zu spüren
bekommen, wenn sich die ersten kritischen Geister zu Wort melden
und Ihre „Problemlösung“ anzweifeln.
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Die Interaktion bringt Bewegung in die Runde und gibt dem Vortra-
genden die Möglichkeit, Informationen über sein Publikum zu erhal-
ten.
Der Computerexperte Dr. Dietrich hielt eine Rede vor zirka hundert Perso-
nen, die von der Handelskammer eingeladen worden waren. Das Thema
war Computersicherheit. Dr. Dietrich hatte schon etliche große Unterneh-
men beraten und hielt eine perfekte Rede zu den Sicherheitslücken großer
Konzerne. Er war ein erfahrener Mann und der Aufbau der Rede war klar
und verständlich. Doch er vergaß eine Kleinigkeit – er vergaß sich zu ver-
gewissern, ob die Zuhörer aus vergleichbar großen Firmen kamen, denn
nur dann waren seine Beispiele passend, nur dann konnten firmeninterne
User Sicherheitslücken darstellen, indem Sie Passwörter falsch verwende-
ten oder riskante Software installierten.
Der Redner Dr. Jäger, der im Anschluss das Thema weiterführen sollte, ver-
gaß dies nicht und forderte die Zuhörer zu einer Interaktion auf: „Wer von
Ihnen ist in einem Unternehmen mit mehr als zweihundert Mitarbeitern? –
Bitte um ein Handzeichen.“ Fünf Personen zeigten auf. „Wer ist in einer
Firma mit mehr als zwanzig Arbeitnehmern?“ Zehn Zuhörer meldeten sich.
„Das heißt, die meisten sind in Unternehmen mit weniger als zwanzig Mit-
arbeitern – wer ist in einer Firma mit ein bis fünf Personen?“ Sechzig Men-
schen zeigten auf. Der Redner stellte sich in Folge auf diese unerwartet
hohe Anzahl von Kleinstunternehmern ein und behandelte die speziellen
Sicherheitsprobleme für kleine Firmen.
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Schade um Zeit und Mühe von Herrn Dr. Dietrich, er hat eine Stunde ge-
sprochen und Lösungen für Probleme angeboten, die für dieses Publikum
keinen Nutzen darstellten. Mit der Einstiegsmöglichkeit Interaktionsauf-
forderung wäre das nicht passiert.
Jeder Bauplan besteht aus fünf Schritten. Fünf ist deshalb eine sinn-
volle Obergrenze, da die menschliche Wahrnehmung fünf Elemente
gut verarbeiten und merken kann. (Einen anschaulichen Beweis dieser
wissenschaftlichen Erkenntnis liefert die simple Tatsache, dass das
Zählen mit Hilfe von Strichen unübersichtlich wird, sobald man die
„magischen“ fünf Elemente überschreitet: III oder IIII kann jeder
gut wahrnehmen; für IIIIIII ist bereits hohe Konzentration notwen-
dig. Das erklärt auch die Tatsache, dass wir beim Zählen jede Gruppe
von fünf Strichen zu einem Block zusammenfassen, indem wir den
fünften Strich diagonal darüber setzen.)
10 Vergleiche Hellmut Geissner (1982): Rede in der Öffentlichkeit: Eine Einführung in die Rhetorik
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● Der erste Schritt ist die Einleitung, die wir ab Seite 45 kennen ge-
lernt haben. Der Start motiviert die Zuhörer für den Redebeitrag.
● Die Schritte zwei bis vier enthalten die Argumentation, häufig als
Pro und Contra, einschließlich einer Begründung. Diese drei
Schritte sind der Hauptteil und die eigentliche Besonderheit der
fünfteiligen Redebaupläne.
● Der fünfte und letzte Teil ist der Zielsatz. Er macht den Zweck des
Vortrages klar. Er enthält beispielsweise eine Aufforderung, einen
Appell oder eine abschließende Bewertung.
Man beginnt die Planung der Rede ebenfalls umgekehrt zum geschil-
derten Sprechablauf. Der Vortragende muss sich zunächst überlegen,
was sein Zweck ist und welcher Zielsatz am Ende kommt. Dann folgen
die begründenden Argumente in Schritt zwei bis vier. Über den Ein-
stieg entscheidet der Sprecher als Letztes.
Tipp: Sie können den Aufbau der Baupläne innerhalb der fünf Schritte
variieren. Verinnerlichen Sie die Ideen dieser Baupläne – sie sind
sehr wirkungsvoll, aber setzen Sie sich dadurch keine Grenzen beim
Entwickeln neuer Ideen.
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Reihenförmiger Bauplan
Die drei Denkschritte im Mittelteil stehen nebeneinander. Punkt zwei,
drei und vier sind jeder für sich ein Argument, das neben den anderen
existiert. Gemeinsam unterstützen sie die Begründung.
Kettenförmiger Bauplan
Die Denkschritte haben einen strengen logischen Aufbau, die drei Ar-
gumentationsschritte im Hauptteil bauen aufeinander auf. Dieser Auf-
bau wird auch als Argumentationskette bezeichnet.
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2. Gestern
4. Morgen
5. Feierliche Schlussworte
Dialektischer Bauplan
Bei diesem klassischen Bauplan werden These und Antithese aufge-
stellt, woraus eine höhere Lösung, die Synthese gewonnen wird.
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3. Diese Bedenken lassen sich ausräumen, weil Gärgase dem Körper nur
beim Schlafen Probleme machen. Man isst Obst daher am besten vor
17 Uhr.
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Tipp: Seien Sie vorsichtig mit einer Beweisführung, die auf Einzelbeispie-
len aufbaut. Einzelereignisse sind zwar sehr plastisch und anschau-
lich, stehen aber nicht automatisch für eine Allgemeinheit. Wenn
Sie versuchen, etwas mittels Einzelschicksalen zu belegen, was nicht
der Realität entspricht, sind Sie leicht widerlegbar und schwächen
langfristig die Basis Ihrer eigenen Argumente.
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Formular Redebauplan
Dieses Formular unterstützt die Konzeption Ihres Redebauplanes.
Damit machen Sie aus rhetorischen Ideen einen Ablaufplan.
Mein Redethema:
Wichtige Gedanken:
Haben Zuhörer Vorkenntnisse, die ich mir noch aneignen sollte?
Schritte und Stichworte für die Rede (Planung von unten nach oben –
Anfang und Schluss wörtlich notieren!):
Einstieg 1.
2.
Hauptteil 3.
4.
Schluss 5.
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● Verliehene Autorität hat jemand, der Einfluss auf andere hat, weil
ihm dazu eine Funktion oder Sanktionsgewalt verliehen wurde.
Ein Polizist, der jemanden mit überhöhtem Tempo erwischt hat,
kann Macht auf ihn ausüben, ohne dass die Person es gutheißt.
Die bestrafte Person kann sich heimlich denken, dass der Staats-
diener ein Dummkopf ist und muss sich trotzdem fügen und die
Strafe bezahlen.
● Natürliche Autorität hat jemand, der Einfluss auf andere hat, weil
diese ihm Autorität zusprechen. Er hat somit ebenfalls Macht, aber
nur so lange, wie ihm andere diese Autorität verleihen. Gute Bei-
spiele sind Menschen, denen andere freiwillig folgen, weil sie die-
se als ihre Anführer wollen: Jesus, Lech Walesa oder Martin Luther
King. Aber auch der mit großer Mehrheit demokratisch gewählte
Betriebsrat eines Unternehmens. Oder das einfache Teammitglied,
dessen Koordinationsangebot die anderen gerne annehmen. Oder
der Vortragende, dem die Zuhörer Kompetenz und Glaubwürdig-
keit zusprechen.
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Die gute Nachricht: Es gibt keine Gene für gute Gefühle beim Reden.
Die schlechte Nachricht: Es gibt keine Gene für gute Gefühle beim Re-
den – man muss sich selbst vorbereiten, indem man übt, praktische
Erfahrungen sammelt und immer wieder Reden hält.
Tipp: Wenn Sie sich rhetorisch verbessern wollen, dann nutzen Sie jede
Gelegenheit zum Üben. Nur durch Redepraxis werden Sie besser
vortragen lernen. Praxis ist der beste Lehrer!
Üben Sie jede Rede, bevor Sie sie vor Zuhörern halten. Sie bekommen
dadurch
● Sicherheit,
● eine gute Einschätzung der Zeit,
● eine Erinnerungshilfe,
● Anregungen für die Wortwahl,
● Ideen für Betonung und Körpersprache und
● ein Gefühl, ob das ankommt, was Sie sagen wollen.
Richtig üben
Der beste Weg zum praxisnahen Üben ist es, wenn Sie die Situation
nachempfinden, in der die Rede wirklich stattfinden wird. Die „Büh-
ne“ sollte möglichst genauso angeordnet sein, wie das bei der tatsäch-
lichen Veranstaltung sein wird. Wenn ein Tisch vorhanden ist, sollte
die Übung mit Tisch stattfinden oder wenn ein Flipchart im Raum
steht, sollte die Redepraxis mit Flipchart stattfinden. Wenn technische
Hilfsmittel verwendet werden, dann ist es sinnvoll, beim Üben diesel-
ben Werkzeuge zu verwenden. Damit beugt man Problemen mit der
Handhabung vor:
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Richtiges Üben und gute Redepraxis sind zugleich eine sehr gute men-
tale Vorbereitung. Die Inhalte werden verinnerlicht und mentale Si-
cherheit aufgebaut.
Mentale Kraft gewinnt man durch Praxis und durch bewusstes Formu-
lieren von positiven Selbstgesprächen und Vorstellungen.
Tipp: Stellen Sie sich positive Dinge vor und formulieren Sie optimistische
Selbstgespräche, um Ihren Redeerfolg mental zu programmieren.
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Hohe Energie:
● Positive hohe Energie: Freude und Begeisterung
● Negative hohe Energie: Druck und Angst
Geringe Energie:
● Positive geringe Energie: Gelassenheit und Heiterkeit
● Negative geringe Energie: Langeweile und Lustlosigkeit
Tipp: Bringen Sie sich und Ihr Publikum in den Zustand hoher positiver
Energie. Mit Freude und Begeisterung ermöglichen Sie maximale
Leistungen!
Wie kann man sich in diesen Zustand versetzen? Hier sind die wich-
tigsten Möglichkeiten der mentalen Einstimmung zusammengefasst.
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Rhetorik-001-074-Druck 13.02.2006 14:12 Uhr Seite 74
Mentale Einstimmung
● Wenn Sie sich vorstellen, wie Sie die Rede bereits erfolgreich vor
Ihren Zuhörer halten, erleichtern Sie sich die tatsächliche Aktion.
Stellen Sie sich vor, wie Sie die Rede bereits exzellent vorgetragen
haben. Schließen Sie die Augen. Sehen, hören und fühlen Sie, dass
Sie viel Selbstvertrauen und natürliche Autorität ausstrahlen. Sie
erkennen klar, was die Erfolgsfaktoren sind und wie Sie solche Re-
den bestens halten können.
● Denken Sie – knapp bevor Sie die Rede beginnen – an eine Situati-
on, in der Sie sich sehr selbstbewusst und kompetent gefühlt ha-
ben. Nehmen Sie diese bildhafte Vorstellung und alle ihre Energie
spendenden Gefühle mit in Ihren Vortrag.
● Legen Sie sich positive Selbstgespräche zurecht, die Sie mental
stärken.
● Gehen Sie die folgende mentale Checkliste durch.
Mentale Checkliste
Verinnerlichen Sie diese Checkliste und gehen Sie sie kurz vor je-
der Rede noch einmal durch.
● Ich spreche mit voller Stimme aus Brust und Bauch – Ich habe
etwas zu sagen und ich will jetzt sprechen!
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Trainingslektionen
Die größten Fortschritte machen Sie, wenn Sie die folgende Reihenfol-
ge einhalten:
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Rhetorik-075-117-Druck 13.02.2006 14:13 Uhr Seite 76
Trainingslektionen
Um die Zuhörer mit Ihren Worten abzuholen, sagen Sie etwas, was
momentan sicher für alle Zuhörer stimmt:
Verbinden Sie diesen Satz mit einem weiteren, der Ihr Publikum sach-
te in die Richtung führt, in die Sie das Denken der Zuhörer steuern
wollen:
„... können Sie sich schon darauf freuen, was Sie hier erfahren wer-
den!“
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Rhetorik-075-117-Druck 13.02.2006 14:13 Uhr Seite 77
2. Die meisten Zuhörer blicken bereits nach vorne, führen Sie dazu
hin, dass Sie sich über ihr Interesse freuen.
3. Der Vortrag findet an einem sonnigen Tag statt, führen Sie dazu
hin, dass Sie über etwas Schönes sprechen werden.
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Rhetorik-075-117-Druck 13.02.2006 14:13 Uhr Seite 78
Trainingslektionen
Musterlösung:
Links finden Sie den Lösungsvorschlag. In der rechten Spalte finden
Sie Erklärungen zu Wirkung und Variationsmöglichkeiten. Überlegen
Sie in jeder Phase der Musterlösung, wie sie Ihre Lösung bereichert.
Lenken Sie Ihren Fokus des Weiteren auf das, was bei Ihrer Lösung po-
sitiv und gelungen ist! Entwickeln Sie Spaß am Gestalten verschiede-
ner Möglichkeiten!
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Rhetorik-075-117-Druck 13.02.2006 14:13 Uhr Seite 79
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Rhetorik-075-117-Druck 13.02.2006 14:13 Uhr Seite 80
Trainingslektionen
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Rhetorik-075-117-Druck 13.02.2006 14:13 Uhr Seite 81
Bewusste Wortwahl mit Hilfe der Kriterien von „Abholen und Führen“
ist ein nützliches Sprachwerkzeug für den Redestart, aber auch für an-
dere Teile eines Vortrages. Wenn Sie Antworten auf Ihre Fragen finden
und Ihr Abholen – Führen vertiefen wollen, dann lesen Sie auf den
nächsten Seiten mehr zu diesem Trainingsschwerpunkt.
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Rhetorik-075-117-Druck 13.02.2006 14:13 Uhr Seite 82
Trainingslektionen
Abholen – Führen
Der Kommunikationsschritt „Abholen – Führen“ ist eine Sequenz, die
oft unbewusst läuft. Wenn Sie mit ihrem Gegenüber guten Kontakt
haben, wird es Ihnen folgen – und umgekehrt. Will ein Redner dies
bewusst nutzen, um seine Zuhörer zu begleiten, muss er sie vorher in
ihrer Welt abholen.
Tipp: Die Zuhörer werden sich von Ihnen leiten lassen, wenn Sie sie in ih-
rer Welt abholen und die Dinge mit ihren Augen sehen.
Tipp: Sie leben ebenfalls in Ihrer eigenen Wirklichkeit und haben Ihr Mo-
dell der Realität. Dieses Weltbild beeinflusst Ihre Art zu denken,
handeln, fühlen und kommt in dem, WAS Sie sagen und WIE Sie mit
Ihren Zuhörern reden, zutage! Alles, was Sie sagen, sagt viel über Sie
selbst aus.
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Rhetorik-075-117-Druck 13.02.2006 14:13 Uhr Seite 83
Abholen – Führen
Als Vortragender sollten Sie Ihre eigene Wirklichkeit kennen und sich
bewusst in die Welt Ihrer Zuhörer einfühlen, um sie besser zu verste-
hen und besser begleiten zu können.
Abholen kann man nicht nur mit Worten. Alles, was eine Anglei-
chung an die Ebene der Zuhörer ist, öffnet die Türen zu deren Wirk-
lichkeit. Holen Sie Ihr Publikum ab, indem Sie
Sprachliche Leadership
Wenn Sie Ihre Zuhörer abgeholt haben und eine gute Verbindung auf-
gebaut ist, können Sie beginnen, sie zu führen und die sprachliche
„Leadership“, die Führung zu übernehmen. Wichtig: Vor jedem weite-
ren Führungsschritt müssen Sie überprüfen, ob Sie noch in der Welt
der Teilnehmer sind und diese gegebenenfalls erneut abholen. An-
dernfalls geht Ihre sprachliche Leadership verloren. Bei einem großen
Publikum stellt das permanente Abholen sicher, dass Sie mit mög-
lichst vielen Zuhörern Kontakt halten. Das Abholen steht immer vor
dem Führen!
Vage Sprache
Allgemeine Formulierungen haben den Nachteil, dass sie sehr unspe-
zifisch sind. Dennoch setzen gute Redner vage Sprache beim Abholen
bewusst ein. Setzen Sie unspezifische Wortwahl dann ein, wenn kein
Anhaltspunkt vorhanden ist, was in den Zuhörern vorgeht, beispiels-
weise in der Anfangsphase vor einem unbekannten Publikum.
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Rhetorik-075-117-Druck 13.02.2006 14:13 Uhr Seite 84
Trainingslektionen
Tipp: Übertreiben Sie die vage Sprache nicht und bringen Sie im An-
schluss ausreichend klare und verständliche Inhalte. Aufgrund der
vagen Worte würde man sonst nicht wissen, woran man ist und Ih-
nen vorwerfen, wie ein Politiker zu agieren – viel zu reden und
nichts zu sagen.
Manipulation
Jedes Wissen kann unterschiedlich eingesetzt werden und es liegt an
Ihnen, Ihr Know-how der Zielgruppe angemessen zu vermitteln. Es
liegt ja auch in Ihrer Hand, ein Messer für nützliche Dinge anstatt für
Verbrechen zu verwenden.
Vorsicht – die Erste: Wenn Sie das Modell Abholen – Führen oder an-
dere psychologische Modelle verwenden, um Menschen zu ihrem
Nachteil zu manipulieren, wird das früher oder später durchschaut
und führt zu Vertrauens- und Autoritätsverlust.
Vorsicht – die Zweite: Wenn Sie Abholen – Führen nur als Technik ver-
stehen, um selbst daraus Vorteile zu ziehen, wird dies nicht funktio-
nieren. Wenn Sie als Redner an den Menschen und ihren inneren Pro-
zessen kein wirkliches Interesse haben, wird das Abholen oberfläch-
lich und unecht wirken. Menschen spüren bei unehrlichem Vorgehen
sehr schnell, dass etwas nicht stimmt, da das Verhalten nicht authen-
tisch ist.
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Muttertagsrede: Training 2
So halten Sie eine Kurzrede im Familienkreis
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Trainingslektionen
Musterlösung:
Bei der Musterlösung sind neun Familienmitglieder anwesend. Der
Redner ist der Mann von Maria, die beiden Kinder im Vorschulalter
sind ebenfalls anwesend. Des Weiteren sind die beiden Großmütter
und Marias Schwester mit ihrem zehnjährigen Sohn dabei.
Liebe Mütter, liebe Familie! Der Redner spricht alle Mütter an.
Das ist eine elegante Möglichkeit,
Es freut mich, dass wir heute alle wenn die Entscheidung, wen man
hier sind. zuerst ansprechen soll, schwer fällt.
Für mich ist der Muttertag die Die Aufmerksamkeit wird auf die
schönste Familienfeier, denn es geht Einzigartigkeit der Mütter gelenkt.
um die Person, die uns das Leben Sieht Ihr Einstieg ähnlich aus?
geschenkt hat. Sehr gut!
Liebe Mütter, ihr habt euren Kindern Die besondere Beziehung zwischen
als erste Menschen Liebe gegeben Mutter und Kind wird thematisiert.
und sie auf das Leben vorbereitet. Besonderheit: Die Blumen werden
Als Symbol unserer Liebe dürfen wir in die Rede eingebaut und bekom-
euch dafür diese schönen Blumen men als Symbol der Liebe einen
überreichen. besonderen Stellenwert. Das ist
eine sehr schöne Möglichkeit, Blu-
men nicht nur zu überreichen,
sondern mehr daraus zu machen.
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Trainingslektionen
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Eine gut frei vorgetragene Rede wird von Zuhörern generell sehr hoch
bewertet. Bei besonderen Gelegenheiten, wie der Eröffnung einer
UNO-Konferenz oder der Neujahrsansprache des Bundeskanzlers wird
die manuskriptgestützte Rede höher bewertet. In diesen Fällen ist
nicht die Lebendigkeit des Vortrages von Bedeutung, sondern das Sig-
nal der Wichtigkeit, das durch das Manuskript ausgestrahlt wird.
Tipp: Wenn Sie frei reden wollen, überlegen Sie vorher genau, was Sie sa-
gen möchten und in welcher Reihenfolge Sie vorgehen. Schreiben
Sie Stichworte auf Karteikarten, die Ihnen während des Vortrages
helfen, den Aufbau einzuhalten und nichts zu vergessen.
Stichwortkarten
Stichworte auf Kartonkarten sind eine sehr sinnvolle Hilfe, um eine
freie Rede verständlich durchzuführen. Es kommt vor, dass vorbereite-
te Karten während des Vortrages nicht verwendet werden. Dennoch
haben sie eine wichtige Funktion: Die Stichworte auf den Kärtchen ge-
ben dem Redner Sicherheit, denn sie wären vorhanden gewesen, hät-
te er den Faden verloren.
13 Sprechdenken ist lautes Denken, das durch die Sprache für andere übersetzt wird. Sinnvolle
Gedankeneinheiten werden vorausblickend gegliedert und als sprachliche Einheiten verbalisiert.
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Trainingslektionen
Manuskriptgestützte Rede
Ein Vortrag nach Manuskript darf niemals mit Vorlesen des Schrift-
stückes verwechselt werden. Ein Redner, der nichts weiter bietet als
das Herunterlesen von einem Zettel zerstört den schönsten Aufbau.
Wenn jemand Wort für Wort vorliest, wird das Publikum zu Recht die
Meinung haben, dass es dafür nicht hätte kommen müssen – der Vor-
tragende hätte die Information genauso gut per E-Mail versenden
können.
Außerdem drängt sich hier die Frage auf, ob der „Vorleser“ die herun-
tergelesenen Worte selbst verfasst hat – oder wessen Worte das wohl
sind.
Genau das ist auch die Herausforderung bei der Rede nach Manuskript
– der Redner muss Übung darin haben, den Blickkontakt mit den
Zuhörern zu wahren.
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● „Entschuldigen Sie, dass die Daten nicht auf dem letzten Stand
sind.“
● „Entschuldigen Sie, aber diesen Aspekt habe ich nicht vorberei-
tet.“
● „Entschuldigen Sie, dass ich mich verspätet habe.“
● „Entschuldigen Sie, dass diese Folie zu klein geschrieben ist.“
Verstehen Sie das bitte nicht falsch: Es ist kein Fehler, sich zu ent-
schuldigen und es ist in vielen Situationen ein Gebot der Höflichkeit,
dies auch zu tun. Es kommt allerdings nicht gut an, wenn Sie sich als
Redner für etwas entschuldigen, das Ihre schlechte Vorbereitung un-
terstreicht, denn schlechte Vorbereitung wird mit mangelnder Wert-
schätzung des Publikums gleichgesetzt.
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Rhetorik-075-117-Druck 13.02.2006 14:13 Uhr Seite 92
Trainingslektionen
Sympathieentschuldigungen
Ein anderer Persönlichkeitstyp versucht sich mit Entschuldigungen
kleiner zu machen, um sympathischer anzukommen oder nach Kom-
plimenten zu fischen. Das mag im täglichen Leben funktionieren, als
Redner bringt es eine Position, die unangenehm ist: Der rollenbeding-
te Autoritätsvorschuss des Publikums geht durch die Sympathieent-
schuldigung verloren.
Die Redner aus diesen Beispielen machen sich vorweg klein. Wenn der
Vortrag gut läuft, hätte niemand die Nervosität oder Unerfahrenheit
bemerkt, aber da es gesagt wurde, weiß es natürlich jeder – und alle
schauen kritischer hin.
Andererseits kann es für einen Redner, der sehr angespannt ist, un-
glaublich befreiend sein, die Flucht nach vorne anzutreten und seine
Nervosität anzusprechen – auch dies ist ein Zeichen persönlicher Stär-
ke. Wenn Sie als Redner zu dieser Gruppe gehören, dann achten Sie
darauf, dass das Ansprechen mit der Stimme und Körpersprache einer
starken Persönlichkeit geschieht.
Tipp: Stellen Sie sich die Frage, ob die Vorwegnahme einer geringen Er-
fahrung nicht kontraproduktiv ist.
Wenn Sie mit dem Ansprechen dieser Schwäche Kraft schöpfen,
sprechen Sie im Einzelfall (!) Ihre Nervosität oder Unerfahrenheit an
– mit der Einstellung, dass das Kundtun einer Schwäche eine Stärke
ist. Vermeiden Sie aber wiederholtes Entschuldigen!
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Geburtstagsrede: Training 3
So finden Sie feierliche Worte
für den familiären Kreis
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Rhetorik-075-117-Druck 13.02.2006 14:13 Uhr Seite 94
Trainingslektionen
Musterlösung:
Bei der Musterlösung feiert Susanne ihren vierzigsten Geburtstag. Es
sind neun Verwandte und acht gute Freunde anwesend. Das Fest fin-
det in einem Restaurant mit gutbürgerlicher Küche statt. Der Redner
ist der Bruder von Susanne. Er spricht stellvertretend für einige Famili-
enmitglieder, die gemeinsam ein Geschenk überreichen. Das Ge-
schenk ist ein Sportgerät, da das Geburtstagskind sehr sportlich ist.
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Rhetorik-075-117-Druck 13.02.2006 14:13 Uhr Seite 95
Liebe Susanne, es freut uns, deinen Der Auftakt der Rede mit einer Be-
Geburtstag mit dir feiern zu dürfen. merkung zum Anlass. Wichtig ist die
Entscheidung, ob man als Einzelper-
son „... es freut mich...“ sagt oder
mit „... es freut uns...“ als Vertreter
mehrerer Personen auftritt.
Wie haben Sie das gelöst?
Du bist, wie uns allen bekannt ist, Hier wird etwas von den Vorlieben
ein unglaublich sportlicher Mensch. des Geburtstagskindes erzählt
Schon in deiner Kindheit hattest du und/oder ein Schwenk durch wich-
einen überdurchschnittlichen Bewe- tige Lebensphasen gemacht.
gungsdrang. Später hast du dich als
Motoriktalent entpuppt und in der
Schule deine Fähigkeiten ausge- Auch eine Episode aus der Kindheit
baut. weckt Interesse.
Mit den Jahren bist du herange- Eine gute Struktur, die eine Reise
wachsen und hast neben der sport- durch wesentliche Lebensabschnitte
lichen Karriere auch einen Beruf er- unterstützt, ist die Drei-Zeiten-For-
lernt, der dir heute sehr viel bedeu- mel: Gestern – Heute – Morgen.
tet. Du hast es geschafft, zwei Sei-
ten des Lebens zu vereinen und Da das Geschenk mit Sport zu tun
stehst heute mit beiden Beinen im hat und während der Rede über-
Leben. Du hast eine glückliche Fa- reicht wird, geht der Redner auf das
milie und führst ein ausgeglichenes Thema Sport ein.
Leben, bei dem der Sport nach wie
vor nicht zu kurz kommt.
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Trainingslektionen
Die deutsche Sängerin Ina Deter Ein passendes Zitat regt zum Nach-
brachte das Spannungsfeld Vergan- denken an, übermittelt positive
genheit – Gegenwart – Zukunft auf Stimmung und ...
den Punkt, als sie sagte: „Vergan-
genheit ist Geschichte, Zukunft ist
Geheimnis, und jeder Augenblick
ein Geschenk.”
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Worauf muss man bei der Suche nach passenden Zitaten achten:
Wenn Sie sich in der Verwendung von Zitaten noch verbessern wol-
len, lesen Sie das folgende Kapitel.
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Trainingslektionen
Contra-Zitate
Im Normalfall unterstützt ein Zitat die Aussage des Redners. Das muss
aber nicht sein: Das Contra-Zitat greift bewusst eine gegensätzliche
Aussage auf. Durch den Überraschungseffekt erzielt es eine ungeheure
Aufmerksamkeitswirkung. Der Redner zeigt, dass er sich auch mit der
Gegenmeinung beschäftigt hat und souverän genug ist, sich gegentei-
ligen Auffassungen zu stellen.
1. Wenn das Zitat in hohem Maß treffend ist oder der Autor eher un-
bekannt ist, dann macht es wenig Sinn, die Quelle zu nennen. Bei
obigem Beispiel mit dem Therapeuten steht beispielsweise die in-
haltliche Aussage absolut im Vordergrund, eine Verstärkung durch
eine prominente Person ist überflüssig.
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2. Wenn das Zitat eher den Charakter hat zu zeigen, dass die ge-
nannte berühmte Person der gleichen Meinung war, muss man die
Quelle natürlich nennen. Wirkung: Der Inhalt des Gesagten wird
durch die Aussage der bekannten Persönlichkeit verstärkt.
Überdosis Zitate
Auch das Verwenden von Zitaten kann man übertreiben, eine „Über-
dosis“ unterbricht den Redefluss. Wer viele Zitate aus unterschiedli-
chen Quellen bringt, wird merken, dass zu viel des Guten keine Vor-
teile bringt, wie George Bernard Shaw es auf den Punkt brachte:
In der Zurückhaltung liegt die Kraft beim Verwenden von Zitaten und
anderen Stilmittel, denn das Publikum will schließlich hauptsächlich
die Ideen des Redners hören.
Tipp:
● Wählen Sie Zitate, die das ausdrücken, was die Mehrheit denkt
und fühlt. Ein gutes Zitat ist griffig, verblüfft und trifft.
● Wenn Sie ein Zitat verwenden, veranschaulichen Sie, warum Sie
es einsetzen.
● Bauen Sie Zitate in die Rede ein. Sie sollen ein Teil des Redeflus-
ses sein und nicht alleine stehen.
● Verwenden Sie Zitate nicht um jeden Preis.
● Informieren Sie sich, damit Sie alles über das Zitat wissen.
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Trainingslektionen
Zitatensammlung
Tipp: Legen Sie Ihre persönliche Zitatensammlung an und sortieren Sie sie
nach Themen oder Redeanlässen, damit Sie schnell darauf zugreifen
können. Wenn Sie Ihre Zitate im PC speichern, können Sie in den
gängigen Programmen auch mit der Suchfunktion ´Strg F´ nach
Stichworten suchen.
Hier einige der besten Zitate für Ihre Reden, inklusive wichtiger Detail-
informationen für professionelle Anwendung:
„Je älter man wird, desto ähnlicher wird man sich selbst.“
Maurice Chevalier (Filmschauspieler, Chansonnier, „Schweigen ist Gold",
„Gigi", „Liebesparade", Frankreich 1888-1972)
„Wer vom Glück immer nur träumt, darf sich nicht wundern, wenn er es
verschläft.“
Ernst Deutsch (Kammerschauspieler, erhielt 1948 bei der Biennale in Vene-
dig den Preis für den Film „Der Prozess". (Deutschland 1890-1969)
„Wahre Worte sind nicht angenehm, angenehme Worte sind nicht wahr.“
Laotse (Philosoph, gilt als Begründer des Taoismus, China 480-390 v. Chr.)
„Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu."
Ödön von Horváth (Dramatiker, Erzähler, „Geschichten aus dem Wiener-
wald", „Jugend ohne Gott", (Österreich 1901-1938)
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„Nichts ist einfacher, als sich schwierig auszudrücken, und nichts ist
schwieriger, als sich einfach auszudrücken.“
Karl Heinrich Waggerl (Schriftsteller, Heimatdichter, Österreich 1897-
1973)
„Wenn wir wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, dann ist es nötig, dass sich
alles verändert.“
Giuseppe Tomasi di Lampedusa (Schriftsteller, „Der Leopard", Italien 1896-
1957)
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Rhetorik-075-117-Druck 13.02.2006 14:13 Uhr Seite 102
Trainingslektionen
● Welche Erwartungen und Wünsche haben diese Gäste aus der Schweiz?
● Welche Bedürfnisse haben Gäste im Urlaub allgemein?
● Womit höre ich auf – welcher Schluss passt zur Situation?
● Welche Punkte bringe ich im Hauptteil?
● Womit beginne ich – welcher Einstieg weckt das Interesse der An-
wesenden?
● Wie spreche ich meine Zuhörer an – wie stelle ich Kontakt her?
● Wie kann ich Geschichte spannend vermitteln? Welche anregen-
den Zusätze erhöhen die Verständlichkeit?
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Rhetorik-075-117-Druck 13.02.2006 14:13 Uhr Seite 103
Entwickeln Sie bitte jetzt Ihren Aufbau für die Ansprache vor der
ersten Sehenswürdigkeit.
Entwickeln Sie eine Reiseleiterrede und stellen Sie Ihre Heimat vor.
Drücken Sie sich prägnant aus, sprechen Sie verständlich, in kurzen
Sätzen und mit die Verständlichkeit fördernden Zusätzen.
Musterlösung:
Bei der Musterlösung wird die Touristengruppe aus der Schweiz durch
Wien geführt. Beim Michaelertor auf der Rückseite der Hofburg startet
der Reiseleiter.
Nutzen Sie unsere Musterrede als Anregung für Ihren eigenen kreati-
ven Entwurf. Links ist unser Vorschlag, rechts die Erklärungen zu Wir-
kung und Variationsmöglichkeiten.
Überlegen Sie in jeder Phase der Musterlösung, welche Tipps Ihre Lö-
sung bereichern können. Lenken Sie Ihren Fokus des Weiteren auf das,
was bei Ihrer Lösung positiv und gelungen ist! Sie werden schon bald
Spaß an den unterschiedlichen Formulierungsvarianten entwickeln.
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Rhetorik-075-117-Druck 13.02.2006 14:13 Uhr Seite 104
Trainingslektionen
Wir befinden uns hier auf der Rück- Zunächst gibt es eine allgemeine
seite der Hofburg. Orientierungsinformation.
Für Besucher ist die Hofburg vor al- Im Mittelteil wird darauf hingewie-
lem ehemalige Kaiserresidenz und sen, was jede Person in der Schatz-
Schatzkammer. Sie werden hier Ge- kammer erwartet und worauf sich
legenheit haben, Reichskleinodien die Besucher freuen dürfen.
der deutschen Kaiser zu sehen. An
der Kaiserkrone Ottos des Großen,
der Stephansbursa Karls des Großen,
an Reichsschwert und Zepter knüpft
sich so unglaublich viel abendländi-
sche Geschichte, dass Sie begeistert
sein werden.
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Rhetorik-075-117-Druck 13.02.2006 14:13 Uhr Seite 105
Bevor wir hineingehen, bitte ich Sie, Abschließend der Hinweis auf ein
Ihren Blick auf dieses Gebäude zu historisches Gebäude. Diese Er-
richten. Es handelt sich dabei um klärung wird hier mit einer ge-
das Loos-Haus, das zu seiner Eröff- schichtlichen Anekdote verwoben,
nung 1909 eine Revolution in der wodurch das Erzählte sehr lebendig
Architektur darstellte, da es mit wird.
nackter Schlichtheit seiner Zeit vor- Haben Sie ebenfalls eine geschicht-
auseilte. liche Begebenheit in Ihre Lösung
Der Monarch Kaiser Franz Josef war eingebaut?
von der Modernität dieses Gebäu-
des weniger angetan. Man erzählt
sich, dass er bei Fertigstellung be-
schloss, diesen Eingang zur Hofburg
nie wieder zu benutzen, da das Ge-
bäude sein Auge beleidige.
Lassen Sie uns nun bitte weiterge- Weil die Führung noch nicht zu En-
hen – folgen Sie mir! de ist, gibt es keinen echten Schluss,
sondern nur eine Aufforderung zum
Weitergehen.
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Rhetorik-075-117-Druck 13.02.2006 14:13 Uhr Seite 106
Trainingslektionen
Wie habe ich Wie konnte ich Wie habe ich die
das Ziel die Zuhörer Bedürfnisse des
erreicht? abholen? Publikums
berücksichtigt ?
Was gefällt
mir an meiner
Lösung?
Damit Sie Freude am Reden entwickeln, ist es wichtig, eigene Stärken
zu kennen und zu dem zu stehen, was Sie an sich selbst mögen –
bitte keine falsche Bescheidenheit!
Woran will ich
noch arbeiten,
um mich zu
verbessern?
Damit Sie echte Verbesserungen erzielen, definieren Sie konkret,
woran Sie noch arbeiten wollen. Überlegen Sie, welcher Teilschritt
der nächste sein muss.
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Rhetorik-075-117-Druck 13.02.2006 14:13 Uhr Seite 107
Tipp: Seien Sie sich stets bewusst: Gehört ist nicht verstanden!
● Kurze Sätze,
● Zeitwörter oder Verben,
● Einfachheit und Klarheit,
● Gliederung, Ordnung,
● Kürze, Prägnanz,
● anregende Zusätze.
Kurze Sätze
Teilen Sie komplexe Aussagen in mehrere kurze Sätze ein. Sowohl bei
schriftlicher als auch bei mündlicher Darbietung ist es für den Zuhörer
schwierig, langen Schachtelsätzen zu folgen. Ein Satz sollte – als
Faustregel – nicht mehr als acht Sekunden lang dauern (zirka zwei Zei-
len lang sein). Kurze Sätze unterstützen das Verstehen. Zeitwörter spie-
len dabei eine wichtige Rolle.
Zeitwörter
Verben sind dynamischer und verkürzen Sätze. Hauptwörter haben
den starren Charakter einer Amtssprache und verlangen nach kompli-
zierten Sätzen. Der Vorteil der Zeitwörter zeigt sich im folgenden Bei-
spiel.
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Rhetorik-075-117-Druck 13.02.2006 14:13 Uhr Seite 108
Trainingslektionen
Dieser Satz ist von Hauptwörtern dominiert: „Nach erfolgter Ankunft und
Besichtigung war mir der Sieg möglich." Verwendet man Zeitwörter, ver-
einfacht sich der Satz auf: „Ich kam, sah und siegte." Der Satz wird kürzer,
einfacher, verständlicher und merkbarer. Julius Cäsar wusste offenbar, wie
man sprechen muss, damit man von jedermann verstanden wird und Aus-
sagen als Zitate der Nachwelt erhalten bleiben.
Tipp: Sagen Sie klar, worum es geht. Lassen Sie sprachlichen Ballast bei-
seite, damit Sie auch der fachliche Laie versteht. Sie müssen so re-
den, dass es unmöglich ist, Sie nicht zu verstehen.
Gliederung, Ordnung
Eine sinnvolle Reihenfolge, folgerichtig aufeinander bezogen und
übersichtlich gegliedert, ist ein weiterer Faktor der Verständlichkeit.
Das Publikum muss dem Aufbau folgen können und darf die Über-
sicht nicht verlieren. Die Ordnung muss nicht militärisch streng sein,
doch man sollte einen roten Faden erkennen.
Tipp: Reden Sie prägnant, indem Sie maximal eine Information in einen
Satz packen.
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Anregende Zusätze
Anregende Zusätze können sein: Beispiele, Bilder, Vergleiche, Mit-
denk-Fragen oder Anekdoten.
Herr Jung gestaltete seinen Vortrag über Gesetze zur Sicherheit am Ar-
beitsplatz verständlich, indem er kurz und prägnant blieb und die wesent-
lichen Inhalte gut gegliedert einfach erklärte. Die Beispiele und Bilder, der
er dazu brachte, ließen zwar die Dauer des Vortrages wieder auf das Dop-
pelte ansteigen, waren aber entscheidend dafür, dass seine Zuhörer ver-
standen, was der rechtlich trockene Inhalt in der Praxis bedeutet.
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Trainingslektionen
Training 5 Eröffnungsrede:
So eröffnen Sie den Cocktailempfang
Ihres Kleinbetriebs
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Rhetorik-075-117-Druck 13.02.2006 14:13 Uhr Seite 111
Musterlösung:
Bei der Musterlösung spricht Frau Schulze, die Gründerin der Werbe-
beratung, vor vierzig Personen. Das Publikum besteht aus Kunden und
Meinungsträgern.
Sehr geehrter Herr Bürgermeister, Die Ansprache beginnt mit einer of-
geschätzte Kunden, liebe Kunst- fiziellen und feierlichen Begrüßung,
und Kulturschaffende! der Bürgermeister wird direkt ange-
sprochen, die anderen Zuhörergrup-
pen danach.
Es freut mich, dass Sie so zahlreich Dann folgt die Kundgabe der Freude
erschienen sind. über das Erscheinen der Besucher.
Sollten wenig Gäste gekommen
sein, lassen Sie sich keinesfalls ver-
leiten, dass in irgendeiner Weise zu
bedauern! Die Anwesenden fühlen
sich sonst gering geschätzt.
Zu Beginn möchte ich mich sehr Die Aufmerksamkeit wird auf den
herzlich bei meinen Netzwerk-Part- festlichen Rahmen gelenkt und ein
nern für diesen großartigen Rah- Dank an die Partner ausgesprochen.
men bedanken.
Es ist mir eine Freude und es erfüllt Gründe für die Feier und Emotionen
mich mit Stolz, dass ich heute das der Firmengründerin werden the-
zehnjährige Bestehen der Werbebe- matisiert.
ratung Schulze feiern darf.
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Rhetorik-075-117-Druck 13.02.2006 14:13 Uhr Seite 112
Trainingslektionen
Einige von Ihnen werden sich wahr- Die Vorwegnahme, welche Fragen
scheinlich fragen, welche aktuellen die Gäste mitbringen könnten,
Entwicklungen und Neuigkeiten ich weckt Neugier.
ankündigen kann.
Ich möchte Ihnen einen kurzen
Überblick geben.
Für diejenigen, die uns noch nicht Eine kurze Zusammenfassung stellt
gut kennen: Schulze Werbebera- dar, was die Firma anbietet. Die
tung ist seit 1995 als Nischenanbie- Wortwahl „... noch nicht gut kennen
ter und externer Partner großer Un- ...“ wurde bewusst gewählt, da das
ternehmen tätig. Wir sind auf Groß- Wort „noch“ andeutet, dass man die
bildprojektionen für Werbung spe- Schulze Werbeberatung in Zukunft
zialisiert, wir beraten und planen gut kennen wird.
für unsere Kunden Werbeprojektio-
nen im Außen- und Innenbereich.
An dieser Stelle darf ich gleich mit Das Geheimnis wird gelüftet und
der wichtigsten Neuigkeit aufwar- die Neuigkeit enthüllt.
ten: Aufgrund reger Nachfrage un-
serer Kunden setzen wir – ab sofort
– unsere Lösungen auch um. Wir
planen und beraten selbstverständ-
lich weiterhin und bieten darüber
hinaus jetzt die Errichtung der An-
lagen kostengünstig an.
Als Menschen sind wir visuelle und Im Schlussteil wird der Nutzen für
ästhetische Wesen. Wir nehmen po- die Kunden betont und auf die ho-
sitiv wahr, was uns gefällt. he Kompetenz hingewiesen.
Die Projektion Ihrer Werbung am
richtigen Platz, zur rechten Zeit (Bei diesem Thema ist es selbstver-
muss dem Rechnung tragen. Das ständlich angebracht, dass eine Pro-
sind unser Job und unsere Kern- jektion im Raum und am Gebäude
kompetenzen. In einer informati- zu sehen ist, auf die der Redner hin-
onsüberfluteten Zeit können Sie Ihr weisen kann.)
Unternehmen mit unseren Lösun-
gen vom Umfeld abheben und neue Ein maßvoller Appell zur Zusam-
Formen finden, mit denen Sie Ihre menarbeit schließt den marketing-
Kunden erreichen. wirksamen Teil ab.
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Rhetorik-075-117-Druck 13.02.2006 14:13 Uhr Seite 113
Es freut uns sehr, wenn Sie uns in Zu guter Letzt wird zu einem schö-
Zukunft Ihr Vertrauen geben und nen Abend übergeleitet und darauf
wir unsere Kompetenz unter Beweis hingewiesen, dass man gerne für
stellen können. ein Gespräch zur Verfügung steht.
Jetzt freue ich mich darauf, einen Wie sieht Ihre Lösung aus? Sicher
schönen Abend mit Ihnen zu ver- haben Sie etliche zusätzliche gute
bringen und möchte einen Toast auf Ideen entwickelt.
unsere Kunden, auf unsere Gäste
und auf unser Team aussprechen.
Genießen Sie den Abend und vielen
Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ich
stehe Ihnen für Fragen jederzeit
sehr gerne zur Verfügung.
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Rhetorik-075-117-Druck 13.02.2006 14:13 Uhr Seite 114
Trainingslektionen
Wie habe ich Wie konnte ich Wie habe ich die
das Ziel die Zuhörer Erwartungen des
erreicht? abholen? Publikums
berücksichtigt?
Was gefällt
mir an meiner
Lösung?
Damit Sie Freude am Reden entwickeln, ist es wichtig, eigene Stärken
zu kennen und zu dem zu stehen, was Sie an sich selbst mögen –
bitte keine falsche Bescheidenheit!
Woran will ich
noch arbeiten,
um mich zu
verbessern?
Damit Sie echte Verbesserungen erzielen, definieren Sie konkret,
woran Sie noch arbeiten wollen. Überlegen Sie, welcher Teilschritt
der nächste sein muss.
Damit Sie sich im Bereich Anrede noch verbessern können, lassen Sie
folgende Informationen in zukünftige Reden einfließen.
Die Anrede
Die passende Formulierung der Anrede ist die erste Kontaktaufnahme
eines Redners mit seinem Publikum. Sie ist Teil des ersten Eindrucks –
überlegen Sie daher gut, welche Worte Sie wählen.
Tipp: Die Kontaktaufnahme mit Ihren Zuhörern soll immer höflich und
freundlich sein.
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Rhetorik-075-117-Druck 13.02.2006 14:13 Uhr Seite 115
Die Anrede
Heute ist schlichte Höflichkeit zeitgemäß. Doch wie kann eine Anrede
lauten, wenn man nicht auf die allgemeine Formulierung: „Meine Da-
men und Herren!“, zurückgreifen möchte?
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Rhetorik-075-117-Druck 13.02.2006 14:13 Uhr Seite 116
Trainingslektionen
Es gibt keine feste Regel, wie man bei der Begrüßung von hochrangi-
gen Personen vorzugehen hat. Einige grundlegende Verhaltensnor-
men helfen allerdings ganz gut weiter:
Weiterführende Übung:
Formulieren Sie drei geeignete und drei misslungene Anreden für einen
Cocktailempfang mit Firmenangehörigen:
Gelungen:
Misslungen:
Lösungsvorschlag:
Gelungene Anreden:
Für Firmenangehörige formulieren Sie je nach Vertraulichkeit, die zwi-
schen den Mitarbeitern herrscht, mehr oder weniger formell:
„Liebe Kolleginnen und Kollegen!“
„Einen wunderschönen Abend – verehrte (Berufs-)Freunde!“
„Meine geschätzten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter!“
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Rhetorik-075-117-Druck 13.02.2006 14:13 Uhr Seite 117
Die Anrede
„Liebe Teammitglieder!“
„Die Zeit vergeht und mir kommt es vor, als wäre es gestern gewesen, als
ich Sie – liebe Kollegen – zum ersten Mal sah!“
Oder mit einem Schuss Humor, der die festliche Stimmung auflockert.
(Als Frau): „Sehr geehrte Herren und Damen!“
„Bevor wir das Büfett stürmen, gestatten Sie mir, meine Damen und Her-
ren, kurz einige Worte an Sie zu richten!“
Misslungene Anreden:
Weniger gut sind Anreden mit übertrieben gekünstelten oder unbedachten
Worten.
„Hochverehrte Anwesende!“
„Sehr zu verehrende Damen, hochgeschätzte Herren!“
„Meine lieben jungen Freunde.“
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Rhetorik-118-151-Druck 13.02.2006 14:14 Uhr Seite 118
Trainingslektionen
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Rhetorik-118-151-Druck 13.02.2006 14:14 Uhr Seite 119
Entwickeln Sie bitte jetzt Ihren Aufbau und halten Sie die Rede. Spre-
chen Sie deutlich und setzen Sie Ihre Stimme gekonnt ein. Zeichnen
Sie den Ton auf.
Musterlösung:
Bei der Musterlösung wird Herr Karl Werner für seine Initiative und
die Organisation der Vernissagen geehrt. Er kümmert sich seit sieben
Jahren ehrenamtlich darum und investiert viel Freizeit. Für das Unter-
nehmen ist diese Veranstaltungsserie ein wichtiger Fixpunkt gewor-
den. Der Redner ist der Abteilungsleiter von Herrn Werner und somit
die übernächste hierarchisch vorgesetzte Person.
Lenken Sie Ihren Fokus des Weiteren auf das, was bei Ihrer Lösung po-
sitiv und gelungen ist! Entwickeln Sie Spaß am Gestalten verschiede-
ner Möglichkeiten!
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Rhetorik-118-151-Druck 13.02.2006 14:14 Uhr Seite 120
Trainingslektionen
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich Nach einer Begrüßung wird den
möchte den heutigen Tag wahrneh- Kollegen mitgeteilt, was das Beson-
men, um einem Mitarbeiter aus die- dere an diesem Tag ist.
ser Runde unser aller Anerkennung
auszusprechen: Herrn Karl Werner.
Wie uns allen bekannt ist, hat er vor Zunächst wird die besondere Leis-
sieben Jahren begonnen, ein Kultur- tung beschrieben und gewürdigt.
event in unserem Unternehmen zu
etablieren. Herr Werner hat allen Welche Ehrung haben Sie geplant?
Widerständen getrotzt und unsere
Firma mit seiner großartigen Idee
bereichert. Ehrenamtlich kümmert
er sich bis heute um die Kunst in
unserem Gebäude. Er sorgt nicht
nur für unser Auge, sondern ermög-
licht uns auch, unseren Kunden und
Geschäftspartnern eine kulturelle
Plattform zu bieten, wo schon
manch wichtiges Gespräch geführt
wurde.
Was bedeutet eigentlich ehrenamt- Dann wird auf den Charakter der
lich? Ehrenämter sind keine „Ämter" besonderen Leistung eingegangen,
im eigentlichen Sinne. Sie bewirken die dieser Mitarbeiter erbracht hat.
konkrete Aufgaben – und sie sind
meistens mit unglaublich viel Arbeit Es wird auch angesprochen, dass
verbunden. Außerdem werden Sie – man bis dato keine lobenden Worte
Herr Werner – von der „Ehre" beim für Herrn Werner fand. Wenn, wie
Organisieren der kulturellen High- in diesem Beispiel, ein Verdienst zu
lights noch nicht viel gemerkt ha- lange nicht gewürdigt wurde, ist
ben. Wir versuchen das heute nach- das Ansprechen dieser Tatsache ein
zuholen und widmen Ihnen diesen wichtiger Teil der Rede und bietet
Festakt. eine Gelegenheit, es „wieder gutzu-
machen“.
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„Verba docent, exempla trahunt“ – Der nächste Teil wird mit einem
Worte lehren, aber die Beispiele re- passenden Zitat eingeleitet, dass die
gen zur Nachahmung an, wussten Realität der ehrbaren Taten auf den
schon die Römer. Sie sind ein leuch- Punkt bringt.
tendes Beispiel, an dem sich andere
orientieren können. Ohne innova-
tive Mitarbeiter wird ein Unterneh-
men niemals innovativ sein.
● Menschen wie Sie sind für unsere Die Verdienste des Geehrten werden
Firma wichtig! nochmals betont und höchstes Lob
● Menschen wie Sie entwickeln ausgesprochen, in dem zum Aus-
Neues! druck kommt, dass die Firma Men-
● Menschen wie Sie verwirklichen schen wie ihn braucht.
Ideen!
● Menschen wie Sie füllen jene Zusätzlich werden damit indirekt
Lücken aus, die in unserer Firma andere Mitarbeiter aufgerufen, sich
existieren. für das Unternehmen einzusetzen.
Unser Unternehmen braucht Men-
schen wie Sie.
121
Rhetorik-118-151-Druck 13.02.2006 14:14 Uhr Seite 122
Trainingslektionen
Sehr geehrter Herr Werner, ich Am Ende der Rede stehen Glück-
möchte Ihnen im Namen des Vor- wunsch, Dank sowie eine Ermuti-
standes und der Kollegen herzlich gung zum Weitermachen und Mit-
für Ihre Verdienste danken und Ih- machen.
nen alles Gute auf Ihrem weiteren
Weg wünschen.
Bleiben Sie dran, machen Sie weiter, Haben Sie diese Aufforderung
ermutigen Sie auch andere, die jetzt ebenfalls ans Ende Ihrer Rede ge-
noch abseits stehen oder Zuschauer setzt? Oder fanden Sie ein besseres
sind, zum Mitmachen! Finale?
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Rhetorik-118-151-Druck 13.02.2006 14:14 Uhr Seite 123
Die meisten Menschen sind über die eigene Stimme befremdet, wenn
Sie sich auf Band reden hören. Vielleicht geht es Ihnen ähnlich. Seien
Sie beruhigt, das ist normal – die eigene Stimme klingt anders, wenn
wir sie aufgezeichnet wahrnehmen. Wenn wir uns während des Re-
dens selbst hören, dann schwingt unser gesamter Oberkörper mit und
bildet einen Resonanzraum. Da wir Teil dieses Resonanzkörpers sind,
nehmen wir die eigene Stimme anders wahr – viele Menschen berich-
ten, dass sie „tiefer“ klingt. Jedenfalls meint eine große Mehrheit, dass
sie „angenehmer“ klingt. Das ist wohl darauf zurückzuführen, dass
uns die Stimme, die wir immer hören, vertrauter ist.
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Rhetorik-118-151-Druck 13.02.2006 14:14 Uhr Seite 124
Trainingslektionen
Tipp: „Der Ton macht die Musik“ ist nicht nur ein Sprichwort. Wie Sie et-
was sagen ist mindestens genauso wichtig, wie was Sie sagen.
14 Neben der verbalen Ebene (Inhalt) und der nonverbalen Ebene (Körpersprache) wird die
Stimmführung als paraverbale Ebene bezeichnet.
124
Rhetorik-118-151-Druck 13.02.2006 14:14 Uhr Seite 125
● Atmung,
● Stimmresonanz und Tonbildung,
● Artikulation,
● Modulation und Dynamik.
Atmung
Voraussetzung für eine gute Stimme ist die richtig eingesetzte Vollat-
mung, bei der Zwerchfell, Bauch und Brust beteiligt sind und von un-
ten nach oben mit Luft versorgt werden. Die richtige Vollatmung
stützt den Ton. Das vollständige Ausatmen ist besonders wichtig, da-
mit die Lunge wieder frische Luft aufnehmen kann. Ein guter Redner
atmet kurz und zügig ein und zehrt dann während des Sprechens vom
vorhandenen Sauerstoff. Folgende Abbildung veranschaulicht die
richtige Atem-Sprechtechnik:
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Rhetorik-118-151-Druck 13.02.2006 14:14 Uhr Seite 126
Trainingslektionen
Übung: Simultandolmetscher
Fassen Sie die Inhalte einer Nachrichtensendung aus Fernsehen oder Radio
zeitverzögert zusammen, während die Sendung weiterläuft. Sprechen Sie
laut und deutlich und atmen Sie bewusst – finden Sie einen guten Sprech-
Atemrhythmus.
Auswertung:
Diese Übung macht den Sprech-Atemrhythmus bewusst und trainiert eine
gute Vollatmung. Darüber hinaus stärkt diese Übung Ihre Konzentration:
Sie können einen Gedankengang halten, auch wenn Sie unterbrochen
werden. Sie verbessern Ihre Fähigkeiten als guter Kommunikationspartner,
weil Sie sowohl gezielt zuhören als auch eigenen Gedanken nachgehen
können.
Vergessen Sie die Halsstimme gleich wieder. Sie ist unangenehm für
die Zuhörer, schlecht für Ihre Stimme und belastet die Stimmbänder
unnötig. Bei der Übung ging es nur um Bewusstmachung.
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Rhetorik-118-151-Druck 13.02.2006 14:14 Uhr Seite 127
Eine gute Tonresonanz kommt aus Bauch, Zwerchfell und Brust. Da-
mit können Sie lauter sprechen, angenehmere Töne erzeugen und Ih-
re Stimme schonen! Gelingt es Ihnen bei dieser Übung, das
„Mmmmmm“ gleichmäßig zu summen oder schwankt Ihre Stimme?
Ziel ist der gleichmäßige Ton und diese einfache Übung trainiert Ihre
Stimme dafür. Machen Sie sie daher regelmäßig und Sie werden Ihre
Stimme gleichmäßiger führen können. Diese einfache Übung lässt
sich hervorragend in den Alltag integrieren. Man summt zwi-
schendurch – beispielsweise im täglichen Stau – sein „Mmmmmm“.
Tipp: Gesagt bedeutet nicht gehört. Sie müssen so sprechen, dass Sie
Chancen haben, gehört zu werden – laut und deutlich! Passen Sie
Ihre Stimme der Akustik des Raumes an.
Übung:
Um die Wirkung der Stimme zu testen, machen Sie folgendes Realexperi-
ment.
Wenn Sie das nächste Mal in einen Raum mit mehreren Personen kommen,
beispielsweise zum Arzt, dann grüßen Sie mit leiser und vorsichtiger Stim-
me. Achten Sie auf die Reaktion der Menschen – wie viele erwidern Ihren
Gruß? Bemerkt man Sie?
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Rhetorik-118-151-Druck 13.02.2006 14:14 Uhr Seite 128
Trainingslektionen
Auswertung:
Zu einem hohen Prozentsatz reagieren die Mitmenschen auf die zweite
Stimmführung stärker. Sie nehmen den Sprecher besser wahr. Natürlich
hängt das auch von der passenden Körpersprache ab.
Bestätigt Ihre Erfahrung dieses Ergebnis? Falls nicht, wiederholen Sie das
Experiment in verschiedenen Situationen – Sie werden sehen, die Stimme
beeinflusst die Wirkung ungemein.
Artikulation
Neben der Stimme ist die klare Aussprache der Laute ein wichtiger
Faktor für gute Verstehbarkeit.
Übung:
1. Sagen Sie zehnmal BP, BP, BP, als Lippentraining.
2. Sagen Sie BRRRRRRRRR als Zungentraining.
Üben Sie Zungenbrecher. Einige kennen Sie wahrscheinlich aus der Kind-
heit. Sie eignen sich gut als Sprechübung für bessere Artikulation – spre-
chen Sie möglichst schnell und bleiben Sie dabei deutlich!
„Es klappern die Klapperschlangen, bis ihre Klappern schlapper klangen.“
„Auf dem Türmchen steht ein Würmchen mit dem Schirmchen unterm
Ärmchen. Kommt ein Stürmchen, bläst das Würmchen mit dem Schir-
mchen unterm Ärmchen von dem Türmchen.“
„Wir Wiener Waschweiber würden weiße Wäsche waschen, wenn wir
wüssten, wo warmes Wasser wäre.“
„Brauchbare Bierbrauerburschen brauen brausendes Braunbier.“
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129
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Trainingslektionen
Übung:
Trainieren Sie die sprachliche Betonung.
Nehmen Sie einen beliebigen Text zur Hand. Lesen Sie
● zwei Sätze laut,
● zwei Sätze leise,
● zwei Sätze schnell,
● zwei Sätze langsam,
● zwei Sätze tief,
● zwei Sätze hoch,
● zwei Sätze monoton,
● zwei Sätze variierend.
Hören Sie sich bewusst selbst zu und „baden“ Sie in Ihren Schallwellen.
Machen Sie die gleiche Übung noch einmal und zeichnen Sie den Ton auf.
Hören Sie sich dann die unterschiedlichen Qualitäten der verschiedenen
Betonungen an.
Im Dialekt reden?
Darf man im Dialekt reden? Soll man im Dialekt reden? Für die richti-
ge Entscheidung muss man das Publikum kennen. Wenn alle Zuhörer
aus der Region des Redners kommen, dann ist Dialekt die beste Wahl.
Sprechstil ist anders als Schreibstil und daher ist Dialekt natürlich. Ein
zwanghaftes Reden nach der Schrift wäre in diesem Umfeld unnatür-
lich.
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Das Gesagte, das dem Publikum meist neu ist, wird in einer Pause vom
Zuhörer gedanklich wiederholt, eigene Beispiele werden gefunden,
das Gehörte wird durchdacht und Bilder entstehen dazu. Wahrneh-
mungswissenschaftler gehen von einer durchschnittlichen Zeit von
drei Sekunden aus, die ein Mensch benötigt, um einen gehörten Satz
zu verstehen. Ein Zuhörer, der keine Chance bekommt, das Gehörte
innerlich zu reflektieren, kann sich nur etwa drei Sätze merken.
Tipp: Sprechen Sie nicht zu schnell, aber mit Dynamik, und machen Sie
Pausen!
Einen kleinen Zusatznutzen von Pausen zeigt diese Begebenheit: Als Herr
Krause neulich bei einem Abteilungsvortrag den Faden verlor und dadurch
eine Pause entstand, bemerkten es etliche Kollegen, da er sonst nie Pausen
machte. Ein Mitarbeiter sprach ihn im Anschluss darauf an und Herr Krau-
se empfand sich selbst als unprofessionell.
Frau Kohl ist eine Person, die Pausen oft als Mitdenkpause und bewusstes
Stilmittel einsetzt. Unlängst verlor sie bei einer Teamansprache den Faden,
wodurch eine Pause entstand. Da auch sie verunsichert war, fragte sie im
Anschluss eine nahe stehende Kollegin vertraulich: „Hat mein kurzer
Blackout sehr gestört?“ Diese antwortete mit einer bezeichnenden Gegen-
frage: „Welcher Blackout?“ Da sie Pausen regelmäßig einsetzt, fiel nieman-
dem auf, dass Frau Kohl den Faden verlor.
131
Rhetorik-118-151-Druck 13.02.2006 14:14 Uhr Seite 132
Trainingslektionen
Den Faden zu verlieren ist etwas, das dem besten Redner bei einer freien
Rede passieren kann, also nichts, wofür man sich „unprofessionell“ fühlen
muss. Dennoch beruhigt es zu wissen, dass es – als angenehme Nebener-
scheinung vom regelmäßigen Pausenmachen – oft gar nicht bemerkt wird.
Übung:
Lesen Sie folgenden Satz: „Der Projektfortschritt ist wirklich bemerkens-
wert“ mehrmals laut vor und verleihen Sie ihm mit Ihrer Stimmführung die
aufgelisteten Bedeutungen. Verwenden Sie bitte jeweils die gleichen Wor-
te und verändern Sie lediglich Betonung und Sprechweise:
● neutral,
● lobend,
● fagend,
● stolz,
● sachlich,
● mit zynischem Humor,
● erleichtert,
● kritisch,
● mit wohlwollendem Humor,
● von oben herab,
● freundlich.
Wie geht es Ihnen bei den unterschiedlichen Betonungen? Was fällt Ihnen
leicht, was schwer? Gibt es einen Zusammenhang mit Ihrer Persönlichkeit?
– Oft sind Emotionen, die man gut ausdrücken kann, solche, die der eige-
nen Persönlichkeit entsprechen und umgekehrt. Gibt es Betonungen, die
Sie als Sprecher besser beherrschen sollten? Wenn ja, notieren Sie diese
und nutzen Sie jede Gelegenheit, diese zu üben.
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133
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Trainingslektionen
Musterlösung:
Unseren Redeentwurf sehen Sie auf der linken Spalte, rechts daneben
die Kommentare.
2004 hat die EU-Kommission einen Schilderung des Themas und der
Aktionsplan zur Förderung von Um- Problematik. Hier wurde der Bau-
welttechnologien vorgelegt. Damit plan vom Allgemeinen zum Beson-
soll eine Brücke zwischen der EU- deren (Seite 64) gewählt. Die Aus-
Strategie für nachhaltige Entwick- führungen starten dementspre-
lung und der Agenda von Lissabon chend in großen Dimensionen.
geschlagen werden. Welche Vorgehensweise haben Sie
gewählt?
Umweltfreundliche Technologien
verschmutzen weniger, verbrauchen
weniger Ressourcen und greifen auf
erneuerbare Energien zurück. Die
Entwicklung neuer Technologien wird
jedoch von Marktbarrieren einge-
schränkt. Um die Entwicklung dieser
Technologien zu fördern, legte die
Kommission 2004 den Aktionsplan
ETAP für Umwelttechnologien vor.
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Die Konferenz bietet Ihnen sieben Anmerkungen zum Ablauf und zum
Vorzeigeprojekte im Bereich Konferenzprogramm. Anhand der
nachhaltiger Wirtschaft. Ein Höhe- Vorschau auf zwei besonders inter-
punkt der Konferenz, den ich nicht essante Beiträge werden die Zuhö-
unerwähnt lassen möchte, ist die rer motiviert, bis zum Ende zu blei-
Podiumsdiskussion mit Experten der ben. Einer der beiden interessanten
Landeshauptstadt. München Beiträge ist strategisch als Höhe-
bekennt sich zu nachhaltigem punkt gegen Ende geplant.
Wirtschaften und fördert
ökologisch fortschrittliche Wirt-
schaft.
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Rhetorik-118-151-Druck 13.02.2006 14:14 Uhr Seite 136
Trainingslektionen
Mehr dazu und mehr zu anderen Die Ankündigung der ersten Redne-
faszinierenden Projekten werden Sie rin rundet die Eröffnung ab. Wie
heute erfahren und ich darf Ihnen haben Sie den Einstieg zum ersten
bereits unsere erste Rednerin Vortragenden gemeistert? Ähnlich
ankündigen: Frau Diplomingenieur oder ganz anders?
...
136
Rhetorik-118-151-Druck 13.02.2006 14:14 Uhr Seite 137
Wenn Sie Ihren Wortschatz und Ihre Wortwahl weiter optimieren wol-
len, machen Sie folgende Übungen.
Sind Worte wirklich so mächtig? Die Macht der Worte wirkt als Aus-
druck von Erfahrungen und Träger von Energie. Wenn wir Worte sen-
den, teilen wir indirekt auch unsere Erfahrungen mit und geben Ener-
gie weiter. Wenn wir positive Worte aussenden, werden wir eine posi-
tive Wirkung auf unsere Zuhörer haben. Wenn wir hingegen negative
Worte sagen, werden wir ein negatives Umfeld schaffen.
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Rhetorik-118-151-Druck 13.02.2006 14:14 Uhr Seite 138
Trainingslektionen
Die Wörter des Jahres werden regelmäßig von der Gesellschaft für
deutsche Sprache (GfdS) bekannt gegeben.
Unbedachte Worte
Werden Worte unüberlegt gesagt, kommt es vor, dass der Redner etwas
ausdrückt, was er nicht beabsichtigt. Besonders unangenehm ist das,
wenn zwischen den Zeilen etwas gesagt wird, das einen negativen Bei-
geschmack hinterlässt.
Übung:
1. Analysieren Sie dieses Beispiel und halten Sie fest, welche Worte oder
Phrasen schlecht für eine Lobrede gewählt sind.
2. Machen Sie es besser! Arbeiten Sie das Beispiel um, sodass eine Belobi-
gung entsteht, die eindeutig gut ankommt und die Mitarbeiterin als
Vorbild für andere dasteht.
138
Rhetorik-118-151-Druck 13.02.2006 14:14 Uhr Seite 139
Lösung:
1. Die Analyse des Beispieles ergibt, dass Frau Verdi hier einige negative
Zwischenbemerkungen hören musste, die mehr Schläge als Streichel-
einheiten sind. Frau Verdi war nur anwesend? Und war sie nur zur Stel-
le, wenn sie gebraucht wurde oder arbeitete sie immer gut? Mit unbe-
dachten Worten wie hier kann die Mitarbeiterin kaum als Vorbild für
andere dienen.
2. Eine bessere Wortwahl ist: „Dreißig Jahre sind Sie, geschätzte Frau Ver-
di, in unserem Haus die wichtigste und verlässlichste Säule der Abtei-
lung Einkauf. Auf vorbildliche Weise waren Sie in jeder Situation immer
hilfreich und freundlich zur Stelle."
Sprachgefühl entwickeln
Sprache und die Verwendung von Worten ist etwas, wofür man ein
Gefühl entwickeln muss. Am besten lässt sich das durch Sprechpraxis,
beim Reden und in verschiedenen Übungen aufbauen. Folgende
Übung steigert Ihr Gefühl für angemessene Wortverwendung.
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Rhetorik-118-151-Druck 13.02.2006 14:14 Uhr Seite 140
Trainingslektionen
Übung:
1. Erstellen Sie eine Liste mit Worten, die in hohem Maß positiv oder ne-
gativ empfunden werden.
2. Sammeln Sie Wortphrasen, die einen unangenehmen Reiz aussenden.
Reizphrasen:
140
Rhetorik-118-151-Druck 13.02.2006 14:14 Uhr Seite 141
Lösung:
Hier eine Liste der wichtigsten Wörter. Haben Sie dieselben gefunden? Was
haben Sie zusätzlich für Wörter gesammelt?
einige Reizphrasen:
„Hören Sie doch endlich einmal genau zu ...“
„Das müssen Sie falsch verstanden haben ...“
„Das ist schon richtig, aber ...“
„So ein Blödsinn ...“
„Für eine Frau sind Sie recht intelligent ...“
„Typisch Männer ...“
„Das kann man nicht so sehen ...“
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Rhetorik-118-151-Druck 13.02.2006 14:14 Uhr Seite 142
Trainingslektionen
Was geschieht, wenn sich jemand nicht schlau macht, was Wörter bedeu-
ten, zeigen zwei Beispiele aus der Politik.
Ein Politiker warf in einem Interview seinem politischen Gegner vor, er be-
nutze „martialisches Kriegsvokabular“. Martialisch bedeutet kriegerisch.
„Kriegerisches Kriegsvokabular“ ist eine sinnlose Doppelbeschreibung und
zeigt, dass sich der Mann offenbar nicht auskannte.
Andere Politiker verwendeten das Wort „Quantensprung“ und wollten da-
mit sagen, dass etwas, das sie angepackt haben, einen großen und beson-
deren Sprung bedeutet. Das ist eine klassische Fehlverwendung, denn das
Wort Quantensprung kommt aus der Physik und das Wirkungsquantum ist
unvorstellbar klein! Verglichen mit Wirkungen unserer Alltagswelt beträgt
es nur 1/10000000000000000000000000000000000 Wirkungseinheiten.
Das sind grundsätzlich ganz kleine Sprünge! Der Quantensprung ist auch
nichts besonderes, denn für die unzähligen Atome des Universums ist der
Quantensprung etwas ganz Normales (jedenfalls im Bohrschen Atommo-
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Rhetorik-118-151-Druck 13.02.2006 14:14 Uhr Seite 143
dell). Es bleibt also nur noch die Verwendung dieses Wortes als sprunghaf-
te und plötzliche Änderung. Zum Leidwesen der Politiker zeigen neueste
physikalische Experimente, dass der sprunghafte Übergang von einem Wir-
kungsquantum in ein anders nicht sicher ist.
Sobald Quantenforscher in der Öffentlichkeit auf diese Tatsachen hinwie-
sen, änderte das einerseits die Bedeutung des Wortes und andererseits
zeigte es die Unbedachtheit dieser Politiker, die hier ein Wort offensicht-
lich nur deshalb verwendeten, weil es durch seinen wissenschaftlichen
Charakter Eindruck macht.
heiß
einfach
zäh
Qualitätssicherungssystem einführen
Abblendlicht am Tag
Lösung:
Hier einige Lösungsvorschläge. Haben Sie ähnliche Begriffe gefunden?
1. heiß: warm, feurig, brennend, lodernd, leuchtend, heikel, erregend, ver-
schwitzt, gestohlen, sexy
einfach: schlicht, unkompliziert, naiv, dumm, schmucklos, leicht, derb, be-
schränkt, simpel
zäh: hart, widerspenstig, widerstandsfähig, schwierig, klebrig, hartnäckig,
unzerreißbar, dickflüssig, langsam, eigensinnig
143
Rhetorik-118-151-Druck 13.02.2006 14:14 Uhr Seite 144
Trainingslektionen
Die Beispiele zeigen: Bei Verwendung eines Synonyms kann eine bestimm-
te Bedeutung verstärkt werden. Daher ist es wichtig zu wissen, was man
mit dem Wort ausdrücken möchte.
144
Rhetorik-118-151-Druck 13.02.2006 14:14 Uhr Seite 145
Willkommensrede: Training 8
So holen Sie Newcomer ins Boot
145
Rhetorik-118-151-Druck 13.02.2006 14:14 Uhr Seite 146
Trainingslektionen
Musterlösung:
Bei der Musterlösung werden die Mitarbeiter im globalen Konzern
Sieminfo-Systems begrüßt. Nach den Willkommensworten erfolgt ein
Rundgang.
146
Rhetorik-118-151-Druck 13.02.2006 14:14 Uhr Seite 147
Wer welche Aufgaben und Kompe- Einige Beispiele, was noch zu erwar-
tenzen im Unternehmen hat und ten ist, geben den Zuhörern ein
die wichtigen Informationen, was gutes Bild, welchen Nutzen sie von
Sie bei Unfallverhütung, Brand- diesem Tag haben werden.
schutz, Datenschutz und in Notfäl-
len tun müssen, werden Sie in wei- Haben Sie ebenfalls gute Beispiele
terer Folge von kompetenten Kolle- für Ihre Rede gefunden?
gen vermittelt bekommen.
147
Rhetorik-118-151-Druck 13.02.2006 14:14 Uhr Seite 148
Trainingslektionen
148
Rhetorik-118-151-Druck 13.02.2006 14:14 Uhr Seite 149
Beispiele einsetzen
Wie habe ich Wie konnte ich Wie habe ich sie
das Ziel die neuen stolz gemacht,
erreicht? Mitarbeiter in der Firma zu
abholen? sein?
Was gefällt
mir an meiner
Lösung?
Damit Sie Freude am Reden entwickeln, ist es wichtig, eigene Stärken
zu kennen und zu dem zu stehen, was Sie an sich selbst mögen –
bitte keine falsche Bescheidenheit!
Woran will ich
noch arbeiten,
um mich zu
verbessern?
Damit Sie echte Verbesserungen erzielen, definieren Sie konkret,
woran Sie noch arbeiten wollen. Überlegen Sie, welcher Teilschritt
der nächste sein muss.
Beispiele einsetzen
Beispiele machen den Inhalt lebendig und zeigen praktische Anwen-
dungen oder Auswirkungen. Beispiele sind sinnvoll und wichtig, sie
unterstützen den Teilnehmer von Veranstaltungen darin, neu erwor-
benes Wissen in die Praxis umzusetzen.
149
Rhetorik-118-151-Druck 13.02.2006 14:14 Uhr Seite 150
Trainingslektionen
Tipp: Fragen Sie sich, ob Ihr Beispiel zur Zielgruppe passt. Wer bei Fuß-
ballern den „zweiten Aufschlag“ als Beispiel bringt, wird nicht soviel
Verständnis ernten wie jemand, der dasselbe Beispiel vor Tennisspie-
lern anführt.
Einen abstrakten Inhalt oder eine allgemeine Äußerung wird mit ei-
nem konkreten Beispiel veranschaulicht, indem das Abstrakte mit
dem Beispiel sprachlich verbunden wird. Mit einem einleuchtenden
Exempel können theoretische Inhalte vermittelt und gleichzeitig auf-
gelockert werden.
150
Rhetorik-118-151-Druck 13.02.2006 14:14 Uhr Seite 151
Beispiele einsetzen
Tipp:
1. Suchen Sie sichere oder sehr wahrscheinliche Beispiele.
2. Bringen Sie konkrete Beispiele mit klaren Konturen.
3. Beschreiben Sie kurzweilige Beispiele.
151
Rhetorik-152-174-Druck 13.02.2006 14:16 Uhr Seite 152
Trainingslektionen
Training 9 Hochzeitsansprache:
So meistern Sie die Situation als Brautvater
152
Rhetorik-152-174-Druck 13.02.2006 14:16 Uhr Seite 153
Musterlösung:
Bei der Musterlösung vermählen sich Bräutigam Dieter aus Hamburg
und Braut Maria aus München.
Liebes Brautpaar! Werte Gäste! Die Ansprache beginnt mit einer of-
fiziellen und feierlichen Begrüßung.
Liebe Maria – du bist in unseren Sollte ein Geistlicher anwesend sein,
Händen vom Kind zu einer jungen sollte an dieser Stelle ein Dank fürs
Dame herangewachsen. Heute fei- Kommen ausgesprochen werden.
ern wir, dass du mit deinem Partner Die Ehe als „Bund fürs Leben“ ist ei-
einen Bund fürs Leben eingehst. ne Analogie, die oft zu hören ist
und alte Wurzeln hat.
Emotionen der Brauteltern werden
thematisiert und die Tochter wird
Lieber Dieter – behüte unsere Maria offiziell in die Obhut ihres Mannes
und behandle sie wie einen echten übergeben.
Hauptgewinn. Obwohl Maria schon Der „echte Hauptgewinn“ be-
ein erwachsener Mensch ist, fällt schreibt bildhaft den Stolz des Va-
uns die Trennung nicht leicht. ters, für den seine Tochter etwas
Besonderes ist.
Die Überwindung der geografischen
Distanz dient als Symbol für Liebe
Liebe Gäste – der heutige Freuden- und Zuneigung.
tag zeigt uns, dass Zuneigung und
Liebe die Entfernung Hamburg –
München spielend überwindet. Ich Die positive Seite von Unterschie-
wünsche den beiden, dass die Un- den wird hervorgehoben und die
terschiede, die sie mitbringen, ein- Kurzweiligkeit als großer Vorteil für
ander ergänzen und die Ehe kurz- die Ehe erkannt.
weilig machen. Die glückliche Zeit
möge ewig anhalten.
153
Rhetorik-152-174-Druck 13.02.2006 14:16 Uhr Seite 154
Trainingslektionen
154
Rhetorik-152-174-Druck 13.02.2006 14:16 Uhr Seite 155
Bildhafte Sprache
Für eine bessere bildhafte Sprache arbeiten Sie folgende Seiten gut durch.
Bildhafte Sprache
Wenn wir Schwarzwälderkirschtorte hören, was erscheint dann vor
unserem geistigen Auge? Wohl nicht die Buchstaben dieses langen
Wortes, sondern ein Bild der berühmten Torte.
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Rhetorik-152-174-Druck 13.02.2006 14:16 Uhr Seite 156
Trainingslektionen
Hören Sie einerseits, dass Brasilien 8,5 Millionen Quadratkilometer groß ist,
fällt eine bildhafte Vorstellung schwer. Erfahren Sie andererseits, dass Bra-
silien doppelt so groß wie die Europäische Union – nach der Osterweite-
rung – ist, bekommen Sie eine Idee von den Ausmaßen dieses großen Lan-
des.
Oder wenn Sie einem Raucher die Zahl der Todesfälle durch Nikotin prä-
sentieren, entsteht dazu keine Betroffenheit. Wäre diese Statistik z. B. auf
das Fliegen umgelegt, würde eine bildhafte Analogie entstehen: Täglich
würden vier große Jumbo-Jets mit je zweihundertfünfzig Personen abstür-
zen. Würde er bei diesem Risiko noch fliegen? Warum raucht er bei gleich
hohem Risiko noch?
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Rhetorik-152-174-Druck 13.02.2006 14:16 Uhr Seite 157
Einerseits kann man Metaphern, die man bei anderen Rednern hört,
verwenden. Andererseits können Sie eigene maßgeschneiderte Analo-
gien entwickeln. Um eine Metapher zu entwickeln, gehen Sie so vor:
Flache Metaphern
Bei der flachen Metapher entfernt man sich nur minimal vom Aus-
gangsbild. Beispielsweise wird für eine allgemeine Beschreibung wirt-
schaftlicher Kreisläufe ein konkretes Beispiel eines Kleinunterneh-
mens beschrieben. Oder für die Erklärung einer Sicherheitsroutine
wird im Detail erläutert, wie dies für Mitarbeiter Mustermann abläuft.
Flache Metaphern sind oftmals praktische Beispiele.
Tiefe Metaphern
Bei einer tiefen Metapher entfernt man sich deutlich vom Ausgangs-
bild. Meist ist das mit einem gedanklichen Sprung in andere Bran-
chen, in die Technik, in die Natur, etc. verbunden. Dieser Sprung er-
fordert vom Zuhörer mehr geistige Flexibilität.
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Rhetorik-152-174-Druck 13.02.2006 14:16 Uhr Seite 158
Trainingslektionen
● Gelingt er, so ist das Bild besonders wirksam, da damit eine starke
Irritation verbunden ist. Irritation ermöglicht neue Denkprozesse,
innovatives Denken und hohe Erinnerung.
● Gelingt er nicht, hinterlässt er Unverständnis und dem Redner
bleibt nur die Hoffnung, dass die Metapher langfristig wirkt.
Eine tiefe Metapher benutzt ein Redner, der über das Erinnerungsver-
mögen der Menschen spricht und das menschliche Gehirn als Fest-
platte bezeichnet. Oder ein Sprecher der über Treue in der Ehe spricht
und Enten anführt, die eine lebenslange Partnerschaft bilden. Oder
derjenige, der das Konkurrenzverhalten in der Partnersuche mit freier
Marktwirtschaft vergleicht.
Übung:
Beobachten Sie sich selbst, hören Sie sich in Ihrer Umgebung sowie in den
Medien um und filtern Sie Metaphern und Analogien heraus. Notieren Sie
diese.
Lösung:
Was konnten Sie für bildhafte Vergleiche finden? Vielleicht war der eine
oder andere aus dieser Liste dabei.
● „Die Sache stinkt zum Himmel.“
● „Seine Vorschläge wurden in der Luft zerrissen.“
● „Luisa und Wolfgang entflammten für einander.“
● „Er leistet saubere Arbeit.“
● „Licht am Ende des Tunnels.“
● „Eine magere Dividende oder fette Gewinne.“
● „Am gleichen Strang ziehen.“
● „Das Fundament, auf das wir bauen.“
158
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Trainingslektionen
● Weihnachten ist eine Zeit der Ruhe und Besinnlichkeit und kann
für Botschaften, die damit zu tun haben, genutzt werden. Der Bo-
gen kann von mehr Mitmenschlichkeit mit einer Spendenaktion
bis zu einem besinnlichen Abend gespannt werden.
● Ein Gedicht für einen Mitmenschlichkeitsappell beziehungsweise
Spendenaufruf:
An das Krippenkind15
Du armes Krippenkind auf grobem Stroh,
bei deinem Anblick werden alle froh,
die hier auf der Erde schlecht gebettet sind,
und schlecht behaust bei Frost und Wind.
Die Welt ist noch die Welt von ehedem,
da du geboren wardst zu Bethlehem.
Und der Herodes tut da, was er will
Und macht auf seine Art die Kindlein still.
Die Reichen laden nur die Reichen ein,
du wirst auch diesmal nicht geladen sein.
Doch kannst du wohnen, wo es dir beliebt,
weil´s überall auf Erden Armut gibt.
Musterlösung:
Die Musterlösung findet in einem Tennisverein statt. Es sind nahezu
alle Mitglieder anwesend.
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Trainingslektionen
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Videofeedback
Was gefällt mir bei Haltung, Gestik und Mimik und woran möchte ich an
meiner Körpersprache arbeiten?
Videofeedback
Die meisten Menschen sind bei eigenen Videoaufzeichnungen sehr
kritisch. Vielleicht geht es Ihnen ähnlich. Das hat verschiedene Ursa-
chen und hat sicher auch mit unserer Kultur zu tun, denn im deut-
schen Sprachraum lobt man sich ungern selbst. Wir verwenden daher
auch Aussagen wie: „Eigenlob stinkt.“ Andere Kulturkreise haben we-
niger Hemmungen, sich selbst positiv darzustellen, eine Tatsache, die
unsereins beispielsweise in den USA oft irritiert. Wenn ein Amerikaner
über sich sagt: „I am the best!!! – Ich bin der Beste!!!“, ist das nichts
Ungewöhnliches. Hierzulande kommt das selten vor. In diesem Punkt
hat uns diese Kultur etwas voraus, was wir durchaus öfter kopieren
können!
„Stell dir vor, wie toll du redest, und rede wie in deinen besten Vorstellun-
gen.“ (Wolfgang Bilinski)
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Rhetorik-152-174-Druck 13.02.2006 14:16 Uhr Seite 164
Trainingslektionen
Lassen Sie sich nicht dazu verleiten, dass die Dinge, die Sie verbesser-
bar finden, alles andere überschatten. Erkennen Sie in der Videoauf-
zeichnung bewusst, was an Ihrer Rede gut ist. Als unterstützende Ob-
jektivierung starker Selbstkritik stellen Sie sich beim Ansehen des Ban-
des vor, einen anderen Redner zu sehen.
Tipp: Sehen Sie sich Videos anderer Redner an und achten Sie nur auf die
Körpersprache dieser Vortragenden. Wenn Sie danach Ihr eigenes
Video ansehen, stellen Sie sich vor, Sie seien jemand aus dem Publi-
kum und Sie sähen „diesen Vortragenden“ zum ersten Mal. Das er-
möglicht ein objektiveres Selbstbild.
Achten Sie bei der Videoanalyse auf die einzelnen Bereiche Ihrer Kör-
persprache. Schauen Sie genau hin.
Holen Sie unbedingt andere Personen hinzu und fragen Sie, wie sie die
Wirkung erleben. Je mehr verschiedene Eindrücke Sie rückgemeldet
bekommen, umso aussagekräftiger wird das Feedback.
Lebendige Körpersprache
Den Fehler, nicht auf passende Körpersprache zu achten, machen
auch routinierte Redner. Besonders typisch ist das bei Personen, die
sachliches Argumentieren als höchstes Ziel erachten und bei Men-
schen, die sich von ihrem Beruf prägen lassen, wie etwa Techniker
oder Steuerberater. Zuviel Zahlen und eine farblose Körpersprache ma-
chen den Vortrag monoton und langweilig. Man sollte sich immer in
seine Zuhörer hinein versetzen und überlegen, wie viel Dramatik in
der Körpersprache angemessen ist.
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Lebendige Körpersprache
Dieses Prinzip können Sie ganz einfach beobachten, wenn Sie einem
Redner zuhören, der körpersprachlich monoton agiert. Selbst bei sach-
lich einfachen Themen werden Sie von ihm schwer zu überzeugen
sein.
16 Para ist eine griechische Vorsilbe, die sich „neben“ übersetzen lässt. „Neben-verbal meint, dass
die Betonung eine „Neben-“Information gibt, die eine zusätzliche Aussage zu Körpersprache
und Sprache liefert.
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Trainingslektionen
Übung:
Was Ihren Zuhörern körpersprachlich auffällt.
Sammeln Sie Details, auf die man bei der Beobachtung der Körpersprache
achten kann:
Gestik:
Mimik:
Körperhaltung:
Tempo:
Rhythmus:
Distanzverhalten:
Revierverhalten:
Lösung:
Folgende Details können körpersprachlich auffallen.
Gestik: Diverse Fingergesten (Daumen hoch, Zeigefinger deutet, Finger bil-
den Faust oder „Hacke“, ...), Hände, Größe der Gesten, offene oder ge-
schlossene Bewegungen, Gesten zeigen Grenzen und Distanzen usw.
Mimik: Augen, Blickkontakt, fokussierende Augen, Augenbrauenbewegun-
gen, Mundwinkel hoch oder nieder, Kussmund, Mund offen oder zu, Na-
serümpfen o. Ä.
Körperhaltung: Aufrecht oder gebückt, gerade oder schief, frontal oder
seitlich, fix an einem Punkt oder in Bewegung usw.
Tempo: langsame oder schnelle Bewegungen, gleich bleibendes Tempo
oder wechselndes Tempo, ...
Rhythmus: gleichmäßige Bewegungen, rhythmisch oder unrhythmisch,
angepasst an den Rhythmus anderer Personen o. Ä.
Größe der Bewegungen: große oder kleine Bewegungen, weite oder nahe
Gesten.
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Lebendige Körpersprache
Augenkontakt
Die Augen werden häufig als Fenster zur Seele bezeichnet. Wird Blick-
kontakt verwehrt, kann das sehr irritierend sein: Wer einmal ein Ge-
spräch mit einer Person hatte, die während des Gesprächs eine spie-
gelnde Sonnenbrille trug, kennt das. Es ist sehr unangenehm, wenn
man seinem Gegenüber nicht in die Augen sehen kann.
Bei freien Reden und bei Manuskriptvorträgen muss man als Sprecher
darauf achten, Blickkontakt herzustellen und zu wahren. Je länger Sie
als Redner Ihren Blick ins Manuskript lenken, umso weniger Blickkon-
takt haben Sie mit Ihren Zuhörern. Sie müssen lernen, Notizen so zu
verwenden, dass man nicht den Eindruck bekommt, Sie lesen die Rede
herunter. Schauen Sie sich das von jenen Politikern ab, die es gut be-
herrschen.
Tipp: Schauen Sie Ihr Publikum an – das kommt einerseits gut bei den
Zuhörern an und ermöglicht Ihnen andererseits wahrzunehmen, wie
Ihre Botschaft angekommen ist.
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Rhetorik-152-174-Druck 13.02.2006 14:16 Uhr Seite 168
Trainingslektionen
Die Augen sagen sehr viel aus. Beispielsweise deuten wir häufige Blick-
zuwendungen als Aufmerksamkeit, Zuneigung oder Freundlichkeit.
Umgekehrt, wenn ein Gegenüber den Blickkontakt vermeidet, denken
wir, der andere sei desinteressiert, gleichgültig, abwesend oder auch
einfach nur ängstlich und scheu. Werden wir allerdings zu intensiv
und zu lange angeschaut, empfinden wir dies als aufdringlich oder ag-
gressiv. Wir neigen dann, uns zu fragen: „Warum starrt der mich so
an?“ Als Redner sollte man sich dessen bewusst sein und den Blick-
kontakt nicht übertreiben.
Bei größerem Publikum ist es nicht mehr möglich, mit allen Personen
Blickkontakt zu halten, hier gleitet der Blick am besten in einer WMU-
Form durch die Zuhörer und fesselt damit das Publikum (Merkhilfe für
WMU: Wake Me Up):
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Lebendige Körpersprache
Die Hände dürfen nicht passiv sein oder herunterhängen und sie soll-
ten nicht zu aktiv sein. Sie sollen in einem natürlichen Winkel ange-
hoben sein und sich angemessen bewegen.
Tipp: Machen Sie mit Ihren Händen nicht zu wenig und nicht zu viel. Ge-
stikulieren Sie passend zum Inhalt Ihrer Rede.
Für die Rhetorik typischer sind die Gesten, die das gesprochene Wort
wie ein Taktstock unterstreichen, die Taktstockgesten. Offenheit oder
Verschlossenheit wird ausgedrückt. Bereiche, Möglichkeiten und
Grenzen werden bei Taktstockgesten mit den Händen dargestellt und
Gefühlszustände beabsichtigt oder unbeabsichtigt zum Ausdruck ge-
bracht. Beispielsweise spielen Finger mit Gegenständen als Ausdruck
von Nervosität oder sie umklammern Dinge als Ausdruck verhaltener
Wut.
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Rhetorik-152-174-Druck 13.02.2006 14:16 Uhr Seite 170
Trainingslektionen
Gestische Wirkung
Als Redner müssen Sie auf die Wirkung folgender Gestikdetails achten:
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Rhetorik-152-174-Druck 13.02.2006 14:16 Uhr Seite 171
Lebendige Körpersprache
Lösung:
Schauen Sie sich das Video an und sehen Sie, wie Sie Gestikdetails einset-
zen. Sind die Bewegungen groß oder klein? Schnell oder langsam? Hand-
flächen offen, nach oben, nach unten, Handflächen entgegenhaltend,
Faust?
Auch wenn bei Sachthemen der Inhalt mehr Gewicht hat, ist die Kör-
persprache und Stimmführung ein sehr wichtiger Anteil. Sie sagt et-
was darüber aus, wie der Vortragende zu seinen Worten steht, ob er
sein Gebiet beherrscht und ob er motiviert ist. Das sind Bewertungen,
die alle Zuhörer vornehmen – manche unbewusst, einige bewusst!
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Rhetorik-152-174-Druck 13.02.2006 14:16 Uhr Seite 172
Trainingslektionen
Dem Redner sind die von ihm ausgesandten Signale oft nicht bewusst
und er kann sie deshalb nicht beeinflussen. Daher ist jeder Redner gut
beraten, sich seiner selbst bewusst (= selbstbewusst) zu werden und die
Werkzeuge Körpersprache und Stimme sehr gut zu trainieren.
Tipp: Bauen Sie als Redner die passende innere Haltung auf und die au-
thentische Körpersprache kommt ganz von selbst!
Innere Haltung
➝ ➝
beeinflusst
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Rhetorik-152-174-Druck 13.02.2006 14:16 Uhr Seite 173
Lösung:
Wenn Sie diese Übung ehrlich mitmachen, werden Sie feststellen, dass es
nicht möglich ist, sich in der äußeren Haltung des „Nicht-Glücklich-Seins“
glücklich zu fühlen. Unser Körper beeinflusst unsere Gefühle und Emotio-
nen – die äußere Haltung wirkt somit auch auf die innere Haltung.
Eine Tatsache, die nicht allen Menschen bewusst ist, die aber weit reichen-
de Möglichkeiten beinhaltet. Mit diesem Wissen können Sie Redesituatio-
nen, wo sie sich nicht so gut fühlen, schon allein dadurch verbessern, dass
Sie bewusst eine gute Haltung mit Ihrem Körper einnehmen und tief
durchatmen. Dieses bewusste Arbeiten mit dem Körper ist für Ihren Vor-
trag mindestens genauso wichtig wie gute inhaltliche Vorbereitung.
Tipp: Achten Sie auf den Eindruck, den Ihre Körpersprache hinterlässt,
denn der ist mächtig und lässt sich mit Worten kaum dementieren.
173
Rhetorik-152-174-Druck 13.02.2006 14:16 Uhr Seite 174
Trainingslektionen
Unterstreicht der Körper die Sprache, ist das gut für den Redner, die
Körpersignale stimmen mit dem gesprochenen Wort überein und der
Redner ist authentisch und glaubwürdig. Körpersprache und Inhalt
vermitteln: „Alles passt zusammen“.
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Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 175
Geburtstagsrede: Training 11
So überzeugen Sie mit Spontaneität
im Kollegenkreis
● Was muss ich vorbereiten, damit ich für spontane Redeanlässe bei
Geburtstagen fit bin?
● Was erwarten Kollegen bei einer Geburtstagsfeier?
● Wie kann man ein solches Statement beenden?
● Welche Punkte passen in den Hauptteil?
● Womit kann man beginnen?
● Wie spreche ich Geburtstagskind und Kollegen an?
● Welche Geschichte bereichert die Gratulation?
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Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 176
Trainingslektionen
●
In Deutschland waren Geburtstagsfeiern zunächst auch nur bei
Adels- und Fürstenfamilien üblich. Erst im 17. Jahrhundert be-
gannen normale Familien, Geburtstag zu feiern.
● Es gibt die Möglichkeit, das Alter in einem Rahmen zu beschreiben,
der etwas Positives bedeutet. „Unser Geburtstagskind ist ein Jahr-
gang, der in den nächsten Jahren seine volle Qualität entfalten
wird ...“.
Musterlösung:
Bei der Musterlösung feiert Herr Meier seinen dreiundvierzigsten Ge-
burtstag.
Überlegen Sie in jeder Phase der Musterlösung, welche Tipps Ihre Lö-
sung bereichern können.
Lenken Sie Ihren Fokus des Weiteren auf das, was bei Ihrer Lösung po-
sitiv und gelungen ist!
Den Geburtstag soll man mit Men- Im Auftakt dankt der Teamleiter
schen verbringen, die einem wichtig Herrn Meier für die Einladung.
sind. Es freut uns, dass Sie uns ein-
geladen haben, mit Ihnen anzu-
stoßen.
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Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 177
Diese Geste ist nicht selbstverständ- Hier wird die Bedeutung guter
lich und ich bin sehr froh, dass wir Stimmung im Team zum Ausdruck
in unserem Team so gut miteinan- gebracht.
der umgehen. Schließlich sind wir
fast ein Drittel unserer Zeit am Ar-
beitsplatz.
Sie waren schon immer ein Vorbild Eine reale Geschichte von Herrn
und brachten Freude in unsere Ab- Meier würdigt seinen Beitrag für
teilung. Mir ist noch gut in Erinne- guten Teamzusammenhalt.
rung, wie Sie die Initiative ergriffen,
um gemeinsame Aktivitäten zu or-
ganisieren.
Sie sagten damals, man muss es wie Eine Anekdote, die vom Geburts-
ein Farmer halten: Wenn man Wei- tagskind stammt, ist eine besonders
zen ernten wolle, müsse man Wei- raffinierte Form, mit Sprache zu
zen säen und wenn man Gerste ern- spielen.
ten wolle, müsse man Gerste säen.
Wenn man Freude ernten wolle, Wie haben Sie eine Geschichte ein-
muss man Freude säen. gebaut?
Die Geschichte vom Farmer blieb Die Geschichte ist nicht nur ein ge-
mir bis heute in Erinnerung und ich lungener Rückblick auf Herrn Mei-
denke es ist ein guter Anlass, heute ers Beitrag, sondern auch eine Erin-
daran zu erinnern. nerung für das gesamte Team.
Wir hoffen, Sie sind mit der Ernte Am Schluss die besten Glückwün-
zufrieden und freuen uns über alles, sche. Sie sind die zentrale Aussage
was Sie privat und dienstlich ge- der Rede.
schaffen haben. Wir wünschen Ih-
nen und Ihrer Familie Gesundheit, Es bietet sich an, anschließend auf
Glück und Zufriedenheit. das Geburtstagskind anzustoßen.
Lieber Herr Meier – alles Gute!
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Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 178
Trainingslektionen
Wie habe ich die Rede Wie habe ich Arbeit und
vorbereitet? Geburtstag kombiniert?
Was gefällt
mir an meiner
Lösung?
Damit Sie Freude am Reden entwickeln, ist es wichtig, eigene Stärken
zu kennen und zu dem zu stehen, was Sie an sich selbst mögen –
bitte keine falsche Bescheidenheit!
Woran will ich
noch arbeiten,
um mich zu
verbessern?
Damit Sie echte Verbesserungen erzielen, definieren Sie konkret,
woran Sie noch arbeiten wollen. Überlegen Sie, welcher Teilschritt
der nächste sein muss.
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Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 179
Argumentatives Sprechdenken
Argumentatives Sprechdenken
Oft ist es notwendig, spontan einen Redebeitrag parat zu haben. Es
bleibt keine Zeit für schriftliche Vorbereitung. In solchen Situationen
bietet es sich an, den Denkprozess mittels argumentativen Sprechden-
kens zu verbalisieren.
Für die ersten Erfahrungen im Sprechdenken ist es günstig, sich drei
Schritte einzuprägen:
Tipp: Sollten Sie im Vorfeld den Verdacht haben, eine Rede halten zu
müssen, dann durchdenken Sie die Situation und legen Sie sich ei-
nige Bausteine – wie ein gutes Beispiel und eine passende Anekdo-
te – zurecht.
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Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 180
Trainingslektionen
● informieren,
● überzeugen,
● motivieren,
● erklären,
● Wissen und Erfahrungen weitergeben,
● Vergleiche anbieten.
Mit einer Anekdote werden Weisheiten und Inhalte gut merkbar wei-
tergegeben. Entscheidend für einen Redner ist, dass die Story zum Vor-
trag passt und jenes Bild vermittelt, das die Worte unterstützt.
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Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 181
Mit Storys hat man nicht automatisch Erfolg, denn etliche Geschich-
ten sind sehr bekannt. Kennt ein Großteil des Publikums die Anekdo-
te, geht der Überraschungseffekt verloren.
Stellen Sie sich vor, ein Redner will vermitteln, dass Menschen einen
inneren Dialog haben und er will einen Rat geben, wie innere Konflik-
te gelöst werden können. Spricht er mit den Worten „Innerer Dialog“
oder „Konflikt“, klingt das sehr trocken. Illustriert er seine Aussage mit
der passenden Geschichte, klingt das so:
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Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 182
Trainingslektionen
Ein alter Schafhirte sitzt mit seinem Sohn am Lagerfeuer. Die Flammen
flackern in der dunklen Nacht und das Knacken hallt durch die Stille. Nach
einer Zeit des Schweigens meint der Vater: „Manchmal fühle ich mich, als
ob zwei Wölfe in meinem Herzen miteinander kämpfen. Der eine ist rach-
süchtig und aggressiv, während der andere liebevoll und mitfühlend ist.“
Da fragt der Junge: „Welcher der beiden gewinnt den Kampf um dein
Herz?" Daraufhin der Schafhirte: „Der Wolf, den ich füttere.“
Sie sehen, wie „leicht“ das Vermitteln komplexer Inhalte wird, wenn
der Redner eine passende Geschichte statt psychologischer Fachbegrif-
fe verwendet.
Lösung:
Welche passende Geschichte haben Sie gefunden? Wo haben Sie nachge-
sehen? In Büchern? Im Internet? Folgende Begebenheit ist eine unterhalt-
same Anekdote zum Thema Starrköpfigkeit.
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Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 183
Amerikaner: Bitte ändern Sie Ihren Kurs um fünfzehn Grad nach Norden,
um eine Kollision zu vermeiden.
Kanadier: Ich empfehle, Sie ändern IHREN Kurs fünfzehn Grad nach Süden,
um eine Kollision zu vermeiden.
Amerikaner: Dies ist der Kapitän eines Schiffs der US-Marine. Ich sage
noch einmal: Ändern SIE IHREN Kurs.
Kanadier: NEIN, Ich sage noch einmal: SIE ändern IHREN Kurs.
Amerikaner: DIES IST DER FLUGZEUGTRÄGER "US LINCOLN", DAS ZWEIT-
GRÖSSTE SCHIFF IN DER ATLANTIKFLOTTE DER VEREINIGTEN STAATEN. WIR
WERDEN VON DREI ZERSTÖRERN, DREI KREUZERN UND MEHREREN HILFS-
SCHIFFEN BEGLEITET. ICH VERLANGE, DASS SIE IHREN KURS 15 GRAD
NACH NORDEN – DAS IST EINS FÜNF GRAD NACH NORDEN – ÄNDERN,
ODER ES WERDEN GEGENMASSNAHMEN ERGRIFFEN, UM DIE SICHERHEIT
DIESES SCHIFFES ZU GEWÄHRLEISTEN.
Kanadier: Wir sind ein Leuchtturm. SIE sind dran.
Eigene Geschichten
Bei selbst geschriebenen Geschichten hat man den Vorteil, dass sie
niemand kennt. Die eigene Geschichte ist eine Begebenheit, die man
selbst erlebt hat, sie ist authentisch und lebendig. Viele Begebenheiten
eignen sich als eigene Erzählung.
Eines der vielen Beispiele für eigene Geschichten ist folgender Redner, der
vor Verkäufern auftrat. Er sollte darüber sprechen, wie man Kunden besser
berät und den Umsatz steigert. Als Einstieg wählte er eine Geschichte, die
ihm selbst vor zwei Wochen widerfuhr und wo er schlecht beraten wurde.
Sein Verkäufer informierte sich nicht, was er überhaupt suchte. Mit dieser
lebendigen Geschichte war er schnell im Thema und schilderte sehr praxis-
nah, wie Verkäufer und Kunden aneinander vorbeireden können.
Um Sie dafür fit zu machen, bieten wir hier einen spielerischen Zu-
gang mit folgender Übung.
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Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 184
Trainingslektionen
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Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 185
Rede als Statusbericht: So informieren Sie alle Beteiligten über den Baufortschritt
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Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 186
Trainingslektionen
Musterlösung:
Bei der Musterlösung spricht Frau Banlib, verantwortliche Projektleite-
rin, Führungskraft eines großen Computerkonzerns, über den Baufort-
schritt des Gebäudes. Mauern sind noch keine zu sehen, aber alle Ge-
nehmigungen sind vorhanden und erste Arbeiten haben bereits be-
gonnen.
In der folgenden Tabelle finden Sie links unsere Musterrede und rechts
die Kommentierung. Nutzen Sie beides für Ihre eigene Rede.
Sehr geehrte Damen und Herren, Wenn der Redner nach der Be-
ich freue mich über Ihr Interesse grüßung glaubhaft macht, dass er
und möchte kurz erläutern, was der mit Freude an die Sache geht, ver-
aktuelle Stand ist. mittelt das eine gute Grundstim-
mung. Es enthält die Botschaft: „Ich
freue mich, mir für euch Zeit zu
nehmen...“ und achtet den Selbst-
wert der Zuhörer. Das Gegenteil –
keine Freude – bewirkt eine Krän-
kung des Selbstwertgefühls und ist
kein gutes Signal. Das ist bei Sach-
themen oder Informationen, die
man geben „muss“, sehr wichtig.
Unser Unternehmen baut das neue Mit einer Handskizze kann man als
Bürogebäude hier im Westen des Redner sehr effizient die eigenen
Geländes. (Eine grobe Bauskizze ist Worte unterstützen. Eine vorberei-
auf einem Flipchart vorbereitet und tete Skizze verkürzt das Zeichnen
der Redner zeichnet ein, wo das und es kann während der Rede
neue Gebäude entstehen wird.) noch etwas dazugezeichnet werden,
wodurch es sehr lebendig wirkt.
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Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 187
Rede als Statusbericht: So informieren Sie alle Beteiligten über den Baufortschritt
Sie werden sich vielleicht gefragt Die rhetorische Frage, die im An-
haben, was zurzeit auf der Baustelle schluss selbst beantwortet wird,
getan wird, um das Gebäude zu er- macht den Vortrag interessant und
richten? regt zum Mitdenken an.
Einerseits elektrotechnische Maß-
nahmen, Wasserversorgung, Fern-
wärme und Kanalanschluss.
Andererseits Zufahrtsstraßen und
ein neuer Parkplatz sowie Neuge-
staltung des Grünbereichs vor dem
Gebäude. Wenn Sie zu einem der Da Details ausgespart werden, ge-
angesprochenen Punkte Fragen ha- winnt der Statusbericht an Über-
ben, stehe ich im Anschluss gerne sichtlichkeit. Das Angebot für nähe-
mit Detailinformationen zur Verfü- re Informationen ist die logische
gung. Konsequenz dieser Kürze.
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Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 188
Trainingslektionen
Ich lade Sie ein, im Anschluss die Am Ende der Rede steht die Einla-
Baustelle mit mir zu begehen. Für dung zu einer Baustellenbegehung.
alle die nicht mitkommen, haben Eine gute Veranschaulichung des
wir gestern noch diese Fotos ge- Baufortschrittes sind Fotos, die
macht, die Sie sich gerne hier anse- beim Ausgang angebracht sind oder
hen können. (Fotos sind beim Aus- an die Wand projiziert werden. Die
gang an einer Wand angebracht.) Fotoprojektion kann auch in den
Vortrag eingebaut werden.
Ich hoffe, Ihnen eine anschauliche Am Ende noch mal die Bereitschaft,
Information gegeben zu haben und Fragen zu beantworten.
stehe für Fragen gerne zur Verfü-
gung. Für diejenigen, die auf die
Baustellenbegehung mitkommen: Die Information, wann und wo man
Wir starten in fünfzehn Minuten, sich trifft, wird gegeben, bevor die
das ist um vierzehn Uhr, und treffen Rede beendet wird. Ist die Anspra-
uns bei der Einfahrt. che „offiziell“ beendet, verteilen
sich die Zuhörer und es ist schwer,
Danke für Ihre Aufmerksamkeit! alle zu informieren.
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Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 189
189
Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 190
Trainingslektionen
Menschen, die sehr viel über ihr Thema wissen, müssen sich perma-
nent vor Augen führen, was für die Zuhörer wichtig und nachvoll-
ziehbar ist. Experten in einem Fachgebiet laufen sonst Gefahr, zu sehr
auszuschweifen und unübersichtlich zu werden.
Tipp: Ohne Struktur geht es nicht. Der Zuhörer muss Ihren Worten folgen
können und einen roten Faden erkennen. Der inhaltliche Aufbau
und der Vortrag müssen die Zuhörer dabei unterstützen, Ihren Ge-
danken zu folgen.
Der Hunger nach Anerkennung wird vom Redner durch einen guten
Kontakt mit dem Publikum gestillt.
Der Hunger nach Reizen wird vom Vortragenden durch anregende Zu-
sätze, Bilder, Beispiele, Fragen, Geschichten, Metaphern, etc. gestillt.
Der Hunger nach Struktur wird vom Sprecher durch einen guten Re-
deaufbau, eine logische Abfolge und nachvollziehbare Argumente ge-
stillt. Ein roter Faden ist erkennbar und die Zuhörer behalten einen
guten Überblick. Bei längeren Veranstaltungen hilft Austeilen eines
Programms und Visualisieren der Schritte, die der Vortrag beinhaltet.
Strukturierte Übersicht
Ein strukturiertes Format hilft dem Vortragenden und den Zuhörern,
das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Bei vielen Redegelegenhei-
ten steht heutzutage ein Flipchart oder eine Pinwand zur Verfügung.
Darauf kann die Struktur visualisiert werden:
18 Vergleiche Eric Berne (2001): Was sagen Sie, nachdem Sie ,Guten Tag’ gesagt haben? – Psy-
chologie des menschlichen Verhaltens
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Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 191
Oder:
Vorteile Nachteile
Oder:
Problem Lösung
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Trainingslektionen
192
Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 193
Übung:
Wie würden Sie das Beispiel mit dem Ölfass grafisch unterstützen – sta-
tisch (mit einem Ölfass) oder dynamisch (mit einer über Jahre steigenden
Kurve)? Begründen Sie Ihre Lösung!
Lösung:
Dachten Sie an eine Mischung aus beiden? Eine über Jahre steigende Kur-
ve, neben der ein Ölfass symbolisiert, dass es sich um den Ölpreis handelt.
Hat man beide Visualisierungsmöglichkeiten zur Hand, ist die Mischung
die beste Wahl!
Scheuen Sie sich nicht zu skizzieren. Es kommt nicht auf ihr Zeichen-
talent oder die perfekte Linienführung an. Die einfachste Darstellung
ist die Beste. Um zu erleben, wie einfach skizzieren sein kann, machen
Sie folgende Übung.
Übung:
Zeichnen Sie Symbole zu folgenden Begriffen.
● Gute Stimmung
● Schlechte Stimmung
● Zeit
● Missverständnis
● Kommunikation
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Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 194
Trainingslektionen
● Crash
● Liebe
Lösung:
Welche Symbole haben Sie gewählt? Hier einige Ideen.
194
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Sie sehen, es ist einfach Symbole zu verwenden. Wenn Sie dieses Mit-
tel einige Male eingesetzt haben, werden Sie Spaß daran haben, Ihr
Publikum mit Bildern zu faszinieren.
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Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 196
Trainingslektionen
Training 13 Abschiedsrede:
So gelingt Ihnen die angemessene Verab-
schiedung eines Geschäftsführers
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Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 197
Musterlösung:
Bei der Musterlösung spricht der jüngere Co-Geschäftsführer, der mit
dem Ruhestandsanwärter fünfzehn Jahre gerne und gut zusammenar-
beitete.
197
Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 198
Trainingslektionen
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Wollen Sie noch mehr über Fragen erfahren? Warum sehen Sie sich
nicht gleich folgende Seiten an?
199
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Trainingslektionen
Wie Sie sehen: Eine gute Frage beantwortet mehr als eine gute Ant-
wort.
Aber welche Fragen empfehlen sich für welche Gelegenheit? Sie wer-
den vielleicht schon gehört haben, das man grundlegend zwischen of-
fenen und geschlossenen Fragen unterscheidet:
Richard wollte wissen, wie Elfriede seine Rede gefallen hat. Er fragte sie:
„Hat dir mein Vortrag gefallen?“ und bekam als Antwort: „Ja.“ Da die Frage
nicht offen gestellt wurde, bekam Richard in der Antwort keine Informa-
tionen außer dem „Ja“. Er wusste nicht, was ihr gefallen hat und warum es
ihr gefallen hat. Er hätte offen fragen müssen, um das Gespräch in eine
andere Richtung zu steuern und mehr zu erfahren.
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Welche Fragen hat ein Redner noch zur Verfügung? Eine ganze Reihe
Variationsmöglichkeiten bieten sich dem Vortragenden. Um eine Fra-
ge in die Rede einzubauen, sollte sie an eine dramaturgisch gute Stelle
gesetzt werden, klar und verständlich sein und dem Verständnis der
Zuhörer dienen.
Eine geschlossene rhetorische Frage, auf die jeder mit Nein ant-
worten wird. Wer verschenkt schon gerne Geld? (Anmerkung: Das
war soeben die nächste rhetorische Frage.)
Das ist eine provokante offene rhetorische Frage, die eine Behaup-
tung, Unzufriedenheit und einen Änderungswunsch ausdrückt.
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Trainingslektionen
2. Der Redner beantwortet die Frage selbst. Die Antwort ist nicht
selbsterklärend und der Redner geht näher auf die Frage ein.
Hier wird die Aussage, dass die Menschen im Stress sind, provo-
kant mit einer Verneinung verknüpft. Die Verneinung „nicht“ lei-
tet die Gedanken zum Gegenteil, dass die Menschen immer im
Stress sind. In Folge geht der Sprecher auf die vielen Formen des
Stresses ein.
Multiple-Choice-Fragen
Multiple-Choice-Fragen sind geschlossene Fragen mit mehreren Ant-
wortmöglichkeiten als Ja oder Nein. Sie kennen sicher Multiple-
Choice-Tests, wo man verschiedene Kästchen ankreuzen kann. Parallel
dazu gibt der Redner bei einer Multiple-Choice-Frage seinen Zuhörern
mehrere Antwortmöglichkeiten vor.
Sie sind eine sehr schöne Möglichkeit, ein großes Publikum einzubin-
den und in einen „Dialog“ mit vielen Menschen zu kommen. Ein Redner
kann dadurch auch Informationen über seine Zuhörer bekommen.
202
Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 203
Die Gegenfrage
Bei der Gegenfrage gibt es zwei Varianten:
1. Der Redner reagiert auf eine Frage mit einer eigenen Frage, anstatt
darauf zu antworten. Ist eine Frage sehr unspezifisch, hinterfragt
man mit dieser Gegenfrage, worum es genau geht.
2. Der Redner gibt die gleiche Frage, die an ihn gestellt wird, umfor-
muliert an jene Person zurück, die sie stellte. Diese Technik eignet
sich für bestimmte schwierige Zuhörer und für freche Fragen.
Oder:
Die Ricochet-Frage
Bei der Ricochet19-Frage gibt der Redner eine Frage, die an ihn gestellt
wird, an das Publikum weiter. Das eignet sich besonders, wenn es
● eine gute Frage ist, die für alle interessant ist,
● eine Frage ist, die der Redner sowieso stellen wollte,
● es dazu verschiedene Standpunkte gibt und der Redner diese Mei-
nungen hören möchte,
203
Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 204
Trainingslektionen
Oder:
Oder:
Eine Frage an die Zuhörer kann auch eine direkte Frage an eine Person
sein. Das sieht man am ehesten im Schul- und Universitätsbetrieb, der
Student wird angesehen, aufgerufen und die Frage wird gestellt. Diese
Fragevariante kann man verwenden, um unaufmerksame Zuhörer an-
zusprechen und „wachzurütteln“. „Herr Kollege, was sagen Sie dazu?“
Tipp: Wenn Sie Zuhörer direkt ansprechen, seien Sie sich bewusst, dass
das gewisse Erinnerungen an die Schulzeit auslöst und überlegen
Sie, ob das gewünscht ist.
204
Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 205
Produktpräsentation: Training 14
So überzeugen Sie Kunden
205
Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 206
Trainingslektionen
Musterlösung:
Bei der Musterlösung berät Frau Schrader die Familie beim Kauf einer
Waschmaschine. Sie hat bereits hinterfragt, was die Familie von dem
Produkt erwartet. Im Gespräch hat sich gezeigt, dass es der Frau wich-
tig ist, dass das Gerät sparsam im Stromverbrauch ist und dem Mann,
dass es ein Markenprodukt ist. Die Kinder, alle drei jünger als zehn
Jahre, signalisieren kein Interesse, an der Kaufentscheidung mitzuwir-
ken. Frau Schrader beginnt gerade, der Familie zwei Produkte zu prä-
sentieren, beide von Markenanbietern.
Unsere Musterrede in der linken Spalte ist – wie alle vorgestellten Re-
den – nur eine Variante von vielen möglich. Die Kommentare in der
rechten Tabellenspalte sollen Ihnen als Anregung für Ihre eigene Lö-
sung dienen.
206
Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 207
Kommen Sie bitte kurz weiter, ich Die Kunden werden zu zwei Produk-
zeige Ihnen zwei Produkte, die Ihren ten geführt, die die Kriterien erfül-
Anforderungen entsprechen. len, die vorher besprochen wurden.
207
Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 208
Trainingslektionen
Im Angebot eingeschlossen ist die Wie haben Sie den Mittelteil geglie-
Gratislieferung und Gratisentsor- dert und die Kunden angesprochen?
gung des Altgerätes.
Um die Kaufsmotivation zu er-
höhen, wird noch ein Zusatzargu-
ment gebracht.
Welche Informationen kann ich Ih- Die Frage filtert heraus, ob die Ver-
nen noch anbieten, um Ihnen die kaufsberaterin noch Informationen
Entscheidung zu erleichtern? liefern kann, die eine Entscheidung
unterstützen. Diese Frage ist we-
(Es folgt ein Dialog mit Fragen und sentlich geschickter als das Allge-
Antworten.) meine: „Haben Sie noch Fragen?“,
da sie dazu hinführt, dass sich die
Kunden klar werden, was sie noch
benötigen, um sich zu entscheiden.
Falls Sie zu dem zweiten Gerät ten- Der Hinweis, dass von dem Angebot
dieren, dann entscheiden Sie sich nur mehr wenige Stücke da sind,
bitte schnell, denn wir haben nur soll die Entscheidung beschleuni-
noch zwei Angebotsgeräte zur Ver- gen.
fügung.
Abschließend noch eine direkte Fra-
Was müssen Sie noch wissen, damit ge, die der Kaufentscheidung auf
Sie sich entscheiden können? den Grund geht.
208
Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 209
● Er beantwortet die Frage direkt: In vielen Fällen ist dies die beste
Reaktion. Bei Unklarheiten ist das jedenfalls die erste Wahl, weil
so Verständnisprobleme sofort beseitigt werden.
209
Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 210
Trainingslektionen
Tipp: Um auf Fragen richtig zu antworten, prägen Sie sich diese vier
Schritte ein:
3. Wiederholen Sie die Frage. Stellen Sie sicher, dass Sie alles richtig
verstanden haben und wiederholen Sie die Frage mit eigenen
Worten. Kommt vom Fragenden ein Okay-Signal, fahren Sie fort.
Wenn nicht, klären Sie ab, wie die Frage gemeint war.
Dieser Schritt stellt das Verständnis sicher, gibt den anderen
Zuhörern die Möglichkeit mitzudenken und bringt dem Redner
Zeit.
4. Antworten Sie darauf oder vertrösten Sie auf später (siehe nächs-
ter Punkt).
Man kann dem Fragenden dankbar sein, dass er sich gemeldet hat.
Viel zu oft sitzen Personen schweigend im Publikum, obwohl sie etwas
nicht verstanden haben.
Tipp: Freuen Sie sich über jede Frage, sie signalisiert Interesse und ermög-
licht es, darauf zu reagieren. (Viel unangenehmer sind Zuhörer, die
nicht fragen und sich im Anschluss beschweren, dass sie nichts ver-
standen haben.)
210
Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 211
● Zu viele oder zu lange Antworten: Ein guter Redner hält die Ant-
wort kurz und aussagekräftig. Er fokussiert auf die Frage.
Beim Antworten ist es wichtig, dass man den Fragenden ernst nimmt.
Zynismus, Frechheit oder Besserwisserei sind genauso wenig ange-
bracht, wie sich über den anderen lustig zu machen. Man darf den Fra-
genden nie „dumm aussehen“ lassen, auch nicht wenn man meint,
das Publikum erlebe ihn negativ. Ein respektloser Redner verliert den
Respekt des Publikums und hat mehr zu verlieren als ein negativ fra-
gender Teilnehmer.
Tipp: Bleiben Sie bei unangenehmen Fragern souverän, dann wird das Pu-
blikum auf Ihrer Seite bleiben und sich eine eigene Meinung über
den Fragenden machen.
211
Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 212
Trainingslektionen
Es gibt vieles, was ein Redner beobachten und einiges, was man an
Grundtendenzen erkennen kann, aber leider gibt es kein Rezept, um
Körpersprache anderer Menschen sicher zu deuten. (Oder glücklicher-
weise gibt es kein Rezept für die Deutung der Körpersprache?)
Der Redner kann nicht wissen, welche Ursachen und Auslöser hinter
dieser Mimik des Sich-Verschließens sind. Die einzige Person, die dar-
über Auskunft geben kann, ist die, die das Signal sendet.
Mannigfaltige Interpretationen
Körpersprachliche Informationen hängen sehr stark von unserer
Wahrnehmungsqualität ab. Es ist belegt, dass wir selektiv auswählen,
was wir hören, sehen, fühlen, riechen und schmecken. Wir nehmen
nicht lückenlos wahr, daher sind ein Irrtum und eine falsche Interpre-
tation immer möglich. Daraus soll sich zu unserem eigenen Nutzen
ein vorsichtiges Handhaben von Wissen über Körpersignale ableiten.
212
Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 213
Die drei kommen zurück in den Raum, setzen sich vor die anderen und al-
le drei erzählen, wie sie das Erlebnis durchgemacht haben. Die anderen
hören somit die Geschichte dreimal – von jedem der drei einmal.
Dann darf die restliche Gruppe Fragen stellen und muss herausfinden, wer
diese Begebenheit tatsächlich erlebt hat. Jeder bekommt einen Zettel und
wenn er glaubt, den Erzähler zu kennen, der die Wahrheit sagt, schreibt er
seinen Namen auf den Zettel und legt diesen verdeckt auf den Boden.
Wenn alle Tipps abgegeben sind, werden die Zettel eingesammelt und ge-
zählt, wer die meisten Wahrheitsvermutungen bekommen hat. Danach
verraten die drei Erzähler, wer die Situation wirklich erlebt hat.
213
Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 214
Trainingslektionen
214
Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 215
Musterlösung:
Bei der Musterlösung spricht ein Betriebswirt über die Marktsituation
in der Software-Branche. Es wird Fachinhalt zum Thema Markt ver-
mittelt. Darüber hinaus folgt am Ende ein Aufruf zu innovativem
Denken.
Links finden Sie den Lösungsvorschlag. In der rechten Spalte sehen Sie
Erklärungen zu Wirkung und Variationsmöglichkeiten. Lenken Sie
Ihren Fokus des Weiteren auf das, was bei Ihrer Lösung positiv und ge-
lungen ist! Entwickeln Sie Spaß am Gestalten verschiedener Möglich-
keiten!
215
Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 216
Trainingslektionen
Betrachten wir zunächst den wirt- Haben Sie bei Ihrem Fachthema
schaftlichen Rahmen. (An dieser ebenfalls mit einer Übersicht be-
Stelle kommt die Erklärung der fünf gonnen und dann Einzelheiten prä-
Rahmenbedingungen. Zu jeder wird sentiert?
eine Folie projiziert. Das ist der Teil
des Vortrages, in dem das Fachwis- Insgesamt werden bei dieser Prä-
sen präsentiert wird. Es wird ein sentation sechs Folien gezeigt. Der
Faktor nach dem anderen mit Hilfe gezielte Einsatz von Folien ist eine
der Folien erklärt. Das ist hier nicht sehr gute Unterstützung. Zu viel
abgedruckt.) Folien lenken vom Vortrag ab und
daher gilt: Weniger ist mehr.
(Nach dem Hauptteil mit der fachli-
chen Schulung leitet der Sprecher Wie haben Sie den Mittelteil geglie-
zur Quintessenz über.) dert?
Was sind die Auswirkungen der
Rahmenbedingungen auf den Soft-
ware-Markt?
Alle Branchen sind auf IT-Technik
angewiesen und brauchen gute Die Auswirkung auf den Software-
Software. In globalen Wettbewerbs- Markt wird als Schlussfolgerung
märkten werden Informationen, ausführlich beschrieben.
Zeitersparnis und Innovation zu den
Erfolgsfaktoren für Unternehmen.
Herausforderung der Software-
Branche ist, das richtige Maß zwi-
schen Nutzenerhöhung und Über-
forderung der Kunden zu finden.
(Die sechste Folie wird projiziert.)
Für Mitarbeiter der Software-Bran-
che ergeben sich folgende Gefahren
und Chancen: Arbeit wandert an
billigere Standorte ab. Gleichzeitig
ergeben sich neue Karrieremöglich-
keiten: Internationales Manage- Im Folgenden rüttelt der Sprecher
ment, Sicherheit, Zahlungsverkehr, mit Gefahren und Herausforderun-
Sprachen. gen wach.
Ausbildung und hohe Qualifikation
sind wesentlich!
216
Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 217
217
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Trainingslektionen
218
Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 219
Audiovisuelle Unterstützung
Audiovisuelle Unterstützung
Es gibt eine Fülle von Möglichkeiten der technischen Unterstützung
für den modernen Vortrag: Multimedia-Computer und Produkte wie
Beamer, Flipchart, Tonträger, Overhead-Projektoren, Dias, Video und
vieles mehr.
Tipp: Setzen Sie technische Hilfen nur als Unterstützung ein und geben
Sie die Hauptrolle niemals an die Technik ab.
219
Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 220
Trainingslektionen
● Der Redner dreht sich um und zeigt auf die Folie oder das Flipchart
und verliert den Kontakt zum Publikum. Abhilfe dagegen schafft
die ZUR-Technik.
Die ZUR-Technik
Diese Technik ist eine hilfreiche Methode zum Umgang mit Flipchart,
Beamer und anderen Visualisierungsinstrumenten. Sie bezieht sich auf
den häufigen Fehler, dass Vortragende während des Zeigens reden und
dabei vom Publikum abgewendet stehen. Sie verlieren dadurch nicht
nur den Kontakt zu den Zuhörern, sondern berauben sich Ihrer Kör-
persprache sowie ihrer sprachlich-akustischen Verständlichkeit.
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Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 221
Audiovisuelle Unterstützung
Tipp: Plazieren Sie bei Visualisierungen maximal fünf Elemente auf eine
Seite und Sie erleichtern die Wahrnehmung für alle Teilnehmer.
(Fünf Elemente IIIII sind besser wahrnehmbar als neun Elemente
IIIIIIIII.)
221
Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 222
Trainingslektionen
222
Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 223
Motivationsrede: Training 16
So reißen Sie Außendienstmitarbeiter mit
223
Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 224
Trainingslektionen
Musterlösung:
Die Musterrede hält der Vertriebsleiter vor seinen Mitarbeitern als Ab-
schluss einer zweitätigen Tagung.
Liebe Mitarbeiterinnen und Mitar- Die Rede beginnt mit der Ansprache
beiter! der Mitarbeiter.
Diese Tagung gab uns die Möglich- Zunächst wird die Quintessenz der
keit, über die Zukunft des Außen- Tagung zusammengefasst.
dienstes zu sprechen. Wir konnten
über neue Konzepte im Vertrieb dis-
kutieren und ein zeitgemäßes Ver-
kaufstraining etablieren.
Gemeinsam gehen wir den Weg Der Ausblick in die Zukunft bewirkt
einer Kombination aus Internet- Klarheit, wohin das Unternehmen
Verkauf und qualitativ hochwerti- geht und welche Ziele und Heraus-
ger Kundenberatung. Wir werden forderungen das mit sich bringt.
das Internet nutzen, um Ihnen die Der Angst vor Stellenabbau wird
Arbeit zu erleichtern und nicht, um begegnet, indem sie direkt ange-
Mitarbeiter abzubauen! Sie sollen sprochen wird. Das Offenlegen einer
Zeit haben, um unsere Kunden maß- klaren Linie vermittelt Sicherheit.
gerecht und modern zu betreuen.
224
Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 225
Damit wir dem Druck des Marktes In den folgenden Zeilen wird auf den
standhalten und unsere Position als Druck des Marktes eingegangen.
Nischenversicherer stärken, möchte Der Redner macht deutlich, dass er
ich Sie dafür gewinnen, sich weiter- die Kollegen dafür gewinnen will,
hin voll motiviert für die Firma ein- motiviert zu arbeiten.
zusetzen.
Liebe Kollegen, wir haben uns In Folge drückt er seine Zuversicht
mehrheitlich auf die neue Strategie aus. Das ist ein Signal des Vertrau-
geeinigt und ich weiß, dass Sie mit ens in die Fähigkeiten der Mitarbei-
voller Energie dabei sein werden. Sie ter.
sind die Basis für unseren Erfolg –
meine Damen und Herren – ohne Der Vertriebsleiter spricht direkt an,
Ihre Leistungen macht unser Unter- wohin die Firma keinesfalls möchte.
nehmen kein Geschäft. Ich denke, Die Wirkung, so etwas anzuspre-
ich brauche nicht darauf einzuge- chen ist einerseits ein Bewusstma-
hen, was mit Firmen passiert, die chen, dass der eigene Arbeitsplatz
kein Geschäft machen. und der Erfolg des Unternehmens
(Lobender Tonfall:) Siebzig Prozent einander bedingen und andererseits
unseres Teams hat im letzten Jahr ein Signal, dass die Unternehmens-
höchst zufrieden stellende Zahlen leitung nichts verdrängt. Vorsicht ist
gebracht und ich bin zuversichtlich, allerdings angebracht, dass diese
dass es nächstes Jahr hundert Pro- Warnung nicht als Druck empfun-
zent sein werden! den wird, das würde die Motivation
empfindlich stören.
Sind Sie ähnlich vorgegangen?
Ich habe bei dieser Tagung ge-
nießen können, mit Verkaufprofis In diesem Teil wird der Teamaspekt
zusammenzuarbeiten. Wir sind untergestrichen. Wenn es gelingt,
schon immer ein gutes Team gewe- den Teamgedanken zu stärken, wer-
sen und wir werden die Herausfor- den die Motivierten die anderen
derungen der Zukunft annehmen! mitreißen.
225
Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 226
Trainingslektionen
Unser Unternehmen braucht Sie! Vor dem Ende spricht der Vertriebs-
Ich bin stolz auf Ihre Leistungen, leiter noch Stolz und Dank für die
freue mich, Sie als Mitarbeiter zu Leistungen seiner Verkaufsteams
haben und danke Ihnen für Ihr En- aus.
gagement.
Machen Sie erfolgreich weiter, blei- Im Schlusssatz ruft er dazu auf, die
ben Sie am Ball und unterstützen Erfolge fortzusetzen und Kollegen
Sie auch andere, damit wir gemein- zu unterstützen, was obige Teamge-
sam noch besser werden! danken abrundet.
226
Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 227
227
Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 228
Trainingslektionen
Wir haben drei Säulen, auf die wir uns stützen können, um zu über-
zeugen:
Sachliche Argumente
Um zu überzeugen muss ein Vortragender inhaltliche Vorarbeit leisten
und erkennen, was der Sache Überzeugendes zugrunde liegt und wel-
chen Nutzen der Zuhörer hat.
Es ist nicht immer leicht andere zu überzeugen, selbst wenn man das
gründlichste Wissen hat. Man muss Überzeugendes und scheinbar
Überzeugendes erkennen und herausfinden, was dem Publikum nutzt.
Daher muss man Argumente von allen Seiten prüfen und auch das
Gegenteil thematisieren. So bleibt der wahre Sachverhalt nicht verbor-
gen und kann sich auch nicht gegen den Redner wenden.
Tipp: Wenn Sie den Impuls verspüren, Ihre Zuhörer zu überreden, stellen
Sie sich folgende Frage: Möchte ich den anderen etwas beweisen
oder sie von etwas überzeugen?
228
Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 229
Enthusiasmus des Redners und Argumente, die Nutzen für den Zuhö-
rer darstellen, sind eine starke Kombination. Wer es versteht, authen-
tisch zu sein und aufgesetzte Verhaltensweisen zu vermeiden, unter-
streicht damit seine Glaubwürdigkeit, wirkt begeisternd und überzeu-
gend.
229
Rhetorik-175-230-Druck 13.02.2006 14:17 Uhr Seite 230
Trainingslektionen
230
Rhetorik-231-276-Druck 13.02.2006 14:35 Uhr Seite 231
Überzeugungsrede: Training 17
So bereiten Sie die Einführung eines Qualitäts-
managementsystems vor
231
Rhetorik-231-276-Druck 13.02.2006 14:35 Uhr Seite 232
Trainingslektionen
Musterlösung:
Bei der Musterlösung spricht ein Mitarbeiter des Qualitätscontrollings
vor den Teamleitern anderer Abteilungen.
Sehr geehrte Damen und Herren, Der Vortragende bedankt sich für
danke für Ihr Kommen und Ihr In- das Kommen und vermittelt eine
teresse. positive Grundstimmung.
Ich möchte kurz erläutern, was das Der Sprecher sagt „ich möchte“, ob-
neue Qualitätsmanagement-System wohl er den Vortrag halten muss,
für Chancen bringt. aus folgendem Grund: „Ich muss Ih-
232
Rhetorik-231-276-Druck 13.02.2006 14:35 Uhr Seite 233
Sie haben wahrscheinlich schon von nen das näher bringen“ wäre nega-
den Veränderungen im Qualitätswe- tiv, da diese Worte den Eindruck
sen gehört. Gerüchte gehen um, hinterlassen, dass der Mitarbeiter
dass die Neuerungen bürokratisch nicht hinter dem steht, was er sagt.
seien, da sie mehr Dokumentation
erfordern. Ich werde heute darauf Im folgenden Teil spricht der Redner
eingehen, worum es genau geht, negative Gerüchte an und kündigt
warum der kleine Mehraufwand an, darauf einzugehen. Damit wird
sinnvoll ist und welche Vorteile das eine negative Grundstimmung ent-
neue System hat. schärft.
21 Diese Zahl ist Teil der Musterlösung und beruht nicht auf realem Datenmaterial.
233
Rhetorik-231-276-Druck 13.02.2006 14:35 Uhr Seite 234
Trainingslektionen
234
Rhetorik-231-276-Druck 13.02.2006 14:35 Uhr Seite 235
Ich hoffe Sie überzeugt zu haben, Eine Zusammenfassung und ein ab-
dass die beste Qualität in unser aller schließender Appell runden den
Interesse ist und ich hoffe, Sie kön- Vortrag ab.
nen Ihre Mitarbeiter motivieren,
den Erfolg mitzutragen!
Betrachten Sie nun Ihre Lösung und beantworten Sie folgende Fragen:
235
Rhetorik-231-276-Druck 13.02.2006 14:35 Uhr Seite 236
Trainingslektionen
Der Umgang mit Störungen ist für viele Situationen wichtig. Deshalb
gehen wir auf den folgenden Seiten näher darauf ein.
236
Rhetorik-231-276-Druck 13.02.2006 14:35 Uhr Seite 237
Tipp: Achten Sie darauf gut dazustehen, wenn Sie auf einen Zwischenruf
reagieren.
Zwischenrufer einbeziehen
Das Einbeziehen des Zwischenrufers eignet sich besonders für Zuhö-
rer, die mit Ihren Bemerkungen demonstrieren wollen, dass sie viel
wissen.
Die schwächste Form des Einbeziehens ist ihn zu fragen, wie er das
von ihm selbst angeschnittene Problem lösen würde.
Die stärkste Form des Einbeziehens ist ihn einzuladen, die Präsentati-
on fortzusetzen. Häufig ist diese Art der Einladung auch als Drohung
zu hören. Das ist hier nicht gemeint! Hier steht die Idee dahinter, ihn
tatsächlich einen Teil präsentieren zu lassen. Es ist zu empfehlen, in
einer Pause zu fragen, ob er einen Part übernehmen will. Wenn er ein-
willigt, muss das Thema eingegrenzt und ein klares Zeitlimit verein-
bart werden. Will er nicht, so war das Pausengespräch eine gute Rück-
meldung an den Zwischenrufer. Gelingt diese Intervention, erreicht
man damit, dass
237
Rhetorik-231-276-Druck 13.02.2006 14:35 Uhr Seite 238
Trainingslektionen
● der Zwischenrufer sein Wissen zeigen kann und die Rolle des Vor-
tragenden erlebt,
● die anderen erleben, wie flexibel man mit der Situation umgeht,
● die Zuhörer Abwechslung erleben.
Die Gefahr ist allerdings, dass man Kontrolle aus der Hand gibt, was
nicht immer gewünscht ist. Man muss daher im Einzelfall abwägen,
ob man diesen Weg wählt.
Schlagfertig kontern
Entpuppt sich der Zwischenrufer als echter Gegner des Redners, ist die
gelungene schlagfertige Reaktion eine sehr gute Kontermöglichkeit.
Schlagfertigkeit lebt von der Überraschung22. Denken Sie an einen
Kampf. Wenn vorhersehbar ist, wohin Sie „schlagen“ werden, dann
werden Sie kaum Treffer landen. Sie müssen den Gegner verblüffen.
Wenn das gelingt, haben Sie schon fast gewonnen.
Tipp: Trainieren Sie Ihre Schlagfertigkeit, dann können Sie auf Zwi-
schenrufer gelungen reagieren.
Übung:
Reagieren Sie möglichst schlagfertig auf den Zwischenruf: „Es ist unglaub-
lich, dass die Jugend heute sexuelle Freiheiten hat, wie es das zu unserer
Zeit nicht gab!“
Lösung:
Haben Sie eine überraschende Reaktion gefunden? Hier eine gute schlag-
fertige Antwort.
„Sie würden wohl selbst gerne ein Jugendlicher in der heutigen Zeit sein.“
238
Rhetorik-231-276-Druck 13.02.2006 14:35 Uhr Seite 239
Humorvoll begegnen
Schlagfertigkeit muss nicht witzig sein. Die unerwartete Antwort wird
aber oft zum Lachen anregen. Man sollte nicht krampfhaft versuchen,
besonders witzig zu sein, denn das ist meist gar nicht lustig. Ein
trockener Kommentar, der unerwartet kommt, ist viel humorvoller als
ein erzwungenes Lustigsein.
Tipp: Bleiben Sie humorvoll, dann zeigen Sie den anderen, dass Sie sou-
verän sind und sich nicht durch Zwischenrufe unter Druck setzen
lassen.
Lady Astor attackierte Winston Churchill: „Wenn ich Ihre Frau wäre, würde
ich Ihnen Gift geben“. Darauf er: „Wenn ich Ihr Mann wäre, würde ich es
nehmen.“
bevor er mit seiner Erklärung beginnt. Falls es passt, kann er sich dabei
auch für den Gedanken des Zuhörers bedanken.
239
Rhetorik-231-276-Druck 13.02.2006 14:35 Uhr Seite 240
Trainingslektionen
„Danke, dass Sie diesen Punkt ansprechen. Ich wollte ihn auch gleich brin-
gen, denn dazu lässt sich festhalten, ...“
„Gut, dass jemand aus der Runde darauf hinweist – das ist tatsächlich eine
Schwachstelle und man kann sie vermeiden, indem ...“
Gesamtpublikum einbeziehen
Eine Einbeziehung aller Teilnehmer ist nur möglich, wenn der Redner
flexibel genug ist, die Inhalte seines Vortrags zu verändern. Es bietet
sich an, wenn sich jemand zu Wort meldet und vom Thema abweicht.
Der Redner muss entscheiden, ob es für die Mehrheit der Zuhörer in-
teressant ist, auf das Nebenthema einzugehen. Dabei sollte er klarstel-
len, dass die Zeit, die für den Exkurs verwendet wird, für das ur-
sprüngliche Thema verloren geht.
Wenn sich ein Redner auf eine Abstimmung einlässt, muss er eine Idee
haben, wie viel Zeit er für das ursprüngliche Thema reserviert und wie
lange dieser Ausflug in den Exkurs dauern soll.
Beispielsweise: „Mir fällt auf, dass Sie bereits zum dritten Mal dazwi-
schenreden. Mir ist das unangenehm, weil es mich im Redefluss unter-
bricht. Ich stehe Ihnen gerne im Anschluss zur Verfügung.“
240
Rhetorik-231-276-Druck 13.02.2006 14:35 Uhr Seite 241
In dem Beispiel ist die Folgewirkung der Störung ein Unterbrechen des
Redeflusses, was der Redner auch sagt. Folgewirkungen sollten immer
angesprochen werden, da sie erklären, warum etwas stört.
Wie die Beispiele zeigen, ist diese Form der Konfrontation direkt und
legt klar auf den Tisch, was Sache ist. Da der Sprecher bei sich bleibt,
kommt diese Konfrontation ohne persönlichen Angriff aus. Würde er
sagen: „So können Sie das nicht sehen ...“ oder ähnlich und damit
nicht bei sich bleiben, würde sich sein Gegner persönlich attackiert
fühlen.
241
Rhetorik-231-276-Druck 13.02.2006 14:35 Uhr Seite 242
Trainingslektionen
242
Rhetorik-231-276-Druck 13.02.2006 14:35 Uhr Seite 243
Übung:
Reagieren Sie sinnvoll auf folgende Killerphrasen, indem Sie die Vorannah-
men in Frage stellen.
1. „Als ich in deinem Alter war, hatte ich auch immer irgendwelche neuen
Ideen.“
Enthaltene Vorannahme: Die neuen Ideen sind „irgendwelche“ und eine
Erscheinung jungen Alters und von Unreife geprägt.
Ihre Reaktion:
Ihre Reaktion:
3. „Ich bin schon achtzehn Jahre in dieser Firma – glauben Sie mir, so was
hat noch nie funktioniert.“
Finden Sie nun die enthaltene Vorannahme selbst:
Ihre Reaktion:
Lösung:
Vergleichen Sie Ihre Ideen mit den Lösungsvorschlägen und nehmen Sie
die besten Reaktionsmuster mit.
1. „Als ich in deinem Alter war, hatte ich auch immer irgendwelche neuen
Ideen.“
(Enthaltene Vorannahmen: s. o.)
Mögliche Reaktion: „Soll man im meinem Alter keine neuen Ideen haben?“
Oder: „Was meinst du mit ‚irgendwelche’?“ Oder: „Heißt das, wenn ich in
dein Alter komme, gehen mir die neuen Ideen aus?“
243
Rhetorik-231-276-Druck 13.02.2006 14:35 Uhr Seite 244
Trainingslektionen
3. „Ich bin schon achtzehn Jahre in dieser Firma – glauben Sie mir, so was
hat noch nie funktioniert.“
(Enthaltene Vorannahmen: Etwas, das immer funktioniert hat, muss wei-
terhin so sein. Ich habe mehr Erfahrung. Lange Erfahrung ist besser.)
Mögliche Reaktion: „Wenn es früher nicht funktioniert hat, spricht das
dafür, dass es heute klappt, weil sich die Zeiten radikal geändert haben.“
Oder: „Haben Sie nicht auch die Erfahrung gemacht, dass man Probleme
von heute nicht mit Strategien von gestern lösen sollte?“
244
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„Meine Damen und Herren, mir ist Pünktlichkeit sehr wichtig und daher la-
de ich Sie ein, die Pausenzeiten genau einzuhalten. Wenn wir später an-
fangen, würden wir außerdem am Ende des Tages länger brauchen, was ich
niemandem zumuten will.“
245
Rhetorik-231-276-Druck 13.02.2006 14:35 Uhr Seite 246
Trainingslektionen
Training 18 Motivationsrede:
So appellieren Sie kritisch an den Teamgeist
● Was ist mein Ziel und wohin möchte ich am Schluss kommen?
● Welchen Nutzen bringt ein enger Teamzusammenhalt?
● Wie hinterfrage ich die Unzufriedenheit?
● Wie steige ich ein und spreche die Situation an?
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Musterlösung:
Bei der Musterlösung lädt der Verantwortliche mit der kurzen Rede da-
zu ein, Unzufriedenheiten direkt mit ihm zu besprechen.
Vor fünf Tagen ist mir von zwei Kol- Er beschreibt neutral und sachlich,
legen einer anderen Abteilung zu was ihn bewegt. Er nennt dabei be-
Ohren gekommen, dass jemand aus wusst keine Namen.
unserem Team ein negatives Bild
nach außen trägt.
Mich hat enttäuscht, dass ich von Die Konkretisierung, was seine Ge-
Mitarbeitern einer anderen Abtei- fühle auslöst, macht transparent,
lung hören muss, dass jemand in worum es geht. Die Mitarbeiter wis-
unserer Runde unzufrieden ist. Ich sen, woran sie sind.
finde es schade, dass derjenige das
Problem nicht mit seinen Kollegen Wie haben Sie die Situation ange-
im Team bespricht oder zu mir sprochen?
kommt.
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Trainingslektionen
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Ich hoffe Sie verstehen, worum es Der Redner lädt abschließend dazu
mir geht und lade Sie ein, mit Pro- ein, bei Problemen der Ansprech-
blemen zu mir zu kommen – meine partner zu sein und sich für Lösun-
Türe steht immer für Sie offen! Ich gen einzusetzen.
kann nicht versprechen, dass sich
alles ändern lässt, doch ich verspre-
che, dass wir alles besprechen kön- Wie haben Sie den abschließenden
nen. Nahezu alles lässt sich gemein- Appell gestaltet?
sam so gestalten, dass niemand zu
kurz kommt.
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Trainingslektionen
Wie habe ich die Situation Wie habe ich die Folgen
angesprochen? bewusst gemacht?
Was gefällt
mir an meiner
Lösung?
Damit Sie Freude am Reden entwickeln, ist es wichtig, eigene Stärken
zu kennen und zu dem zu stehen, was Sie an sich selbst mögen –
bitte keine falsche Bescheidenheit!
Woran will ich
noch arbeiten,
um mich zu
verbessern?
Damit Sie echte Verbesserungen erzielen, definieren Sie konkret,
woran Sie noch arbeiten wollen. Überlegen Sie, welcher Teilschritt
der nächste sein muss.
Mehr zu dem wichtigen Thema „Nutzen für Zuhörer“ lesen Sie auf
den folgenden Seiten.
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Manche Redner beschreiben zwar brillant, was sie selbst denken, ver-
gessen jedoch, was der Nutzen für ihr Publikum ist.
Tipp: Wenn Sie keinen Nutzen vermitteln, dann fehlt dem Publikum ein
Motiv.
Wenn Sie nicht sicher sind, welcher Nutzen für Ihr Publikum sinnvoll
ist, stellen Sie mehrere Nutzen und Zusatznutzen dar. Der Zusatznut-
zen ist ein Nutzen, der über den ursprünglichen Nutzen hinausgeht.
Primärnutzen eines Mobiltelefons ist telefonieren. Ein eingebauter Ra-
dio ist genauso ein Zusatznutzen wie ein eingebauter Währungsrech-
ner.
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Trainingslektionen
Sie brauchen sich nur in der Werbung umzusehen, die aus diesem
Grund die Menschen mit Geldverdienen oder Kostensparen lockt.
Wenn Sie als Redner einen Nutzen oder Zusatznutzen bieten können, der
Geld vermehrt oder Kosteneinsparungen ermöglicht, sprechen Sie das an.
Wenn Sie einen Nutzen anbieten können, der den Zuhörern mehr Zeit
bringt oder den Stress senkt, erleichtert dies den Menschen das Leben,
ermöglicht mehr Freizeit für sich selbst und mehr Zeit für die Familie.
Gesundheit
Niemand ist gerne krank, daher ist die Stärkung der Gesundheit ein
großer Nutzen. Die neue Wellness-Welle zielt genau auf dieses Gefühl
ab und ist deshalb so erfolgreich. Gesundheit ist ein Nutzen, der weit
über den medizinischen Bereich hinausreicht. Haben Ihre Argumente
den (Zusatz-)Nutzen Gesundheit? Wenn ja, dann sprechen Sie ein
starkes Motiv an.
Bequemlichkeit
Dieser Nutzen steht teilweise im Gegensatz zur Gesundheit, weil da-
durch Bewegung vermindert wird. Nichtsdestotrotz ist Bequemlich-
keit etwas, was viele Menschen wünschen.
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Haben Sie schon einmal überlegt, wie viele Erfindungen aus Bequem-
lichkeit gemacht wurden? Die Rolltreppe, der Fahrstuhl, der Geschirr-
spüler, die Fernbedienung, das Auto, das Online-Shopping usw.
Soziale Bedürfnisse
Der Mensch ist mit Arten verwandt, die in Gruppen zusammenleben,
er ist ein soziales Wesen. Die Befriedigung sozialer Bedürfnisse ist da-
her ein großer Nutzen.
Anerkennung
Menschen brauchen Anerkennung von anderen. Lob und positive
Wertschätzung, aber auch Bewunderung für besondere Leistungen
sind die Triebfeder für viele Handlungen. Manche Autos werden nur
gekauft, um damit Anerkennung zu erhalten, manche Tätigkeiten nur
deshalb getan, um von jemandem gelobt zu werden.
„In“ sein
„In sein“ ist eine besondere Form, um von einer bestimmten Gruppe
Anerkennung zu erhalten. Man kauft oder macht etwas, weil es „In“
ist. Damit erhält man Anerkennung von anderen Personen oder vom
anderen Geschlecht. In unterschiedlichen Gruppierungen sind ver-
schiedene Verhaltensweisen In. Das macht diesen Punkt als Nutzen
für einen Redner unberechenbar, denn was für den einen In ist, ist für
den anderen Out.
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Trainingslektionen
Wenn Sie in Ihrem Vortrag etwas anbieten können, was Nutzen in Be-
zug auf Bewunderung oder sexuelle Anerkennung verspricht, so ha-
ben Sie etwas in der Hand, was vielen Menschen wichtig ist.
Das Lustprinzip als neue Lebensqualität hat sich schon vor einigen
Jahren durchgesetzt. Dieser Nutzen ist interessant für Leute, die gerne
lachen und Spaß haben, für die junge Generation ebenso wie für älte-
re Menschen.
Sicherheit, Angstfreiheit
Eines der Grundbedürfnisse der Menschheit ist das Bedürfnis nach Si-
cherheit. Wir unternehmen viele Anstrengungen, um uns sicher zu
fühlen. Wir bauen Zäune und Gitter, schützen Häuser mit Alarmanla-
gen und bringen unser Geld zur Bank. Wir sorgen für unser Alter vor
und genießen es, möglichst angstfrei leben zu können.
Angstfreiheit ist ein Nutzen, der dadurch entsteht, weil etwas nicht
vorhanden ist. Insofern unterscheidet er sich von den anderen und
hat einen anderen Charakter, wenn Sie ihn im Vortrag einsetzen. Er
zeigt nicht auf, wohin man möchte, sondern wovon man weg will.
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Festansprache als Zweitredner: So leiten Sie als Arbeitnehmervertreter das Firmenjubiläum ein
Musterlösung:
Bei der Musterlösung ist der Betriebsratsvorsitzende der zweite Redner.
Vor ihm hat bereits ein Vorstandsmitglied gesprochen und die Fir-
mengeschichte ausführlich dargestellt. Daher geht der Betriebsratsvor-
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Trainingslektionen
sitzende nur auf jene sozialen Errungenschaften ein, die noch nicht
erwähnt wurden.
Verehrte Damen und Herren, liebe Die Ansprache beginnt mit einer of-
Kolleginnen und Kollegen, fiziellen Begrüßung, wo der Redner
sagt, für wen er spricht.
als Vertreter der Arbeitnehmer und
im Namen des Konzernbetriebsrates
darf ich sehr herzlich zum Firmen-
jubiläum gratulieren.
Wir waren Vorreiter am europäi- Der Vorredner hat bereits die Unter-
schen Markt, wie wir von Herrn nehmensgeschichte erwähnt, wes-
Vorstandsdirektor Meier in seinen halb der Betriebsratsvorsitzende da-
Ausführungen über die Unterneh- zu nichts mehr sagt. Ein guter Red-
mensgeschichte hören konnten. ner sollte diese Flexibilität mitbrin-
Trotz schärfster Konkurrenz haben gen, da man nicht immer weiß,
wir einen Marktanteil von bis zu worauf andere Vortragende einge-
sechzig Prozent. Firmenleitung und hen. Geht man starr nach Plan vor
Betriebsrat haben in den vergange- und wiederholt Teile des Vorredners,
nen Jahren eng zusammengehalten langweilt man sein Publikum.
und wir wissen, dass der wirtschaft-
liche Erfolg ein Erfolg aller Arbeit- Haben Sie einen geschichtlichen
nehmerinnen und Arbeitnehmer ist. Rückblick eingebaut? Sehr gut!
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Festansprache als Zweitredner: So leiten Sie als Arbeitnehmervertreter das Firmenjubiläum ein
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Trainingslektionen
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Für einen Sprecher, der starkes Lampenfieber hat, bedeutet das, er ist
bereit für körperliche Anstrengung, aber er tut sich schwer, vernünfti-
ge Worte zu finden. Er hat schwitzende Hände, schnellen Herzschlag
und eine kurzatmige Stimme und weiß nicht mehr, was er sagen woll-
te.
Alle Punkte zielen darauf ab, im „Flow“ zu reden, das Ziel eines jeden
Redners.
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Trainingslektionen
Je mehr man sich auf das konzentriert, was man am meisten befürch-
tet, umso eher wird es eintreten. Kein Wunder, wenn man sich genau
auf das konzentriert, was man nicht will. Unser Gehirn macht keinen
Unterschied, ob ein „nicht“ davor steht oder nicht.
Tipp: Malen Sie sich nicht Ihre Ängste aus, sondern denken Sie an das Po-
sitive, was Sie erreichen wollen, und lassen Sie dies vor Ihrem geisti-
gen Auge groß und mächtig werden!
Entwickeln Sie bei dem, was Sie ändern wollen, entspannte Konzen-
tration und eine spielerische Leichtigkeit. Seien Sie locker, entspannt
und voll konzentriert.
Reden im Flow
In Anlehnung an Mihaly Csikszentmihalyi23, der das Flow-Phänomen
weltweit bekannt machte, definiert sich „Flow“ wie folgt: Das Gefühl,
dass die eigenen Fähigkeiten ausreichen, eine gegebene Herausforde-
rung in einem zielgerichteten System zu bewältigen und die deutliche
Rückmeldung bietet, wie gut man dabei abschneidet. Man spürt Kon-
trolle über die Situation und die Konzentration ist dabei so intensiv,
dass keine Zeit für unwichtige Gedanken bleibt. Das Selbstwertgefühl
schwindet und die Zeit wirkt verzerrt. Eine Aktivität, die Flow her-
beiführt, ist so lohnend, dass man bereit ist, sie um ihrer selbst willen
auszuführen, ohne an mögliche Gefahren oder Vorteile zu denken.
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● Der Büroangestellte ist im Flow, wenn die Zeit schnell vergeht und
er dabei locker ein Maximum leistet, während er das Gefühl hat:
„Es geht weiter“,
● der Manager ist im Flow, wenn er scheinbar mühelos und spiele-
risch seine Zeit optimal nutzt,
● der Musiker braucht den Flow, um eins zu sein mit seinem Instru-
ment,
● der Spitzensportler ist im Flow, wenn er entspannt konzentriert zu
seiner Höchstform aufläuft und
● der Vortragende ist im Flow, wenn ihm wie von Geisterhand im
richtigen Moment die richtigen Dinge einfallen und wenn das
Vermitteln seiner Inhalte mit eleganter Leichtigkeit geschieht.
Flow ist ein „im Fluss sein“, ein Einssein mit sich und seiner Umwelt,
ein meditativ-entspannter Zustand höchster Konzentration. Fast ne-
benbei, quasi als Zusatzprodukt, ist Flow die Voraussetzung für per-
sönliche Höchstleistungen. Diese positive hohe Energie bringt nicht
nur Spitzensportler an ihre Maximalwerte, sie ist Garant für ein Leis-
tungsmaximum und Glücksgefühl in allen Lebensbereichen.
Es ist die Natur des Flow, die optimale Balance zwischen Unterforde-
rung und Überforderung zu sein. Flow ist die Herausforderung, die wir
alle brauchen – der Bereich zwischen zu wenig und zu viel, die golde-
ne Mitte zwischen Langeweile und dem Zuviel. Abbildung 13 zeigt
diesen Zusammenhang von Herausforderung, Flow und maximaler
Leistung.
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Trainingslektionen
Tipp: Unterfordern Sie sich nicht – überfordern Sie sich nicht – fordern
Sie sich heraus!
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Tipp: Wenn Sie wissen, dass Sie mit Mikrofon sprechen werden, dann
üben Sie die Rede unbedingt auch mit Mikrofon. Die eigene Stimme
zu hören, während man redet, ist sehr ungewohnt und verwirrt den
Mikrofon-Neuling.
1. Testen Sie das Mikrofon oder bringen Sie Ihr eigenes Mikrofon
mit. Es gibt verschiedene Mikrofone, die alle eine andere Distanz
zum Mund brauchen. Kondensatormikrofone sind empfindlicher,
sie darf man nicht nahe zum Mund führen, und dynamische Mi-
krofone muss man näher halten. Testen Sie, welche Distanz opti-
mal ist, bevor Sie beginnen, und halten Sie dann die Entfernung
zu Ihrem Mund konstant. Sollten Sie lauter werden, müssen Sie
sich etwas vom Mikrofon entfernen und wenn Sie leiser sprechen,
müssen Sie näher herangehen.
2. Die Stimm- und Sprechprobe ist wichtig, da sie sich so selbst
hören. Probieren Sie bei der Probe verschiedene Tonhöhen und
Lautstärken aus.
3. Falls das Mikrofon Batterien braucht, sorgen Sie dafür, dass Reser-
vebatterien bereitliegen.
4. Bevor der Vortrag beginnt, räuspern Sie sich und putzen Sie sich
gegebenenfalls die Nase, da auch alle unangenehmen Geräusche
durch das Mikrofon verstärkt werden.
5. Atmen Sie geräuschlos, da man das durch die Verstärkung eben-
falls stark hört.
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Rhetorik-231-276-Druck 13.02.2006 14:35 Uhr Seite 264
Trainingslektionen
6. Beachten Sie die Faktoren der Stimme (siehe Seite 124 f.), da jede
einzelne Wirkungsgröße verstärkt wird.
● Durch den Blick in die Kamera baut man Augenkontakt mit dem
Zuschauer auf, der vor dem Fernsehgerät sitzt.
● Verwendet man ein Manuskript, so soll man es so halten, dass
man es gut lesen kann, aber die Kamera nicht stört und keine
Schatten wirft.
● Kopf möglichst gerade halten, Kopfneigungen zur Seite, nach vor-
ne oder nach oben vermeiden.
● Gesten nicht weit vor dem Körper und nahe an der Kamera ma-
chen, sonst wirken die Hände überproportional groß.
● Wird stehend gesprochen, die Hände oberhalb der Gürtellinie an-
gewinkelt bewegen und nicht herunterhängen lassen.
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Rhetorik-231-276-Druck 13.02.2006 14:35 Uhr Seite 265
Trauerrede für einen Mitarbeiter: So gehen Sie angemessen mit starken Gefühlen um
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Rhetorik-231-276-Druck 13.02.2006 14:35 Uhr Seite 266
Trainingslektionen
Musterlösung:
Bei der Musterlösung spricht der Vorgesetzte, der den Verstorbenen
gut kannte, im Namen des Teams.
Sehr geehrte Familie und Freunde, Die Familie wird extra angespro-
verehrte Trauergemeinde, chen.
unerwartet und viel zu früh musste Dass der Tod unerwartet kam, wird
uns ... verlassen. Wir sind gekom- angesprochen.
men, um gemeinsam zu trauern und
uns von ihm zu verabschieden.
Wir haben ... beruflich und mensch- Die Stärken des Verstorbenen wer-
lich hoch geschätzt und jeder von den hervorgehoben.
uns hat ihm ein angenehmes Rent- Es können auch persönliche Erleb-
nerdasein gewünscht. Das war ihm nisse einfließen. Mit den Angehöri-
leider nicht mehr möglich, plötzlich gen sollte vorher besprochen wer-
und unvorbereitet ist er von uns ge- den, ob etwas nicht genannt wer-
gangen. den soll.
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Trauerrede für einen Mitarbeiter: So gehen Sie angemessen mit starken Gefühlen um
Lieber ..., wir müssen uns viel zu An dieser Stelle wendet sich der
früh verabschieden und wir wollen Redner dem Sarg zu und verab-
uns für alles bedanken. Wir werden schiedet sich von dem langjährigen
dich vermissen – auf Wiedersehen Kollegen. Eine persönliche Form des
und ruhe in Frieden. Abschieds.
Verehrte Angehörige, liebe Frau ..., Der Familie gegenüber wird Anteil
wir nehmen Anteil an Ihrer Trauer. genommen und angesprochen, dass
... lebt in unserer Erinnerung und in der Verstorbenen in der Erinnerung
den Herzen vieler Menschen weiter. weiterlebt.
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Rhetorik-231-276-Druck 13.02.2006 14:35 Uhr Seite 268
Trainingslektionen
Meine Bedenken:
Im Falle großer Emotionen hilft ein Manuskript, das die Rede Wort für
Wort abbildet, über einen Gedankenaussetzer hinweg.
Bei starker Trauer das zu sagen, was man sagen möchte, ist durchaus
eine Herausforderung. Wichtig ist dabei, die Angst vor eigenen Tränen
abzulegen, denn es ist normal, in dieser Situation traurig zu sein. Nie-
mand wird einem das vorwerfen.
Überwältigen die eigenen Gefühle, macht man eine kurze Pause, ver-
wendet ein Taschentuch, atmet tief durch und spricht dann weiter.
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Rhetorik-231-276-Druck 13.02.2006 14:35 Uhr Seite 269
Transferlektion:
Weiterhin besser werden
Wenn Sie hier angekommen sind, haben Sie schon einiges an Leistung
hinter sich, aber noch viel mehr vor sich. Nach jedem Training
kommt die Umsetzung in die Praxis, der Transfer in die Realität.
Tipp: Vergessen Sie nicht dafür zu sorgen, dass Sie das Gelernte zur Ver-
fügung haben, wenn es benötigt wird und nützlich ist.
Wenn wir merken, dass andere uns anders sehen, als wir gedacht ha-
ben, zeigt das blinde Flecken auf.
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Die offene Frage ist eine gute Einladung, um andere zu einer echten
Meinungsäußerung zu bringen. Beispielsweise: „Wie hast du meinen
Vortrag erlebt?“ Oder: „Mich interessiert, was Ihnen an meiner Rede
gefallen hat und was ich noch verbessern sollte.“
1. Kopieren Sie das folgende Formular einige Male. Nehmen Sie nach
Ihrer Rede eine Kopie zur Hand und füllen Sie aus, was Ihr Selbst-
bild ist – wie Sie sich erlebt haben.
2. Falls Sie ein Video aufgezeichnet haben, sehen Sie es sich an und
überlegen Sie, ob sich dadurch Ihre Einschätzung auf dem Formu-
lar ändert.
3. Setzen Sie sich mit Ihrem Coach oder mit jenen Personen zusam-
men, die bereit sind, Ihnen Feedback zu geben. Es ist besser, wenn
Sie mehrere Personen dazu einladen können. Mehrere Eindrücke
ergeben ein realistischeres Bild. Die Personen müssen Ihre Rede
oder zumindest das Video gesehen haben. Ersuchen Sie diese Per-
sonen als Feedbackgeber, das Formular ebenfalls auszufüllen. So
entstehen mehrere Fremdbilder.
4. Vergleichen Sie Ihr Selbstbild mit den Fremdbildern. Überlegen
Sie, ob diese Erkenntnis ein Anlass ist, etwas zu ändern oder ob es
eine Gelegenheit ist, sich so anzunehmen, wie Sie sind. Diskutie-
ren Sie das mit Ihren Feedbackgebern. Wenn Sie etwas ändern wol-
len, dann überlegen Sie genau, was und wie.
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Rhetorik-231-276-Druck 13.02.2006 14:35 Uhr Seite 271
Vorhandene Stärken:
271
Rhetorik-231-276-Druck 13.02.2006 14:35 Uhr Seite 272
Literatur
Literatur
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Rhetorik-231-276-Druck 13.02.2006 14:35 Uhr Seite 273
Stichwortregister
Stichwortregister
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Rhetorik-231-276-Druck 13.02.2006 14:35 Uhr Seite 274
Stichwortregister
Einstieg 45 Gemeinsamkeit 82
Einstimmung, mentale 74 Gerücht 233
Eloquenz 22 Geschenk 96
Eltern-Kind-Verhältnis 48 Geschichte 39, 40, 175, 183
Emotion 46, 171 Geschlecht 21
Empfänger 46 Gesprächsebene 146
Ende, offenes 28 Gestik 21, 159, 166
Energie, hohe 73 Gesundheit 252
Energie, niedrige 73 Glaubwürdigkeit 174
Engagement 22 Gliederung 107
Enthusiasmus 228 Glückwunsch 96, 122, 152
Entschuldigung 90 Grabrede 20, 265
Episode 95 Großmachen 49
Ereignis, aktuelles 52 Grundstimmung, positive
Erfahrung, geringe 92 19, 186, 232
Erfahrungswelt 45 Grundstruktur 27
Erlebnis, persönliches 53 Halo-Effekt 51
Eröffnungsrede 110, 133 Haltung 172
Fachvortrag 214 Hände 169
Fachwissen 22 Handout 220
Faden, roter 189 Harmonie 253
Familienfeier 86 Hauptteil 34
Feedback 271 Hochzeitsansprache 152
Fehler 234, 270 Höflichkeit 115
Fehlerprävention 234 Humor 32, 239
Feinstruktur 58 Ich-Position 240
Fernsehrede 264 Idee 67
Finale 29 ignorieren 244
Flipchart 215, 219 Information 24
Flow 259, 264 Inhalt 20, 46
Folie 214, 220 Inhaltsvermittlung 150
Formular 68 Intelligenz 22
Frage 80, 196, 204, 208 Interaktion 57, 67
Frage, geschlossene 200 Interpretation 21, 213
Frage, interessante 54 Kamera 263, 264
Frage, offene 200 Kategorisierung 51
Frage, rhetorische 187, 198, 201 Killerphrase 241, 243
Führen, sprachliches 76 KISS 108
Geburtstag 19 Klarheit 102
Geburtstagsrede 26, 93, 180 Kleidung 21
Gefühl 20, 265 Kleinmachen 49, 92
Gegenbeweis 151 Kompetenz, sprachliche 10
Gegenfrage 203 Kompliment 52
Gegenthese 62 Konferenz 133
Gegner 239, 240 Kontakt 11
Geheimnis 56, 112 Konzeption 27, 67
Geldökonomie 251 Körperhaltung 20, 166
274
Rhetorik-231-276-Druck 13.02.2006 14:35 Uhr Seite 275
Stichwortregister
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Rhetorik-231-276-Druck 13.02.2006 14:35 Uhr Seite 276
Stichwortregister
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