978 3 03734 119 3 - Leseprobe
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978 3 03734 119 3 - Leseprobe
Emmanuel Alloa
Das durchscheinende Bild
Konturen einer medialen Phnomenologie
diaphanes
Gedruckt mit Hilfe der Geschwister Boehringer Stiftung fr Geisteswissenschaften (Ingelheim am Rhein),
der Ludwig Sievers Stiftung zur Frderung der wissenschaftlichen Forschung ber Wesen und Bedeutung
der freien Berufe (Hannover) sowie der Johanna und Fritz Buch Gedchtnis-Stiftung (Hamburg).
1. auflage
isbn 978-3-03734-119-3
diaphanes, zrich 2011
www.diaphanes.net
inhalt
Einleitung
15
15
22
24
29
32
36
37
40
49
53
63
71
76
82
85
6. Mediale Erscheinungstheorie
63
91
101
108
9. Phantasia
114
119
III. Medienvergessenheit
Spuren des Diaphanen von Themistius bis Berkeley
123
124
134
135
145
151
6. Alberti: Entschleierungen
156
159
162
164
10. Was ist eine Transparenz-, was ist eine Opazittstheorie des Bildes?
166
179
179
190
196
199
203
210
216
217
223
227
V. Mediale Phnomenologie
237
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
237
315
VI. Bibliographie
VII. AbBildungsverzeichnis
244
250
255
260
265
271
312
320
329
349
Einleitung
Einleitung
Metaphernpflichtigkeit philosophischer Sprache zu reduzieren wiederholt die klassische Geste der Internalisierung, bei der die pictures auf die images und die ueren Bilder auf die (sogenannten) inneren zurckgefhrt werden. Einmal mehr wird
die Provokation jener paradoxen Erscheinungen nivelliert, die das philosophische
Denken wie zu zeigen ist seit jeher heimsuchen und die es durch Strategien
inkludierender Exklusion immer wieder neu zu neutralisieren versuchte.
Das Buch setzt sich zum Ziel, den rhizomatischen Verwurzelungen des philosophischen Bilddiskurses in der Vielfalt geschichteter Denkformen nachzugehen
und das muss heien auch dort, wo das Bilderdenken den Namen Philosophie
noch nicht erhlt, etwa in theologischen Lehrbchern, Knstlertraktaten oder
experimentellen Versuchsbeschreibungen. In diesen archologischen Bergungen
kommen wiederkehrende Muster zum Vorschein, an denen sich die Denkversuche
orientiert haben und nach wie vor wenn auch zumeist unbemerkt orientieren. Jenseits einer Art unvernderlichem Infrastrukturalismus, aber auch jenseits
eines unbeirrbaren teleologischen Fortschrittsnarrativs, zeigt eine berkreuzung
von Archologie (die Wissens- und Aussageordnungen in ihren epochalen Schichtungen analysiert) und einer damit gepaarten Genealogie (die diachrone Entwicklungslinien und historische Formierungsprozesse sowie die damit verbundenen
Deutungskmpfe verfolgt) eine andere Strukturierung der Ideengeschichte, die
weniger der Temporalitt geisteswissenschaftlicher turns nahekommt als eher der
Langsamkeit der geologischen longue dure.
Die Geschichte, die vorliegendes Buch ansatzweise zu schreiben versucht, wre
dann die Geschichte jenes Doppelparadigmas, das sich im Querschnitt des abendlndischen Blicks auf Bilder als bestimmend erweist: Sofern sie nicht schlichtweg
aus dem Regime des Wissens ausgewiesen werden, werden Bilder epistemisch in
Dienst genommen und zwischen den zwei Ordnungen verteilt, die jene Taxonomie
vorsieht: die Ordnung der Dinge oder die Ordnung der Zeichen. Ihre Legitimierung
erfahren sie dann mithin dort, wo sie entweder die Sicht auf ihren dahinterliegenden Sinn erffnen (=Transparenz-Paradigma) oder als opake, glatte Objekte den
Blick auf den Schauenden zurckwerfen (=Opazitts-Paradigma). Jenes Doppelparadigma entsteht indes nicht erst wie es Arthur Dantos berhmt gewordene
Formel der transparency und opacity theory nahelegen knnte in der Moderne,
es stellt vielmehr die doppelte Richtschnur dar, an der sich die Bildspekulationen
bereits seit zwei Jahrtausenden orientieren.
Das Buch verfolgt dabei ein dreifaches Ziel:
1. Die Autonomisierung des Bildes in seiner eigenen Wertigkeit, die die Moderne
fr sich beansprucht, verluft nicht selten so der zu erbringende Nachweis in
exakt jenen Bahnen, auf denen einst die Desavouierung des Ikonischen propagiert
wurde: solche Autonomisierungsversuche beschwren entweder den immateriellen Sinn, zu dem die Bilder Zugang verschaffen, oder aber die irreduzible Immanenz des Bilddings. Vorliegendes Buch rekonstruiert dabei die historischen Ver10
Einleitung
11
Einleitung
Einleitung
Ferner sei all denjenigen gedankt, die das Manuskript oder Teile davon dis
kutierten und wertvolle Hinweise zu dessen Verbesserung gaben: Maurizio di
Bartolo, Jean Clam, Emanuele Coccia, Andreas Cremonini, Evi Fountoulakis,
Fabian Goppelsrder, Christian Grny, Simone Mahrenholz, Dieter Mersch,
Markus Rautzenberg, Martin Seel, Mirjam Schaub, Juliane Schiffers, Arno Schubbach, Ludger Schwarte, Martin Urmann, Florian Wller. Schlielich sei Michael
Heitz und Sabine Schulz fr die Aufnahme in das Verlagsprogramm gedankt: einen
besseren Ort htte ein Buch ber das Diaphane nicht finden knnen.
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