2018 09 25 Sound Recording
2018 09 25 Sound Recording
2018 09 25 Sound Recording
D: € 6,10
www.sound-and-recording.de
STORY
ROOSE
VELT Die Produktion von
Young Romance
46 ROOSEVELT
Marius Lauber im Interview
52 KLANGSUCHER
Dieter Schöpf von DS-audioservice
30 AMERICAN CLASS A
Softube-Channelstrip nach API-Vorbild
ND D E S
20 WARM AUDIO WA73-EQ S OU I
SUPER
GN
Preamp-Clone im Test
-M A R
S O U N D I O-
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inkl. V
ideo-T
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online orial
editorial
‘ Was ich an meinem Job am meisten
liebe? Die Zusammenarbeit mit den Auto-
ren, den Menschen hier bei uns im Verlag
sowie Hersteller, Künstler, Produzenten
und Engineers zu treffen, die mit purem
Enthusiasmus und großer Begeisterung
ihrer Arbeit nachgehen und die Leiden-
schaft zur Musik mit mir teilen. Oft kommt
es vor, dass ich Artists treffe, deren Musik ich selbst gern höre. Jetzt bin ich
zwar aus dem Groupie-Alter raus, aber trotzdem ist es immer wieder span-
nend, die Menschen hinter dem Cover, hinter dem Song und dem Sound ken-
nenzulernen.
So hatte ich neulich die Gelegenheit, den Elektro-Produzenten und Artist
Marius Lauber aka Roosevelt in seinem Studio in Köln zu treffen. Sein Selftitled-
Album war der Soundtrack meines Sommers 2016, und im Jahrhundertsom-
mer 2018 lief sein aktuelles Album Young Romance im Autoradio heiß. Marius
ist ein bodenständiger Kerl, der trotz Künstlervertrag bei BMG in Joggingbuxe
und gelbem Käppi ganz leger zum Interview erscheint − und das pünktlich,
was bei Musikern ja nicht immer der Fall sein muss. Er meint: »Endlich geht
es im Interview mal um das Wesentliche, die Musik und den Sound!« Ich bin
überrascht, welche Synth-Schätze in der Keyboard-Burg des 28-Jährigen ver-
schanzt sind. Im Interview erzählt er, welchen Vorteil analoge Hardware für
ihn hat, warum er alle Instrumente selbst im Studio aufnimmt und was ihm
im Mixingprozess in Kalifornien am wichtigsten war.
Spannend ist auch wieder die Kolumne von Peter Walsh, in der es um das
Zwischenmenschliche zwischen Künstler und Mixing-Engineer geht, ein Thema,
das mir persönlich viel zu oft zu kurz kommt. Er stellt die Wichtigkeit der ver-
wendeten Technik gleichauf mit der Beziehung, dem Vertrauen und der Kom-
munikation während einer Produktion. Zu Recht?
Marc Bohn
Chefredakteur SOUND&RECORDING
PS: Folgt mir auf Instagram und Twitter!
@MarcBohn84 @MarcBohn84
46 Young Romance, kurz vor der Tour mit seiner Band in Deutschland, Europa und den USA, und … kurz vor dem großen Durchbruch? Marius
freut sich sichtlich auf das Interview und sagt: »Endlich geht es mal um das Wesentliche, die Musik und den Sound!«
SPECIAL
46 Roosevelt for President − Die Produktion von
Young Romance
STORY
14 DPA − Mikrofoninnovation aus Dänemark
42 I’m Sound − Vintage-Experte Thomas Weilbier im
Gespräch mit Versicherungsexpertin Janina Klabes
46 Roosevelt for President − Die Produktion von
Young Romance
52 Audiohersteller Dieter Schöpf − DS-audioservice
56 Vinyl-Produktion von Axel Heilhecker
62 Mixpraxis − Emile Haynie über seine Arbeit mit
Florence + The Machine
PRAXIS
70 Sounddesign − Super-Mario-Sounds
72 Studiotipps − Kniffe, die die Welt verbessern!
KULT
MIXPRAXIS — EMILE HAYNIE ÜBER SEINE 76 Love The Machines − Von Standuino zu Bastl:
62 ARBEIT MIT FLORENCE + THE MACHINE Invasion der Nerd-Module
»So sehr ich es auch liebe, mit echten Künstlern und richtigen Orchestern, mit
Bläsersektionen und superguten Session-Musikern zu arbeiten, gibt es für www
mich doch nichts Schöneres, als in einem Raum voller Equipment zu sitzen, an SOUND & RECORDING ONLINE
Beats, neuen Klängen und Akkord-Arrangements zu arbeiten, ein neues Key-
board, eine Drummachine oder neue Plug-ins auszuprobieren. Bedroom-Pro- Videos & Klangbeispiele gibt’s auf unserer Website unter »HEFT«. Dort
duktion war mein Ding, und im Grunde ist es das immer noch.« findest du alle Ausgaben und kommst mit einem Klick auf den Titel sofort
zu der Artikelübersicht. Hier musst du dann nur noch den Artikel wählen, zu
dessen Downloads du möchtest, wie z. B. Love The Machines, und schon
kannst du dir die Downloadpakete herunterladen.
r www.sound-and-recording.de
‘ Komisch. Mir ist dieser Tage irgendwie nicht nach Gesell- zentriert wild schraubend vor einer Knopf- und Kabelwand,
schaft zumute. Wahrscheinlich sollte ich ein Weilchen irgend- und wenn ich nicht rechtzeitig »Halt! Geiler Sound! Aufneh-
was Neues erdrehen, das mir so richtig gefällt und mich dann men!« schrie, war er gleich wieder und für immer verschwun-
wieder in die Gesellschaft gleichgesinnt Verrückter zieht, denen den, der Sound. Mit einem normalen Keyboard spielen
ich den Kram unbedingt vorspielen möchte. Schließlich wer- konnte man den Kram auch nicht, sondern nur auf einem
den Leute aus zwei Gründen Produzent, entweder weil sie gut der Modularbausteine irgendeine kurz-taktige Sequenz pro-
mit anderen kommunizieren können oder aber weil sie sonst grammieren, und wenn nicht ein weiterer Mensch daneben
mit anderen kommunizieren müssten. Bei mir ist jetzt halt mal stand und dem Sounddreher beim Umschalten der Töne
Letzteres dran; ich mache auf einsamer Schrat in stillem Käm- half, blieb eine Dauerschleife in Gleich-Dur.
merlein und werde in Klausur erkunden, welch cooler Unfug Aber geil klang’s halt schon, und mich erfasste über die
sich mit einem Modularsystem anstellen lässt. Zeit der Wunsch, irgendwelche Sounds, die nichts mit Syn-
Für Nicht-Eingeweihte: Ein Modularsystem ist ein Syn- thesizern zu tun haben, durch ein Modularmonster zu jagen
thesizer-Konstrukt, das bei vollem Einsatz so aussieht wie und unerwarteten, krassen Kram ausgespuckt zu bekommen.
die an das Telefonamt erinnernden Ur-Synthesizer. Die heu- Diese Idee ist nicht die meine, sondern die von Altmeis-
tige Variante heißt deswegen Modularsystem, weil man ter Brian Eno (googeln Sie jetzt!), der nicht nur Gitarren in
nicht vor einem fest gestrickten Klangzeug sitzt, sondern Synthesizern verbrezelte, sondern auch mal meinte, dass in
sich in einer leeren Spezialkiste den eigenen Lieblings- der Popkultur jede unangenehme Nebenwirkung einer
synthie aus Einzelteilen zusammenschrauben kann, welche neuen Idee sofort nach deren Behebung zu Kult wird. Da hat
dann wie bei der Ur-Variante mit Patchkabeln wild verbun- er völlig recht, der Herr Eno. Ist ja auch anderweitig auch zu
den werden. beobachten, etwa die Erinnerung an Uromas Schwitzkur bei
So eine Modularkonstruktion steht jetzt in der Buff- einer fiesen Erkältung – unangenehm heiß und tierisch ge-
Kammer, und ich bin gespannt, ob ich nicht versehentlich langweilt zu ertragen –, die wohligen Wiederholungswert
einmal mehr dem Zeitgeist auf den Leim gegangen bin. Das hat, seitdem man sie nicht mehr durchstehen muss, son-
erste Modularsystem, das mir vorgestellt wurde, hatte mich dern selbst für Kräftigeres zum Arzt rennen kann.
nämlich nicht so wirklich überzeugt: Da stand ein Mensch Vielleicht bin auch ich beim Anblick meiner Modularkis-
auf der Suche nach einem Sound stundenlang höchst kon- te von Sentimentalität nach dem Anti-Heute motiviert, also
r www.buffwerk.com
Eine Übersicht aller Workshops findest du auf
www.sae.edu/workshops
Nächster Workshop:
Credits: u. a. Chilly Wann: 21.10.2018, 11 − 19 Uhr
Gonzales, Rea Garvey,
Max Giesinger, Jupiter
Wo: Maarweg 149 − 161, 50825 Köln
Jones, Roger Cicero, Preis: 159,− Euro
Frida Gold, Stefanie
Heinzmann, Angelika Weiterer Termin:16.12.2018
Niescier, Florian Hier geht’s zur Anmeldung:
Der Workshop ist auf 6 Teilnehmer begrenzt. r www.soundandrecording.de/
Weber, Lee Konitz &
Max Rafferty Also ran an den Speck! workshop
Die Termine:
5. Oktober: Abbey Road Institute Berlin
12. Oktober: Abbey Road Institute Frankfurt am Main
9. November: Bauer StudiosLudwigsburg
Die Veranstaltung kostet für Teilnehmer 12,90 Euro, der Veranstalter ist Audiowerk.
r www.audiowerk.eu
ONLINE BLOG
Hörbeispiele, Online Blogs und
Downloads findest du unter:
r www.soundandrecording.de/blog
Es gibt viele Mikrofonhersteller, die traditionell ausgesprochen stolz auf den eigenen Klang ihrer Mikrophone sind. Bei einem ver-
gleichsweise jungen und innovativen Unternehmen aus der Nähe von Kopenhagen in Dänemark ist dies ein wenig anders gelagert
— und das ist auch gut so!
‘ Gerade erst gewann das neue DPA d:fine 6066 Subminia- charakterliche Matchen von Mikrofonpaaren schließlich
tur-Headset mit einem atemberaubenden Kapselradius von sogar über Modellgrenzen hinweg gänzlich obsolet wird.
lediglich 3 mm den begehrten Best Of Show Award auf der
IBC in Amsterdam. Das dänische Unternehmen, das direkt DIE KUNST, ANDERS ZU SEIN
mit seinem ersten Mikrofon, dem d:dicate 4006, vor über 25 Das dänische Unternehmen setzt aber nicht nur technisch
Jahren bereits einen modernen Klassiker schuf, liebt tech- einen Konterpunkt zum Gewohnten, mit 15 % Wachstum in
nische Superlative und die stetige Herausforderung. Kein den letzten 10 Jahren und mit einer mittlerweile personell
anderer Mikrofonhersteller weltweit schreibt sich zudem auf mehr als verdoppelten R&D-Abteilung ist das erst 1992
die Fahne, unter Einhaltung strengster Qualitätsstandards gegründete DPA Microphones auch wirtschaftlich sowie
in einen Toleranzbereich vorzudringen, in welchem das strategisch gesehen ein echter Trendbrecher. Denn während
andere Unternehmen allgemeinen Optimierungstrends fol- zwei der konzeptionellen Stützpfeiler der Unternehmens-
gend die Personaldecke einreißen, wächst das aktuell knapp philosophie.
170-köpfige Team in Allerød und an den weltweiten Stand-
orten stetig und nachhaltig. Getreu dem Motto Get Closer ERBE, IDEAL & ZUKUNFT
etablierte DPA vor Kurzem sogar ein eigenes deutsches Ver- Die Geschichte der zunächst als Danish Pro Audio gegrün-
triebsteam, welches sich bereits merklich erfolgreich um die deten Firma hat ihre Wurzeln mit Brüel and Kjær zum einen
örtlichen Key-Accounts und die Direktkundenbetreuung tief in hochqualitativer Messmikrofontechnologie und dank
kümmert. Diese intensivierte Nähe zur Nutzerbasis durch der Verschmelzung mit dem Hörgerätehersteller Muphone
ein hochmotiviertes Team, kombiniert mit einem ausge- ebenso in der Fertigung miniaturisierter Kapseln. Zu der
wählten Premium-Distributoren- und Händlernetz, sind Leidenschaft und Beharrlichkeit, die nötig sind, das so
erworbene Know-how unterschiedlichster Disziplinen unter der Belegschaft vor allem auf einer feinen Balance zwischen
dem Gesichtspunkt der Bedürfnisse der Pro-Audio-Branche Struktur und Passion sowie einem weitgehend hierarchie-
optimal zu verbinden, gesellte sich außerdem der Wunsch, freien und offenen Umgang.
die eigene Technologie mit einem Gehäusedesign zu kombi-
nieren, welches einem harten Studio- oder Bühnenalltag ENTWICKLUNG − EIN STETIGER PROZESS
mehr als nur gewachsen ist. Dies alles hat natürlich seinen Wir sprachen im DPA-Headquarter mit Benjamin Hald, einem
Preis, welcher sich unter Nachhaltigkeitsaspekten und hin- der leitenden Entwickler der R&D-Abteilung, über die Philo-
sichtlich einer deutlichen Arbeits- und Aufwandsersparnis sophie eines einzigartigen Mikrofonkonzepts.
im Bereich der Postproduktion − egal ob Studio oder Broad- Wie hat es dich in die Mikrofonentwicklung verschlagen?
cast − schnell relativieren kann. Ich glaube das war eher Zufall. Ich habe in meinem
Im Gespräch weist Produktmanager Rene Mørch in die- Leben bereits einiges vom Flugzeugradar bis hin zu Digital-
sem Zusammenhang allerdings auch auf die Tatsache hin, kameras entwickelt. Nun bin ich bereits seit über fünf Jahren
dass besonders in der Filmbranche sowie im Broadcast- bei DPA.
bereich manchmal einiges an Überzeugungsarbeit mittels Hast du so etwas wie eine persönliche Maxime bei der
direkter A/B-Vergleiche vonnöten ist, um alte Gewohnheiten Entwicklung?
aufzubrechen. Dabei gilt es im besonderen Maße zu beden- Mein aktuelles Ziel, welches sich glücklicherweise zu
ken, dass unser Gehirn Gehörtes gerade einmal 2 Sekunden 100 % mit dem von DPA deckt, ist es, Mikrofone zu entwickeln,
lang speichert. Das ist ein ziemlich beschränkter Buffer, der die einen Klang so natürlich und unverfälscht wie möglich
Klangvergleiche aus der Erinnerung quasi unmöglich macht. wiedergeben, also ohne den Sound in irgendeiner Weise zu
Unangenehm für den Kunden in diesem Zusammenhang sei kolorieren.
allerdings, dass, wenn dieser einmal gehört hat, wie linear Das ist eine durchaus anspruchsvolle Aufgabe …
und unverfälscht DPA-Mikrofone den Klang transportieren, Ja, die meiste Zeit schon. Und jedes Mal, wenn wir unse-
er nie wieder mit anderen Fabrikaten arbeiten will. re Ziele einmal wieder nicht erreichen, müssen wir uns beim
nächsten Anlauf halt noch ein bisschen mehr anstrengen.
DAS GEHEIMNIS DES ERFOLGS (lacht)
Ein weiteres Geheimnis der DPA-Erfolgsstory liegt in der Wie viel Aufwand bedeutet es, die richtigen Komponen-
Struktur und dem unverkennbaren Spirit des besonders im ten auszuwählen?
Bereich der Fertigung stark von Frauen dominierten Unter- Das ist bei DPA eigentlich ganz einfach: Wir bekommen
nehmens. Diese Atmosphäre spürt man sofort, wenn man Stahl in Platten, Gold in Barren und Membranfolie in Rollen,
den ersten Mitarbeiter auf dem Gang im Eingangsbereich und am Ende kommt ein fertiges Mikrofon dabei heraus.
trifft. Für CEO Kalle Hvidt Nielsen beruht das gute Klima in Nahezu alles, was Kapsel und Gehäuse unserer Mikrofone
Lange war der charakterstarke Sound klassischer Neve-Preamps den erlauchten Besitzern der Originale vorbehalten. Seit einiger Zeit
drängen jedoch immer mehr Nachbauten auf den Markt, die ein klassisches Klangbild zum günstigen Preis versprechen. Eine Firma
darf in diesem Konzert der Neve-Clones natürlich nicht fehlen: Warm Audio.
Déjà Vu
Text & Fotos: Dr. Andreas Hau
‘ Der eine oder andere Stammleser mag sich verwundert die noch einmal Tribut zu zollen, mit dem Shelford Channel sei-
Augen reiben: Hatten wir diesen Preamp nicht erst im Juni- ner neuen Firma Rupert Neve Designs (s. S&R 3.2017). Nun
Heft im Test? Nein, das war der HA-73 EQ von Heritage Au- also tritt das »Ratiopharm der Audiobranche« auf den Plan:
dio. Anderer Hersteller, ähnliche Produktbezeichnung, glei- Warm Audio, bekannt für ebenso wohlklingende wie preis-
ches Vorbild: das sagenumwobene Neve-Mischpultmodul günstige Nachbauten klassischer Studiotechnik.
1073, das heute fast unisono als der Heilige Gral der Preamps
gefeiert wird. Angefangen hat die »Clone-erie« mit teuren AUTHENTISCH KONZENTRISCH
Nachbauten von Boutique-Herstellern, aber auch AMS-Neve Bei der ersten Inaugenscheinnahme vermittelt der WA73-EQ
hat den 1073 neu aufgelegt − freilich ohne Mitwirkung des sofort ein Gefühl der Vertrautheit: Die Frontplatte ist im
Altmeisters und Firmengründers. Doch selbst der inzwischen gleichen grau-blauen Farbton lackiert wie die Originale.
92-jährige Rupert Neve kam nicht umhin, seinem Frühwerk »Royal Air Force Blue« ist die offizielle Bezeichnung; angeb-
Das Anschlussfeld des WA73-EQ: Mikrofon- und Line-Input nutzen denselben Übertrager. Zwischen Eingangsstufe und EQ/Ausgangsstufe gibt
es einen (schaltbaren) Insert. Der Line-Out ist doppelt ausgeführt mit parallel verdrahteten XLR- und Klinkenbuchsen.
+++
originalgetreue Bauteile, u. a. Carnhill-Übertrager
+++
sehr gutes Preis/Leistungs-Verhältnis
++
authentische Bedienelemente, tolle Haptik
++
gute Verarbeitung, internes Netzteil
Bekannt geworden ist der deutsche Hersteller Elysia mit innovativen Dynamik-Tools wie dem alpha compressor, dem nvelope und
dem mpressor; daneben umfasst das Portfolio auch EQs und Sättigungstools. Kaum zu glauben, aber mit dem Skulpter 500 stellt das
2005 gegründete Unternehmen erstmals einen Preamp vor. Aber Elysia wäre nicht Elysia, wenn es einfach »nur« ein Preamp wäre.
‘ Die meisten seiner Produkte hat Elysia zuerst als 19-Zoll- hilfe weiterer Module angewiesen, um einen vollständigen
Rackgerät auf den Markt gebracht und später ein preisgüns- Channelstrip zu bilden. EQ und Kompression hat er nämlich
tigeres, API-500-kompatibles Modul »nachgeschoben«. An- schon mit an Bord. Aber der Reihe nach …
ders beim Skulpter: Der »Sound Shaping Preamp« kommt
gleich in Modulform auf den Markt. Vielleicht auch ein Beleg KONZEPT
für die ungebrochene Popularität der API-500-Plattform; Der Skultper 500 kommt als kompaktes API-500-Modul mit
der Anwender von heute liebt eben das Mix&Match-Konzept. einer Slotbreite. Wie von Elysia nicht anders gewohnt, ist die
Dabei ist der Skulpter 500 eigentlich gar nicht auf die Mit- Verarbeitung äußerst penibel und sauber. Eine Abdeckung
+++
extrem einfache Bedienung
+++
hochwertige Technik
+++
sehr saubere Verarbeitung
–
leicht erhöhtes Rauschen mit
dynamischen Mikros
des Skulper 500 auch symmetrisch genutzt werden. Das kann Mikrofone wie das Neumann TLM 103, das bei geschmeidi-
helfen, Nebengeräusche zu reduzieren, wenn man z. B. mit gen Stimmen großartig klingt, aber bei etwas kantigen
elektronischen Klangerzeugern arbeitet. Mit anderen Wor- Stimmen wieder gar nicht. Der Skulpter 500 macht solche
ten, der Skulpter 500 versteht sich nicht »nur« als Mikrofon- Mikros deutlich vielseitiger einsetzbar. Mit etwa 40 %
vorverstärker, sondern als Universal-Preamp und Klangfor- Shape 1 klingt das TLM 103 wirklich smooth und elegant;
mer für Signale aller Art. zudem reichern die harmonischen Verzerrungen den sehr
cleanen TLM-Sound auf angenehme Weise an. Das Klang-
PRAXIS bild wird runder, charaktervoller und dichter.
Als Mikrofonvorverstärker überzeugt der Skulpter 500 vor In Verbindung mit dynamischen Mikrofonen hat mich
allem in Verbindung mit Kondensatormikrofonen. In beson- der Skulpter 500 nur bedingt überzeugt. Dabei ist das
derer Weise profitieren dabei tendenziell linear abgestimmte Klangverhalten sehr hochwertig, auch bei höherer Verstär-
Mikrofone wie das Neumann U 87, denn über die Shape-2- kung. Leider tritt aber in Verbindung mit besonders aus-
Funktion lassen sich Höhen und Präsenzen nach Wunsch gangsschwachen dynamischen Mikrofonen ein gewisses
herausarbeiten. Wobei ich den Regler selten mehr als ein Grundrauschen zutage. Denn anders als bei ausgangsstar-
Viertel aufgedreht habe, d. h., es gibt noch große Reserven ken Kondensatormikros spielt bei dynamischen Mikros das
für tendenziell dumpf klingende Mikrofone. Eingangsrauschen des Preamps eine entscheidende Rolle.
Ein häufigeres Problem sind heutzutage Mikrofone, die Hörbar wird das vor allem bei Tauchspulmikros mit beson-
von Haus aus eher scharf bis schrill klingen. Das betrifft ins- ders niedriger Empfindlichkeit wie dem dem Sennheiser
besondere preisgünstige Mikrofone aus Fernost. Hier erweist MD 441 oder dem Shure SM7B sowie den meisten Bänd-
sich der eigentlich für Instrumente gedachte Shape-1-Modus chenmikrofonen (außer natürlich bei sehr lauten Quellen
als nützlich, um die Schärfe in den oberen Frequenzen, ins- wie Bläsern und Gitarrenverstärkern). Ausreichend rausch-
besondere im Bereich der Zischlaute, zu reduzieren. Bei ty- arm arbeitet der Skulpter 500 erst ab einer Mikrofonemp-
pischen China-Mikros kann man gerne bis 70 % aufdrehen. findlichkeit von etwa 2 mV/Pa (z. B. Beyerdynamic M88
Der Shape-1-Modus eignet sich aber auch für hochwertige oder Sennheiser MD 421). Das ist ein bisschen schade, denn
+++
Console-1-Erweiterung und
Plug-in in derselben Lizenz
enthalten
++
druckvoll klingender
Kompressor
++
gelungene Sättigungsfunktion
–
Einschränkungen der Original-
Hardware übernommen
Hersteller/Vertrieb
Softube / Audiowerk
UvP 279,− Euro / für
Console-1-Besitzer 199,−
r www.audiowerk.eu
Auf einen neuen Channelstrip mussten Console-1-Anwender lange warten: Seit dem Erscheinen der Neve-Emulation »British Class A«
sind fast zwei Jahre vergangen. Nun legen die Schweden endlich nach: »American Class A« ist ein Channelstrip nach API-Vorbild.
Gleichzeitig erscheint er auch als normales VST/AU/AAX-Plug-in für Anwender ohne Console-1-Hardware.
‘ Bislang waren es durchweg Mischpulte englischer Her- kommt nämlich − wie schon »British Class A« − ohne offiziel-
steller, die Softube für Console 1 emulierte. »American le Lizenz des Originalherstellers.
Class A« ist Softubes erste Emulation eines amerikanischen Wie eingangs erwähnt, kommt »American Class A« als
Mischpults, nämlich einer API-Konsole. Okay, so ganz eigenständiges Plug-in und als Erweiterung für Console 1.
stimmt das auch wieder nicht: Die EQ-Sektion von »Ameri- Beide Nutzungsarten sind im Kaufpreis enthalten. Die An-
can Class A« beruht genau genommen nicht auf den API- ordnung der Bedienelemente ist bei beiden Versionen nahe-
Modulen 550a bzw. 550b, sondern auf dem 19-Zoll-Equali- zu identisch. Dennoch gibt es kleinere Unterschiede im
zer 5500. Der Kompressor basiert dagegen nicht auf dem Funktionsumfang und größere in der Optik. Während das
19-Zoll-Bus-Kompressor 2500, sondern auf einem Pult- eigenständige Plug-in mit seinen bunten, weiß umrandeten
Modul, vermutlich dem API 527. Reglern ein gewisses API-Flair versprüht, verzichtet die
Die Gerätenummern nennt Softube im Manual nicht, Console-1-Erweiterung ganz bewusst auf Eye Candy, um
sondern belässt es bei Umschreibungen. »American Class A« möglichst wenig abzulenken; dieConsole-1-Philosophie lau-
Als VST/AU/AAX-Plug-in ist »American Class A« optisch der emulierten API- PRAXIS
Hardware nachempfunden. »American Class A« hat einen eigenen Sound, der sich deut-
lich von dem der übrigen Console-1-Channelstrips abhebt.
Nicht nur vom Namen her ist »American Class A« das ame-
rikanische Gegenstück zu »British Class A«. »American
Class A« hat ebenfalls eine Vintage-Prägung, ohne aber alt-
backen zu wirken. Der Sound ist deutlich offener, luftiger,
eben amerikanischer als der von »British Class A«. Ähnlich-
keiten bestehen im reduzierten Feature-Set: Auch »American
Class A« eignet sich eher zum Abschmecken und Nachwür-
zen als zur nerdigen Bearbeitung auf Detailebene. Insbeson-
dere der EQ arbeitet recht grob. Resonanzen rausziehen oder
Störfrequenzen entfernen ist kaum möglich. Gut beherrscht
In der Console-1-Version bietet »American Class A« ein schlichtes Design, das bewusst er ist das Herausputzen bereits vorhandener Klangschönheit
auf Eye Candy verzichtet — nichts soll vom »Schrauben nach Gehör« ablenken. und das artefaktfreie Nachjustieren der spektralen Balance.
Feinarbeit erlaubt, in gewissem Rahmen, der Extended-Modus
Die Console-1-Version hat diese Umschaltmöglichkeiten in Console 1, der auch schmalbandigere Eingriffe zulässt,
nicht, weil der Hardware-Controller keine entsprechenden weil − abweichend vom API-Vorbild − die Güte der Mittenfil-
Buttons besitzt. Stattdessen gibt es zwei Versionen des ter einstellbar wird. Im normalen Plug-in fehlt diese Mög-
Kompressors: Standardmäßig aktiviert ist in »American lichkeit leider.
Class A« der »Smooth Compressor« mit Soft Knee und New- Der Kompressor arbeitet sehr effektiv; man kommt wirk-
Type-Arbeitsweise (Feed Forward). Alternativ lässt sich per lich sehr schnell zum Ziel. Besonders der Punchy-Modus in
»Load Comp« der »Punchy Compressor« laden, der mit Console 1 bzw. Hard Knee/Old Mode im normalen Plug-in
Hard Knee und Old-Type-Kompression (Feedback-Arbeits- hat mir gefallen, um Drums & Percussion druckvoll Form zu
weise) aufwartet. Somit bietet die Console-1-Ausführung pressen. Es ist nicht ganz der legendäre API 2500, aber es
zwar nicht alle möglichen Settings, aber doch die beiden, geht klar in diese Richtung. Auch der Smooth Compressor
die am meisten Sinn ergeben. Störend ist eher, dass man (bzw. Soft Knee/New Mode im normalen Plug-in) arbeitet
nicht per Knopfdruck wechseln kann, sondern mehrere sehr effektiv und eignet sich bestens, um Spuren auf einen
Handgriffe dafür benötigt. gleichmäßigen Pegel zu bringen. Bei Vocals muss man ein
Den Thrust-Schalter der Original-Hardware hat Softube bisschen mit den Zisch- und Plosivlauten aufpassen, denn
weder im normalen Plug-in noch in der Console-1-Version mit einer minimalen Attack-Zeit von 1 ms gehört der »Ame-
implementiert. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn APIs rican Class A«-Kompressor nicht zu den superschnellen Ver-
Thrust-Funktion aktiviert einfach nur ein Hochpassfilter im tretern seiner Zunft. Aber das ist bei der API-Hardware eben
Sidechain, damit der Kompressor weniger stark auf energie- auch so. Interessant ist, dass die Kompressor-Release auch
reiche Bassanteile anspricht. Dies lässt sich genauso bzw. bei längeren Einstellungen recht flott agiert.
noch etwas differenzierter erreichen, indem man das variable Ein echtes Highlight ist die Drive-Sektion, die einen gro-
Low-Cut-Filter der Eingangssektion mittels des »To Comp«- ßen Teil der Klangfärbung von »American Class A« aus-
Schalters auf den Kompressor-Sidechain routet. macht. Ironischerweise hat mir die Sättigung meist besser
REFERENCE SILVER
Röhrenmikrofon
FORCE®
ƓŊ-m-Ѵbhuo=omŊ(ou;uv|࢜uh;uՓņՓ
CORE®
Reference-Channelstrip
NU MU
"|;u;oŊblb|;uՓņՓolru;vvou
ELOP®+
"|;u;oŊblb|;uՓņՓolru;vvou
www.manley.com
TEST | Steinberg UR-RT4
Steinbergs »klassische« UR-Serie erfreut sich bis heute großer Beliebtheit in Projektstudios. Mit dem Zusatz »RT« erfahren das UR44
und UR22 nun eine Überarbeitung … mit etwas Unterstützung aus den USA.
Satt!
Autor Axel Latta Fotos Petia Chtarkova
‘ Genauer spendierte man den Interfaces spezielle Übertra- das Yamaha PA-150 mit einem Ausgangsstrom von 1.500 mA.
ger aus dem Hause Rupert Neve Desings, kurz RND. Da wird Daneben ist eine USB-2.0-Buchse Typ B eingelassen. Schön,
man schnell hellhörig, steht dieser Herstellername doch sonst dass auch ein Power-Schalter installiert wurde, was heute
für absolut hochwertige und nicht gerade preisgünstige Pro- keine Selbstverständlichkeit ist.
dukte. Rechts warten acht symmetrische Klinkenbuchsen auf
Das UR-RT4 ist ein Desktopgerät mit einem extrem ro- ihren Einsatz: Line-Input 5/6, Line-Output 1/2 und 3/4 sowie
busten und massiven Gehäuse. Beim Chassis wurde voll- Main-Output L/R sitzen gut verschraubt in der Aluminium-
ständig auf Kunststoff verzichtet, und somit verwundert platte. Des Weiteren hat Steinberg dem Gerät auch einen
auch das verhältnismäßig hohe Gewicht von knapp 2,4 kg MIDI-I/O spendiert. Eine digitale Schnittstelle, z. B. ADAT,
kaum. Mit Maßen von 267 ¥ 47 ¥ 208 mm (B x H x T) packt zur Erweiterung bzw. Kaskadierung fehlt leider.
man diese schwarze Kiste nicht mal eben in die Laptop- Zu guter Letzt sind noch zwei kleine Schalter vorhanden,
Tasche. Die Deckplatte ist mit vier Lüftungsöffnungen ver- die die Eingänge 1 bis 4 paarweise mit Phantomspeisung
sehen − so kann man einen Blick auf die Übertrager werfen, versorgen können. Diese Eingänge nehmen auf der Front-
die mit ihrem weißen Logo von Rupert Neve Designs hin- platte ihren Platz in Form von Neutrik XLR/Klinken-Buchsen
durchblitzen. Doch mehr dazu später! ein. Die vier Preamps kümmern sich allesamt um die Verstär-
Auf der Rückseite befindet sich links eine Buchse zum kung von Mikrofonsignalen. Während Eingang 1 und 2 optio-
Anschluss des mitgelieferten 12V-Netzteils, in diesem Fall nal auch hochohmige Instrumentensignale, etwa E-Gitarren
EINRICHTUNG IM BETRIEB
Neben einem USB-Kabel und Netzteil legt Steinberg noch eine Beim Einpegeln mit dem Gain-Regler hilft es, eine hochauf-
gedruckte Kurzanleitung, u. a. in deutscher Sprache, bei. Au- gelöste Peak-Anzeige in der DAW zu begutachten, denn die
ßerdem befinden sich diverse Bei-
packzettel mit Download-Informa-
tionen und Aktivierungs-Codes für
Cubase AI, Cubasis LE und Basic FX
Suite im Tütchen. Erstaunlicherwei-
se blitzt hier auch eine CD-ROM (!)
mit der Aufschrift »TOOLS for UR-
RT4« entgegen. Um jedoch sicher Auf der Frontseite kann man die ersten vier Eingänge wahlweise durch die Übertrager schicken.
auf dem neusten Stand zu sein, soll-
te man sich dieses Softwarepaket
besser über die Website des Her-
stellers herunterladen.
Das UR-RT4 unterstützt offiziell
macOS ab Version 10.11 und Win-
dows ab Version 7 (SP1). Die Rückseite bietet neben ein paar Klinkenbuchsen auch ein praktisches MIDI-I/O.
Meter-Bridge in der Kontrolloberfläche von dspMixFx ist Kombination aus Equalizer und Kompressor mit sehr simp-
ziemlich klein ausgefallen. Immerhin leuchtet die Peak-LED ler Bedienoberfläche.
an der Hardware zuverlässig auf, sobald das Signal an der Sehr schön ist, dass man die Position des Insert-Effekts
Grenze von −3 dBFs kratzt. Der Verstärkungsbereich von je nach Bedarf umschalten kann − so lässt sich der Effekt ent-
knapp 53 dB wird von den Potis sehr fein abgedeckt, aller- weder nur im Monitor-Weg oder tatsächlich im Aufnahme-
dings gibt es im letzten Fünftel des Regelwegs nochmal signal nutzen.
einen überraschenden Pegelsprung von ca. 6 dB. Über den Aux-Send schickt der virtuelle Mixer das ge-
Bei aktivierter Phantomschaltung warnt je eine rote wünschte Eingangssignal an die interne Hallsektion, welche
LED über den vorderen Eingangspaaren vor der anliegen- drei Prozessoren der Serie Rev-X von Yamaha bereithält. Die
den Spannung. Diese fällt übrigens mit 46,8 Volt etwas Qualität der Effekte ist durchweg überzeugend und belastet
geringer aus, liegt jedoch absolut im gängigen Toleranz- den Computer in keinster Weise, da der Hall, wie auch der
bereich. gesamte Mixer, auf dem SSP2-Chip berechnet wird. Doch es
gibt Grenzen! Maximal schafft der Chip eine Amp-Simulation
MIX MIT DSP und zwei Channelstrips gleichzeitig, bevor eine Warnung
Die kostenlose Software dspMixFx bzw. die gleichnamige über fehlende DSP-Ressourcen erscheint. Ebenso ist die
iOS-App dient zur Konfiguration von zwei verschiedenen Hallsektion nur für einen der beiden Mixes zu haben. Ab
Mixes, je nachdem ob Mix1 oder Mix2 rechts oben in der GUI einer Abtastrate von 176,4 kHz entfallen alle Insert-Effekte,
ausgewählt ist. Alle sechs analogen Eingänge sind hier samt und es bleibt nur noch der Hall übrig.
Fader, Panorama und Aux-Send aufgeführt. Die Eingangs- Da auch ein eigener Fader namens DAW für die Rück-
kanäle verfügen über einen digitalen Hochpassfilter und führung des Playbacks vom Computer an Bord ist, steht
eine Phasenumkehr. Des Weiteren kann man direkt im Ka- einem unkomplizierten Direct-Monitoring nichts im Weg.
nalzug einen Insert-Effekt hinzuschalten. Ist dieser virtuelle Einwandfrei! Nur ein paar kleine Besonderheiten fallen ins
Schalter aktiviert, lässt sich aus einem kleinen Drop-Down- Auge: Während Mix1 wahlweise über beide Kopfhörer aus-
Menü ein Effektprozessor aus der Basic FX Suite auswählen. gegeben werden kann, steht Mix2 nur auf dem zweiten Kopf-
Besonders Gitarristen kommen hier auf ihre Kosten, denn hörerausgang zu Verfügung. Diese Mixes werden im Übrigen
mit den Guitar Amp Classics erklingt eine direkt eingespiel- simultan auf den beiden Ausgangspaaren (Line 1/2 und 3/4)
te Gitarre alles andere als steril. Die Amps kommen in vier auf der Rückseite ausgegeben.
Varianten daher: Clean, Crunch, Lead, Drive. Unter »Settings« lässt sich der Eingangspegel der Line-
Alternativ lässt sich im Insert auch der altbekannte Buchsen 5/6 auf −10 dBV oder +4 dBu festlegen. Die Grenz-
»Sweet Spot Morphing Channel Strip« einschleifen − eine frequenz der Hochpassfilter wird hier ebenso eingestellt,
RT-OPTION
Die Vorverstärker D-Pre aus dem Hause Yamaha kennt man ja bereits aus
diversen Interfaces. Der Sound ist sehr ausgewogen, sauber und rausch-
arm. Alles schön und gut, möchte man allerdings mehr Charakter hinzu-
fügen, warten die Übertrager schon auf ihren Einsatz. Der Sound weiß
sehr gut zu gefallen − spitze Transienten, gerade bei Drums oder gezupf-
ten Akustikgitarren, werden subtil in das Signal einbettet. Das Signal ge-
winnt an Substanz und wirkt brillanter, sehr schön auch für Gesang. Eine
dezente Höhenanhebung macht sich nicht nur in den Messungen bemerk-
bar. Tatsächlich möchte man hier und da gerne noch mehr Obertöne und
Sättigungsartefakte herauskitzeln, sprich die Übertrager noch »heißer«
mit mehr Pegel anfahren. Dies ist allerdings nicht möglich, ohne ins digi-
tale Clipping zu geraten, da keine Absenkung des analogen Signals nach
dem Übertrager und vor dem AD-Wandler möglich ist. Bei vielen externen
PreAmps ist dies häufig durch einen zusätzlichen Trim-Regler gelöst.
FAZIT
Das UR-RT4 ist ein erstaunlich vielseitiges Audio-Interface. Problemlos
arbeitet es sowohl mit den Plattformen Windows, macOS sowie iOS. Einen
Pluspunkt gibt es außerdem für den optionalen Standalone-Betrieb. dspMixFx
agiert dabei als übersichtliche Kontrolloberfläche für latenzfreies Monito-
ring, Erstellen von Sub-Mixes und das Einbinden von DSP-Effekten. Mit
abgespeckten Cubase-Varianten und der Basic FX Suite hat der Hersteller
zudem ein umfangreiches Softwarepaket geschnürt.
Die Zusammenarbeit mit Rupert Neve Designs kann sich sehen lassen.
Mit den zuschaltbaren Übertragern lässt sich dem sonst eher transparen-
ten und ausgeglichenen Klang der Vorverstärker etwas mehr Charakter
und analoge Dichte aufprägen − leider ohne Ausgangsabsenkung.
Wer mit einem kleineren I/O auskommt, sollte sich unbedingt das
UR-RT2 anschauen. n [6658]
Wirft man einen Blick in die Clubs dieser Welt, steht gefühlt in jeder DJ-Booth ein Pioneer-Mixer der »DJM«-Serie oder vielleicht mal
ein Xone von Allen & Heath. Nichtsdestotrotz tauchen an verschiedensten Ecken auch immer wieder mal Rotary-Mixer auf.
Oldschool!
Autor Axel Latta Fotos Dieter Stork
‘ Das Konzept ist simpel: Statt mit Fadern arbeitet man eben Crossfader? Fehlanzeige, denn das wäre nicht stilecht! Die-
ausschließlich mit Drehknöpfen, sogenannten »Rotaries«. ses »Bedienelement« erfreute sich erst ab den 80ern, dank
Diese Mixing-Oberfläche konnte sich besonders in früheren DJ Kool Herc und Grandmaster Flash, hoher Beliebtheit.
Disco- und House-Clubs etablieren, da per Rotary u. a. noch
sanftere Übergänge möglich sind. Einer der Vorreiter war HARDWARE
Rudy Bozak, der Anfang der 70er-Jahre eigene DJ-Mixer für Das schwarze Gehäuse besteht vollständig aus Aluminium
diverse Discotheken in New York City entwarf. Der Bozak und ist sehr stabil verschraubt. Durch die vier Gummifüße
CMA-10-2DL war der erste kommerziell produzierte Rotary- hat das Chassis einen guten Stand. Bei Maßen von 107 x
Mixer und hat bis heute zahlreiche Nachahmer gefunden. 247 x 330 mm (H x T x B) bringt der TRM-402 ein Gewicht
Dieses altbewährte Konzept hat sich auch Omnitronic von knapp 4 kg auf die Waage.
zunutze gemacht und ein weiteres Exemplar der TRM-Serie Auf der Rückseite ist eine Buchse für die Stromversor-
entwickelt. Heraus kam ein klassischer 4-Kanal-Mixer. gung per Kaltgerätestecker eingelassen. Das integrierte
+++
XLR-Ausgang für Master und Booth
+++
gute Klangqualität
––
kein PFL-Metering der Eingänge
–
keine Gain-Regler auf der Bedienoberfläche
Return-Sektion, mit der man externe Delay- oder Reverb- Der Master-EQ bzw. Isolator agiert bei Absenkung als
Effekte ansteuern könnte, ist nicht Teil der Spezifikation. Kill-Switch, denn sind alle drei Potis nach links gedreht,
herrscht absolute Stille. Nach rechts hingegen ist eine An-
IM BETRIEB hebung von bis zu 9 dB im jeweiligen Frequenzband mög-
Im Allgemeinen überzeugt der TRM durch eine sehr ange- lich. Die Filter klingen gut und musikalisch, nur leider sind
nehme und wertige Haptik. Bei den Drehpotentiometern des die Rotaries nicht mittengerastert. Insofern wäre zumindest
Herstellers ALPS handelt es sich um das Modell »Blue Velvet eine Bypass-Funktion wünschenswert.
RK27«. Somit ist ein durchgehend gleichmäßiges Drehmo- Sonst ist die Arbeitsweise mit dem Mixer eine sehr in-
ment gegeben, und dank des großen Rotary-Durchmessers tuitive und schöne Angelegenheit. Da fast alle Buttons wie
lassen sich sehr feine Justierungen vornehmen. Der Klang Input Selector, Cue oder Mic On/Off mit LEDs ausgestattet
ist ebenso sehr wohlwollend und druckvoll, was wohl nicht sind, ist eine gute visuelle Kontrollmöglichkeit gegeben.
zuletzt dem Verzicht auf AD/DA-Wandlern geschuldet ist.
Einige DJs werden vielleicht die Gain-Regler auf der FAZIT
Deckplatte vermissen. Pegelunterschiede im Set lassen sich Betrachtet man die Preisstruktur von bisherigen Omnitronic-
somit nur durch die Rotaries ausgleichen, was wiederum Produkten, handelt es sich beim TRM-402 um ein auffällig
bedeutet, dass nicht immer der gesamte Regelweg der Potis teures Gerät. Allerdings stimmen hier die Verarbeitung und
zur Verfügung steht und man zu Beginn etwas Headroom der Sound. Der Mixer macht nicht nur dank seines robusten
einplanen sollte. Die Sensitivity-Regler für die Phono-Ein- Gehäuses einen sehr hochwertigen Eindruck, auch die Rota-
gänge lassen wir hier nicht gelten, denn während eines Sets ries sind top! Je nach Auflege-Stil mag es für den einen oder
wird kaum ein DJ mit einem Schraubenzieher hinter dem anderen DJ störend sein, dass man weder schnellen Zugriff
Mixer herumfummeln. auf das Input-Gain noch eine Ansicht für das PFL-Metering
Außerdem ist zu beachten, dass die Pegelanzeige stets hat.
Post-Master-Level abgreift. Es wäre sehr hilfreich gewesen, Wer eine eierlegende Wollmilchsau inkl. USB-Interface,
könnte man zumindest einen der beiden Bargraphen zum MIDI-Controller und Effektschleuder sucht, ist hier an der
PFL-Metering umschalten, um den nächsten Track schon falschen Adresse. Man kann den TRM-402 also guten Ge-
vor dem Übergang auf das passende Lautstärken-Niveau zu wissens als Mixer der »alten Schule« bezeichnen − was ge-
bringen. schmacklich sicherlich einigen DJs entgegenkommt. n [6659]
Vintage-
Talk
Autor Franz Holtmann
‘ Janina Klabes: Thomas, du bist lange im Geschäft. Gibt Ihr verkauft also auch nach Frankreich?
es für dich eine definitive zeitliche Grenze für die Katego- Ja, wahnsinnig viel. Das läuft oft übers Internet, die ler-
rie Vintage-Gitarre? nen uns da kennen, kriegen mit, dass wir sowas haben, und
Thomas Weilbier: Vintage hört für mich mit dem Jahr 1969 kommen dann auch mit dem Auto angefahren. Als letztens
auf. Das haben wir immer so gehalten, und dabei bleiben wir Joe Bonamassa da war und wir ein paar Deals mit ihm ge-
auch. Natürlich gibt es auch danach noch gute Exemplare, macht haben, hat er gepostet, dass er sich in Hamburg diese
und die Grenzen sind da fließend, aber im Wesentlichen Gitarre etc. gekauft und uns diesen Amp in Zahlung gegeben
sind das für uns die Gitarren der 50er- und 60er-Jahre. hat. Wir hatten den Amp noch nicht mal gelistet, wussten
England ist ein großer Markt mit viel Vintage-Bestand, aber auch gar nicht, ob der überhaupt funktioniert, da rief schon
auch berüchtigt für fatal gut gemachte Fälschungen. jemand aus Frankreich an und wollte den haben. Also
In Hamburg haben wir viele englische Musiker, die rei- Frankreich ist ganz stark geworden.
sen hin und her und verticken irgendwelche Sachen in der Da braucht ihr selbst wohl gar nicht mehr aktiv werden?
Hamburger Szene. Ich will nicht übertreiben, aber ich sag Manchmal spielen Bands hier vor großem Publikum − ich
mal, so 60 % von den Sachen, die die von drüben anschlep- kenn die oft gar nicht −, aber da kommt dann der Gitarren-
pen … angeblich komplett original, kein Poti ausgelötet Roadie rein und postet, was er bei uns gesehen hat, und wir
und, und, und. Da zeigt sich einfach, dass sie nicht genau kriegen jede Menge Anfragen, und unser Email-Account
hingucken. wird förmlich geflutet. Was ich sagen will: Der Markt hat
Gut gemachte Fakes sind oft auch nur schwer zu enttar- sich komplett geändert.
nen. Die Vernetzung über die sogenannten sozialen Medien
Das ärgert mich, weil wir ja jeden Schiss ganz genau an- macht die Welt kleiner …
gucken und durchmessen etc., und unsere Schlauberger in … und das mit einem enormen Tempo. Ich bin, wie ge-
Hamburg meinen, sie haben den Deal des Jahrhunderts ge- sagt, manchmal noch nicht mal im Bilde, da fragt schon je-
macht. Da fällt schon auf, dass aus England in dieser Hin- mand nach etwas, das gerade erst zum Check in die Werk-
sicht wahnsinnig viel Zeugs mit Fragezeichen kommt. Das statt geht. Die Musiker sind ja auch untereinander vernetzt.
haben wir bei den Holländern oder den Franzosen nicht so. Was hat sich noch geändert?
Der französische Vintage-Markt ist übrigens wahnsinnig Die jungen Leute gucken heute gar nicht mehr so, was
stark geworden. Da passiert irgendwas, ich weiß nicht was, da auf dem Instrument für ein Name drauf steht. Das mer-
aber für uns läuft das gut. ken wir extrem, weil wir ja immer schon zu den traditionellen
Ich treffe den Künstler und Produzenten Marius Lauber aka Roosevelt in seinem Kölner Studio kurz vor dem Release seines neuen
Albums Young Romance , kurz vor der Tour mit seiner Band in Deutschland, Europa und den USA und … kurz vor dem großen Durch-
bruch? Marius freut sich sichtlich auf das Interview und sagt: »Endlich geht es mal um das Wesentliche, die Musik und den Sound!«
‘ Es ist das erste eigene Studio von Marius. Früher hatte er wächst und die er sowohl als Regie wie auch als Aufnahme-
sich in Köln Ehrenfeld einen Raum in einem Proberaum- raum nutzt.
komplex mit zwei weiteren Bands geteilt, was zeitlich oft
schwierig war. Den neuen Raum hat er von Götz von Sydow Marius, erzähl mal: Mit welcher Musik bist du aufgewach-
übernommen, der Pur und Luxuslärm produziert. Marius ist sen, welche Musik hat dich inspiriert?
jetzt seit gut einem Jahr in seinen eigenen vier Wänden und Mit 6 Jahren habe ich angefangen, Klavier zu spielen.
hat sich seine neue »Spielwiese« eingerichtet, die stetig Ich habe dann aber erst mit 14 begonnen, mich so richtig
DETAILARBEIT
Wir alle sind immer auf der Suche nach den letzten 5 %, die
dem Mix noch fehlen. Und wie wir alle wissen, gibt es nicht
diesen einen Trick, der den Mix perfekt macht, sondern es
sind eben viele kleine Details, die das Endergebnis beein-
flussen.
Marius setzt sich sehr intensiv mit dem Sound der ein-
zelnen Instrumente auseinander. Neben den Synthesizern
kennt er auch die Klangcharakteristiken seiner Gitarren
ganz genau. Wenn er mehr Höhen in den Gitarren braucht,
spielt er einfach mit seiner Ibanez drüber, die die nötige
Brillanz besitzt. Er arbeitet ganz wenig mit EQs und nutzt
stattdessen die Klangeigenschaften seiner Instrumente, um
den finalen Sound zu bekommen. So arbeitet er auch mit
Samples!
Das ist auf jeden Fall sein Trick, der bei ihm funktio-
niert. Probiert es aus, ob es auch bei euch passt! Leider
fehlt in Produktionen oft für das Ausprobieren die Zeit!
Marius hat es mit Young Romance geschafft, eine Platte
hinzulegen, die eine Mischung aus Dance, rockigem Elektro,
groovigen Disco Sounds und vielen akustischen Teilen ist,
und dabei Einflüsse der letzten drei Jahrzehnte zu verschmel-
zen. Gefällt mir! n [6657]
r www.iamroosevelt.com
STORY | Dieter Schöpf − DS-audioservice
Dieter Schöpf stellt mit seiner Firma DS-audioservice Mikrofone, Vorverstärker, Hallplatten, Studio-Monitore und mechanische
»Problemlöser« her. Seit unserem letzten Besuch 2012 (siehe S&R 9.2012) hat sich einiges getan — unter anderem die Entwicklung
dynamischer Mikrofone für den Bühneneinsatz. Zeit für ein Update und die Frage, was guten Klang bei Bühnenmikrofonen aus-
macht. Ein Blick in eine Werkstatt, in der die Sonderanfertigung den Normalfall darstellt.
Klangsucher
Autor Nicolay Ketterer Fotos Nicolay Ketterer, DS-audioservice
‘ Dieter Schöpf bietet mit seiner Anfang der 1990er-Jahre Sammlung mit ungewöhnlichen und teuren Raritäten auf-
gegründeten Firma DS-audioservice individuelle Lösungen gebaut und eine CD-ROM zur Mikrofongeschichte veröffent-
im professionellen Audiobereich. Im schwäbischen Rotten- licht.
burg am Neckar fertigt er Studiomikrofone in Kleinserie von Um die Motivation des Mikrofonbauers nachzuvollzie-
Hand, baut Preamps, Monitore, Stative und Popschutz-Eigen- hen, hilft ein Ereignis, das sich vor ein paar Jahren in der
entwicklungen − zu seinen Kunden zählen etwa Sarah Bright- Küche abgespielt hat: Seine italienische Kaffeemaschine aus
man, Blind Guardian oder Studiogitarrist Peter Weihe. Für Edelstahl hatte den Geist aufgegeben. »So etwas bekommt
das nötige Hintergrundwissen hat er sich lange mit der man fast nicht mehr abseits der großen Maschinen für den
Geschichte von Mikrofonen beschäftigt, eine umfangreiche Gastronomie-Bedarf«, konstatiert Schöpf. Was tun? Ein
Schöpfs ADDY(Adjustable
Dynamic Microphone)-
Bühnenmikrofon in
Silber (links) und in
schwarzer Ausführung
(rechts), hier mit Clip am
Stativ montiert.
Das Modell soll die Pro-
blemstellung eines Büh-
nenmikrofons, neben
überzeugender Live-Ver-
stärkung auch gute Mit-
schnitte zu liefern, opti-
miert bedienen.
Nahbesprechungseffekts verhindert. Das brachte mich darauf, steller Korby oder Lawson anboten. »Mir wurde klar, dass
eine Einstellbarkeit zu realisieren, bei der jeder festlegen ich das Wechselkapsel-Thema generell aufgreifen sollte. Ne-
kann, wieviel Unterstützung der Sänger durch den Nahbe- ben der Möglichkeit, bei der gleichen Elektronik die Kapseln
sprechungseffekt braucht.« Der Effekt sei erstaunlich, auch wechseln zu können, war für mich auch ausschlaggebend,
bedingt durch die Hypernieren-Charakteristik des Mikro- die Elektronik − den Body − zu wechseln. So sind mit ver-
fons. »Durch den individuellen Mindestabstand kommt der schiedenen Elektroniken unterschiedliche Charakteristiken
Sänger nicht zu nah an die Kapsel, und der FoH-Techniker in Kombination mit einer Kapsel zu realisieren.« Als Bei-
muss nicht nach Frequenzen suchen, um unnötiges ›Ge- spiel erwähnt er seine Röhren- und FET-Schaltungen. »Mit
wummer‹ zu entfernen.« Das Signal klinge bei vielen An- zwei Bodys unterschiedlicher Technologien und drei Köpfen
wendungen bereits fett und »fertig im Mix einsetzbar«, ver- habe ich als Anwender jede Menge klangliche Möglichkeiten.
glichen mit einem Shure SM58 oder SM57, so der Eindruck Er bietet bislang sechs Kapseln − darunter seine Interpreta-
von Schöpf. tionen von U47, Sony C800 und Telefunken ELA-M 251 −
Auch das Gewicht sei ein interessanter Punkt für ange- sowie zwei unterschiedliche FET-Body-Varianten und drei
nehmes Handling, manche Nutzer bevorzugten leichte, ande- Röhren-Bodys an. Dazu können Mikrofone individuell an-
re schwerere Mikrofone: »Zunächst wollte ich Edelstahl ver- gepasst werden. Ein FET-Body kostet 1.190 Euro, die Röh-
wenden, wie bei meinen Großmembran-Mikrofonen. Viele renvarianten je 2.320 Euro. Pro Kapsel fallen jeweils 952
großen Firmen verwenden ein Zinkgussgehäuse, um Masse Euro an.
zu haben − was Handling-Geräusche reduziert. Da hatte ich
bei meinem eher leichten Gehäuse zunächst zu kämpfen«, so BÄNDCHENMIKROFON
Schöpf. Das Mikrofon sei nun »in einem guten Bereich« und Der Mikrofonbauer schätzt generell das Spektrum feindyna-
wiege lediglich 215 Gramm. Pop-Geräusche stellten im Gegen- mischer Details, die seiner Meinung nach bei etablierten
satz zu anderen Mikrofonen kein Problem dar. Mikrofonen oft verschluckt werden. Passend zu diesem
Den Mikrofonkorb selbst hat er − wie bei seinen Groß- Thema hat Schöpf ein eigenes Bändchenmikrofon im Pro-
membranmikrofonen − möglichst durchlässig gestaltet, um gramm, das die Vorteile des Bändchenmikrofons − schnelle
Kammfilter-Effekte zu reduzieren und die Impulswiedergabe Impulswiedergabe aufgrund geringer Masse des Bändchen-
zu erhalten. Das ADDY-Mikrofon ist in mattsilberner Alumi- Elements −, gepaart mit natürlicher Wiedergabe des Ober-
nium-Ausführung und in Schwarz erhältlich, für je 475 Euro. tonspektrums bieten soll. Mehrere Kunden nutzen es bei-
spielsweise für Kontrabass, »… weil es das Signal eins zu
»CONVERT«-WECHSEL-SYSTEM eins gut reproduziert und die Acht-Charakteristik des Bänd-
Beim MC251 Röhren-Großmembran-Mikrofone handelt es chens ideal funktioniert, um in einer Live-Anwendung bei
sich um Schöpfs Variante eines Telefunken ELA-M-251- passender Positionierung umliegende Schallereignisse aus-
Mikrofons, dazu bietet er ein MC800, seine Interpretation zublenden.« Im Bändchenmikrofon hat er einen eigenen
eines Sony C800. Vor einiger Zeit entwarf Schöpf ein Wech- regelbaren Preamp verbaut, mit dem direkt ein Wandler mit
selkapsel-System als Sonderanfertigung für Blind-Guardian- Line-Pegel angesteuert werden kann.
Produzent Charlie Bauerfeind − vom Konzept her ähnlich Alternativ hat er für den Sender RBB (Radio Berlin-
den Wechselkapsel-Systemen, wie sie bislang auch die Her- Brandenburg) eine Variante mit sogenanntem »Pre-Preamp«
die er selbst auf der Bühne verwendet. Der Preis liegt bei
119 Euro. r www.ds-audioservice.de
Axel Heilhecker hat sich als »mittelständischer« Live- und Studiomusiker eine Existenz mit eigenem Material aufgebaut, aktuell
vertreibt er sein auf Loops basierendes Ambient-Instrumental-Album Lifeloops ausschließlich auf Vinyl — auf seinem eigenen Label
»Phonokultur«. Er erzählt uns von seiner Präferenz des analogen Mediums, über musikalische Nischen, Alleinstellungsmerkmale
sowie von seinen Karriere- und Musiker-Erfahrungen.
‘ Über die Jahrzehnte war Axel Heilhecker unter anderem sprochen werden will. Für Heilhecker erscheint die Idee, ein
Gitarrist bei Wolf Maahn, Chris Norman und der Harald- dezidiertes Medium anzubieten, als Gegenentwurf zu musi-
Schmidt-Show − bei eigenen Projekten verlegt er sich auf kalischer Beliebigkeit.
musikalische Nischen. Sein aktuelles Album Lifeloops, das
auf Looping-Technologie zum Aufbau instrumentaler Atmo- EIGENVERTRIEB FÜR KONTROLLE
sphären setzt, ist im Bereich Ambient bis Progressive Rock Der 63-Jährige organisiert als Künstler Konzerte, übernimmt
angesiedelt. Es ist nur auf Vinyl auf seinem eigenen Label den Vertrieb im eigenen Webshop und bei Konzerten, arbei-
erhältlich, zunächst als 500er-Auflage. Das wirkt unge- tet dazu als Autor. Für wen sich der selbstorganisierte Ver-
wöhnlich, gerade in Zeiten, in denen eine zerstreute musi- trieb mit eigenem Label lohnt? »Wenn ein Musiker in die
kalische Öffentlichkeit in möglichst vielen Formaten ange- Öffentlichkeit will, würde ich den Maßstab ansetzen: Wie
Aktuelles Ambient-Instrumental-Album Lifeloops , … … als Besonderheit ausschließlich auf Vinyl veröffentlicht — für Heilhecker eine na-
türliche Konsequenz
TOUREN IM AUSLAND
Wie sich seine Erfahrungen als Musiker im
Ausland unterscheiden? »Dazu braucht man
nur nach England zu fahren: Musik hat dort
ein anderes gesellschaftliches Selbstverständ-
Heilhecker live in New York, 2012 nis: Die Unmittelbarkeit, wie das ›abgefeiert‹
wird, und das intellektuelle Verstehen sind
ausgeprägter und offener. In Deutschland
wie beispielsweise Platten der 1960er-Jahre gemischt waren, findet Live-Musik eher in Modewellen statt, verbunden mit
erzählt er. einem Kultgedanken.« Livemusik werde in England unab-
»Früher habe ich meine NS10 als Abhöre hochkant ne- hängig von Trends wertgeschätzt, »das war in den 1970ern
beneinander gestellt, um sicherzustellen, dass das Ergebnis so und ist heute genauso. Das Land kann natürlich auf eine
auch auf diese Art stringent klingt. Wenn du dich im norma- weitgreifende Tradition bezüglich Popmusik zurückgreifen.«
len Stereo-Dreieck bewegst, ist im Mix viel mehr erlaubt, als In Russland hat er vor allem Stadion-Gigs als Gitarrist
wenn du beide Lautsprecher zusammenstellst«, meint er von Chris Norman erlebt, erzählt Heilhecker. »In Russland
lachend. »Das mache ich heute nicht mehr, weil mein Be- ist der Verhaltenscodex bei großen Veranstaltungen oftmals
wusstsein dafür mittlerweile geschärft ist.« streng. Sind dagegen die Emotionen einmal entfesselt, wird
Aufgenommen hat er das Album in seinem Heimstudio gnadenlos gefeiert. Dort spielen nur wenige professionelle
in Lindlar bei Köln. Er nutzt Lake-People-Wandler, Preamps westliche Bands. Die versauern meist in kleinen Clubs −
von TLA und Universal Audio, die Steinberg-Sequenzer oder gehen in breite Mainstream-Bereiche, was man von
Cubase und Nuendo, Neumann M49- und U89i-Mikrofone, Modern Talking oder den Scorpions kennt. Ansonsten fah-
dazu Electro-Voice RE20 sowie Shure SM57 und SM58. Zur ren Musiker nicht gerne nach Russland, weil die Geschäfts-
analogen Abmischung verwendet er eine Midas- und eine bedingungen komplizierter sind und gleichzeitig auf der
Mackie-Konsole. Zum Monitoring dienen ihm Yamaha NS10, Straße und in den Venues alles hemdsärmeliger gehand-
Genelec 1031A sowie Eigenbau-Mains. habt wird. Da muss man bestehen können.«
Wie unterscheidet sich der Produktionsprozess im Ver- Der Abenteuer-Faktor? »Du spielst über Miet-Equipment,
gleich zur CD, abgesehen von der erwähnten Mono-Kompa- weißt nicht, was du am Abend vorfindest und musst dich
tibilität? »Es geht sehr um den Erhalt von Dynamik, eine durchwursteln − als Gitarrist eine ganz interessante Aufga-
Balance aus Offenheit, Räumlichkeit und Druck. Das Ergeb- be!«, meint er lachend. »Du darfst dort nichts anderes auf-
nis sollte bei lautem und leiserem Abhören funktionieren. rufen als einen Marshall. Der findet sich irgendwo. Aber
Mit den Bässen gehe ich vorsichtig um, damit die Nadel wenn ein Fender verlangt wird, kann das Ergebnis vollkom-
nicht springt. Die Laufzeit der Platte bedingt Lautstärke und men divergieren. In Metropolen ist die Versorgung gut durch
Durchsichtigkeit. Press dir mal eine Platte von einem Stan- Backliner [Verleihfirmen für Instrumente und Zubehör für
dard-Digital-Master mit Loudness Maximizer − gute Reise Konzerte; Anm.d.Red.], in der Provinz sieht es anders aus.
und auf Wiedersehen!« (lacht) Aber das ist lustig, unterhaltsam und durchaus musi-
Vinyl-Veröffentlichung plant er weiterhin, erklärt der kalisch, wenn man sich auf Unwägbarkeiten einlassen muss.«
Musiker. »Das Medium bleibt erhalten, die Musik verändert Die Gegensätze seiner musikalischen Erlebnisse könn-
sich − sollte sie zumindest. Meine Interessen sind sehr un- ten nicht größer sein, betont er, führten jedoch unter Um-
terschiedlich gelagert. In den 1980er-Jahren war ich viel auf ständen zu guten Ergebnissen. »Wenn du mit Musikern
»So sehr ich es auch liebe, mit echten Künstlern und richtigen Orchestern, mit Bläsersektionen und superguten Session-Musikern zu
arbeiten, gibt es für mich doch nichts Schöneres, als in einem Raum voller Equipment zu sitzen, an Beats, neuen Klängen und Akkord-
Arrangements zu arbeiten, ein neues Keyboard, eine Drummachine oder neue Plug-ins auszuprobieren.«
Ein Jahr später bekam ich eine Art Vierspurgerät; ich RECORDING
weiß nicht mehr, welches es war, und irgendwann endlich »Um mich herum haben die Leute so um 1999 angefangen,
den Ensoniq ASR-10, einen klassischen Hip-Hop-Sampler, Pro Tools zu benutzen, und als später eine günstige Version
den ich heute noch benutze.« für weniger als 1.000 Dollar herauskam, habe ich es mir
auch zugelegt. Das hat alles verändert. Jetzt konnte man die
DETROIT-CONNECTION Musik, die man machte, vor sich sehen, die Struktur eines
EPS und ASR-10 waren zu ihrer Zeit bahnbrechend, auch Tracks analysieren und einteilen, nach Herzenslust cutten
wenn das angesichts ihrer technischen Daten heute nur und pasten und Sachen durch die Gegend schieben. Sofort
noch schwer vorstellbar ist: Die EPS hatte eine Auflösung habe ich Pro Tools mehr als Produktions-Tool als nur als
von 13 Bit und nur 500 kB internen Speicher, während der Aufnahmegerät benutzt. Mehr als jeder Synth oder jedes
ARS-10 16 Bit hatte, mit 2 MB internen Speicher, erweiter- Outboard-Gerät hatte Pro Tools meinen Ansatz, Musik zu
bar auf 16 MB. Beide arbeiteten mit Floppy Disks. Um 1999 machen, verändert.
zog Haynie nach Queens, New York, und baute immer noch Für lange Zeit wollte ich nur Hip-Hop machen, wobei
eifrig Beats mit dem ASR-10-Sampler, außerdem einer Emu ich schon versucht habe, mehr Musikalität einzubauen, und
SP-12-Drummachine und später mit ihrem Nachfolger SP- angefangen hatte, selbst Keyboard usw. zu spielen. Aber ich
1200. Beide Emu-Geräte hatten eine Auflösung von 12 Bit stand immer noch sehr auf Sampling. Aus heiterem Himmel
mit einer Abtastrate von 26 kHz, und Samples konnten in bekam ich einen Anruf aus London von Ian Brown [dem frü-
der SP-1200 bis zu 2,5 Sekunden lang sein. Für mehr Sam- heren Sänger der Brit-Indie-Band Stone Roses]. Ich war so
plelänge haben Beatmacher oft Platten, die auf 33 1/3 rpm auf Hip-Hop fixiert, dass ich kaum etwas über die Stone
gepresst waren, auf 45 rpm abgesampelt und das Sample Roses wusste! Ich habe mich auf den Weg nach London ge-
anschließend wieder verlangsamt abgespielt, wodurch der macht, um bei der Produktion seines Soloalbums zu helfen,
Klang deutlich knarziger wurde. und habe so zum ersten Mal mit jemandem gearbeitet, der
»Manchmal habe ich eine Platte sogar superschnell mit kein MC und stattdessen vorwiegend auf Melodien ausge-
der Hand gedreht, um mehr Samplelänge zu bekommen!«, richtet war.
erinnert sich Haynie. »Ich hatte auch einen CD-Brenner, Als wir im Studio waren, sagte er Dinge wie ›Lass uns
was damals noch eine große Sache war. Ich bin in Platten- im Refrain die Tonart ändern‹, und ich hatte keine Ahnung,
läden, auf Plattenbörsen und zu Underground-Hip-Hop- wie ich das tun sollte, denn bis dahin hatten meine Tracks
Konzerten gegangen und habe bekannten Hip-Hop-Produ- komplett aus Samples bestanden. Ian wollte auch Bridges
zenten CDs mit meinen Beats darauf in die Hand gedrückt. gestalten und brachte Live-Musiker ins Spiel. Wir hatten ein
Ich habe nie eine Rückmeldung bekommen, bis ich eines 24-köpfiges Orchester im Studio, das hat mich umgehauen!
Tages Proof traf und ihm meine CD gab. Proof war in Emi- Es ist ein unvergleichliches Gefühl, in einen Raum zu kom-
nems Band D12. Am nächsten Tag rief er mich an und fragte, men, in dem ein Orchester Melodien und andere Sachen
EQUIPMENT
Während Brett Shaws 123 Studio eher wie eine Studie in
Minimalismus anmutet, sowohl ästhetisch als auch auf das
gebaut haben, gespielt von superguten Profis, sind die vorhandene Equipment bezogen, ist Haynies Studio in Los
immer eher Florences Groove gefolgt, als dass wir Florence Angeles ein funky Ort voller Keyboards und Drumcomputer,
auf ein Raster hätten festlegen wollen. Wir hatten auch mit einer extravagant aussehenden Röhrenkonsole und ein
Streichergruppen und supergute Gitarristen und Bassisten paar Outboard-Racks. Haynie zog vor drei Jahren nach Los
im Studio, und ich habe viele Keyboards gespielt, aber wir Angeles; zu dieser Zeit nahm er sein Soloalbum auf und
haben uns alle an Florences Zwei-Finger-Piano-Demos ori- richtete sein Studio ein, das für ihn seitdem ein wichtiger
entiert. Es gab also ein Nebeneinander dieser einfachen Ort für Songwriting und Produktion geworden ist − auch für
Akkordfolgen und Rhythmen, die Florence vorgegeben High as Hope.
hatte, mit den fantastischen Profimusikern, die gezwungen »Das Mischpult ist ein Tree Audio The Roots 16«, erklärt
waren, innerhalb dieser Einschränkungen zu arbeiten. Haynie. »Es wird von zwei Typen aus L.A. gebaut, die Vintage-
Weite Teile der Demos haben es auf das fertige Album Konsolen am Leben gehalten haben. Irgendwann haben sie
geschafft. Wir haben zwar Dinge weggenommen oder ersetzt, einen Channelstrip kreiert, der ein großer Hit wurde, dann
aber tonnenweise Vocals beibehalten, die sie mit Brett auf- eine achtkanalige Version, und meine Konsole ist eine Spe-
genommen hatte, und ebenfalls tonnenweise Drums und zialanfertigung, designed − auch ästhetisch − von ihnen und
andere Instrumente. Wenn sie aufnimmt, hört man ihre mir zusammen. Sie hat einen wunderschönen warmen Klang
Armreifen und ihren Schmuck und dieses ganze Zeug die und ist essenziell einfach; jeder Kanal hat nur Gain, zwei
ganze Zeit klirren und klappern, und das liebe ich. Diese Shelving-EQs − hoch und tief −, einen Ein-Knopf-Kompressor
seltsamen Klänge durchziehen das ganze Album.« und Panning.
Die Grundlagen von sechs der zehn Stücke auf High On Ich liebe Einfachheit! Ich benutze das Pult nur zum Tra-
Hope sind das, was Florence Welch und Brett Shaw ohne cking, zum Mixen bin ich dann in-the-box. Alle meine Key-
weiteres Personal in den 123 Studios aufgenommen haben boards und Drummaschinen gehen durch die Konsole,
− es handelt sich um die Stücke mit dem zusätzlichen Pro- manchmal durch einen separaten Mixer.
duktions-Credit für Shaw. Der Rest der Stücke begann mit Ich habe mein Studio so eingerichtet, dass alles jeder-
Haynie und anderen Songwritern/Musikern im Raum, wie zeit sofort bereit ist, schon mit vernünftigem Level und ver-
Thomas »Doveman« Bartlett, Andrew Wyatt (Leadsänger nünftigen Einstellungen. Sobald also die Magie passiert,
der Band Miike Snow) und Tobias Jesso Jr. Haynie zufolge kann ich alles im Handumdrehen in Pro Tools aufnehmen.
Wenn ich in ein anderes Studio gehe, greife ich tenden- tet oder in den Hintergrund gemischt. Ein einzelnes Mikro-
ziell auf einen Engineer zurück, aber in meinem eigenen fon in der Mitte tut es für mich bei den Drums.«
Studio übernehme ich diese Aufgaben gern selbst, sichere Wieder auf Welchs Gesang zurückkommend, erinnert
Ideen schnell im Computer, um sie erst später, nach dem Haynie sich: »Florence ist eine so wundervolle Sängerin,
Tracking, in Pro Tools zu zerschneiden und zu arrangieren und man bekommt nie denselben Take zweimal. Wie er-
und Plug-ins daraufzulegen und mal was zum Tape zu schi- wähnt, haben wir viele der Original-Vocal-Aufnahmen von
cken und Tonnen von Outboard zu benutzen und Sachen zu den Demos benutzt, auch aus den Songwriting-Sessions, bei
re-ampen usw. Bei meinen Abläufen geht es darum, Ideen denen ich dabei war. In den Fällen, wo sie ihre Vocals ersetzt
schnell umzusetzen und festzuhalten, wenn ich im kreativen oder zusätzliche Vocals overdubbed hat, habe ich ihr einfach
Modus bin, denn dann sind sie am stärksten, und man will ein Mikrofon hingestellt, sie ein paarmal das Stück durch-
ja nicht der Kreativität im Weg stehen. singen lassen und tun lassen, wonach auch immer ihr ist.
Das haben wir bei vielen der Stücke so gemacht. Sie hat
VOCALS eine der besten Stimmen, mit denen ich gearbeitet habe,
So habe ich auch mit Florence gearbeitet. Ich habe ein und wenn ich auch ein bisschen komprimiert habe, ich bin
altes Telefunken ELA M 251 [Mikrofon] ausgeliehen, um generell kein Fan von zu viel Kompression, weil man der
ihre Stimme aufzunehmen − das gleiche, mit dem ich sie das Performance damit etwas Gefühl wegnimmt. Ich werde
allererste Mal aufgenommen habe, als sie für mein Album immer Aufnahmeperfektion zugunsten des Gefühls opfern.
Backing-Vocals eingesungen hat, vor Jahren in einem klei- Wir haben sehr bewusst alle Atemgeräusche in Florences
nen Hotelzimmer. Sie kann extrem laut singen, und ich Vocals gelassen, denn das gehört dazu, ihre Bühnen-Perfor-
hatte keine gute Signalkette, daher ist manches etwas ver- mance und ihr Gefühl einzufangen. Wenn man eine Stimme
zerrt angekommen. Das 251 schien das Mikrofon zu sein, zu sehr säubert, entgeht einem manches der Schönheit und
das mit ihrer Lautstärke umgehen kann und sie am lieb- Magie und Nuanciertheit. Jedes Mal, wenn Florence in die
lichsten klingen lässt. In meinem Studio habe ich das 251 Vocal-Kabine ging, tat sie irgendwas komplett Unerwartetes,
direkt in mein Tree Audio Pult und in Pro Tools gestöpselt. zum Beispiel auf irgendwas schlagen oder laut atmen oder
Als wir bei mir Drums aufnahmen, habe ich das Sennheiser irre Rückwärts-Vocals. Sie ist die einzige auf der Welt, die
MD 421 für die Toms benutzt, ein altes AKG D12 für die das so macht, und ich lasse Dinge gern so, wie sie sind. Aus
Kick, ein altes Shure SM57 für die Snare und das AKG C414 dem gleichen Grund haben wir ihre Vocals nicht gestimmt −
in der Mitte über dem Schlagzeug − dessen Signal ich dann das war das Letzte, was ich hätte tun wollen. Ihre Stimme
als hauptsächlichen Drumsound verwendet habe. Die ein- steigt natürlicherweise auf und ab, und das macht ihre
zelnen Drum-Mikrofone habe ich entweder stumm geschal- Schönheit aus.«
In ihrer langen Schaffensperiode hat die Firma Nintendo nicht nur zahlreiche Spielekonsolen und Handhelds entwickelt, sie ist vor
allem durch ihre Spiele selbst berühmt geworden. Man denke nur an ikonische Serien wie The Legend Of Zelda, Pokémon, Metroid
und natürlich, allen voran, die Abenteuer des Klempners Mario. Dessen Spiele sind nicht nur Gameplay-technisch ein Hochgenuss,
auch die akustische Untermalung ist stets auf dem Punkt. Einen der berühmtesten Mario-Sounds schauen wir uns in dieser Sound-
design-Ausgabe an.
Springende Klempner
Autor Klaus Baetz
‘ Der kleine Schnauzbartträger begann seine Karriere in gen. Dieser verfügt über zwei Kanäle, die jeweils eine Recht-
der Spielhalle mit dem legendären Automaten »Donkey eckwellenform erzeugen, wobei die Pulsbreite dieser Wellen-
Kong«. Damals noch unter dem Namen Jumpman unter- formen in vier Stufen einstellbar ist. Hinzu kommen noch
wegs, war »Donkey Kong« nicht nur in der Spielhalle ein ein Kanal, der eine Dreieckswellenform erzeugt, ein Noise-
Riesenerfolg − es wurde auch auf zahlreiche Homecomputer generator sowie ein Kanal für extrem niedrig aufgelöste
und Videospielsysteme portiert. Der absolute Durchbruch Samples. Dessen Einsatz war allerdings aufgrund des zu-
erfolgte dann allerdings Mitte der 80er mit »Super Mario sätzlichen Speicherverbrauchs und der Kosten für Modul-
Bros.« auf dem NES (Nintendo Entertainment System). Die- speicher limitiert.
ses Spiel legte den Grundstein für vieles, was sich auch Machen wir uns also an die Analyse. Mein NES ist
heute noch in jedem Mario-Spiel wiederfindet, so zum Bei- glücklicherweise aufgebaut und jederzeit einsatzbereit und
spiel die sich immer wiederholende Geschichte um Oberbö- somit spiele ich kurz eine Runde Super Mario, bis ich Welt
sewicht Bowser, der zum x-ten Mal Prinzessin Peach ent- 1−2 erreiche. Hier hat die Musik nämlich immer längere
führt und Mario somit zu ihrer Rettung eilen muss. Ähn- Pausen, sodass man in einer dieser Pausen wunderbar
liches gilt für das Sounddesign, denn viele der klassischen einen Sprung ausführen und diesen dann aufnehmen kann.
»Super Mario Bros.«-Sounds werden auch heute noch, in oft Das NES hat praktischerweise einen Cinchausgang für die
nur ganz leicht abgewandelter Form, wiederverwendet. Audioausgabe und somit kann ich problemlos meinen
Werfen wir also einen Blick auf den Sound, um den sich Zoom H6 anschließen und den Sprungsound recorden.
alles dreht. Als König des Jump’n’Run-Genres müssen wir Zugegeben: Natürlich gibt es zahllose Möglichkeiten,
uns natürlich mit Marios altbekanntem Hüpf-Sound be- sich diesen Sound aus dem Netz zu laden (wenn diese auch
schäftigen − ein nasal, hohler Ton, welcher zum Ende hin oftmals emuliert sind), aber wenn die Kiste nun mal hier
nach oben gepitcht wird. Der Sound an sich hat von seinem rumsteht, kann man sie schließlich auch nutzen. Dass ich
Charakter her viel mit dem klassischen Boing-Cartoon- danach natürlich noch ein bisschen weitergespielt hab,
Sound gemeinsam, bei dem eine Pauke angeschlagen und muss ja schließlich niemand erfahren.
direkt danach hochgestimmt wird. Wenn man sich die technischen Gegebenheiten des NES
Koji Kondo, Sounddesigner und Komponist für das anschaut und mit dem hohlen Sound vergleicht, können wir
Spiel, hatte allerdings nicht die Möglichkeit, zur Pauke zu daraus recht schnell den Schluss ziehen, dass die Hauptzu-
greifen − er musste sich mit dem Soundchip des NES begnü- tat unseres Sounds eine Pulswelle ist. Weiterhin lässt sich
Zu Beginn des Sounds ist die Pulswelle noch gleichmäßig. Nach ca. 57 ms verschiebt sich die Pulswellenbreite und beträgt jetzt 25/75 %.
Eines meiner ersten Experimente mit Musik und Aufnahmetechnik bestand aus zwei Tapedecks und einem E-Piano mit mehreren
eingebauten Sounds. Ich nahm einen Klang auf, spulte das Tape zurück und ließ es laufen, während ich mit dem anderen Tapedeck
das Ergebnis und einen neuen Piano-Sound aufnahm. Das Ganze ging so ein paar Mal hin und her, bis ich am Ende ein Gemisch aus
einer Handvoll Sounds in den Händen hielt.
‘ Das Ergebnis rauschte und hatte natürlich durch die gan- grenzenlos. Mit diesem Equipment war irgendwie »alles«
zen Überspielungen viel an Klangqualität verloren, trotzdem möglich.
hatte es riesigen Spaß gemacht! Einige Wochen später zeig-
te mir jemand Notator auf dem Atari, und ich war hin und HEUTE GEHT ALLES!
weg. Irgendwann kam dann ein Tascam 4-Spur-Gerät mit Springen wir mal in die Gegenwart! Nur einen Mausklick
Timecode auf Track 4 dazu, und die Welt schien auf einmal entfernt lauern auf meinem Rechner Logic und Reaper auf
Blickwinkel fernab vom Bereich Audiotechnik! So etwas Dabei fällt mir auch auf, dass ich bisweilen vermeintlich
kann man nicht einfach so kaufen, egal, wie teuer die Hard- die Flöhe husten höre, aber dabei gesamte Frequenzbereiche
ware ist! falsch mische. Ein Ozone Elements auf der Summe als Guide
hilft da enorm!
ALSO AUFGEBEN?
Der eine oder andere wird jetzt sagen: »In den Studiotipps EXPERIMENTE
geht es doch aber genau darum, wie wir alle mit einfachen In der Einleitung habe ich ein wenig Nostalgie erzwungen,
Kniffen einen besseren Sound bekommen! Sollen wir jetzt aber die ganzen Klangexperimente kommen heute ja eh
aufgeben?« Natürlich nicht! häufig zu kurz. Wir wollen alles zu perfekt und denken oft
Wir sollten uns aber zumindest davon verabschieden, nur an ein »amtliches« Ergebnis, ohne die kreativen Bruch-
die 100 % ganz einfach auf Anhieb und alleine zu erreichen. stücke auf dem Weg dahin weiterzuverwerten.
Und die 100 % setze ich einfach mal Genre-übergreifend da Aktuell bin ich ein Fan von Arturias Filter- und Preamp-
fest, wo dein persönlicher Referenztrack liegt. Und wir kön- Bundles – mit den Verstärkern irgendein Signal in die Sätti-
nen ja ein bisschen schummeln … gung schieben, dann kreativ filtern und am Ende wieder
einen virtuellen Preamp dahinter. Das Ergebnis klingt tat-
EINE ZWEITE MEINUNG sächlich oft analoger und interessanter, als es je im analo-
Es gibt inzwischen einige Plug-ins, die dir eine zweite Mei- gen Studio geklungen hatte. Effektbusse da durchzujagen
nung liefern können. Beispielsweise hat iZotope mit der und mit weiteren Effekten das Ergebnis anzureichern, hat
Elements-Suite ein einfaches Bundle mit Automatik-Assis- mir schon so manche kreative Bridge geliefert.
tenten zusammengestellt, deren Einzel-Plug-ins vielleicht
nicht immer zu einem perfekten Mix führen, aber definitiv DAS ERGEBNIS
eine sehr hilfreiche Zweitmeinung zu einer Klangeinstellung Wann klingt es denn nun professionell? Vielleicht ist es ja
oder einem kompletten Mix abliefern! am Ende ein Ergebnis aus Klangexperimenten, die alle von
Denn anders als unser Gehör bleibt die Empfehlung der einer Automatik so verbogen wurden, dass daraus die genia-
Plug-ins recht neutral und zeigt keine Ermüdungserschei- le Idee wurde. Die Legende entsteht häufig erst hinterher!
nungen. Wenn Ozone beispielsweise meckert, dass ich den Wichtig ist, dass wir das Spannende »Wie weit komme
Bassbereich gerade wieder übertreibe, dann gibt es zwei ich denn mit meinem ganzen Krempel?« zurückgewinnen.
Möglichkeiten: Entweder ich mache eine Pause und erst in Gutes Equipment ist sicher wichtig, verpflichtet uns aber zu
ein paar Stunden weiter, bis meine Ohren diesen Effekt auch nichts.
tatsächlich hören, oder ich ändere einfach sofort den Mix In diesem Sinne wünsche ich dir viel Spaß beim Schrau-
ein wenig, spare mir die Pause und komme schneller zu ben auch an völlig unprofessionellen und gar nicht zielfüh-
einem Ergebnis. renden Dingen! n [6652]
Ob Frau Angelico oder MicroGranny: Im Pandämonium der Standuino/Bastl-Gründer tummeln sich eine Menge merkwürdige Charak-
tere, die bei Musikern plötzliche Kreativitätsschübe verursachen können. Vieles bei der tschechischen Hardwareschmiede Bastl Instru-
ments ist noch von einem rebellischen Punk-DIY-Geist durchdrungen.
‘ 2011 organisierten die beiden technisch interessierten mens. Standuino-Instrumente wie der kleine Frau-Angelico-
Kunststudenten Václav Peloušek und Ondrej Merta einen Synth wurden schnell Kult. Aus Standuino ging dann das
Synthesizer-Workshop in der tschechischen Stadt Brünn. unkonventionelle Kreativteam Bastl Instruments hervor (im
Der Titel des Workshops war »Standuino«, denn es ging um Tschechischen bedeutet das umgangssprachliche Wort
Geräte, die auf dem Mini-Computer Arduino (s. u.) basier- »Bastl« selber bauen). In der Eurorack-Szene machte Bastl
ten. Einige Zeit später beschlossen die beiden, selber Klang- in den letzten Jahren u. a. durch pfiffige Eurorack-Module
erzeuger zu bauen und gründeten eine Firma gleichen Na- mit kultigen Holzfronten Furore.
INSERENTEN
Analogue Systems/ MM-Musik-Media-Verlag 75
Alex4 Distribution 29 Music Store Köln 3, 6, 7
Drumsite.rocks 3. US Nubert 37
Ebner Verlag 69 Omnitronic/Steinigke 11
ESI Audio/M&T 13 Royer Labs/S.E.A. Vertrieb 65
Focal/Sound Service 2. US SAE Institute 9
Icon/Sound Service 41 SPL 19
JBL/Audio Pro Heilbronn 45 Steinberg 25
Lewitt/M&T 51 Toontrack 61
Beziehung und
Vertrauen:
Die Produktions-
formel!
‘ Über Social-Media-Kanäle erhalte ich oft Mails und Nach- neue Generation von Musikliebhabern zu inspirieren. Das ist
richten von Leuten, die gerne technische Infos über die der lebenswichtigste Part jeder Produktion. So wichtig, dass
Alben haben wollen, die ich glücklicherweise aufnehmen viele moderne Produktionsverträge eine Klausel beinhalten,
durfte. Ganz oben auf dieser Liste steht New Gold Dream von die speziell dafür aufgesetzt wurde, um den Engineer in der
Simple Minds, dicht gefolgt von Scott Walkers Alben Tilt, Wiederverwendung derselben oder ähnlichen Anwendung
Drift und Bisch Bosch und natürlich die Live-Alben, die ich und Sound-Setups für Folgeprojekte in einem bestimmten
mit Peter Gabriel gemacht habe. Zeitraum einzuschränken − in der Regel für 6 Monate. Wie
Kürzlich wurde ich nach dem Gitarrensound auf Promise verbindlich ist das?
You A Mircale gefragt. Welche Mikrofone wurden genommen, Die Produktion sollte eine persönliche Erfahrung zwischen
wo waren sie positioniert, und welche Effekte wurden be- Künstler und Produzent sein, die auf dem Aufbau einer Be-
nutzt? Ich bin sehr dankbar und fühle mich geehrt, dass die ziehung und Vertrauen basiert. Es geht um mehr als nur Fre-
vielen Stunden im Studio mit Begeisterung belohnt werden. quenzen und Abtastraten. Es ist wichtig zu wissen, mit wem
Ich muss allerdings auch betonen, dass die Technik, die ich man arbeitet, um zu verstehen, was sie antreibt, was sie an
eingesetzt habe, für den einen bestimmten Song, vielleicht ihrem Sound lieben, was sie für wesentlich halten. Das ist es,
auch noch das eine Album und in dieser Zeit funktionierte. wo die Formel sitzt!
Aber es gibt keine Garantie dafür, dass der gleiche Ansatz in Die zwei Wochen, in denen ich mit Simple Minds auf
einem anderen Kontext funktioniert. Und das führt mich einer Schweinefarm in Fife, Schottland zusammenlebte und
zum Thema dieser Kolumne: Gibt es und gab es eine Formel wir uns kennenlernten, waren genauso wichtig wie die Ver-
für diese Art von Aufnahmen? Kann ein Setup von Aufnahme- stärker und Mikrofone, die wir im Studio genutzt haben. Ich
parametern in einer anderen Situation mit dem gleichen Ef- weiß, das klingt lächerlich, aber die beiden Faktoren sind tat-
fekt verwendet werden? sächlich gleich wichtig!
Natürlich kann die Theorie und die Logik hinter jeder Bei Scott Walker hat uns die Beständigkeit unserer Zu-
Technik verwendet und aufgerufen werden, aber jede Produk- sammenarbeit zu einer fruchtbaren Kooperation geführt.
tion hat ihre eigene Form. Jede Produktion benötigt eine ein- Nicht nur ein Album und »Tschüss!« − wir haben zusammen
zigartige Farbe, kreiert durch eine besondere Herangehens- an mehr als acht Alben und unzähligen Nebenprojekten ge-
weise und Art, wie sie aufgenommen und gemischt wird. Je arbeitet! Über die Jahre hinweg haben wir eine Methode ent-
vielfältiger und origineller dieser Sound ist, desto länger ist wickelt, die bestimmt, wie wir aufnehmen und mischen. Ich
seine Haltbarkeit und letztendlich auch die Karriere des glaube, das ist eine Formel, die speziell bei Scott funktioniert.
Künstlers und des Produzenten. Allerdings kann ich Teile davon für andere Produktionen ver-
Das ist schließlich die Aufgabe eines jeden Produzenten wenden, die zu einer Art »Kreuzbestäubung« zwischen Künst-
oder Engineers. Um die Entwicklung einer musikalischen lern und Projekten führen.
Richtung und des Sounds eines Künstlers zu unterstützen, Heute stehe ich oft vor dem Problem, dass ich den Künst-
geben sie ihm eine Eigenständigkeit, die den aktuellen Trends ler, mit dem ich zusammenarbeite, nicht immer kennenlerne
gerecht wird und gleichzeitig Neuland aufzeigt, um eine oder sogar treffe. Es ist also keine Zeit da, um mit der Band