Porenbeton Handbuch BVP 7 Auflage 2018 KOMPLETT

PORENBETON
H A N D B U C H
Horizontalschnitt Horizontalschnitt
starrer Anschluss elastischer Anschluss
Mauerverbinder 1/1
nach statischen Erfordernissen
1/1
dauerelastische
Fugenausbildung
Vermörtelung
Kellenschnitt Kellenschnitt
Dünnbettmörtel
tragende Wand nicht tragende Innenwand tragendevermörteln
2 Stoßfugen Wand nicht tragende Innenwand
Horizontalschnitt
Kellenschnitt
Dämmschicht
Winkellasche
PORENBETON
H A N D B U C H
PLANEN UND BAUEN
MIT SYSTEM
7. Auflage
In Zusammenarbeit mit:
Prof. Dr.-Ing. Martin Homann, FH Münster
IMPRESSUM
Herausgeber
Bundesverband Porenbetonindustrie e.V. · Kochstr. 6 – 7 · 10969 Berlin

Telefon 030 / 25 92 82 14 · www.bv-porenbeton.de
Verfasser / Redaktion
Bundesverband Porenbetonindustrie e.V., Berlin: Dipl.-Ing. Georg Flassenberg, Petra Lieback
Gestaltung
Gräf und Team, München
Cover: Bundesverband Porenbetonindustrie e.V., Berlin
(Bildnachweis Titelbild Mehrfamilienhaus: © Nikolaus Herrmann, Hamburg)
Druck
AC medienhaus GmbH (Druckerei Chmielorz GmbH), Wiesbaden
Der Inhalt dieses Handbuches wurde nach bestem Wissen entsprechend dem neuesten Stand der Technik
zum Zeitpunkt der Drucklegung erarbeitet. Da die Verwendung von Produkten und Bauteilen aus Porenbeton
den einschlägigen DIN-Vorschriften bzw. Zulassungsbescheiden unterliegt und diese Änderungen unterworfen
sind, bleiben die Angaben ohne Gewähr, Irrtümer oder Änderungen sind vorbehalten.
Für die zitierten Normen gilt: „Wiedergegeben mit Erlaubnis des DIN – Deutsches Institut für Normung e.V.
Maßgebend für das Anwenden einer Norm ist deren Fassung mit dem neuesten Ausgabedatum, die bei der
Beuth Verlag GmbH, Burggrafenstraße 6, 10787 Berlin, erhältlich ist.“
PORENBETON HANDBUCH
7. Auflage (Dezember 2018)
© Bundesverband Porenbetonindustrie e.V.
Veröffentlichungen, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers
VORWORT
Seit Jahrzehnten wird mit Porenbeton gebaut. Seit Jahrzehnten entwickeln sich die Standards für Neubauten
sowie die Technischen Regeln und Methoden der Verarbeitung kontinuierlich weiter. Bauschaffende ebenso
wie Lehrende und Lernende benötigen deshalb den Zugriff auf aktuelle, geprüfte und verlässliche Informatio-
nen für das Planen und Bauen mit Porenbeton – dafür steht seit fast 30 Jahren das Porenbeton-Handbuch.
Als anerkanntes Fachbuch beschreibt es das gesammelte und bewährte Wissen um den Baustoff Porenbeton,
die Herstellung von Produkten aus Porenbeton und ihre Eigenschaften, die Bemessung von Porenbetonmauer-
werk, Grundlagen der Bauphysik, Konstruktionsdetails und – nicht zuletzt – die sachgerechte Ausführung. Im
Vordergrund stehen dabei unbewehrte Produkte und damit der Mauerwerksbau.
Das Porenbeton-Handbuch ist als Arbeitshilfe für planende Architekten und Ingenieure sowie für Studierende
der Baufakultäten konzipiert. Auch Lehrenden, Auszubildenden, Bauausführenden und anderen am Baupro-
zess Beteiligten liefert es – gemeinsam mit der Website www.bv-porenbeton.de – fachlich fundierte, aktuelle
Informationen. Schnell wird für den Leser deutlich, dass Porenbeton mit vielfältigen Eigenschaften und Stärken
ausgestattet ist, die es ermöglichen, unterschiedlichen Anforderungen im Wohn- und Wirtschaftsbau mit
homogenen Bauteilen aus diesem massiven Baustoff gerecht zu werden und das in hohem Maße ressourcen-
schonend, energiesparend, rationell, nachhaltig und sicher.
Seit im Jahr 1991 die erste Ausgabe des Porenbeton-Handbuches – von Helmut Weber und Heinz Hullmann
begründet – im Bauverlag erschien, wurden mehr als 228.000 Exemplare gedruckt und verbreitet. Der 6. von
Martin Homann aktualisierten Auflage folgt nun die vom Bundesverband Porenbetonindustrie e.V. in Zusam-
menarbeit mit Martin Homann erarbeitete 7. Auflage. Neue europäische Baustoff- und Bemessungsnormen,
Tabellenwerke zur Tragwerksbemessung auf Grundlage von Eurocodes, neue bauphysikalische Normen wie
die DIN 4102 und DIN 4109, neue Ausführungsnormen wie die DIN 18533 und letztendlich die überarbeitete
Energieeinsparverordnung (EnEV) machten eine weitere, dieses Mal komplette Neubearbeitung notwendig.
Unser besonderer Dank gilt allen Fachautoren, die seit 1991 ihr Wissen und ihre Energie investiert haben, um
das Porenbeton-Handbuch zu dem zu machen, was es heute ist – eine kompakte, zeitgemäße und sachliche
Darstellung der vielfältigen Fakten, die das Arbeiten mit dem Baustoff Porenbeton noch effizienter und erfolg-
reicher machen. Möge dieses Fachbuch möglichst vielen Bauschaffenden Inspiration und wertvolles Rüstzeug
für kommende Projekte und viele Berufsjahre sein.
Berlin im Dezember 2018
Petra Lieback Dipl.-Ing. Georg Flassenberg

Geschäftsführerin Leiter Technik & Normung
Bundesverband Porenbetonindustrie e.V. Bundesverband Porenbetonindustrie e.V.
PORENBETON HANDBUCH I N H A LT
I N H A LT
1 BAUSTOFF.................................................................................................9
Bundesverband Porenbetonindustrie e.V.
1.1 Idee und Entwicklung��9
1.2 Herstellung��10
1.3 Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit��14

1.3.1 Ausgangssituation��14
1.3.2 Planung��15
1.3.3 Errichtung��16
1.3.4 Nutzung��17
1.3.5 Rückbau, Recycling und Deponierung��19
2 PRODUKTE..............................................................................................23
2.1 Übersicht��23
2.2 Regeln für die Produkteigenschaften und Anwendung��23
2.3 Wandbauprodukte aus Porenbeton .......................................................25

2.3.1 Planstein��25
2.3.2 Planelement��26
2.3.3 Planbauplatte��26
2.3.4 Höhenausgleichsstein ��27
2.3.5 Eckstein��27
2.3.6 Deckenrandstein��27
2.3.7 Flachsturz��28
2.3.8 Sturz��28
2.3.9 U-Stein/U-Schale��28
3 BAUSYSTEM............................................................................................31
3.2 Porenbeton-Bausystem��31
3.3 Wandkonstruktionen aus Porenbetonmauerwerk ��32

3.3.1 Außenwand��32
3.3.2 Zweischalige Haustrennwand��32
3.3.3 Kelleraußenwand��34
3.3.4 Innenwand��35
3.4 Modernisierung mit Porenbeton��35
5
I N H A LT PORENBETON HANDBUCH
4 BERECHNUNG........................................................................................39
4.1 Anforderungen an Entwurf und Ausführung��39
4.2 Lastannahmen��40
4.2.1 Eigenlasten (Wichten) von Baustoffen und Bauteilen��40
4.2.2 Eigen- und Nutzlasten für Hochbauten��40
4.2.3 Windlasten��40
4.2.4 Schneelasten��47
4.2.5 Erdbebenlasten gemäß DIN 4149��49
4.3 Mauerwerk��53
4.3.1 Nationale und europäische Normung��53
4.3.2 Berechnung gemäß DIN EN 1996 (Eurocode 6)��53
4.4 Stürze��68
4.5 Mauertafeln��70
4.6 Geschosshohe stehende Wandbauteile��71
4.7 Dach- und Deckenplatten��71
5 WÄRME....................................................................................................75
5.1 Ziele des Wärmeschutzes��75
5.2 Wärmeleitung und Wärmeübergang��75
5.3 Wärmespeicherung��80
5.4 Mindestwärmeschutz im Winter��82
5.5 Energiesparender Wärmeschutz��83

5.5.1 Energieeinsparverordnung��83
5.5.2 Zu errichtende Wohngebäude��85
5.5.3 Zu errichtende Nichtwohngebäude............................................................90
5.5.4 Zu errichtende kleine Gebäude und Gebäude aus Raumzellen...................95
5.5.5 Dichtheit und Wärmebrücken.....................................................................95
5.5.6 Bestehende Gebäude................................................................................98
5.5.7 Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG)��108
5.6 Sommerlicher Wärmeschutz��109
6 FEUCHTE...............................................................................................119
6.1 Feuchtegehalt von Porenbeton��119
6.2 Wasserdampfdiffusion und Flüssigwassertransport��120
6.3 Tauwasser- und schimmelpilzfreie Bauteiloberflächen��123
6.4 Schlagregenschutz von Außenwänden��123
6.5 Abdichtung von Kelleraußenwänden��126
6
PORENBETON HANDBUCH I N H A LT
7 SCHALL��135
7.1 Anforderungen ��135
7.2 Luftschallübertragung zwischen Räumen��138
7.3 Trittschallübertragung��150
7.4 Luftschalldämmung von Außenlärm��153
8 BRAND...................................................................................................157
8.1 Bauaufsichtliche Anforderungen an den Brandschutz��157
8.2 Klassifizierung von Baustoffen und Bauteilen

nach ihrem Brandverhalten��158
8.3 Wände, Pfeiler und Wandabschnitte aus Mauerwerk��164
8.4 Brandwände aus Mauerwerk��166
8.5 Komplextrennwände��167
8.6 Anschlüsse��168
8.7 Feuerschutzabschlüsse��169
8.8 Bekleidungen��171
9 KONSTRUKTIONEN...............................................................................173
10 AUSFÜHRUNG.......................................................................................193
10.1 Wirtschaftlichkeit��193
10.2 Verarbeitung��195
10.2.1 Plansteine��195
10.2.2 Planelemente��198
10.2.3 Maßnahmen gegen Regen��200
10.2.4 Mauern bei Frost��200
10.3 Bearbeitung��200
10.4 Oberflächenbehandlung��201
10.4.1 Allgemeines��201
10.4.2 Kellerwandabdichtung��201
10.4.3 Putze��202
10.4.4 Keramische Beläge��206
10.4.5 Bekleidungen��206
10.4.6 Beschichtungen��207
10.5 Befestigungen��207
10.6 Ausmauerung von Holzfachwerk��208
7
I N H A LT PORENBETON HANDBUCH
11 OBJEKTBEISPIELE FÜR DAS BAUEN MIT PORENBETON.................211

11.1 Planungsaspekte��211
11.2 Einfamilienhäuser, Doppel- und Reihenhäuser��211
11.3 Mehrfamilienhäuser��219
11.4 Bestandsersatz ��224
11.5 Aufstockung...........................................................................................227
11.6 Gewerbe- und Bürogebäude.................................................................229
SACHWORTVERZEICHNIS.................................................................................233
8
PORENBETON HANDBUCH BAUSTOFF
BAUSTOFF 1
1.1 Idee und Entwicklung Reaktion von Kalk mit Wasser und geringen Mengen
von Metallpulver (0,1 bis 0,5 % Aluminiumpulver oder
Porenbeton gehört zur Gruppe der Leichtbetone. 2 bis 3 % Zinkpulver) gasförmiger Wasserstoff frei
Seine Stärke liegt vor allem darin, dass er massive wird. Bei diesem Porosierungsverfahren bläht sich
monolithische (einschalige) Konstruktionen ermög die Rohstoffmischung auf, Wasserstoff entweicht
licht, welche gleichzeitig die Anforderungen an Trag- und wird durch Luft ersetzt.
fähigkeit, Wärmeschutz, Feuchteschutz, Schallschutz
und Brandschutz erfüllen. Die Rohdichte von Poren- Schwedische Wissenschaftler arbeiteten seit 1918
beton liegt zwischen 300 und 1.000 kg/m³. Die Kom- an der Entwicklung eines neuen Baustoffes, weil in
bination von niedriger Rohdichte und hoher Festigkeit Schweden infolge des ersten Weltkrieges eine teil-
ist die besondere Eigenschaft von Porenbeton. Auf weise dramatische Energieknappheit herrschte. Da
ergänzende Baustoffe, die sonst häufig für den Wär- das Land kaum über eigene Energieträger verfügte,
me-, Schall- oder Brandschutz erforderlich werden, verschärfte die Regierung die Anforderungen an die
kann bei Wandkonstruktionen aus Porenbeton weit- wärmetechnischen Eigenschaften von Baustoffen.
gehend verzichtet werden – ein wesentlicher Vorteil Gewünscht waren Produkte mit hoher Wärmedäm-
sowohl für die Wirtschaftlichkeit als auch für eine si- mung und geringem Herstellungs-Energieaufwand.
chere, fehlerfreie Bauausführung. Die Kombination Weitere gewünschte Eigenschaften waren, dass der
vieler erwünschter Eigenschaften macht Porenbeton Baustoff nicht verrotten, nicht brennbar und leicht
zu einem technisch und wirtschaftlich interessanten bearbeitbar sein sollte. Die weitere Entwicklung des
Material. Porenbetons lässt sich wie folgt darstellen:
Die historische Entwicklung des Baustoffs Porenbeton 1923 gelingt dem Schweden Axel Eriksson erstmals
begann gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Ziel der die Herstellung von Porenbeton. Ein Jahr später
Entwicklung war es, in großen Mengen und mit gleich- erhält er das Patent für seine Erfindung.
bleibender Qualität künstliche Bausteine aus den na- 1927 wendet Axel Eriksson ein Verfahren an, bei
türlichen Rohstoffen Quarzsand und Kalk herzustel- dem unter Zusatz eines Metallpulvers ein fein ver-
len. In ersten Versuchen kochte F. Zernikow im Jahr teiltes, inniges Gemisch aus Kalk und Quarzsand
1877 Kalk-Sand-Mörtel in hoch gespanntem Wasser- angemacht wird. Durch die Kombination der an-
dampf, wobei er jedoch nur geringe Festigkeiten des schließenden Porosierung mit der Dampfdruck
Produktes erzielte. In einer weiteren Entwicklungs- härtung legt er die Grundlagen für den modernen
stufe gelang es W. Michaelis, wasserarmen Kalk- Porenbeton. In Anlehnung an dieses Verfahren wird
Sand-Mörtel in hochgespanntem Wasserdampf in 1933 auch ein Leichtstein aus Portlandzement und
harten und festen Calciumsilikathydrat umzuwandeln. Quarzmehl entwickelt.
Für dieses Dampfdruck-Härtungsverfahren erhielt er 1929 beginnt in Schweden die industrielle Fertigung
im Jahr 1880 das Patent DRP 14195, die Grundlage von Porenbetonerzeugnissen. Anfang der 30er
für die Herstellung aller dampfgehärteten Baustoffe. Jahre werden weitere Werke gebaut, um die Nach
Im Jahr 1889 folgte die Erteilung eines Patentes an frage nach Produkten aus Porenbeton zu decken.
E. Hoffmann, dem es gelungen war, das Aufblähen 1945 wird in Deutschland das Schneideverfahren
des Baustoffes vor der Erhärtung durch Porenbildung mit straff gespannten Stahldrähten entwickelt, bei
herbeizuführen. Er nutzte die Reaktion von verdünnter dem der standfeste Porenbetonblock äußerst maß-
Salzsäure mit Kalksteinmehl, um Zement- und Gips- genau in kleinere Produkte aufgeteilt werden kann
mörtel mit Luftporen herzustellen. Ein weiteres Patent und Materialverluste minimiert werden können.
wurde im Jahr 1914 an J. W. Aylsworth und F. A. Dyer Ebenso werden erstmalig großformatige und stahl-
für ein neues Verfahren erteilt, bei dem während der bewehrte Bauteile hergestellt.
9
BAUSTOFF PORENBETON HANDBUCH
1958 werden erstmals bewehrte Dach- und 1.2 Herstellung

Deckenplatten genormt (DIN 4223).
Produkte aus Porenbeton werden stationär in indus-
1959 erfolgt die Normung von Mauersteinen und triellen Verfahren hergestellt. Die Materialbasis von
Bauplatten (DIN 4165 und DIN 4166). Porenbeton bilden die natürlichen Rohstoffe Quarz-
1960 wird mit der Entwicklung von Plansteinen sand, Zement, Kalk und Wasser – sie sind nahezu
Mauerwerk mit Dünnbettmörtel und geringem unbegrenzt aus der Natur verfügbar. Als Treibmittel
Fugenanteil ermöglicht. wird zur Porenbildung in geringen Mengen Aluminium
(Recyclingprodukt) und bei bestimmten Rezepturen
1977 wird mit der „Nut-und-Feder“-Verbindung
zusätzlich geringe Mengen Gips oder Anhydrit ein
eine weitere Innovation im Mauerwerksbau einge-
gesetzt.
führt. Sie erleichtert das Bauen und beschleunigt
den Rohbaufortschritt. Stoßfugen werden seitdem Aus einem Kubikmeter fester Rohstoffe können bis
im Regelfall nicht mehr vermörtelt. zu fünf Kubikmeter Porenbeton hergestellt werden,
denn das Volumen des massiven Baustoffs besteht
1983 werden Mauersteine aus Porenbeton mit bis zu achtzig Prozent aus Luft – im Ergebnis also
Grifftaschen versehen. Sie erleichtern die Hand eine optimale Nutzung der Rohstoffressourcen. Durch
habung und Verarbeitung von Plansteinen. den Einsatz regional abgebauter, mineralischer Roh-
1987 führt die Entwicklung von Porenbeton- stoffe mit kurzen Transportwegen, einen energieeffi-
Planelementen zu einer weiteren Reduzierung zienten Herstellungsprozess im Vergleich mit anderen
der Arbeitszeitrichtwerte für Mauerwerk. Baustoffen sowie seine Langlebigkeit und Wertbe-
ständigkeit leistet Porenbeton einen aktiven Beitrag
1994 stehen Flachstürze zur Verfügung, die auf-
zum nachhaltigen Bauen.
grund ihres geringen Gewichts von Hand und
ohne Kran eingebaut werden können. Der verwendete Sand ist ein natürlicher Rohstoff, der
neben dem Hauptmineral Siliciumdioxid (SiO2) natür-
1996 erfolgt mit dem Planelement im Doppelpack liche Neben- und Spurenminerale enthält. Er ist ein
ein weiterer Schritt zum kostenoptimierten Bauen. wesentlicher Grundstoff für die hydrothermale Reak
2000 ermöglicht das „lange“ Planelement die tion während der Dampfdruckhärtung. Sande, die
Erstellung von 1,9 m² Mauerwerk mit nur einem z. B. Meersalz enthalten, können nicht bzw. erst nach
Kranhub. einer Wäsche verarbeitet werden. Andere Beimi-
schungen können besondere Rezepturen der Roh-
2004 werden raumgroße vorgefertigte Mauertafeln
stoffmischung erforderlich machen. Vor der Verwen-
erstmals genormt (DIN 1053-4).
dung wird der Sand in großen Mühlen zementfein
2007 erreichen Porenbeton-Plansteine eine Wärme- oder zu Schlämmen gemahlen. Es können auch an-
leitfähigkeit von λ = 0,08 W/(mK). dere quarzhaltige Zuschlagsstoffe als Sand, z. B.
Abb. 1.1: Anteile der

Rohstoffe bei der
Herstellung von Aluminium: 0,5 kg/m3 1 m3 feste Rohstoffe → bis zu 5 m3 Porenbeton
Porenbeton Rohdichte des Porenbetons z. B. 400 kg/m3
Anhydrit/Gips: 16 kg/m3
Kalk und Zement: 135 kg/m3 + Wasser: 225 kg/m3
Sand: 215 kg/m3
10
Flugaschen, eingesetzt werden. Die wichtige Kompo- Abb. 1.2: Rohstoff

gewinnung Sand für
nente für den Produktionsprozess und die Produkt-
die Herstellung von
qualität ist der SiO2-Anteil. Porenbeton
Als Bindemittel wird gemahlener Branntkalk und Ze-

ment (Portlandzement oder auch andere Zementsor-
ten) verwendet. Branntkalk wird durch Brennen von
natürlichem Kalkstein, Zement vorwiegend aus Kalk-
steinmergel oder einem Gemisch aus Kalkstein und
Ton hergestellt. Die natürlichen Rohstoffe werden ge-
brannt und anschließend gemahlen. Die Erstarrungs-
zeit wird durch Zement und die Produkteigenschaften
durch Anteile von Gips oder Anhydrit beeinflusst.
Feines Pulver oder eine feinteilige Paste aus Alumini-
um wird mit Wasser zu einer Suspension gemischt
Abb. 1.3: Rohstoffe für
und als Porosierungsmittel eingesetzt.
die Herstellung von
Durch Zusatz von Wasser erfolgt eine hydraulische Porenbeton
Reaktion der Bindemittel. Außerdem ist Wasser zum

Herstellen einer homogenen Suspension notwendig.
Neben den Primärrohstoffen enthält die Mischung
wiederverwendbaren gebrochenen und gemahlenen
Porenbeton aus der Produktion und sortenreines
Recyclingmaterial von der Baustelle oder aus dem
Rückbau. Da die Formgebung von Porenbetonpro-
dukten während der Herstellung im nicht gehärteten
Zustand erfolgt, können die anfallenden Porenbeton-
schnittabfälle als Rückgutschlamm sofort wieder in
den Prozess rückgeführt werden.
Die Grundstoffe werden dosiert, zu einer wässrigen tonmasse Verwendung. Eingesetzt werden PAK-freie
Mischung verarbeitet und die Aluminium-Suspension (PAK = polyzyklische aromatische Kohlenwasser-
zugegeben. Anschließend erfolgt das Einfüllen der stoffe) mineralische Öle unter Zusatz von langkettigen
Mischung in Stahlformen (Abb. 1.5). Dabei findet Additiven zur Viskositätserhöhung. Neben minera-
Schalöl als Trennmittel zwischen Form und Porenbe- lischen Ölen finden auch natürliche Öle Anwendung.
Abb. 1.4: Ablauf

schema für die
Herstellung von
ROHSTOFFE Porenbeton
Gießen
Sand
Kalk und Zement Treiben
Anhydrit bzw. Gips Dosieren

und Abbinden
Recycling-Grundstoffe Mischen
Wasser Schneiden
Porenbilder
Dampfhärtung
BEWEHRUNG
Lager, Baustelle
Ablängen Schweißen Korrosionsschutz Einbauen
11
Abb. 1.5: Einfüllen der zu kommt die Porosität, die das Eindringen von kor-
Rohstoffmischung in
rosionsfördernden Stoffen begünstigt. Der Korrosions-
Stahlformen
schutz wird üblicherweise in einem Tauchbad auf
gebracht. In der Vergangenheit wurden vorwiegend
stabile wässrige Dispersionen als organische Mate
rialien (z. B. Bitumen oder organische Polymere mit
einer Beimischung von Quarz zur Erhöhung der Haf-
tung), aber auch anorganische Materialien (z. B. Ze-
mentschlämme mit Beimischungen zur Erhöhung der
Dehnfähigkeit) eingesetzt. Aus Gründen des Umwelt-
schutzes geht der Trend zu Wasserlacken oder Pul-
verbeschichtungen.
Die Bewehrungsleitern werden meistens vor dem Ein-
gießen der Rohstoffmischung in die Formen eingebaut
Für bewehrte Produkte wie Porenbeton-Flachstürze oder nach dem Gießen in die Masse getaucht und
werden in einem vorgeschalteten Prozess Beweh- fixiert. Der Einbau wird äußerst exakt vorgenommen,
rungsleitern hergestellt. Der Stahldraht wird von Rollen weil der Inhalt einer Form später in mehrere Baupro-
gezogen, gerichtet und abgelängt. Die Bewehrungs- dukte geschnitten wird.
stäbe werden entsprechend den statischen Erforder-
Nach dem Eingießen der Masse in die Formen be-
nissen dimensioniert. Sie werden durch maschinelles
ginnen verschiedene chemische Reaktionen, von de-
Punktschweißen in Schweißautomaten zu Matten
nen zunächst eine hervorzuheben ist: Das Aluminium
verbunden und ggf. zu Körben gebogen oder zu-
reagiert mit Calciumhydroxid und Wasser (Abb. 1.6).
sammengefügt.
Es entstehen Calciumaluminathydrat und Wasser-
Der Bewehrungsstahl wird gegen Korrosion geschützt, stoffgas, welches die Rohstoffmischung bis zur er-
da Porenbeton im Vergleich zu Normalbeton einen forderlichen Höhe in der Form auftreiben lässt. Das
niedrigeren pH-Wert besitzt und sich auf der Ober- Gas entweicht während des ca. halb- bis einstündigen
fläche des Stahls keine Passivschicht ausbildet. Hin- Treibvorgangs nach und nach rückstandsfrei in die
Abb. 1.6: Chemische

Reaktion beim Treiben
und bei der Luft Aluminium + Calciumhydroxid + Wasser LUFTPOREN
porenbildung
2 Al Ca(OH)2 6 H 2O
H2 entweicht
Calciumaluminathydrat + Wasserstoff
CaO ⋅ Al2O3 ⋅ 4 H2O 3 H2
Abb. 1.7: Auftreiben Atmosphäre. In den Poren des entstehenden Bau-

der Rohmasse durch
stoffs, die einen Durchmesser von 0,5 bis 1,5 mm
Porenbildung
aufweisen, wird das entweichende Wasserstoffgas
durch Luft ersetzt. Kurz nach Ende des Treibens ist
auch die Abbindereaktion soweit fortgeschritten, dass
der Rohblock standfest ist (Abb. 1.8). Nach drei bis
sechs Stunden wird er aus der Gießform entnommen.
Die standfesten Rohblöcke werden nach dem Entfer-

nen der Gießformen mittels straff gespannter Stahl-
drähte präzise in die entsprechenden Formate ge-
schnitten und profiliert. So entstehen als Ergebnis
Porenbetonprodukte mit einer äußerst hohen Maßhal
tigkeit und ebenen Oberflächen. Die beim Schneiden
12
Abb. 1.8: Chemische

Reaktion beim Abbinden
Calcium-
Gebrannter Kalk + Wasser
hydroxid
CaO H 2O Ca(OH)2
Hydraulische Calcium- Calciumsilikat-

Calciumsilikate + Wasser
hydroxid
+ hydrat
2 (3 CaO ⋅ SiO2) 3 CaO ⋅ SiO2 ⋅ 3 H2O
6 H2O 3 Ca(OH)2
Tricalciumsilikat Tricalciumdisilikathydrat
2 (2 CaO ⋅ SiO2) 3 CaO ⋅ SiO2 ⋅ 3 H2O
4 H2O 1 Ca(OH)2
Dicalciumsilikat Tricalciumdisilikathydrat
Standzeit, Schneidfestigkeit
Abb. 1.9: Chemische

Reaktion beim Härten
Gemahlener Quarzsand + Calciumhydroxid Tobermorit
6 SiO2 5 Ca(OH)2 5 CaO ⋅ 6 SiO2 ⋅ 5 H2O
Gemahlener Quarzsand + Calciumsilikathydrat Tobermorit

Tobermorit
8 SiO2 5 (3 CaO ⋅ SiO2 ⋅ 3 H2O) 3 (5 CaO ⋅ 6 SiO2 ⋅ 5 H2O)
endgültige Festigkeit
anfallenden Materialreste werden nach entsprechen stig. Oder anders ausgedrückt: Je nach Rohdichte
der Aufbereitung wieder der Rohstoffmischung zuge- entstehen aus 1 m³ fester Rohstoffe bis zu 5 m³
führt, wodurch die Porenbetonherstellung praktisch Porenbeton. So wird mit geringem Rohstoffeinsatz
abfallfrei ist. Nach dem Schneiden folgt die Autoklav- ein Produkt erzeugt, das geringes Gewicht, gute
härtung. Bei dieser Dampfdruckhärtung setzen sich Wärmedämmeigenschaften und hohe Tragfähigkeit
das Siliciumdioxid (SiO2) des Sandes und die Calcium- miteinander verbindet. Durch gezielte Einbindung der
oxid-Komponenten (CaO) des Zements und Kalks zu Luft als Wärmedämmstoff in die geschlossenzellige
einem Calciumsilikathydrat um (Abb. 1.9). Dieser Vor Struktur des Porenbetons wird die Wärmeleitfähig-
gang läuft mit einer Temperatur von 170 bis 200 °C keit des Produktes positiv beeinflusst. Unterschied-
und einem Überdruck von 8 bis 11 bar über einen liche Rezepturen ergeben ein breites Spektrum an
Zeitraum von 6 bis 10 Stunden ab. Die nun hoch Rohdichten und Festigkeitseigenschaften.
druckfesten Porenbetonstege der geschlossenzelligen
Nach Abschluss des Herstellungsprozesses werden
Porenstruktur (Abb. 1.10, Abb. 1.11) sind im Wesent-
die Produkte auf Paletten von zweckmäßiger Größe
lichen Calciumsilikathydrate, die dem in der Natur
gestapelt und mit einer wasserdichten Polyethylenfolie
vorkommenden Mineral Tobermorit entsprechen.
überzogen. Sie sind somit während des Transports
Im Vergleich zu anderen Baustoffen ist das Verhältnis und der Zwischenlagerung vor Beschädigungen und
von Baustoffvolumen zu Rohstoffvolumen sehr gün- Witterungseinflüssen geschützt. Die Festigkeits- und
Abb. 1.10 (links):

Geschlossenzellige
Porenstruktur mit hoch
druckfesten Poren
betonstegen
Abb. 1.11 (Mitte und

rechts): Rasterelektro-
nenmikroskop-Aufnah-
men der Porenstruktur
13
Abb. 1.12: Fertige (BNB) wurde der Leitfaden verbindlich für Bauvor
Porenbetonsteine nach
haben der öffentlichen Hand eingeführt. Die Schutz-
Dampfhärtung im
Autoklaven ziele des Bewertungssystems lassen sich mit den
folgenden Indikatoren beschreiben:
Ökologische Qualität – Wirkungen auf die globale

und lokale Umwelt
Treibhauspotenzial (Global Warming Potential GWP)

– Beschreibung des Beitrags von Emissionen zur
Erwärmung der Luft
Ozonschichtabbaupotenzial (Ozone Depletion

Potential ODP) – Zerstörung der Ozonschicht
Ozonbildungspotenzial (Photochemical Oxidant

Rohdichteeigenschaften von Porenbeton sind nach Creation Potential POCP) – bodennahe Ozonbildung
Abschluss des Herstellungsprozesses erreicht. Bei Versauerungspotenzial (Acidification Potential AP)
bestimmungsgemäßer Anwendung ist er unbegrenzt – Versauerung von Böden und Gewässern
beständig. Auf Grundlage europäischer Regelungen
zur Gütesicherung und zur Gewährleistung eines Überdüngungspotenzial (Eutrophication Potential
hohen Qualitätsstandards werden Porenbetonpro EP) – Gewässer, Grundwasser und Böden
dukte in werkseigenen Labors im Zuge der Eigenüber Risiken für die lokale Umwelt – Reduzierung von
wachung regelmäßig überprüft. Geprüft werden u. a. Schadstoffen in Wasser, Boden, Luft bei der Verar-
Rohstoffqualität, Rohdichte, Druckfestigkeit, Schwin- beitung auf der Baustelle oder durch Abwitterung
den, Korrosionsschutz des Bewehrungsstahls, Wär- in der Nutzungsphase
meleitfähigkeit und die Maßhaltigkeit.
Nachhaltige Materialgewinnung/Biodiversität –
Schonung und Erhalt tropischer, subtropischer
und borealer Waldregionen der Erde und damit
1.3 Umweltverträglichkeit verbunden der Erhalt der biologischen Vielfalt
und Nachhaltigkeit Ökologische Qualität – Schonung natürlicher
Ressourcen
1.3.1 Ausgangssituation
Primärenergiebedarf – Schonung begrenzter fos
Das Thema Nachhaltigkeit stellt heute eines der siler Energieträger, Erhöhung der Deckungsrate
wichtigsten Leitbilder für die Zukunft dar. Nachhaltig- durch erneuerbare Energien
keit bedeutet, ökologische, ökonomische und soziale
Gesichtspunkte gleichberechtigt zu berücksichtigen, Trinkwasserbedarf und Abfallaufkommen – Redu-
um nachfolgenden Generationen eine intakte Umwelt zierung der Umweltbelastung infolge Trinkwasser-
mit gleichen Lebenschancen zu hinterlassen. Auch aufbereitung und Abwasserreinigung
für den Gebäudesektor ist diese Aufgabe angesichts Flächeninanspruchnahme – Minimierung der zu-
des Klimawandels und der knapper werdenden Res- sätzlichen Bodenversiegelung und Maßnahmen
sourcen wichtig. Für die Wahrnehmung der Verant- zur Entsiegelung bereits versiegelter Flächen
wortung gegenüber Umwelt und Gesellschaft sowie
zur Sicherung der Wirtschaftlichkeit ist es erforderlich, Ökonomische Qualität
Anforderungen an die Nachhaltigkeit von Gebäuden, Lebenszykluskosten (Baukosten, Betriebskosten,
das heißt an ihre ökologische, ökonomische und so- Kosten für Rückbau und Entsorgung)
ziale Qualität zu definieren.
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung (Mitteleinsatz, hohe
Im Jahr 2001 wurde durch das Bundesministerium Ressourcenproduktivität, Neubau und Sanierung)
für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung der Leitfaden
Nachhaltiges Bauen herausgegeben, der in der aktu- Wertstabilität (Verkehrs- und Marktwert über die
alisierten Fassung 2015 vorliegt [1.11]. Zusammen Nutzungsdauer, Wertentwicklung)
mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen
14
Soziokulturelle Qualität Cycle-Costing; LCA – Life-Cycle-Assessment) eine

Gesundheit, Behaglichkeit und Nutzerzufriedenheit besondere Bedeutung zu.
(hygienisch unbedenkliche Innenraumqualität, Bei der ökonomischen Lebenszyklusanalyse werden
Schadstoffemissionen aus Bauprodukten, thermi- die Investitionskosten nach DIN 276-1 [1.8] in Kosten-
scher Komfort im Sommer und Winter, visueller gruppen zusammengefasst sowie die Baunutzungs-
Komfort der Räume) kosten nach DIN 18960 [1.9] ermittelt. Die Energie-
Funktionalität (Barrierefreiheit, Flächeneffizienz, kosten in der Betriebsphase können auf Grundlage
Umnutzungsfähigkeit, Fahrradkomfort, E-Mobilität) des Energiebedarfs eines Gebäudes ermittelt werden.
In Abhängigkeit vom Niveau des Wärmeschutzes
Sicherung der Gestaltungsqualität (gestalterische eines Gebäudes inklusive der technischen Gebäude
und städtebauliche Qualität, Kunst am Bau) ausrüstung fallen 65 bis 80 % der Lebenszykluskosten
Technische Qualität (Brandschutz, Schallschutz, als Baufolgekosten und nur 20 bis 35 % als Investi
Wärme- und Feuchteschutz, Reinigung und In- tionskosten an.
standhaltung, Bedienungs- und Instandhaltungs- Porenbeton weist als Massivbaustoff eine Wärmeleit-
freundlichkeit der Technischen Gebäudeausrüs- fähigkeit ab 0,08 W/(mK) auf. Das bedeutet, dass mit
tung (TGA), Rückbaufähigkeit des Gebäudes, hoch wärmedämmenden, monolithischen Außen
Widerstandsfähigkeit gegen Naturgefahren) wandkonstruktionen aus Porenbeton die Anforde-
Prozessqualität (Projektvorbereitung, Integrale Pla- rungen der aktuell gültigen Energieeinsparverordnung
nung, Komplexität und Optimierung der Planung, (EnEV) ohne zusätzliche Dämmmaßnahmen erfüllt
Ausschreibung und Vergabe, Voraussetzung für und sogar übertroffen werden, was zu Einsparungen
eine optimale Bewirtschaftung, Baustelle/Bau beim Energiebedarf (Heizkosteneinsparung) während
prozess, Qualität der Bauausführung) der Nutzungsphase führt. Dies gilt natürlich unter
Berücksichtigung einer geeigneten Anlagentechnik
Standortmerkmale (Risiken am Mikrostandort, Ver- entsprechend den Anforderungen der Energieeinspar-
hältnisse am Mikrostandort, Quartiersmerkmale, verordnung.
Verkehrsanbindung, Nähe zu nutzungsrelevanten
Die technische und wirtschaftliche Lebens- und Nut-
Einrichtungen, anliegende Medien/Erschließung)
zungsdauer eines Gebäudes hat bei der Lebenszy-
Für die Bewertung des Gebäudes wird im Hinblick klusbetrachtung eine besondere Bedeutung. Diese
auf die Ökologie und Ökonomie ein Betrachtungs- hängt von der Lebensdauer der Bauteile, der Dauer-
zeitraum von 50 Jahren zugrunde gelegt. Die Quali- haftigkeit der Bauteileigenschaften, von der Ausfüh-
täten der Ökologie, der Ökonomie, des Sozialkultu- rungsqualität, der konkreten Beanspruchung und
rellen sowie der technischen Qualität werden jeweils den Wartungs- und Instandhaltungsmaßnahmen ab.
mit einem Anteil von 22,5 % und die Prozessqualität
Bauteile, die aus Porenbeton erstellt werden, erfüllen
mit einem Anteil von 10 % berücksichtigt.
dauerhaft die an sie gestellten Anforderungen. Wand-
Lebenszyklusbetrachtung konstruktionen aus Porenbetonsteinen erreichen eine
Die Lebenszyklusbetrachtung gibt Aufschluss über die sehr lange Lebensdauer und übersteigen die bei einer
tatsächliche Qualität eines Gebäudes. Der Lebenszy- Lebenszyklusbetrachtung üblicherweise anzusetzen
klus eines Gebäudes setzt sich aus den Phasen Pla- den Referenzzeiträume und Nutzungsdauern von 50
nung, Errichtung, Nutzung einschließlich Instandhal- Jahren bei weitem. Sie weisen darüber hinaus einen
tung, Modernisierung sowie Rückbau, Verwertung niedrigen Instandhaltungsgrad auf, der sich z. B. bei
und Entsorgung zusammen. Diese Lebensphasen monolithischen Außenwänden auf eine eventuelle Er-
eines Bauwerks müssen im Hinblick auf die unter- neuerung des außenseitigen Putzes oder der farb-
schiedlichen Aspekte der Nachhaltigkeit analysiert lichen Beschichtung begrenzt.
und in ihrem Zusammenwirken optimiert werden.
Die Basis der ökologischen Nachhaltigkeitsbetrach-
tung liefert die Methodik der Ökobilanzierung nach
1.3.2 Planung ISO 14040 und ISO 14044. Alle Prozesse im Lebens
Um die Aufwendungen und Wirkungen des Gebäudes zyklus eines Produktes werden betrachtet, von der
über die gesamte Nutzungsdauer zu minimieren, Rohstoffgewinnung über die Produktion der Materi-
kommt in der Planungsphase der ökonomischen und alien, die Fertigung des Produktes, die Nutzungs
ökologischen Lebenszyklusbetrachtung (LCC – Life- phase bis hin zu allen Prozessen am Ende des
15
Produktlebensweges. Ökobilanzen liefern detaillierte an Stoffen, die natürlich radioaktiv sind, vor allem die
und transparente Daten über Bauprodukte und ihre Isotope Radium-226 (Ra-226), Thorium-232 (Th-232)
Umweltwirkungen. Diese Daten bilden unter anderem und Kalium-40 (K-40).
die Basis für Umwelt-Produktdeklarationen, die wie-
Durch in Deutschland verwendete Bauprodukte, die in
derum ein wichtiger Baustein für die fundierte Nach-
harmonisierten europäischen Normen geregelt sind,
haltigkeitsbewertung von Gebäuden sind. EPD ist die
wird keine erhöhte Strahlenexposition beim Aufent-
Kurzform für Umwelt-Produktdeklaration und steht
halt in aus diesen Bauprodukten errichteten Bauwer-
für die englische Bezeichnung Environmental Product
ken verursacht. Im Vergleich zu anderen Baustoffen
Declaration. Die in EPDs enthaltenen umfassenden
enthalten dabei Porenbeton-Produkte nur sehr ge-
und zugleich detaillierten Ökobilanzdaten und Infor-
ringe Konzentrationen an radioaktiven Isotopen, die
mationen sind in einem einheitlichen Format auf we-
weit unter den empfohlenen Grenzwerten liegen [1.3].
nigen Seiten übersichtlich zusammengefasst. Sie
schaffen die Basis für die Beschreibung und Beurtei- Neben der natürlichen Radioaktivität der Baustoffe ist
lung von Bauwerken. unter Umständen die Radonbelastung im Erdboden
zu beachten. Radon ist ein natürlich vorkommendes
1.3.3 Errichtung Edelgas, das aus dem radioaktiven Zerfall von Radium
entsteht. Es kann aus dem Untergrund in Gebäude
Rohstoffgewinnung
eindringen und zur Innenraum-Luftbelastung führen.
Porenbeton besteht überwiegend aus mineralischen
Angaben zur regionalen Radonbelastung in der Bo-
Rohstoffen. Rohstoffe für die Kalk- und Zementher-
denluft, die von den geologischen Formationen ab-
stellung sind ebenso wie Sand und Wasser in ausrei-
hängt, können der Radonkarte Deutschland ent
chendem Maße vorhanden und werden umweltscho-
nommen werden [1.2].
nend abgebaut – das Gleichgewicht der Natur wird
dabei auf keinen Fall beeinträchtigt. Obwohl die ver- Herstellung
wendeten Rohstoffe so gut wie unerschöpflich sind, Porenbetonsteine erweisen sich im Vergleich zu an-
wird darauf geachtet, sparsam mit ihnen umzugehen. deren Wandbaustoffen in ökologischer Hinsicht als
Wie günstig der Rohstoffverbrauch ist, zeigt, dass besonders günstig bei der Herstellung. Der Energie-
aus 1 m³ Rohstoff ca. 5 m³ Porenbeton entstehen. verbrauch für die eigentliche Produktion von Poren-
Das in geringen Mengen als porenbildender Zusatz beton wird im Wesentlichen durch die Dampfdruck
verwendete Aluminium ist größtenteils wiederver erzeugung im Autoklaven bei 8 bis 12 bar und ver-
wertetes Material. gleichsweise niedrigen Temperaturen von 170 bis
200 °C über einen Zeitraum von 6 bis 10 Stunden
Der Sand wird meist in unmittelbarer Umgebung der
bestimmt, um den Porenbeton in Abhängigkeit von
Porenbetonwerke gewonnen. Dadurch werden die
der gewünschten Festigkeitsklasse zu härten.
Transportwege und die daraus resultierenden Um-
weltbelastungen für den Hauptrohstoff auf ein Mini- Dabei ist Erdgas der vorwiegend genutzte Energie-
mum reduziert. Alle weiteren Grundstoffe werden träger, wodurch die Emissionen der Abgase gering
aus einem Umkreis von maximal 200 km zum Werk gehalten werden können. Die Energiebilanz kann
geliefert. Sie werden von autorisierten Hersteller durch Verwendung von regenerativen Energien ver-
betrieben bezogen und unterliegen einer zertifizierten bessert werden. Durch Mehrfachnutzung des Was-
Qualitätsüberwachung. serdampfes wird zusätzlich Energie eingespart. Auch
das entstehende Kondensat wird wiederverwendet:
Unter dem Aspekt „Gesundes Wohnen“ soll die mög-
Zusammen mit Frischwasser wird es für den Prozess
liche Strahlenexposition durch natürliche Radionuklide
genutzt und dem Rohstoffgemisch beigegeben.
und die Inhalation radioaktiver Edelgase auf ein un-
Durch eine konsequente Mehrfachnutzung des Be-
bedenkliches Maß eingeschränkt werden. Zum
triebswassers wird es möglich, dass bei der Poren-
Schutz der Bevölkerung vor Strahlenexpositionen
betonproduktion keine Abwässer anfallen.
werden in Deutschland seit mehr als 20 Jahren Unter-
suchungen und Bewertungen der radioaktiven Stoffe Die Porenbetonsteine werden anschließend auf Holz-
in Baumaterialien durchgeführt. Das Bundesamt für paletten gestapelt und mit recyclebaren Folien aus
Strahlenschutz hat in Natursteinen, Baumaterialien Polyethylen (PE) überzogen. Die Verpackungsein-
und mineralischen Reststoffen die Aktivitätskonzen- heiten für Porenbetonprodukte werden für einen
trationen natürlicher Radionuklide bestimmt. Alle optimalen Transport ausgelegt.
mineralischen Rohstoffe enthalten geringe Mengen
16
Transport heitlichen energetischen Bewertungskonzeptes zu

Aufgrund des geringen Gewichtes von Porenbeton begrenzen. Darüber hinaus ist es technisch möglich,
kann pro LKW mehr Mauerwerksmaterial transportiert Gebäude zu errichten, die einen noch geringeren
werden als bei anderen Steinarten. Entladegeräte auf Energiebedarf haben als nach der Energieeinspar
den LKWs reduzieren den Baustellentransport. Diese verordnung (EnEV) vorgeschrieben ist. Hier sind im
Geräte können bei kleinen Baustellen auch die Bereit- Zusammenhang mit energiesparenden Gebäuden
stellung der Mauersteine bis in das zweite Geschoss z. B. das KfW-Effizienzhaus, Passivhaus oder Nied-
übernehmen. rigstenergiegebäude zu nennen. Dabei muss es das
Ziel sein, durch passive baukonstruktive Maßnahmen
Verarbeitung
den Energiebedarf so zu reduzieren, dass aufwendige
Bei der Verarbeitung von Wandbauprodukten aus
Anlagentechnik auf das notwendige Maß reduziert
Porenbeton gibt es viele Möglichkeiten der Rationali-
werden kann. Nach dem Erneuerbare-Energie-Wär-
sierung, die das Verarbeiten erleichtern. Grifftaschen
megesetz (EEWärmeG) ist ein Mindestwert an erneu-
erlauben das handliche, kräfte- und gesundheits-
erbarer Energie zur Deckung des Heizwärme- und
schonende Vermauern von Porenbeton-Plansteinen.
Kühlbedarfs beim Neubau zu erfüllen (siehe Kapitel 5
Die Ausbildung mit Nut-Feder-System machen eine
„Wärme“).
Vermörtelung der Stoßfugen überflüssig. Porenbeton-
Plansteine und -Planelemente mit einer bauüblichen Die Energieaufwendungen werden entsprechend der
Feuchte und einem Gewicht von mehr als 25 kg Energieeinsparverordnung für Wohngebäude und
werden entsprechend den Anforderungen der Bau- Nichtwohngebäude ermittelt. Mit seinen hervorragen
Berufsgenossenschaft mit Versetzgeräten vermauert. den wärmeschutztechnischen Eigenschaften erweist
sich Porenbeton als Baustoff, der den anspruchsvol
Bei der Erstellung einer Mauerwerkswand aus Poren-
len Klimaschutzzielen gewachsen ist. Als Massivbau-
beton-Planelementen kann die Anzahl der erforder-
stoff bietet er eine Wärmeleitfähigkeit ab 0,08 W/(mK)
lichen Steine pro m² Wand gegenüber konventionel
in der Rohdichteklasse 0,35. Bereits eine 36,5 cm
lem Mauerwerk erheblich reduziert werden. Pass-
dicke einschalige, lediglich verputzte Außenwand
stücke können auf der Baustelle leicht zugeschnitten
besitzt einen U-Wert von 0,21 W/(m2K). Im Außen-
werden. Für das nachträgliche Bearbeiten, z. B. das
wandbereich können damit die Anforderungen der
Anlegen von Schlitzen und Aussparungen, sind Fräsen
Energieeinsparverordnung mit monolithischen Wänden
mit Staubabsaugung zu verwenden. Somit können
aus Porenbeton ohne zusätzliche Dämmmaßnahmen
alle Anforderungen an den Arbeitsschutz beim Ver
erfüllt werden. Das gilt unter der Voraussetzung, dass
arbeiten von Porenbetonprodukten erfüllt werden.
auch die Anlagentechnik den Anforderungen der ak-
tuellen EnEV genügt.
1.3.4 Nutzung
Der homogene Wandaufbau erlaubt nahezu wärme-
In der Nutzungsphase sind insbesondere die nach-
brückenfreie Konstruktionen. Eine verputzte einscha-
folgenden Kriterien von besonderer Bedeutung
lige Wand aus Porenbeton gilt ohne Zusatzmaßnah-
(weitere können gebäude-/nutzungsspezifisch hinzu-
men als luftdicht im Sinne der Energieeinsparverord-
kommen):
nung. Auch für das Erstellen von KfW-Effizienzhäu-
Energieverbrauch (Heizenergiebedarf, Warmwasser- sern, Passivhäusern oder Niedrigstenergiegebäuden
versorgung, Kühlung, Lüftung) sind Wandbauprodukte aus Porenbeton aufgrund
ihrer hervorragenden wärmeschutztechnischen
Behaglichkeit (thermische, hygrische und akustische
Qualität bestens geeignet.
Behaglichkeit)
Beim Neubau ist in jedem Fall unter Berücksichtigung
Gesundheit (Brandschutz, Vermeidung von
der Wirtschaftlichkeit zu prüfen, ob der Energiebedarf
Schimmelpilzbildung, Raumluftqualität)
für die Warmwasserversorgung durch solarthermische
Instandhaltung Anlagen unterstützt werden kann.
Energieverbrauch Die gute Wärmespeicherfähigkeit von Porenbeton
Der Verbrauch von Primärenergie für Heizung, Trink- sorgt insbesondere beim sommerlichen Wärmeschutz
warmwassererwärmung, Lüftung, Klimatisierung und für eine temperaturausgleichende Wirkung zwischen
Beleuchtung insbesondere unter Berücksichtigung Außen- und Innentemperatur über die Mauerwerks-
erneuerbarer Energien ist im Rahmen eines gesamt- wände aus Porenbeton (siehe Kapitel 5 „Wärme“).
17
Behaglichkeit Raumlufttemperatur in Räumen mit gut dämmenden

Angemessene Behaglichkeit ist ein wichtiges Kriterium Außenwänden, z. B. aus Porenbeton-Wandbaupro-
für ein gesundes Raumklima. Sie hängt u. a. von der dukten, um 1 oder 2 K zu senken, ohne dass dies
Raumlufttemperatur und der Raumluftfeuchte ab als unangenehm empfunden wird.
(Abb. 1.13). Der geringe Wärmedurchgang durch
Bei kurzzeitiger Erhöhung der Raumluftfeuchte, her-
Außenwände aus Porenbetonmauerwerk führt zu
vorgerufen z. B. durch Waschen oder Kochen, aber
relativ hohen raumseitigen Oberflächentemperaturen
auch durch schwere körperliche Arbeit, kann der auf
der Außenbauteile, die wiederum eine größere thermi
dem Porenbeton aufgebrachte Putz Feuchtigkeit ab-
sche Behaglichkeit mit sich bringen (Abb. 1.14)
sorbieren und bei Lüftung wieder an die Raumluft
Durch Innen-Oberflächentemperaturen, die nur wenig abgeben. Dies wirkt sich regulierend auf das Raum-
unter denen der Lufttemperatur im Innenraum liegen, klima und die Behaglichkeit aus.
wird das von schlecht gedämmten Gebäuden her Die akustische Behaglichkeit hat eine große Bedeu-
bekannte Gefühl der Zuglufterscheinungen in Außen- tung für die Gesundheit und das Wohlbefinden von
wandnähe vermieden. Deshalb ist es möglich, die Menschen und ist besonders wichtig im Wohnungs-
Abb. 1.13: Behaglich-
bau. Der Wohnraum dient dem Menschen zur Ent-
keit in Abhängikeit von spannung und zum Ausruhen und auch zur Abschir-
100
der Raumlufttempe- unbehaglich mung des privaten Bereiches gegenüber dem Nach-
ratur und der relativen 90 feucht barn. Außenwandkonstruktionen und zweischalige
Raumluftfeuchte
80 Haustrennwände aus Porenbetonmauerwerk errei-
Relative Raumluftfeuchte φi [%]
chen ohne zusätzliche Maßnahmen einen normge-

70
rechten Schallschutz (siehe Kapitel 7 „Schall“).
60
Gesundheit
behag-
50 lich Die konkreten Schutzziele des Brandschutzes sind
durch die höchste Stufe des Gesundheitsschutzes
40
definiert. Bauliche Anlagen sind so anzuordnen, zu
30 noch behaglich errichten, zu ändern und instand zu halten, dass der
20 Entstehung eines Brandes und der Ausbreitung von
unbehaglich Feuer und Rauch (Brandausbreitung) vorgebeugt
10
trocken wird und bei einem Brand die Rettung von Menschen
0 und Tieren sowie wirksame Löscharbeiten möglich
12 14 16 18 20 22 24 26 28
sind. Porenbeton ist ein mineralischer Baustoff, der
Raumlufttemperatur θi [°C]
keine brennbaren Bestandteile enthält und somit ge-
mäß DIN 4102-1 der höchsten Baustoffklasse A1
Abb. 1.14: Behag- „nicht brennbar“ zugeordnet ist. Je nach konstruktiver
lichkeit in Abhängikeit Ausbildung der Wandkonstruktion ist Porenbeton
30
von der Raumluft- unbehaglich
temperatur und der
für alle Feuerwiderstandsklassen optimal einsetzbar
28 warm
raumseitigen Ober (siehe Kapitel 8 „Brand“).
flächentemperatur der 26
Eine Gefährdung der Gesundheit durch Schimmel-
Oberflächentemperatur θsi [°C]
Außenbauteile
24 pilzbildung ist gegeben, wenn in den oberflächen-
22 behag- nahen Bereichen und der Raumluft über längere Zeit
lich eine Luftfeuchtigkeit von mehr als 80 % relativer
20
Feuchte vorliegt. Von daher kommt bei der Außen-
18 hülle eines Gebäudes den Wärmebrücken eine be-
sondere Beachtung zu. Bei falscher Konstruktions-
16
wahl oder fehlerhafter Planung bzw. Ausführung der
14 Konstruktionsdetails kann es zu Tauwasserausfall/
unbehaglich Durchfeuchtung kommen und in der Folge können
12
kalt
Schimmelpilzbefall und Bauschäden auftreten. Ho-
10
12 14 16 18 20 22 24 26 28 mogene Außenwände aus Porenbeton erlauben
Raumlufttemperatur θi [°C] nahezu wärmebrückenfreie Konstruktionen, die
diese negativen Folgen weitestgehend ausschließen.
18
Zur Vermeidung von Schimmelpilzbildung ist aber In manchen Fällen ist es allerdings wirtschaftlich nicht
genauso das richtige Nutzerverhalten mit ausrei- sinnvoll, Porenbetonreste in die Herstellerwerke zu-
chendem Heizen und ordnungsgemäßem Lüften rückzuführen. Mindermengen, große Transportentfer-
wichtig (siehe Kapitel 5 „Wärme“ und 6 „Feuchte“). nungen oder Vermischungen mit anderen Baustellen-
abfällen können hierfür die Ursache sein.
Im Sinne des Gesundheitsschutzes ist auch der
Schadstoffgehalt als Kriterium für die Raumluftqualität Abbruch und Rückbau von Gebäuden bzw. Bauteilen
wichtig. Die Gesamtschadstoffkonzentration in einem aus Porenbeton sind gesundheitlich unbedenklich.
Raum ist u. a. abhängig vom Schadstoffausstoß der Der entstehende Staub enthält keine lungengängigen
darin lebenden Menschen, der Einrichtungsgegen- und schwer löslichen Fasern oder andere Schad-
stände, der verwendeten Baumaterialien und deren stoffe. Die Staubbelastung bei Abbrucharbeiten bzw.
Oberflächenschichten sowie der technischen Aus bei der Zwischenlagerung von Bauschutt auf dem
rüstung. Eine zu hohe Schadstoffkonzentration kann Abrissgelände kann durch Besprühen mit Wasser und
sich schädigend auf die Gesundheit der Menschen somit durch wirksame Bindung des Staubes gemin-
auswirken. Wirksamste Gegenmaßnahme ist eine dert werden.
regelmäßige Lüftung mehrmals am Tage.
Obwohl die Porenbetonindustrie die Wiederverwer-
Da Porenbeton im eingebauten Zustand weder staub- tung von Altmaterial anstrebt, hat sie umfangreiche
oder faserförmige noch gasförmige Schadstoffe an Untersuchungen durchführen lassen, um Aufschluss
die Raumluft abgibt, leistet er eine optimale Voraus- über das Verhalten dieses Baustoffes unter Deponie-
setzung für eine gute Raumluftqualität. Ebenso emit- bedingungen zu erhalten. Sämtliche Untersuchungen
tiert Porenbeton keine schädlichen Stoffe wie VOC belegen, dass Porenbeton problemlos auf Deponien
(volatile organic compounds = flüchtige organische der Deponieklasse 1 nach der Deponieverordnung
Substanzen). Auch im Falle eines Brandes gehen vom abgelagert und nach dem Abfallschlüssel 17 01 01
Porenbeton keine gesundheitlichen Risiken aus. Beim entsprechend der Anlage zur Abfallverzeichnisver
Brand entstehen keine toxischen Gase oder Dämpfe. ordnung entsorgt werden kann. Darüber hinaus ist
Porenbeton gemäß der Entscheidung des Rates
Instandhaltung
(2003/33/EG) [1.10] vom 19. Dezember 2002 zur
Aufgrund ihrer Robustheit und Langlebigkeit sind
Festlegung von Kriterien und Verfahren für die An-
Wände aus Porenbetonmauerwerk instandhaltungs-
nahme von Abfällen auf Abfalldeponien der Deponie-
frei. Lediglich auf Porenbetonwände aufgebrachte
klasse „Nicht gefährliche Abfälle“ zuzuordnen.
Putze, Beschichtungen oder Bekleidungen benötigen
eine regelmäßige Inspektion und gegebenenfalls eine Recycling und Wiederverwendung
Wartung. Sortenreiner Porenbeton aus der Produktion oder
dem Rückbau können als Produktionsrohstoff der
1.3.5 Rückbau, Recycling und Herstellung zugeführt werden. Seit vielen Jahren
Deponierung forscht die Porenbetonindustrie mit Kooperations-
partnern an weiteren Verwertungswegen außerhalb
Am Ende des Lebenszyklus eines Gebäudes steht
der eigenen Herstellung. Beispielhaft seien hier die
der Rückbau mit den weiteren Prozessen Deponie-
folgenden Verwertungsmöglichkeiten und Untersu-
rung oder Recycling.
chungen genannt:
Deponierung
Sortenreine Porenbetonreste können zu Granulaten
Die Entstehung von Abfällen ist im Sinne der Kreis-
weiterverwertet werden und z. B. als Ölbinder, Tro-
laufwirtschaft soweit wie möglich zu vermeiden. Tra-
cken- und Wärmedämmschüttungen oder Katzen-
ditionell ist Baustellenabbruch Abfall und wird auf
streu Verwendung finden.
Deponien entsorgt. Erst in den letzten Jahren wird
er verstärkt einer Wiederverwertung zugeführt. Dies Bioaktivierung von Porenbeton- und Kalksandstein-
geschieht im Sinne des Kreislaufwirtschaftsgesetzes, Recyclinggranulaten mit Methan oxidierenden Bak-
das die Deponierung von Abfällen zur Verwertung terien zur Reduktion von Methanausgasungen aus
untersagt. Sortenreiner Porenbeton aus der Produk- Hausmülldeponien – ein Beitrag zum Klima- und
tion oder dem Rückbau können als Produktionsroh- Ressourcenschutz – METHANOX II:
stoff der Herstellung oder anderen Verwertungswegen Mit dieser Arbeit wurde im Rahmen von Laborunter-
zugeführt werden. suchungen und in situ auf der Blocklanddeponie in
Bremen aufgezeigt, dass fein abgestufte Gemische
19
aus Porenbeton- und Kalksandstein-Recycling Behandlung des bei Nassbaggerungen anfallenden

granulaten als Deponieabdeckung geeignet sind. Baggergutes mit Porenbetongranulat ein boden-
Dabei dienen diese gleichzeitig als Träger für Methan ähnliches Substrat zu gewinnen, das sich beispiels-
abbauende Mikroorganismen, die klimaschädliches weise als Rekultivierungsmaterial im Landschafts-
Methan in das vergleichsweise „weniger schäd- bau einsetzen lässt.
liche“ CO2 umwandeln. Dieses Projekt wurde in
Hochwertige Verwertungswege für Porenbeton-
enger Zusammenarbeit der Forschungsvereini-
bruch in Mörteln und Recycling-Leichtsteinen für
gungen Porenbetonindustrie e. V., Berlin und Kalk-
Mauerwerk:
Sand e. V., Hannover, der Forschungsvereinigung
In den letzten 15 Jahren wurden von der For-
Recycling und Wertstoffverwertung im Bauwesen
schungsvereinigung für Recycling und Wertstoff-
e. V., Bremen sowie dem Umweltbetrieb Bremen
verwertung im Bauwesen e. V. (RWB) über ver-
(Betreiber der Blocklanddeponie Bremen) durch-
schiedenste Förderprogramme (AiF im Rahmen
geführt. Das Forschungsvorhaben (AiF-Nummer:
des Programms zur Förderung der industriellen
16637 N) wurde aus Haushaltsmitteln des Bundes-
Gemeinschaftsforschung (IGF); Förderprogramm
ministeriums für Wirtschaft über die Arbeitsgemein-
Angewandte Umweltforschung und aus dem Euro-
schaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto
päischen Fonds für regionale Entwicklung EFRE;
von Guericke“ e. V. (AiF) gefördert [1.4].
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU); Förder-
Verwertung und Behandlung von fein schluffigem mittel der Hansestadt Bremen) in der MPA Bremen
Baggergut aus Gewässersedimenten durch Kondi verschiedenste Forschungsvorhaben zur Verwen-
tionierung mit Porenbetongranulat aus Produktions dung von Porenbetonbruch aus dem Rückbau
resten: durchgeführt:
Aufbauend auf einer Machbarkeitsstudie [1.5] wur-
Verwendung von Porenbeton-Rezyklaten für
de 2014 ein Referenzversuch zur Verwertung und
Rezepturen von Werktrockenmörteln
Behandlung von fein schluffigem Baggergut aus
Gewässersedimenten durch Konditionierung mit Verwendung von Porenbeton-Rezyklaten für die
Porenbetongranulat aus Produktionsresten [1.6] Herstellung von Recycling-Leichtsteinen
erfolgreich durchgeführt. Ziel war es, durch die
20
Literatur
[1.1] Leitfaden „Nachhaltiges Bauen“, Hrsg.: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und
Reaktorsicherheit (BMUB), 2015
[1.2] Bundesamt für Strahlenschutz: Radonkarte Deutschland http://www.bfs.de/DE/themen/ion/umwelt/

radon/boden/radon-karte.html
[1.3] Keller, G.; Muth, H.: Strahleneinwirkungen durch Radon in Wohnhäusern, Bauphysik Jahrgang 15
(1993), H. 5, S. 141-145
[1.4] AiF-Forschungsvereinigung Kalk-Sand e. V.: Schlussbericht zum AIF-Forschungsvorhaben 16637 N:

Bioaktivierung von Porenbeton- und Kalksandstein-Recyclinggranulaten mit Methan oxidierenden
Bakterien zur Reduktion von Methanausgasungen aus Hausmülldeponien – ein Beitrag zum Klima-
und Ressourcenschutz – METHANOX II“, Januar 2015
[1.5] Labor für Umweltschutz und Chemische Analytik LUS GmbH: Machbarkeitsstudie zur Verwertung
von Porenbeton aus Abriss als Zuschlagstoff für aquatisches Baggergut zur Herstellung eines
„Bodenverbesserers“ für den Landschaftsbau, Magdeburg Mai 2012
[1.6] Sachverständigenbüro Dr. H. Grahlert, Labor für Umweltschutz und Chemische Analytik LUS GmbH
und Kooperation mit verschiedensten Behörden und Industriepartnern: Referenzversuch zur Ver
wertung und Behandlung von fein schluffigem Baggergut aus Gewässersedimenten durch Konditio-
nierung mit Porenbetongranulat aus Produktionsresten, Magdeburg 2014
[1.7] Hlawatsch, F.; Aycil, H. und Kropp, J: Hochwertige Verwertungswege für Porenbetonbruch in
Mörteln und Leichtsteinen für Mauerwerk; Kongress der Forschungsvereinigung für Recycling und
Wertstoffverwertung im Bauwesen e. V. (RWB), Bremen 2018
[1.8] DIN 276-1:2008-12 – Kosten im Bauwesen – Teil 1: Hochbau
[1.9] DIN 18960:2008-02 – Nutzungskosten im Hochbau
[1.10] 2003/33/EG: Entscheidung des Rates vom 19. Dezember 2002 zur Festlegung von Kriterien und
Verfahren für die Annahme von Abfällen auf Abfalldeponien gemäß Artikel 16 und Anhang II der
Richtlinie 1999/31/EG
Bildnachweise
Abb. 1.2: © gsz-Fachpressebüro, Berlin
Abb. 1.3/Abb. 1.5/Abb. 1.7/Abb. 1.12: © C. Schlamann | blickfein photography
Abb. 1.10/Abb. 1.11: © Bundesverband Porenbetonindustrie e.V.
21
22
PORENBETON HANDBUCH PRODUKTE
PRODUKTE 2
2.1 Übersicht päischen Porenbetonsteinnorm liegt die deutsche

Fassung DIN EN 771-4: „Festlegungen für Mauer-
Mauerwerksprodukte aus Porenbeton, die im einge- steine – Teil 4: Porenbetonsteine“ vor [2.1]. Nach
bauten Zustand im Wesentlichen Druckkräfte auf- dieser Norm hergestellte Bauprodukte aus Poren
nehmen, werden ohne Bewehrung hergestellt. Grö- beton, die aus EU-Mitgliedsstaaten gehandelt und in
ßere Mauerwerksbauteile (z. B. Mauertafeln) erhalten Verkehr gebracht werden, sind mit einem CE-Zeichen
zusätzlich eine statisch nicht anrechenbare Trans- zu versehen, anhand dessen die Leistungskennwerte
portbewehrung und gelten in Bezug auf ihr Tragver- für Porenbetonprodukte erkennbar sind.
halten als unbewehrt. Zur Erstellung von tragenden
Im Rahmen der CE-Kennzeichnung sind gemäß der
und nicht tragenden Wandbaukonstruktionen (Keller-
europäischen Norm vom Hersteller eine Reihe von
wände, Außenwände, Innenwände, Trennwände,
Produktdaten anzugeben. Eine vollständige CE-
Brandwände etc.) kommen folgende unbewehrte
Kennzeichnung mit Artikelnummer und Herstellwerk
Porenbetonprodukte zum Einsatz:
ist in der Regel aufgrund der Vielzahl der Angaben
Planstein nur auf einem Etikett oder Begleitdokument (z. B.
Planelement Lieferschein) möglich. Darüber hinaus nimmt die CE-
Planbauplatte Kennzeichnung eindeutigen Bezug auf die seit In-
krafttreten der Bauproduktenverordnung auszustel-
Mauertafel
lende Leistungserklärung, welche die früher übliche
Um einem großen Teil des Gebäudes gleichmäßige Konformitätserklärung ersetzt.
bauphysikalische Eigenschaften zu verleihen und im
Für CE-gekennzeichnete Baustoffe muss der Her-
Bausystem zu bleiben, kann auf unbewehrte oder
steller bereits beim Inverkehrbringen eines Baupro-
bewehrte Ergänzungsprodukte aus Porenbeton zu-
duktes eine Leistungserklärung (DOP – Declaration
rückgegriffen werden:
of Performance) bereithalten – ebenso der Baustoff-
Höhenausgleichsstein händler, der das Produkt auf dem Markt veräußert.
Eckstein Diese „Bringschuld“ an den Kunden erfolgt in der
Deckenrandstein Regel in elektronischer Form, das heißt auf Platt-
formen einzelner Hersteller sowie auf Plattformen für
Flachsturz
die Bereitstellung von Leistungserklärungen.
Sturz
Die Zuständigkeit für die Anwendung von Baupro-
U-Stein/U-Schale dukten liegt in der alleinigen Verantwortung der ein-
Die hohe Maßhaltigkeit der Porenbetonprodukte so- zelnen EU-Mitgliedsstaaten. Bei ausschließlich CE-
wie Nut-Feder-Profilierungen und Griffhilfen bei den gekennzeichneten Mauersteinen muss der Bauherr
Porenbetonsteinen ermöglichen eine rationelle, nahe oder Planer darauf achten, dass diese Mauersteine
zu fugenlose Verlegung im Dünnbettmörtelverfahren auch in Deutschland verwendbar sind. Um Steine,
und im Ergebnis planebene Wandoberflächen. die nach europäischer Porenbeton-Stoffnorm herge-
stellt worden sind, in Deutschland anzuwenden, ist
ergänzend die DIN 20000-404 „Regeln für die Ver-
2.2 Regeln für die Produkt wendung von Porenbetonsteinen nach DIN EN 771-4“
[2.2] zu beachten. Diese Norm stellt das Bindeglied
eigenschaften und Anwendung zwischen europäischer Norm und der national gül-
Als Folge des europäischen Harmonisierungspro- tigen Bemessungsnorm Eurocode 6 (DIN EN 1996
zesses im Bauwesen sind auch in Deutschland euro- und Nationale Anhänge) her. Darin enthalten sind
päische Mauersteinnormen zu beachten. Zur euro- Angaben zu Maßen, Rohdichte- und Steinfestigkeits-
23
PRODUKTE PORENBETON HANDBUCH
Tab. 2.1: Regeln für die

Regel
Eigenschaften, Anwen- Produkt
dung und Berechnung Eigenschaften Anwendung Berechnung
von Produkten aus DIN EN 1996 + NA [2.10], [2.11]
Porenbeton DIN EN 771-4 [2.1]
DIN EN 1996 + NA [2.10], [2.11] Allgemeine bauaufsichtliche
DIN 20000-404 [2.2]
Planstein Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung [2.3]
Allgemeine bauaufsichtliche
Zulassung [2.3] DIN EN 1991 + NA [2.12], [2.13]
Zulassung [2.3]
DIN 4149 [2.14]
DIN EN 1996 + NA [2.10], [2.11]
DIN EN 771-4 [2.1]
DIN EN 1996 + NA [2.10], [2.11] Allgemeine bauaufsichtliche
DIN 20000-404 [2.2]
Planelement Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung [2.4], [2.5]
Zulassung [2.4], [2.5] DIN EN 1991 + NA [2.12], [2.13]
Zulassung [2.4], [2.5]
DIN 4149 [2.14]
DIN EN 1996 + NA [2.10], [2.11]
Planbauplatte DIN 4166 [2.8] DIN EN 1996 + NA [2.10], [2.11]
DIN EN 1991 + NA [2.12], [2.13]
Allgemeine bauaufsichtliche Allgemeine bauaufsichtliche
Flachsturz Zulassung [2.6]
Zulassung [2.6] Zulassung [2.6]
Typenstatik [2.7]
DIN EN 12602 [2.9] DIN EN 12602 [2.9]
Sturz DIN EN 12602 [2.9]
DIN 4223-102 [2.17] DIN 4223-102 [2.17]
DIN EN 1996 + NA [2.10], [2.11]
DIN EN 771-4 [2.1] DIN EN 1996 + NA [2.10], [2.11] DIN 1053-4 [2.15]
Mauertafel
DIN 20000-404 [2.2] DIN 1053-4 [2.15] DIN EN 1991 + NA [2.12], [2.13]
DIN 4149 [2.14]
klassen, Bestimmungen für den Entwurf und die hinaus sollen die Inhalte dieser Zulassungen Zug um
Bemessung sowie zur Zuordnung zu den national Zug in die europäische Normung bzw. in die nationale
gültigen bauphysikalischen Normen. Anwendungsnorm überführt werden, so dass dann
auf diese Zulassungsbescheide verzichtet werden
Da nicht alle Festigkeits-/Rohdichtekombinationen in kann. Tab. 2.1 zeigt eine Übersicht der Regeln für
der Anwendungsnorm enthalten sind, existieren für die Eigenschaften von Produkten aus Porenbeton,
Porenbetonsteine noch einige wenige Zulassungs ergänzt um die der Anwendung und Berechnung.
bescheide des Deutschen Instituts für Bautechnik Die Druckfestigkeits- und Rohdichteeigenschaften
(DIBt). Die darin beschriebenen Regelungen für die von Mauerwerksprodukten aus Porenbeton können
Bemessung von Bauteilen sind zu beachten. Darüber Tab. 2.2 entnommen werden.
Tab. 2.2: Druckfestig-

Druckfestigkeit Rohdichte
keits- und Rohdichte
Produkt Klasse Mittelwert Kleinster Einzelwert Klasse Mittelwert
eigenschaften von
N/mm2 N/mm2 kg/dm3
Mauerwerksprodukten
aus Porenbeton 0,30 > 0,25 bis 0,30
1,6 2,0 1,6
0,35 > 0,30 bis 0,35
0,35 > 0,30 bis 0,35
0,40 > 0,35 bis 0,40
2 2,5 2,0
0,45 > 0,40 bis 0,45
0,50 > 0,45 bis 0,50
0,50 > 0,45 bis 0,50
0,55 > 0,50 bis 0,55
0,60 > 0,55 bis 0,60
4 5,0 4,0
Planstein 0,65 > 0,60 bis 0,65
0,70 > 0,65 bis 0,70
0,80 > 0,70 bis 0,80
0,60 > 0,55 bis 0,60
0,65 > 0,60 bis 0,65
6 7,5 6,0
0,70 > 0,65 bis 0,70
0,80 > 0,70 bis 0,80
0,80 > 0,70 bis 0,80
8 10,0 8,0 0,90 > 0,80 bis 0,90
1,00 > 0,90 bis 1,00
24
Tab. 2.2 (Fortsetzung):

Druckfestigkeit Rohdichte
Druckfestigkeits- und
Produkt Klasse Mittelwert Kleinster Einzelwert Klasse Mittelwert Rohdichteeigenschaften
N/mm2 N/mm2 kg/dm3
von Mauerwerkspro-
0,35 > 0,30 bis 0,35 dukten aus Porenbeton
0,40 > 0,35 bis 0,40
2 2,5 2,0
0,45 > 0,40 bis 0,45
0,50 > 0,45 bis 0,50
0,50 > 0,45 bis 0,50
0,55 > 0,50 bis 0,55
Planelement 4 5,0 4,0 0,60 > 0,55 bis 0,60
0,65 > 0,60 bis 0,65
0,70 > 0,65 bis 0,70
0,60 > 0,55 bis 0,60
0,65 > 0,60 bis 0,65
6 7,5 6,0
0,70 > 0,65 bis 0,70
0,80 > 0,70 bis 0,80
0,35 > 0,30 bis 0,35
0,40 > 0,35 bis 0,40
0,45 > 0,40 bis 0,45
0,50 > 0,45 bis 0,50
0,55 > 0,50 bis 0,55
Planbauplatte – – – 0,60 > 0,55 bis 0,60
0,65 > 0,60 bis 0,65
0,70 > 0,65 bis 0,70
0,80 > 0,70 bis 0,80
0,90 > 0,80 bis 0,90
1,00 > 0,90 bis 1,00
0,55 > 0,50 bis 0,55
Flachsturz 0,60 > 0,55 bis 0,60
4,4 − −
und Sturz 0,65 > 0,60 bis 0,65
0,70 > 0,65 bis 0,70
0,40 > 0,35 bis 0,40
2 2,5 2,0 0,45 > 0,40 bis 0,45
0,50 > 0,45 bis 0,50
0,50 > 0,45 bis 0,50
0,55 > 0,50 bis 0,55
Mauertafel 4 5,0 4,0 0,60 > 0,55 bis 0,60
0,65 > 0,60 bis 0,65
0,70 > 0,65 bis 0,70
0,65 > 0,60 bis 0,65
6 7,5 6,0 0,70 > 0,65 bis 0,70
0,80 > 0,70 bis 0,80
2.3 Wandbauprodukte aus Tab. 2.3: Anwendungs-

übliche Abmessungen
Porenbeton von Porenbeton-
Plansteinen
H
2.3.1 Planstein
Porenbeton-Plansteine (Tab. 2.3) sind Mauersteine für L
B
massive wärmedämmende Wandkonstruktionen. Sie
kommen zur Anwendung, wenn das Bauen im Zwei 304
handformat wirtschaftlich ist, z. B. bei individuellen 499
Länge L [mm]
Bauformen, stark strukturierten Fassaden oder Fas- 599
624
saden mit vielen Öffnungen. Die Vorteile des Materials
Breite B [mm] 115 bis 500
und des Produktes – geringe Maßtoleranzen, geringe
Wärmeleitung, geringes Steingewicht, Stoßfugen mit Höhe H [mm] 249
25
Nut und Feder oder glatt, Griffhilfen – können voll mauerwerk ist bei gleicher Steinfestigkeitsklasse
genutzt werden. Durch exakte Oberflächen und größer als die von Mauerwerk aus anderen Steinen
damit die Möglichkeit, Dünnbettmörtel einzusetzen, mit Normal- oder Leichtmauermörtel.
haben Wände aus Porenbeton-Plansteinen einen
Aufgrund ihres geringen Gewichtes sowie der ein-
geringen Fugenanteil. Dies wirkt sich positiv sowohl
fachen Ver- und Bearbeitung eignen sich Plansteine
beim Wärmeschutz als auch bei den Festigkeitseigen
nicht nur für hoch wärmedämmende Außenwand-
schaften aus. Die Druckfestigkeit von Planstein
konstruktionen, sondern auch für Innenwände sowie
Tab. 2.4: Anwendungs- im Zuge von Umbau- oder Sanierungsmaßnahmen
übliche Abmessungen zum nachträglichen Einbau als leichte Trennwände
von Porenbeton-
Planelementen
oder für Aufstockungen von Gebäuden.
Weitere Einsatzbereiche sind die Ausfachung von

Skelettbauten oder die Ausmauerung alter und neuer
H Holzfachwerke.
2.3.2 Planelement
Planelemente (Tab. 2.4 und 2.5) werden mit mecha-
L
nischen Versetzhilfen verarbeitet und wie Plansteine
B im Dünnbettmörtelverfahren vermauert. Sie sind be-
sonders wirtschaftlich für Bauvorhaben, bei denen es
499 auf das schnelle Errichten langer, wenig gegliederter
Länge L [mm] 624 Wandflächen ankommt. Da die Stirnseiten der Plan-
999 elemente glatt oder mit Nut und Feder ausgebildet
Breite B [mm] 115 bis 365 sein können, ist eine Ausführung mit oder ohne
Höhe H [mm]
499 Stoßfugenvermörtelung möglich.
624
Planelemente haben die gleichen statischen und bau-
Tab. 2.5: Anwendungs- physikalischen Eigenschaften wie Plansteine. Der
übliche Abmessungen wesentliche Unterschied liegt im Format. Planelemente
von Porenbeton-
stehen in unterschiedlichen Ausführungen zur Ver
Planelementen HK
fügung, wobei alle Formate in Breiten bis zu 365 mm
hergestellt werden:
Porenbeton-Planelement (Tab. 2.4):

Mit leichten Hebezeugen werden maximal 0,62 m²
große Elemente versetzt. Sie sind bis zu 1.000 mm
H
lang und bis zu 625 mm hoch.
Porenbeton-Planelement HK (Tab. 2.5)

Abweichend von üblichen Porenbeton-Planelemen
ten sind Porenbeton-Planelemente HK (HK = hoch
kant) höher als lang. Sie sind bis zu 750 mm lang
und bis zu 1.000 mm hoch.
L 2.3.3 Planbauplatte
B
Planbauplatten (Tab. 2.6) sind Produkte für die An-
499 wendung im Innenausbau und werden als massive,
Länge L [mm] 624 leichte, nicht tragende Innenwände in Neubauten
749 sowie bei Erweiterungen, Sanierungen und Umbau
Breite B [mm] 175 bis 365 ten eingesetzt. Aufgrund ihres Formates, ihres ge
Höhe H [mm]
749 ringen Gewichtes und der leichten Ver- und Bearbei-
999 tung sind sie auch zur Abmauerung von Leitungen,
26
Tab. 2.7: Anwendungs-

von Porenbeton-Höhen-
H ausgleichssteinen
H
L
B
L
B
499
Länge L [mm] 599
499 624
Länge L [mm] 599
624 Breite B [mm] 115 bis 500
Breite B [mm] 50 bis 150 100

Höhe H [mm] 124
249 199
399
Höhe H [mm] 499
Tab. 2.8: Anwendungs-
599
624
von Porenbeton-
Tab. 2.6: Anwendungsübliche Abmessungen von Porenbeton- Ecksteinen
Planbauplatten
H
Sanitäreinrichtungen oder Kaminen geeignet. Plan-
bauplatten werden im Dünnbettverfahren vermauert. L
Die Stoßfugen werden mit einer Nut-Feder-Verbin- B
dung unvermörtelt oder mit glatten Stirnseiten ver-
mörtelt ausgebildet. Die maximalen Abmessungen 304
sind 625 mm in der Länge und Höhe sowie 150 mm Länge L [mm] 499
624
in der Breite.
2.3.4 Höhenausgleichsstein Höhe H [mm] 249
Lässt sich mit großformatigen Mauerwerksprodukten Tab. 2.9: Anwendungs-

nicht die gewünschte Geschosshöhe einstellen, wird übliche Abmessungen
am Wandfuß zunächst eine Kimmschicht aus Poren- von Porenbeton-
H Deckenrandsteinen
beton-Höhenausgleichssteinen (Tab. 2.7) in Normal-
mörtel verlegt, bevor die Vermauerung mit z. B. Plan-
L
elementen fortgesetzt wird.
B
Je nach Baustellensituation kann die Kimmschicht
auch am oberen Wandende eingebaut werden. Als 499
Porenbeton-Höhenausgleichssteine werden Poren- Länge L [mm] 599
624
beton-Plansteine mit niedrigen Höhen verwendet.
2.3.5 Eckstein 160

180
Zur Ausbildung von Gebäudeecken stehen Eck- Höhe H [mm] 200
240
steine (Tab. 2.8) aus Porenbeton-Plansteinen zur
250
Verfügung, die im Gegensatz zu normalen Plan
steinen eine glatte Stoßfuge aufweisen. platten. Durch den Einbau von Deckenrandsteinen
werden Transmissionswärmeverluste an der Wärme
2.3.6 Deckenrandstein brücke Deckenauflager verringert und die Übertra-
Deckenrandsteine (Tab. 2.9) werden für die Abmaue- gung von Spannungen aus Deckenverformungen auf
rung von Geschossdecken verwendet. Sie bestehen die Außenwand verhindert.
aus bis zu 115 mm breiten Porenbeton-Planbau
27
Tab. 2.10: Anwen-

2.3.7 Flachsturz
dungsübliche Abmes-
sungen von Poren Porenbeton-Flachstürze (Tab. 2.10) sind Fertigstürze
H
beton-Flachstürzen
mit geringem Verarbeitungsgewicht für Tür- und Fen-
steröffnungen in Porenbetonmauerwerk. Die Trag
L wirkung des Sturzsystems wird durch eine zwischen
125 und 750 mm hohe Übermauerung des Flach-
B sturzes mit Porenbeton-Plansteinen und/oder einer
Massivdecke erreicht. Die Höhe der Übermauerung
Länge L [mm] ≤ 3.000 bestimmt die Tragfähigkeit des Sturzes.
Breite B [mm] 115
150
Bei Überdeckung der Stürze mit Mauerwerk sind die
175 Stoßfugen zu vermörteln. Durch Kombination der
(Auflagertiefe ≥ 115 mm) verfügbaren Flachsturzbreiten von 115 mm, 150 mm
Höhe H [mm] 124 (+ Übermauerung) und 175 mm lassen sich alle üblichen Wanddicken
ausführen.
Tab. 2.11: Anwen-
dungsübliche Abmes-
sungen von tragenden
2.3.8 Sturz
und nicht tragenden H In Gebäuden mit vorwiegend ruhenden Verkehrs-
Porenbeton-Stürzen
lasten werden tragende Stürze (Fertigstürze) (Tab.
2.11) aus bewehrtem Porenbeton zur Überdeckung
L von Tür- und Fensteröffnungen von Porenbeton
mauerwerk mit Öffnungsbreiten bis 1,75 m ein
B gesetzt. Nicht tragende Porenbeton-Stürze (Fertig-
stürze) dienen zur Abdeckung von Öffnungen bis
Tragende Stürze
1,10 m in leichten Porenbeton-Trennwänden.
Länge L [mm] 1.250 bis 2.250
Breite B [mm] 175 bis 365 2.3.9 U-Stein/U-Schale
Höhe H [mm] 249
U-Steine bzw. U-Schalen aus Porenbeton (Tab. 2.12)
Nicht tragende Stürze
sind Schalungselemente für wärmegedämmte Tür-
Länge L [mm] 1.250
und Fensterstürze, für Ringanker, Ringbalken und
andere tragende Bauteile sowie für senkrechte
Höhe H [mm] 249 Schlitze und Aussteifungssäulen im Mauerwerk.
Tab. 2.12: An- Die statisch erforderliche Bewehrung wird örtlich ein-
wendungsübliche gelegt und z. B. die U-Schale mit Beton verfüllt. Bei
Abmessungen von
der Verwendung in Außenwänden wird bauseits eine
Porenbeton-U-Steinen/
U-Schalen H zusätzliche Wärmedämmschicht außenseitig in die
Schale eingefügt. Befinden sich die betongefüllten
U-Schalen unter Decken, ist es wichtig, dass die
L
B Decken auf dem Betonkern aufliegen.
U-Steine
Länge L [mm] 500 bis 625
Höhe H [mm] 249
U-Schalen
Länge L [mm] 2.500 bis 6.000
Höhe H [mm] 249
28
Literatur
[2.1] DIN EN 771-4: Festlegungen für Mauersteine – Teil 4: Porenbetonsteine; Deutsche Fassung
EN 771-4:2011 + A1:2015, Ausgabe 2015-11
[2.2] DIN 20000-404: Regeln für die Verwendung von Porenbetonsteinen nach DIN EN 771-4,
Ausgabe 2018-04
[2.3] Deutsches Institut für Bautechnik: Allgemein bauaufsichtliche Zulassung Z-17.1-543:

Porenbeton-Plansteine PP4-0,5, Berlin 2014, Verlängerungsbescheid Berlin 2016

Mauerwerk aus Porenbeton-Planelementen PP4-0,5 mit einem Überbindemaß von
mindestens 0,4 × H, Berlin 2014, Verlängerungsbescheid Berlin 2016

Mauerwerk aus Porenbeton-Planelementen (bezeichnet als HK-Element), Berlin 2015

Porenbeton-Flachstürze, Berlin 2018
[2.7] Landeshauptstadt Hannover: Bescheid zur Typenprüfung in statischer Hinsicht, Porenbeton-

Flachstürze mit Zuggurt Typ A nach bauaufsichtlicher Zulassung Z-17.1-634. Hannover 2010
[2.8] DIN 4166: Porenbeton-Bauplatten und Porenbeton-Planbauplatten, Ausgabe 1997-10
[2.9] DIN EN 12602: Vorgefertigte bewehrte Bauteile aus dampfgehärtetem Porenbeton, Ausgabe 2016-12
[2.10] DIN EN 1996: Eurocode 6: Bemessung und Konstruktion von Mauerwerksbauten
[2.10.1] Teil 1-1: Allgemeine Regeln für bewehrtes und unbewehrtes Mauerwerk, Ausgabe 2013-02
[2.10.2] Teil 1-2: Allgemeine Regeln – Tragwerksbemessung für den Brandfall, Ausgabe 2011-04
[2.10.3] Teil 2: Planung, Auswahl der Baustoffe und Ausführung von Mauerwerk, Ausgabe 2010-12
[2.10.4] Teil 3: Vereinfachte Berechnungsmethoden für unbewehrte Mauerwerksbauten, Ausgabe 2010-12
[2.11] DIN EN 1996/NA: Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 6: Bemessung
und Konstruktion von Mauerwerksbauten
[2.11.1] Teil 1-1: Allgemeine Regeln fur bewehrtes und unbewehrtes Mauerwerk, Ausgabe 2012-05
Änderung A1. Ausgabe 2014-03

[2.12] DIN EN 1991: Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke
[2.12.1] Teil 1-1: Allgemeine Einwirkungen auf Tragwerke – Wichten, Eigengewicht und Nutzlasten im
Hochbau, Ausgabe 2010-12
[2.12.2] Teil 1-3: Allgemeine Einwirkungen – Schneelasten, Ausgabe 2010-12
[2.12.3] Teil 1-4: Allgemeine Einwirkungen – Windlasten, Ausgabe 2010-12
[2.13] DIN EN 1991-1-1/NA: Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter –Eurocode 1:

Einwirkungen auf Tragwerke
29
[2.14] DIN 4149: Bauten in deutschen Erdbebengebieten – Lastannahmen, Bemessung und Ausführung
üblicher Hochbauten, Ausgabe 2005-04
[2.15] DIN 1053-4: Fertigbauteile, Ausgabe 2018-05
[2.16] DIN 4223-101: Vorgefertigte bewehrte Bauteile aus dampfgehärtetem Porenbeton – Entwurf und
Bemessung. Ausgabe 2014-12
[2.17] DIN 4223-102: Vorgefertigte bewehrte Bauteile aus dampfgehärtetem Porenbeton – Anwendung
in Bauwerken. Ausgabe 2014-12
30
PORENBETON HANDBUCH BAUSYSTEM
BAUSYSTEM 3
3.1 Übersicht Abb. 3.1 und 3.2:

Erstellung von monoli
thischen (einschaligen)
Bei der Planung, Konstruktion und Bemessung von
Außenwänden aus
Gebäuden sind die Standsicherheit des Tragwerks massivem, tragendem
und die Lastabtragung über das statische Gesamt- Porenbetonmauerwerk
system der miteinander verbundenen Bauteile wäh-
rend der gesamten Nutzungsdauer maßgebend. Die
Wahl des Bausystems aus Produkten mit entspre-
chendem Eigenschafts- und Anwendungsspektrum
ist daher genauso entscheidend wie die der geeigne
ten Konstruktionen.
Produkte aus dem gleichen Baustoff lassen sich

einfacher und sicherer zu einem Bausystem zusam
menstellen als die Produktkombination unterschied-
licher Baustoffe. Konstruktive und bauphysikalische
Schwachstellen können so bei der Planung und Bau-
ausführung vermieden werden, die beispielsweise
durch differierendes thermisches oder feuchtetechni
sches Verhalten bei der Kombination verschiedener
Materialien auftreten.
Das Porenbeton-Bausystem wurde für die Erstellung

von Wandkonstruktionen im Wohn- und Wirtschafts-
bau sowie bei der Modernisierung entwickelt. Es ist
neben der aufeinander abgestimmten Produktpalette
auch durch seine Maßgenauigkeit und einfache Ver-
arbeitbarkeit flexibel an die funktionellen Anforderun
gen eines Gebäudes anpassbar sowie mit anderen
tragenden Konstruktionen z. B. aus Stahl, Stahlbeton
Sanierung oder Modernisierung von Altbauten), bei
oder Holz kombinierbar.
der Modernisierung sowie der Wohnraumschaffung
durch Dachaufstockung bestehender Gebäude.
Das Porenbeton-Bausystem umfasst Plansteine,

3.2 Porenbeton-Bausystem Planelemente und Planbauplatten sowie ergänzende
Aufgrund ihres Eigenschaftsprofils und homogenen Produkte wie Höhenausgleichssteine, Ecksteine,
Materialgefüges können Mauerwerksprodukte aus Deckenrandsteine, Flachstürze, Stürze und U-Steine/
Porenbeton statische und baukonstruktive Funktionen U-Schalen, die in allen anwendungsüblichen Stein-
übernehmen und die Anforderungen an den Wärme-, formaten mit verschiedenen Kombinationsmöglich-
Feuchte-, Schall- und Brandschutz moderner Massiv- keiten von Festigkeitsklassen, Rohdichteklassen und
bauwerke erfüllen. Die Einsatzgebiete von Porenbeton Wärmeleitfähigkeiten verfügbar sind (siehe Kapitel 2
liegen beim Bau von Einfamilienhäusern, Doppel- und „Produkte“). Die aufeinander abgestimmten Poren-
Reihenhäusern, Mehrfamilienhäusern sowie Gewerbe- betonprodukte eignen sich für die Erstellung tragen
und Bürogebäuden einschließlich dem Bestandser der und nicht tragender Wandkonstruktionen – von
satz (Abriss und Ersatzneubau bei unwirtschaftlicher monolithischen und zweischaligen Außenwänden,
31
BAUSYSTEM PORENBETON HANDBUCH
zweischaligen Haustrennwänden über Kellerwände und bei der Flachsturz-Übermauerung wird zusätzlich
bis zu Innenwänden – und für Detailausbildungen ein Mörtelauftrag von im Mittel 2 mm in der Stoßfuge
(z. B. Deckenauflager, Dachanschluss, Sturzausbil- ausgeführt. Bei monolithischen Außenwänden erfolgt
dung). Die hohe Maßhaltigkeit der Mauersteine in der Witterungsschutz durch einen auf Porenbeton
Verbindung mit Nut-Feder-Profilierung und Griffhilfen abgestimmten Außenputz. Grundsätzlich sind auch
und ihr geringes Volumengewicht ermöglichen eine hinterlüftete Vorsatzschalen als Witterungsschutz
rationelle, nahezu fugenlose Verlegung im Dünnbett- möglich, beispielsweise aus Faserzementplatten,
mörtelverfahren und im Ergebnis planebene Wand Schiefer, Metall oder Holz.
oberflächen.
Bei zweischaligen Außenwänden mit Wärmedäm-
Abb. 3.3: Verlegung mung und Vormauerschale wird die massive, tragen
von Porenbeton- de Innenschale wie die monolithische Außenwand
Plansteinen mit Nut-
mit Porenbeton-Plansteinen oder Porenbeton-Plan
Feder-Profilierung und
Griffhilfen im Dünnbett- elementen und den entsprechenden Ergänzungs
mörtelverfahren produkten für Detailausbildungen erstellt. Die Verbin-
dung der Mauerwerksschalen erfolgt durch Mauer-
anker, die in den Lagerfugen-Mörtel der Innenschale
und der Vormauerschale eingebettet werden. Auf die
Maueranker werden im Schalenzwischenraum die
Mineralwolle-Dämmplatten gesteckt und die Mauer-
anker-Klemmscheiben aufgeschoben. Nach einer
verbleibenden Luftschicht (Fingerspalt) wird abschlie-
ßend die Vormauerschale aus z. B. Klinkerverblendern
errichtet, die bei dieser Wandkonstruktion den Witte-
Abb. 3.4: Erstellung rungsschutz übernimmt.
nahezu fugenloser,
planebener Wand 3.3.2 Zweischalige Haustrennwand
oberflächen
Massive, tragende Haustrennwände bei Doppel- und
Reihenhäusern werden aus Porenbetonmauerwerk
mit Plansteinen oder Planelementen in allen anwen-
dungsüblichen Steinformaten mit verschiedenen
Kombinationsmöglichkeiten von Festigkeitsklassen
(mindestens Festigkeitsklasse 4), Rohdichteklassen
(mindestens Rohdichteklasse 0,6) und Wärmeleit
fähigkeiten erstellt. Für Detailausbildungen können er-
gänzende Porenbetonprodukte wie Höhenausgleichs-
steine und Deckenrandsteine eingesetzt werden.
Die Verlegung der Porenbetonprodukte erfolgt im

Dünnbettmörtelverfahren (Mörtelauftrag in der Lager-
3.3 Wandkonstruktionen aus fuge). Dabei ist aus schallschutztechnischen Gründen
Porenbetonmauerwerk die richtige Ausbildung der Schalenfuge (≥ 50 mm)
und deren Verfüllung mit Mineralfaser-Dämmplatten
3.3.1 Außenwand (Typ WTH nach DIN 4108-10 [3.1]), 40 mm breit)
wichtig (siehe Kapitel 9 „Konstruktionen“).
Monolithische (einschalige) Außenwände aus mas-
sivem, tragendem Porenbetonmauerwerk werden Der Anschluss der Haustrennwand an die monolithi
mit Plansteinen oder Planelementen sowie den ent- sche Außenwand aus Porenbeton erfolgt in Stumpf-
sprechenden Ergänzungsprodukten für Detailausbil- stoßtechnik mit voll vermörtelten Stoßfugen, wobei
dungen erstellt. Die Verlegung der Porenbetonpro- an der Anschlussfuge zur Haustrennwand je nach
dukte erfolgt im Dünnbettmörtelverfahren (Mörtelauf- statischen Erfordernissen in jeder zweiten Lagerfuge
trag in der Lagerfuge). An den Gebäudeaußenecken ein Maueranker im Mörtel eingebettet wird.
32
Abb. 3.5: Monolithische

Massives, tragendes Porenbetonmauerwerk (einschalige) Außenwand
Porenbeton-Planstein (z. B. 365 mm Breite)
Porenbeton-Eckstein (z. B. 365 mm Breite)
Außenputz (z. B. mineralischer Außen-Leichtputz)
Abb. 3.6: Zweischalige

Massives, tragendes Porenbetonmauerwerk Außenwand
mit Wärmedämmung und Vormauerschale
Innenschale (Porenbeton-Planstein ≥ 175 mm Breite)
Maueranker und Maueranker-Klemmscheibe
Wärmedämmung (Mineralwolle-Dämmplatte)
Vormauerschale (Klinkerverblender)

Massive, tragende Haustrennwände Haustrennwand
aus Porenbetonmauerwerk mit
Mineralfaserdämmung
Porenbeton-Planstein (≥ 175 mm Breite)
Mineralfaser-Dämmplatte (Typ WTH, 40 mm Breite)
Massive, tragende Außenwand aus

Porenbeton-Plansteinen (z. B. 365 mm Breite)
33
3.3.3 Kelleraußenwand Die notwendige außenseitige Kellerwandabdichtung

kann gemäß DIN 18533-1 [3.2] mit polymermodifizier
Kelleraußenwände können in monolithischer Ausfüh-
ten Bitumendickbeschichtungen (PMBC) ausgeführt
rung mit Porenbeton-Plansteinen oder Porenbeton-
werden, wobei je nach Anwendungsfall die Ausfüh-
Planelementen sowie den entsprechenden Ergän-
rung dieser erdberührenden Bauwerksabdichtung
zungsprodukten für Detailausbildungen errichtet wer-
nach Wassereinwirkungsklassen variieren kann (siehe
den. Die Verlegung der Porenbetonprodukte erfolgt
Kapitel 6 „Feuchte“ und 9 „Konstruktionen“). So kön-
im Dünnbettmörtelverfahren (Mörtelauftrag in der
nen beispielsweise auf die abgedichteten Kelleraußen-
Lagerfuge), wobei an den Gebäudeaußenecken zu-
wände zum Schutz vor Beschädigungen Noppen-
sätzlich ein Mörtelauftrag von im Mittel 2 mm in der
bahnen und als zusätzlicher Wärmeschutz eine Peri-
Stoßfuge ausgeführt wird. Auf einen Kellerwand-Au-
meterdämmung (mit entsprechender Drainage) auf-
ßenputz kann verzichtet werden, da die ebene Ober-
gebracht werden. Für die Querschnittsabdichtung
fläche des Untergrundes wegen der geringen Maß
am Wandfuß eignen sich gemäß DIN 18533-1 neben
toleranzen der Porenbetonprodukte für den Aufbau
bahnenförmigen Abdichtungen rissüberbrückende
der äußeren Abdichtungsebene ausreichend glatt ist.
mineralische Dichtungsschlämmen (MDS).
Abb. 3.8: Anschluss

Kelleraußenwand Massive, tragende Kelleraußenwand
an Stahlbeton- aus Porenbetonmauerwerk, Anschluss an
Bodenplatte Stahlbeton-Bodenplatte mit Abdichtungen
Porenbeton-Eckstein (z. B. 365 mm Breite)
Zwischenabdichtung
Dichtungskehle
Wandabdichtung (z. B. PMBC)
Mörtelfuge (MG III)

Querschnittsabdichtung (z. B. MDS)
Stahlbeton-Bodenplatte
Abb. 3.9: Anschluss

Innenwand an monoli Massives Porenbetonmauerwerk, Anschluss
thische (einschalige) tragende Innenwand an tragende Außenwand
Außenwand
34
3.3.4 Innenwand fenster, die schallschutztechnische Ertüchtigung von

Wohnungstrennwänden und Fußböden, die Verbes-
Tragende und nicht tragende Innenwände aus mas-
serung des Brandschutzes von Bauteilen und der Ein-
sivem Porenbetonmauerwerk können ebenfalls mit
bau einer energiesparenderen und leistungsfähigeren
Plansteinen oder Planelementen sowie den entspre-
Heizungsanlage. Auslöser für Änderungen der Bau-
chenden Ergänzungsprodukten für Detailausbildun
konstruktion sind dabei häufig Nutzungsänderungen,
gen erstellt werden, nicht tragende Innenwänden zu-
die Vergrößerungen, Verkleinerungen oder andere
sätzlich mit Planbauplatten. Die Verlegung der Poren-
Anordnungen von Räumen und Wohneinheiten sowie
betonprodukte erfolgt im Dünnbettmörtelverfahren
Umbauten für altersgerechtes, barrierefreies Wohnen
(Mörtelauftrag in der Lagerfuge). Der Anschluss der
nach sich ziehen.
Innenwand an die Außenwand aus Porenbetonmau-
erwerk erfolgt in Stumpfstoßtechnik mit voll vermörtel Weitere baukonstruktive Veränderungen werden auch
ten Stoßfugen, wobei an der Anschlussfuge zur Innen- bei der Schaffung von zusätzlichem Wohnraum in
wand je nach statischen Erfordernissen in jeder zwei- einem Gebäude notwendig. Dazu zählen z. B. der
ten Lagerfuge ein Maueranker im Mörtel eingebettet Aus- oder Umbau des Dachgeschosses, der Umbau
wird. Für die Oberflächengestaltung von Innenwänden von Keller- oder Abstellräumen zu Wohnräumen und
sind Beläge wie Putze und Tapeten, im Feucht- und die Dachaufstockung, die gleichermaßen eine Moder-
Nassraumbereich keramische Beläge üblich. nisierungs- und eine Neubaumaßnahme ist.
Das Porenbeton-Bausystem kann aufgrund der Ma-

terial- und Verarbeitungseigenschaften von Poren
3.4 Modernisierung mit beton flexibel an die jeweiligen Anforderungen bei der
Gebäudemodernisierung angepasst werden. Diese
Porenbeton Anpassbarkeit ist bei Modernisierungsmaßnahmen
Modernisierungsmaßnahmen sind insbesondere im wesentlich wichtiger als beim Neubau. Porenbeton
Wohnungsbau von großer Bedeutung, da sie nicht wird bei Gebäudemodernisierungen aus folgenden
nur die technische Gebäudequalität sondern auch Gründen besonders gern eingesetzt:
die Wohnverhältnisse verbessern. Sie erhöhen somit
Das geringe Massegewicht des Porenbetons erfor-
den Nutzwert und in Folge die Wirtschaftlichkeit eines
dert in der Regel keine Verstärkung der vorhande-
Gebäudes und sind gleichermaßen vorteilhaft für In-
nen Tragkonstruktion durch z. B. Zusatzmaßnahmen
vestoren und/oder Eigentümer sowie Nutzer.
oder ergänzende Baustoffe. Denn Porenbeton weist
In gut erschlossenen innerstädtischen Bereichen ist bei geringer Rohdichte gleichzeitig eine hohe Fes-
ausreichend Bausubstanz vorhanden, deren baulicher tigkeit auf, die Mittelwerte der Steindruckfestigkeit
Zustand jedoch verbessert werden muss, damit er liegen zwischen 2,5 und 10,0 N/mm2. Auch auf-
den heutigen Anforderungen der Nutzer an Wohn- grund seiner geschlossenzelligen Porenstruktur
wert und Wohnqualität gerecht wird. Dies gilt insbe- erfolgt die Lastabtragung über die volle Steinfläche
sondere für Gebäude, die oft älter als 50 Jahre sind – Lastkonzentrationen an sich überschneidenden
oder auch mehr als 100 Jahre und somit möglicher- Stegen sind ausgeschlossen.
weise unter Denkmalschutz stehen. In vielen Fällen
Porenbeton kann mit anderen – auch tragenden –
handelt es sich um Wohngebäude, die z. B. nach
Konstruktionen z. B. aus Stahl, Stahlbeton oder
einem Eigentümerwechsel energetisch, schall- und/
Holz kombiniert werden.
oder brandschutztechnisch ertüchtigt, erweitert oder
räumlich neu angeordnet werden. Die leichte Bearbeitbarkeit von Porenbeton ermög-
licht eine gute Anpassung an komplizierte Grund-
Die Gründe für Modernisierungsmaßnahmen liegen
risse und Formen und das geringe Volumengewicht
hauptsächlich in der notwendigen Verbesserung des
des Baustoffs einen leichten Transport.
technischen Standards dieser Gebäude. Dies gilt für
den Wärme-, Schall- und Brandschutz, für die Anla- Der Aufwand bei Folgearbeiten ist gering: Löcher
gentechnik sowie für Sanitär- und Elektroinstallati- für Schalter, Steckdosen und Durchbrüche sowie
onen. Beispiele dafür sind der nachträgliche, ener- Aussparungen und Schlitze für elektrische Leitun-
gieeinsparende Wärmeschutz durch die Dämmung gen können mit geeignetem Werkzeug leicht her-
von Gebäudehülle und Dach sowie durch den Aus- gestellt werden.
tausch von alten Fenstern durch Wärmeschutz-
35
Die hohe Maßhaltigkeit der Porenbetonsteine er- Gebäude leicht eingehalten werden können. Außer-
möglicht eine rationelle, nahezu fugenlose Verle- dem gestattet es kurze Ausführungszeiten und
gung im Dünnbettmörtelverfahren und im Ergebnis entlastet die Ausführenden.
planebene, glatte Wandoberflächen – sie machen
Verkleidung von Installationen
ein anschließendes Verputzen überflüssig, ggf. ge-
Im Rahmen von Modernisierungsmaßnahmen ergibt
nügt eine Verspachtelung.
sich oft die Notwendigkeit, Installationen zu verkleiden.
Veränderung von Bauteilen Auch hier sind die geringen Fertigungstoleranzen und
Bei nahezu jeder Modernisierungsmaßnahme sind das geringe Gewicht von Porenbetonprodukten von
Veränderungen an der vorhandenen Bausubstanz Vorteil für eine präzise und schnelle Herstellung von
erforderlich. Beispielsweise werden Öffnungen für Installationskanälen. In den meisten Fällen werden
Fenster und Türen geschlossen oder neu angelegt, Planbauplatten mit einer Breite von maximal 5 cm
tragende oder nicht tragende Wände bzw. Wand- oder U-Schalen verwendet. Die leichte Bearbeitbar-
stücke entfernt oder neu eingebaut und an bestehen- keit erlaubt beliebige Anpassungen an vorhandene
de Bauteile angeschlossen. Für solche baulichen Bauteile und Installationen. Fliesen können im Dünn-
Änderungs- und Anpassungsarbeiten sind Poren bettverfahren aufgebracht werden, da die Oberflächen
betonprodukte sehr gut geeignet: hierfür ausreichend exakt sind. Durchbrüche können
problemlos ausgeführt und Befestigungselemente
Plansteine stehen in anwendungsüblichen Rohdich-
leicht angebracht werden.
teklassen zwischen 0,30 und 0,80 und in Festig-
keitsklassen von 1,6 bis 8 für tragende Wandkon Dachaufstockung
struktionen zur Verfügung. Dadurch kann jeweils Die Aufstockung eines Gebäudes ist gleichermaßen
das Material eingesetzt werden, welches die erfor- eine Modernisierungs- und eine Neubaumaßnahme.
derliche Tragfähigkeit besitzt. Einerseits werden durch die Aufstockung Mängel des
Der verwendete Porenbeton wird üblicherweise bei bestehenden Gebäudes beseitigt, z. B. bei einem
gleicher Tragfähigkeit eine geringere Rohdichte schadhaften oder unzureichend gedämmten Flach-
und damit eine geringere Wärmeleitung haben als dach. Andererseits wird neuer Raum geschaffen und
das anzuschließende Mauerwerk. das Gebäude so stark verändert, dass viele baurecht-
liche, statische, konstruktive und haustechnische
Für Detailausbildungen eignen sich die entspre- Aspekte zu berücksichtigen sind.
chenden Ergänzungsprodukte und für die Erstel-
lung nicht tragender Wandkonstruktionen (Innen- Bei der Wohnraumschaffung durch Dachaufstockung
wände) zusätzlich Planbauplatten aus Porenbeton. eignen sich monolithische Wandkonstruktionen aus
Porenbeton besonders gut, denn mit seinem gerin-
Porenbetonprodukte können z. B. mit Säge, Schleif-
gen Volumengewicht bei gleichzeitig hoher Festigkeit
brett, Fräse, Hobel oder Bohrer einfach und leicht
erfüllt der Baustoff die Anforderungen an die Tragfä-
bearbeitet werden, sodass sie genau an die an-
higkeit ebenso wie an den Wärme-, Brand-, Feuchte-
schließenden Bauteile angepasst werden können.
und Schallschutz. Für die Erstellung tragender und
Einbau von Innenwänden nicht tragender Wandkonstruktionen aus massivem
Auch für tragende und nicht tragende Innenwände Porenbetonmauerwerk können Plansteine oder Plan-
wird bei Modernisierungsmaßnahmen Porenbeton elemente sowie die entsprechenden Ergänzungspro-
eingesetzt. Die Eigenschaften der Plansteine und dukte für Detailausbildungen eingesetzt werden, für
Planbauplatten werden hier besonders wirksam: nicht tragende Innenwände zusätzlich Planbauplatten.
Der mögliche Umfang einer Aufstockung ergibt sich
Innenwände aus Porenbetonmauerwerk werden
aus den baurechtlichen Bedingungen, die in den
im Dünnbettmörtelverfahren errichtet und haben
Landesbauordnungen sowie im Bebauungsplan ge-
einen geringeren Feuchteanteil als bei der Ver
regelt sind. Zu den wichtigsten baurechtlichen Be-
wendung herkömmlichen Mörtels.
dingungen zählen:
Die geringen Maßtoleranzen der Produkte erlauben
Abstandsflächen zur Grundstücksgrenze bzw.
die Verwendung von dünnlagigen Innenputzen oder
Spachtelmassen, was wiederum den Feuchteein- zur benachbarten Bebauung
trag ins Gebäude verringert. Die Abstandsflächen haben ihre Begründung vor
allem in der Sicherstellung einer ausreichenden
Das geringe Massegewicht der Porenbetonpro Belichtung und im Brandschutz. Sie sind deshalb
dukte bewirkt, dass die zulässigen Lasten für das
36
unmittelbar von der Höhe eines Gebäudes abhän- Ausfachung von Holzfachwerk
gig und bei einer Aufstockung einzuhalten. Gefache von Holzfachwerkkonstruktionen weichen
aus statischen oder architektonischen Gründen häufig
Geschossflächenzahl (GFZ)
von der Rechteckform ab, darüber hinaus sind Fach-
Durch eine Aufstockung ändert sich die Brutto
werkhölzer nicht maßhaltige Bauteile. Viele ältere Ge-
geschossfläche des Gebäudes und damit das
fache sind zudem oft aufgrund von Setzungen oder
Verhältnis der Bruttogeschossfläche zur Grund-
Belastungen durch z. B. Schwind- und Quellvorgänge
stücksfläche. Es ist sicherzustellen, dass die Ge-
verformt.
schossflächenzahl im zulässigen Rahmen bleibt.
Daher eignet sich Porenbeton – insbesondere Plan
Grundflächenzahl (GRZ)
steine – optimal für die Ausmauerung unterschied-
Die Grundfläche eines Gebäudes und damit die
lichster Gefachevarianten. Zum einen ermöglicht seine
Grundflächenzahl ändert sich durch eine Auf
leichte Bearbeitbarkeit die ideale Anpassung an
stockung nicht.
Schrägen, Lotabweichungen oder Verformungen
Geschosszahl sowie an die Dicke des Fachwerks (siehe Kapitel 10
Die maximal zulässige Anzahl von Vollgeschossen „Ausführung“).
kann dem Bebauungsplan entnommen werden.
Zum anderen zeigt ein Vergleich der Wärmeleitfähig-
Sie hat Einfluss auf viele bauaufsichtliche Aspekte.
keiten von Holz mit λ = 0,13 ... 0,18 W/(mK) und
Bei einer Aufstockung ändert sich die Zahl der Voll-
Porenbeton mit λ = 0,08 ... 0,21 W/(mK), dass sich
geschosse, wenn das zusätzliche errichtete Ge-
diese in gleichen Größenordnungen bewegen und
schoss über mindestens 2/3 seiner Grundfläche die
Porenbeton somit zum Teil die Funktion der Wärme-
für Aufenthaltsräume erforderliche Raumhöhe hat.
dämmung und die des Feuchtigkeitsausgleichs über-
Mindestraumhöhe nehmen kann. Die Ausfachungen können mit einen
Die Mindestraumhöhen für Aufenthaltsräume in auf Porenbeton abgestimmten Außenputz als Witte-
Vollgeschossen oder Dachgeschossen sind der rungsschutz versehen werden und bleiben außen
jeweilig gültigen Landesbauordnung (LBO) zu ent- sichtbar.
nehmen.
Weitere Festlegungen
Sie können entsprechend den Vorgaben des Be-
bauungsplanes First- oder Traufhöhen, die Dach-
neigung oder Einzelheiten der Außenbauteilgestal-
tung betreffen sowie Baulinien und Baugrenzen
vorgeben.
37
Literatur
[3.1] DIN 4108-10: Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Teil 10: Anwendungsbezogene
Anforderungen an Wärmedämmstoffe – Werkmäßig hergestellte Wärmedämmstoffe, Ausgabe 2015-12
[3.2] DIN 18533-1: Anforderungen, Planungs- und Ausführungsgrundsätze, Ausgabe 2017-07
Bildnachweise
Abb. 3.1: © Thomas Lehmann, Tauscha | ARGE Nadja Häupl Architektin – Heidelmann & Klingebiel
Planungsgesellschaft mbH
Abb. 3.2/Abb. 3.3/Abb. 3.4: © C. Schlamann | blickfein photography
Abb. 3.5/Abb. 3.6/Abb. 3.7/Abb. 3.8/Abb. 3.9: Bundesverband Porenbetonindustrie e.V.
38
PORENBETON HANDBUCH BERECHNUNG
BERECHNUNG 4
4.1 Anforderungen an dient der Gebrauchstauglichkeitsnachweis dazu,

sicherzustellen, dass das Bauwerk während der
Entwurf und Ausführung vorgesehenen Nutzungsdauer neben seiner Trag
Während der Errichtung und der vorgesehenen Nut- fähigkeit auch seine Gebrauchstauglichkeit und
zung sowie bei Instandsetzungsmaßnahmen unter- Dauerhaftigkeit bei angemessenem Aufwand für
liegen Bauwerke in unterschiedlichem Maße stän- den Unterhalt behält.
digen, veränderlichen, außergewöhnlichen oder seis- Die Nachweise der Tragfähigkeit und der Gebrauchs
mischen Einwirkungen (Tab. 4.1). Dementsprechend tauglichkeit, die grundlegend in DIN EN 1990 [4.17]
sind Bauwerke so zu entwerfen und auszuführen, und DIN EN 1990/NA [4.18] genormt sind, umfassen
dass diese Beanspruchungen mit angemessener alle Bemessungssituationen, die während der Errich-
Zuverlässigkeit nicht zu folgenden Konsequenzen tungsphase und der geplanten Nutzungsdauer eines
führen können: Bauwerks auftreten können und die entsprechend den
Einsturz des Bauwerks Einwirkungen folgendermaßen klassifiziert werden:
Beschädigungen von Bauteilen oder Einrichtungen Ständige, während der Nutzungszeit planmäßig
und Ausstattungen infolge zu großer Verformungen auftretende Bemessungssituationen
des Tragwerks
Vorübergehende und zeitlich begrenzt auftretende
Beschädigungen durch außergewöhnliche Ereig Bemessungssituationen, z. B. im Bauzustand oder
nisse, z. B. durch Brand, Explosion oder Anprall bei Instandsetzungsarbeiten
eines Fahrzeugs
Außergewöhnliche Bemessungssituationen, z. B.
Versagen durch Erdbeben im Brandfall
Im Tragfähigkeitsnachweis wird nachgewiesen, dass Bemessungssituation bei Erdbeben
diese Anforderungen erfüllt werden. Darüber hinaus
Tab. 4.1: Einwirkungen

Art der Einwirkung Beispiele
auf Gebäude gemäß
Eigenlasten DIN EN 1990 [4.17]
Vorspannung (P)
Ständige Einwirkungen (G)
Erddruck
Ständiger Flüssigkeitsdruck
Nutzlasten
Verkehrslasten
Windlasten
Veränderliche Einwirkungen (Q)
Schnee- und Eislasten
Veränderlicher Flüssigkeitsdruck
Baugrundsetzungen
Windlasten
Schnee- und Eislasten
Außergewöhnliche Einwirkungen (Ad)
Explosion
Fahrzeuganprall
Einwirkungen infolge Erdbeben (AEd)
39
BERECHNUNG PORENBETON HANDBUCH
Auf dieser Grundlage werden statisch erforderliche 4.2 Lastannahmen

Nachweise geführt. Für Mauerwerk gelten außerdem
DIN EN 1996 [4.21] und DIN EN 1996/NA [4.22]. 4.2.1 Eigenlasten (Wichten) von
Für bewehrte Wand-, Dach- und Deckenplatten gilt Baustoffen und Bauteilen
DIN EN 12602 [4.24] mit den zugehörigen nationalen
Anhängen, bestehend aus DIN 4223-100 bis Teil 103 Angaben zu Eigenlasten (Wichten) von Porenbeton-
[4.11]. bauteilen gemäß DIN EN 1991-1-1 [4.19.1] und
DIN EN 1991-1-1/NA [4.20.1] können den Tabellen
Tab. 4.2: Eigenlasten 4.2, 4.3 und 4.4 entnommen werden.
Wichte1)
(Wichten) von Mauer- Festigkeitsklasse Rohdichteklasse
kN/m3
werk aus unbewehrten
Porenbeton-Plan- 0,35 4,5 4.2.2 Eigen- und Nutzlasten für
steinen, Porenbeton- 0,40 5,0 Hochbauten
Planelementen und 2
Porenbeton-Mauer 0,45 5,5 Eigenlasten sind ständig vorhandene und in der Regel
tafeln gemäß DIN EN 0,50 6,0 unveränderliche Einwirkungen, welche aus dem Ge-
1991-1-1/NA [4.20.1]
0,50 6,0 wicht der tragenden oder stützenden Bauteile sowie
0,55 6,5 den unveränderlichen, von den tragenden Bauteilen
0,60 7,0 dauernd aufzunehmenden Lasten (z. B. Auffüllungen,
4 Fußbodenbeläge) resultieren. Bei der Bemessung
0,65 7,5
0,70 8,0
werden sie als unabhängige ständige Einwirkungen
betrachtet. Die charakteristischen Werte der Eigen-
0,80 9,0
lasten des Tragwerks und von nicht tragenden Teilen
0,60 7,0
des Bauwerks werden aus den Wichten bzw. Flächen-
0,65 7,5
6 lasten gemäß DIN EN 1991-1-1 ermittelt.
0,70 8,0
Nutzlasten sind veränderliche oder bewegliche Ein-
0,80 9,0
wirkungen auf ein Bauteil (z. B. Personen, Einrich
0,80 9,0
tungsgegenstände, unbelastete leichte Trennwände,
8 0,90 10,0
Maschinen, Lagerstoffe, Fahrzeuge). Bei der Bemes-
1,00 11,0
sung werden sie als unabhängige Einwirkungen be-
1)
ie Werte schließen den Dünnbett-Fugenmörtel und die übliche
D
trachtet.
Feuchte ein.
Werte sowie Regelungen zu lotrechten und horizon-
Tab. 4.3: Eigenlasten
Wichte talen Nutzlasten qk und Qk können DIN EN 1991-1-1
(Wichten) von Planbau Rohdichteklasse
kN/m3
platten aus unbewehr entnommen werden.
tem Porenbeton mit 0,40 5,0
Dünnbettmörtel gemäß
DIN EN 1991-1-1/NA
0,45 5,5 4.2.3 Windlasten
0,50 6,0
[4.20.1]
Windlasten sind keine ständigen Einwirkungen auf
0,55 6,5
ein Bauwerk, sondern zählen zu den veränderlichen
0,60 7,0
Einwirkungen. Sie können dazu führen, dass ein
0,65 7,5
Bauwerk in Schwingungen gerät. Nach DIN EN
0,70 8,0
1991-1-4/NA [4.20.3] gilt ein Bauwerk als nicht
Tab. 4.4: Eigenlasten
schwingungsanfällig gegenüber Böenwirkung, wenn
Wichte
(Wichten) von Wand-, Rohdichteklasse seine Verformungen unter Windeinwirkungen durch
kN/m3
Dach- und Decken- Böenresonanz um nicht mehr als 10 % vergrößert
platten aus bewehrtem 0,40 5,2
werden. Ohne besonderen Nachweis dürfen Wohn-,
Porenbeton gemäß 0,45 5,7
DIN 4223 [4.11] und Büro- und Industriegebäude mit einer Höhe bis zu
0,50 6,2
DIN EN 1991-1-1/NA 25 m und ihnen in Form oder Konstruktion ähnliche
[4.20.1] 0,55 6,7
Gebäude in der Regel als nicht schwingungsanfällig
0,60 7,2 angenommen werden. Ihre Windlasten werden unter
0,65 7,8 bestimmten Voraussetzungen nach einem verein-
0,70 8,4 fachten Verfahren berechnet.
0,80 9,5
40
Winddruck Abb. 4.1: Windzonen-

karte für das Gebiet
Der Winddruck we, der bei nicht
der Bundesrepublik
schwingungsanfälligen Bauwerken Deutschland gemäß
auf die Außenflächen wirkt, be- DIN EN 1991-1-4/NA
[4.20.3]
rechnet sich aus dem Geschwin-
Schleswig-
digkeitsdruck qp in Abhängigkeit Holstein
von der Bezugshöhe ze und dem Mecklenburg-
Vorpommern
aerodynamischen Beiwert cpe für Hamburg
den Außendruck:
Bremen
Niedersachsen
Berlin
we = qp(ze) · cpe Gl. (4.1)
Brandenburg
Sachsen-Anhalt
Geschwindigkeitsdruck Nordrhein-Westfalen
Bei Bauwerken bis zu einer Höhe
Sachsen
von 25 m über Grund wird ein
Thüringen
Geschwindigkeitsdruck qp in Hessen
Abhängigkeit von Windzonen mit
den Bezeichnungen WZ 1 (z. B. Rheinland
-Pfalz
Binnenland) bis WZ 4 (z. B. Nord-
seeküste) vereinfachend konstant Saarland
über die gesamte Gebäudehöhe
Bayern
angenommen (Abb. 4.1 und Tab. Windzone 1
Baden-
4.5). Im Regelfall wird der Ge- Würtemberg
Windzone 2
schwindigkeitsdruck aber auch
Windzone 3
durch Bodenrauigkeit, Bewuchs
und Bebauung beeinflusst. Eine Windzone 4
genauere Berücksichtigung er-

folgt jedoch nur für Bauwerke, die
höher als 25 m sind.
Tab. 4.5: Vereinfachte

Geschwindigkeitsdruck qp [kN/m2] Geschwindigkeits
bei einer Gebäudehöhe h in den Grenzen von drücke für Bauwerke
Windzone bis 25 m Höhe gemäß
DIN EN 1991-1-4/NA
h ≤ 10 m 10 m < h ≤ 18 m 18 m < h ≤ 25 m
[4.20.3]
1 Binnenland 0,50 0,65 0,75
Binnenland 0,65 0,80 0,90
2
Küste und Inseln der Ostsee 0,85 1,00 1,10
3
Küste und Inseln der Ostsee 1,05 1,20 1,30
Küste der Nord- und Ostsee
4 1,25 1,40 1,55
und Inseln an der Ostsee
Inseln der Nordsee 1,40 – –
Außendruckbeiwert Gebäudeformen können Außen- den Lasteinzugsflächen A = 1 m²

Für den Außendruckbeiwert cpe ist druckbeiwerte cpe z. B. für vertikale und A = 10 m² beeinflussten Bei-
neben der Gebäudeform die Last Wände rechteckiger Gebäude, werte werden jeweils als cpe,1 und
einzugsfläche A eine maßgebende Flachdächer und Satteldächer ta- cpe,10 angegeben. Für Lasteinzugs
Einflussgröße. Für unterschiedliche bellarisch ermittelt werden. Die von flächen abweichender Größe
41
ändert sich der Beiwert entsprechend Abb. 4.2. Die wandbekleidung ist der Winddruck wie bei einer ein
Außendruckbeiwerte gelten für nicht hinterlüftete schaligen Wand anzusetzen. Weitere Regelungen
Wand- und Dachflächen. Bei einer luftdichten Außen- finden sich in DIN EN 1996-1-4.
Abb. 4.2: Außen-

druckbeiwerte cpe in
Abhängigkeit von der Für 1 m2 < A < 10 m2 gilt
Lasteinzugsfläche A cpe = cpe,1 – (cpe,1 – cpe,10 ) log10 A
gemäß DIN EN cpe
1991-1-4 [4.19.3]
cpe,1
cpe,10
0,1 1 2 4 6 8 10 A [m2]
Vertikale Wände rechteckiger Gebäude breite h/b in drei Kategorien (Abb. 4.3). Die Außen-
Geschwindigkeitsdrücke für vertikale Wände recht druckbeiwerte cpe,1 und cpe,10 werden für Wandberei-
eckiger Gebäude werden nach Gebäudehöhe ge- che A bis E (Abb. 4.4) in Abhängigkeit vom Verhält-
staffelt angesetzt. Die Staffelung erfolgt in Abhängig- nis Baukörperhöhe/Baukörperabmessung parallel
keit von dem Verhältnis Baukörperhöhe/Baukörper- zur Anströmrichtung h/d angegeben (Tab. 4.6).
Abb. 4.3: Bezugs-

höhe ze in Abhängig- Äußere Bezugs- Verlauf des
keit von der Höhe h Abmessungen höhe Geschwindigkeits-
und der Breite b sowie drucks
der Winddruckvertei-
lung gemäß DIN EN h≤b b
1991-1-4 [4.19.3]
ze = h qp(z) = qp(ze)
h
z
•
b < h ≤ 2b
b
ze = h qp(z) = qp(h)
h–b
ze = b qp(z) = qp(b)
h
b
z
•
h > 2b b
ze = h qp(z) = qp(h)
b
hstrip ze= zstrip qp(z) = qp(zstrip)

h
ze = b qp(z) = qp(b)
b
z
•
42
Abb. 4.4: Einteilung

der Wandflächen bei
Grundriss Ansicht A für e < d vertikalen Wänden ge-
mäß DIN EN 1991-1-4
d
[4.19.3]
Wind A B C h
e/5 4/5e
e d−e
Wind D E b
d
A B C h
Wind
A
Ansicht A für d ≤ e ≤ 5d Ansicht A für e > 5d
Wind A B h Wind A h
e/5 d – e/5 d
d
Wind A B h Wind A h
e = b oder 2h, der kleinere Wert ist maßgebend

b: Abmessung quer zur Anströmrichtung
Tab. 4.6: Außendruck-

Bereich A B C D E
beiwert cpe für vertikale
h/d cpe, 10 cpe, 1 cpe, 10 cpe, 1 cpe, 10 cpe, 1 cpe, 10 cpe, 1 cpe, 10 cpe, 1
Wände rechteckiger
≥5 – 1,4 – 1,7 – 0,8 – 1,1 – 0,5 – 0,7 + 0,8 + 1,0 – 0,5 – 0,7 Gebäude gemäß
DIN EN 1991-1-4/NA
1 – 1,2 – 1,4 – 0,8 – 1,1 – 0,5 + 0,8 + 1,0 – 0,5 [4.20.3]
≤ 0,25 – 1,2 – 1,4 – 0,8 – 1,1 – 0,5 + 0,7 + 1,0 – 0,3 – 0,5
Für einzeln in offenem Gelände stehende Gebäude können im Sogbereich auch größere Sogkräfte auftreten.
Zwischenwerte dürfen linear interpoliert werden.
Für Gebäude mit h/d > 5 ist die Gesamtwindlast anhand der Kraftbeiwerte gemäß DIN EN 1991-1-4 zu ermitteln.
43
Flachdächer
Außendruckbeiwerte cpe,1 und cpe,10 für Flachdächer
(Tab. 4.7) werden in Abhängigkeit von Bereichen F
bis I (Abb. 4.5) ermittelt, in die das Flachdach un-
terteilt wird. Der Einfluss einer Attika oder von ab-
gerundeten Traufbereichen wird mit berücksichtigt.

Bereich
beiwerte cpe für
Flachdächer gemäß Dachtyp F G H I
DIN EN 1991-1-4 cpe, 10 cpe, 1 cpe, 10 cpe, 1 cpe, 10 cpe, 1 cpe, 10 cpe, 1
[4.19.3]
+ 0,2
Scharfkantiger Traufbereich – 1,8 – 2,5 – 1,2 – 2,0 – 0,7 – 1,2
– 0,6
+ 0,2
hp/h = 0,025 – 1,6 – 2,2 – 1,1 – 1,8 – 0,7 – 1,2
– 0,6
+ 0,2
Mit Attika hp/h = 0,05 – 1,4 – 2,0 – 0,9 – 1,6 – 0,7 – 1,2
– 0,6
+ 0,2
hp/h = 0,10 – 1,2 – 1,8 – 0,8 – 1,4 – 0,7 – 1,2
– 0,6
+ 0,2
r/h = 0,05 – 1,0 – 1,5 – 1,2 – 1,8 – 0,4
– 0,2
Abge
+ 0,2
rundeter r/h = 0,10 – 0,7 – 1,2 – 0,8 – 1,4 – 0,3
– 0,2
Traufbereich
+ 0,2
r/h = 0,20 – 0,5 – 0,8 – 0,5 – 0,8 – 0,3
– 0,2
+ 0,2
α = 30° – 1,0 – 1,5 – 1,0 – 1,5 – 0,3
Mansarden- – 0,2
artig abge- + 0,2
α = 45° – 1,2 – 1,8 – 1,3 – 1,9 – 0,4
schrägter – 0,2
Traufbereich + 0,2
α = 60° – 1,3 – 1,9 – 1,3 – 1,9 – 0,5
– 0,2
Bei Dächern mit Attika oder abgerundetem Traufbereich darf für Zwischenwerte hp/h und r/h linear interpoliert werden.
Bei Dächern mit mansardendachartigem Traufbereich darf für Zwischenwerte von α zwischen α = 30°, 45° und 60° linear interpoliert werden.
Für α > 60° darf zwischen den Werten für α = 60° und den Werten für Flachdächer mit scharfkantigem Traufbereich linear interpoliert werden.
Im Bereich I, für den positive und negative Werte angegeben werden, sollten beide Werte berücksichtigt werden.
Für die Schräge des mansardendachartigen Traufbereichs selbst werden die Außendruckbeiwerte in Tab. 4.8 „Außendruckbeiwerte für Sattel
dächer und Trogdächer“ Anströmrichtung θ = 0 °, Bereiche F und G, in Abhängigkeit von dem Neigungswinkel des mansardendachartigen
Traufbereichs angegeben.
Für den abgerundeten Traufbereich selbst werden die Außendruckbeiwerte entlang der Krümmung durch lineare Interpolation entlang der Kurve
zwischen den Werten der vertikalen Wand und auf dem Dach ermittelt.
Bei mansardenartig abgeschrägten Traufbereichen mit einem horizontalen Maß weniger als e/10 sollten die Werte für scharfkantige Traufbereiche
verwendet werden. Für die Definition von e siehe Abb. 4.5.
Bei den Dachtypen „scharfkantiger Traufbereich” und „mit Attika” ist im Bereich I der negative Druckbeiwert mit – 0,6 a n zunehmen.
44
Abb. 4.5: Einteilung

der Dachflächen bei
Mit Attika Grundriss
Flachdächern gemäß
DIN EN 1991-1-4
d [4.19.3]
hp
ze e/4 F
h
Wind G H I b
Abgerundeter oder abgeschrägter Traufbereich
e/4 F
Traufbereich
α e/10
r
ze = h e/2

b: Abmessung quer zum Wind
Satteldächer
Satteldächer werden zunächst in Bereiche F bis J
eingeteilt (Abb. 4.6). Die Bezugshöhe ze entspricht
der Gebäudehöhe h. Je nach Bereich, Neigungs-
winkel des Daches und Anströmrichtung werden
die Außendruckbeiwerte cpe,1 und cpe,10 ermittelt
(Tab. 4.8).
Abb. 4.6: Einteilung der

Satteldach Trogdach Dachflächen bei Sattel-
und Trogdächern ge-
Luvseite Leeseite
Wind Wind mäß DIN EN 1991-1-4
θ = 0° α α θ = 0° Luvseite Leeseite
[4.19.3]
α α α<0
α>0 h
h
Anströmrichtung θ = 0° Anströmrichtung θ = 90°

Luvseite Leeseite
e/4 F
e/4 F H I
G
First oder Kehle
Wind θ = 90° First oder b

Kehle
Wind θ = 0° G H J I b G
H I
e/4 F
e/4 F
e/10
e/10 e/10 e/2

b: Abmessung quer zum Wind
45

Bereich für die Anströmrichtung θ = 0°
beiwerte cpe für Sattel-
und Trogdächer gemäß
Bereich
Neigungs-
DIN EN 1991-1-4 F G H I J
winkel α cpe, 10 cpe, 1 cpe, 10 cpe, 1 cpe, 10 cpe, 1 cpe, 10 cpe, 1 cpe, 10 cpe, 1
[4.19.3]
– 45° – 0,6 – 0,6 – 0,8 – 0,7 – 1,0 – 1,5
– 30° – 1,1 – 2,0 – 0,8 – 1,5 – 0,8 – 0,6 – 0,8 – 1,4
–15° – 2,5 – 2,8 – 1,3 – 2,0 – 0,9 – 1,2 – 0,5 – 0,7 – 1,2
– 5° – 2,3 – 2,5 – 1,2 – 2,0 – 0,8 – 1,2 – 0,6/+ 0,2 – 0,6/+ 0,2
– 1,7 – 2,5 – 1,2 – 2,0 – 0,6 – 1,2 + 0,2
5° – 0,6
+ 0,0 + 0,0 + 0,0 – 0,6
– 0,9 – 2,0 – 0,8 – 1,5 – 0,3 – 0,4 – 1,0 – 1,5
15°
+ 0,2 + 0,2 + 0,2 + 0,0 + 0,0 + 0,0
– 0,5 – 1,5 – 0,5 – 1,5 – 0,2 – 0,4 – 0,5
30°
+ 0,7 + 0,7 + 0,4 + 0,0 + 0,0
– 0,0 – 0,0 – 0,0 – 0,2 – 0,3
45°
+ 0,7 + 0,7 + 0,6 + 0,0 + 0,0
60° + 0,7 + 0,7 + 0,7 – 0,2 – 0,3
75° + 0,8 + 0,8 + 0,8 – 0,2 – 0,3
Für die Anströmrichtung θ = 0 ° und einen Neigungswinkel von α = – 5° bis + 45° ändert sich der Druck schnell zwischen positiven und negativen
Werten; daher werden sowohl der positive als auch der negative Wert angegeben. Bei solchen Dächern sind vier Fälle zu berücksichtigen, bei
denen jeweils der kleinste bzw. größte Wert für die Bereiche F, G und H mit den kleinsten bzw. größten Werten der Bereiche I und J kombiniert
werden. Das Mischen von positiven und negativen Werten auf einer Dachfläche ist nicht zulässig.
Für Dachneigungen zwischen den angegebenen Werten darf linear interpoliert werden, sofern nicht das Vorzeichen der Druckbeiwerte wechselt
(zwischen den Werten α = + 5 ° und α = – 5 ° darf nicht interpoliert werden, stattdessen sind die Werte für Flachdächer nach Tab. 4.7 zu benutzen).
Der Wert Null ist für Interpolationszwecke angegeben.
Bereich für die Anströmrichtung θ = 90°

Bereich
Neigungs-
F G H I
winkel α cpe, 10 cpe, 1 cpe, 10 cpe, 1 cpe, 10 cpe, 1 cpe, 10 cpe, 1
– 45° – 1,4 – 2,0 – 1,2 – 2,0 – 1,0 – 1,3 – 0,9 – 1,2
– 30° – 1,5 – 2,1 – 1,2 – 2,0 – 1,0 – 1,3 – 0,9 – 1,2
–15° – 1,9 – 2,5 – 1,2 – 2,0 – 0,8 – 1,2 – 0,8 – 1,2
– 5° – 1,8 – 2,5 – 1,2 – 2,0 – 0,7 – 1,2 – 0,6 – 1,2
5° – 1,6 – 2,2 –1,3 – 2,0 – 0,7 – 1,2 – 0,6
15° – 1,3 – 2,0 – 1,3 – 2,0 – 0,6 – 1,2 – 0,5
30° – 1,1 – 1,5 –1,4 – 2,0 – 0,8 – 1,2 – 0,5
45° – 1,1 – 1,5 – 1,4 – 2,0 – 0,9 – 1,2 – 0,5
60° – 1,1 – 1,5 – 1,2 – 2,0 – 0,8 – 1,0 – 0,5
75° – 1,1 – 1,5 – 1,2 – 2,0 – 0,8 – 1,0 – 0,5
46
4.2.4 Schneelasten Abb. 4.7: Schneelast-

zonenkarte gemäß
Schneelast auf dem Boden DIN EN 1991-1-3/NA
[4.20.2]
Grundlage für die Ermittlung von
Schneelasten sind DIN EN 1991-1-3
[4.19.2] und DIN EN 1991-1-3/NA
[4.20.2]. Charakteristische Werte
für Schneelasten sk auf dem Boden
werden in Abhängigkeit von den
Schneelastzonen 1 (z. B. Düssel-
dorf) bis 3 (z. B. Garmisch-Parten
kirchen) und der Geländehöhe A
über Meeresniveau ermittelt (Abb.
4.7). Für die Schneelastzonen 1a
und 2a ergeben sich die charak-
teristischen Werte jeweils durch
Erhöhung der Werte aus den
Zonen 1 und 2 mit einem Faktor
1,25. Die Sockelbeträge werden
in gleicher Weise angehoben
(Abb. 4.8).
Zone 1:
 A + 140 
2 Zone 1
sk = 0,19 + 0,91⋅   Gl. (4.2)
 760  Zone 1a
Zone 2
Zone 2: Zone 2a
2
Zone 3
 A + 140 
sk = 0,25 + 1,91⋅   Gl. (4.3)
 760 
Zone 3: Abb. 4.8: Charakte-

ristischer sk Wert der
Schneelast in kN/m2
16
2 Schneelast auf dem
 A + 140 
sk = 0,31+ 2,91⋅   Gl. (4.4) Sockelbeträge (Mindestwerte): Boden gemäß DIN EN
 760  14
Zone 1 0,65 kN/m2 (bis 400 m ü.d.M.) Zone 3 1991-1-3/NA [4.20.2]
Zone 2 0,85 kN/m2 (bis 285 m ü.d.M.)
12 Zone 3 1,10 kN/m2 (bis 255 m ü.d.M.)
Schneelast auf Dächern
Die Schneelast auf Dächern wird 10
in Abhängigkeit von der Bemes-

8
sungssituation, dem Umgebungs-
Zone 2
koeffizienten Ce, dem Temperatur- 6
koeffizienten Ct sowie aus einem
4
Formbeiwert für Schneelasten µi
zur Berücksichtigung der Dach- 2 Zone 1
form und dem charakteristischen
Wert der Schneelast auf dem 0
0 200 400 600 800 1.000 1.200 1.400
Boden sk ermittelt: Höhe über dem Meeresniveau in m
47
Abb. 4.9: Lastbild der Ständige und veränderliche Bemessungssituationen

Schneelasten auf Pult-
dächern gemäß µ1
DIN EN 1991-1-3
[4.19.2] s = µi · Ce · Ct · sk Gl. (4.5)
α
Außergewöhnliche Bemessungssituationen, bei
denen die außergewöhnliche Schneelast den
außergewöhnlichen Einwirkungen entspricht
s = µi · Ce · Ct · sAd Gl. (4.6)
Abb. 4.10: Lastbild

der Schneelasten auf
a) µ1 (α1) µ1 (α2)
Satteldächern und Außergewöhnliche Bemessungssituationen, in
Formbeiwerte µ gemäß denen Schneeverwehung die außergewöhnliche
DIN EN 1991-1-3 b) 0,5 µ1 (α1) µ1 (α2)
Einwirkung darstellt
[4.19.2]
c) µ1 (α1) 0,5 µ1 (α2)

s = µi · sk Gl. (4.7)
α1 α2
Der Umgebungskoeffizient Ce und der Temperatur-

koeffizient Ct werden gemäß DIN EN 1991-1-3/NA
mit 1 angenommen. Die Last ist als lotrecht wirkend
anzunehmen und bezieht sich auf die waagrechte
Projektion der Dachfläche.
Abb. 4.11: Formbei-
wert µ für Schnee Die Lastbilder der Schneelast sind beispielhaft für
1,6 µ2
Pultdächer in Abb. 4.9 und für Satteldächer in Abb.
Formbeiwert µ
lasten gemäß
DIN EN 1991-1-3
4.10 enthalten. Bei Flachdächern wird die anzuset-
[4.19.2]
zende Schneelast als gleichmäßig verteilte Voll-Last
1,2
angenommen, während bei Satteldächern je nach
Lastbild der ungünstigste Fall zu berücksichtigen ist.
0,8 Formbeiwert der Schneelast
µ1
Formbeiwerte zur Berechnung von Schneelasten auf
Dächern beziehen sich auf ausreichend wärmege-
0,4 dämmte Konstruktionen (U ≤ 1 W/(m²K)) mit üblicher
Dacheindeckung. Sofern im Einzelfall keine weiteren
Angaben vorliegen, gelten sie näherungsweise auch
0
0° 15° 30° 45° 60° für Glaskonstruktionen. Formbeiwerte werden u. a. in
Dachneigung α Abhängigkeit von der Dachform und der Dachnei-
gung ermittelt.
Tab. 4.9: Formbeiwerte
Neigungswinkel Für Pultdächer können die Formbeiwerte Abb. 4.11
µ für Schneelasten ge- 0° ≤ a ≤ 30° 30° < a < 60° a ≥ 60°
α des Pultdachs und Tab. 4.9 entnommen werden. Für Satteldächer
mäß DIN EN 1991-1-3
[4.19.2] (60° – a) gelten Abb. 4.10 und µ1-Werte aus Tab. 4.9. Dabei
Formbeiwert µ1 0,8 0,8 0,0
30° wird davon ausgegangen, dass der Schnee ungehin-
Formbeiwert µ2 0,8 + 0,8 a 1,6 –
dert vom Dach abrutschen kann. Ist z. B. ein Schnee
30° fanggitter oder ein anderes Hindernis vorhanden, ist
als Formbeiwert der Schneelast mindestens µ = 0,8
zu wählen.
48
4.2.5 Erdbebenlasten gemäß Empfehlungen für einen

DIN 4149 erdbebengerechten Entwurf
Zum Entwurf von baulichen Anlagen in Erdbeben
Die Ermittlung von Erdbebenlasten auf Hochbauten gebieten empfiehlt DIN 4149 die Einhaltung folgen
ist Bestandteil von DIN 4149 [4.10]. Sie gilt für den der Kriterien:
Entwurf, die Bemessung und die Konstruktion bau-
licher Anlagen des üblichen Hochbaus aus Stahlbe- Das Tragwerk ist einfach konzipiert, d. h. es wird
ton, Stahl, Holz oder Mauerwerk in deutschen Erd- ein System mit eindeutigen und direkten Wegen
bebengebieten. Wesentliches Ziel der Norm ist es, für die Übertragung der Erdbebenkräfte gewählt.
im Falle eines Erdbebens durch Sicherstellung der In jeder der Hauptrichtungen werden aussteifende
Standsicherheit von Bauwerken Menschenleben zu Tragwerksteile mit ähnlicher Steifigkeit und Trag
schützen. Leichte Schäden und Einschränkungen in fähigkeit gewählt.
der Gebrauchstauglichkeit werden hingenommen.
Steifigkeitssprünge zwischen übereinander liegen-
Beim Erdbeben dürfen z. B. durchaus Risse in Mau-
erwerk entstehen, jedoch darf die Standsicherheit den Geschossen werden vermieden.
nicht gefährdet werden. Unterschiedliche Höhenlagen horizontal benach-
Grundsätze des erdbebengerechten Entwerfens barter Geschosse werden vermieden.
Zu einer erdbebengerechten Konzeption von Bau- Bei gleichzeitiger Vermeidung von Massenexzentri-
werken gehört ein erdbebengerechter Entwurf, der zitäten, die zu erhöhten Torsionsbeanspruchungen
bestimmte Konstruktionsmerkmale wie Regelmäßig- führen, werden torsionssteife Konstruktionen ge-
keitskriterien hinsichtlich der Grundriss- und Aufriss- wählt.
gestaltung berücksichtigt.
Imperfektionsempfindliche und stabilitätsgefährdete
Die Kriterien für die Regelmäßigkeit im Grundriss be- Konstruktionen sowie Bauteile, deren Standsicher-
sagen, dass ein Gebäudegrundriss bezüglich der heit schon bei kleinen Auflagerbewegungen ge-
Horizontalsteifigkeit und der Massenverteilung um fährdet ist, werden vermieden.
zwei zueinander senkrechte Achsen nahezu symme
Geschossdecken werden als Scheiben zur Vertei-
trisch ist. Außerdem ist der Gebäudegrundriss kom-
lung der horizontalen Trägheitskräfte auf die aus-
pakt, damit die Geschossdecken bei einem Erd
steifenden Elemente ausgebildet.
beben ihre Form und Steifigkeit behalten. Rücksprin-
gende Ecken und Nischen im Grundriss können das Es werden Gründungskonstruktionen ausgewählt,
Aussteifungssystem beeinträchtigen und sind daher die eine einheitliche Verschiebung der verschiede-
zu vermeiden. Die Steifigkeit von Decken in ihrer nen Gründungsteile bei Erdbebenanregung sicher-
Ebene muss im Vergleich zur Horizontalsteifigkeit der stellen.
durch die Decken gekoppelten Stützen und Wände
Es werden duktile Konstruktionen mit der Fähigkeit
ausreichend groß sein.
zu möglichst großer Energiedissipation gewählt.
Bei der Aufrissgestaltung ist z. B. zu beachten, dass
Große Massen in oberen Geschossen werden ver-
die Steifigkeit über die Bauwerkshöhe gleichmäßig
mieden.
verteilt wird. Alle an der Aufnahme von Horizontal-
lasten beteiligten Tragwerksteile verlaufen ohne Un- Falls erforderlich: Das Tragwerk wird mittels Fugen
terbrechung von der Gründung bis zur Oberkante in dynamisch unabhängige Einheiten aufgeteilt.
des Gebäudes. Größere sprunghafte Veränderungen Erdbebeneinwirkung
mit der Bauwerkshöhe werden vermieden. Bei Ske- Im größten Teil der Bundesrepublik Deutschland sind
lettbauten bleibt das Verhältnis der tatsächlich vor- in den letzten Jahrhunderten keine intensitätsstarken
handenen Tragfähigkeit für Horizontallasten zur rech- Erdbeben verzeichnet worden, so dass eine Bemes-
nerisch erforderlichen Tragfähigkeit für aufeinander- sung hinsichtlich besonderer seismischer Einwir-
folgende Geschosse möglichst gleich. kungen nicht erforderlich ist.
Gebäude mit einer Regelmäßigkeit im Grundriss und Erdbebengefährdete Gebiete gibt es nur wenige. Sie
Aufriss verhalten sich im Erdbebenfall günstiger. Dies teilen sich auf in einen Übergangsbereich, der als
kann wirtschaftliche Vorteile bieten und das Erdbeben- Erdbebenzone 0 (z. B. Frankfurt/Main) definiert ist,
verhalten lässt sich rechnerisch einfacher erfassen. und in die Erdbebenzonen 1 (z. B. Karlsruhe) bis 3
49
Abb. 4.12: Erdbeben- der mit einem Einsturz verbunde

zonen in der Bundes-
nen Folgen (z. B. Gefahr für Men-
republik Deutschland
gemäß DIN 4149 [4.10] schenleben oder Verlust von Sach
werten) werden Hochbauten nach
Bedeutungskategorien klassifiziert
(Tab. 4.10).
Nachweis der Standsicherheit

Der Nachweis der Standsicherheit
im Grenzzustand der Tragfähigkeit
kann für Hochbauten der Bedeu
tungskategorien I bis III als er-
bracht angesehen werden, wenn
zwei wesentliche Bedingungen
erfüllt sind:
Die für die Kombination in der

Erdbebenbemessungssituation
mit einem Verhaltensbeiwert
q = 1,0 ermittelte horizontale
Gesamterdbebenkraft ist kleiner
als die maßgebende Horizontal-
kraft, die sich aus den anderen
Zone 0
zu untersuchenden Einwirkungs
kombinationen ergibt.
Zone 1
Zone 2 Die zu Beginn dieses Abschnitts
aufgelisteten Empfehlungen für
Zone 3
einen erdbebengerechten Ent-
wurf werden eingehalten.
(z. B. Tübingen) (Abb. 4.12). Als schen Untergrund (geologische Sind diese Bedingungen nicht er-
zonenspezifischer Einwirkungspa- Untergrundklassen R, S und T) dar. füllt, wird die Standsicherheit ge-
rameter gilt der Bemessungswert mäß DIN 4149 nach einem ver-
Auf Grundlage der Erdbebenzo-
der Bodenbeschleunigung ag, der einfachten Verfahren oder rechne-
nierung wird die seismische Ein
den Erdbebenzonen zugeordnet risch nachgewiesen.
wirkung durch ein sogenanntes
ist. Darüber hinaus sind innerhalb
elastisches Antwortspektrum er- Besondere Regeln für Mauer-
einer Erdbebenzone die Eigen
fasst, das die Antwort eines ela- werksbauten
schaften des Baugrundes (Bau-
stisch sich verformenden Bau- Für Mauerwerksbauten gelten be-
grundklassen A, B und C) von
werks auf ein Erdbeben beschreibt. sondere Regeln. Sie enthalten
Einfluss. Die darunter liegenden
Entsprechend ihrer Bedeutung für Definitionen, zusätzliche Anforde-
Schichten stellen den geologi
den Schutz der Allgemeinheit und rungen an Mauerwerksbaustoffe,
Tab. 4.10: Bedeu-
tungskategorien und Bedeutungskategorie Bauwerke Bedeutungsbeiwert γΙ
Bedeutungsbeiwerte Bauwerke von geringer Bedeutung für die öffentliche Sicherheit,
für Hochbauten gemäß I 0,8
z. B. landwirtschaftliche Bauten usw.
DIN 4149 [4.10]
Gewöhnliche Bauten, die nicht zu den anderen Kategorien gehören,
II 1,0
z. B. Wohngebäude
Bauwerke, deren Widerstandsfähigkeit gegen Erdbeben im Hin-
blick auf die mit einem Einsturz verbundenen Folgen wichtig ist,
III 1,2
z. B. große Wohnanlagen, Verwaltungsgebäude, Schulen, Ver-
sammlungshallen, kulturelle Einrichtungen, Kaufhäuser usw.
Bauwerke, deren Unversehrtheit im Erdbebenfall von Bedeutung
für den Schutz der Allgemeinheit ist,
IV 1,4
z. B. Krankenhäuser, wichtige Einrichtungen des Katastrophen-
schutzes und der Sicherheitskräfte, Feuerwehrhäuser usw.
50
spezielle Konstruktionsregeln und die Nachweisfüh- Erdbeben- Bedeutungs Maximale Anzahl von
Tab. 4.11: Bedeutungs
kategorie und zulässige
rung im Grenzzustand der Tragfähigkeit. zone kategorie Vollgeschossen
Anzahl der Vollgeschos
1 I bis III 4 se für Hochbauten ohne
Definitionen
2 I und II 3 rechnerischen Standsi-
Mauerwerksbauten sind als Bauten definiert, bei cherheitsnachweis ge-
denen Horizontallasten überwiegend über tragen- 3 I und II 2 mäß DIN 4149 [4.10]
de Wände aus Mauerwerk abgetragen werden.
Tab. 4.12: Mindest
Tragende Wände, die der Aussteifung gegen hori- Erdbeben t l
hk/t anforderungen an
zontale Einwirkungen dienen, werden als Schub- zone mm mm
aussteifende Wände
wände bezeichnet. 1 nach DIN EN 1996 ≥ 740 (Schubwände)
2 ≤ 18 ≥ 150 ≥ 980 gemäß DIN 4149 [4.10]
Für Hochbauten aus Mauerwerk in den Erdbeben 1)
zonen 1 bis 3 gelten die unten genannten Festle- 3 ≤ 15 ≥ 175 ≥ 980

gungen zu Baustoffen und Konstruktionen zu 1)
Wände der Wanddicke ≥ 115 mm dürfen zusätzlich
berücksichtigt werden, wenn hk/t ≤ 15 ist
sätzlich zu denen nach DIN EN 1996 [4.21] und
hk Knicklänge nach DIN 1053-1 bzw. DIN EN 1996
DIN 1053-4 [4.7.3]. Für nicht tragende Außen- t Wanddicke
schalen von zweischaligem Mauerwerk nach DIN l Wandlänge
EN 1996 in Gebäuden, die Tab. 4.11 entsprechen,

Haupttragwerks zu verankern. Um einen wirksamen
ist ein rechnerischer Nachweis für den Lastfall Erd-
Verbund zwischen den Einfassungsbauteilen und
beben nicht erforderlich. In Abhängigkeit von der
dem Mauerwerk zu erzielen, sind Einfassungsbau
Art des für erdbebenwiderstandsfähige Bauteile
teile erst nach Ausführung des Mauerwerks zu be
verwendeten Mauerwerks sind Mauerwerksbauten
tonieren. Die Querschnittsabmessung sowohl der
einem der folgenden Bauwerkstypen zuzuordnen:
horizontalen als auch der vertikalen Einfassungs
Bauwerke aus unbewehrtem Mauerwerk elemente soll nicht kleiner als 100 mm in jeder
Bauwerke aus eingefasstem Mauerwerk Richtung sein. Vertikale Einfassungselemente, die
Bauwerke aus bewehrtem Mauerwerk rechnerisch in Ansatz gebracht werden, sind fol-
gendermaßen anzuordnen:
Besondere Anforderungen an Mauerwerks
baustoffe An den freien Enden jedes tragenden Wand
Für Hochbauten aus Mauerwerk in deutschen Erd- bauteils.
bebengebieten ist die Verwendung von Mauerstei- Zu beiden Seiten jeder Wandöffnung mit einer
nen und Mauermörteln nach DIN EN 1996 zuge- Fläche von mehr als 1,5 m².
lassen. Mauersteine für Schubwände aus Mauer- Innerhalb einer Wand, wenn ein Abstand von 5 m
werk, die keine in Wandlängsrichtung durchlaufenden zwischen zwei Einfassungselementen über-
Innenstege haben, müssen in den Erdbebenzonen schritten wird.
2 und 3 in der in Wandlängsrichtung vorgesehenen
An Kreuzungspunkten von tragenden Wänden,
Steinrichtung eine mittlere Steindruckfestigkeit von
wenn die nach den o. g. Regeln angeordneten
mindestens 2,5 N/mm² aufweisen.
Einfassungselemente einen Abstand von mehr
Allgemeine Konstruktionsregeln als 1,5 m von diesem Kreuzungspunkt haben.
Neben den oben genannten Empfehlungen für den
Horizontale Einfassungselemente sind in der
Entwurf von baulichen Anlagen in Erdbebengebie-
Wandebene, in der Höhe jeder Decke und in je-
ten ist zu beachten, dass Hochbauten aus Mauer-
dem Fall in vertikalen Abständen von nicht mehr
werk in allen Vollgeschossen durch Geschoss
als 4 m anzuordnen. Als horizontale Einfassungs
decken ausgesteift werden. Die Aussteifungswir-
elemente gelten entsprechend bewehrte Stahlbe-
kung muss in allen Horizontalrichtungen gegeben
tondecken, Ringbalken usw. Die Bewehrung von
sein. Wände können nur dann zur Aussteifung her-
Einfassungselementen soll einen Mindestquer-
angezogen werden, wenn die Mindestanforderun-
schnitt von 1 cm² oder 1 % der Querschnittsfläche
gen an Schubwände nach Tab. 4.12 erfüllt sind.
des Einfassungselements nicht unterschreiten. Die
Zusätzliche Konstruktionsregeln für eingefass- Verbügelung der Längsbewehrung ist nach DIN
tes Mauerwerk 1045 [4.6] auszuführen, wobei Bewehrungsstahl
Horizontale und vertikale Einfassungsbauteile sind nach DIN 488 [4.4] oder allgemeinen bauaufsicht-
miteinander zu verbinden und in den Bauteilen des lichen Zulassungen zu verwenden ist. Für die Ver-
ankerung der Bewehrungsstäbe gilt DIN 1045.
51
Zusätzliche Konstruktionsregeln für bewehrtes Bei der Anordnung aussteifender Wände:

Mauerwerk Der Steifigkeitsmittelpunkt und der Massen-
In die Lagerfugen oder in geeignete Nuten der schwerpunkt liegen nahe beieinander.
Mauersteine ist mit einem vertikalen Abstand von Eine ausreichende Torsionssteifigkeit ist sicher
nicht mehr als 625 mm eine horizontale Beweh- gestellt.
rung einzulegen. Für den Mindestbewehrungs
Aussteifende Wände gehen über alle Geschosse
gehalt gilt DIN EN 1996. Hohe Bewehrungsgehalte
durch.
der Horizontalbewehrung, die gegebenenfalls zum
Aussteifende Wände tragen den überwiegenden
Druckversagen der Mauersteine vor dem Fließen
Teil der vertikalen Lasten.
des Stahls führen könnten, sind zu vermeiden. In
geeigneten Aussparungen von Mauersteinen ist Vertikallasten werden auf die aussteifenden
eine vertikale Bewehrung mit einer Querschnitts Wände in beiden Gebäuderichtungen verteilt.
fläche von nicht weniger als 1 cm² an folgenden Das Gebäude ist in beide Richtungen durch ge-
Stellen anzuordnen: nügend lange Schubwände ausreichend ausge-
An beiden freien Enden jedes Wandbauteils. steift.
An jeder Wandkreuzung. Die Mindestanforderungen an die auf die Ge-

schossgrundrissfläche bezogene Querschnitts-
Innerhalb der Wand, falls ein Abstand von 5 m
fläche von Schubwänden gemäß Tab. 4.13 wer-
zwischen zwei Vertikalbewehrungen überschrit-
den eingehalten.
ten wird.
Je Gebäuderichtung sind mindestens zwei
Die Bestimmungen zur Verbügelung der Längsbe-
Schubwände vorhanden, die mindestens
wehrung, zum Bewehrungsstahl und zur Veranke-
1,99 m lang sind.
rung der Bewehrungsstäbe gelten sinngemäß wie
im vorhergehenden Abschnitt. Für den Bemessungswert ag ⋅ S ⋅ gI ≤ 0,09 ⋅ g ⋅ k
müssen mindestens 50 % der Wandquerschnitts
Konstruktive Regeln für Mauerwerksbauten ohne flächen gemäß Tab. 4.13 aus Wänden mit
rechnerischen Nachweis der Standsicherheit mindestens 1,99 m Länge bestehen.
Auf einen rechnerischen Nachweis der Stand
Die Verwendung der Steinfestigkeitsklasse 2 für
sicherheit im Grenzzustand der Tragfähigkeit kann
Außenwände ist zulässig, wenn in jeder Richtung
verzichtet werden, wenn zusätzlich zu den in den
wenigstens 50 % der erforderlichen Wandquer-
vorhergehenden Abschnitten genannten Anforde-
schnittsfläche der Schubwände aus Mauerwerk
rungen folgende wesentliche konstruktive Regeln
der Festigkeitsklasse 4 oder höher bestehen.
eingehalten werden:
Die Gesamtquerschnittsfläche der Schubwände
Der Gebäudegrundriss ist kompakt, d. h. das entspricht dann den in Tab. 4.13 genannten
Breiten-Längen-Verhältnis beträgt b/l ≥ 0,25. Werten für die Steinfestigkeitsklasse 4.
Die maximale Anzahl der Vollgeschosse ent-
Die prozentuale Bestimmung der Mindestquerschnitts
spricht Tab. 4.11.
flächen der Schubwände je Gebäudeausrichtung ist
Die maximale Geschosshöhe beträgt 3,50 m. von der Anzahl der Vollgeschosse, der Steinfestig-
keitsklasse, dem Bemessungswert der Boden
Tab. 4.13: Mindestan-
ag ⋅ S ⋅ γΙ ag ⋅ S ⋅ γΙ ag ⋅ S ⋅ γΙ
forderungen an die auf
Anzahl ≤ 0,06 g ⋅ k1) ≤ 0,09 g ⋅ k1) ≤ 0,12 g ⋅ k1)
die Geschossgrund-
der Voll
rissfläche bezogene Steinfestigkeitsklasse nach DIN 1053-1 bzw. DIN EN 19962)3)
geschosse
Querschnittsfläche von
4 6 ≥ 12 4 6 ≥ 12 4 6 ≥ 12
Schubwänden je
Gebäudeausrichtung 1 0,02 0,02 0,02 0,03 0,025 0,02 0,04 0,03 0,02
gemäß DIN 4149 [4.10] 2 0,035 0,03 0,02 0,055 0,045 0,03 0,08 0,05 0,04
3 0,065 0,04 0,03 0,08 0,065 0,05 Kein vereinfachter Nachweis
4 KvNz 0,05 0,04 KvNz zulässig (KvNz)
1)
Für Gebäude, bei denen mindestens 70 % der betrachteten Schubwände in einer Richtung länger als 2 m sind, beträgt der Beiwert
k = 1 + (lay – 2)/4 ≤ 2. Dabei ist lay die mittlere Wandlänge der betrachteten Schubwände in m. In allen anderen Fällen beträgt k = 1.
Der Wert gΙ wird nach DIN 4149, Abschnitt 5.3 bestimmt.
2)
Bei Verwendung unterschiedlicher Steinfestigkeitsklassen, z. B. für Innen- und Außenwände, sind die Anforderungswerte im Verhältnis
der Flächenanteile der jeweiligen Steinfestigkeitsklasse zu wichten.
3)
Zwischenwerte dürfen linear interpoliert werden.
52
beschleunigung ag, dem Untergrundparameter S so- Teil 3: Vereinfachte Berechnungsmethoden für un-
wie dem Bedeutungsbeiwert gΙ abhängig. Mit diesen bewehrte Mauerwerksbauten, Ausgabe 2010-12
einfachen Regeln kann der vereinfachte Nachweis (Teil 3 ersetzt zum Teil DIN 1053-1 und zum Teil die
leicht erbracht werden und sollte daher dem rechne- zurückgezogene DIN 1053-100)
rischen Nachweis vorgezogen werden.
4.3.2 Berechnung gemäß
Falls der Nachweis der Standsicherheit aus bestim
mten Gründen rechnerisch geführt werden soll, wer-
DIN EN 1996 (Eurocode 6)
den die Rechenverfahren gemäß DIN EN 1996 sowie Sicherheitskonzept
Abschnitt 11.7 der DIN 4149 angewendet.
Nachweis
Mauerwerk wird im Grenzzustand der Tragfähigkeit
nach dem Sicherheitskonzept gemäß DIN EN 1990/
4.3 Mauerwerk NA nachgewiesen. Der Bemessungswert Ed einer
Schnittgröße infolge von Einwirkungen in einem Quer-
4.3.1 Nationale und europäische schnitt darf den Bemessungswert Rd des Tragwider-
Normung standes dieses Querschnitts nicht überschreiten:
Mauerwerk wurde früher entweder nach einem glo-
balen Sicherheitskonzept gemäß DIN 1053-1 oder
Ed ≤ Rd Gl. (4.8)
nach einem Teilsicherheitskonzept gemäß DIN 1053-
100 [4.7.4] berechnet. Durch die bauaufsichtliche
Einführung von DIN EN 1996 (Eurocode 6) und der
Einwirkungen
nationalen Anhänge in allen Bundesländern gilt diese
Für den Bemessungswert Ed der Beanspruchungen in
Norm alleine für die Bemessung und Ausführung von
einem Querschnitt sind die maßgebenden Einwirkun
Mauerwerk. Der Eurocode enthält umfassende Rege
gen relevant. Im Hochbau wird zwischen ständigen
lungen für unbewehrtes, bewehrtes, vorgespanntes
Einwirkungen (z. B. Eigen- und Ausbaulasten), verän-
und eingefasstes Mauerwerk.
derlichen Einwirkungen (z. B. Nutz-, Schnee- und
Es handelt sich hierbei um einen auf europäischer Windlasten) und außergewöhnlichen Einwirkungen
Ebene getroffenen Kompromiss, denn insbesondere (z. B. Explosion oder Fahrzeuganprall) unterschieden:
bei der Bemessung und der Ausführung von Mauer-
werk gab es in den europäischen Staaten große Ständige und vorübergehende
Unterschiede. Ergänzend zur europäischen Normen- Bemessungssituation
reihe gibt es nationale Anhänge, in denen national
festgelegte Parameter zu finden sind.

Ed = E { ∑γ
j≥1
G,j
· Gk,j ⊕ ∑ γQ,i · Qk,i }
i≥1
Gl. (4.9)
DIN EN 1996 „Eurocode 6: Bemessung und Konstruk- Außergewöhnliche Bemessungssituation

tion von Mauerwerksbauten“ besteht aus folgenden
Teilen und den zugehörigen nationalen Anhängen: Ed = E {∑γ
j≥1
GA,j
· Gk,j ⊕ Ad ⊕ Ψ1,1 · Qk,1 ⊕ ∑Ψ2,i · Qk,i
i≥1
}
Teil 1-1: Allgemeine Regeln für bewehrtes und un- Gl. (4.10)
bewehrtes Mauerwerk, Ausgabe 2010-12 (Teil 1-1 Ad: Bemessungswert der außergewöhnlichen Einwirkung
ersetzt zum Teil DIN 1053-1, zum Teil DIN 1053-3 E: Auswirkung der Einwirkungen
Gk: Charakteristischer Wert der ständigen Einwirkung
und zum Teil die zurückgezogene DIN 1053-100)
Qk: Charakteristischer Wert der veränderlichen Einwirkung
Teil 1-2: Allgemeine Regeln – Tragwerksbemes- γG: Teilsicherheitsbeiwert auf der Einwirkungsseite
(ständige Einwirkung)
sung für den Brandfall, Ausgabe 2011-04 (Teil 1-2 γGA: Teilsicherheitsbeiwert auf der Einwirkungsseite
ersetzt zum Teil DIN 4102-4 [4.8]) (außergewöhnliche Einwirkungen)
γQ: Teilsicherheitsbeiwert auf der Einwirkungsseite
Teil 2: Planung, Auswahl der Baustoffe und Aus- (veränderliche Einwirkungen)
führung von Mauerwerk, Ausgabe 2010-12 Teilsicherheitsbeiwerte können Tab. 4.14 entnommen werden
Ψ: Kombinationsbeiwerte gemäß Tab. 4.15
(Teil 2 ersetzt zum Teil DIN 1053-1 und zum Teil
⊕: Einwirkende Lasten sind ungünstig miteinander zu kombinieren
DIN 1053-3)
53
Tab. 4.14: Teilsicher-

Teilsicherheitsbeiwert
heitsbeiwerte für
Einwirkungen für den
γ
Einwirkung
Nachweis im Außergewöhnliche
Grenzzustand gemäß
Ungünstige Auswirkung Günstige Auswirkung
Bemessungssituation
DIN EN 1990/NA
[4.18] Ständig (G) γg,sup = 1,35 γG,inf = 1,00 γGA = 1,00
Veränderlich (Q) γQ,sup = 1,50 γQ,inf = 0 γGA = 1,00
Tab. 4.15: Zahlenwerte

Einwirkungen Ψ0 Ψ1 Ψ2
für Kombinations
beiwerte im Nutzlasten im Hochbau (Kategorien siehe EN 1991-1-1) 1)
Hochbau gemäß W Kategorie A: Wohn- und Aufenthaltsräume 0,7 0,5 0,3

DIN EN 1990/NA W Kategorie B: Büros 0,7 0,5 0,3
[4.18]
W Kategorie C: Versammlungsräume 0,7 0,7 0,6
W Kategorie D: Verkaufsräume 0,7 0,7 0,6
W Kategorie E: Lagerräume 1,0 0,9 0,8
W Kategorie F: Verkehrsflächen, Fahrzeuglast ≤ 30 kN 0,7 0,7 0,6
W Kategorie G: Verkehrsflächen, 30 kN ≤ Fahrzeuglast ≤ 160 kN 0,7 0,5 0,3
W Kategorie H: Dächer 0 0 0
Schnee- und Eislasten, siehe DIN EN 1991-1-3
W Orte bis zu NN + 1.000 m 0,5 0,2 0
W Orte über NN + 1.000 m 0,7 0,5 0,2
Windlasten, siehe DIN EN 1991-1-4 0,6 0,2 0
Temperatureinwirkungen (nicht Brand), siehe DIN EN 1991-1-5 0,6 0,5 0
Baugrundsetzungen, siehe DIN EN 1997 1,0 1,0 1,0
Sonstige Einwirkungen2),3) 0,8 0,7 0,5
1)
Abminderungsbeiwerte für Nutzlasten in mehrgeschossigen Hochbauten siehe DIN EN 1991-1-1.
2)
lüssigkeitsdruck ist im Allgemeinen als eine veränderliche Einwirkung zu behandeln, für die die Ψ-Beiwerte standortbedingt festzulegen sind.
F
Flüssigkeitsdruck, dessen Größe durch geometrische Verhältnisse begrenzt ist, darf als eine ständige Einwirkung behandelt werden, wobei alle
Ψ-Beiwerte gleich 1,0 zu setzen sind.
3)
Ψ-Beiwerte für Maschinenlasten sind betriebsbedingt festzulegen.
Tragwiderstand dem Teilsicherheitsbeiwert für das Material γM und

Der Tragwiderstand Rd ergibt sich aus den Trag- dem Dauerstandsfaktor ζ wie folgt ermittelt:
werksdaten (Abmessung des Bauteils und Baustoff-
kenngröße), d. h. er ist der Quotient aus Festigkeits- fk
eigenschaften f von Mauerwerk und einem Teilsicher fd = ·ζ Gl. (4.12)
γM
heitsbeiwert γM für Baustoffeigenschaften:
Dabei wird gemäß DIN EN 1996-1-1 die charakteristi
{ }
fk f sche Druckfestigkeit fk von Mauerwerk aus dem Re-
Rd = R · ζ ; vk Gl. (4.11)
γM γM chenwert für die mittlere Mindestdruckfestigkeit fst von
R: Widerstand
Mauerwerk (Tab. 4.16) und der Druckfestigkeit fm des
fk: Charakteristischer Wert der Mauerwerksdruckfestigkeit Dünnbettmörtels von 10 N/mm² sowie einer Konstan
fvk: Charakteristischer Wert der Schubfestigkeit te K, den Exponenten α und β (Tab. 4.17) berechnet:
γM: Teilsicherheitsbeiwert für Mauerwerk aus Porenbeton
(Kategorie I mit Mörtel nach Eignungsprüfung oder
Rezeptmörtel)
- ständige und vorübergehende Bemessungssituation: fk = K · fstα · fmβ Gl. (4.13)
γM = 1,5
- außergewöhnliche Bemessungssituation: γM = 1,3
ζ: Dauerstandsfaktor
- dauernde Beanspruchung infolge Eigengewicht, Für Dünnbettmörtel-Mauerwerk aus Porenbeton er-
Schnee- und Verkehrslasten: ζ = 0,85
- kurzzeitige Beanspruchungsarten: ζ = 1 geben sich daraus die in Tab. 4.18 vertafelten Werte.
Schubfestigkeit
Druckfestigkeit Der Bemessungswert der Mauerwerksschubfestigkeit
Der Bemessungswert der Mauerwerksdruckfestigkeit fvd wird im genaueren Nachweisverfahren aus dem
fd wird aus der charakteristischen Druckfestigkeit fk, charakteristischen Wert der Schubfestigkeit fvk und
54
dem Teilsicherheitsbeiwert γM ermittelt, wobei nach Umgerechnete mittlere

Tab. 4.16: Rechen-
Druckfestigkeitsklasse werte für die mittlere
Scheibenschub und Plattenschub zu differenzieren ist: Mindestdruckfestigkeit
der Mauersteine und Mindestdruckfestigkeit
fst
Planelemente fst von Mauerwerk in
N/mm2
Abhängigkeit von der
fvk
fvd = Gl. (4.14) 2 2,5 Druckfestigkeitsklasse
γM gemäß DIN EN 1996-
4 5,0
1-1/NA [4.22.1]
6 7,5
Scheibenschub
8 10,0
Die charakteristische Schubkraft fvk von Mauerwerk
ist der kleinere Wert aus Reibungs- oder Steinzug- Tab. 4.17: Parameter
Mittlere Parameter
versagen: zur Ermittlung der
Steindruckfestigkeit
Druckfestigkeit von
fst K α β Einsteinmauerwerk
N/mm2 aus Porenbeton mit
fvk = min {fvlt1; fvlt2} Gl. (4.15) 2,5 ≤ fst < 5,0 0,9 0,76 – Dünnbettmörtel gemäß
DIN EN 1996-1-1/NA
5,0 ≤ fst ≤ 10,0 0,9 0,75 – [4.22.1]
Tab. 4.18: Charakteri-

Reibungsversagen: Steindruckfestigkeits- fk
stische Druckfestigkeit
klasse N/mm2
Vermörtelte Stoßfugen fk von Einsteinmauer
2 1,8 werk aus Porenbeton
fvlt1 = fvk0 + 0,4 · σDd Gl. (4.16) steinen mit Dünnbett-
fvlt2 = 0,5 · fvk0 + 0,4 · σDd 4 3,0
mörtel gemäß DIN EN
Unvermörtelte Stoßfugen 6 4,1 1996-3/NA [4.22.4]
8 5,1
fvlt2 = 0,5 · fvk0 + 0,4 · σDd Gl. (4.17)
Steinzugversagen Plattenschub
(vermörtelte und unvermörtelte Stoßfugen): Vermörtelte Stoßfugen:
fvlt2 = 0,45 · fbt,cal · √ 1+

σDd
fbt,cal
Gl. (4.18)
fvlt1 = fvk0 + 0,6 · σDd Gl. (4.22)
fbt,cal: Rechnerische Steinzugfestigkeit

Für Porenbeton-Plansteine der Länge l ≥ 498 mm und
der Höhe h ≥ 248 mm gilt: Unvermörtelte Stoßfugen:
0,082 1
fbt,cal = · · fst Gl. (4.19)
1,25 0,5
( 25)
fst
0,7 +
2
fvlt1 = · f + 0,6 · σDd Gl. (4.23)
Werte sind in Tab. 4.19 vertafelt 3 vk0
fvk0: Haftscherfestigkeit von Mauerwerk ohne Auflast
Dünnbettmörtel: fvk0 = 0,22 N/mm2
σDd: Bemessungswert der zugehörigen Druckspannung an
der Stelle der maximalen Druckspannung
Verformungseigenschaften
- Rechteckquerschnitte:
Elastizitätsmodul
σDd = NEd/A Gl. (4.20)
Der Kurzzeitelastizitätsmodul E wird aus einer Kenn-
- Im Regelfall ist als minimale Einwirkung maßgebend: zahl KE und der charakteristischen Mauerwerks-
NEd = 1,0 · NGK Gl. (4.21) druckfestigkeit fk ermittelt:
A: Überdrückte Querschnittsfläche
Bei Mauerwerk aus Porenbeton-Plansteinen mit glatten Stirnflächen

und vollflächig vermörtelten Stoßfugen kann der Wert fvlt2 um den E = KE · fk Gl. (4.24)
Faktor 1,2 erhöht werden.
Tab. 4.19: Rechne-

Mittlere Steindruckfestigkeit Rechnerische Steinzugfestigkeit
rische Steinzugfestig-
Steindruckfestigkeitsklasse fst fbt,cal
keit fbt,cal von Poren-
N/mm2 N/mm2
beton-Plansteinen in
2 2,5 0,16 Abhängigkeit von der
4 5,0 0,29 mittleren Steindruck-
festigkeit fst gemäß
6 7,5 0,39 DIN EN 1996-1-1/NA
8 10,0 0,49 [4.22.1]
55
Tab. 4.20: Kennwerte

für Kriechen, Quellen Kenngröße Rechenwert Wertebereich
oder Schwinden und
Endkriechzahl 1)
φ∝ 0,5 0,2 bis 0,7
Wärmedehnung von
Porenbetonsteinen mit Endwert der Feuchtedehnung2) εf [mm/m] – 0,1 – 0,2 bis + 0,1
Dünnbettmörtel gemäß
DIN EN 1996-1-1/NA Wärmeausdehnungskoeffizient αt [10-6/K] 8 7 bis 9
[4.22.1] 1)
Endkriechzahl φ∝ = ε∝/εel, mit ε∝ als Endkriechmaß und εel = σ/E.
2)
Endwert der Feuchtedehnung ist bei Stauchung negativ und bei Dehnung positiv angegeben.
Der Rechenwert der Kennzahl für Porenbetonsteine vorliegen und wenn in Längs- und Querrichtung
beträgt gemäß DIN EN 1996-1-1/NA KE = 550, wo- des Gebäudes eine offensichtlich ausreichende
bei der Wertebereich mit 500 bis 650 angegeben Anzahl von genügend langen aussteifenden Wän-
wird. Für den Nachweis der vertikalen Belastung im den vorhanden ist, die ohne größere Schwächun-
Grenzzustand der Tragfähigkeit (Knicksicherheits- gen und ohne Versprünge bis auf die Fundamente
nachweis) ist abweichend davon ein Elastizitätsmodul geführt sind.
von E0 = 700 · fk zu verwenden.
Bei Elementmauerwerk mit einem planmäßigen
Kriechen, Quellen, Schwinden und Wärmedehnung Überbindemaß lol, das weniger als das 0,4-fache
Die Werte für Kriechen, Quellen, Schwinden und Wär der Steinhöhe hu beträgt, ist bei einem Verzicht
medehnung können Tab. 4.20 entnommen werden. auf einen rechnerischen Nachweis der Aussteifung
des Gebäudes die gegebenenfalls geringere
Vereinfachtes und genaueres Schubtragfähigkeit bei hohen Auflasten zu berück-
Verfahren sichtigen.
Für die Berechnung gemäß DIN EN 1996 stehen ein Ist bei einem Bauwerk nicht von vornherein er-
vereinfachtes und ein genaueres Verfahren zur Verfü- kennbar, dass seine Aussteifung gesichert ist, so
gung. Teil 1-1 der Norm enthält das genauere Ver- ist ein rechnerischer Nachweis der Schubtragfä-
fahren. Vereinfachte Berechnungsmethoden gemäß higkeit nach dem genaueren Verfahren gemäß DIN
Teil 3 können unter bestimmten Anwendungsbedin- EN 1996-1-1 und DIN EN 1996-1-1/NA zu führen.
gungen für die Bemessung und Konstruktion folgen Wände, die vertikal und durch Wind beansprucht
der unbewehrter Mauerwerkswände angewendet werden
werden: Für Mauerwerk aus Porenbeton dürfen die verein-
Wände, die vertikal und durch Wind beansprucht fachten Berechnungsmethoden angewendet werden,
werden wenn allgemeine Bedingungen erfüllt sind:
Wände, die horizontal, jedoch nicht vertikal bean- Die Gebäudehöhe hm über Geländeoberfläche darf
sprucht werden nicht mehr als 20 m betragen. Hat das Gebäude
ein geneigtes Dach, darf als Gebäudehöhe das
Wände, die durch Einzellasten beansprucht werden
Mittel aus First- und Traufhöhe gelten.
Wandscheiben
Die Stützweite l der auf den Wänden aufliegenden
Kellerwände, die durch horizontalen Erddruck und Decken darf nicht mehr als 6 m betragen, sofern
vertikale Lasten beansprucht werden die Biegemomente aus dem Deckendrehwinkel
nicht durch konstruktive Maßnahmen, z. B. Zent-
Die vereinfachten Berechnungsmethoden gelten nicht
rierleisten, begrenzt werden. Bei zweiachsig ge-
bei außergewöhnlichen Einwirkungen, es sei denn,
spannten Decken ist für l die kürzere der beiden
Wind- und Schneelasten sind als solche definiert.
Stützweiten anzusetzen.
Hinsichtlich der Aussteifung und Beanspruchung
Bestimmte Beanspruchungen, z. B. Biegemomente
eines Gebäudes, zu dem die betreffenden Wände
aus Deckeneinspannungen oder Deckenauflage-
gehören, sind folgende Voraussetzungen zu berück-
rungen, ungewollte Ausmitten beim Knicknachweis
sichtigen:
und Wind auf tragende Wände brauchen nicht
Auf einen rechnerischen Nachweis der Aussteifung nachgewiesen zu werden, da sie in den Sicherhei-
darf verzichtet werden, wenn die Geschossdecken ten, die dem Nachweisverfahren zugrunde liegen
als steife Scheiben ausgebildet sind bzw. statisch oder durch konstruktive Regeln berücksichtigt
nachgewiesene, ausreichend steife Ringbalken sind. Dabei wird vorausgesetzt, dass in halber
56
Geschosshöhe der Wand nur Biegemomente aus werden, wenn die Bedingungen zur Anwendung
der Deckeneinspannung oder -auflagerung und aus der vereinfachten Berechnungsmethoden einge-
Windlasten auftreten. halten sind und ausreichende horizontale Halterun-
gen vorhanden sind. Als solche gelten z. B. Decken
Greifen davon abweichend an tragenden Wänden
mit Scheibenwirkung oder statisch nachgewiesene
größere horizontale Lasten an, ist der Nachweis
Ringbalken im Abstand der zulässigen Wandhöhen.
nach dem genaueren Berechnungsverfahren ge-
mäß DIN EN 1996-1-1 zu führen. Ein Versatz der Das planmäßige Überbindemaß lol muss mindestens
Wandachsen infolge einer Änderung der Wand das 0,4-fache der Steinhöhe hu und mindestens
dicken gilt dann nicht als größere Ausmitte, wenn 45 mm betragen. Nur bei Elementmauerwerk darf
der Querschnitt der dickeren tragenden Wand den das planmäßige Überbindemaß lol auch mindes-
Querschnitt der dünneren tragenden Wand um- tens 0,2 · hu und mindestens 125 mm betragen.
schreibt. Gleiches gilt für Lastausmitten aus nicht
Die Deckenauflagertiefe a muss mindestens die
vollflächig aufgelagerten Decken, wenn diese nach
halbe Wanddicke t (0,5 · t), jedoch mehr als 100 mm
DIN EN 1996-3/NA berücksichtigt werden.
betragen. Bei einer Wanddicke von 365 mm darf
Sofern kein genauerer Nachweis geführt wird, darf die Mindesttiefe des Deckenauflagers auf 0,45 · t
für Wände, die als Endauflager für Decken oder reduziert werden.
Dächer dienen und durch Wind beansprucht wer-
Freistehende Wände sind nach DIN EN 1996-1-1
den, der Bemessungswert NEd der kleinsten verti-
nachzuweisen.
kalen Belastung in Wandmittenhöhe im betrachte-
ten Geschoss vereinfacht berechnet werden. Der Die Schlankheit λ von Wänden darf nicht größer
Bemessungswert qEwd, die lichte Geschosshöhe h, als 27 sein.
die über die vertikale Belastung wirkende Breite b Weitere Voraussetzungen gemäß Tab. 4.21 werden
und die Deckenauflagertiefe a werden dabei wie erfüllt.
folgt berücksichtigt:
Nachweis der Tragfähigkeit von Mauerwerk
3 · qEwd · h · b
2 Die Tragfähigkeit von Mauerwerk wird dadurch nach-
NEd ≥ gewiesen, dass die vertikale Belastung NEd einer Wand
(
16 · a – h
300 ) Gl. (4.25)
den vertikalen Tragwiderstand NRd nicht überschreitet:
Der Einfluss der Windlast senkrecht zur Wand NEd ≤ NRd Gl. (4.26)
ebene von tragenden Wänden darf vernachlässigt
Tab. 4.21: Vorausset

Voraussetzungen
zungen für die Anwen
Aufliegende Decke dung des vereinfachten
Wanddicke Lichte Wandhöhe
Bauteil Stützweite Nutzlast1) Nachweisverfahrens
gemäß DIN EN 1996-3/
t h lt qk
NA [4.22.4]
mm m m kN/m2
≥ 115
≤ 2,75
Tragende Innenwände < 240 ≤ 6,00 ≤5
≥ 240 –
≥ 1152)
< 1502)
≤3
Tragende Außenwände ≥ 1503)
≤ 2,75
und zweischalige < 1753) ≤ 6,00
Haustrennwände ≥ 175
< 240 ≤5
≥ 240 ≤ 12 t
1)
Einschließlich Zuschlag für nicht tragende innere Trennwände.
2)
einschalige Außenwand nur bei eingeschossigen Garagen und vergleichbaren Bauwerken, die nicht zum dauernden Aufenthalt von
Als
Menschen vorgesehen sind.
Als Tragschale zweischaliger Außenwände und bei zweischaligen Haustrennwänden bis maximal zwei Vollgeschosse zuzüglich ausgebautes
Dachgeschoss; aussteifende Querwände im Abstand ≤ 4,50 m bzw. Randabstand von einer Öffnung ≤ 2,0 m.
3)
Bei charakteritischen Mauerwerksdruckfestigkeiten fk < 1,8 N/mm2 gilt zusätzlich Fußnote 2.
57
Vertikale Belastung NEd einer Wand Das Gebäude hat nicht mehr als drei Geschosse
Die vertikale Belastung NEd einer Wand (einwirkende über Geländehöhe.
Normalkraft) wird im Allgemeinen vereinfacht aus dem Die Wände sind rechtwinklig zur Wandebene
charakteristischen Wert der Normalkraft aus Eigen- durch die Decken und das Dach in horizontaler
gewicht NGk und dem charakteristischen Wert der Richtung gehalten, entweder durch die Decken
Normalkraft aus Verkehrslast NQk ermittelt: und das Dach selbst oder durch geeignete Kon-
struktionen, z. B. Ringbalken mit ausreichender
Steifigkeit.
NEd = 1,35 · NGk + 1,50 · NQk Gl. (4.27)
Die Auflagertiefe der Decken und des Daches
auf der Wand beträgt mindestens 2/3 der Wand-
In Hochbauten mit Stahlbetondecken und charak dicke, jedoch nicht weniger als 85 mm.
teristischen Nutzlasten einschließlich Trennwand Die lichte Geschosshöhe ist nicht größer als
zuschlag von maximal qk ≤ 3,0 kN/m² darf verein 3,0 m.
fachend angesetzt werden:
Die kleinste Gebäudeabmessung im Grundriss
beträgt mindestens 1/3 der Gebäudehöhe.
NEd = 1,4 · (NGk + NQk) Gl. (4.28) Die charakteristischen Werte der veränderlichen
Einwirkungen auf den Decken und dem Dach
sind nicht größer als 5,0 kN/m².
Bemessungswert des vertikalen Tragwiderstands
Die größte lichte Spannweite des Daches be-
NRd einer Wand
trägt 6,0 m, ausgenommen Leichtgewichts-
Der Bemessungswert des vertikalen Tragwider-
Dachkonstruktionen, bei denen die Spannweite
stands NRd einer Wand wird aus dem Abminderungs-
12,0 m nicht überschreiten darf.
beiwert Φs zur Berücksichtigung der Schlankheit und
der Lastausmitte, dem Bemessungswert der Druck- Das Verhältnis aus Knicklänge hef der Wand und
festigkeit des Mauerwerks fd und der belasteten der effektiven Wanddicke t ist nicht größer als 21.
Bruttoquerschnittsfläche A der Wand ermittelt: Unter diesen Voraussetzungen wird die Größe des
Abminderungsbeiwertes Φs in Abhängigkeit von der
Schlankheit der Wand λ ermittelt (Tab. 4.22), die sich
NRd = Φs · fd · A Gl. (4.29) aus der Knicklänge hef und der effektiven Wanddicke t
ergibt:
Abminderungsbeiwert Φs zur Berücksichtigung

der Schlankheit und der Lastausmitte hef
λ= Gl. (4.30)
Für die Ermittlung des Abminderungsbeiwertes Φs zur t
Berücksichtigung der Schlankheit und der Lastaus-
mitte stehen unter bestimmten Bedingungen zwei Allgemein gültige Methode
Methoden zur Auswahl: Bei Traglastminderung infolge der Lastausmitte bei
Endauflagern auf Außen- und Innenwänden darf in
Vereinfachte Methode
Abhängigkeit vom charakteristischen Wert der
Soll Φs gemäß DIN EN 1996-3 Anhang A verein-
Mauerwerksdruckfestigkeit fk folgendermaßen un-
facht ermittelt werden, sind zusätzlich zu den Vor-
ter Berücksichtigung der Stützweite lf der angren-
aussetzungen des vereinfachten Berechnungsver-
zenden Geschossdecke und des Verhältnisses a/t
fahrens folgende Bedingungen einzuhalten:
Tab. 4.22: Abmin-

Abminderungsbeiwert
derungsbeiwert Φs Schlankheit der Wand Φs
gemäß DIN EN 1996-3 λ
[4.21.4] und DIN EN Vollaufliegende Decke Teilaufliegende Decke
1996-3/NA [4.22.4] ≤ 10 0,70
10 < λ ≤ 18 0,50 0,451)
18 < λ ≤ 21 0,36
1)
Mindestwanddicke t ≥ 300 mm
58
aus Deckenauflagertiefe zur Wanddicke abge- Abb. 4.13: Teilweise

aufliegende Decken-
schätzt werden (Abb. 4.13):
Nod platten, Bezeich
nungen gemäß DIN EN
N
für fk ≥ 1,8 : 1996-3/NA [4.22.4]
mm2
lf a
Φ1 = 1,6 – ≤ 0,9 · Gl. (4.31)
6 t
NDd
N
für fk < 1,8 :
mm2
a
l a
Φ1 = 1,6 – f ≤ 0,9 · Gl. (4.32)
5 t
Für die Stützweite lf der angrenzenden Geschoss-

decke bei zweiachsig gespannten Decken ist die t
kürzere der beiden Stützweiten einzusetzen. Bei
Decken über dem obersten Geschoss, insbeson- rausgesetzt, dass in halber Geschosshöhe nur
dere bei Dachdecken, gilt für den Abminderungs- Biegemomente aus der Deckeneinspannung und
beiwert aufgrund geringerer Lasten Φ1 = 0,333. aus Windlasten auftreten.
Wird die Traglastminderung infolge Deckenverdre- Knicklänge hef
hung durch konstruktive Maßnahmen vermieden, Bei Berechnung der Knicklänge hef ist nach zwei- und
z. B. durch Zentrierleisten mittig unter dem Decken mehrseitig (drei- und vierseitig) gehaltenen Mauer-
auflager, so gilt unabhängig von der Deckenstütz werkswänden zu unterscheiden.
weite:
Zweiseitig gehaltene Wände
bei teilweise aufliegender Deckenplatte: Im Falle flächig aufgelagerter Decken, z. B. massi-
ven Plattendecken oder Rippendecken mit lastver-
a teilenden Auflagerbalken, wird bei Berechnung der
Φ1 = 0,9 · Gl. (4.33)
t Knicklänge hef zweiseitig gehaltener Wände außer
der lichten Geschosshöhe h auch die Einspannung
der Wand in den Decken durch einen Abminde-
bei vollaufliegender Deckenplatte:
rungsfaktor ρ2 (Tab. 4.23) berücksichtigt:
Φ1 = 0,9 Gl. (4.34)

hef = ρ2 · h Gl. (4.36)
Zur Berücksichtigung der Traglastminderung bei

Dreiseitig gehaltene Wände
Knickgefahr gilt:
1
hef 2
hef = · ρ2 · h ≥ 0,3 · h
Φ2 = 0,85 ·
a
t
– 0,0011 ·
t ( ) Gl. (4.35)
(
1 + α3 ·
ρ2 · h
)
2
Gl. (4.37)
3 · b'
Maßgebend für die Bemessung der Wand ist der

kleinere der beiden Werte Φ1 und Φ2. Es wird vo-
Tab. 4.23: Abmin-

Wanddicke Auflagertiefe Abminderungsfaktor
derungsfaktor ρ2 der
t a ρ2
Knicklänge hef gemäß
mm mm
DIN EN 1996-3/NA
≤ 175 t 0,75 [4.22.4]
175 < t ≤ 250 t 0,90
> 250 ≥ 175 1,00
59
Vierseitig gehaltene Wände an ihrer Stelle ein freier Rand anzunehmen, wenn die
h Restwanddicke kleiner als die halbe Wanddicke oder
bei α4 · ≤ 1: kleiner als 115 mm ist.
b
Bemessungswert der Druckfestigkeit des Mauer-
hef = 1 · ρ2 · h werks fd
( )
ρ2 · h 2
Gl. (4.38)
1 + α4 · Der Bemessungswert der Druckfestigkeit des Mauer
b werks fd ergibt sich gemäß DIN EN 1990/NA aus
dem Dauerstandsfaktor ζ, dem charakteristischen
h Wert der Mauerwerksdruckfestigkeit fk (Tab. 4.18)
bei α4 · > 1:
b
und dem Teilsicherheitsbeiwert γM auf der Wider-
standsseite:
b
hef = α4 · Gl. (4.39)
2
f
fd = ζ · γk Gl. (4.40)
M
Anpassungsfaktoren α3 und α4
Für Mauerwerk mit einem planmäßigen Überbindemaß
lol/hu ≥ 0,4 sind die Anpassungsfaktoren α3 und α4 Bei Wand-Querschnittsflächen ≤ 0,1 m² ist die Be-
gleich Null zu setzen. messungsdruckfestigkeit des Mauerwerks mit dem
Faktor 0,8 zu multiplizieren.
Für Elementmauerwerk mit einem planmäßigen
Überbindemaß 0,2 ≤ lol/hu < 0,4 sind die Anpassungs- Belastete Bruttoquerschnittsfläche A
faktoren nach Tab. 4.24 zu ermitteln. Für die belastete Bruttoquerschnittsfläche A der Wand
ist der maßgebende Wandabschnitt (bezogen auf ei-
Tab. 4.24: Anpassungs
Steingeometrie hu/lu 0,5 0,625 1 2 nen Meter Wandlänge) anzusetzen.
faktoren α3 und α4 zur
Abschätzung der Knick- Kelleraußenwände, die durch horizontalen Erd-
länge von Wänden aus 3-seitige Lagerung α3 1,0 0,90 0,83 0,75
Elementmauerwerk mit
druck beansprucht werden
einem Überbindemaß 4-seitige Lagerung α4 1,0 0,75 0,67 0,60 Kellerwände unter Erddruck dürfen vereinfacht be-
von 0,2 ≤ lol/hu < 0,4 messen werden, wenn folgende Bedingungen einge-
Abstand des freien Randes von der Mitte der hal- halten sind:
NA [4.22.4]
tenden Wand b' und Mittenabstand der haltenden
Die lichte Höhe h der Kellerwand ist maximal 2,60 m.
Wände b (Abb. 4.14)
Ist b' > 15 · t bei dreiseitig bzw. b > 30 · t bei viersei- Die Wanddicke t ist mindestens 20 cm.
tig gehaltenen Wänden, so darf keine seitliche Halte- Die Kellerdecke wirkt als aussteifende Scheibe und
rung angesetzt werden. Diese Wände sind wie zwei- kann die aus dem Erddruck resultierenden Kräfte
seitig gehaltene Wände zu behandeln. Hierbei ist t aufnehmen.
die Dicke der gehaltenen Wand. Ist die Wand im Be-
reich des mittleren Drittels der Wandhöhe durch ver- Im Einflussbereich des Erddrucks auf die Keller-
tikale Schlitze oder Aussparungen geschwächt, so wand ist die charakteristische Verkehrslast nicht
ist für t die Restwanddicke einzusetzen oder ein frei- größer als 5 kN/m² und im Abstand von weniger
er Rand anzunehmen. Unabhängig von der Lage als 1,50 m zur Wand ist keine Einzellast von mehr
eines vertikalen Schlitzes oder einer Aussparung ist als 15 kN vorhanden.
Abb. 4.14: Darstellung Der Erddruckbeiwert beträgt höchstens 1/3.

der Größen b und b' für gehaltene Wand
aussteifende Wände Die Geländeoberfläche steigt ausgehend von der
drei- und vierseitig ge-
haltene Wände gemäß Wand nicht an.
DIN EN 1996-3/NA
[4.22.4]
Die Anschütthöhe he darf höchstens 1,15 · h be-
tragen.
Es wirkt kein hydrostatischer Druck auf die Wand.
Es ist entweder keine Gleitfläche vorhanden, z. B.

infolge einer Feuchtigkeitssperrschicht, oder es
b' b' b
sollten Maßnahmen ergriffen werden, um die Schub
kraft aufnehmen zu können. Der Einfluss einer
60
Feuchtesperrschicht darf vernachlässigt werden, Vertikale Belastung NEd einer Wand

wenn die waagerechte Abdichtung (Querschnitts- Die Bemessungswerte NEd,max und NEd,min der verti-
abdichtung) aus einer besandeten Bitumendach- kalen Belastung der Wand in halber Höhe der An-
bahn (R 500 nach DIN EN 13969 [4.25]) in Verbin- schüttung je Meter Wandlänge werden nach fol-
dung mit DIN SPEC 20000-202 [4.26] aus minera- genden Beziehungen ermittelt, wobei hinsichtlich
lischen Dichtungsschlämmen nach DIN 18533-1 des Maximalwertes eine Lastexzentrität von e = 1/3
[4.12] oder aus Material mit gleichwertigem Rei- vorausgesetzt wird:
bungsverhalten besteht, für das die jeweiligen
Bemessungswert NEd,max der größten vertikalen Be-
Bestimmungen der Zulassungen gelten.
lastung der Wand in halber Höhe der Anschüttung:
Bezüglich der Verfüllung und Verdichtung des Ar-
beitsraumes ist sicherzustellen, dass nur nichtbin- t · b · fd
diger Boden nach DIN 1045 und nur Rüttelplatten NEd,max ≤ Gl. (4.41)
3
oder Stampfer mit folgenden Eigenschaften zum
Einsatz kommen:
Bemessungswert NEd,min der kleinsten vertikalen Be
Breite des Verdichtungsgerätes ≤ 50 cm lastung der Wand in halber Höhe der Anschüttung:
Wirktiefe ≤ 35 cm
Gewicht bis etwa 100 kg bzw. Zentrifugalkräfte ρ e · b · h · h e2
NEd,min ≥ Gl. (4.42)
bis maximal 15 kN β·t
Können diese Bedingungen nicht eingehalten wer-
b: Breite der Wand
den, sind entsprechende Maßnahmen zur Gewähr-
f d: Bemessungswert der Druckfestigkeit des Mauerwerks
leistung der Standsicherheit während des Einbaus h: Lichte Höhe der Kellerwand
der Verfüllmassen zu ergreifen oder es ist ein ge- he: Höhe der Anschüttung
sonderter Nachweis unter Berücksichtigung hö- t: Wanddicke
β: Faktor zur Berücksichtigung des Abstandes zwischen
herer Verdichtungslasten zu führen. Die Verfüllung aussteifenden Querwänden oder anderen aussteifenden
des Arbeitsraumes darf erst erfolgen, wenn sicher- Elementen (Tab. 4.25)
gestellt ist, dass die in den rechnerischen Nach- ρ e: Wichte der Anschüttung
weisen angesetzten Auflasten vorhanden sind.

Die Größen für die vereinfachte Bemessung von
Werden Kellerwände, die durch horizontalen Erddruck
Kellerwänden unter Erddruck werden in Abb. 4.15
beansprucht werden, unter Einhaltung dieser Bedin-
erläutert.
gungen vereinfacht bemessen, gilt der Nachweis der
Querkrafttragfähigkeit (Plattenschub) als erbracht.
Abb. 4.15: Größen

t für die vereinfachte
Bemessung von Keller
wänden unter Erddruck
im Vertikalschnitt
a) (links) und im Hori-
≥ 0,2 h zontalschnitt (rechts)
bc gemäß DIN EN 1996-3
b) [4.21.4]
NEd
≤ 90º
h
he
bc
1 h
2 e
a) Keine Einzellast ≥ 15 kN näher als 1,5 m an der Wand, gemessen in horizontaler Richtung
b) Charakteristische Verkehrslast auf der Geländeoberfläche ≤ 5 kN/m2
61
Tab. 4.25: Faktor β dingungen vereinfacht berechnet werden. Sie gelten

zur Berücksichtigung
Abstand zwischen aus-
steifenden Querwänden dann, wenn es sich um Bereiche mit geringer Men-
des Abstandes zwi-
schen aussteifenden
oder anderen aussteifen- schenansammlung handelt, in denen eine horizontale
Querwänden oder
den Elementen Faktor Nutzlast von 0,5 kN/m nicht überschritten wird.
anderen aussteifenden
bc β
Elementen gemäß DIN
m Hinsichtlich der Maße und der Ausführung gelten fol-
EN 1996-3 [4.21.4] ≥2·h 20 gende Anforderungen:
und DIN EN 1996-3/
h < bc < 2 · h 60 – 20 · bc/h
NA [4.22.4] Die lichte Höhe h der Wand ist nicht größer als 6 m.
≤h 40
Die lichte Länge l der Wand zwischen den seitli-
Für Elementmauerwerk mit einem planmäßigen Überbindemaß von
0,2 · hu ≤ lol < 0,4 · hu ist generell β = 20 einzusetzen. chen Halterungen ist nicht größer als 12 m.
Die Wanddicke t ist nicht kleiner als 50 mm. Dabei

Wände, die vertikal nicht beansprucht werden
wird der Putz nicht berücksichtigt.
und deren horizontale Bemessungslast gleich-
mäßig verteilt ist (nicht tragende Ausfachungs- Die verwendeten Mauersteine entsprechen DIN EN
wände) 1996-1-1.
Vorwiegend windbelastete, nicht tragende Ausfa-
Im Weiteren gelten folgende Voraussetzungen:
chungswände dürfen unter bestimmten Vorausset-
zungen vereinfacht bemessen werden: Die Wand ist innerhalb eines Gebäudes angeordnet.
Die Wände werden durch Verzahnung, Versatz Die Außenfassade des Gebäudes ist nicht durch
oder Anker vierseitig gehalten. eine große Tür oder durch ähnliche Öffnungen
durchbrochen.
Die Größe der Ausfachungsflächen, ermittelt aus
der Höhe hi und der Länge li gemäß Tab. 4.26 wird Die Wand ist außer ihrem Eigengewicht keiner wei-
nicht überschritten. teren ständigen oder zeitweise auftretenden verän-
derlichen Belastung einschließlich Windbelastung
Der horizontale Abstand zwischen senkrechten
ausgesetzt.
Dehnungsfugen in nicht tragenden Außenwänden
aus Porenbetonmauerwerk sollte nicht größer als Die Wand wird nicht als Auflager schwerer Gegen-
lm = 6 m sein. stände wie Möbel, Sanitär- oder Heizungsanlagen
verwendet.
Innenwände, die vertikal nicht beansprucht wer-
den und deren horizontale Belastung begrenzt ist Die Stabilität der Wand wird nicht durch Verfor-
(nicht tragende Innenwände) mungen anderer Teile des Gebäudes, z. B. infolge
Die Mindestdicke und die maximalen Abmessungen von Deckendurchbiegungen oder durch Betriebs-
nicht tragender Innenwände können in Abhängigkeit abläufe im Gebäude ungünstig beeinflusst.
von der seitlichen Halterung unter bestimmten Be-
Tab. 4.26: Größte
zulässige Werte der
1 2 3 4 5
Ausfachungsfläche von Größte zulässige Werte1),2) der Ausfachungsfläche in m2 bei einer Höhe über Gelände von
nichttragenden Außen-
Wanddicke 0 m bis 8 m 8 m bis 20 m3)
wänden ohne rech-
t hi/li ≥ 2,0 hi/li ≥ 2,0
nerischen Nachweis
mm hi/li = 1,0 oder hi/li = 1,0 oder
NA [4.22.4] hi/li ≥ 0,5 hi/li ≥ 0,5
1153),4) 12 8 – –
1504) 12 8 8 5
175 20 14 13 9
240 36 25 23 16
≥ 300 50 33 35 23
1)
ei Seitenverhältnissen 0,5 < hi/li < 1,0 und 1,0 < hi/li < 2,0 dürfen die größten zulässigen Werte der Ausfachungsflächen geradlinig interpoliert
B
werden.
2)
Die angegebenen Werte gelten für Mauerwerk mindestens der Steindruckfestigkeitsklasse 4 mit Normalmauermörtel mindestens der Gruppe
NM IIa und Dünnbettmörtel.
3)
In Windlastzone 4 nur im Binnenland zulässig.
4)
Bei Verwendung von Steinen der Festigkeitsklassen ≥ 12 dürfen die Werte dieser Zeile um 1/3 vergrößert werden.
62
Die Auswirkung von Türen oder Abb. 4.16: Mindest

80 dicke und Grenz-
anderen Öffnungen in der Wand
freier Rand abmessungen von
wird berücksichtigt. vertikal nicht bean-
70 gehaltener Rand
spruchten Innenwän-
Die Auswirkung von Schlitzen in den mit begrenzter
der Wand wird berücksichtigt. 60 horizontaler Belastung
gemäß DIN EN 1996-3
In Abhängigkeit von der seitlichen Wandtyp a [4.21.4]
50 Wandtyp b
Halterung der Wand werden die
h/t
Mindestdicke t und die maximale 40
Abmessung nach Abb. 4.16 be-
stimmt. Dabei werden vier Arten 30
der seitlichen Halterung unter-
schieden: 20 Wandtyp d
Typ a: Wände, die an allen vier

10 Wandtyp c
Rändern gehalten werden.
Typ b: Wände, die an allen Rän- 0

0 20 40 60 80 100 120
dern gehalten werden, außer an
l/t
einem vertikalen Rand.
Typ c: Wände, die an allen Rän- Abb. 4.17: Wandtyp a

dern gehalten werden, außer l1 l2 mit einer Öffnung
gemäß DIN EN 1996-3
am oberen Rand.
[4.21.4]
Typ d: Wände, die nur am obe-
ren und am unteren Rand ge-
halten werden.
Für Wände mit Öffnungen dürfen

die Mindestdicke und die Grenz- h
abmessungen ebenfalls nach Abb.
4.16 bestimmt werden, wenn der
Wandtyp auf Grundlage von Abb.
4.17 abgeleitet wird. Der Einfluss
von Öffnungen in der Wand darf
vernachlässigt werden, wenn die
Mittellinie der Öffnung
Gesamtfläche der Öffnungen
nicht größer als 2,5 % der Wand-
fläche ist, sowie die größte Fläche Abb. 4.18: Wandtyp d
einer Einzelöffnung nicht größer l mit Öffnungen gemäß
DIN EN 1996-3
als 0,1 m² und die Länge oder l3 [4.21.4]
Breite einer Einzelöffnung nicht
größer als 0,5 m ist.
Wandtyp a mit Öffnung ist als

Wandtyp b zu berücksichtigen,
wobei l der größere Wert von l1
und l2 ist (Abb. 4.17). Für Wand- h
typ c mit Öffnung ist die verein-
fachte Berechnung nicht möglich.
Für Wandtyp d mit Öffnungen
sind diese Regelungen für den lin-
ken, mittleren und rechten Teil der
Wand anwendbar, wenn l3 ≥ 2/3 · l Mittellinie der Öffnung
und l3 ≥ 2/3 · h ist (Abb. 4.18).
63
Berechnungsbeispiele Nach DIN EN 1996-3/NA Abs. 4.2 ist neben dem

Bemessungswert der aufnehmbaren Normalkraft
Ausführliche Beispielbemessungen nach Eurocode 6
bei windbeanspruchten Außenwänden mit gerin-
für Mauerwerk aus Porenbeton enthält der Poren
ger Auflast aus Decken und Dächern − z. B. bei
betonbericht 14 [4.1]. Die dabei zugrunde liegenden
parallel zur Wand gespannten Decken − stets eine
Mauerwerkskonstruktionen entstammen bereits aus-
Mindestauflast nachzuweisen. In den Windzonen 1
geführten Bauvorhaben.
und 2 im Binnenland können die praxisüblichen
Zur schnellen und effizienten Nachweisführung von lichten Geschosshöhen problemlos realisiert wer-
Mauerwerkswänden aus Porenbeton liegen Trag den, d. h. der Nachweis der Mindestauflast kann in
fähigkeitstafeln für die Bemessung von Außen- und diesen Windzonen in aller Regel entfallen.
Innenwänden aus Porenbeton nach dem vereinfach-
Die Tafelwerte gelten nicht für erddruckbelastete
ten Nachweisverfahren der DIN EN 1996-3/NA [4.2]
Kellerwände
vor. In Tab. 4.27 ist die Tragfähigkeitstafel für die
Mauerwerksdruckfestigkeit fk = 1,8 N/mm² beispiel- Bauliche Durchbildung
haft dargestellt.
Mindestwanddicken
Voraussetzung für die Anwendung der Tragfähig- Die erforderliche Wanddicke tmin von tragenden Innen-
keitstafel ist die Einhaltung der Anwendungsgrenzen und Außenwänden muss mindestens 115 mm betra-
und Randbedingungen des vereinfachten Berech- gen, sofern aus Gründen der Standsicherheit, der
nungsverfahrens nach DIN EN 1996-3/NA Kap. 4.2 Bauphysik oder des Brandschutzes nicht größere
Des Weiteren ist Folgendes zu beachten: Dicken erforderlich sind. Wenn die gewählte Wand
dicke offensichtlich ausreicht, darf auf einen rechne-
Zwischenwerte dürfen nicht interpoliert werden. rischen Nachweis verzichtet werden.
Abminderung der Knicklänge durch flächenaufge- Die Nettoquerschnittsfläche einer tragenden Wand
lagerte Stahlbetondecken ist bereits integriert (An- muss unter Berücksichtigung von Schlitzen und Aus-
nahme: zweiseitige Halterung) sparungen mindestens 0,04 m² betragen.
Teilsicherheitsbeiwert Material gM = 1,5; Mauerwerksverband und Mörtelfugen
Dauerstandsfaktor ζ = 0,85 Für Mauerwerk aus Porenbeton-Plansteinen beträgt
das Überbindemaß lol der Mauersteine (hu ≤ 250 mm)
Abb. 4.19: Überbinde-
mindestens das 0,4-fache der Mauersteinhöhe hu
maß von Mauersteinen
gemäß DIN EN 1996- hu oder mindestens 45 mm. Dabei ist der größere Wert
1-1 [4.21.1] maßgebend (Abb. 4.19). Für Mauerwerk aus Poren-
beton-Planelementen ist ein Überbindemaß lol von
mindestens dem 0,2-fachen der Elementhöhe oder
lol mindestens 125 mm erforderlich (hu > 250 mm). Es
Überbindemaß lol wird vorausgesetzt, dass die Reduzierung des Über-
- wenn hu ≤ 250 mm: Überbindemaß ≥ 0,4 hu oder 40 mm. bindemaßes bei Planelementen in der statischen Be-
Der größere Wert ist maßgebend. rechnung und in den Ausführungsunterlagen, z. B. im
- wenn hu > 250 mm: Überbindemaß ≥ 0,2 hu oder 100 mm.
Der größere Wert ist maßgebend.
Versetzplan oder im Positionsplan ausgewiesen ist.
Plansteine oder Planelemente einer Schicht müssen

die gleiche Höhe aufweisen. An Wandenden und un-
Abb. 4.20: Zusätzliche
Lagerfugen gemäß ≥ 115 ter Einbauteilen wie Stürzen ist eine zusätzliche La-
DIN EN 1996-1-1/NA gerfuge in jeder zweiten Schicht zum Längen- und
[4.22.1]
Höhenausgleich zulässig, sofern die Aufstandsfläche
der Steine mindestens 115 mm lang ist und Steine
und Mörtel mindestens die gleiche Festigkeit haben
zusätzliche Lager-
hu fuge an Wandenden wie im übrigen Mauerwerk (Abb. 4.20). In Schichten
und unter Stürzen mit Längsfugen darf die Steinhöhe nicht größer als
die Steinbreite sein. Abweichend davon muss die
Aufstandsbreite von Steinen der Höhe 175 mm und
240 mm mindestens 115 mm betragen.
64
Tab. 4.27: Tragfähig-

Bemessungswert der Wandtragfähigkeit nRd in kN/m am Wandkopf
keitstafel für die Mauer-
nach DIN EN 1996-3/NA für Porenbetonsteine mit Dünnbettmörtel
werksdruckfestigkeit
Steindruckfestigkeitsklasse 2; Rohdichteklasse ≤ 0,5 (Wichte Mauerwerk gMW ≤ 6,0 kN/m3)
fK = 1,8 N/mm² nach
Innen-
Lichte Wandhöhe h
Außenwand dem vereinfachten

wand Nachweisverfahren nach
Wanddicke t
Decke mit geringen Auf DIN EN 1996-3/NA [4.2]

Decke im Regelgeschoss
lasten (z. B. Dachdecke)
cm
lf vollaufliegende Decke a/t = 1,0 a/t = 2/3 a/t = 1/2 1)

a/t = 1,0 a/t = 2/3 a/t = 1/2 1)
m Deckenspannweite lf [m] Deckenspannweite lf [m]
≤ 6,00 ≤ 4,50 5,00 5,50 6,00 ≤ 6,00 ≤ 6,00 ≤ 6,00 ≤ 6,00 ≤ 6,00
11,5 2)3) 64 64 − 4) − 4) 39 − 4) − 4)
15,0 3) 102 102 101 88 − 5) − 4) 50 − 5) − 4)
17,5 127 127 118 103 − 5) − 4) 59 − 5) − 4)
20,0 142 142 135 118 − 5)
− 5)
67 − 5)
− 5)
≤ 2,50
24,0 181 181 162 142 − 5)

− 5)
81 − 5)
− 5)
30,0 233 233 228 203 177 145 103 101 101 101
36,5 293 293 278 247 215 185 119 123 123 119
42,5 347 347 323 287 251 222 163 144 144 144
48,0 396 396 365 324 284 255 188 163 163 163
11,5 2)3) 56 56 − 4) − 4) 39 − 4) − 4)
15,0 3)
96 96 88 − 5)
− 4)
50 − 5)
− 4)
17,5 122 122 118 103 − 5)
− 4)
59 − 5)
− 4)
20,0 136 136 134 117 − 5)
− 5)
67 − 5)
− 5)
≤2,75
24,0 176 176 161 141 − 5) − 5) 81 − 5) − 5)

30,0 228 228 227 202 176 140 98 101 101 98
36,5 289 289 277 246 215 181 115 123 123 115
42,5 343 343 322 286 250 218 159 144 144 144
48,0 393 393 364 323 283 251 185 163 163 163
24,0 171 − 6)
− 6)
− 6)
− 6)
− 6)
− 6)
30,0 222 222 201 176 134 92 101 101 92
≤ 3,00
36,5 284 284 276 245 214 176 110 123 123 110
42,5 339 339 322 285 249 214 155 144 144 144
48,0 389 389 363 322 282 247 181 163 163 163
24,0 164 − 6) − 6) − 6) − 6) − 6) − 6)
30,0 216 216 201 175 128 86 101 101 86
≤ 3,25
36,5 279 279 275 244 213 171 105 123 123 105
42,5 334 334 321 285 248 209 150 144 144 144
48,0 385 385 362 321 281 243 177 163 163 163
24,0 158 − 6) − 6) − 6) − 6) − 6) − 6)
30,0 210 210 200 175 121 79 101 101 79
≤ 3,50
36,5 273 273 244 213 166 99 123 123 99

42,5 330 330 320 284 248 204 145 144 144 144
48,0 380 380 361 320 280 239 172 163 163 163
24,0 151 − 6) − 6) − 6) − 6) − 6) − 6)
30,0 202 − 6)
− 6)
− 6)
− 6)
− 6)
− 6)
≤ 3,75
36,5 267 267 243 212 160 93 123 123 93

42,5 324 324 319 283 247 199 140 144 144 140
48,0 375 375 360 319 279 234 167 163 163 163
Zwischenwerte dürfen nicht interpoliert werden
1)
Bei t = 36,5 ist a/t = 0,45 angesetzt (a = 16,5 mm)
2)
Als einschalige Außenwand nur bei eingeschossigen Garagen und vergleichbaren Bauwerken, die nicht zum dauernden Aufenthalt von Men-
schen vorgesehen sind. Als Tragschale zweischaliger Außenwände und bei zweischaligen Haustrennwänden bis maximal zwei Vollgeschosse
zuzüglich ausgebautes Dachgeschoss; aussteifende Querwände im Abstand ≤ 4,50 m bzw. Randabstand von einer Öffnung ≤ 2,0 m
3)
Nur für Außenwände: Nutzlast qk ≤ 3,0 kN/m² einschließlich Zuschlag für nichttragende innere Trennwände
4)
Nicht zulässig, da Mindestauflagertiefe nicht eingehalten
5)
Wände t ≤ 24 cm werden in der Praxis in der Regel nur mit a/t = 1 ausgeführt
6)
Für Außenwände nicht zulässig, da h > 12 ·
65
Abb. 4.21: Vermaue- Porenbeton als einbindende Verzahnung ausgebildet.

rung von Plansteinen
und Planelementen
Alle übrigen Anschlüsse, z. B. zug- und druckfeste
ohne Stoßfugenver- Verbindungen von aussteifenden Innenwänden und
mörtelung gemäß auszusteifenden Außenwänden, werden in Stumpf-
DIN EN 1996-1-1/NA
stoßtechnik mit Mauerankern hergestellt (siehe Kapi-
[4.22.1]
tel 8 „Ausführung“).
Zweischalige Außenwände
Zweischalige Außenwände mit tragenden Innenscha-
len aus Porenbetonmauerwerk werden im Regelfall
mit einer Wärmedämmschicht und einer Vormauer-
t ≥ 115
schale erstellt. Die Vormauerschale darf statisch nicht
angesetzt werden, so dass bei der Bemessung nur
die tragende Schale zugrunde liegt. Für die Ausfüh-
Bei Vermauerung der Plansteine oder Planelemente rung zweischaliger Außenwände gelten folgende
beträgt die Dicke der Lagerfuge mindestens 1 mm Bestimmungen:
und höchstens 3 mm. Dabei ist darauf zu achten,
dass der Dünnbettmörtel vollflächig aufgetragen wird. Tragende Innenschalen sind mindestens 115 mm
Plansteine und Planelemente aus Porenbeton können dick. Anforderungen aus Standsicherheit, Bauphy-
aufgrund ihrer Form und Maßgenauigkeit ohne Stoß- sik oder Brandschutz können dickere Schalen zur
fugen vermörtelt werden. Die Steine werden stumpf Folge haben.
oder mit Verzahnung durch ein Nut- und Federsystem Die Dicke einer Außenschale beträgt mindestens
versetzt (Abb. 4.21). Sind die Stoßfugenbreiten 90 mm. Dünnere Außenschalen sind Bekleidungen,
größer als 5 mm,werden die Fugen beidseitig an deren Ausführung in DIN 18515 [4.14] geregelt ist.
den Wandoberflächen mit einem geeigneten Mörtel Die Länge von gemauerten Pfeilern in der Außen-
verschlossen. schale, die nur Lasten aus der Außenschale zu tra-
Ringanker gen haben, beträgt mindestens 240 mm. Die Au-
Sofern die Decke nicht als Scheibe ausgebildet ist, ßenschale muss in der Regel über ihre ganze Län-
werden Ringanker zur Übertragung horizontaler Las ge und vollflächig aufgelagert sein. Bei unterbro-
ten auf Außenwände oder andere aussteifende Bau chener Auflagerung (z. B. auf Konsolen) müssen in
teile in jeder Deckenlage oder unmittelbar darunter der Abfangebene alle Steine beidseitig aufgelagert
z. B. in Form von mit Bewehrung versehenen und aus sein.
betonierten U-Schalen aus Porenbeton angeordnet. Außenschalen müssen aus frostwiderstandsfähigen
Solchermaßen ausgebildete U-Schalen sollten in der Mauersteinen bestehen oder aus nicht frostwider-
Lage sein, eine Zugkraft mit einem Bemessungswert standsfähigen Mauersteinen mit Außenputz, der
von 45 kN zu übertragen. Ringanker aus Stahlbeton die Anforderungen nach DIN EN 998-1 [4.5] in
enthalten mindestens zwei Bewehrungsstäbe mit Verbindung mit DIN 18550 [4.15] erfüllt.
einem Querschnitt von jeweils mindestens 150 mm².
Außenschalen von 115 mm Dicke sollen in Höhen-
Bei der Ausführung ist darauf zu achten, dass in der abständen von etwa 12 m abgefangen werden. Sie
Ebene des Ringankers außenseitig eine ausreichend dürfen bis zu 25 mm über ihr Auflager vorstehen.
dicke Wärmedämmschicht vorhanden ist. Sie kom- Ist eine 115 mm dicke Außenschale nicht höher als
pensiert Wärmeverluste, die aus der hohen Wärme- zwei Geschosse oder wird sie alle zwei Geschosse
leitfähigkeit des Stahlbetons resultieren. Außerdem abgefangen, darf sie bis zu 38 mm über ihr Auflager
verhindert sie eine Haftwirkung zwischen Stahlbeton vorstehen. Diese Überstände sind beim Nachweis
und Porenbeton-Deckenrandstein, die aufgrund von der Auflagerpressung zu berücksichtigen. Bei
Verformungen des Stahlbetons zu Rissen in der Au- nachträglicher Verfugung müssen Fugen der Sicht-
ßenwand führen könnte (siehe Kapitel 9 „Konstruk- flächen mindestens 15 mm tief flankensauber aus-
tionen“). gekratzt und anschließend handwerksgerecht aus-
gefugt werden.
Anschlüsse zwischen Wänden
Aneinander anschließende Wände werden durch Außenschalen mit Dicken von t ≥ 105 mm und
Mauerwerksverband oder über Maueranker miteinan t < 115 mm dürfen nicht höher als 25 m über Ge-
der verbunden. An Wandecken wird Mauerwerk aus lände geführt werden und sind in Höhenabständen
66
von etwa 6 m abzufangen. Bei Gebäuden mit bis nach der klimatischen Beanspruchung, z. B. Tem-
zu zwei Vollgeschossen darf ein Giebeldreieck bis peratur und Feuchte, der Art der Baustoffe und
4 m Höhe ohne zusätzliche Abfangung ausgeführt dem Farbton der äußeren Wandfläche. Darüber
werden. Solche Außenschalen dürfen höchstens hinaus muss die freie Beweglichkeit der Außen-
15 mm über ihr Auflager vorstehen. Die Ausfüh- schale auch in vertikaler Richtung sichergestellt
rung der Fugen erfolgt in der Regel im Fugenglatt- sein. Die unterschiedlichen Verformungen der
strich. Bei nachträglicher Verfugung müssen die Außen- und Innenschale sind insbesondere bei
Fugen der Sichtflächen mindestens 15 mm tief flan- Gebäuden mit über mehrere Geschosse durch
kensauber ausgekratzt und anschließend hand- gehender Außenschale auch bei der Ausführung
werksgerecht ausgefugt werden. der Türen und Fenster zu beachten.
Außenschalen mit Dicken von t ≥ 90 mm und Wird eine Luftschicht im Schalenzwischenraum

t < 105 mm dürfen nicht höher als 20 m über Ge- angeordnet, muss diese mindestens 60 mm betra-
lände geführt werden und sind in Höhenabständen gen. Die Dicke der Luftschicht darf bis auf 40 mm
von etwa 6 m abzufangen. Bei Gebäuden bis zu vermindert werden, wenn der Mauermörtel min-
zwei Vollgeschossen darf ein Giebeldreieck bis 4 m destens an einer Hohlraumseite abgestrichen wird.
Höhe ohne zusätzliche Abfangung ausgeführt wer- Die Dicke der Luftschicht wird als Planungsmaß
den. Die Fugen der Sichtflächen dieser Verblend- festgelegt. Abweichungen vom Planungsmaß sind
schalen müssen im Fugenglattstrich ausgeführt in den durch DIN 18202 [4.13] bestimmten Gren-
werden. Diese Außenschalen dürfen höchstens zen zulässig.
15 mm über ihr Auflager vorstehen.
Die Außenschale darf oberhalb von Abdichtungen
Mauerwerksschalen mit tragender Schale aus mit Entwässerungsöffnungen oder Lüftungsöff
Porenbeton sind durch Anker aus nichtrostendem nungen, z. B. offenen Stoßfugen versehen werden.
Stahl nach allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung Dies gilt auch für die Brüstungsbereiche der Au-
oder durch Anker aus nichtrostendem Stahl nach ßenschale.
DIN EN 845-1 [4.16] zu verbinden, deren Verwen-
Für zweischalige Außenwände, die mit Wärmedäm-
dung in einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulas-
mung ausgebildet werden, sind weitere Aspekte zu
sung geregelt ist.
beachten:
Innenschalen und Geschossdecken sind an den
Es sind Wärmedämmstoffe des Anwendungstyps
Fußpunkten des Schalenzwischenraums gegen
WZ nach DIN 4108-10 [4.9] zu verwenden.
Feuchte zu schützen. Dies gilt auch bei Fenster-
und Türstürzen sowie im Bereich von Sohlbänken. Platten- und mattenförmige Mineralfaserdämm-
Die Mauerwerksschalen sind an ihren Berührungs- stoffe sowie Platten aus Schaumkunststoffen und
punkten, z. B. Fenster- und Türanschlägen, gegen Schaumglas sind an der Innenschale so zu befes-
Feuchtigkeit abzudichten. Die Aufstandsfläche tigen, dass eine gleichmäßige Schichtdicke sicher-
muss so beschaffen sein, dass ein Abrutschen der gestellt ist.
Außenschale auf ihr nicht eintritt. Die erste Anker- Platten- und mattenförmige Mineralfaserdämm-
lage ist so tief wie möglich anzuordnen. Die Quer- stoffe sind so dicht zu stoßen, Platten aus
schnittsabdichtung und deren Lage müssen Schaumkunststoffen so auszubilden und zu verle-
DIN 18533-1 [4.12] entsprechen. Andere Quer- gen (Stufenfalz, Nut und Feder oder versetzte La-
schnittsabdichtungen sind zulässig, wenn deren gen), dass ein Wasserdurchtritt an den Stoßstellen
Eignung nach den bauaufsichtlichen Vorschriften dauerhaft verhindert wird.
nachgewiesen ist, z. B. durch eine allgemeine bau-
Bei lose eingebrachten Wärmedämmstoffen (z. B.
aufsichtliche Zulassung.
Mineralfasergranulat, Polystyrolschaumstoff-Parti-
Abfangkonstruktionen, die nach dem Einbau nicht keln, Blähperlit) ist darauf zu achten, dass der
mehr kontrolliert werden können, müssen aus Ma- Dämmstoff den Hohlraum zwischen Außen- und
terialien bestehen, die dauerhaft korrosionsbestän- Innenschale vollständig ausfüllt.
dig sowie für die Anwendung genormt oder bau-
Schlitze und Aussparungen
aufsichtlich zugelassen sind.
Vertikale Schlitze und Aussparungen in Wänden aus
In der Außenschale sollten vertikale Dehnungsfugen Porenbetonmauerwerk brauchen in die Berechnung
angeordnet werden. Ihre Abstände richten sich nicht mit einbezogen zu werden, wenn die in Tab.
67
Tab. 4.28: Ohne

1 2 3 4 5 6 7
Nachweis zulässige
vertikale Schlitze und Nachträglich hergestellte Mit der Errichtung des Mauerwerks hergestellte Schlitze und
Aussparungen in Schlitze und Aussparungen3) Aussparungen im gemauerten Verband
Mauerwerk gemäß Wanddicke Maximale Maximale Verbleibende Maximale Mindestabstand der Schlitze
DIN EN 1996-1-1/NA mm Tiefe1) Breite Mindest- Breite2) und Aussparungen
[4.22.1] tch,v (Einzelschlitz)2) wanddicke
mm mm mm mm Von Öffnungen Untereinander
115 – 149 10 100 – –

150 – 174 20 100 – –
175 – 199 30 100 115 260
≥ 2-fache
200 – 239 30 125 115 300 Schlitzbreite ≥ Schlitzbreite
bzw. ≥ 240 mm
240 – 299 30 150 115 385
300 – 364 30 200 175 385
≥ 365 30 200 240 385
1)
Schlitze, die bis maximal 1 m über den Fußboden reichen, dürfen bei Wanddicken ≥ 240 mm bis 80 mm Tiefe und 120 mm Breite ausgeführt
werden.
2)
Die Gesamtbreite von Schlitzen nach Spalte 3 und Spalte 5 darf je 2 m Wandlänge die Maße in Spalte 5 nicht überschreiten. Bei geringeren
Wandlängen als 2 m sind die Werte in Spalte 5 proportional zur Wandlänge zu verringern.
3)
Abstand der Schlitze und Aussparungen von Öffnungen ≥ 115 mm.
4.28 aufgeführten Grenzwerte zu Schlitztiefe und und Biegung zulässig sind, sofern eine Begrenzung
-breite, Mindestwanddicke sowie Mindestabständen der zusätzlichen Ausmitte in diesem Bereich vorge-
zwischen Schlitzen und Aussparungen eingehalten nommen wird.
werden. Werden die Anforderungen an Restwand
dicke und Mindestabstand eingehalten, sind vertikale
Schlitze und Aussparungen auch dann ohne Nach-
weis zulässig, wenn die Querschnittsschwächung,
4.4 Stürze
bezogen auf 1 m Wandlänge, nicht mehr als 6 % be- Für die Berechnung von Stürzen sind DIN EN 1991,
trägt und die Wand nicht drei- oder vierseitig gehal- DIN 4149, DIN EN 12602 sowie die Bestimmungen
ten gerechnet wird. allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassungen [4.3] maß-
gebend.
Tab. 4.29 enthält Angaben zur maximalen Schlitztiefe
von horizontalen und schrägen Schlitzen, die ohne Tragende Porenbeton-Fertigstürze
gesonderten Nachweis der Tragfähigkeit des redu Für Mauerwerk aus Porenbeton-Plansteinen werden
zierten Mauerwerksquerschnitts auf Druck, Schub steinhohe, tragende Porenbeton-Fertigstürze gemäß
DIN EN 12602 angeboten. Eingesetzt werden sie in
Tab. 4.29: Ohne
Maximale Schlitztiefe Gebäuden mit vorwiegend ruhenden Verkehrslasten.
Nachweis zulässige
tch,h1) Fertigstürze sind bauaufsichtlich zugelassen und in
horizontale und Wanddicke mm
schräge Schlitze in mm vielen Abmessungen erhältlich. Sie werden mit den
Mauerwerk gemäß Unbeschränkte Länge2)
Abmessungen eingebaut, in denen sie angeliefert
DIN EN 1996-1-1/NA Länge ≤ 1.250 mm
[4.22.1] wurden; Stemm- oder Fräsarbeiten an Stürzen sind
115 – 149 – –
nicht zulässig.
150 – 174 – 03)
175 – 239 0 3)
25 Tragende Flachstürze
240 – 299 15 3)
25 Flachstürze sind Fertigstürze aus bewehrtem Poren-
beton AAC 4,5 mit einer Höhe von 124 mm. Durch
300 – 364 203) 30
die niedrige Höhe haben Flachstürze, die über Tür-
≥ 365 20 3)
30
und Fensteröffnungen eingebaut werden, ein sehr
1)
orizontale und schräge Schlitze sind nur zulässig in einem Bereich
H
≤ 0,4 m ober- oder unterhalb der Rohdecke sowie jeweils an einer geringes Verarbeitungsgewicht. Die Tragwirkung des
Wandseite. Sie sind nicht zulässig bei Langlochziegeln. Sturzsystems wird durch eine 125 bis 750 mm hohe
2)

Mindestabstand in Längsrichtung von Öffnungen ≥ 490 mm, vom
nächsten Horizontalschlitz zweifache Schlitzlänge. Übermauerung des Flachsturzes mit Porenbeton-
3)
ie Tiefe darf um 10 mm erhöht werden, wenn Werkzeuge verwen-
D Mauersteinen und/oder einer Massivdecke erreicht.
det werden, mit denen die Tiefe genau eingehalten werden kann.
Bei Verwendung solcher Werkzeuge dürfen auch in Wänden
Die Höhe der Übermauerung bestimmt die Tragfähig
≥ 240 mm gegenüberliegende Schlitze mit jeweils 10 mm Tiefe keit des Sturzes. Bei der Bemessung ist zu berück-
ausgeführt werden.
sichtigen, dass die Auflagerlänge an beiden Enden
68
Tab. 4.30-1: Maßgeb-

Max.
Maßgebliche maximale Belastung gemäß qk in kN/m liche maximale Bela-
Sturz- Stütz- lichte Auflager-
(Eigenlast des Flachsturzes einschließlich stung von Flachstürzen
abmessungen weite Öffnungs- tiefe
Übermauerung bereits berücksichtigt) gemäß Typenstatik und
weite
allgemeiner bauauf-
L/B/H Übermauerungshöhe ü sichtlicher Zulassung
mm mm mm mm 125 mm 250 mm 375 mm 500 mm 625 mm 750 mm [4.3]
1.250/100/125 1.005 760 245 5,65 13,24 15,38 15,30 15,21 15,13
1.250/100/125 1.068 885 183 4,98 11,96 14,34 14,37 14,29 14,21
1.250/100/125 1.130 1.010 120 4,43 10,85 13,18 13,56 13,48 13,40
1.500/100/125 1.375 1.250 125 2,94 7,37 9,67 10,98 10,99 10,91
1.750/100/125 1.625 1.500 125 2,06 5,21 7,24 8,47 9,22 9,14
2.000/100/125 1.875 1.750 125 1,51 3,85 5,53 6,66 7,44 7,85
2.250/100/125 2.125 2.000 125 1,26 2,86 4,28 5,31 6,05 6,58
2.500/100/125 2.375 2.250 125 0,97 2,11 3,34 4,28 4,96 5,47
2.750/100/125 2.625 2.500 125 0,77 1,57 2,63 3,47 4,10 4,58
3.000/100/125 2.875 2.750 125 0,61 1,15 2,08 2,83 3,41 3,86
1.250/115/125 1.005 760 245 6,68 15,23 17,68 17,59 17,50 17,40
1.250/115/125 1.068 885 183 5,89 13,75 16,49 16,52 16,43 16,34
1.250/115/125 1.130 1.010 120 5,24 12,25 15,16 15,59 15,50 15,41
1.500/115/125 1.375 1.250 125 3,48 8,18 11,12 12,62 12,64 12,54
1.750/115/125 1.625 1.500 125 2,44 5,78 8,33 9,74 10,61 10,51
2.000/115/125 1.875 1.750 125 1,79 4,27 6,36 7,66 8,56 9,03
2.250/115/125 2.125 2.000 125 1,47 3,29 4,92 6,11 6,96 7,56
2.500/115/125 2.375 2.250 125 1,14 2,43 3,84 4,92 5,71 6,29
2.750/115/125 2.625 2.500 125 0,90 1,80 3,03 3,99 4,72 5,27
3.000/115/125 2.875 2.750 125 0,72 1,33 2,39 3,25 3,92 4,44
1.250/125/125 1.005 760 245 6,66 16,55 19,22 19,12 19,02 18,92
1.250/125/125 1.068 885 183 5,88 14,95 17,92 17,96 17,86 17,76
1.250/125/125 1.130 1.010 120 5,23 13,48 16,48 16,95 16,85 16,75
1.500/125/125 1.375 1.250 125 3,47 9,01 12,09 13,72 13,74 13,64
1.750/125/125 1.625 1.500 125 2,42 6,36 9,05 10,59 11,53 11,43
2.000/125/125 1.875 1.750 125 1,77 4,70 6,91 8,33 9,30 9,81
2.250/125/125 2.125 2.000 125 1,57 3,57 5,35 6,64 7,56 8,22
2.500/125/125 2.375 2.250 125 1,22 2,64 4,18 5,34 6,21 6,84
2.750/125/125 2.625 2.500 125 0,96 1,96 3,29 4,33 5,13 5,73
3.000/125/125 2.875 2.750 125 0,77 1,44 2,60 3,53 4,27 4,83
1.250/150/125 1.005 760 245 8,21 19,70 23,06 22,94 22,82 22,70
1.250/150/125 1.068 885 183 7,24 17,40 21,50 21,55 21,43 21,31
1.250/150/125 1.130 1.010 120 6,44 15,51 19,77 20,34 20,22 20,09
1.500/150/125 1.375 1.250 125 4,27 10,36 14,51 16,46 16,48 16,36
1.750/150/125 1.625 1.500 125 2,99 7,31 10,87 12,71 13,84 13,71
2.000/150/125 1.875 1.750 125 2,19 5,40 8,29 9,99 11,17 11,77
2.250/150/125 2.125 2.000 125 1,77 4,29 6,42 7,97 9,07 9,86
2.500/150/125 2.375 2.250 125 1,37 3,17 5,01 6,41 7,45 8,20
2.750/150/125 2.625 2.500 125 1,07 2,35 3,95 5,20 6,16 6,88
3.000/150/125 2.875 2.750 125 0,85 1,73 3,12 4,24 5,12 5,79
1.250/175/125 1.005 760 245 9,22 22,28 26,91 26,77 26,62 26,48
1.250/175/125 1.068 885 183 8,13 19,68 25,09 25,15 25,00 24,86
1.250/175/125 1.130 1.010 120 7,24 17,54 23,07 23,73 23,59 23,44
1.500/175/125 1.375 1.250 125 4,80 11,71 16,93 19,21 19,23 19,09
1.750/175/125 1.625 1.500 125 3,35 8,26 12,68 14,83 16,14 16,00
2.000/175/125 1.875 1.750 125 2,45 6,10 9,67 11,66 13,03 13,73
2.250/175/125 2.125 2.000 125 2,08 5,00 7,49 9,29 10,59 11,51
2.500/175/125 2.375 2.250 125 1,61 3,70 5,85 7,48 8,69 9,57
2.750/175/125 2.625 2.500 125 1,27 2,74 4,60 6,07 7,18 8,02
3.000/175/125 2.875 2.750 125 1,01 2,02 3,64 4,95 5,97 6,76
69
Tab. 4.30-2: Maßgeb-

Max.
liche maximale Bela- Maßgebliche maximale Belastung gemäß qk in kN/m
Sturz- Stütz- lichte Auflager-
stung von Flachstürzen (Eigenlast des Flachsturzes einschließlich
abmessungen weite Öffnungs- tiefe
gemäß Typenstatik und Übermauerung bereits berücksichtigt)
weite
allgemeiner bauauf-
sichtlicher Zulassung L/B/H Übermauerungshöhe ü
[4.3] mm mm mm mm 125 mm 250 mm 375 mm 500 mm 625 mm 750 mm
1.250/200/125 1.005 760 245 10,24 24,33 30,75 30,59 30,43 30,27
1.250/200/125 1.068 885 183 9,03 21,49 28,67 28,74 28,58 28,41
1.250/200/125 1.130 1.010 120 8,03 19,15 26,37 27,12 26,95 26,79
1.500/200/125 1.375 1.250 125 5,32 12,77 19,35 21,95 21,98 21,82
1.750/200/125 1.625 1.500 125 3,72 9,01 14,49 16,95 18,45 18,29
2.000/200/125 1.875 1.750 125 2,71 6,65 11,06 13,33 14,89 15,70
2.250/200/125 2.125 2.000 125 2,28 5,72 8,56 10,62 12,10 13,15
2.500/200/125 2.375 2.250 125 1,76 4,23 6,69 8,55 9,93 10,94
2.750/200/125 2.625 2.500 125 1,38 3,13 5,26 6,93 8,21 9,17
3.000/200/125 2.875 2.750 125 1,10 2,30 4,16 5,65 6,83 7,73
des Sturzes durch Nachweis der Verankerung und Das Mauerwerk wird als zweiseitig gehalten in
Tragfähigkeit des Auflagers nachgewiesen wird; sie Rechnung gestellt. Bei Mauertafeln aus 750 mm
muss jedoch mindestens 115 mm betragen. Die auf- hohen Planelementen ist für die Knicklänge stets
nehmbare Gesamtlast geht aus Tab. 4.35-1 und die lichte Geschosshöhe in Rechnung zu stellen.
4.35-2 hervor.
Bei Wänden, die rechtwinklig zu ihrer Ebene belas-
Stürze aus U-Schalen tet werden, dürfen Biegezugspannungen nicht in
Bei der Herstellung von Stürzen aus U-Schalen Rechnung gestellt werden. Ist ein rechnerischer
werden die aneinandergereihten U-Elemente für die Nachweis der Aufnahme dieser Belastung erfor-
Montage unterstützt, mit einem Bewehrungskorb derlich, so darf eine Tragwirkung nur senkrecht zu
gemäß DIN EN 1992 bewehrt und mit Beton ver den Lagerfugen unter Ausschluss von Biegezug-
gossen. Ein statischer Nachweis ist in jedem Einzelfall spannungen angenommen werden.
erforderlich.
Für den Nachweis der räumlichen Steifigkeit und
Nicht tragende Porenbeton-Fertigstürze Stabilität dürfen zur Aufnahme der horizontalen
Sofern Öffnungen in nicht tragenden Trennwänden Kräfte nur Wandabschnitte als Scheibe angenom-
aus Porenbeton-Plansteinen oder Porenbeton-Plan- men werden, die aus Mauertafeln ohne Stoß in
bauplatten nicht geschosshoch ausgestaltet werden, Wandebene bestehen (raumbreite Mauertafeln).
werden für die Abdeckung der Öffnungen nicht tra- Wandabschnitte mit in Scheibenebene gestoßenen
gende Porenbeton-Fertigstürze eingesetzt. Mauertafeln dürfen herangezogen werden, wobei
die Mauertafeln als Einzelscheiben anzusetzen
sind, wenn die Lastweiterleitung sichergestellt ist
und der rechnerische Nachweis unter Ausschluss
4.5 Mauertafeln von Schubspannungen in den lotrechten Mauer
Grundlage der Bemessung von Mauertafeln sind tafelfugen geführt werden kann. Für den rechneri-
DIN 1053-4 und DIN EN 1996-1-1. Außerdem gelten schen Nachweis dürfen nur Wandabschnitte einer
DIN EN 1991, DIN 4149 und die Bestimmungen der Scheibenebene, jedoch keine zusammengesetzten
allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen. Querschnitte in Rechnung gestellt werden.
Die Zulassung enthält für die Bemessung u. a. fol- In lotrechten Fugen von Mauertafelverbindungen
gende Bestimmungen: dürfen keine Schubspannungen in Ansatz ge-
bracht werden.
Angaben zu den Grundwerten σ0 der zulässigen
Druckspannungen bzw. zu charakteristischen Die Beanspruchungen aus Lagerung, Transport,
Druckfestigkeiten fk. Montage und Bauzustand sind bei der Bemessung
zu berücksichtigen.
70
4.6 Geschosshohe stehende

Wandbauteile
Geschosshohe stehende Wandbauteile aus Poren-
beton werden als tragende Bauteile für Außen- und
Innenwände eingesetzt. Sie verfügen je nach Anwen-
dungsbereich über statisch anrechenbare oder sta-
tisch nicht anrechenbare Bewehrung.
Wandbauteile mit statisch anrechenbarer

Bewehrung
Wandelemente aus Porenbeton mit statisch anre-
chenbarer Bewehrung werden nach DIN EN 1991,
DIN 4149, DIN EN 12602 und DIN 4223-101 [4.11.2]
berechnet. Sie können Biegebeanspruchungen
senkrecht zur Wandebene, z. B. aus Erddruck, auf-
nehmen.
Wandbauteile mit statisch nicht anrechenbarer

Bewehrung
Wandbauteile aus Porenbeton mit statisch nicht an-
rechenbarer Bewehrung werden nach DIN EN 1991,
DIN 4149, DIN EN 12602 und DIN 4223-101 be-
rechnet.
4.7 Dach- und Deckenplatten

Dach- und Deckenplatten aus Porenbeton werden
nach DIN EN 1991, DIN 4149, DIN EN 12602 und
DIN 4223-101 berechnet. Die Ausführung erfolgt
nach DIN 4223-102 [4.11.3].
71
Literatur
[4.1] Bundesverband Porenbetonindustrie e.V. (Herausgeber): Mauerwerk aus Porenbeton – Beispiele zur
Bemessung nach Eurocode 6, Bericht 14
[4.2] Graubner, C.-A.: Tragfähigkeitstafeln für die Bemessung von Außen- und Innenwänden aus Poren-
betonsteinen der Steindruckfestigkeitsklassen 2 - 8 nach dem vereinfachten Nachweisverfahren
nach DIN EN 1996-3/NA; Stellungnahme Az 150177 vom 1.11.2015
[4.3] Landeshauptstadt Hannover: Bescheid zur Typenprüfung in statischer Hinsicht, Porenbeton-Flach-
stürze mit Zuggurt Typ A nach bauaufsichtlicher Zulassung Z-17.1-634. Hannover 2010
[4.4] DIN 488: Betonstahl, mehrere Teile
[4.5] DIN EN 998-1: Festlegungen für Mörtel im Mauerwerksbau – Teil 1: Putzmörtel; Ausgabe 2017-02
[4.6] DIN 1045: Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton, mehrere Teile
[4.7] DIN 1053: Mauerwerk
[4.7.1] Teil 1: Berechnung und Ausführung, Ausgabe 1996-11
[4.7.2] Teil 3: Bewehrtes Mauerwerk; Berechnung und Ausführung, Ausgabe 1990-02
[4.7.3] Teil 4: Fertigbauteile, Ausgabe 2018-05
[4.7.4] Teil 100: Berechnung auf Grundlage des semiprobabilistischen Sicherheitskonzepts, Ausgabe 2007-09
[4.8] DIN 4102-4: Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen – Teil 4: Zusammenstellung und
Anwendung klassifizierter Baustoffe, Bauteile und Sonderbauteile. Ausgabe 1994-03
[4.9] DIN 4108: Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Teil 10: Anwendungsbezogene An-
forderungen an Wärmedämmstoffe – Werkmäßig hergestellte Wärmedämmstoffe, Ausgabe 2015-12
[4.10] DIN 4149: Bauten in deutschen Erdbebengebieten – Lastannahmen, Bemessung und Ausführung
üblicher Hochbauten, Ausgabe 2005-04
[4.11] DIN 4223: Anwendung von vorgefertigten bewehrten Bauteilen aus dampfgehärtetem Porenbeton
[4.11.1] Teil 100: Eigenschaften und Anforderungen an Baustoffe und Bauteile. Ausgabe 2014-12
[4.11.2] Teil 101: Entwurf und Bemessung. Ausgabe 2014-12
[4.11.3] Teil 102: Anwendung in Bauwerken. Ausgabe 2014-12
[4.11.4] Teil 103: Sicherheitskonzept. Ausgabe 2014-12
[4.12] DIN 18533-1: Abdichtung von erdberührten Bauteilen – Teil 1: Anforderungen, Planungs- und
Ausführungsgrundsätze, Ausgabe 2017-07
[4.13] DIN 18202: Toleranzen im Hochbau – Bauwerke, Ausgabe 2013-04
[4.14] DIN 18515: Außenwandbekleidungen, mehrere Teile
[4.15] DIN 18550: Putz und Putzsysteme – Ausführung, Ausgabe 2018-01
[4.16] DIN EN 845-1: Festlegungen für Ergänzungsbauteile für Mauerwerk – Teil 1: Maueranker,
Zugbänder, Auflager und Konsolen, Ausgabe 2016-12
[4.17] DIN EN 1990: Eurocode: Grundlagen der Tragwerksplanung, Ausgabe 2010-12
[4.18] DIN EN 1990/NA: Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode: Grundlagen der
Tragwerksplanung, Ausgabe 2010-12
Änderung A1, Ausgabe 2012-08
72
[4.19] DIN EN 1991: Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke

[4.20] DIN EN 1991-1-1/NA: Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 1:
Einwirkungen auf Tragwerke
[4.21] DIN EN 1996: Eurocode 6: Bemessung und Konstruktion von Mauerwerksbauten
[4.22] DIN EN 1996/NA: Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 6: Bemessung
und Konstruktion von Mauerwerksbauten
[4.23] DIN EN 10025: Warmgewalzte Erzeugnisse aus Baustählen, mehrere Teile
[4.24] DIN EN 12602: Vorgefertigte bewehrte Bauteile aus dampfgehärtetem Porenbeton. Ausgabe 2016-12
[4.25] DIN EN 13969: Abdichtungsbahnen – Bitumenbahnen für die Bauwerksabdichtung gegen Boden-
feuchte und Wasser – Definitionen und Eigenschaften, Ausgabe 2007-03
[4.26] DIN SPEC 20000-202: Anwendung von Bauprodukten in Bauwerken – Teil 202: Anwendungsnorm
für Abdichtungsbahnen nach Europäischen Produktnormen zur Verwendung als Abdichtung von
erdberührten Bauteilen, Ausgabe 2016-03
73
74
PORENBETON HANDBUCH WÄRME
WÄ R M E 5
5.1 Ziele des Wärmeschutzes Sommerlicher Wärmeschutz

Durch Mindestanforderungen an den baulichen
Energie einzusparen ist ein wichtiges Ziel bei der Her- Wärmeschutz im Sommer soll eine zu starke Er-
stellung von Baustoffen und Gebäuden, aber auch wärmung von Aufenthaltsräumen vermieden wer-
bei der Nutzung von Gebäuden. Anzustreben ist die- den, um möglichst auch ohne Kühlung der Raum-
ses Ziel im Hinblick auf die Schonung der Ressour- luft unter Einsatz von Energie ein behagliches
cen fossiler Energieträger und der Entlastung Raumklima zu erreichen.
unserer Umwelt von Schadstoffen, die bei der Ver-
brennung fossiler Energieträger entstehen. Hierzu
zählt auch das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2).
5.2 Wärmeleitung und
Daher ist der Wärmeschutz von Gebäuden, insbeson-
dere die wärmetechnische Qualität der Außenbau- Wärmeübergang
teile, eine wichtige Einflussgröße für den Heizener- Die wärmetechnischen Transportmechanismen Wär
gieverbrauch während der Nutzung. Hinzu kommt, meleitung, Wärmestrahlung und Wärmekonvektion
dass die wärmetechnische Qualität von Außenbau- führen zu einem Wärmestrom durch ein Bauteil in
teilen, bedingt durch ihre inneren Oberflächentempe- Richtung eines Temperaturgefälles und damit zu
raturen, einen wesentlichen Einfluss auf die Behag einem Wärmedurchgang von innen nach außen. Die
lichkeit innerhalb von Räumen hat. Auch zur Vermei- Mechanismen Wärmestrahlung und Wärmekonvek
dung von Bauschäden sind ausreichend hohe Ober- tion, die das Maß des Wärmeübergangs an Bauteil
flächentemperaturen erforderlich. Diesen Zielsetzun- oberflächen kennzeichnen, werden bei Berechnungen
gen entsprechen die unterschiedlichen Schwerpunkte zur wärmetechnischen Qualität von Bauteilen im All-
des Wärmeschutzes: gemeinen zusammengefasst.
Mindestwärmeschutz im Winter Die Kenngrößen sind der innere Wärmeübergangs
An die Wärmedämmung von Bauteilen und Wärme widerstand Rsi und der äußere Wärmeübergangs
brücken werden Mindestanforderungen gestellt, widerstand Rse in m2K/W, welche nach DIN EN ISO
um ein hygienisches Raumklima und einen dauer- 6946 [5.8] in Abhängigkeit von der Richtung des
haften Schutz der Baukonstruktion gegen klima Wärmestroms bzw. der Neigung eines Bauteils für
bedingte Feuchteeinwirkungen sicherzustellen. Die innere und äußere Oberflächen unterschieden wer-
Vermeidung von Schimmelpilzbildung oder Tau- den (Tab. 5.1). Grenzt ein Bauteil an Erdreich, ent
wasser steht dabei im Vordergrund. fallen Strahlung und Konvektion und Rse ist Null. Im
Energieeinsparung in Gebäuden Falle hinterlüfteter Konstruktionen gilt allgemein die
Der Verbrauch von Primärenergie für Heizung, Regel Rse = Rsi.
Trinkwarmwassererwärmung, Lüftung, Klimatisie-
Tab. 5.1: Wärme
rung und Beleuchtung insbesondere unter Berück- Richtung des Wärmestromes
übergangswiderstände
sichtigung erneuerbarer Energien ist im Rahmen Aufwärts Horizontal Abwärts Rsi und Rse in m2K/W
eines gesamtheitlichen energetischen Bewertungs- Rsi 0,10 0,13 0,17 gemäß DIN EN 6946
[5.8]
konzeptes zu begrenzen. Darüber hinaus ist es Rse 0,04 0,04 0,04
technisch möglich, Gebäude zu errichten, die einen
noch geringeren Energiebedarf haben als nach der Für den Anteil des Wärmedurchgangs, der über die
Energieeinsparverordnung zulässig wäre. Begriffe, Wärmeleitung der Baustoffschichten erfolgt, sind die
die in Zusammenhang mit energiesparenden Ge- Schichtdicken d der Baustoffe und deren Wärmeleit
bäuden genannt werden, sind z. B. KfW-Effizienz- fähigkeiten λ maßgebend.
haus, Passivhaus oder Niedrigstenergiegebäude.
75
WÄRME PORENBETON HANDBUCH
Tab. 5.2 enthält eine Übersicht zu den Wärmeleitfähig Dünnbettmörtel im Bereich von λ = 0,08 W/(mK) bis
keiten λ in W/(mK) von Produkten aus Porenbeton. λ = 0,18 W/(mK) die gleiche Wärmeleitfähigkeit wie
der Mauerstein, da bei einer mittleren Fugendicke von
Das Spektrum reicht von λ = 0,08 W/(mK) bis zu
2 mm die Wärmeleitfähigkeit des Dünnbettmörtels nur
λ = 0,25 W/(mK). Gemäß DIN 4108-4 [5.6.2] hat
einen geringen rechnerischen Einfluss auf die Wärme-
Mauerwerk mit Steinhöhen von mehr als 238 mm
leitfähigkeit des Mauerwerks hat.
ohne Stoßfugenvermörtelung und Lagerfugen aus
Tab. 5.2: Bemessungs-

wert der Wärme Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit λB[W/(mK)]
Produkt Festigkeitsklasse Rohdichteklasse
leitfähigkeit lB von
Nach DIN 4108-4 [5.6.2] Gemäß Herstellerangabe1)
Produkten aus
Porenbeton − 0,08
0,35
0,11 0,09
2 0,40 0,13 0,10
0,13
0,50 0,16
0,14
0,12
0,50 0,16 0,13
0,14
4
0,13
Plansteine, 0,55 0,18
0,14
Planelemente
0,60 0,19 0,16
0,60 0,19 0,16
0,16
0,65 0,21 0,18
0,21
6
0,18
0,70 0,22
0,21
0,75 0,24 −
0,80 0,25 0,21
0,35 0,11
0,40 0,13
0,45 0,15
0,50 0,16
0,55 0,18
Planbauplatten - −
0,60 0,19
0,65 0,21
0,70 0,22
0,75 0,24
0,80 0,25
0,55 0,16 0,14
0,60 0,18 0,16
Stürze 4,4
0,65 0,19 0,18
0,70 0,20 0,18
0,55 0,14 2)
0,60 0,16 2)
Flachstürze 4,5 −
0,65 0,18 2)
0,70 0,21 2)
1)
Der Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit ergibt sich aus dem CE-deklarierten λ10,dry, unit,100%-Wert und dem Fm-Wert zur Berücksichtigung
des Einflusses des Feuchtegehaltes auf die Wärmeleitfähigkeit: λB = λdesign,unit,100% = λ10,dry,unit,100% · Fm
2)
gemäß allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung/allgemeiner Bauartgenehmigung
76
Der Quotient aus d und λ ist der Wärmedurchlass Tab. 5.3: Wärmedurch-
Dicke der Richtung des Wärmestromes lasswiderstand Rg von
widerstand Ri in m2K/W einer Baustoffschicht. Fasst Luftschicht ruhenden Luftschichten
man die Wärmedurchlasswiderstände aller Baustoff- mm Aufwärts Horizontal Abwärts
in m2K/W gemäß DIN
schichten zusammen, erhält man den Wärmedurch- 0 0,00 0,00 0,00 EN ISO 6946 - Ober
flächen mit hohem
lasswiderstand R des gesamten Bauteils. Er ist be
5 0,11 0,11 0,11 Emissionsgrad [5.8]
deutend für den Nachweis der Mindestanforderungen
an den Wärmeschutz von Bauteilflächen und die wei- 7 0,13 0,13 0,13
tere Berechnung des Wärmedurchgangskoeffizienten 10 0,15 0,15 0,15
U in W/(m2K).
15 0,16 0,17 0,17
Der bei gleich bleibender Wärmeleitfähigkeit λ voraus 25 0,16 0,18 0,19
gesetzte lineare Zusammenhang zwischen der Bau-
50 0,16 0,18 0,21
stoffdicke d und dem Wärmedurchlasswiderstand Ri
hat bei Luftschichten keine Gültigkeit. Daher ist bei 100 0,16 0,18 0,22
Bauteilen, die eine ruhende Luftschicht aufweisen, der 300 0,16 0,18 0,23
Wärmedurchlasswiderstand Rg von Luftschichten
Zwischenwerte können mittels linearer Interpolation ermittelt werden
tabellarisch für bestimmte Luftschichtdicken d und in
Abhängigkeit von der Richtung des Wärmestroms zu U nach DIN EN ISO 6946 [5.8] aufwendiger, weil
ermitteln (Tab. 5.3). Streng genommen ist noch das durch die Wärmebrückenwirkung neben dem Wär-
Emissionsvermögen der die Luftschicht begrenzenden mestrom senkrecht zur Bauteiloberfläche auch ein
Oberflächen relevant. Es wird jedoch bei Baustoff- Wärmestrom parallel zur Bauteiloberfläche, z. B.
schichten mit mineralischen Oberflächen bei der Be- durch die Wechselwirkung zwischen Sparren und
rechnung der wärmetechnischen Qualität eines Bau- Wärmedämmung im Gefachbereich, ermittelt werden
teils im Allgemeinen nicht im Einzelnen berücksichtigt. muss. Nach Berechnung eines oberen Grenzwertes
Die Summe aus dem inneren Wärmeübergangswider- für den Wärmedurchgangskoeffizienten RT' (senk-
stand Rsi, dem äußeren Wärmeübergangswiderstand recht) und eines unteren Grenzwertes RT'' (parallel)
Rse und dem Wärmedurchlasswiderstand R der Bau- ergibt sich der Wärmedurchgangswiderstand RT
stoffschichten ist der Wärmedurchgangswiderstand durch Mittelung. Der Kehrwert von RT ergibt den
RT . Sein Kehrwert, der Wärmedurchgangskoeffizient Wärmedurchgangskoeffizienten U.
U, ist eine Kenngröße zur Beurteilung der wärmetech Tab. 5.4 bis 5.7 enthalten Wärmedurchgangskoeffi
nischen Eigenschaften eines Bauteils. zienten U für Außenwände aus Porenbeton mit fol
Er gibt an, welcher Wärmestrom in Watt auf einer Flä- genden Schichtaufbauten:
che von 1 m² zwischen zwei Medien, die durch eine Einschalig (monolithisch)
oder mehrere feste Schichten voneinander getrennt
Zweischalig mit Wärmedämmung und mit Luft-
sind, übertragen wird, wenn die Temperaturdifferenz
schicht
1 Kelvin beträgt.
Zweischalig mit Wärmedämmung
1 1
=U = Einschalig mit Wärmedämmverbundsystem
R T d1 d Gl. (5.1)
R si + + ... + n + R se
λ1 λn Die Werte zeigen, dass Porenbeton aufgrund seiner
Baustoffeigenschaften, insbesondere der geringen
Zu berücksichtigen ist bei der Berechnung des Wär Wärmeleitfähigkeit bei hoher Festigkeit, eine weit
medurchgangskoeffizienten U, dass zwischen Bau- gehend monolithische Bauweise mit Wärmedurch-
teilen aus homogenen Schichten wie massiven Mauer gangskoeffizienten von bis zu U = 0,15 W/(m²K)
werkskonstruktionen und Bauteilen aus homogenen ermöglicht. Durch zusätzliche Wärmedämmschichten
und inhomogenen Schichten, wie Holzrahmenbau kann der Wert weiter auf U = 0,12 W/(m²K) gesenkt
weisen zu unterscheiden ist. Im letztgenannten Fall werden.
ist die Ermittlung des Wärmedurchgangskoeffizienten
77
Tab. 5.4: Wärmedurch-

System Wärmedurchgangskoeffizient U des Bauteils [W/(m2K)]
gangskoeffizienten U Wanddicke d
Putz innen 1 cm bei einer Wärmeleitfähigkeit λ des Porenbetons von
von monolithischen cm
λ = 0,7 W/(mK) W/(mK)
Außenwänden aus
Porenbeton (einschalig) Mauerwerk
Mauer-
Putz außen 1,5 cm gesamt 0,08 0,09 0,10 0,11 0,12 0,13 0,14 0,15 0,16
werk
λ = 0,32 W/(mK)
24,0 26,5 0,31 0,35 0,38 - - - - - -
30,0 32,5 0,25 0,28 0,31 0,34 0,37 0,39 - - -
36,5 39,0 0,21 0,23 0,26 0,28 0,31 0,33 0,35 0,38 0,40
42,5 45,0 0,18 0,20 0,22 0,24 0,27 0,29 0,31 0,33 0,35
48,0 50,5 0,16 0,18 0,20 0,22 0,24 0,25 0,27 0,29 0,31
50,0 52,5 0,15 0,17 0,19 0,21 0,23 0,25 0,26 0,28 0,30

gangskoeffizienten U Wanddicke d
Putz innen 1 cm bei einer Wärmeleitfähigkeit λ des Porenbetons von
von Außenwänden cm
λ = 0,7 W/(mK) W/(mK)
aus Porenbeton (zwei-
schalig mit zusätzlicher Mauerwerk
Wärmedämmung und Wärme-
Wärmedämmung
mit schwach belüfteter Mauer- dämmung
Luftschicht 4 cm gesamt 0,08 0,09 0,10 0,11 0,12 0,13 0,14 0,15 0,16
Luftschicht) werk λ = 0,035
Vormauerschale 11,5 cm W/(mK)
λ = 0,96 W/(mK)
17,5 4 38,0 0,26 0,28 0,30 0,31 0,32 0,34 0,35 0,36 0,37
17,5 6 40,0 0,23 0,24 0,25 0,26 0,27 0,28 0,29 0,30 0,30
17,5 8 42,0 0,20 0,21 0,22 0,23 0,24 0,24 0,25 0,25 0,26
17,5 10 44,0 0,18 0,19 0,20 0,20 0,21 0,21 0,22 0,22 0,23
24,0 4 44,5 0,22 0,23 0,25 0,26 0,28 0,29 0,30 0,31 0,32
24,0 6 46,5 0,19 0,21 0,22 0,23 0,24 0,25 0,26 0,26 0,27
24,0 8 48,5 0,17 0,18 0,19 0,20 0,21 0,22 0,22 0,23 0,23
24,0 10 50,5 0,16 0,17 0,17 0,18 0,19 0,19 0,20 0,20 0,21
78

Wanddicke d gangskoeffizienten U
bei einer Wärmeleitfähigkeit λ des Porenbetons von
Putz innen 1 cm cm von Außenwänden aus
W/(mK)
λ = 0,7 W/(mK) Porenbeton (zwei
Mauerwerk Wärme- schalig mit zusätzlicher
Wärmedämmung Mauer- dämmung Wärmedämmung)
gesamt 0,08 0,09 0,10 0,11 0,12 0,13 0,14 0,15 0,16
Vormauerschale 11,5 cm werk λ = 0,035
λ = 0,96 W/(mK) W/(mK)
17,5 4 34,0 0,28 0,29 0,31 0,33 0,34 0,36 0,37 0,38 0,39
17,5 6 36,0 0,24 0,25 0,27 0,28 0,29 0,30 0,31 0,31 0,32
17,5 8 38,0 0,21 0,22 0,23 0,24 0,25 0,25 0,26 0,27 0,27
17,5 10 40,0 0,19 0,20 0,20 0,21 0,22 0,22 0,23 0,23 0,24
17,5 12 42,0 0,17 0,18 0,18 0,19 0,19 0,20 0,20 0,20 0,21
17,5 14 44,0 0,15 0,16 0,17 0,17 0,17 0,18 0,18 0,18 0,19
24,0 4 40,5 0,22 0,24 0,26 0,28 0,29 0,30 0,32 0,33 0,34
24,0 6 42,5 0,20 0,21 0,23 0,24 0,25 0,26 0,27 0,28 0,28
24,0 8 44,5 0,18 0,19 0,20 0,21 0,22 0,23 0,23 0,24 0,24
24,0 10 46,5 0,16 0,17 0,18 0,19 0,19 0,20 0,21 0,21 0,21
24,0 12 48,5 0,15 0,16 0,16 0,17 0,17 0,18 0,18 0,19 0,19
24,0 14 50,5 0,14 0,14 0,15 0,15 0,16 0,16 0,17 0,17 0,17
Wärmedurchgangskoeffizient U des Bauteils [W/(m2K)] Tab. 5.7: Wärmedurch-

System Wanddicke d gangskoeffizienten U
bei einer Wärmeleitfähigkeit λ des Porenbetons von
Putz innen 1 cm cm von Außenwänden aus
W/(mK)
λ = 0,7 W/(mK) Porenbeton (einschalig
Wärme-
Mauerwerk mit Wärmedämmver
Mauer- dämmung
Wärmedämm- gesamt 0,09 0,10 0,12 0,14 0,16 bundsystem, Wärme
werk λ = 0,035
verbundsystem leitfähigkeit des Dämm
W/(mK)
stoffs λ = 0,035 W/(mK))
17,5 10 30 0,20 0,21 0,22 0,23 0,24
17,5 14 34 0,16 0,17 0,18 0,18 0,19
17,5 18 38 0,14 0,14 0,15 0,15 0,16
17,5 20 40 0,13 0,13 0,14 0,14 0,14
24,0 10 36,5 0,17 0,18 0,20 0,21 0,22
24,0 14 40,5 0,14 0,15 0,16 0,17 0,17
24,0 18 44,5 0,12 0,13 0,14 0,14 0,15
24,0 20 46,5 0,12 0,12 0,13 0,13 0,13
79
5.3 Wärmespeicherung
Cwirk = Σi (ci ⋅ ρi ⋅ di ⋅ Ai) Gl. (5.2)
Die Wärmespeicherung von Baustoffen und Bauteilen
hat im Wesentlichen zwei Bedeutungen:
Beeinflussung der Raumlufttemperatur und damit Danach erfolgt eine Einteilung in schwere, mittlere
der Transmissionswärmeverluste bei intermittieren oder leichte Bauweise. Gemäß DIN 4108-2 [5.6.1]
dem Heizen gilt folgende Einstufung:
Ausnutzung der passiven Solarenergie sowie Ver-

ringerung von Temperaturspitzen im Sommer Cwirk /AG → Bauart Gl. (5.3)
durch Speicherung der Wärme in Bauteilen
Die wirksame Wärmespeicherfähigkeit von Räumen

hängt u. a. vom Bauteilaufbau und den spezifischen Cwirk /AG < 50 Wh/(m²K)
Wärmekapazitäten seiner Baustoffe ab. Sie hat Aus- → Leichte Bauart
wirkungen auf das Auskühl- und Aufheizverhalten von 50 Wh/(m²K) ≤ Cwirk /AG ≤ 130 Wh/(m²K)
Räumen. Wird die Wärmespeicherfähigkeit größer, → Mittlere Bauart
kühlt ein Raum langsamer aus und heizt sich je nach
Beheizungsgewohnheiten langsamer auf. Cwirk /AG > 130 Wh/(m²K)
→ Schwere Bauart
Intermittierendes Heizen
Gebäude aus schwerem und dickem Mauerwerk mit Die wirksame Wärmespeicherfähigkeit ist nicht mit
einer hohen Wärmespeicherfähigkeit galten in der dem Wärmespeichervermögen eines Bauteils gleich-
Vergangenheit gegenüber leichten Konstruktionen zusetzen, weil z. B. für Heizwärmebedarfsberech-
wie Holzrahmenbauten als besonders komfortabel. nungen nur eine wirksame Schichtdicke der raum
Den thermischen Komfort solcher Gebäude im Winter begrenzenden Bauteile von maximal 10 cm berück
lieferten die früher üblichen Heizsysteme. Beispiels- sichtigt werden darf. Trennwände zwischen zwei
weise unterlagen extrem schlecht regelbare Ofenhei- Räumen dürfen höchstens mit ihrer halben Dicke Ein-
zungen starken Schwankungen bei der Wärmeab gang in die Berechnung finden. Außerdem werden
gabe. Überhitzung und Verlöschen des Feuers wech Baustoffschichten nur raumseitig bis zur Wärme
selten sich ab. Eine gut speicherfähige Bauweise be- dämmebene berücksichtigt, da die Wärmedämmung
wirkte, dass die Wände nach dem Verlöschen des dahinter liegende Speichermassen sozusagen ab-
Feuers im Ofen die vorher aufgenommene Wärme schottet. Im Regelfall gehören Gebäude aus Poren-
wieder in den Raum abgaben, wodurch eine zu beton zur mittleren, Holzrahmenkonstruktionen zur
schnelle Auskühlung der Räume verhindert wurde und leichten und Bauten mit Außen- und Innenwänden
die Raumlufttemperatur im behaglichen Bereich blieb. aus Kalksandstein zur schweren Bauweise.
Hieraus darf aber nicht gefolgert werden, dass mit Bei kontinuierlichem Heizbetrieb, d. h. ohne Absen-
einer hohen Wärmespeicherfähigkeit der Bauteile bei kung oder Abschaltung der Heizung in der Nacht
intermittierendem Heizen (Nachtabsenkung oder oder bei Abwesenheit besteht hinsichtlich des Heiz
Nachtabschaltung) Energie eingespart werden kann. energieverbrauchs praktisch kein Unterschied zwi-
Tatsächlich muss die gleiche Wärmemenge, die nach schen leichter und schwerer Bauweise. Jedoch ist
dem Ausschalten der Heizung von den Bauteilen bei intermittierendem Heizbetrieb durch Absenkung
abgegeben wird, beim Anheizen wieder in die Bau- der Raumtemperaturen θi in der Nacht oder bei
teile eingespeichert werden und dann erst findet eine Abwesenheit grundsätzlich eine leichtere Bauweise
spürbare Raumerwärmung statt. Insofern können von Vorteil (Abb. 5.1).
Räume mit Begrenzungsflächen aus leichten Bautei-
Bei gleichen wärmeschutztechnischen Eigenschaf-
len mit geringer Wärmespeicherfähigkeit schneller auf-
ten der raumumschließenden Bauteile und bei glei-
geheizt werden.
cher mittlerer Außenlufttemperatur θe sind die Trans
Die wirksame Wärmespeicherfähigkeit Cwirk in Wh/K missionswärmeverluste von der mittleren Temperatur-
eines Raumes wird gemäß DIN V 4108-6 [5.6.3] aus differenz ∆θ zwischen Raumlufttemperatur θi und
der spezifischen Wärmekapazität des Baustoffs c, Außenlufttemperatur θe abhängig. Diese Temperatur-
der Rohdichte ρ, der wirksamen Schichtdicke d und differenz ist bei leichter Bauweise mit geringer Wär-
der Bauteilfläche A ermittelt: mespeicherfähigkeit (∆θl ) niedriger als bei schwerer
80
Bauweise mit hoher Wärmespeicherfähigkeit (∆θs ), Abb. 5.1: Mittlere Tem-

+30 peraturdifferenzen ∆θl
da die Raumlufttemperatur nach Absenkung der
θ i,s (schwere Bauart) (leichte Bauart) und ∆θs
Heiztemperatur schneller und tiefer absinkt. (schwere Bauart) zwi-
schen Raumlufttempe-
Passive Solarenergienutzung +20
ratur θi und Außenluft-
Die passive Nutzung der Solarenergie durch Fenster temperatur θe bei inter-
θ i,l (leichte Bauart) ∆θs
setzt die Möglichkeit zur Wärmespeicherung in den +10
mittierendem Heizen
raumumschließenden Bauteilen voraus. Bei Sonnen- ∆θl
Temperatur θ in °C
einstrahlung ist die Erhöhung der Raumlufttempera-
tur bei schwerer Bauart (∆θs ) niedriger als bei leichter 0
Bauart (∆θl ) (Abb. 5.2). Die eingestrahlte Energie wird θe

in die Bauteile eingespeichert und zeitversetzt an -10
den Raum wieder abgegeben. 12 18 24 6 12
Zeit t in h ∆θs -∆θl∼2K
Energieeinspareffekte
Die möglichen Energieeinspareffekte aus intermittie
rendem Heizen und passiver Solarenergienutzung
Abb. 5.2: Temperatur
liegen im Allgemeinen in einer Größenordnung von erhöhung ∆θl (leichte
10
5 bis 10 % des Heizenergieverbrauchs und sind
Temperaturerhöhung im Raum ∆θ in K
Bauart) und ∆θs

∆θs (schwere Bauart) (schwere Bauart) im
situationsbezogen gegenläufig:
8 Raum bei Sonnen
∆θl (leichte Bauart) einstrahlung
Bei intermittierendem Heizen wird durch geringere
Wärmespeicherung eine größere Einsparung an 6
Heizenergie erzielt.
4
Bei passiver Solarenergienutzung sind große Spei
chermassen erforderlich, um die Gewinne aus der
2
Sonneneinstrahlung zeitversetzt nutzen zu können.
Je nach den Gegebenheiten des Einzelfalles, insbe 0

sondere nach der Art der Gebäudenutzung und dem 0 200 400 600 800 1.000
Heizverhalten der Nutzer, kann eine größere Wärme

Sonneneinstrahlung I in W/m2 ∆θl-∆θs∼2K
speicherfähigkeit der Bauteile von Vorteil oder auch
von Nachteil für den Heizenergieverbrauch sein.
Häufig wird daher bei der Baustoffauswahl in der
Praxis ein Mittelwert angestrebt. Die Auskühlzeit tA wird aus dem flächenbezogenen
Wärmespeichervermögen W und dem Wärmedurch-
Die in einem Baustoff gespeicherte Wärmemenge Q lasswiderstand R berechnet:
in Wh berechnet sich aus der Rohdichte ρ, der spe
zifischen Wärmekapazität c, der wirksamen Schicht-
dicke d, der Fläche A und der Temperaturdifferenz tA = W ⋅ R Gl. (5.6)
∆θ zwischen dem Baustoff und der Umgebung:
Daten zur Wärmespeicherung und Auskühlzeit von

Q = ρ ⋅ c · d · A · ∆θ Gl. (5.4) Porenbeton können Tab. 5.8 entnommen werden.
Das flächenbezogene Wärmespeichervermögen W in

Wh/(m2K) einer Baustoffschicht wird folgendermaßen
ermittelt:
W=c·ρ⋅d Gl. (5.5)
81
Tab. 5.8: Daten zur

Wärmespeicherung Dicke Rohdichte Wärmeleit- Spezifische Wärme- Wärme Auskühl-
und Auskühlzeit von fähigkeit Wärme durchlass- speicher- zeit
Baustoffschichten Baustoff kapazität widerstand vermögen
d ρ λ c R W tA
m kg/m3 W/(mK) Wh/(kgK)1) m2K/W Wh/(m2K) h
350 0,09 1,94 17,0 33,00
0,175
600 0,14 1,25 29,2 36,50
350 0,09 2,67 23,4 62,30
0,240
600 0,14 1,71 40,0 68,50
350 0,09 3,33 29,2 97,20
Porenbeton 0,300
600 0,14 0,278 2,14 50,0 107,10
mauerwerk
350 0,09 4,06 35,5 144,10
0,365
600 0,14 2,61 60,9 158,90
0,425 350 0,09 4,72 41,4 195,40
0,480 350 0,09 5,33 46,7 248,90
0,500 350 0,09 5,56 48,7 270,80
Beton ≥ C 20/25 0,200 2.400 2,30 0,278 0,09 133,4 12,00
Dämmstoff 0,200 20 0,04 0,413 5,00 1,7 8,30
1)
0,278 Wh/(kgK) = 1.000 J/(kgK)
5.4 Mindestwärmeschutz im der Mindestanforderung von R = 1,2 m2 K/W. Für

leichte homogene Bauteile verlangt die Norm einen
Winter Wärmedurchlasswiderstand von mindestens R =
Um ein hygienisches Raumklima und einen dauerhaf 1,75 m2K/W.
ten Schutz der Baukonstruktion gegen klimabedingte Differenzierte Anforderungen werden an inhomogene
Feuchteeinwirkungen sicherzustellen, werden in DIN nichttransparente Bauteile wie Rahmen-, Skelett- oder
4108-2 [5.6.1] wärmetechnische und konstruktive Holzständerbauweisen gestellt. In solchen Fällen ist
Anforderungen an Bauteilflächen und an Bereiche ein Wärmedurchlasswiderstand im Gefachbereich er-
von Wärmebrücken gestellt. Werden die in der Norm forderlich von:
genannten Mindestanforderungen erfüllt, kann davon
R ≥ 1,75 m2 K/W
ausgegangen werden, dass es weder auf Bauteilflä-
chen noch an Wärmebrücken zu einer Tauwasser- und für das gesamte Bauteil von
oder Schimmelbildung auf der raumseitigen Ober
R ≥ 1,00 m2 K/W
fläche kommt. Voraussetzung ist, dass die betref-
fenden Räume ausreichend beheizt und belüftet Im thermischen Einflussbereich von Wärmebrücken
werden. Ebenso darf die Luftzirkulation an der können sich deutlich niedrigere raumseitige Oberflä
Wandoberfläche nicht behindert werden. chentemperaturen einstellen als an Bauteilflächen.
Dadurch nimmt die Gefahr der Tauwasser- oder
Bei der Beurteilung des Mindestwärmeschutzes an
Schimmelbildung auf der Bauteiloberfläche zu. Auch
Bauteilflächen ist zunächst festzulegen, ob es sich
die Transmissionswärmeverluste können größer wer-
um homogene nichttransparente, inhomogene nicht-
den. Zur Vermeidung von Schimmelbildung muss die
transparente oder um transparente oder teiltranspa-
Oberflächentemperatur ausreichend hoch sein. In DIN
rente Bauteile handelt. Im Falle homogener Bauteile
4108-2 [5.6.1] wird verlangt, dass der dimensionslose
wird nach schweren oder leichten Bauteilen unter-
Temperaturfaktor an der ungünstigsten Stelle fRsi ≥ 0,7
schieden. Schwere Bauteile, welche eine flächenbe-
beträgt. Dieser Faktor entspricht unter üblichen,
zogene Gesamtmasse m' von mindestens 100 kg/m2
genormten Klimarandbedingungen einer raumseitigen
aufweisen, sind so zu planen und auszuführen, dass
Bauteil-Oberflächentemperatur von θsi = 12,6 °C.
ein festgelegter Wärmedurchlasswiderstand R nicht
Falls die wärmetechnische Ausführung einer Wärme-
unterschritten wird (Tab. 5.9).
brücke den Planungs- und Ausführungsempfehlungen
Beispielsweise beträgt der Wärmedurchlasswider- in DIN 4108 Beiblatt 2 [5.6.5] entspricht, ist davon
stand einer 30 cm dicken, verputzten Porenbeton- auszugehen, dass die Mindestanforderungen im
wand (λ = 0,09 W/(mK)) R = 3,4 m2 K/W gegenüber Bereich von Wärmebrücken eingehalten werden.
82
Tab. 5.9: Mindestwerte

Wärmedurch- für Wärmedurchlass
lasswiderstand widerstände R von
Zeile Bauteile Beschreibung des Bauteils2) Bauteilen gemäß
R DIN 4108-2 [5.6.1]
m2K/W
gegen Außenluft, Erdreich, Tiefgaragen, nicht beheizte Räume (auch
1 Wände beheizter Räume nicht beheizte Dachräume oder nicht beheizte Kellerräume außerhalb 1,23)
der wärmeübertragenden Umfassungsfläche)
Dachschrägen
2 gegen Außenluft 1,2
beheizter Räume
3 Decken beheizter Räume nach oben und Flachdächer
3.1 gegen Außenluft 1,2
zu belüfteten Räumen zwischen Dachschrägen und Abseitenwänden
3.2 0,90
bei ausgebauten Dachräumen
zu nicht beheizten Räumen, zu bekriechbaren oder noch niedrigeren
3.3 0,90
Räumen
zu Räumen zwischen gedämmten Dachschrägen und Abseitenwänden
3.4 0,35
bei ausgebauten Dachräumen
4 Decken beheizter Räume nach unten
gegen Außenluft, gegen Tiefgaragen, gegen Garagen (auch beheizten),
4.11) 1,75
Durchfahrten (auch verschließbaren) und belüftete Kriechkeller
4.2 gegen nicht beheizten Kellerraum
unterer Abschluss (z. B. Sohlplatte) von Aufenthaltsräumen unmittelbar
4.3
an das Erdreich grenzend bis zu einer Raumtiefe von 5 m 0,90
über einem nicht belüfteten Hohlraum, z. B. Kriechkeller, an das Erdreich
4.4
angrenzend
5 Bauteile an Treppenräumen
Wände zwischen beheiztem Raum und direkt beheiztem Treppenraum,
Wände zwischen beheiztem Raum und indirekt beheiztem Treppen-
5.1 0,07
raum, sofern die anderen Bauteile des Treppenraums die Anforde-
rungen der Tabelle 3 (DIN 4108-2) erfüllen
Wände zwischen beheiztem Raum und indirekt beheiztem Treppen-
5.2 raum, wenn nicht alle anderen Bauteile des Treppenraums die Anforde- 0,25
rungen der Tabelle 3 (DIN 4108-2) erfüllen
oberer und unterer Abschluss eines beheizten oder indirekt beheizten wie Bauteile be-
5.3
Treppenraums heizter Räume
6 Bauteile zwischen beheizten Räumen
6.1 Wohnungs- und Gebäudetrennwände zwischen beheizten Räumen 0,07
Wohnungstrenndecken, Decken zwischen Räumen unterschiedlicher
6.2 0,35
Nutzung
1)
Vermeidung von Fußkälte
2)
bei erdberührten Bauteilen: konstruktiver Wärmedurchlasswiderstand
3)
bei niedrig beheizten Räumen 0,55 m2K/W
5.5 Energiesparender Zu errichtende Nichtwohngebäude (Abschnitt 2

sowie Anlagen 2 und 4)
Wärmeschutz
Zu errichtende kleine Gebäude und Gebäude aus
5.5.1 Energieeinsparverordnung Raumzellen (Abschnitt 2 und Anlage 3)
Der Anwendungsbereich der Energieeinsparverord- Bestehende Gebäude und Anlagen (Abschnitt 3

nung (EnEV 2014) [5.11] erstreckt sich auf beheizte und Anlage 3)
und/oder gekühlte Gebäude. Die Anforderungen Anlagen der Heizungs-, Kühl- und Raumlufttechnik
beziehen sich auf (Abb. 5.3): sowie der Warmwasserversorgung (Abschnitt 4
Zu errichtende Wohngebäude (Abschnitt 2 sowie sowie Anlagen 4a und 5)
Anlagen 1 und 4)
83
Abb. 5.3: Gliederung

der Energiesparverord- Abschnitt 1 Abschnitt 6 Abschnitt 7
nung EnEV 2014 [5.11]
Allgemeine Vorschriften Gemeinsame Vorschriften, Schlussvorschriften
Ordnungswidrigkeiten
Abschnitt 2 Abschnitt 3 Abschnitt 4 Abschnitt 5

Zu errichtende Zu errichtende Zu errichtende Bestehende Anlagen für Heizung, Energieausweise
Wohngebäude Nichtwohngebäude kleine Gebäude Gebäude und Kühlung, RLT, und Verbesserung
und Gebäude aus Anlagen Warmwasser der Energieeffizienz
Raumzellen
Anlage 1 Anlage 4 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4a und 5 Anlagen 6 bis 11

Anforde- Anforde- Anforderungen, Anforderungen Energieausweise,
Dichtheit
rungen rungen Randbedingungen, Maßgaben Inbetriebnahme Fortbildungsinhalte
Abschnitt 5 enthält Regelungen zu Energieausweisen Zusätzlich sind Anforderungen an die Anlagentechnik

und zu den Empfehlungen für die Verbesserung der zu erfüllen. Neben den Detailregelungen zur Inbe-
Energieeffizienz von Gebäuden. In den dazugehörigen triebnahme von Heizkesseln, zu Klimaanlagen und
Anlagen 6 bis 11 finden sich Muster für Energieaus- sonstigen Anlagen der Raumlufttechnik fordert die
weise sowie Anforderungen an die Inhalte der Fort EnEV 2014 Mindestdicken für Wärmedämmschichten
bildung für Energieausweis-Aussteller für bestehende von Verteilungsleitungen und Armaturen (Tab. 5.10).
Gebäude. Allgemeine Vorschriften, gemeinsame Vor-
Des Weiteren enthält die EnEV 2014 Regelungen für
schriften und Schlussvorschriften enthalten die
bestehende Gebäude und Anlagen u. a. bei Ände-
Abschnitte 1, 6 und 7.
rung, Erweiterung und Ausbau von Gebäuden sowie
Für zu errichtende Wohngebäude sind als Hauptan zur Nachrüstung von Anlagen und Gebäuden.
forderungsgrößen der Jahres-Primärenergiebedarf Qp"
Die Bilanzierung des Jahres-Primärenergiebedarfs Qp"
und der spezifische, gebäudehüllflächenbezogene
umfasst neben den bautechnischen Eigenschaften
Transmissionswärmeverlust H'T sowie der Sonnen
die Verluste aus folgenden anlagentechnischen
eintragskennwert S nachzuweisen. Bei zu errichten-
Komponenten:
den Nichtwohngebäuden gelten neben dem Jahres-
Primärenergiebedarf Qp" und dem Sonneneintrags- Heizungstechnik
kennwert S Anforderungen an den mittleren Wärme Kühltechnik
durchgangskoeffizienten U bestimmter Bauteile.
Raumlufttechnik
Weitere Anforderungen erstrecken sich u. a. auf Luft
Warmwasserversorgung
dichtheit, Mindestluftwechsel, Wärmebrücken und
den Mindestwärmeschutz. Beleuchtungstechnik (nur bei Nichtwohngebäuden)
Tab. 5.10: Wärme-

dämmung von Wär- Zeile Art der Leitungen/Armaturen dmin [mm]1)
meverteilungs- und 1 Innendurchmesser bis 22 mm 20
Warmwasserleitungen,
Kälteverteilungs- und
2 Innendurchmesser über 22 mm bis 35 mm 30
Kaltwasserleitungen 3 Innendurchmesser über 35 mm bis 100 mm = Innendurchmesser
sowie Armaturen ge-
4 Innendurchmesser über 100 mm 100
mäß EnEV 2014 [5.11]
Leitungen und Armaturen nach den Zeilen 1 bis 4 in Wand- und
1/2 der Anforderungen
5 Deckendurchbrüchen, im Kreuzungsbereich von Leitungen, an
der Zeilen 1 bis 4
Leitungsverbindungsstellen, bei zentralen Leitungsnetzverteilern
Wärmeverteilungsleitungen nach den Zeilen 1 bis 4, die nach
1/2 der Anforderungen
6 dem 31. Januar 2002 in Bauteilen zwischen beheizten Räumen
der Zeilen 1 bis 4
verschiedener Nutzer verlegt werden
7 Leitungen nach Zeile 6 im Fußbodenaufbau 6
Kälteverteilungs- und Kaltwasserleitungen sowie Armaturen von
8 6
Raumlufttechnik- und Klimakältesystemen
1)
Mindestdicke der Dämmschicht, bezogen auf eine Wärmeleitfähigkeit von 0,035 W/(mK)
84
Die wesentlichen Ergebnisse der Berechnungen zum Die Auflistung macht deutlich, dass zur weiteren
energiesparenden Wärmeschutz werden im Energie- Energieeinsparung in Gebäuden eine Reihe zusätz-
ausweis festgehalten. Für zu errichtende Gebäude licher Maßnahmen erforderlich ist und diese Aufgabe
wird der Energieausweis auf Grundlage eines nicht durch eine besonders intensive Nutzung einzel-
berechneten Energiebedarfs ausgestellt. Für beste- ner Maßnahmen gelöst werden kann. Vielmehr ist –
hende Gebäude kann der Energieausweis in vielen und das gilt auch für die ökonomische Betrachtung
Fällen auch auf Grundlage eines gemessenen Ener- – eine ganzheitliche Optimierung erforderlich, bei der
gieverbrauchs ausgestellt werden. Inhalt und Aufbau auch die Wechselwirkungen der einzelnen bau- und
von Energieausweisen entsprechen den in der EnEV anlagentechnischen Maßnahmen unter Beachtung
2014 vorgegebenen Mustern. Die Gültigkeitsdauer des Primärenergieträgers untereinander einbezogen
von Energieausweisen beträgt zehn Jahre. werden müssen.
Ausnahmen und Befreiungen von den Vorschriften der Der tatsächliche Energieverbrauch wird wesentlich
EnEV 2014 können auf Antrag von den zuständigen durch das Heiz- und Lüftungsverhalten des Nutzers
Behörden in folgenden Fällen zugelassen werden: bestimmt. Unterschiede zwischen berechnetem
Energiebedarf und gemessenem Energieverbrauch
Bei Erreichen der Anforderungen im gleichen Um-
können immer wieder festgestellt werden. Beobach-
fang durch andere als in der EnEV 2014 vorgese-
tungen an Wohngebäuden zeigen, dass der Energie-
hene Maßnahmen.
bedarf meistens höher ist als der Energieverbrauch,
Wenn die Anforderungen durch unangemessenen wobei der Unterschied mit zunehmender Gebäude-
Aufwand zu einer unbilligen Härte führen würden, größe tendenziell abnimmt [5.2].
d. h. die erforderlichen Aufwendungen können
Dies zeigt, dass der Energieverbrauch im Einzelfall
durch die Einsparungen nicht wieder erwirtschaftet
nicht unbedingt mit einem durch Berechnung oder
werden.
Simulation ermittelten Sollwert übereinstimmen muss.
Sofern bei Baudenkmälern oder sonstiger erhaltens- Andererseits wird es dem Nutzer in Gebäuden mit
werter Bausubstanz die Erfüllung der Anforderungen sehr niedrigem Energiebedarf leicht gemacht, sich
der EnEV die Substanz oder das Erscheinungsbild energiesparend zu verhalten. So bewirken z. B. die
beeinträchtigen oder andere Maßnahmen zu einem vergleichsweise hohen Oberflächentemperaturen der
unverhältnismäßig hohen Aufwand führen würden, Außenwände, Fenster, Böden und Decken bzw.
kann von den Anforderungen abgewichen werden. Dächer einen thermischen Komfort, der in weniger
Soll der Energiebedarf gegenüber den Anforderun- gut gedämmten Gebäuden durch hohe Raumluft-
gen der EnEV weiter gesenkt werden, bedürfen die temperaturen angestrebt, aber dennoch nicht erreicht
Einsparungsmöglichkeiten noch strengerer Beach- wird. Ähnlich verhält es sich mit der kontrollierten
tung: Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung. Sie
sorgt für einen gleichmäßigen Luftwechsel, stellt
Kompakte, bei Einfamilienhäusern verdichtete immer eine ausreichende Menge Frischluft bereit und
Bauweise hält die Lüftungswärmeverluste niedrig.
Weitere Verbesserung des Wärmeschutzes der Bau
teile der wärmeübertragenden Umfassungsfläche 5.5.2 Zu errichtende
Wohngebäude
Konsequentere Vermeidung von Wärmebrücken
Wohngebäude sind als Gebäude definiert, die über-
Optimierung der Luftdichtheit der Gebäudehülle
wiegend dem Wohnen dienen. Hierzu zählen auch
Bessere Nutzung passiver Energiegewinne aus Wohn-, Alten- und Pflegeheime sowie ähnliche Ein-
der Solarstrahlung, vor allem auch bei der städte- richtungen. Höchstwerte für den gebäudenutzflächen-
baulichen Planung bezogenen Jahres-Primärenergiebedarf Qp" zu
Effizientere Anlagentechnik für Heizung, Kühlung, errichtender Wohngebäude werden mit Hilfe eines
Trinkwassererwärmung und Lüftung sogenannten Referenzgebäudeverfahrens ermittelt
(Abb. 5.4).
Sparsamere Beleuchtungstechnik
Nach Festlegung der geplanten wärmeübertragenden
Kontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung
Umfassungsfläche A, des geplanten Gebäudevolu-
Primärenergetisch sinnvoller Energieträger und mens Ve und der geplanten Ausrichtung wird mit vor-
Nutzung erneuerbarer Energiequellen gegebenen Daten zur bau- und anlagentechnischen
85
Abb. 5.4: Nachweis des

Jahres-Primärenergie
Bekannt aus der Gebäudeplanung:
bedarfs Qp" gemäß
Geometrie A und Ve, Gebäudenutzfläche AN, Ausrichtung
EnEV 2014 [5.11]
Geplantes Gebäude Referenzgebäude
Geplante Bautechnik Bautechnik: Referenz-Bautechnik

gemäß Entwurf U, ∆UWB, g⊥, n50 gemäß Anlage 1, Tabelle 1

Geplante Anlagentechnik Anlagentechnik: Referenz-Anlagentechnik

gemäß Entwurf h, w, c, v gemäß Anlage 1, Tabelle 1
Qp,vorh" [kWh/(m2a)] Qp,Ref" [kWh/(m2a)]
Qp,vorh" [kWh/(m²a)] ≤ Qp,max"= 0,75 · Qp,Ref" [kWh/(m²a)]
Ausstattung gemäß EnEV 2014 (Tab. 5.11) der Jah- Absenkung ermittelten Maximalwert Qp,max" nicht
res-Primärenergiebedarf Qp,Ref" eines Referenzgebäu- überschreiten darf.
des ermittelt. Dieser Wert wird mit dem Faktor 0,75
Für bestimmte, nicht gekühlte Wohngebäude kann
multipliziert und das Ergebnis stellt den höchsten
der Nachweis des energiesparenden Wärmeschutzes
zulässigen Jahres-Primärenergiebedarf Qp,max" dar.
auch auf vereinfachte Weise geführt werden. Dabei
Die Bautechnik wird durch folgende Größen werden Wohngebäude mit definierten bau- und
beschrieben: anlagentechnischen Varianten beschrieben, die die
Anforderungen hinsichtlich des Jahres-Primärenergie-
Wärmedurchgangskoeffizient U
bedarfs, des spezifischen gebäudehüllflächenbezoge
Wärmebrückenzuschlagskoeffizient ∆UWB nen Transmissionswärmeverlusts und des sommer-
Gesamtenergiedurchlassgrad g⊥ lichen Wärmeschutzes erfüllt. Die Bekanntmachung
der Gebäude erfolgt im Bundesanzeiger [5.18]. Die
Luftwechselrate n50 bei 50 Pa Druckdifferenz
ses vereinfachte Verfahren eignet sich insbesondere
Hinsichtlich der Anlagentechnik listet die EnEV 2014 für die Vordimensionierung der bau- und anlagen-
alle technischen Merkmale zu den Bereichen Hei- technischen Ausstattung eines Gebäudes im Pla-
zung (h), Trinkwarmwasserbereitung (w), Kühlung (c) nungsstadium sowie zur Kostenschätzung.
und Lüftung (v) auf.
Hinsichtlich der wärmetechnischen Qualität der
Bei den detaillierten Angaben zum Referenzgebäude Gebäudehülle darf der spezifische, auf die wärme
handelt es sich nicht um Anforderungen, die bei der übertragende Umfassungsfläche bezogene Trans-
bau- und anlagentechnischen Ausstattung im Einzel- missionswärmeverlust HT,max' eines zu errichtenden
nen einzuhalten sind, sondern um Größen, die nur Wohngebäudes den entsprechenden Wert des
dazu dienen, den maximal zulässigen Primärenergie- jeweiligen Referenzgebäudes nicht überschreiten.
bedarf zu berechnen. Im Vergleich dazu wird für das Ergänzend gilt die Forderung, dass die jeweiligen
geplante Gebäude mit der vorgesehenen bau- und Werte gemäß Tab. 5.12 nicht überschritten werden.
anlagentechnischen Ausstattung der Jahres-Primär Der vorhandene Wert für HT,vorh' wird aus den vorge-
energiebedarf Qp,vorh" berechnet, der den aus dem sehenen bautechnischen Eigenschaften des Gebäu-
Referenzgebäudeverfahren und der 25-prozentigen des ermittelt.
Tab. 5.12: Höchst-

Zeile Gebäudetyp HT,max' [W/(m2K)]
werte des spezifischen,
auf die wärmeübertra- Freistehendes mit AN ≤ 350 m² 0,40
1
gende Umfassungsflä- Wohngebäude mit AN > 350 m² 0,50
che bezogenen Trans- 2 Einseitig angebautes Wohngebäude* 0,45
missionswärmeverlusts
3 Alle anderen Wohngebäude 0,65
gemäß EnEV 2014
[5.11] Erweiterungen und Ausbauten von Wohngebäuden
4 0,65
gemäß EnEV § 9 (5)
* Einseitig angebaut ist ein Wohngebäude, wenn von den vertikalen Flächen dieses Gebäudes, die nach einer Himmelsrichtung weisen, ein Anteil
von 80 % oder mehr an ein anderes Wohngebäude oder an ein Nichtwohngebäude mit einer Raum-Solltemperatur von mindestens 19 °C angrenzt.
86
Tab. 5.11: Ausführung

Zeile Bauteil/System Referenzausführung/Wert
des Referenzgebäudes
Der aus einem der in Anlage 1, Nummer 2.1 der EnEV 2014 angegebenen Verfahren berechnete Jahres-Primär (Wohngebäude) gemäß
1.0 energiebedarf des Referenzgebäudes nach den Zeilen 1.1 bis 8 ist für Neubauvorhaben ab dem 1. Januar 2016 EnEV 2014 [5.11]
mit dem Faktor 0,75 zu multiplizieren. § 28 der EnEV bleibt unberührt.
Außenwand (einschließlich Einbauten wie Roll
1.1 U = 0,28 W/(m²K)
ladenkästen), Geschossdecke gegen Außenluft
Außenwand gegen Erdreich, Bodenplatte,
1.2 U = 0,35 W/(m²K)
Wände und Decken zu ungeheizten Räumen
Dach, oberste Geschossdecke,
1.3 U = 0,20 W/(m²K)
Wände zu Abseiten
UW = 1,30 W/(m²K)
1.4 Fenster, Fenstertüren
g⊥ = 0,60
UW = 1,40 W/(m²K)
1.5 Dachflächenfenster
g⊥ = 0,60
UW = 2,70 W/(m²K)
1.6 Lichtkuppeln
g⊥ = 0,64
1.7 Außentüren U = 1,80 W/(m²K)
2 Bauteile nach den Zeilen 1.1 bis 1.7 ∆UWB = 0,05 W/(m²K)
n50 gemäß DIN V 4108-6: 2003-06: mit Dichtheitsprüfung
3 Luftdichtheit der Gebäudehülle
n50 gemäß DIN V 18599-2: 2011-02: nach Kategorie I
keine im Rahmen der Nachweise nach Nummer 2.1.1 oder
4 Sonnenschutzvorrichtung
2.1.2 anzurechnende Sonnenschutzvorrichtung
Wärmeerzeugung
Brennwertkessel (verbessert), Heizöl EL
Aufstellung:
AN ≤ 500 m2: innerhalb der thermischen Hülle
AN > 500 m2: außerhalb der thermischen Hülle
Wärmeverteilung:
Auslegungstemperatur 55/45° C, zentrales Verteilsystem in-
5 Heizungsanlage nerhalb der wärmeübertragenden Umfassungsfläche, innen
liegende Stränge und Anbindeleitungen, Standard-Leitungs-
längen nach DIN V 4701-10: 2003-08 Tabelle 5.3-2, Pumpe
auf Bedarf ausgelegt (geregelt, ∆p konstant), Rohrnetz hyd-
raulisch abgeglichen
Wärmeübergabe:
freie statische Heizfläche, Anordnung an normaler Außen-
wand, Thermostatventile mit Proportionalbereich 1 K
Wärmeerzeugung und Wärmespeicherung:
zentral, gemeinsame Wärmebereitung mit Heizungsanlage
nach Zeile 5
bei Berechnung nach Nummer 2.1.1:
Solaranlage mit Flachkollektor sowie Speicher ausgelegt
gemäß DIN V 18599-8: 2011-12 Tabelle 15
bei Berechnung nach Nummer 2.1.2:
Solaranlage mit Flachkollektor zur ausschließlichen Trink-
wassererwärmung entsprechend den Vorgaben nach DIN
6 Anlage zur Warmwasserbereitung V 4701-10: 2003-08 Tabelle 5.1-10 mit Speicher, indirekt
beheizt (stehend), gleiche Aufstellung wie Wärmeerzeuger,
kleine Solaranlage bei AN ≤ 500 m2 (bivalenter Solar-
speicher)
große Solaranlage bei AN > 500 m2
Wärmeverteilung:
Verteilsystem innerhalb der wärmeübertragenden Umfas-
sungsfläche, innen liegende Stränge, gemeinsame Installations
wand, Standard-Leitungslängen nach DIN V 4701-10: 2003-
08, Tabelle 5.1-2, mit Zirkulation
7 Kühlung keine Kühlung
8 Lüftung zentrale Abluftanlage, bedarfsgeführt mit geregeltem DC-Ventilator
87
Zur Ermittlung des Energiebedarfs von Wohngebäu-

den gemäß EnEV 2014 stehen zwei Nachweisverfah- HT = Σ (Ui · Ai · Fx,i) + HT,WB Gl. (5.10)
ren zur Auswahl. Zum einen können die älteren
bekannten Normen DIN V 4108-6 [5.6.3] für die
bautechnische Bewertung und DIN V 4701-10 [5.7.1] Der Lüftungswärmeverlust QV,Monat wird unter Beach-
für die anlagentechnische und primärenergetische tung des spezifischen Lüftungswärmeverlusts HV
Bewertung verwendet werden. berechnet, welcher u. a. von der Gebäudedichtheit
(s. Abschnitt 5.5.4) abhängig ist:
Alternativ dazu kann der Nachweis des Energiebe-
darfs gemäß der jüngeren DIN V 18599 [5.9] durch-
geführt werden. Diese Norm enthält alle Berech- QV,Monat = 0,024 · HV · (θi – θe,Monat) · tMonat Gl. (5.11)
nungsgrundlagen, die für die energetische Bewer-
tung von Gebäuden einschließlich aller bau- und
anlagentechnischen Eigenschaften erforderlich sind. Solare Wärmegewinne Qs werden für transparente
Energetische Bewertung gemäß DIN V 4108-6 und opake Bauteile erfasst:
und DIN V 4701-10
Mit Hilfe der DIN V 4108-6 wird im Rahmen eines
Qs,tr,Monat =
Monatsbilanzverfahrens der Jahres-Heizwärmebedarf
Qh ermittelt. Zunächst werden für jeden Monat die 0,024 · Σ (Ai · gi · FF,i · FS,i · FC,i · Is,i,Monat) · tMonat Gl. (5.12)
Wärmeverluste aus Transmission QT und Lüftung QV

sowie unter Berücksichtigung eines Ausnutzungs-
grades η die solaren Wärmegewinne Qs und internen
Qs,op,Monat =
Wärmegewinne Qi bilanziert:
0,024 · Σ (Ai · Ui · Re · (αs,i · Is,i,Monat – Ff,i · hr,i · ∆θer) · tMonat
Gl. (5.13)
Qh,Monat = (QT,Monat + QV,Monat) - η (Qs,Monat + Qi,Monat) Gl. (5.7)

A: Bauteilfläche [m²]
F F: Abminderungsfaktor für den Rahmenanteil [-]
F f: Formfaktor zwischen Bauteil und Himmel [-]
Alle positiven monatlichen Werte für Qh,Monat werden FW: Abminderungsfaktor infolge nicht senkrechten
zum Jahres-Heizwärmebedarf Qh addiert: Strahlungseinfalls [-]
F S: Abminderungsfaktor infolge Verschattung [-]
F C: Abminderungsfaktor für Sonnenschutzvorrichtungen [-]
g: Wirksamer Gesamtenergiedurchlassgrad [-]
Qh = Σ (Qh,Monat)pos Gl. (5.8)
g = FW · g⊥
g⊥: Gesamtenergiedurchlassgrad bei senkrechtem
Strahlungseinfall [-]
Dabei wird der Transmissionswärmeverlust QT,Monat h r: Äußerer Abstrahlungskoeffizient [W/(m²K)]
I s: Mittlere, monatliche Strahlungsintensität der Sonne [W/m²]
aus einem Umrechnungsfaktor, dem spezifischen
R e: Äußerer Wärmeübergangswiderstand [m²K/W]
Transmissionswärmeverlust HT, der Differenz zwi-
U: Wärmedurchgangskoeffizient [W/(m²K)]
schen der Raumlufttemperatur θi und der mittleren α s: Absorptionsgrad an opaken Oberflächen [-]
monatlichen Außenlufttemperatur θe,Monat sowie der ∆θer: Temperaturdifferenz Außenluft/Himmel [K]
Anzahl der Tage tMonat des betreffenden Monats
berechnet: Die internen Wärmequellen Qi,Monat werden aus einem
Umrechnungsfaktor, den nutzflächenbezogenen inter-
nen Bruttowärmeströmen von insgesamt qi = 5 W/m²,
QT,Monat = 0,024 · HT · (θi - θe,Monat) · tMonat Gl. (5.9)
der Gebäudenutzfläche AN und der Anzahl der Tage
des Monats tMonat ermittelt:
Der spezifische Transmissionswärmeverlust HT um

fasst die Berücksichtigung der flächenbezogenen Qi,Monat = 0,024 · 5 W/m² · AN · tMonat Gl. (5.14)
Wärmedurchgangskoeffizienten U, der Bauteilflächen
A, der Temperatur-Korrekturfaktoren Fx und des spe-
zifischen Transmissionswärmeverlusts HT,WB an Wär- Im Anschluss an die Bilanzierung des Jahres-Heiz
mebrücken (s. Abschnitt 5.5.4): wärmebedarfs Qh aus den Wärmeverlusten, den
88
Abb. 5.5: Wärmesen-

Wärmesenken ken und Wärmequellen
Wärmesenken durch mechanische Lüftung
durch Transmission QV, mech zur Berechnung des
QT Nutzenergiebedarfs
QT Wärmequellen durch von Gebäuden
solare Einstrahlung
QS, tr
Wärmesenken
durch Infiltration
ungeregelte, interne Wärmequellen durch QV,inf
QT Heizung,Trinkwarmwasser, Lüftung Qi,h,Qi,w,Qi,vh
Wärmesenken
durch
Fensterlüftung
interne Wärmequellen durch
QV,win
Personen, Geräte, Beleuchtung Qi,WG
QT
QT
QT QT
QT
Wärmegewinnen und dem Ausnutzungsgrad für zur primärenergetischen Anlagenaufwandszahl ep

Wärmegewinne nach Gl. 5.7 (Abb. 5.5) ist als weitere zusammen. Abschließend wird der Jahres-Primär
Nutzenergie der Energiebedarf für die Trinkwarmwas energiebedarf bilanziert:
serbereitung in einer Größe von Qw = 12,5 kWh/(m²a)
zu berücksichtigen. Weiterhin wirken sich die Ver-
luste der Anlagentechnik in den Prozessbereichen Qp = (Qh + Qw) · ep Gl. (5.15)
Erzeugung Qgen, Speicherung Qs, Verteilung Qd und
Übergabe Qce sowie die Art des eingesetzten Primär-
energieträgers über einen Primärenergiefaktor fp auf Energetische Bewertung gemäß DIN V 18599
die energetische Bewertung des Gebäudes aus DIN V 18599 [5.9] bietet ein standardisiertes Verfah-
(Abb. 5.6). DIN V 4701-10 fasst die anlagentechni ren, mit dem bautechnische Eigenschaften sowie die
schen Verluste und die Bewertung des Energieträgers komplexen Systeme der Anlagentechnik für Heizen,
Abb. 5.6: Bilanzierungs

grenzen zur Berech-
nung des Energiebe-
darfs von Wohn
gebäuden
1. Bilanzierungsgrenze:
Nutzenergie QN = Qh + QW
QW: Nutzenergiebedarf für 2. Bilanzierungsgrenze:
Trinkwarmwassererwärmung QN Endenergie QE
Qh: Nutzenergiebedarf für Heizen
3. Bilanzierungsgrenze:
Primärenergie QP
Übergabe Verteilung Speicherung Erzeugung

Qce Qd QS Qgen
fp,Strom
S
QE QP
B
fp,Brennstoff
89
Kühlen, Lüften, Klimatisieren und Beleuchten unter 2011 zu verwenden. Inzwischen liegt eine neue Aus-
energetischen Gesichtspunkten berechnet und damit gabe aus dem Jahr 2016 vor, auf die voraussichtlich
vergleichbar gemacht werden können. In mehreren mit einer Weiterentwicklung der Vorschriften zum
Teilen und Beiblättern wird jeweils ein inhaltlicher energiesparenden Wärmeschutz Bezug genommen
Schwerpunkt behandelt. Dabei werden der Baukör- werden wird.
per, die Gebäudenutzung sowie die Anlagentechnik
Energieausweis
der verschiedenen Bereiche in ihren gegenseitigen
Die Berechnungsergebnisse der Energiebedarfs
Wechselwirkungen berücksichtigt. Die Norm kann
bilanzierung sind Bestandteil des Energieausweises
sowohl als Planungsinstrument für die energetische
(Abb. 5.7). Der Energieausweis für zu errichtende
Optimierung von zu errichtenden Wohn- und Nicht-
Wohngebäude enthält insgesamt folgende Angaben:
wohngebäuden herangezogen werden als auch für
die energetische Bewertung von Bestandsgebäuden. Gültigkeitsdatum
Neben den Berechnungsverfahren zur Ermittlung und Registriernummer

Beurteilung der Energiemengen, die zum Heizen, Beschreibung des Gebäudes
Kühlen und Belüften eines Gebäudes benötigt wer-
den, legt DIN V 18599 auch nutzungsbezogene Angaben über die wesentlichen Energieträger für
Randbedingungen für eine definierte Ermittlung des Heizung und Trinkwarmwassererwärmung
Energiebedarfes fest. Diese variieren im Vergleich Angaben zur Verwendung erneuerbarer Energien
zur Berechnungsmethode nach DIN V 4108-6/DIN V
Angaben zur Art der Lüftung und Kühlung
4701-10 z. B. beim Nutzenergiebedarf für Trinkwarm-
wasserbereitung und den anzusetzenden internen Anlass zur Ausstellung des Energieausweises
Wärmegewinnen.
Hinweise zu den Angaben über die energetische
Der Umfang der Berechnungen hinsichtlich Zonierung Qualität des Gebäudes
und Anlagentechnik unterscheidet sich bei Wohn
Hinweise zur Verwendung des Energieausweises
gebäuden deutlich von Nichtwohngebäuden. Wohn
gebäude haben nur eine beheizte Zone. Weiterhin Berechneter Energiebedarf des Gebäudes und
wird weder die Beleuchtung noch der Bereich der Anforderungen gemäß EnEV 2014 (Endenergie
raumlufttechnischen Anlagen und Klimakältesysteme bedarf, Primärenergiebedarf sowie spezifischer,
mit in die energetische Bilanzierung aufgenommen. gebäudehüllflächenbezogener Transmissions
wärmeverlust) und Energieeffizienzklasse
In Teil 2 der Norm erfolgt die Bilanzierung des Nutz
energiebedarfs für Heizen Qh,b (heating system) und Für Energiebedarfsberechnungen verwendetes
Kühlen Qc,b (cooling system). Für die Trinkwarmwas- Verfahren (DIN V 4108-6/DIN V 4701-10, DIN V
serbereitung ergibt sich ein Nutzenergiebedarf Qw,b 18599), vereinfachtes Verfahren Neubau, Verein
(domestic hot water system) nach den Randbedin fachung Altbau)
gungen aus Teil 10. Die Wohnraumlüftung hat einen
In Zusammenhang mit dem Erneuerbare-Energien-
Nutzenergiebedarf Qrv,b (residential ventilation), der in
Wärmegesetz Angaben zu Art und Deckungsanteil
Teil 6 ermittelt wird. Die Bewertung der Anlagenkom-
der eingesetzten erneuerbaren Energien bzw. zu
ponenten für die Prozessbereiche Übergabe, Vertei-
gewählten Ersatzmaßnahmen
lung, Speicherung und Erzeugung erfolgt getrennt
nach: Vergleichswerte zum Endenergiebedarf
Heizsystem (Teil 5) Erläuterungen zum Berechnungsverfahren
Wohnungslüftungssystem (Teil 6)
5.5.3 Zu errichtende
Trinkwarmwasserbereitung (Teil 8) Nichtwohngebäude
Alle benötigten Randbedingungen, bezogen auf die Nichtwohngebäude sind alle Gebäude, die nicht den
Nutzung, werden in Teil 10 festgelegt. Teil 1 führt die Wohngebäuden zugeordnet werden können. Anhand
einzelnen Energieanteile schließlich zusammen und eines sogenannten Referenzgebäudes wird ähnlich
es erfolgt die Gesamtbilanzierung. Nach EnEV 2014 wie bei Wohngebäuden der Jahres-Primärenergie
ist im Rahmen des öffentlich-rechtlichen Nachweis- bedarf Qp,Ref" ermittelt. Dabei ist das Referenzgebäude
verfahrens die Ausgabe der Norm aus dem Jahr in folgenden Punkten gleichermaßen beschaffen wie
90
Abb. 5.7: Energieaus-
ENERGIEAUSWEIS
gemäß den §§ 16 ff. der Energieeinsparverordnung (EnEV) vom 1
für Wohngebäude ENERGIEAUSWEIS
für Wohngebäude
weis für Wohngebäude
(Auszug) gemäß
EnEV 2014 [5.11]
Registriernummer 2 Registriernummer 2
Gültig bis: (oder: „Registriernummer wurde beantragt am...“)
1 Berechneter Energiebedarf des Gebäudes (oder: „Registriernummer wurde beantragt am...“) 2
Gebäude Energiebedarf
Gebäudetyp CO2-Emissionen 3 kg/(m²·a)
Adresse Endenergiebedarf dieses Gebäudes
Gebäudeteil kWh/(m²·a)
Baujahr Gebäude 3
C100
Gebäudefoto
Baujahr Wärmeerzeuger 3, 4 (freiwillig) A+ A B D E F G H
Anzahl Wohnungen
0 25 50 75 125 150 175 200 225 >250
Gebäudenutzfläche (AN) nach § 19 EnEV aus der Wohnfläche ermittelt
Wesentliche Energieträger für kWh/(m²·a)
Heizung und Warmwasser 3 Primärenergiebedarf dieses Gebäudes
Erneuerbare Energien Art: Verwendung: Anforderungen gemäß EnEV 4 Für Energiebedarfsberechnungen verwendetes Verfahren
Art der Lüftung/Kühlung Fensterlüftung Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung Anlage zur Primärenergiebedarf
Schachtlüftung Lüftungsanlage ohne Wärmerückgewinnung Kühlung Ist-Wert kWh/(m²·a) Anforderungswert kWh/(m²·a) Verfahren nach DIN V 4108-6 und DIN V 4701-10
Anlass der Ausstellung Neubau Modernisierung Sonstiges Energetische Qualität der Gebäudehülle HT‘ Verfahren nach DIN V 18599
des Energieausweises Vermietung/Verkauf (Änderung/Erweiterung) (freiwillig)
Ist-Wert W/(m²·K) Anforderungswert W/(m²·K) Regelung nach § 3 Absatz 5 EnEV
Sommerlicher Wärmeschutz (bei Neubau) eingehalten Vereinfachungen nach § 9 Absatz 2 EnEV

Hinweise zu den Angaben über die energetische Qualität des Gebäudes
Endenergiebedarf dieses Gebäudes
Die energetische Qualität eines Gebäudes kann durch die Berechnung des Energiebedarfs unter Annahme von
[Pflichtangabe in Immobilienanzeigen] kWh/(m²·a)
standardisierten Randbedingungen oder durch die Auswertung des Energieverbrauchs ermittelt werden. Als Be-
zugsfläche dient die energetische Gebäudenutzfläche nach der EnEV, die sich in der Regel von den allgemeinen
Wohnflächenangaben unterscheidet. Die angegebenen Vergleichswerte sollen überschlägige Vergleiche ermögli- Angaben zum EEWärmeG 5 Vergleichswerte Endenergie
chen (Erläuterungen – siehe Seite 5). Teil des Energieausweises sind die Modernisierungsempfehlungen (Seite 4).
Nutzung erneuerbarer Energien zur Deckung des
Wärme- und Kältebedarfs auf Grund des Erneuerbare- A+ A B C D E F G H
Der Energieausweis wurde auf der Grundlage von Berechnungen des Energiebedarfs erstellt (Energie- Energien-Wärmegesetzes (EEWärmeG) 0 25 50 75 100 125 150 175 200 225 >250
bedarfsausweis). Die Ergebnisse sind auf Seite 2 dargestellt. Zusätzliche Informationen zum Verbrauch sind
freiwillig. Art: Deckungsanteil: %
Der Energieausweis wurde auf der Grundlage von Auswertungen des Energieverbrauchs erstellt (Energie- %
verbrauchsausweis). Die Ergebnisse sind auf Seite 3 dargestellt. %
Datenerhebung Bedarf/Verbrauch durch Eigentümer Aussteller Ersatzmaßnahmen 6

Dem Energieausweis sind zusätzliche Informationen zur energetischen Qualität beigefügt (freiwillige Angabe). Die Anforderungen des EEWärmeG werden durch die
Ersatzmaßnahme nach § 7 Absatz 1 Nummer 2 7
EEWärmeG erfüllt.
Hinweise zur Verwendung des Energieausweises Die nach § 7 Absatz 1 Nummer 2 EEWärmeG
verschärften Anforderungswerte der EnEV sind
Der Energieausweis dient lediglich der Information. Die Angaben im Energieausweis beziehen sich auf das eingehalten. Erläuterungen zum Berechnungsverfahren
gesamte Wohngebäude oder den oben bezeichneten Gebäudeteil. Der Energieausweis ist lediglich dafür gedacht, Die in Verbindung mit § 8 EEWärmeG um %
Die Energieeinsparverordnung lässt für die Berechnung des Energiebedarfs
einen überschlägigen Vergleich von Gebäuden zu ermöglichen. verschärften Anforderungswerte der EnEV sind
unterschiedliche Verfahren zu, die im Einzelfall zu unterschiedlichen Ergeb-
eingehalten.
nissen führen können. Insbesondere wegen standardisierter Randbedingungen
Verschärfter Anforderungswert erlauben die angegebenen Werte keine Rückschlüsse auf den tatsächlichen
Aussteller Primärenergiebedarf: kWh/(m²·a) Energieverbrauch. Die ausgewiesenen Bedarfswerte der Skala sind spezifische
Verschärfter Anforderungswert Werte nach der EnEV pro Quadratmeter Gebäudenutzfläche (AN), die im
für die energetische Qualität der Allgemeinen größer ist als die Wohnfläche des Gebäudes.
Gebäudehülle HT´: W/(m²·K)
Ausstellungsdatum Unterschrift des Ausstellers 1 siehe Fußnote 1 auf Seite 1 des Energieausweises 2 siehe Fußnote 2 auf Seite 1 des Energieausweises 3 freiwillige Angabe
4 nur bei Neubau sowie bei Modernisierung im Fall des § 16 Absatz 1 Satz 3 EnEV 5 nur bei Neubau
1 Datum der angewendeten EnEV, gegebenenfalls angewendeten Änderungsverordnung zur EnEV 2 Bei nicht rechtzeitiger Zuteilung der
6 nur bei Neubau im Fall der Anwendung von § 7 Absatz 1 Nummer 2 EEWärmeG 7 EFH: Einfamilienhaus, MFH: Mehrfamilienhaus
Registriernummer (§ 17 Absatz 4 Satz 4 und 5 EnEV) ist das Datum der Antragstellung einzutragen; die Registriernummer ist nach deren
Eingang nachträglich einzusetzen. 3 Mehrfachangaben möglich 4 bei Wärmenetzen Baujahr der Übergabestation
das geplante Gebäude: Geometrie, Nettogrundfläche, Warmwasser (zentral oder dezentral, Wärmeer
Ausrichtung und Nutzung. Bezüglich der bau- und zeugung, Wärmespeicherung, Wärmeverteilung)
anlagentechnischen Komponenten wird das Refe-
Raumlufttechnik (Abluftanlage, Zu- und Abluftan
renzgebäude nach Vorgaben der EnEV 2014 bewer
lage, Luftbefeuchtung, Nur-Luft-Klimaanlage)
tet. Eine umfangreiche Tabelle (EnEV 2014 Anlage 2
Tabelle 1) enthält die zur Ermittlung von Qp,Ref" not- Raumkühlung (Kältesystem, Kaltwasserkreis)
wendigen Daten zu folgenden Systemkomponenten:
Kälteerzeugung
Wärmedurchgangskoeffizient U von Bauteilen
Der höchstens zulässige Primärenergiebedarf Qp,max"
Wärmebrückenzuschlagskoeffizient ∆UWB beträgt das 0,75-fache des Primärenergiebedarfs
des Referenzgebäudes Qp,Ref".
Gesamtenergiedurchlassgrad g⊥ und Lichttrans
missionsgrad τD65 der Verglasung von Fenstern, Berechnet werden der maximale und der vorhan-
Fenstertüren, Dachflächenfenstern, Lichtbändern, dene Jahres-Primärenergiebedarf von Nichtwohnge-
Lichtkuppeln, Glasdächern und Vorhangfassaden bäuden nach dem Rechenverfahren der DIN V
18599. Außer dem Primärenergiebedarf Qp" wird
Bemessungswert der Luftwechselrate n50 für die
auch der mittlere Wärmedurchgangskoeffizient U
Bewertung der Luftdichtheit
bestimmter Bauteile in Abhängigkeit von der Raum-
Tageslichtversorgungsfaktor CTL,Vers,SA bei Sonnen- Solltemperatur der jeweiligen Gebäudezone begrenzt
und/oder Blendschutz (Tab. 5.13).
Sonnenschutzvorrichtung Da das Nutzungsprofil von Nichtwohngebäuden
Beleuchtungsart (direkt/indirekt, Vorschaltgerät, einen großen Einfluss auf den Energiebedarf hat, ist
stabförmige Leuchtstofflampe) ein Gebäude vor Berechnungsbeginn gemäß Teil 1
der Norm in Zonen aufzuteilen, falls die Art der Nut-
Regelung der Beleuchtung (Präsenzkontrolle, tages
zung von Räumen deutlich voneinander abweicht
lichtabhängige Kontrolle, Konstantlichtregelung)
(Abb. 5.8). Unterschiedliche Bereiche eines Gebäu-
Heizung (Wärmeerzeugung, Wärmeverteilung, des, die ähnliche Nutzenergiemengen bzw. im Falle
Wärmeübergabe) der Heizung/Kühlung ähnliche Wärmequellen und
91
Tab. 5.13: Höchst-

werte der Wärme- U [W/(mK)]1)
durchgangskoeffizi- Zeile Bauteil/System Anforderungsniveau Zonen mit Zonen mit
enten U bestimmter
θh,soll ≥ 19 °C 12 °C ≤ θh,soll < 19 °C
Bauteile (Nichtwohnge-
bäude) gemäß Gemäß Anlage 2 Nr. 1.3 der EnEV: Für Gebäudezonen mit mehr als 4 m Raumhöhe, die durch dezentrale Gebläse- oder
EnEV 2014 [5.11] Strahlungsheizungen beheizt werden, gilt das Anforderungsniveau nach Zeilen 1a, 2a, 3a und 4a.
1a nach EnEV 2009 U = 0,35 W/(m²K)

Opake Bauteile, soweit nicht
für Neubauvorhaben bis zum
1b in Bauteilen der Zeilen 3 und U = 0,35 W/(m²K) U = 0,50 W/(m²K)
31.12.2015
4 enthalten
für Neubauvorhaben ab dem
1c U = 0,28 W/(m²K)
01.01.2016
2a nach EnEV 2009 U = 1,9 W/(m²K)

Transparente Außenbauteile,
2b soweit nicht in Bauteilen der U = 1,9 W/(m²K) U = 2,8 W/(m²K)
31.12.2015
Zeilen 3 und 4 enthalten
2c U = 1,5 W/(m²K)
01.01.2016
3a nach EnEV 2009 U = 1,9 W/(m²K)

3b Vorhangfassade U = 1,9 W/(m²K) U = 3,0 W/(m²K)
31.12.2015
3c U = 1,5 W/(m²K)
01.01.2016
4a nach EnEV 2009 U = 3,1 W/(m²K)

Glasdächer,
4b Lichtbänder, U = 3,1 W/(m²K) U = 3,1 W/(m²K)
31.12.2015
Lichtkuppeln
4c U = 2,5 W/(m²K)
01.01.2016
1)
Höchstwerte der nach Anlage 2 Nr. 2.3 der EnEV bestimmten Mittelwerte der Wärmedurchgangskoeffizienten
Gemäß Nr. 2.3: Bei der Berechnung des Mittelwerts des jeweiligen Bauteils sind die Bauteile nach Maßgabe ihrer Flächenanteile zu berücksich
tigen. Die Wärmedurchgangskoeffizienten von Bauteilen gegen unbeheizte Räume (außer Dachräumen) oder Erdreich sind zusätzlich mit dem
Faktor 0,5 zu gewichten. Bei der Berechung des Mittelwerts der an das Erdreich angrenzenden Bodenplatten bleiben die Flächen unberücksich-
tigt, die mehr als 5 m vom äußeren Rand des Gebäudes entfernt sind. Die Berechnung ist für Zonen mit unterschiedlichen Raum-Solltempera-
turen im Heizfall getrennt durchzuführen.
Abb. 5.8: Zonierung

von Nichtwohn
gebäuden gemäß Gebäude
DIN V 18599-1 [5.9.1]
Art der Nutzung E. Einzelbüro G. Gruppenbüro K. Kantine X

→ DIN V 18599-10
Art der Konditionierung 1. Beleuchtung/Heizung/ 2. Beleuchtung/Heizung/

X
→ Heizung, Kühlung, Lüftung/Kühlung Lüftung
Be- und Entlüftung,
Befeuchtung
Zonenteilungskriterien a) transparenter b) transparenter X

Fassadenanteil 25 % Fassadenanteil 75 %
→ DIN V 18599-1,
Abschnitt 6.3.3
Zone E.1.a) Zone E.1.b) Zone X
92
Wärmesenken aufweisen, werden zu einer Zone holen, bis zwei aufeinander folgende Ergebnisse
zusammengefasst. Das wichtigste Merkmal für ähn- für den Nutzwärmebedarf und den Nutzkältebedarf
liche Nutzenergie/Wärmequellen/Wärmesenken ist sich jeweils um nicht mehr als 0,1 % voneinander
eine einheitliche Nutzung. Die Nutzungsrandbedingun unterscheiden, jedoch höchstens zehn Schritte)
gen für Zonen werden Teil 10 der Norm entnommen.
Ermittlung des Nutzenergiebedarfs für die Luftauf
Ergänzend ist bei gleicher Nutzung nur dann von ähn- bereitung und gegebenenfalls Saldierung des
lichen Nutzenergien/Wärmequellen/Wärmesenken Nutzkühlbedarfs
auszugehen, wenn die betroffenen Räume die gleiche
Endgültige Aufteilung der bilanzierten Nutzenergie
Art der technischen Konditionierung aufweisen. Wei-
auf die Versorgungssysteme RLT, Heizung und
chen die Arten der technischen Konditionierung deut
Kühlung
lich voneinander ab, werden die Räume trotz gleicher
Nutzung unterschiedlichen Zonen zugeordnet. Ermittlung der Verluste der Übergabe, Verteilung
und Speicherung für Heizung (Nutzwärmeabgabe
Zusätzlich zur Nutzung und Art der Konditionierung
des Erzeugers)
gibt es noch weitere Kriterien, die zu derart unter-
schiedlichen Nutzenergien/Wärmequellen/Wärme- Ermittlung der Verluste für Übergabe und Vertei-
senken führen können, so dass die betroffenen lung der luftführenden Systeme
Räume nicht in einer gemeinsamen Energiebilanz Ermittlung der Verluste der Übergabe, Verteilung
abgebildet werden können. Diese zusätzlichen Zonen und Speicherung für die Wärmeversorgung einer
teilungskriterien betreffen vor allem gekühlte Räume RLT-Anlage (Nutzwärmeabgabe des Erzeugers)
mit unterschiedlich hohen Glasflächenanteilen. Der
Energiebedarf des Gebäudes ergibt sich aus der Ermittlung der Verluste der Übergabe, Verteilung
Summe des Energiebedarfs aller Gebäudezonen. und Speicherung für die Kälteversorgung (Nutz
kälteabgabe des Erzeugers)
Die Bilanzierung des Energiebedarfs erfolgt in meh-
reren Schritten (Abb. 5.9). Ermittlung der Verluste der Übergabe, Verteilung
und Speicherung für Trinkwarmwasserbereitung
Feststellen der Nutzungsrandbedingungen, gege (Nutzwärmeabgabe des Erzeugers)
benenfalls Zonierung des Gebäudes, Zusammen-
stellung der bau- und anlagentechnischen Ein- Aufteilung der notwendigen Nutzwärmeabgabe
gangsdaten und Nutzkälteabgabe aller Erzeuger auf die unter-
schiedlichen Erzeugungssysteme
Ermittlung des Nutzenergiebedarfs und Endener-
giebedarfs für die Beleuchtung sowie der Wärme- Ermittlung der Verluste bei der Erzeugung von
quellen Kälte, Dampf und Wärme
Ermittlung der Wärmequellen und -senken durch Zusammenstellung der ermittelten Hilfsenergien,
mechanische Lüftung Endenergien und Energieträger
Bestimmung der Wärmequellen und -senken aus Primärenergetische Bewertung

Personen, Geräten und Prozessen Die Berechnungsergebnisse werden als „Gesamt
Vorläufige Bilanzierung des Nutzwärme- und Nutz- energieeffizienz“ im Energieausweis dargestellt (Abb.
kältebedarfs 5.10). Entsprechend dem Berechnungsverfahren nach
DIN V 18599 sind die Angaben im Energieausweis
Vorläufige Aufteilung der bilanzierten Nutzenergie
für Nichtwohngebäude insgesamt umfassender als
auf die Versorgungssysteme RLT, Heizung, Kühlung
bei Wohngebäuden. Der Energieausweis für zu
Ermittlung der Wärmequellen durch Heizung sowie errichtende Nichtwohngebäude enthält folgende
der Wärmequellen und -senken durch Kühlung Daten:
Ermittlung der Wärmequellen durch Trinkwarm Gültigkeit des Energieausweises
wasserbereitung
Registriernummer
Endgültige Bilanzierung des Nutzwärme- und
Beschreibung des Gebäudes
Nutzkältebedarfs (Die Iteration mit den Schritten
zwischen vorläufiger und endgültiger Bilanzierung Angaben über die wesentlichen Energieträger für
des Nutzenergiebedarfs ist so lange zu wieder Heizung und Trinkwarmwassererwärmung
93
94
Normenteil
sich auf den jeweiligen
den Kreisen beziehen
[5.9.1]. Die Zahlen in
gemäß DIN V 18599-1
Nichtwohngebäuden
bedarfs von
und Primärenergie
lung des Endenergie-
knüpfungen zur Ermitt-
rungsschritte und -ver-
Abb. 5.9: Bilanzie-
Randbedingungen der Nutzung

WÄRME
10
Nutzenergie 4 Wärmequellen/ 3 Wärmequellen 6 Wärmequellen und -senken 2 x Normteil

Beleuchtung -senken aus aus aus Trans-
Solare und
Lüftung (RLT) Wohnungslüftung mission Abfolge der Bilanz: Übergabe von
weitere innere
Innere und Fenster- Energiemengen in nachfolgende Bilanzschritte
Wärmequellen/
Wärme- lüftung
-senken Bilanzierung von Anteilen der inneren
quellen Wärmequellen und Senken
Aufteilung der Nutzenergie auf die
vorläufige Bilanz der 2 verschiedenen Versorgungssysteme
Nutzenergie für die
beheizte/gekühlte Zone
8 3 6
Nutzenergie für Nutzenergie der Nutzenergie der 1
vorläufige Aufteilung der
Trinkwarmwasser Luftaufbereitung RLT Wohnungslüftung
bilanzierten Nutzenergie auf
die Versorgungssysteme
Verluste der 7 Verluste der Übergabe, 6
Übergabe, Innere Verteilung von Luft in endgültige 2
Verteilung Wohnungs- Innere Wärmequellen
5 Innere Wärmequellen/
7
Wärme- Innere Bilanz der
von Luft in quellen/ lüftungs- Wärme- Nutzenergie der Übergabe, Ver- -senken der Übergabe,
RLT-Anlagen -senken anlagen quellen für die teilung, Speicherung Verteilung, Speicherung
beheizte/ des Heizsystems des Kühlsystems
gekühlte Zone
1
8 7 6 endgültige Aufteilung der
Verluste der Übergabe, Verluste der Übergabe, Verluste der Übergabe, bilanzierten Nutzenergie auf
Verteilung, Verteilung, Speicherung Verteilung, Speicherung die Versorgungssysteme
Speicherung Innere der Wärme/ der Wärme-
Innere
von Trink- Wärme- Kältever- versorgung Innere
Wärme-
warmwasser quellen sorgung der der Woh- Wärme-
quellen/ 5 7
RLT-Anlagen nungslüftung quellen Verluste der Über- Verluste der Über-
-senken
gabe, Verteilung gabe, Verteilung
Speicherung Speicherung
alle
Hilfs- des Heizsystems des Kühlsystems
energien
Trinkwarmwasser 8 Kälte 7 Wohnungslüftung 6 BHKW 9 Heizung 5 Verluste der Erzeugung
Endenergie und Primärenergiebewertung 1

PORENBETON HANDBUCH
Angaben zur Verwendung erneuerbarer Energien Abb. 5.10: Energieaus-
ENERGIEAUSWEIS
weis für Nichtwohnge-
für Nichtwohngebäude
Angaben zur Art der Lüftung und Kühlung gemäß den §§ 16 ff. der Energieeinsparverordnung (EnEV) vom 1
bäude (Auszug) gemäß
EnEV 2014 [5.11]
Registriernummer 2
Anlass zur Ausstellung des Energieausweises Berechneter Energiebedarf des Gebäudes (oder: „Registriernummer wurde beantragt am...“)
2
Primärenergiebedarf
Hinweise zu den Angaben über die energetische CO2-Emissionen 3 kg/(m²·a)
Primärenergiebedarf dieses Gebäudes
Qualität des Gebäudes kWh/(m²·a)
0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 ≥1000
Hinweise zur Verwendung des Energieausweises
EnEV-Anforderungswert EnEV-Anforderungswert
Neubau (Vergleichswert) modernisierter Altbau (Vergleichswert)
Berechneter Energiebedarf des Gebäudes (Primär Anforderungen gemäß EnEV 4
Primärenergiebedarf
Für Energiebedarfsberechnungen verwendetes Verfahren
Verfahren nach Anlage 2 Nummer 2 EnEV
energiebedarf) Ist-Wert kWh/(m²·a) Anforderungswert kWh/(m²·a) Verfahren nach Anlage 2 Nummer 3 EnEV („Ein-Zonen-Modell“)
Mittlere Wärmedurchgangskoeffizienten eingehalten Vereinfachungen nach § 9 Absatz 2 EnEV
Sommerlicher Wärmeschutz (bei Neubau) eingehalten Vereinfachungen nach Anlage 2 Nummer 2.1.4 EnEV
Endenergiebedarf
Vergleichswerte zum Primärenergiebedarf Jährlicher Endenergiebedarf in kWh/(m2·a) für
Energieträger Eingebaute Kühlung einschl. Gebäude
Heizung Warmwasser Lüftung 5
Beleuchtung Befeuchtung insgesamt
Nachweis der Anforderungen gemäß EnEV

(Primärenergiebedarf und energetische Qualität Endenergiebedarf Wärme [Pflichtangabe in Immobilienanzeigen] kWh/(m2·a)
der Gebäudehülle) Endenergiebedarf Strom [Pflichtangabe in Immobilienanzeigen] kWh/(m2·a)
Angaben zum EEWärmeG 6 Gebäudezonen

Angaben zum Verfahren, nach dem die Energie Nutzung erneuerbarer Energien zur Deckung des Wärme- und
Kältebedarfs auf Grund des Erneuerbare-Energien-Wärme-
gesetzes (EEWärmeG)
Nr.
1
Zone Fläche [m²] Anteil [%]
bedarfsberechnungen durchgeführt wurden Art: Deckungsanteil: %

%
3
4
% 5
Ersatzmaßnahmen 7 6
Angabe des Endenergiebedarfs, unterteilt nach Die Anforderungen des EEWärmeG werden durch die
Ersatzmaßnahme nach § 7 Absatz 1 Nummer 2 EEWärmeG
7
weitere Zonen in Anlage
erfüllt.
Energieträger und nach Bereichen der Anlagen- Die nach § 7 Absatz 1 Nummer 2 EEWärmeG verschärften
Anforderungswerte der EnEV sind eingehalten. Erläuterungen zum Berechnungsverfahren
Die Energieeinsparverordnung lässt für die Berechnung des Energiebe-
technik (Heizung, Warmwasser, eingebaute Be-

Verschärfter Anforderungswert
Primärenergiebedarf: kWh/(m²·a) darfs in vielen Fällen neben dem Berechnungsverfahren alternative Ver-
einfachungen zu, die im Einzelfall zu unterschiedlichen Ergebnissen
Die in Verbindung mit § 8 EEWärmeG um % führen können. Insbesondere wegen standardisierter Randbedingungen
leuchtung, Lüftung, Kühlung einschließlich Be-

verschärften Anforderungswerte der EnEV sind eingehalten. erlauben die angegebenen Werte keine Rückschlüsse auf den tatsäch-
lichen Energieverbrauch. Die ausgewiesenen Bedarfswerte sind spezifi-
Verschärfter Anforderungswert
sche Werte nach der EnEV pro Quadratmeter beheizte/gekühlte Netto-
Primärenergiebedarf: kWh/(m²·a)
grundfläche.
feuchtung) 1 siehe Fußnote 1 auf Seite 1 des Energieausweises 2 siehe Fußnote 2 auf Seite 1 des Energieausweises
4 nur bei Neubau sowie bei Modernisierung im Fall des § 16 Absatz 1 Satz 3 EnEV
3 freiwillige Angabe
5 nur Hilfsenergiebedarf
6 nur bei Neubau 7 nur bei Neubau im Fall der Anwendung von § 7 Absatz 1 Nummer 2 EEWärmeG
Endenergiebedarf Wärme und Strom für Pflicht

angaben in Immobilienanzeigen
5.5.5 Dichtheit und Wärmebrücken
In Zusammenhang mit dem Erneuerbare-Energien-
Wärmegesetz Angaben zu eingesetzten erneuerba Dichtheit
ren Energien und zu gewählten Ersatzmaßnahmen Mit geringer werdenden Transmissionswärmever-
lusten infolge steigender wärmetechnischer Qualität
Angaben zu den Gebäudezonen der Bauteile der wärmeübertragenden Umfassungs-
Erläuterungen zum Berechnungsverfahren und zu fläche nimmt die Bedeutung der Lüftungswärme
Kenngrößen verluste zu.
Um Energie einzusparen, ist die wärmeübertragende

5.5.4 Zu errichtende kleine Umfassungsfläche eines Gebäudes dauerhaft luft
Gebäude und Gebäude aus undurchlässig auszubilden. Hierzu liefert z. B. DIN
Raumzellen 4108-7 [5.6.4] Planungs- und Ausführungsempfeh-
lungen sowie -beispiele. Unter den auf Bauteilflächen
Für kleine Gebäude, deren Nutzfläche A ≤ 50 m2 ist,
bezogenen Beispielen in der Norm findet sich u. a. der
ist es nicht erforderlich, eine Bilanzierung des Primär
Hinweis darauf, dass Mauerwerk, das mit einer Putz-
energiebedarfs durchzuführen oder den auf die Ge
lage versehen ist, als luftdicht bewertet werden kann.
bäudehüllfläche bezogenen, spezifischen Transmissi-
onswärmeverlust H'T bei Wohngebäuden bzw. den Weitere Regelungen beziehen sich auf Fugen, An-
mittleren Wärmedurchgangskoeffizienten U bestimm schlüsse, Stoßstellen und Durchdringungen, die bei
ter Bauteile von Nichtwohngebäuden nachzuweisen. der Aufstellung eines Luftdichtheitskonzeptes in
Der Nachweis des energiesparenden Wärmeschutzes besonderem Maße zu beachten sind. Alle Bauteil
ist erbracht, wenn Anforderungen an die Wärme- flächen und insbesondere Bauteilanschlüsse mit
durchgangskoeffizienten U von Außenbauteilen ein- Konstruktions- oder Baustoffwechseln sind im Detail
gehalten werden. Diese Vorgaben gelten auch dann, zu planen und den entsprechenden Gewerken im
wenn bei bestehenden Gebäuden Bauteile erneuert Rahmen der Ausschreibung zuzuordnen. Zur Umset-
werden. Zusammenfassend werden die Anforde zung bei der Ausführung ist eine entsprechende
rungen in Kapitel 5.5.6 „Bestehende Gebäude“ be- Überwachung der Arbeiten erforderlich.
trachtet.
95
Wird die Dichtheit des Gebäudes geprüft, sind An Baustoffwahl und der Art der Konstruktion ergeben,
forderungen an die Luftwechselrate n50 einzuhalten. eingehalten werden. Übliche Konstruktionen zu
Während der Druckdifferenzprüfung, häufig auch als errichtender Gebäude, bei denen Außenwände aus
Blower-Door-Messung bezeichnet, darf die Luft- Porenbeton errichtet werden, finden sich dort wieder.
wechselrate bei einer Unter- oder Überdruckdifferenz Der sogenannte verbleibende Einfluss konstruktiver
zwischen Raum- und Außenluft von 50 Pa den Wert Wärmebrücken wird gemäß EnEV 2014 auf den
von n50 = 3,0 h–1 bei Gebäuden ohne raumlufttech- Energiebedarf angerechnet.
nische Anlage bzw. von n50 = 1,5 h–1 bei Gebäuden
In der EnEV 2014 werden vier Methoden genannt,
mit raumlufttechnischen Anlage nicht überschreiten.
nach denen der spezifische Transmissionswärmever-
Auch hinsichtlich des Feuchteschutzes ist eine luft lust HT,WB an Wärmebrücken ermittelt werden kann
dichte Bauweise erforderlich, denn durch Luftströ- (Abb. 5.11). Die Berechnungsmethode ist nicht frei
mung können um ein Vielfaches größere Feuchte- wählbar, sondern unterliegt bestimmten Vorausset-
massen als durch Diffusion transportiert werden. Tritt zungen und Einschränkungen:
warme, feuchte Luft durch Undichtheiten in Außen-
Genauer Nachweis
bauteile ein, so besteht bei bestimmten klimatischen
Die Längen li der einzelnen Wärmebrücken werden
Randbedingungen die Gefahr von Tauwasserausfall
ermittelt und jeweils mit den längenbezogenen
oder Schimmelbildung. Die Folgen können eine ein-
Wärmedurchgangskoeffizienten ψi des betreffenden
geschränkte Bauteilfunktion und Bauschäden sein.
Wärmebrückendetails multipliziert. Dabei werden
Für die Notwendigkeit einer luftdichten Gebäudehülle die ψ-Werte mit Hilfe von PC-Programmen berech
spricht auch, dass ansonsten durch Undichtheiten für net oder aus Wärmebrückenkatalogen entnommen,
den Nutzer unangenehme Zugerscheinungen hervor- z. B. dem Wärmebrückenkatalog der Porenbeton-
gerufen werden können. Die thermische Behaglich- industrie [5.1]. Diese Methode ist sehr genau und
keit kann z. B. durch Einströmen kalter Außenluft kann immer angewendet werden.
erheblich verschlechtert werden.
Pauschaler Ansatz unter Bezugnahme auf
Wärmebrücken DIN 4108 Beiblatt 2
Transmissionswärmeverluste im Bereich von Wärme- Sofern die geplanten Wärmebrückendetails den
brücken sind Bestandteil der Berechnung des spezi- wärmetechnischen Mindestanforderungen aus
fischen Transmissionswärmeverlusts HT und damit DIN 4108 Beiblatt 2 entsprechen, kann durch
des Jahres-Heizwärmebedarfs Qh. Grundsätzlich sind Multiplikation eines Wärmebrückenzuschlagsko
zu errichtende Gebäude so auszuführen, dass der effizienten von ∆UWB = 0,05 W/(m2K) mit der wärme-
Wärmebrückeneinfluss nach den anerkannten Regeln übertragenden Umfassungsfläche A der spezifische
der Technik und den im jeweiligen Einzelfall wirtschaft Transmissionswärmeverlust HT,WB ermittelt werden.
lichen Maßnahmen so gering wie möglich gehalten Diese Methode liefert im Regelfall höhere Wärme-
wird. Dies ist z. B. der Fall, wenn Wärmebrücken verluste als die genaue Berechnung, dafür ist sie
nach den Konstruktionsbeispielen in DIN 4108 Bei- wenig aufwendig. Die Referenzkonstruktionen in
blatt 2 [5.6.5] geplant und ausgeführt werden. Ent- DIN 4108 Beiblatt 2 beziehen sich in erster Linie
scheidend ist, dass die dort vorgegebenen wärme- auf zu errichtende Gebäude. Die Ausführung der
technischen Mindestanforderungen, die sich aus der wärmeübertragenden Umfassungsfläche bestehen
Abb. 5.11: Berech-

nung der Transmis- Genauer Nachweis Pauschale Ansätze
sionswärmeverluste
HT,WB an Wärme
brücken gemäß Innenliegende
Gleichwertigkeits-
EnEV 2014 [5.11] Dämmschicht und
Allgemein nachweis Allgemein einbindende
DIN 4108 Beiblatt 2
Geschossdecke
Ψ
∆UWB = 0,05 W/(m2K) ∆UWB = 0,10 W/(m2K) ∆UWB = 0,15 W/(m2K)
W/(mK)
HT,WB = l ⋅ Ψ [W/K] HT,WB = ∆UWB ⋅ A [W/K]
96
der Gebäude erfüllt die gezeigten Anforderungen satz zur Berechnung der Transmissionswärmever-
im Regelfall nicht. Daher bleibt diese Methode auf luste zurückgreifen zu können, darf die Gleichwer-
zu errichtende Gebäude beschränkt und steht für tigkeit des geplanten Details gegenüber dem Refe-
die energetische Bewertung von Bestandsgebäu- renzdetail nachgewiesen werden. Eine von mehre-
den nicht zur Verfügung. Falls nach einer energeti- ren Methoden des Gleichwertigkeitsnachweises
schen Modernisierung das im Beiblatt gezeigte besteht darin, z. B. durch Benutzung eines Wärme
Wärmeschutzniveau erreicht wird, kann dieser brückenkataloges ψ-Werte zu ermitteln (Abb. 5.12)
pauschale Ansatz ebenfalls verwendet werden. und somit nachzuweisen, dass im Einzelfall der zur
jeweiligen Referenzkonstruktion in DIN 4108 Bei-
Bei der Planung zeigt sich häufig, dass geplante
blatt 2 genannte ψ-Wert nicht überschritten wird.
Details von den Beispielen in DIN 4108 Beiblatt 2
abweichen. Um dennoch auf den pauschalen An-
Abb. 5.12: Datenblatt

1 EINSCHALIGE KONSTRUKTIONEN zum Anschluss an die
Bodenplatte bei mono
1.01 Einschalige Außenwand/Bodenplatte lithischem Mauerwerk
aus Porenbeton [5.1]
1.01.01 Wärmedämmung über Bodenplatte
d365
MW
Tabelle 1.01.01
Längenbezogener Wärmedurchgangskoeffizient Ψ [W/(mK)]
beheizt
λMauerwerk [W/(mK)]
0,080 0,090
110
Dicke des 365 -0,035 -0,036

Mauerwerkes 425 -0,041 -0,041
300
[mm] 480 -0,047 -0,048

120
Erdreich
Anwendungsbedingungen:
- Die Sockeldämmung ist mit einer Wärmeleitfähigkeit λ ≤ 0,032 W/(mK) auszuführen.
- Die Sockeldämmung ist bis mindestens 300mm unter die Geländeoberkante herunterzuführen.
- Die Dicke der Sockeldämmung beträgt 120mm.
- Die Bodenplattendämmung besteht aus 80mm Wärmedämmung mit λ = 0,032 W/(mK) und 30mm
Trittschalldämmung mit λ = 0,040 W/(mK).
- Der berechnete Ψ-Wert bezieht sich auf die Oberkante der Bodenplatte.
Detaildarstellung nicht maßstäblich
97
Pauschaler Ansatz ohne Bezug die homogene Baustoffstruktur, die in vertikaler und
Im Unterschied zur vorgenannten Methode wird bei horizontaler Richtung die gleichen wärmedämmen
der Berechnung des spezifischen Transmissions den Eigenschaften aufweist.
wärmeverlusts HT,WB ein Wärmebrückenzuschlags
koeffizient von ∆UWB = 0,10 W/(m2K) zugrunde ge- 5.5.6 Bestehende Gebäude
legt. Im Falle von zu errichtenden Gebäuden führt
Änderung, Erweiterung und Ausbau (Abb. 5.13)
diese Methode zu hohen berechneten Transmissi
Werden bei beheizten oder gekühlten Räumen
onswärmeverlusten.
Änderungen vorgenommen, die sich über mehr als
Es ist zu beachten, dass solche Verluste an ande-
10 % der jeweiligen Bauteilfläche erstrecken, dürfen
ren Stellen kompensiert werden müssen, was zu
die Höchstwerte der Wärmedurchgangskoeffizienten
einem wirtschaftlichen Mehraufwand führen kann.
U der betreffenden Bauteilfläche gemäß Tab. 5.14
Bei der energetischen Bewertung bestehender Ge-
nicht überschritten werden. Die Höchstwerte bezie-
bäude stellt diese Methode wegen der Einfachheit
hen sich bei erstmaligem Einbau, Ersatz oder Erneu-
den Regelfall dar.
erung von Bauteilen auf folgende Situationen:
Pauschaler Ansatz bei innenliegender Dämm- Außenwände
schicht und einbindender Geschossdecke
Ersatz oder erstmaliger Einbau von Außenwän-
Die Verwendung eines Wärmebrückenzuschlags
den (Tab. 5.14, Zeile 1)
koeffizienten von ∆UWB = 0,15 W/(m2K) wird nur bei
der energetischen Bewertung bestehender Gebäu- Erneuerung
de mit den genannten Konstruktionsmerkmalen - Anbringen von Platten, plattenartigen Bau
(Innendämmung, einbindende Geschossdecke) teilen, Verschalungen oder Mauerwerks-Vor-
angewendet. satzschalen
Die Größe des längenbezogenen Wärmedurchgangs - Erneuerung des Außenputzes

koeffizienten ψ wird durch die Baustoffwahl und die Anforderungen gelten nicht für Außenwände, die
Art der Konstruktion bestimmt. Aus DIN 4108 Bei- nach dem 31.12.1983 errichtet oder erneuert
blatt 2 und Wärmebrückenkatalogen (z. B. [5.1]) worden sind.
kann entnommen werden, dass ψ-Werte für Poren Dämmschichtdicken sind aus technischen Grün-
beton-Konstruktionen im Allgemeinen niedrig sind. den begrenzt: Einbau von Wärmedämmstoffen
Insofern führt ein genauer Nachweis mit längenbe mit λ ≤ 0,035 W/(mK)
zogenen Wärmedurchgangskoeffizienten ψ und den
Bei Einblasen von Dämm-Materialien in Hohlräu-
entsprechenden Längen der jeweiligen Wärmebrü-
me oder bei Verwendung von Dämm-Materialien
cken beim Porenbeton-Bausystem zu äußerst nied-
aus nachwachsenden Rohstoffen: Wärme-
rigen Wärmebrückenverlusten, die je nach Konstruk-
dämmstoffe mit λ ≤ 0,045 W/(mK)
tion nahe bei Null liegen können. Von Einfluss ist dabei
Abb. 5.13: Änderung,

Erweiterung und Aus-
Änderungen Erweiterung und Ausbau
bau von Gebäuden ge-
mäß EnEV 2014 [5.11]
∆Ai > 0,1 · Ai ∆ANutz ≤ 50 m2 ∆ANutz > 50 m2
ohne Wärmeerzeuger mit Wärmeerzeuger
Gebäudeteil →
Gebäude Bauteile wie Neubau
(ohne Faktor 0,75)
Qp,Ref" + 40 %
Wärmedurchgangskoeffizient
HT,max,Wohn' + 40 %
Umax Referenzbautechnik:
Umax,Nichtwohn + 40 %
Lufdichtheit des
neuen Gebäudeteils
Faktor 0,75 gilt nicht Anlage 3 Tabelle 1
(Referenzgebäude)
98
Fenster, Fenstertüren, Dachflächenfenster und zur Aufnahme der vorgeschriebenen Verglasung

Glasdächer (Tab. 5.14, Zeilen 2 und 3) ungeeignet ist. Ist die Glasdicke aus technischen
Ersatz des gesamten Bauteils oder erstmaliger Gründen begrenzt: Verwendung von Verglasung
Einbau mit Ug ≤ 1,30 W/(m2K). Bei Kasten- oder Verbund
Für Fenstertüren mit Klapp-, Falt-, Schiebe-, fenstern gelten die Anforderungen als erfüllt, wenn
oder Hebemechanismus gilt Zeile 2f. eine Glastafel mit einer infrarotreflektierenden Be-
schichtung mit einer Emissivität von εn ≤ 0,2 ein-
Einbau zusätzlicher Vor- oder Innenfenster
gebaut wird.
Ersatz der Verglasung oder verglaster Flügel
rahmen Außentüren
Anforderungen gelten nicht, wenn der Rahmen Erneuerung: Wärmedurchgangskoeffizient der
Tab. 5.14: Höchstwerte

Wohngebäude und
Zonen der Wärmedurch-
Zonen von Nichtwohn
von Nichtwohngebäuden gangskoeffizienten U
gebäuden mit
Maßnahme mit Innentemperaturen bei erstmaligem Einbau,
Zeile Bauteil Innentemperaturen
nach von 12 bis < 19 °C Ersatz und Erneuerung
≥ 19 °C
von Bauteilen gemäß
Höchstwerte der EnEV 2014 [5.11]
Wärmedurchgangskoeffizient Umax1)
1 Außenwände Nr. 1 Satz 1 und 2 0,24 W/(m2K) 0,35 W/(m2K)
2a Fenster, Fenstertüren Nr. 2 a und b 1,3 W/(m2K)2) 1,9 W/(m2K)2)
2b Dachflächenfenster Nr. 2 a und b 1,4 W/(m K)
2 2)
1,9 W/(m2K)2)
2c Verglasungen Nr. 2 c 1,1 W/(m2K)3) keine Anforderungen
2d Vorhangfassaden Nr. 6 Satz 1 1,5 W/(m K)
2 4)
1,9 W/(m2K)4)
2e Glasdächer Nr. 2 a und c 2,0 W/(m K)
2 3)
2,7 W/(m2K)3)
2f Fenstertüren mit Klapp-,
Falt-, Schiebe- oder Hebe- Nr. 2 a 1,6 W/(m2K)2) 1,9 W/(m2K)2)
mechanismus
3a Fenster, Fenstertüren,
Dachflächenfenster mit Nr. 2 a und b 2,0 W/(m2K)2) 2,8 W/(m2K)2)
Sonderverglasungen
3b Sonderverglasungen Nr. 2 c 1,6 W/(m2K)3) keine Anforderungen
3c Vorhangassaden mit Son-
Nr. 6 Satz 2 2,3 W/(m2K)4) 3,0 W/(m2K)4)
derverglasungen
4a Dachflächen einschl. Dach-
gauben, Wände gegen un-
Nr. 4 Satz 1 und 2 a, c und
beheizten Dachraum (ein- 0,24 W/(m2K) 0,35 W/(m2K)
d
schl. Abseitenwänden),
oberste Geschossdecke
4b Dachflächen mit Abdich- Nr. 4 Satz 2 b 0,20 W/(m2K) 0,35 W/(m2K)
tungen
5a Wände gegen Erdreich oder
unbeheizte Räume (mit
Ausnahme von Dachräu-
Nr. 5 Satz 1 und 2 a und c 0,30 W/(m2K) keine Anforderung
men) sowie Decken nach
unten gegen Erdreich oder
unbeheizte Räume
5b Fußbodenaufbauten Nr. 5 Satz 2 b 0,50 W/(m2K) keine Anforderungen
5c Decken nach unten an
Nr. 5 Satz 1 und 2 a und c 0,24 W/(m2K) 0,35 W/(m2K)
Außenluft
1)
ärmedurchgangskoeffizient des Bauteils unter Berücksichtigung der neuen und der vorhandenen Bauteilschichten; für die Berechnung der
W
Bauteile nach den Zeilen 5a und b ist DIN V 4108-6: 2003-06 Anhang E und für die Berechnung sonstiger opaker Bauteile ist DIN EN ISO
6946: 2008-04 zu verwenden.
2)
Bemessungswert des Wärmedurchgangskoeffizienten des Fensters; der Bemessungswert des Wärmedurchgangskoeffizienten des Fensters ist
technischen Produkt-Sezifikationen zu entnehmen oder gemäß den nach den Landesbauordnungen bekannt gemachten energetischen Kenn-
werten für Bauprodukte zu bestimmen. Hierunter fallen insbesondere energetische Kennwerte aus Europäischen Technischen Bewertungen
sowie energetische Kennwerte der Regelungen nach der Bauregelliste A Teil 1 und auf Grund von Festlegungen in allgemeinen bauaufsicht-
lichen Zulassungen.
3)
Bemessungswert des Wärmedurchgangskoeffizienten der Verglasung; Fußnote 2 ist entsprechend anzuwenden.
4)
Wärmedurchgangskoeffizient der Vorhangfassade; er ist nach DIN EN 13947: 2007-07 zu ermitteln.
99
Türfläche U ≤ 1,8 W/(m²K). Gilt nicht für rahmen- Wände gegen Erdreich oder unbeheizte Räume
lose Türanlagen aus Glas, Karusseltüren und (mit Ausnahme von Dachräumen) sowie Decken
kraftbetätigte Türen. nach unten gegen Erdreich, Außenluft oder un-
beheizte Räume (Tab. 5.14, Zeile 5)
Dachflächen und Dachgauben gegen Außenluft
sowie Decken und Wände gegen unbeheizte Ersatz oder erstmaliger Einbau
Dachräume Erneuerung
Ersatz oder erstmaliger Einbau (Tab. 5.14, - Anbringen oder Erneuern von außenseitigen
Zeile 4a) Bekleidungen oder Verschalungen, Feuchtig-
keitssperren oder Dränagen
Erneuerung
- Aufbau oder Erneuerung des Fußbodenauf-
- Ersatz oder Neuaufbau der Dachdeckung einbaus auf der beheizten Seite
schließlich darunter liegender Lattungen und - Anbringen von Deckenbekleidungen auf der
Verschalungen (Zeile 4 a) Kaltseite
Ausführung des Wärmeschutzes als Zwischen-
Anforderungen gelten nicht für Bauteile, die
sparrendämmung und begrenzte Dämmschicht
nach dem 31.12.1983 errichtet oder erneuert
dicke wegen einer innenseitigen Bekleidung
worden sind.
oder der Sparrenhöhe: Einbau der höchstmög-
lichen Dämmstoffdicke mit λ ≤ 0,035 W/(mK) Dämmschichtdicken sind aus technischen
Gründen begrenzt: Einbau von Wärmedämm-
- Ersatz einer flächigen Abdichtung durch eine stoffen mit λ ≤ 0,035 W/(mK). Bei Einblasen
neue Schicht gleicher Funktion (Zeile 4b) von Dämm-Materialien in Hohlräume oder bei
- Aufbringen oder Erneuern von Bekleidungen Verwendung von Dämm-Materialien aus nach-
oder Verschalungen oder Einbau von Dämm- wachsenden Rohstoffen: Wärmedämmstoffe
schichten auf der kalten Seite von Wänden mit λ ≤ 0,045 W/(mK).
zum unbeheizten Dachraum (Zeile 4a) Vorhangfassaden (Tab. 5.14, Zeilen 2 d oder 3 c)
- Aufbringen oder Erneuern von Bekleidungen Ersatz oder erstmaliger Einbau des gesamten
oder Verschalungen oder Einbau von Dämm- Bauteils
schichten auf der kalten Seite von Decken zum
unbeheizten Dachraum (Zeile 4a). Wärmedurchgangskoeffizienten von bestehenden
Außenwänden aus Porenbeton-Plansteinmauerwerk
Einblasen von Dämmschichten: Wärmedämm- der 50er bis 70er Jahre liegen je nach Dicke und Roh
stoffe mit λ ≤ 0,045 W/(mK). dichte bei Werten zwischen U = 0,41 und 0,88 W/(m²K)
Anforderungen gelten nicht für Bauteile, die nach (Tab. 5.15), welche auf Grund von Wärmeleitfähig-
dem 31.12.1983 errichtet oder erneuert worden keiten bestimmter Produktionsstätten gemäß Tab.
sind. Dämmschichtdicken sind aus technischen 5.16 berechnet wurden [5.5]. Für die Ermittlung des
Gründen begrenzt: Einbau von Wärmedämm- dort genannten Bemessungswertes der Wärmeleitfä-
stoffen mit λ ≤ 0,035 W/(mK). Bei Einblasen higkeit λ nach einer älteren Ausgabe der DIN 4108-4
von Dämm-Materialien in Hohlräume oder bei wurde ein Zuschlag von ca. 30 % auf den Trocken-
Verwendung von Dämm-Materialien aus nach- wert der Wärmeleitfähigkeit λtr verwendet. Durch die-
wachsenden Rohstoffen: Wärmedämmstoffe mit sen Zuschlag wird die sich im Mauerwerk einstellende
λ ≤ 0,045 W/(mK). Ausgleichsfeuchte berücksichtigt.
Tab. 5.15:
Wärmedurchgangs- Wärmedurchgangskoeffizient1) U [W/(m2K)]
koeffizienten U von Rohdichte
d = 24,0 cm d = 30,0 cm d = 36,5 cm
Porenbetonmauerwerk ρ
der 50er bis 70er Jahre kg/m3 Planstein- Blockstein- Planstein- Blockstein- Planstein- Blockstein-
[5.5] Mauerwerk Mauerwerk Mauerwerk Mauerwerk Mauerwerk Mauerwerk
470 0,60 0,76 0,49 0,63 0,41 0,52
550 0,67 0,82 0,54 0,68 0,46 0,57
640 0,76 0,91 0,63 0,76 0,52 0,64
780 0,88 1,03 0,73 0,85 0,61 0,72
1)
ohne Putz
100
Tab. 5.16: Wärmeleit

Rohdichte Wärmeleitfähigkeit1) fähigkeit λ von Poren-
ρ λtr λtr λDIN 4108-42) betonprodukten der
kg/m3 kcal/(m h grad) W/(mK) W/(mK) 50er bis 70er Jahre
[5.5]
470 0,10 0,12 0,16
550 0,11 0,13 0,18
640 0,13 0,15 0,21
780 0,16 0,19 0,25
1)
kcal/(m h grad) = 1,163 W/(mK)
1
2)
bei Blocksteinen, vermauert mit Normalmörtel, den Tabellenwert um ∆λ = 0,05 W/(mK) erhöhen
Anstelle des Nachweises über die Wärmedurchgangs- Wird ein bestehendes Gebäude erweitert oder aus-
koeffizienten U der geänderten Bauteile kann auch gebaut und kein eigener Wärmeerzeuger eingebaut,
eine Bilanzierung des Jahres-Primärenergiebedarfs können die Anforderungen an den energiesparenden
Qp" des Gebäudes sowie des spezifischen, auf die Wärmeschutz durch Nachweis des Wärmedurch-
wärmeübertragende Umfassungsfläche bezogenen gangskoeffizienten U der betreffenden Bauteile nach-
Transmissionswärmeverlusts HT' (Wohngebäude) gewiesen werden (Tab. 5.14). Ist die hinzukommende
bzw. der mittleren Wärmedurchgangskoeffizienten U Nutzfläche größer als 50 m2, ist zusätzlich der som-
der wärmeübertragenden Umfassungsfläche (Nicht- merliche Wärmeschutz nachzuweisen.
wohngebäude) vorgenommen werden. Dabei gilt, Wird bei einer Erweiterung um mehr als 50 m2 ein
dass die Anforderungen an das geänderte Gebäude neuer Wärmeerzeuger eingebaut, ist der ergänzte
um 40 % über dem Anforderungsniveau zu errichten Gebäudeteil wie ein Neubau gesamtenergetisch zu
der Gebäude liegen dürfen. bewerten. Bei Ermittlung des zulässigen Jahres-Pri-
Bei Ermittlung des zulässigen Jahres-Primärenergie- märenergiebedarfs von bestehenden Gebäuden wird
bedarfs wird der Faktor 0,75, mit dem seit 2016 der der Faktor 0,75 nicht angesetzt. Bei Anwendung des
zulässige Jahres-Primärenergiebedarf von zu errich Referenzgebäudeverfahrens kann die Dichtheit des
tenden Gebäuden reduziert wird, nicht angesetzt. hinzukommenden Gebäudeteils rechnerisch ange-
Die für die Energiebedarfsbilanzierung erforderlichen setzt werden.
Berechnungen werden nach dem Monatsbilanzver- Energieausweis bei Verkauf und Vermietung
fahren durchgeführt, weichen jedoch hinsichtlich Die Energieeinsparverordnung schreibt vor, dass
einiger anzusetzender Randbedingungen von denen einem potenziellen Käufer oder Mieter bei Verkauf
zu errichtender Gebäude ab. oder Vermietung von Gebäuden oder Gebäudeteilen
Bestehende Wohngebäude werden wie zu erricht- ein Energieausweis vorgelegt werden muss.
ende Wohngebäude entweder nach DIN V 4108-6/ Weitestgehend besteht Wahlfreiheit, ob bei der ener
DIN V 4701-10 oder nach DIN V 18599 energetisch getischen Bewertung bestehender Gebäude ein
bewertet. Bei Anwendung der erstgenannten Energieausweis auf Grundlage eines errechneten
Methode sind hinsichtlich der Anlagentechnik noch Energiebedarfs oder eines gemessenen Energiever-
DIN V 4701-12 [5.7.2], PAS 1027 [5.7.3] oder die brauchs ausgestellt wird (Abb. 5.14). Nur für beste-
„Bekanntmachung der Regeln zur vereinfachten hende Wohngebäude, die weniger als fünf Woh-
Datenaufnahme und Datenverwendung im Wohnge- nungen haben und für die der Bauantrag vor dem 1.
bäudebestand“ [5.14] mit Kenngrößen für bestehende November 1977 gestellt worden ist, ist der Energie
Anlagen zu benutzen. Außerdem enthält die EnEV ausweis immer dann bedarfsorientiert zu erstellen,
2014 Maßgaben zur Ermittlung der Transmissions- falls bei Baufertigstellung das Anforderungsniveau
wärmeverluste im Bereich von Wärmebrücken, zu der Wärmeschutzverordnung (WSVO 1977) [5.10]
Luftwechselraten zwecks Berechnung der Lüftungs- nicht eingehalten wurde oder durch spätere Ände-
wärmeverluste und zu solaren Wärmegewinnen. rungen dieses Niveau nicht erzielt wurde.
Bestehende Nichtwohngebäude werden wie zu Mit Hilfe der „Bekanntmachung der Regeln zur Daten-
errichtende Nichtwohngebäude gemäß DIN V 18599 aufnahme und Datenverwendung im Wohngebäude
energetisch bewertet. Ergänzend kann die „Bekannt bestand“ [5.14] kann geprüft werden, ob das Gebäude
machung der Regeln zur vereinfachten Datenauf- dem Anforderungsniveau der WSVO 1977 entspricht.
nahme und Datenverwendung im Nichtwohngebäu- Dieses Niveau ist entweder durch einen mittleren
debestand“ [5.15] benutzt werden. Wärmedurchgangskoeffizienten des Gebäudes (Tab.
101
Abb. 5.14: Grundlage

für die Ausstellung des
Energieausweises für Nichtwohngebäude Wohngebäude Wohngebäude < 5 WE und Bauantrag vor 01.11.1977
bestehende Gebäude
gemäß EnEV 2014
[5.11]
Anforderungen Anforderungen
WSVO 1977 eingehalten WSVO 1977
(bei Baufertigstellung nicht
oder durch spätere eingehalten
Änderungen)
Grundlage
Grundlage Energiebedarf oder Energieverbrauch
Energiebedarf
5.17) oder durch Wärmedurchgangskoeffizienten von Zeile 4 ist ein Außenwandaufbau aus Porenbeton
Bauteilen in Abhängigkeit von der Grundrissform eines mauerwerk zu sehen. An dieser Stelle ist auf die
Gebäudes festgelegt (Tab. 5.18). Darüber hinaus ent Bewertung älterer Porenbetonaußenwände im vor-
halten die Regeln Darstellungen und Beschreibungen hergehenden Abschnitt hinzuweisen.
von Bauteilquerschnitten, die die in Tab. 5.18 genann-
Wird ein Energieausweis auf Grundlage des Energie-
ten Höchstwerte der Wärmedurchgangskoeffizienten
bedarfs ausgestellt, sind u. a. der Jahres-Primärener
unterschreiten und in Tab. 5.19 dargestellt sind. In
giebedarf Qp" und der Jahres-Endenergiebedarf QE"
Tab. 5.17: Höchst- auf Grundlage der Bilanzierungsverfahren und Rand-
Höchstwerte der mittleren
werte der mittleren A/V
Wärmedurchgangskoeffizienten Um,max
bedingungen wie im Abschnitt „Änderung, Erweiterung
Wärmedurchgangs (in m-1)
W/(m²K) und Ausbau“ nachzuweisen. Falls keine Unterlagen
koeffizienten des
Gebäudes gemäß 0,24 1,40 zum Gebäude vorhanden sind, z. B. in Form von Plä-
„Bekanntmachung der
0,30 1,24 nen oder Baubeschreibungen, können zur Berech-
Regeln zur Datenauf-
0,40 1,09 nung des Energiebedarfes notwendige Daten eines
nahme und Datenver-
wendung im Wohnge- 0,50 0,99 bestehenden Gebäudes auf vereinfachte Weise nach
bäudebestand“ [5.14]
0,60 0,93 den „Bekanntmachungen der Regeln zur Datenauf-
0,70 0,88 nahme und Datenverwendung“ ermittelt werden.
0,80 0,85 Im Falle von Wohngebäuden beziehen sich die Ver-
0,90 0,82 einfachungen auf das geometrische Aufmaß, die
1,00 0,80 energetische Qualität der Bau- und Anlagentechnik
1,10 0,78 und sicherheitstechnische Lüftungseinrichtungen.
1,20 0,77 Bei Nichtwohngebäuden besteht zusätzlich bei der
Zwischenwerte dürfen nach folgender Gleichung ermittelt werden: Zonierung die Möglichkeit zur Vereinfachung. Außer-
1
Um,max = 0,61 + 0,19 dem lässt es die EnEV 2014 zu, dass ein Eigentümer
A/Ve
die zur Ausstellung des Energieausweises erforder-
Der mittlere Wärmedurchgangskoeffizient des Gebäudes ist wie folgt
zu ermitteln: lichen Daten dem Aussteller von Energieausweisen
Um =
UAW · AAW + UW · AW + 0,8 · UD · AD + 0,5 · UG · AG + UDL · ADL + 0,5 · UAB · AAB zur Verfügung stellt.
A
UI Wärmedurchgangskoeffizient des Bauteils i in kWh/(m²a) Der Wärmedurchgangskoeffizient U nicht nachträg-
AI Wärmeübertragende Fläche des Bauteils i in m² lich gedämmter bestehender Bauteile kann entspre-
Um Mittlerer Wärmedurchgangskoeffizient in kWh/(m²a)
chend der Regeln tabellarisch in Abhängigkeit von
Ve Bruttogebäudevolumen in m²
Indizes der Baualtersklasse und nach der Unterscheidung,
i Bauteilindex i ob es sich um eine massive Konstruktion oder eine
AW Außenwand an Außenluft grenzend
Holzkonstruktion handelt, ermittelt werden (Tab. 5.20
W Fenster (window)
D Dach, oberste Geschossdecke und Tab. 5.21)).
G Grundfläche (Bodenfläche auf Erdreich, Kellerdecke zum unbe-
heizten Keller, erdberührte Wandflächen bei beheizten Räumen) Für zusätzlich gedämmte Bauteile kann der Wärme-
DL Deckenfläche nach unten gegen Außenluft
durchgangskoeffizient UD unter Zugrundelegung des
AB Beheizte Räume gegen Räume mit wesentlich niedrigeren Innen-
temperaturen (z. B. Lagerräume etc.) Wärmedurchgangskoeffizienten U0 für das Bauteil im
102
Urzustand und der Dicke dD der nachträglichen Ist nicht der berechnete Energiebedarf, sondern der
Dämmung wie folgt berechnet werden: gemessene Energieverbrauch Grundlage eines
Energieausweises für bestehende Wohngebäude
1 (Abb. 5.15) oder Nichtwohngebäude (Abb. 5.16), wird
UD =
1 dD1 dD2 dDi ein Energieverbrauchskennwert angegeben, der z. B.
+ + + ... + Gl. (5.16)
U0 λ1 λ2 λi aus dem Brennstoffverbrauch ermittelt wird. Dabei
Umax Tab. 5.18: Höchst-

Lfd. Nr. Bauteil werte der Wärme-
W/(m2K)
durchgangskoeffizi-
1a) Fassade 1 (Außenwand und Fenster) bei Grundrissformen des Gebäudes gemäß Abb. 1 Um,AW + w ≤ 1,45 enten Umax für Bauteile
1b) Fassade 2 (Außenwand und Fenster) bei Grundrissform des Gebäudes gemäß Abb. 2 Um,AW + w ≤ 1,55 gemäß der „Bekannt-
machung der Regeln
1c) Fassade 2 (Außenwand und Fenster) bei Grundrissform des Gebäudes gemäß Abb. 3 Um,AW + w ≤ 1,75
zur Datenaufnahme
2 oberste Geschossdecke, Dächer UD ≤ 0,45 und Datenverwen-
3 Kellerdecken, Bauteile gegen unbeheizte Räume UG ≤ 0,80 dung im Wohn
gebäudebestand“
4 Decke, Wände gegen Erdreich UG ≤ 0,90 [5.14]
Mindestens Doppel-
5 Fenster
oder Isolierverglasung
15 m 15 m Abb. 3 15 m
Abb. 1 Abb. 2
15 m 15 m 15 m
ENERGIEAUSWEIS
für Wohngebäude ENERGIEAUSWEIS
für Nichtwohngebäude
Registriernummer 2 Registriernummer 2
Erfasster Energieverbrauch des Gebäudes (oder: „Registriernummer wurde beantragt am...“)
3 Erfasster Energieverbrauch des Gebäudes 3
(oder: „Registriernummer wurde beantragt am...“)
Energieverbrauch Endenergieverbrauch
Endenergieverbrauch dieses Gebäudes Endenergieverbrauch Wärme
[Pflichtangabe in Immobilienanzeigen]
kWh/(m²·a)
kWh/(m²·a)
0
A+
25
A
50
B
75
C100 D
125
E
150 175
F
200
G
225 >250
H
0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 ≥1000
kWh/(m²·a) Vergleichswert dieser Gebäudekategorie

für Heizung und Warmwasser 3
Primärenergieverbrauch dieses Gebäudes
Warmwasser enthalten
Endenergieverbrauch dieses Gebäudes Endenergieverbrauch Strom

[Pflichtangabe für Immobilienanzeigen] kWh/(m²·a) [Pflichtangabe in Immobilienanzeigen]
Verbrauchserfassung – Heizung und Warmwasser kWh/(m²·a)
Zeitraum Primär- Anteil

Energieverbrauch Anteil Heizung Klima-
Energieträger 3 energie- Warmwasser 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 ≥1000
[kWh] [kWh] faktor
von bis faktor [kWh]
Vergleichswert dieser Gebäudekategorie

für Strom 3
Der Wert enthält den Stromverbrauch für
Zusatzheizung Warmwasser Lüftung eingebaute Beleuchtung Kühlung Sonstiges
Verbrauchserfassung
Energie-
Zeitraum Primär- Energieverbrauch Anteil Anteil
Klima- verbrauch
Energieträger 4 energie- Wärme Warmwasser Heizung
Vergleichswerte Endenergie von bis faktor [kWh] [kWh] [kWh]
faktor Strom
[kWh]
A+ A B C D E F G H
0 25 50 75 100 125 150 175 200 225 >250
Die modellhaft ermittelten Vergleichswerte beziehen sich
auf Gebäude, in denen die Wärme für Heizung und
Warmwasser durch Heizkessel im Gebäude bereitgestellt
wird.
Soll ein Energieverbrauch eines mit Fern- oder Nahwärme
beheizten Gebäudes verglichen werden, ist zu beachten,
dass hier normalerweise ein um 15 bis 30 % geringerer
Energieverbrauch als bei vergleichbaren Gebäuden mit Primärenergieverbrauch dieses Gebäudes kWh/(m2·a)
Kesselheizung zu erwarten ist.
4
Gebäudenutzung Erläuterungen zum Verfahren
Vergleichswerte 3 Das Verfahren zur Ermittlung von Energieverbrauchs-
Gebäudekategorie/ kennwerten ist durch die Energieeinsparverordnung
Erläuterungen zum Verfahren Nutzung
Flächenanteil Heizung und
Strom vorgegeben. Die Werte sind spezifische Werte pro
Warmwasser
Quadratmeter beheizte/gekühlte Nettogrundfläche. Der
Das Verfahren zur Ermittlung des Energieverbrauchs ist durch die Energieeinsparverordnung vorgegeben. Die Werte der Skala sind % tatsächliche Energieverbrauch eines Gebäudes weicht
spezifische Werte pro Quadratmeter Gebäudenutzfläche (AN) nach der Energieeinsparverordnung, die im Allgemeinen größer ist als die
insbesondere wegen des Witterungseinflusses und sich
Wohnfläche des Gebäudes. Der tatsächliche Energieverbrauch einer Wohnung oder eines Gebäudes weicht insbesondere wegen des %
ändernden Nutzerverhaltens von den angegebenen
Witterungseinflusses und sich ändernden Nutzerverhaltens vom angegebenen Energieverbrauch ab.
% Kennwerten ab.
1 siehe Fußnote 1 auf Seite 1 des Energieausweises 2 siehe Fußnote 2 auf Seite 1 des Energieausweises 1 siehe Fußnote 1 auf Seite 1 des Energieausweises 2 siehe Fußnote 2 auf Seite 1 des Energieausweises
3 gegebenenfalls auch Leerstandszuschläge, Warmwasser- oder Kühlpauschale in kWh 4 EFH: Einfamilienhaus, MFH: Mehrfamilienhaus 3 veröffentlicht unter www.bbsr-energieeinsparung.de durch das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung im Einvernehmen
mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie 4 gegebenenfalls auch Leerstandszuschläge in kWh
Abb. 5.15: Energieverbrauchsauweis für bestehende Wohngebäude Abb. 5.16: Energieverbrauchsauweis für bestehende Nichtwohn-
(Auszug) gemäß EnEV 2014 [5.11] gebäude (Auszug) gemäß EnEV 2014 [5.11]
103
Tab. 5.19: Beispiele Umax

zur Unterschreitung Zeile Bauteil Aufbau des Bauteils
W/(m2K)
der Höchstwerte der
Beispielfassade 1 Außenwand:
Wärmedurchgangs
(80 % massive Außenputz
koeffizienten Umax für
Außenwand und 38 cm Vollziegel-Mauerwerk (1.800 kg/m3)
Bauteile nach Tab. 21
20 % Fenster) λ = 0,81 W/(mK)
gemäß der „Bekannt-
Innenputz
machung der Regeln
1 Fenster: Um,AW+w = 1,73
zur Datenaufnahme
Holz- oder Kunststofffenster,
und Datenverwendung
Doppel- oder Isolierverglasung UW = 3,0 W/(m2K)
im Wohngebäude
Bemerkung:
bestand“ [5.14]
Für Kalksandstein- oder Leichtbetonmauerwerk (Vollsteine,
Zweikammersteine, KS-Lochsteine) siehe Zeile 5
Außenwand und 30 cm Hochlochziegel-Mauerwerk (1.400 kg/m3)
20 % Fenster) λ = 0,58 W/(mK)
Innenputz
2 Fenster: Um,AW+w = 1,65
Bemerkung:
Für Kalksandstein- oder Leichtbetonmauerwerk (Vollsteine,
Zweikammersteine, KS-Lochsteine) siehe Zeile 5
Außenwand und 24 cm Bimsstein-Mauerwerk
20 % Fenster) λ = 0,30 W/(mK)
3 Innenputz Um,AW+w = 1,37
Fenster:
Außenwand und 24 cm Porenbetonmauerwerk (700 kg/m3)
20 % Fenster) Blocksteine mit Normalmörtel
4 λ = 0,27 W/(mK) Um,AW+w = 1,35
Innenputz
Fenster:
(80 % massive Außenwand und Außenputz
20 % Fenster) 38 cm Kalksandstein-Mauerwerk (1.800 kg/m3)
λ = 0,81 W/(mK)
mit äußerer Dämmschicht mit einer Dicke von 6 cm
(λ = 0,04 W/(mK))
5 Innenputz Um,AW+w = 0,97
Fenster:
Bemerkung:
Ziegel- und Leichtbetonmauerwerke mit zusätzlicher Dämmung
erreichen in der Regel noch kleinere U-Werte
Beispielfassade 6 Außenwand (zweischalig):
(80 % massive Außenwand und 2 cm Außenputz mit λ = 0,87 W/(mK)
20 % Fenster) 12 cm Mauerwerk mit λ = 0,68 W/(mK)
Variante 1: 8 cm Luftschicht (R = 0,13 m2K/W) oder Variante 1:
Variante 2: 8 cm Dämmung (λ = 0,04 W/(mK)) Um,AW+w = 1,74
6 12 cm Mauerwerk (λ = 0,68 W/(mK))
1,5 cm Innenputz (λ = 0,7 W/(mK)) Variante 2:
Fenster: Um,AW+w = 0,91
104
Umax
Zeile Bauteil Aufbau des Bauteils
W/(m2K)
Steildach Dacheindeckung:
Dachlattung
Unterspannbahn
Variante 1: Dämmung/zwischen den Sparren (z. B. 15 cm)
Variante 2: A
ufdopplung des Sparrens bei zu geringem Hohl- Variante 1:
raum mit Dämmung (z. B. insgesamt 18 cm) UD = 0,25
7 Luftdichtheitsschicht
Lattung Variante 2:
Gipskartonplatte UD = 0,17
Bemerkung:
Es ist eine Dämmung von mindestens 10 cm zwischen den
Sparren notwendig, dies gilt ebenfalls für Auf- oder Unterspar-
rendämmungen und für Flachdächer
Oberste Geschossdecke Spanplatte
Dämmstoff (8 cm)
Betondecke (14 cm)
Putzschicht (1,5 cm)
8 UD = 0,44
Bemerkung:
ungedämmte oberste Geschossdecken (Beton- als auch Holz-
decken) können den Höchstwert nach Tabelle 9 nicht unter-
schreiten, eine Dämmung von 8 cm ist mindestens erforderlich
Kellerdecke - Beispiel 1 Bodenbelag (Linoleum, PVC o. ä.)
Magnesit-Estrich (4 cm)
Mineralfasermatte (1,5 cm)
9 UG= 0,53
Betondecke (15 cm)
Zusätzlicher Dämmstoff (4 cm)
Kellerdecke - Beispiel 2 Bodenbelag (Linoleum, PVC o. ä.)
Asphalt-Estrich (2 cm)
Mineralfasermatte (1 cm)
10 Rippendecke mit Füllkörpern aus Bimsbeton und UG= 0,52
Aufbeton (19 cm)
Zusätzlicher Dämmstoff (4 cm)
Kellerdecke - Beispiel 3 Hobeldielen
Kohleschlackefüllung
Gemauertes Kappengewölbe
Stahlträger
11 Zusätzlicher Dämmstoff (ca. 8 cm zur Ausfüllung der Kappen) UG = 0,34
wird nach witterungsabhängigen Anteilen (Heizung) tung von Gebäuden oder Gebäudeteilen vorliegt, ist
und witterungsunabhängigen Anteilen (Trinkwarm für Gebäude mit mehr als 250 m2, in denen Behör-
wassererwärmung) unterschieden. Der witterungs- den oder sonstige Einrichtungen für eine große
abhängige Anteil für die Gebäudeheizung wird vor Anzahl von Menschen öffentliche Dienstleistungen
der Berechnung des Energieverbrauchskennwertes erbringen und die deshalb von diesen Menschen
einer Witterungsbereinigung unterzogen. Hierzu häufig aufgesucht werden, ein Energieausweis
erforderliche Klimafaktoren werden vom Gesetzgeber immer zu erstellen und an einer für die Öffentlichkeit
bekannt gemacht. Berechnungsgrundlagen für den gut sichtbaren Stelle auszuhängen. Vergleichbare
Energieverbrauchskennwert sind die „Bekanntma- Regelungen gelten für Gebäude mit mehr als 500 m2
chung der Regeln für Energieverbrauchskennwerte Nutzfläche mit starkem Publikumsverkehr, der nicht
im Wohngebäudebestand“ [5.16] und die „Bekannt- auf behördlicher Nutzung beruht.
machung der Regeln für Energieverbrauchskennwerte
Nachrüstverpflichtung
und der Vergleichswerte im Nichtwohngebäude
Eigentümer von Gebäuden sind verpflichtet, unter
bestand“ [5.17].
bestimmten Voraussetzungen Maßnahmen zur ener
Unabhängig vom Anlass zur Ausstellung eines Ener getischen Verbesserung von Anlagen und Gebäuden
gieausweises, wie er z. B. bei Verkauf oder Vermie durchzuführen (Abb. 5.17):
105
Tab. 5.20: Pau-

Baualtersklasse1)
schalwerte für den
1919 1949 1958 1969 1979 1984
Wärmedurchgangs- bis ab
bis bis bis bis bis bis
koeffizienten U 1918 1995
Bauteil Konstruktion 1948 1957 1968 1978 1983 1994
nicht nachträglich
gedämmter opaker
Pauschalwerte für den
Bauteile (im Ausgangs-
Wärmedurchgangskoeffizienten U
zustand) gemäß der
W/(m2K)
„Bekanntmachung der Dach Massive Konstruktion 2,1 2,1 2,1 1,3 1,3 0,6 0,4 0,3
Regeln zur Datenauf- (auch Wände zwischen
nahme und Datenver- beheiztem und unbe- Holzkonstruktion 2,6 1,4 1,4 1,4 0,8 0,7 0,5 0,3
wendung im Wohn heiztem Dachgeschoss)
gebäudebestand“ Oberste Geschossdecke Massive Decke 2,1 2,1 2,1 2,1 0,6 0,6 0,3 0,3
[5.14] (auch Geschossdecke
nach unten gegen Au-
Holzbalkendecke 1,0 1,0 0,8 0,7 0,6 0,4 0,3 0,3
ßenluft, z. B. über
Durchfahrten)
Zweischalige Wandaufbauten ohne
1,3 1,3 1,3 1,4 1,0 0,8 0,6 0,5
Dämmschicht
Massivwand aus Vollziegeln, wenig oder
nicht porösem Naturstein, Kalksandstein,
Bimsbetonvollsteinen oder vergleich- 2,8 2,8 2,8 k. A.4) k. A. k. A. k. A. k. A.
baren Materialien bis 20 cm Wandstärke
(ggf. einschließlich Putz)
Außenwand Wie vorstehend, jedoch 20 bis 30 cm
massive Konstruktion 1,8 1,8 1,8 k. A. k. A. k. A. k. A. k. A.
Wandstärke (ggf. einschließlich Putz)
(auch Wände zum
Wie vorstehend, jedoch über 30 cm
Erdreich oder zu 1,5 1,5 1,5 k. A. k. A. k. A. k. A. k. A.
Wandstärke (ggf. einschließlich Putz)
unbeheizten (Keller-)
Räumen) Massivwand aus Hochlochziegeln, Bims-
betonhohlsteinen oder vergleichbaren 1,4 1,4 1,4 1,4 1,0 0,8 0,6 0,5
porösen oder stark gelochten Materialien
Sonstige massive Wandaufbauten bis
3,0 3,0 3,0 1,4 1,0 0,8 0,7 0,7
20 cm Wandstärke über alle Schichten
Sonstige Wandaufbauten über 20 cm
Wandstärke über alle Schichten, ggf. mit 2,2 2,2 2,2 1,4 1,0 0,8 0,6 0,5
ursprünglicher Dämmung
Massivholzwand (z. B. Blockhaus),
Holzrahmen oder Holztafelwand mit 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5 0,4 0,4
dämmender Füllung
Außenwand Fachwerkwand mit Lehm-/Lehmziegel
Holzkonstruktion ausfachung bis 25 cm Wandstärke ein- 1,5 1,5 1,5 k. A. k. A. k. A. k. A. k. A.
(Fachwerk, Fertighaus schließlich Putz
oder ähnlich) Fachwerkwand mit Vollziegel oder mas-
siver Natursteinausfachung bis 25 cm 2,0 2,0 2,0 k. A. k. A. k. A. k. A. k. A.
Wandstärke einschließlich Putz
Sonstige Holzkonstruktion 2,0 2,0 1,5 1,4 0,6 0,5 0,4 0,4
Kellerdecke Stahlbeton massiv 1,6 1,6 2,3 1,0 1,0 0,8 0,6 0,6
Kellerdecke als Holzbalkendecke 1,0 1,0 1,0 0,8 0,6 0,6 0,4 0,4
Kellerdecke als Ziegel- oder Hohlstein-
Sonstige Bauteile 1,2 1,2 1,5 1,0 1,0 0,8 0,6 0,6
konstruktion
gegen Erdreich oder zu
Boden gegen Erdreich, Stahlbeton massiv 1,6 1,6 2,3 1,2 1,2 0,8 0,6 0,6
unbeheizten (Keller-)
Räumen Boden gegen Erdreich als Ziegel- oder
1,2 1,2 1,5 1,0 1,0 0,8 0,6 0,6
Hohlsteinkonstruktion
Boden gegen Erdreich/Hohlraum als
1,8 1,8 1,0 0,8 0,6 0,6 0,4 0,4
Holzkonstruktion
Gedämmt 1,8
Rolladenkästen2)
Ungedämmt 3,0
Im Wesentlichen aus Metall 4,0
Türen3) Im Wesentlichen aus Holz,
2,9
Holzwerkstoffen oder Kunststoff
1)
aualtersklasse des Gebäudes (bzw. des Bauteils bei neu eingebauten Bauteilen). Maßgebend für die Einordnung ist in Zweifelsfällen das Jahr
B
der Fertigstellung des Gebäudes oder des Gebäudeteils, zu dem das Bauteil gehört. Die Baualtersklasse 1984 bis 1994 betrifft Gebäude, die
nach der Wärmeschutzverordnung vom 24. Februar 1982 (Inkrafttreten 1.1.1984) errichtet wurden.
2)
Bei der Baualtersklasse ab 1995 kann auch ohne nähere Feststellung von einer gedämmten Ausführung ausgegangen werden.
3)
Siehe im Übrigen auch DIN 4108-4: 2013-02
4)
k. A. = keine Angabe
106
Tab. 5.21: Pauschal-

Baualtersklasse1)
werte für den Wärme-
bis 1978 1979 bis 1983 1984 bis 1994 ab 1995 durchgangskoeffizien
Bauteil Konstruktion Eigenschaft Pauschalwerte für den ten U transparenter
Wärmedurchgangskoeffizienten U Bauteile sowie für
W/(m2K) Fassaden im Aus-
sowie Verglasungstyp nach DIN V 18599-2 Tab. 7 gangszustand gemäß
der „Bekanntmachung
UW 5,0 k. A.3) k. A. k. A.
der Regeln zur Daten-
Holzfenster,
Glas Einfach k. A. k. A. k. A. aufnahme und Daten
einfach verglast
Ug 5,8 k. A. k. A. k. A. verwendung im Wohn-
gebäudebestand“
UW 2,7 2,7 2,7 1,6 [5.14]
Holzfenster,
Glas Zweifach Zweifach Zweifach MSIV 2
zwei Scheiben2)
Fenster, Ug 2,9 2,9 2,9 1,4
Fenstertüren UW 3,0 3,0 3,0 1,9
Kunststofffenster,
Glas Zweifach Zweifach Zweifach MSIV 2
Isolierverglasung
Ug 2,9 2,9 2,9 1,4
UW 4,3 4,3 3,2 1,9
Aluminium- oder
Stahlfenster, Glas Zweifach Zweifach Zweifach MSIV 2
Isolierverglasung
Ug 2,9 2,9 2,9 1,4
1)
aualtersklasse des Gebäudes (bzw. des Bauteils bei neu eingebauten Bauteilen). Maßgebend für die Einordnung ist in Zweifelsfällen das Jahr
B
der Fertigstellung des Gebäudes oder des Gebäudeteils, zu dem das Bauteil gehört. Die Baualtersklasse 1984 bis 1994 betrifft Gebäude, die
nach der Wärmeschutzverordnung vom 24. Februar 1982 (Inkrafttreten 1.1.1984) errichtet wurden.
2)
Isolierverglasung, Kastenfenster oder Verbundfenster.
3)
k. A. = keine Angabe
Abb. 5.17: Nachrüst-

verpflichtung bei An
Heizkessel mit flüssigen oder gas-
bisher ungedämmte, zugängliche lagen und Gebäuden
förmigen Brennstoffen (außer NT und BW) oberste Geschossdecke
Wärmeverteilungs- und Warm- gemäß EnEV 2014
wasserleitungen sowie Armaturen ohne Mindestwärmeschutz [5.11]
Einbau Einbau Einbau
in unbeheizten Räumen (DIN 4108-2: 2013-02)
vor vor nach
01.10.1978 01.10.1985 01.01.1985
Außerbetriebnahme Dämmung mit U ≤ 0,24 W/m2K)
Dämmung mit Mindestdicke bis Ende 2015

d gemäß Anlage 5 Tabelle 1
ersatzweise:
nach 30
sofort ab 2015 Dach ist gedämmt oder
Jahren
erfüllt den Mindestwärmeschutz
Heizkessel, die mit flüssigen oder gasförmigen gedämmt werden, dass seit 2016 der Wärme-
Brennstoffen beschickt werden, müssen je nach durchgangskoeffizient der Geschossdecke den
Einbaudatum zu einem festgelegen Termin außer Wert von U = 0,24 W/(m²K) nicht überschreitet.
Betrieb genommen werden. Für bestimmte Situati-
Im Falle von Wohngebäuden mit nicht mehr als zwei
onen nennt die EnEV Ausnahmen von dieser Regel.
Wohnungen, von denen der Eigentümer eine Woh-
Bei heizungstechnischen Anlagen müssen un nung am 01.02.2002 selbst bewohnt hat, sind o. g.
gedämmte, zugängliche Wärmeverteilungs- und Pflichten erst im Falle eines Eigentümerwechsels
Warmwasserleitungen sowie Armaturen, die sich nach dem 01.02.2002 vom neuen Eigentümer zu
nicht in beheizten Räumen befinden, gedämmt erfüllen. Die Frist zur Pflichterfüllung beträgt zwei
werden. Jahre ab dem ersten Eigentümerübergang.
Oberste Geschossdecken beheizter Räume, die

nicht über einen Mindestwärmeschutz gemäß
DIN 4108-2: 2013-02 [5.6.1] verfügen, mussten so
107
5.5.7 Erneuerbare-Energien- Ziel des EEWärmeG ist es, den Anteil am Endener-
Wärmegesetz (EEWärmeG) gieverbrauch für Wärme (Raum-, Kühl- und Prozess-
wärme), der durch erneuerbare Energien bereitge-
Seit Inkrafttreten des EEWärmeG [5.12] am 01. Januar stellt wird, von etwa 6 % im Jahr 2007 auf 14 % bis
2009 ist der Wärme- und Kälteenergiebedarf von zum Jahr 2020 auszubauen.
Gebäuden anteilig mit erneuerbaren Energien abzu-
decken. Diese Forderung trifft auf nahezu alle zu Bei der Verpflichtung, erneuerbare Energien anteilig
errichtenden Gebäude zu, die auch in den Anforde- für die Wärmeversorgung zu nutzen, richtet sich der
rungsbereich der Energieeinsparverordnung fallen. einzusetzende Mindestdeckungsanteil nach der Art
Für die öffentliche Hand gilt seit der Einführung des der eingesetzten Energiequelle (Tab. 5.22). Bei Nut-
Europarechtsanpassungsgesetzes Erneuerbare zung solarer Strahlungsenergie für die Unterstützung
Energien [5.13] im Mai 2011 die Deckung des Wärme- der Trinkwarmwasserbereitung in Wohngebäuden
und Kältebedarfs innerhalb bestimmter Grenzen kann der erforderliche Anteil von 15 % am gesamten
auch für bestehende Gebäude. Wärmeenergiebedarf dadurch nachgewiesen wer-
den, dass in Abhängigkeit von der Gebäudegröße
Die Zweckbestimmungen des EEWärmeG lassen bestimmte Aperturflächen der Solarkollektoren vor-
sich wie folgt zusammenfassen: handen sind. Bei Gebäuden mit maximal zwei
Klimaschutz Wohneinheiten werden 0,04 m² Aperturfläche je m²
Gebäudenutzfläche gefordert, bei Gebäuden mit
Schonung fossiler Ressourcen (Versorgungs
mehr als zwei Wohneinheiten sind es 0,03 m² Aper-
sicherheit)
turfläche je m² Gebäudenutzfläche.
Minderung der Abhängigkeit von Energieimporten
Die Kollektoren müssen zertifiziert sein und das Prüf-
(Ermöglichung einer nachhaltigen Entwicklung der
zeichen „Solar Keymark“ tragen. Bei Verwendung von
Energieversorgung)
gasförmiger Biomasse beträgt der Deckungsanteil
Weiterentwicklung von Technologien zur Erzeugung mindestens 30 % und darf nur in Anlagen mit Kraft-
von Wärme und Kälte aus erneuerbaren Energie- Wärme-Kopplung eingesetzt werden. Für flüssige
quellen Biomasse mit einem Deckungsanteil von mindestens
Tab. 5.22: Deckungs-

anteil erneuerbarer Art der
Anteil Bemerkung
Energien am Wärme- erneuerbaren Energie
und Kälteenergiebedarf Gebäude mit ≤ 2 WE: ≥ 0,04 m² AAp/m² AN
gemäß EEWärmeG Solare Strahlungsenergie QWE+KE,solar ≥ 0,15 · QWE+KE,ges Gebäude mit > 2 WE: ≥ 0,03 m² AAp/m² AN
[5.12] Zertifizierung DIN EN 12975, Prüfzeichen „Solar Keymark“
Biomasse gasförmig QWE+KE,Bg ≥ 0,30 · QWE+KE,ges Nutzung in Anlagen mit Kräft-Wärme-Kopplung
Biomasse flüssig QWE+KE,Bfl ≥ 0,50 · QWE+KE,ges Heizkessel mit bester verfügbarer Technik
Nutzung in Anlagen nach BlmSchV
Anforderungen an Kesselwirkungsgrad für Biomasse‑
Biomasse fest QWE+KE,Bfe ≥ 0,50 · QWE+KE,ges zentralheizungsanlagen:
Q ≤ 50 kW → ηK ≥ 86 %
Q > 50 kW → ηK ≥ 88 %
Elektrisch betriebene Wärmepumpen mit Wärmemengen-
und Brennstoffzähler:
Luft/Wasser-WP und Luft/Luft-WP: Jahresarbeitszahl ≥ 3,5
Geothermie
und QWE+KE,G/U ≥ 0,50 · QWE+KE,ges Andere Wärmepumpen: Jahresarbeitszahl ≥ 4,0
Umweltwärme Fossil betriebene Wärmepumpen mit Wärmemengen-
und Brennstoffzähler:
Jahresarbeitszahl ≥ 1,2
Technische Nutzbarmachung durch unmittelbare Kälteentnahme aus dem Erdboden oder
aus Grund- oder Oberflächenwasser sowie durch thermische Kälteerzeugung mit Wärme
aus erneuerbaren Energien
Kälte
Nutzung der Kälte zur Deckung des Kältebedarfs für Raumkühlung
Senkung des Energieverbrauchs für die Erzeugung der Kälte, die Rückkühlung und die Ver-
teilung der Kälte nach der jeweils besten verfügbaren Technik
108
Tab. 5.23: Ersatzmaß-

Ersatzmaßnahme Anteil bzw. Bedingung nahmen gemäß
Abwärme EEWärmeG [5.12]
Randbedingungen wie Umweltwärme
Abwärme aus Wärmerückgewinnung
Wärmerückgewinnungsgrad ≥ 70 % QWE+KE,Ersatz ≥ 0,5 · QWE+KE,ges
Leistungszahl (Wärme WRG/Strom RLT) ≥ 10

Hocheffiziente KWK-Anlagen
Nah- und Fernwärmeversorgung
Wärme stammt zu einem wesentlichen Anteil aus
erneuerbaren Energiequellen oder
Wärme stammt zu ≥ 50 % aus Anlagen zur Nutzung von Abwärme oder QWE+KE,Ersatz ≥ 1,0 · QWE+KE,ges
Wärme stammt zu ≥ 50 % aus KWK-Anlagen oder

Wärme stammt zu ≥ 50 % aus Kombination der vorgenannten Maßnahmen
Qp,max" = 0,85 · Qp,EnEV"
Maßnahmen zur Einsparung von Energie HT,max' = 0,85 · HT,EnEV' (Wohngebäude)
(Unterschreitung der EnEV-Anforderungen) Umax = 0,85 · UEnEV (Nichtwohngebäude)
Weitere Regelungen für öffentliche Gebäude
50 % müssen Heizkessel mit bester verfügbarer 5.6 Sommerlicher Wärme

Technik vorhanden sein. Feste Biomasse muss mit
einem Anteil am Wärmeenergiebedarf von minde- schutz
stens 50 % verwendet werden. Einflussgrößen auf den sommerlichen Wärme-
Bei Nutzung von Erd- oder Umweltwärme mit einem schutz
Deckungsanteil von mindestens 50 % gelten ergän- Für den sommerlichen Wärmeschutz sind die solare
zende technische Anforderungen. Für Wärmepum- Einstrahlung, die sich aus dem Gebäudestandort
pen wird der Nachweis vorgeschriebener Jahresar- ergibt, die Fenster-, die Baustoff- und damit die Bau-
beitszahlen gefordert. Daher sind sie je nach teileigenschaften sowie die Möglichkeit der Nacht
Beschaffenheit mit Wärmemengen- und Brennstoff- lüftung von Bedeutung:
zählern auszustatten. Solare Einstrahlung (Gebäudestandort)
Anstelle des Einsatzes erneuerbarer Energien bietet Fenstereigenschaften
das EEWärmeG die Möglichkeit, auf Ersatzmaßnah-
Fläche
men zurückzugreifen (Tab. 5.23). Sie umfassen die
Nutzung von Abwärme, die Nutzung von Wärme Neigung
energie aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen sowie
Rahmenanteil
aus Nah- und Fernwärmenetzen. Als Ersatzmaß-
nahme zulässig sind auch Maßnahmen am Gebäude Gesamtenergiedurchlassgrad der Verglasung
zur Unterschreitung des maximal zulässigen Jahres- Sonnenschutz
Primarenergiebedarfs Qp" und des spezifischen,
gebäudehüllflächenbezogenen Transmissionswärme- Himmelsrichtung
verlusts HT' um jeweils mindestens 15 %. Ersatz- Baustoff- und Bauteileigenschaften
maßnahmen und die Nutzung erneuerbarer Energie-
Spezifische Wärmekapazität der Baustoffe
quellen können auch miteinander und untereinander
kombiniert werden. Wirksame Wärmespeicherfähigkeit der Bauteile
Wärmeeindringkoeffizient
Temperaturleitfähigkeit
Temperaturamplitudenverhältnis
Phasenverschiebung
Nachtlüftung
109
Während die solare Einstrahlung und die Fenster An einer 250 mm dicken Porenbetonwand, schwarz
eigenschaften von großem Einfluss sind, ist bei den gestrichen und nach Westen orientiert, wurden im
Baustoff- und Bauteileigenschaften zu differenzieren. Verlauf von 24 Stunden die Oberflächentempera-
Nennenswerte Bedeutung haben die spezifische turen gemessen (Abb. 5.18). Die dort aufgetretenen
Wärmekapazität von Baustoffen und die wirksame Temperaturschwankungen ∆θse auf der Außenseite
Wärmespeicherfähigkeit von Bauteilen (s. Abschnitt von etwa 70 K wurden durch die Wand so stark
5.3 „Wärmespeicherung”). abgemindert, dass auf der Innenseite nur noch eine
Temperaturänderung ∆θsi von 2 K gemessen wurde
Der Wärmeeindringkoeffizient b gibt Auskunft darüber,
[5.3]. Demnach beträgt das Temperaturamplituden-
wie schnell Wärme von einem Bauteil aufgenommen
verhältnis TAV = 0,03 [-] und die Phasenverschie-
oder abgegeben wird [5.4]:
bung ϕ = 7 h.
Nachweis des sommerlichen Wärmeschutzes
c⋅λ ⋅ρ
b = Gl. (5.17) Infolge passiver Solarenergienutzung erwärmen sich
Räume von Gebäuden. Durch eine der Situation
angepasste Bauausführung ist darauf zu achten,
Die Temperaturleitfähigkeit a benennt die Ausbrei dass keine unzumutbaren Temperaturen entstehen.
tungsgeschwindigkeit eines Temperaturfeldes in Denn dies würde dazu führen, dass Räume unter
einem Stoff: Einsatz von Energie gekühlt werden müssten. Vor
dem Hintergrund des energiesparenden Bauens,
λ das sich nicht nur auf die winterliche sondern auch
a = Gl. (5.18)
c⋅ρ auf die sommerliche Situation bezieht, verlangt die
Energieeinsparverordnung den Nachweis den som-
Periodische Temperaturschwankungen der Außenluft merlichen Wärmeschutzes gemäß DIN 4108-2. Der
im 24-Stunden-Rhythmus setzen sich als Schwingun Nachweis, der raumbezogen durchgeführt wird,
gen durch ein Außenbauteil von außen nach innen besteht darin, dass ein „vorhandener“ Sonnenein-
fort. Die Temperaturamplitude wird während dieses tragskennwert einen „höchstens zulässigen“ Sonnen
Durchgangs abgeschwächt. Das Verhältnis der eintragskennwert nicht überschreitet. Alternativ kann
maximalen Temperaturschwankung an der inneren der Nachweis des sommerlichen Wärmeschutzes
Bauteiloberfläche zur maximalen Schwankung an durch eine thermisch-dynamische Gebäudesimula-
der äußeren Bauteiloberfläche ist das Temperatur tion erbracht werden.
amplitudenverhältnis TAV. Die zeitliche Verzögerung Nach DIN 4108-2 kann auf den Nachweis des som-
der Wellenbewegung durch das Bauteil wird als Pha- merlichen Wärmeschutzes verzichtet werden, wenn
senverschiebung ϕ bezeichnet. der grundflächenbezogene Fensterflächenanteil fWG
Abb. 5.18: Tempe-

raturverläufe an der 9
inneren und äußeren
0
Oberfläche einer
Porenbetonwand
Oberflächentemperatur θO [°C]
0 Temperaturamplitudenverhältnis Phasenverschiebung
TAV = ∆θsi /∆θse = 2/70 = 0,03 ϕ=7h
7
∆θse = 70 K ∆θsi = 2 K
0
0 innen
außen
5
Porenbetonwand ( außen schwarz beschichtet, d = 25 cm )
0
4 8 12 16 20 24 4
Nacht Tag Nacht Zeit t in Stunden
110
in Abhängigkeit von der Fensterneigung und der Tab. 5.24: Zulässige

Grundflächen- Werte des grund
Fensterorientierung unterhalb bestimmter Grenzen Neigung der
bezogener flächenbezogenen
Fenster Orientierung der
liegt (Tab. 5.24). Der grundflächenbezogene Fenster- gegenüber der Fenster1)
Fenster Fensterflächenanteils,
flächenanteil fWG ergibt sich aus den Fensterflächen flächenanteil2) unterhalb dessen auf
Horizontalen
fWG [%] einen sommerlichen
Aw und der Nettogrundfläche AG des Raumes:
Wärmeschutz verzich-
Nordwest- über
10 tet werden kann gemäß
Süd bis Nordost
Über 60 ° DIN 4108-2 [5.6.1]
AW
f
WG =
Gl. (5.19) bis 90 ° Alle anderen
AG Nord 15
orientierungen
Der vorhandene Sonneneintragskennwert Svorh wird Alle

Von 0 ° bis 60 ° 7
aus der Fensterfläche Aw, dem Gesamtenergiedurch- Orientierungen
lassgrad einschließlich Sonnenschutzvorrichtung gtotal 1)
ind beim betrachteten Raum mehrere Orientierungen mit Fenstern
S
vorhanden, ist der kleinere Grenzwert für fWG bestimmend.
und der Nettogrundfläche des Raumes AG ermittelt: 2)
Der Fensterflächenanteil fWG ergibt sich aus dem Verhältnis der
Fensterfläche zu der Grundfläche des betrachteten Raumes oder
der Raumgruppe. Sind beim betrachteten Raum bzw. der Raum-
S vorh = ∑
i
(A w,j ⋅ gtotal,j ) gruppe mehrere Fassaden oder z. B. Erker vorhanden, ist fWG aus
Gl. (5.20) der Summe aller Fensterflächen zur Grundfläche zu berechnen.
AG
aus dem Gesamtenergiedurchlassgrad der Vergla
Dabei wird der Gesamtenergiedurchlassgrad ein sung g und dem Abminderungsfaktor für Sonnen
schließlich Sonnenschutzvorrichtung gtotal vereinfacht schutzvorrichtungen FC (Tab. 5.25) berechnet:
Tab. 5.25: Anhalts-
FC werte für Abminde
g ≤ 0,40 g > 0,40 rungsfaktoren FC von
Sonnenschutzvorrichtunga) (Sonnen- fest installierten Sonnen-
schutzglas) schutzvorrichtungen in
Dreifach Zweifach Abhängigkeit vom
zweifach
Glaserzeugnis gemäß
Ohne Sonnenschutzvorrichtung 1,0 1,0 1,00 DIN 4108-2 [5.6.1]
Innenliegend oder zwischen den Scheibenb):
weiß oder hoch reflektierende Oberfläche mit geringer Transparenzc) 0,65 0,70 0,65
helle Farben oder geringe Transparenzd) 0,75 0,80 0,75
dunkle Farbe oder höhere Transparenz 0,90 0,90 0,85
Außenliegend:
Fensterläden, Rollläden:
- Fensterläden, Rollläden, 3/4 geschlossen 0,35 0,30 0,30
- Fensterläden, Rollläden, geschlossene) 0,15e) 0,10e) 0,10e)
Jalousie und Raffstore, drehbare Lamellen:
- Jalousie und Raffstore, drehbare Lamellen, 45˚ Lamellenstellung 0,30 0,25 0,25
- Jalousie und Raffstore, drehbare Lamellen, 10˚ Lamellenstellunge) 0,20e) 0,15e) 0,15e)
Markise, parallel zur Verglasungd) 0,30 0,25 0,25
Vordächer, Markisen allgemein, freistehende Lamellenf) 0,55 0,50 0,50
a)
Die Sonnenschutzvorrichtung muss fest installiert sein. Übliche dekorative Vorhänge gelten nicht als Sonnenschutzvorrichtung.
b)
Für innen und zwischen den Scheiben liegende Sonnenschutzvorrichtungen ist eine genaue Ermittlung zu empfehlen.
c)
Hoch reflektierende Oberflächen mit geringer Transparenz, Transparenz ≤ 10 %, Reflexion ≥ 60 %.
d)
Geringe Transparenz, Transparenz < 15 %.
e)
C-Werte für geschlossenen Sonnenschutz dienen der Information und sollten für den nachweis des sommerlichen Wärmeschutzes nicht ver-
F
wendet werden. Ein geschlossener Sonnenschutz verdunkelt den dahinterliegenden Raum stark und kann zu einem erhöhten Energiebedarf für
Kunstlicht führen, da nur ein sehr geringer bis kein Einfall des natürlichen Tageslichts vorhanden ist.
f)
Dabei muss sichergestellt sein, dass keine direkte Besonnung des Fensters erfolgt. Dies ist näherungsweise der Fall, wenn
- bei Südorientierung der Abdeckwinkel β ≥ 50 ° ist;
- bei Ost- oder Westorientierung der Abdeckwinkel β ≥ 85 ° oder g ≥ 115 ° ist.
Zu den jeweiligen Orientierungen gehören Winkelbereiche von ± 22,5 °. Bei Zwischenorientierungen ist der Abdeckwinkel β ≥ 80 ° erforderlich.
Vertikalschnitt durch Fassade Horizontalschnitt durch Fassade
Süd
β
γ γ
West Ost
111
Der Höchstwert des Sonneneintragskennwertes Szul

gtotal = g ⋅ FC Gl. (5.21) stellt eine Summe aus anteiligen Sonneneintrags-
kennwerten Sx dar:
Für innenliegende oder zwischen den Scheiben lie

gende Sonnenschutzvorrichtungen befinden sich die Szul = ΣSx Gl. (5.22)
Werte zwischen FC = 0,65 und FC = 0,9. Damit ist die

Schutzwirkung im Vergleich zu außenliegenden Son
Für die Ermittlung von Szul ist zunächst die Nutzung
nenschutzvorrichtungen mit Werten zwischen FC =
festzulegen. Dabei wird unterschieden, ob es sich um
0,1 und FC = 0,5 relativ gering. Ein niedriger Abmin
Wohngebäude oder Nichtwohngebäude handelt.
derungsfaktor für Sonnenschutzvorrichtungen außen
Weiterhin ist für den Standort des Gebäudes die
liegender Rollläden mit FC = 0,3 führt dazu, dass bei
Sommerklimaregion zu bestimmen (Abb. 5.19).
entsprechend ausgestatteten Gebäuden im Regelfall
auf den Nachweis des sommerlichen Wärmeschutzes Folgende Situationen, die auf das Maß der Erwär-
verzichtet werden kann. mung der Räume Einfluss haben, werden durch
Abb. 5.19:
Sommerklimaregionen
gemäß DIN 4108-2
[5.6.1] Region A
Region B
Region C Schleswig-
Holstein
Mecklenburg-
Hamburg Vorpommern
Bremen
Niedersachsen
Berlin
Brandenburg
Sachsen-Anhalt
Nordrhein-
Westfalen
Sachsen
Thüringen
Hessen
Rheinland-
Pfalz
Saarland
Bayern
Baden-
Würtemberg
112
anteilige Sonneneintragskennwerte Sx (Tab. 5.26) Abb. 5.20: Beispiel

zum Nachweis des
Kellergeschoss
erfasst: Erdgeschoss
sommerlichen Wärme-
schutzes
S1: Nachtlüftung und Bauart
WC WC
S2: Grundflächenbezogener Fensterflächenanteil
Keller 3 Keller 3 Küche Flur Flur Küche
S3: Sonnenschutzglas Abst. Abst.
Keller 2
S4: Fensterneigung Keller 2
S5: Orientierung
Flur Flur
S6: Einsatz passiver Kühlung
Zur Feststellung, ob es sich zur Ermittlung des antei-

ligen Sonneneintragskennwertes S1 um eine schwere,
mittlere oder leichte Bauart handelt, ist zunächst die
Keller 1 Keller 1 Wohnen / Essen Wohnen / Essen
wirksame Wärmespeicherfähigkeit Cwirk eines Raumes
zu berechnen und dann die Bauart zu bestimmen (s.
Kapitel 5.3 „Wärmespeicherung”). Die durch S1 vor-
gegebenen anteiligen Sonneneintragskennwerte gel-
ten für grundflächenbezogene Fensterflächenanteile
von etwa 25 %. Durch den anteiligen Sonnenein-
Obergeschoss Dachgeschoss
tragskennwert S2 erfolgt eine Korrektur des S1-Wer-
Gesamtenergiedurchlassgrad g = 0,62 [-]
tes in Abhängigkeit vom Fensterflächenanteil, wodurch
die Anwendbarkeit des Verfahrens auf Räume mit Abminderungsfaktor für
grundflächenbezogenen Bad Fensterflächenanteilen
Bad Sonnenschutzvorrichtungen (außenliegende Ja-
Eltern Eltern
abweichend von 25 % gewährleistet wird: lousie, keine Sonnenschutzverglasung, Zwei-
fachverglasung): FC = 0,25 [-]
S2 = a – (b · fWG) Gl. (5.23)

gtotal = 0,62 ⋅ 0,25 = 0,16 [-]
Studio Studio
Abst.
Flur Flur
Abst. Vorhandener Sonneneintragskennwert Svorh gemäß
Gl. (5.20)
Faktoren a und b siehe Tab. 5.26.
Berechnungsbeispiel zum Nachweis des sommer

S vorh =
∑ (A
i w,j ⋅ gtotal,j )
lichen Wärmeschutzes
Kind 2 Kind 1 Kind 1 Kind 2 AG
Ein einfaches Berechnungsbeispiel zeigt den Nach-
7,80 · 0,16 + 1,52 · 0,16
weis des sommerlichen Wärmeschutzes für den = = 0,03 [-]
59,54
südostorientierten Raum eines Wohngebäudes mit
Wänden aus Porenbeton (Abb. 5.20). Das Gebäude Durch Addition der anteiligen Sonneneintragskenn-
liegt in der Sommerklimaregion B. Der Nachweis ist werte Sx wird der Höchstwert des Sonneneintrags-
erforderlich, da der grundflächenbezogene Fenster- kennwertes Szul ermittelt:
flächenanteil fWG gemäß Gl. (5.19) über 10 % liegt:
Nachtlüftung und Bauart
Fensterfläche Süd: Aw,S = 7,80 m²
Nachtlüftung: Erhöht, Luftwechselrate n = 2 h-1
Fensterfläche Ost: Aw,O = 1,52 m²
Ermittlung der wirksamen Wärmespeicherfähig-
Nettogrundfläche: AG = 59,54 m² keit Cwirk gemäß Gl. (5.2) (Tab. 5.27)
Cwirk = 6.358 Wh/K
fWG = 7,80 + 1,52 = 0,16 [-]
59,54
Ermittlung der Bauart gemäß Gl. (5.3):
Im nächsten Schritt werden die Daten für den vor- C wirk 6.358
handenen Sonneneintragskennwert Svorh ermittelt: = = 107 Wh/(m²K)
A G 59,54
Gesamtenergiedurchlassgrad einschließlich Son- → Mittlere Bauart
nenschutzvorrichtung gtotal gemäß Gl. (5.21)
113
Tab. 5.26: Anteilige

Anteiliger Sonneneintragskennwert Sx
Sonneneintragskenn-
werte zur Bestimmung Nutzung Wohngebäude Nichtwohngebäude
des zulässigen Son-
Klimaregion 1)
A B C A B C
neneintragskennwertes
gemäß DIN 4108-2 Nachtlüftung und Bauart
[5.6.1] Nachtlüftung Bauart2)
Leicht 0,071 0,056 0,041 0,013 0,007 0,000
Ohne Mittel 0,080 0,067 0,054 0,020 0,013 0,006
Schwer 0,087 0,074 0,061 0,025 0,018 0,011
S1 Leicht 0,098 0,088 0,078 0,071 0,060 0,048
Erhöhte Nachtlüftung3)
mit n ≥ 2 h-1 Mittel 0,114 0,103 0,092 0,089 0,081 0,072
Schwer 0,125 0,113 0,101 0,101 0,092 0,083
Leicht 0,128 0,117 0,105 0,090 0,082 0,074
Hohe Nachtlüftung4)
Mittel 0,160 0,152 0,143 0,135 0,124 0,113
mit n ≥ 5 h-1
Schwer 0,181 0,171 0,160 0,170 0,158 0,145
Grundflächenbezogener Fensterflächenanteil fWG 5)
S2 a 0,060 0,030
S2 = a - (b · fWG)
b 0,231 0,115
Sonnenschutzglas f),i)
S3 Fenster mit Sonnenschutzglas6) mit

0,03
g ≤ 0,4
Fensterneigung7),9)
S4 0° ≤ Neigung ≤ 60°
- 0,035 fneig
(gegenüber der Horizontalen)
Orientierung8),9)
Nord-, Nordost- und Nordwest-orien-
S5 tierte Fenster soweit die Neigung ge-
genüber der Horizontalen > 60° ist + 0,10 fnord
sowie Fenster, die dauernd vom Ge-
bäude selbst verschattet sind
Einsatz passiver Kühlung
Bauart
S6 Leicht 0,02
Mittel 0,04
Schwer 0,06
1)
Ermittlung der Klimaregion nach Abb. 5.19
2)
hne Nachweis der wirksamen Wärmekapazität ist von leichter Bauart auszugehen, wenn keine der im Folgenden genannten Eigenschaften
O
für mittlere oder schwere Bauart nachgewiesen sind.
Vereinfachend kann von mittlerer Bauart ausgegangen werden, wenn folgende Eigenschaften vorliegen:
- Stahlbetondecke
- massive Innen- und Außenbauteile (flächenanteilig gemittelte Rohdichte ≥ 600 kg/m3)
- keine innenliegende Wärmedämmung an den Außenbauteilen
- keine abgehängte oder thermisch abgedeckte Decke
- keine hohen Räume (> 4,5 m) wie z. B. Turnhallen, Museen usw.
Von schwerer Bauart kann ausgegangen werden, wenn folgende Eigenschaften vorliegen:
- Stahlbetondecke
- massive Innen- und Außenbauteile (flächenanteilig gemittelte Rohdichte ≥ 1.600 kg/m3)
- keine innenliegende Wärmedämmung an den Außenbauteilen
- keine abgehängte oder thermisch abgedeckte Decke
- keine hohen Räume (> 4,5 m) wie z. B. Turnhallen, Museen usw.
Die wirksame Wärmekapazität darf auch nach DIN EN ISO 13786 (Periodendauer 1 d) für den betrachteten Raum bzw. Raumbereich bestimmt
werden, um die Bauart einzuordnen; dabei ist folgende Einstufung vorzunehmen:
- leichte Bauart liegt vor, wenn Cwirk/AG < 50 Wh/Km2)
Dabei ist
Cwirk die wirksame Wärmekapazität
AG die Nettogrundfläche
- mittlere Bauart liegt vor, wenn 50 Wh/(Km2) ≤ Cwirk/AG ≤ 130 Wh/(km2)
- schwere Bauart liegt vor, wenn Cwirk/AG > 130 Wh/(Km2)
3)
ei der Wohnnutzung kann in der Regel von der Möglichkeit zu erhöhter Nachtlüftung ausgegangen werden. Der Ansatz der erhöhten Nacht-
B
lüftung darf auch erfolgen, wenn eine Lüftungsanlage so ausgelegt wird, dass durch die Lüftungsanlage ein nächtlicher Luftwechsel von min-
destens n = 2 h-1 sichergestellt wird.
114
4)
Von hoher Nachtlüftung kann ausgegangen werden, wenn für den zu bewertenden Raum oder Raumbereich die Möglichkeit besteht, ge-
schossübergreifende Nachtlüftung zu nutzen (z. B. über angeschlossenes Atrium, Treppenhaus oder Galerieebene). Der Ansatz der hohen
Nachtlüftung darf auch erfolgen, wenn eine Lüftungsanlage so ausgelegt wird, dass durch die Lüftungsanlage ein nächtlicher Luftwechsel
von mindestens n = 5 h-1 sichergestellt wird.
5)
fWG = AW/AG
AW die Fensterfläche
AG die Nettogrundfläche
Hinweis: Die durch S1 vorgegebenen anteiligen Sonneneintragskennwerte gelten für grundflächenbezogene Fensterflächenanteile von etwa 25 %.
Durch den anteiligen Sonneneintragskennwert S2 erfolgt eine Korrektur des S1-Wertes in Abhängigkeit vom Fensterflächenanteil, wodurch die
Anwendbarkeit des Verfahrens auf Räume mit grundflächenbezogenen Fensterflächenanteilen abweichend von 25 % gewährleistet wird. Für
Fensterflächenanteile kleiner 25 % wird S2 positiv, für Fensterflächenanteile größer 25 % wird S2 negativ.
6)
Als gleichwertige Maßnahme gilt eine Sonnenschutzvorrichtung, welche die diffuse Strahlung nutzerunabhängig permanent reduziert und hier-
durch ein gtot ≤ 0,4 erreicht wird. Bei Fensterflächen mit unterschiedlichem gtot wird S3 flächenanteilig gemittelt:
S3 = 0,03 · AW,gtot≤0,4/AW,gesamt
Dabei ist
AW,gtot≤0,4 die Fensterfläche mit gtot ≤ 0,4
AW,gesamt die gesamte Fensterfläche
7)
fneig = AW,neig/AW,gesamt
Dabei ist
AW,neig die geneigte Fensterfäche
8)
fnord = AW,nord/AW,gesamt
Dabei ist
AW,nord die Nord-, Nordost- und Nordwestorientierte Fensterfläche soweit die Neigung gegenüber der Horizontalen > 60 ° ist
sowie Fensterflächen, die dauernd vom Gebäude selbst verschattet sind
Fenster, die dauernd von Gebäuden selbst verschattet werden: Werden für die Verschattung FS-Werte nach DIN V 18599-2: 2011-12 verwen-
det, so ist für jene Fenster S5 = 0 zu setzen
9)
Gegebenenfalls flächenanteilig gemittelt zwischen der gesamten Fensterfläche und jener Fensterfläche, auf die diese Bedingung zutrifft.
Tab. 5.27: Berech-

Spezifische Roh- Wirksame Bauteilfläche Wirksame Wärme-
nungsbeispiel zum
Wärmekapazität dichte Schichtdicke speicherfähigkeit
Bauteil Baustoff ci ρi di Ai Cwirk = ci · ρi · di · Ai Nachweis des sommer
lichen Wärmeschutzes
J/(kgK) Wh/(kgK) kg/m3 m m2 Wh/K – Wirksame Wärme-
Fußboden Zementstrich 1.000 0,278 2.000 0,050 59,54 1.655 speicherfähigkeit Cwirk
Außenwand
Putz 1.000 0,278 600 0,015 7,45 19
Süd
Porenbeton 1.000 0,278 400 0,085 7,45 70
Außenwand Ost Putz 1.000 0,278 600 0,015 22,86 57
Porenbeton 1.000 0,278 400 0,085 22,86 216
Haustrennwand Putz 1.000 0,278 600 0,015 24,40 61
Porenbeton 1.000 0,278 600 0,070 24,40 285
Innenwand Putz 1.000 0,278 600 0,015 13,25 33
Porenbeton 1.000 0,278 600 0,070 13,25 155
Decke Stahlbeton 1.000 0,278 2.300 0,100 59,54 3.807
Summe 6.358
Anteiliger Sonneneintragskennwert S1 Einsatz passiver Kühlung

bei erhöhter Nachtlüftung und mittlerer Bauart: Nicht vorhanden
S1 = 0,103 [-] S6 = 0
Grundflächenbezogener Fensterflächenanteil ge- Höchstwert des Sonneneintragskennwertes Szul
mäß Gl. (5.23) gemäß Gl. (5.22):
S2 = 0,060 – (0,231 · 0,16) = 0,023 [-] Szul = 0,103 + 0,023 = 0,126 [-]
Sonnenschutzverglasung
Damit ist der Nachweis des sommerlichen Wärme-
Nicht vorhanden
schutzes gemäß DIN 4108-2 erbracht, da der vor-
S3 = 0
handene Sonneneintragskennwert Svorh den Höchst-
Fensterneigung wert des Sonneneintragskennwertes Szul nicht über-
Neigung 90 ° gegenüber der Horizontalen schreitet:
S4 = 0
Svorh = 0,03 < Szul = 0,126
Fensterorientierung
Ost- und südorientiert
S5 = 0
115
Literatur
[5.1] Bundesverband Porenbeton e.V. (Herausgeber): Porenbeton-Wärmebrückenkatalog
[5.2] Deutsche Energie-Agentur (dena): Energiepass für Gebäude: Evaluation des Feldversuchs –
Zusammenfassung der Ergebnisse. Karlsruhe 2005
[5.3] Gertis, K.: Thermische Eigenspannungen und Verformungen von Gasbeton-Außenbauteilen.

Holzkirchen, April 1974
[5.4] Jenisch, R. und Stohrer, M.: Kapitel Wärme. In: Lehrbuch der Bauphysik, Teubner Verlag,
Stuttgart 2002
[5.5] Xella Baustoffe GmbH: Energetische Sanierung von einschaligen Außenwänden aus Porenbeton nach
Energieeinsparverordnung – Feststellung der wärmetechnischen Bemessungswerte. Technischer
Bericht 5/2003. November 2003
[5.6] DIN 4108: Wärmeschutz und Energieeinsparung in Gebäuden
[5.6.1] Teil 2: Mindestanforderungen an den Wärmeschutz. Ausgabe 2013-02
[5.6.2] Teil 4: Wärme- und feuchteschutztechnische Bemessungswerte. Ausgabe 2017-03
[5.6.3] Teil 6: Berechnung des Jahresheizwärme- und des Jahresheizenergiebedarfes. Vornorm 2003-06
[5.6.4] Teil 7: Luftdichtheit von Gebäuden; Anforderungen, Planungs- und Ausführungsempfehlungen

sowie -beispiele. Ausgabe 2011-01
[5.6.5] Beiblatt 2: Wärmebrücken – Planungs- und Ausführungsbeispiele. Ausgabe 2006-03
[5.7] DIN 4701: Energetische Bewertung heiz- und raumlufttechnischer Anlagen
[5.7.1] Teil 10: Heizung, Trinkwassererwärmung, Lüftung. Vornorm 2003-08
[5.7.2] Teil 12: Energetische Bewertung heiz- und raumlufttechnischer Anlagen im Bestand –
Wärmeerzeuger und Trinkwassererwärmung. Vornorm 2004-02
[5.7.3] PAS 1027: Energetische Bewertung heiz- und raumlufttechnischer Anlagen im Bestand –
Ergänzung zur DIN V 4701-12 Blatt 1. Ausgabe 2004-02
[5.8] DIN EN ISO 6946: Bauteile; Wärmedurchlasswiderstand und Wärmedurchgangskoeffizient;

Berechnungsverfahren. Ausgabe 2018-03
[5.9] DIN V 18599: Energetische Bewertung von Gebäuden – Berechnung des Nutz-, End- und Primär
energiebedarfs für Heizung, Kühlung, Lüftung, Trinkwarmwasser und Beleuchtung
[5.9.1] Teil 1: Allgemeine Bilanzierungsverfahren, Begriffe, Zonierung und Bewertung der Energieträger.
Vornorm 2011-12
[5.9.2] Teil 2: Nutzenergiebedarf für Heizen und Kühlen von Gebäudezonen. Vornorm 2011-12
[5.9.3] Teil 3: Nutzenergiebedarf für die energetische Luftaufbereitung. Vornorm 2011-12
[5.9.4] Teil 4: Nutz- und Energiebedarf für Beleuchtung. Vornorm 2011-12
[5.9.5] Teil 5: Endenergiebedarf von Heizsystemen. Vornorm 2011-12
[5.9.6] Teil 6: Endenergiebedarf von Wohnungslüftungsanlagen und Luftheizungsanlagen für den

Wohnungsbau. Vornorm 2011-12
[5.9.7] Teil 7: Endenergiebedarf von Raumlufttechnik- und Klimakältesystemen für den Nichtwohnungsbau.
Vornorm 2011-12
[5.9.8] Teil 8: Nutz- und Endenergiebedarf von Warmwasserbereitungssystemen. Vornorm 2011-12
[5.9.9] Teil 9: End- und Primärenergiebedarf von stromproduzierenden Anlagen. Vornorm 2011-12
116
[5.9.10] Teil 10: Nutzungsrandbedingungen, Klimadaten. Vornorm 2011-12
[5.9.11] Teil 11: Gebäudeautomation. Vornorm 2011-12
[5.9.12] Beiblatt 1: Bedarfs-/Verbrauchsabgleich. Vornorm 2010-01
[5.9.13] Beiblatt 2: Beschreibung der Andwendung von Kennwerten aus der DIN V 18599 bei Nachweisen des
Gesetzes zur Förderung Erneuerbarer Energien im Wärmebereich (EE-WärmeG). Vornorm 2012-06
[5.10] Verordnung über einen energiesparenden Wärmeschutz bei Gebäuden (Wärmeschutzverordnung –

WärmeschutzV) vom 11. August 1977
[5.11] Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und energiesparende Anlagentechnik bei Gebäuden
(Energieeinsparverordnung – EnEV) vom 24. Juli 2007 (EnEV 2007), Verordnung zur Änderung der
Energieeinsparverordnung vom 29. April 2009 (EnEV 2009), Zweite Verordnung zur Änderung der
Energieeinsparverordnung vom 18. November 2013 (EnEV 2014)
[5.12] Gesetz zur Förderung Erneuerbarer Energien im Wärmebereich (Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz –

EEWärmeG) vom 7. August 2008
[5.13] Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2009/28/EG zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuer-
baren Quellen (Europarechtsanpassungsgesetz Erneuerbare Energien – EAG EE) vom 12. April 2011
[5.14] Bekanntmachung der Regeln zur Datenaufnahme und Datenverwendung im Wohngebäudebestand.

Vom 7. April 2015
[5.15] Bekanntmachung der Regeln zur Datenaufnahme und Datenverwendung im Nichtwohngebäudebestand.

Vom 7. April 2015
[5.16] Bekanntmachung der Regeln für Energieverbrauchskennwerte im Wohngebäudebestand.

Vom 7. April 2015
[5.17] Bekanntmachung der Regeln für Energieverbrauchskennwerte und der Vergleichswerte im Nichtwohn-
gebäudebestand. Vom 7. April 2015
[5.18] Bekanntmachung zur Anwendung von § 3 Absatz 5 der Energieeinsparverordnung (EnEV)

(Modellgebäudeverfahren für nicht gekühlte Wohngebäude). Vom 10. Oktober 2016
117
118
PORENBETON HANDBUCH FEUCHTE
FEUCHTE 6
6.1 Feuchtegehalt von 10

Abb. 6.1: Sorptions
isotherme von
Porenbeton 9
Porenbeton [6.1]
massebezogener Feuchtegehalt u [%]

In einem Baustoff, der sich über längere Zeit in Luft 8
konstanter relativer Luftfeuchte und Temperatur be-
7
findet, stellt sich ein bestimmter Feuchtegehalt ein.
Dabei handelt es sich um die Gleichgewichtsfeuchte 6
eines Baustoffes zu der betreffenden Luft. So ent- 5
spricht z. B. die Feuchte u50 dem Wassergehalt bei 4
50 % relativer Luftfeuchte und damit etwa dem Wert,
3
den Baustoffe in bewohnten Räumen annehmen. Die
in Bezug auf feuchte Luft möglichen Gleichgewichts- 2
feuchten eines Baustoffes werden in Sorptionsiso- 1
thermen zusammengefasst. Die Sorptionsisothermen 0
feinporiger mineralischer Baustoffe wie Porenbeton 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
zeigen einen s-förmig gekrümmten Verlauf, dessen
relative Luftfeuchte φ [%]
unterer Teil dadurch verursacht wird, dass die Anlage
rung der ersten Molekülschicht Wasser auf der inne-
ren Baustoffoberfläche bei niedrigen relativen Luft- lichen und sommerlichen Randbedingungen (Winter:
feuchten stark exotherm erfolgt. Die weiteren Schich φ = 30 ... 55 %, Sommer: φ = 50 ... 70 %) können die
ten Wasser werden erst bei deutlich höheren Luft- Einflüsse der Sorption auf das feuchtetechnische
feuchten aufgenommen [6.11]. Verhalten von Baustoffen diejenigen der Diffusion
überlagern und ggf. auch größer sein.
Den sich einstellenden Feuchtegehalt von Porenbeton
zeigt eine Sorptionsisotherme, die auf Grundlage von Der Ausgleichsfeuchtegehalt von Porenbeton ist
Untersuchungen an verschiedenen Bauteilen niedrig nicht unmittelbar nach Errichten eines Gebäudes
und normal beheizter Gebäude entstanden ist (Abb. vorhanden. Zunächst ist von einer erhöhten Aus-
6.1). Es ist erkennbar, dass der massebezogene gangsfeuchte auszugehen, weil Baustoffe produk
Feuchtegehalt in einer Umgebung mit einer relativen tionsbedingt Restfeuchte aufweisen. Die volumen
Raumluftfeuchte zwischen 50 und 70 % im Bereich bezogene Herstellfeuchte von Porenbeton beträgt
von u = 3 bis 4 % liegt [6.1]. In DIN EN ISO 10456 etwa ψ = 15 %. Unter Beachtung der Rohdichte ρB
[6.9] sind die Ausgleichsfeuchtegehalte von u = 2,6 % des betreffenden Baustoffs und der Rohdichte ρW
(θ = 23 °C, φ = 50 %) und u = 4,5 % (θ = 23 °C, von Wasser lässt sich nach folgendem Zusammen-
φ = 80 %) genormt. hang der massebezogene Wassergehalt u ermitteln:
Absorptionsfähige Baustoffe mit feinporigen, saug

fähigen Oberflächen nehmen bei gleicher relativer ρW
=u
⋅ψ Gl. (6.1)
Luftfeuchte mehr Feuchte auf als weniger absorptions ρB
fähige Oberflächen wie Fliesen. Dadurch kann in ge-
wissen Grenzen die Raumluftfeuchte φ beeinflusst Auch durch Mauer- und Putzmörtel sowie Beton
werden, d. h. im Falle absorptionsfähiger Oberflächen bauteile und Estriche wird Feuchte in Bauwerke
kommt es bei einer Feuchteproduktion im Raum zu eingetragen. In früheren Zeiten vergingen bei den
einem etwas geringeren Anstieg der relativen Raum- damals üblichen Bauweisen, z. B. Mauerwerk mit
luftfeuchte. Bei langfristigen Feuchteschwankungen, hohem Mörtelanteil und Putz, mehrere Jahre, bis
insbesondere durch den Wechsel zwischen winter- ein Haus „trockengewohnt“ war. Hinsichtlich des
119
FEUCHTE PORENBETON HANDBUCH
Abb. 6.2: Trocknungs-

verlauf von Porenbeton-
16
außenbauteilen
[6.12].
14
Außenputz: Leichtputz, weiß
Außenwand: Porenbeton PP2-0,40, d = 36,5 cm
12
Volumenbezogener Feuchtegehalt ψ [%]
Klimarandbedingungen: Innen θ = 20 °C und φ = 50 %, außen Standort Essen
10
0
01.04.00 01.10.00 01.04.01 01.10.01 01.04.02 01.10.02 01.04.03 01.10.03 01.04.04 01.10.04 01.04.05 01.10.05 01.04.06
Sommer | Winter | Sommer | Winter | Sommer | Winter | Sommer | Winter | Sommer | Winter | Sommer | Winter |
Zeit t
Feuchteeintrags durch Mörtelfugen weist Mauerwerk 6.2 Wasserdampfdiffusion

aus Plansteinen, das mit Dünnbettmörtel errichtet
wird, heute ein feuchtetechnisch günstigeres Verhal- und Flüssigwassertransport
ten auf. Der Anteil der Mörtelfugen von Dünnbett- Neben der Baufeuchte ergibt sich eine Feuchtebean
mörtel-Mauerwerk beträgt nur 1 bis 2 % gegenüber spruchung der Bauteile durch die Nutzung, z. B. beim
Normalmörtel-Mauerwerk mit 6 bis 20 %. Bei Plan Kochen, Waschen, Baden, aber auch durch Feuchte
steinmauerwerk kann auch die Putzdicke reduziert abgabe von Menschen und Tieren entsteht Wasser-
werden. dampf. Wieviel Wasserdampf von verschiedenen
Die erhöhte Anfangsfeuchte von Außenwänden aus Feuchtequellen abgegeben werden kann, zeigt Tab.
Porenbeton sinkt bereits bis zum Beginn der ersten 6.1 [6.4.4]. In Raumluft enthaltener Wasserdampf
Heizperiode von ψ = 16 % auf etwa ψ = 5 % stark muss durch natürliche Lüftung (Fensterlüftung) oder
ab. Diesen Sachverhalt zeigt eine typische Austrock- durch mechanische Lüftung abgeführt werden.
nungskurve für eine 36,5 cm dicke einschalige Au- Ein vergleichsweise nur sehr geringer Anteil des
ßenwand aus Porenbeton PP2-0,40, die außenseitig Wasserdampfes wird auf dem Wege der Diffusion
mit einem weißen Leichtputz versehen ist (Abb. 6.2) durch Bauteile nach außen transportiert. Dieser
[6.12]. physikalischen Gesetzmäßigkeit kommt das günstige
Um die Anfangsfeuchte gering zu halten, ist es wich- Diffussionsverhalten von Porenbeton entgegen. Die
tig, dass gelieferte Baustoffe auf der Baustelle vor Wasserdampf-Diffusionswiderstandszahl liegt je nach
Regen geschützt werden. Ebenso dürfen unverputzte Rohdichte im Bereich von μ = 5 bis 10, woraus bei
Wände im Rohbau nicht durchnässt werden, wobei einer 36,5 cm dicken Wand eine mittlere wasser
die Durchfeuchtungsgefahr an horizontalen Flächen dampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke von
größer ist als an vertikalen Flächen. Generell sollten etwa sd = 2,7 m resultiert. Inwieweit es zu einem Tau
Mauerwerkskronen während längerer Arbeitsunter- wasserausfall der eindiffundierenden Feuchte inner-
brechungen vor eindringender Feuchtigkeit geschützt halb eines Bauteilquerschnitts kommen kann, ist nicht
werden. allein vom Verhalten einzelner Baustoffschichten,
120
Tab. 6.1: Wasser-

Feuchtequelle Wasserdampfabgabe
dampfabgabe
Mensch Leichte Aktivität 50 g/h verschiedener
Feuchtequellen nach
Kochen 700 ... 1.000 g/h
DIN 4108-8 [6.4.4].
Geschirrspüler 100 g/Spülgang
Küche
Spülen unter fließendem Wasser, θ = 50 °C 300 g/h
Spülen im Spülbecken, θ = 50 °C 140 g/h
2.600 g/h oder
Dusche
Bad 300 g/Dusche
Abtrocknen 70 g/Vorgang
Wäschetrocknen 5 kg geschleudert 2.500 g/Waschmaschine
Katze 10 g/h
Haustiere
Hund 40 g/h
Pflanzen Mittelwert für verschiedene Pflanzen 50 g/h
sondern vom Verhalten der gesamten Schichtenfolge Falls Innendämmung 0,5 m² K/W < R ≤ 1 m² K/W:
eines Außenbauteils abhängig. sd,i ≥ 0,5 m der Innendämmung einschließlich
raumseitiger Bekleidung
Das Diffusionsverhalten von Bauteilen kann mit dem
in DIN 4108-3 [6.4.2] genormten Glaser-Verfahren Mit Abdichtungen versehene erdberührte Keller-
ermittelt werden. In vielen Fällen ist eine Abschätzung wände aus einschaligem Mauerwerk oder Beton,
des Tauwasserausfalls im Bauteilinneren infolge jeweils mit Perimeterdämmung
Wasserdampfdiffusion mit Hilfe dieses Verfahrens
Nicht belüftete Dächer aus Porenbeton mit
nicht erforderlich. DIN 4108-3 enthält eine Liste un-
Dachabdichtung, ohne diffusionshemmende
bedenklicher Bauteile, für die auf einen solchen rech-
Schicht an der Unterseite und ohne zusätzliche
nerischen Nachweis verzichtet werden kann, sofern
Wärmedämmung
dort festgelegte, für Wohngebäude innerhalb der Bun
desrepublik Deutschland übliche Klimabedingungen Durch diese Liste wird berücksichtigt, dass Feuchte
und der Mindestwärmeschutz gemäß DIN 4108-2 nicht nur als Wasserdampf auf dem Wege der Diffu
[6.4.1] eingehalten werden. Bezogen auf die Poren- sion transportiert werden kann, wie es beim Glaser-
beton-Bausysteme finden sich dort u. a. folgende Verfahren vorausgesetzt wird. Wasser wird auch in
Konstruktionen: flüssiger Form durch Kapillarleitung in Außenbauteilen
transportiert. Das Ausmaß der jeweiligen Transport-
Ein- und zweischaliges Mauerwerk, jeweils mit
vorgänge ist von den Diffusions- und Kapillareigen-
Innenputz und folgenden Außenschichten:
schaften der Baustoffschichten sowie den klimati
Wasserabweisender Außenputz schen Randbedingungen abhängig. Bei folgenden
Angemörtelte oder angemauerte Bekleidungen, Konstruktionen ist der Feuchtetransport durch Diffu-
Fugenanteil ≥ 5 % sion vorrangig:
Hinterlüftete Außenwandbekleidungen mit und Leichtkonstruktionen mit nicht kapillarleitenden,
ohne Wärmedämmung aber wasserdampfdurchlässigen Wärmedämm-
Einseitig belüftete Außenwandbekleidungen schichten, z. B. Mineralwolle-Dämmplatten
mit einer Lüftungsöffnung von 100 cm²/m
Mehrschichtige, nicht belüftete Flachdächer
Kleinformatige luftdurchlässige Außenwand
bekleidungen mit und ohne Belüftung Wasserabweisende Außenputze, bei denen im Be-
reich von Anschlüssen Wasser eindringen und
Außendämmungen oder wasserabweisender
durch Diffusion wieder abgeführt werden kann
Wärmedämmputz oder Wärmedämmverbund-
system (WDVS) Wenn porige, wasserbenetzbare Stoffe mit Wasser in
Kontakt kommen, zieht der an den Menisken der
Wände mit Innendämmung
Baustoffpore erzeugte Kapillardruck das Wasser in
Wände wie vor, jedoch ohne Schlagregen die Poren hinein. Dabei wird mit zunehmender Ein-
beanspruchung dringtiefe h der viskose Fließwiderstand des Wassers
Innendämmung: R ≤ 0,5 m² K/W immer größer. Deshalb nimmt die Eindringtiefe des
121
Abb. 6.3: Wasser

aufnahme von 25
3
Baustoffen [6.2]
g /m
/m 3
k
kg
90
20
0
1.3
3
1.7
Wasseraufnahme ∆m [ kg /m 2 ]
s=
l=
ge
Gip
zie
3
15 g /m
ll
640 k
Vo
nbe ton =
Pore 3
kg / m
.780
10 e in = 1
andst
Kalks 3
g /m
n = 880 k
Bimsbeto
5
0
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Zeit t [ h ]
Wassers mit der Zeit immer langsamer zu, d. h. sie schnittlichen Raumluftbedingungen keine Feuchte
nimmt nur mit der Wurzel der Zeit zu. Diese Gesetz- erhöhung eintritt [6.2]:
mäßigkeit gilt gleichermaßen für die aufgenommene
Eindiffundieren
Wassermasse ∆m, die sich leichter und genauer be-
Unter einem Wasserdampfpartialdruckgefälle von
stimmen lässt als die Eindringtiefe h [6.11]:
innen nach außen diffundiert Wasserdampf in
Richtung der Außenseite. Unterhalb der Dach
∆m = WW · √ t Gl. (6.2) abdichtung fällt Tauwasser aus, wodurch der
Feuchtegehalt im Porenbeton erhöht wird.
Kapillare Rückleitung
Dementsprechend wird das kapillare Wasseraufnah-
Infolge Kapillartransport verteilt sich das aus
meverhalten durch den Wasseraufnahmekoeffizien
gefallene Tauwasser von der oberen Schicht des
ten WW beschrieben, der für Porenbeton je nach
Porenbetons in trockenere, tiefere Schichten und
Rohdichte im Bereich von 4 bis 8 kg/(m2h0,5) liegt.
gelangt somit in wärmere Bereiche mit höheren
Abb. 6.3 zeigt das Wasseraufnahmevermögen von
Wasserdampf-Sättigungsdrücken.
Porenbeton im Vergleich zu anderen Baustoffen [6.2].
Ausdiffundieren nach innen (Rückdiffusion)
Die Bedeutung des grundsätzlichen Zusammen-
Wasser, das sich jetzt in einem Bereich mit hohem
hanges von Wasserdampf- und Flüssigwassertrans-
Wasserdampf-Sättigungsdruck befindet, kann zur
port bei Porenbeton soll am Beispiel eines nicht
Raumluft mit einem niedrigeren Wasserdampf
belüfteten Flachdaches aus Porenbeton-Dachplatten
partialdruck hin ausdiffundieren.
mit Dachabdichtung erläutert werden (Abb. 6.4). Es
wird deutlich, dass durch einen kombinierten Feuch- Daher werden, wie oben zu sehen war, nicht belüftete
tetransport aus Diffusion und Kapillarleitung, der die Dächer aus Porenbeton mit Dachabdichtung in der
drei Vorgänge Eindiffundieren, kapillare Rückleitung Liste der unbedenklichen Bauteile mit aufgeführt.
und Rückdiffusion umfasst, in Porenbeton bei durch-
Abb. 6.4: Kombinierter
Feuchtetransport in
nicht belüfteten
Flachdächern aus
Porenbeton mit
Dachabdichtung
Eindiffusion Kapillare Rückleitung Rückdiffusion
122
6.3 Tauwasser- und schimmel Oberflächentemperaturen vorhanden sind. Beim

Nachweis des Mindestwärmeschutzes im Bereich
pilzfreie Bauteiloberflächen von Wärmebrücken ist daher zu prüfen, ob die Be-
Wenn warme und feuchte Raumluft auf eine kalte dingung fRsi ≥ 0,7 eingehalten ist. Der Temperatur
Oberfläche aus Glas oder Metall trifft und sich ab- faktor lässt sich mit Hilfe von PC-Programmen be-
kühlt, fällt genau dann Tauwasser aus, wenn die rechnen oder durch Anwendung von DIN 4108
Oberfläche eine relative Luftfeuchte von φ = 100 % Beiblatt 2 [6.4.3] ermitteln.
aufweist. An diesem Punkt ist die Tautemperatur der Eine konstruktive Ausbildung von Details gemäß
Raumluft erreicht. Bei feinporigen, saugfähigen Ober- DIN 4108 Beiblatt 2 bedeutet nicht nur, dass eine aus-
flächen sind die Verhältnisse komplexer. Sinkt die reichend hohe Oberflächentemperatur θsi bzw. ein
Oberflächentemperatur ab, steigt der Wassergehalt ausreichend hoher Temperaturfaktor fRsi vorhanden
in der Oberflächenzone nur allmählich an. Schimmel- ist, sondern auch, dass unter den zugrunde gelegten
pilzbildung auf raumseitigen Bauteiloberflächen ist Randbedingungen die Transmissionswärmeverluste
zu erwarten, wenn dort eine relative Luftfeuchte von im Bereich von Wärmebrücken auf ein zufrieden
φ = 0,8 bzw. 80 % überschritten wird. stellendes Maß begrenzt werden (siehe Kapitel 5
Ausgehend von einem üblichen Wohngebäude mit „Wärme“). Zur Ermittlung des erforderlichen Tempe-
einer Raumlufttemperatur von θi = 20 °C und einer raturfaktors fRsi können des Weiteren Wärmebrücken
relativen Luftfeuchte von φi = 50 % , d. h. einem kataloge benutzt werden, wie sie auch die Poren
Wasserdampf-Partialdruck von 1.169 Pa, lassen sich betonindustrie herausgibt [6.3].
nach DIN EN ISO 13788 [6.10] der Sattdampfdruck Für Bauteilflächen wird der Nachweis des Mindest-
psat (θsi) an der Oberfläche und die niedrigste erforder wärmeschutzes im Winter, d. h. der rechnerische
liche Oberflächentemperatur θsi,min wie folgt berechnen: Ausschluss von Schimmelpilzen und Tauwasser auf
raumseitigen Bauteiloberflächen, über die Wärme-
p 1.169 durchlasswiderstände R der einzelnen Bauteile ge-
psat(θsi) = i = = 1.460 Pa Gl. (6.3)
0,8 0,8 führt, wobei der für ein Bauteil berechnete Wärme-
durchlasswiderstand Rvorh einen mindestens erforder-
lichen Wärmedurchlasswiderstand Rmin nicht unter-
θsi,min =
237,3 · loge ( psat
610,5
) schreiten darf:
17,269 – loge ( psat

610,5
) Rvorh ≥ Rmin Gl. (6.6)
Gl. (6.4)
=
237,3 · loge (1.460
610,5
) = 12,6 °C
17,269 – loge (
1.460
610,5
) 6.4 Schlagregenschutz von
Bei der Planung zu errichtender Gebäude in Deutsch Außenwänden
land kann davon ausgegangen werden, dass zur Schlagregenbeanspruchung
Vermeidung von Schimmelpilzbefall ein Außenbauteil Nach DIN 4108-3 wird die Schlagregenbeanspru-
dann als genügend wärmedämmend anzusehen ist, chung von Außenwänden in Abhängigkeit von der
wenn unter Annahme der genannten Raumlufttempe Jahresniederschlagsmenge und dem Einfluss einer
ratur und der berechneten raumseitigen Bauteilober- gegebenenfalls exponierten oder windgeschützten
flächentemperatur sowie einer Außenlufttemperatur Lage des Gebäudes unterschieden:
von θe = − 5 °C ein Temperaturfaktor fRsi nicht unter-
schritten wird (Mindestwärmeschutz im Winter): Beanspruchungsgruppe I
(geringe Schlagregenbeanspruchung)
θsi – θe 12,6 – (– 5) Gebiete mit Jahresniederschlagsmengen

fRsi = = = 0,7 Gl. (6.5)
θi – θe 20 – (− 5) unter 600 mm

Besonders windgeschützte Lagen auch in
Schimmelpilzbefall tritt üblicherweise zuerst im Be- Gebieten mit größeren Niederschlagsmengen
reich von Wärmebrücken auf, weil dort die geringsten
123
Beanspruchungsgruppe II Beanspruchungsgruppe III Eine Übersichtskarte aus DIN

(mittlere Schlagregen (starke Schlagregen 4108-3 zur Schlagregenbean-
beanspruchung) beanspruchung) spruchung in der Bundesrepublik
Deutschland ordnet den Standort
Gebiete mit Jahresnieder- Gebiete mit Jahresnieder-
einer Beanspruchungsgruppe zu
schlagsmengen von 600 mm schlagsmengen über 800 mm
(Abb. 6.5). In Anhängigkeit von
bis 800 mm Windreiche Gebiete auch mit der Schlagregenbeanspruchung
Windgeschützte Lagen auch geringeren Niederschlags- nennt die Norm Beispiele für die
in Gebieten mit größeren mengen (z. B. Küstengebiete, Anwendung von Wandbauarten,
Niederschlagsmengen Mittel- und Hochgebirgslagen, um den Schlagregenschutz zu
Hochhäuser oder Häuser in Alpenvorland) erfüllen (Tab. 6.2). Daneben sind
exponierter Lage in Gebieten, Hochhäuser oder Häuser in andere Bauausführungen zulässig,
die aufgrund der regionalen exponierter Lage in Gebieten, wenn entsprechend gesicherte
Regen- und Windverhältnisse die aufgrund der regionalen praktische Erfahrungen vorliegen.
einer geringen Schlagregen Regen- und Windverhältnisse
Der Schlagregenschutz von Au-
beanspruchung zuzuordnen einer mittleren Schlagregen
ßenwänden aus Porenbeton wird
wären beanspruchung zuzuordnen
durch wasserhemmende oder
wären
wasserabweisende Außenputze,
Abb. 6.5: Übersichts- zweischaliges Verblendmauerwerk,
karte zur Schlag
hinterlüftete Außenwandbeklei-
regenbeanspruchung
in der Bundesrepublik dungen oder angemauerte oder
Deutschland nach Schleswig- angemörtelte Bekleidungen sicher
DIN 4108-3 [6.4.2] Holstein gestellt.
Mecklenburg-
Hamburg Vorpommern Außenputze
Das wasserabweisende Verhalten
Bremen
von Außenputzen für Porenbeton-
Niedersachsen Bausysteme verhindert, dass die
Berlin
hohe Wärmedämmfähigkeit des
Brandenburg Porenbetons gegebenenfalls durch
Sachsen-Anhalt
einen zu hohen Wassergehalt der
Nordrhein-Westfalen Wand verringert wird. Wasser
Sachsen abweisende Außenputze sind so
Thüringen eingestellt, dass zwischen der
Hessen Wasseraufnahme einer Wand bei
Beregnung und der Wasserab
Rheinland gabe bei Trocknung ein ausge
-Pfalz
wogenes Verhältnis besteht
Saarland [6.4.2] (Abb. 6.6):
Bayern Wasseraufnahmekoeffizient
Baden- WW ≤ 0,5 kg/(m2h0,5)
Württemberg Durch Vorgabe eines maximalen
Wasseraufnahmekoeffizienten
WW wird eine kurzfristige Feuch-
teerhöhung bei Beregnung be-
grenzt. Dies ist sinnvoll, auch
Beanspruchungsgruppe I wenn bei höheren Wasserauf-
Beanspruchungsgruppe II nahmekoeffizienten eine lang-
Beanspruchungsgruppe III fristige Austrocknung sicher
gestellt wäre.
124
Tab. 6.2: Beispiele

Beanspruchungsgruppe I Beanspruchungsgruppe II Beanspruchungsgruppe III
für die Zuordnung von
(geringe (mittlere (starke
Wandbauarten und
Schlagregenbeanspruchung) Schlagregenbeanspruchung) Schlagregenbeanspruchung)
Beanspruchungs
Außenputz ohne besondere Anforde- gruppen nach
rungen an den Schlagregenschutz Wasserabweisender Außenputz nach DIN 4108-3 Tabelle 4 auf: DIN 4108-3 [6.4.2]
nach DIN 18550-1 auf:
- Außenwänden aus Mauerwerk, Wandbauplatten, Beton u. ä.
- sowie verputzten außenseitigen Wärmebrückendämmungen
Zweischaliges Verblendmauerwerk mit
Einschaliges Sichtmauerwerk mit einer Einschaliges Sichtmauerwerk mit einer
Luftschicht und Wärmedämmung oder
Dicke von 31 cm (mit Innenputz) Dicke von 37,5 cm (mit Innenputz)
mit Kerndämmung (mit Innenputz)
Außenwände mit im Dickbett oder
Dünnbett angemörtelten Fliesen oder
Außenwände mit im Dickbett oder Dünnbett angemörtelten Fliesen oder Platten
Platten (DIN 18515-1) mit wasserab-
weisendem Ansetzmörtel
Außenwände mit gefügedichter Betonaußenschicht
Wände mit hinterlüfteten Außenwandbekleidungen
Wände mit Außendämmung durch ein WDPS oder durch ein bauaufsichtlich zugelassenes WDVS
Außenwände in Holzbauart mit Wetterschutz (DIN 68800-2)
Wasserdampfdiffusionsäquivalente Abb. 6.6: Regen-

2,4 schutzwirkung von
Luftschichtdicke sd ≤ 2 m
Außenputzen nach
Bei kleinen Wasseraufnahmekoeffizienten WW des DIN 4108-3 [6.4.2]
wasserdampfdiffusionsäquivalente
2,0
Außenputzes ist grundsätzlich ein hoher Diffusions-
WW· s d ≤ 0,2 kg/(m h 0,5)
Luftschichtdicke s d [ m ]
widerstand zulässig. Im Putz können jedoch Fehl-

1,6 WW ≤ 0,5 kg/(m 2 h 0,5)
stellen enthalten sein, die zu einer nicht berechen- sd ≤ 2,0 m
baren Wasseraufnahme führen. Daher bietet sich
1,2
eine Begrenzung der wasserdampfdiffusionsäqui-
valenten Luftschichtdicke sd an, um einer Aus-
0,8
trocknung nach erhöhter Wasseraufnahme nur
wasserabweisend
einen relativ geringen Difusionswiderstand ent
0,4
gegenzusetzen.
Produkt Ww ⋅ sd ≤ 0,2 kg/(m2h0,5) 0
0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6
Die Begrenzung des Produktes aus Wasserauf
Wasseraufnahmekoeffizient WW [ kg/(m 2 h0,5 )]
nahmekoeffizient WW und diffusionsäquivalenter
Luftschichtdicke sd soll sicherstellen, dass die
kapillar aufgenommene Feuchte durch Diffusion schiedlichen Formen ausgeführt, wobei die innere
wieder abgegeben werden kann. Je größer die Schale die Funktion des Wärmeschutzes und der
Wasseraufnahme ist, desto kleiner muss der Lastabtragung übernimmt, während die äußere
Wasserdampfdiffusionswiderstand sein. Schale dem Schlagregenschutz dient. Auf Grund der
Zweischaliges Verblendmauerwerk heutigen Anforderungen an den energiesparenden
Bei besonders starker Beanspruchung durch Wind Wärmeschutz ist das zweischalige Mauerwerk nur mit
und Regen hat sich die Verblendung einer Außen- Luftschicht bei zu errichtenden Gebäuden kaum noch
wand durch Vormauerschalen bewährt. Daher ist vorzufinden. Im Regelfall wird zwischen die innere
beispielsweise im norddeutschen Küstenbereich tragende Mauerwerksschale und die Vormauerschale
zweischaliges Mauerwerk eine übliche Ausführungs- eine hydrophobierte Kerndämmschicht eingebaut.
form für Außenwände. Für die Ausführung von Mauerwerk hinsichtlich Bewe
Besteht beim zweischaligen Mauerwerk die innere gungsfugen, Verankerung der Schalen, Abfangungen,
Mauerwerksschale z. B. wegen der wärmedämmen Luftschicht, Belüftung, Mörtelarten usw. gelten die Be
den Eigenschaften aus Porenbeton, stehen für die stimmungen der DIN EN 1996-1-1 [6.8]. Neben die
äußere Verblendung Vormauersteine oder Verblend- ser Norm sind Hinweise der Hersteller von Vormauer
steine aus Ziegel, Klinker oder Kalksandsteinen zur steinen zu beachten, da sich die innere und die äuße
Verfügung. Zweischaliges Mauerwerk wird in unter- re Schale, die jeweils charakteristische Eigenschaften
125
aufweisen, unterschiedlich verhalten. Dies gilt insbe- Ergänzende Regelungen zu Begriffen und Schicht
sondere für die hygrischen und thermischen Längen- dickenprüfungen finden sich in:
änderungen.
DIN 18195: Abdichtung von Bauwerken
Hinterlüftete Außenwandbekleidungen – Begriffe [6.5]
Außenwandbekleidungen in Form hinterlüfteter Ele-
DIN 18195 Beiblatt 2: Abdichtung von Bauwerken
mente sind eine bauphysikalisch sehr gute und zudem
– Hinweise zur Kontrolle und Prüfung der Schicht-
fehlerunempfindliche Ausführungsform. Sie können
dicken von flüssig verarbeiteten Abdichtungs
mittels gebräuchlicher Unterkonstruktionen an einer
stoffen [6.6]
tragenden Schale aus Porenbeton befestigt werden.
Eingesetzt werden z. B. Tafeln aus Faserzement, Glas, Vor Auswahl der geeigneten Abdichtungsmethode
Keramik oder auch kleinformatige Elemente aus Holz, sind die Einwirkungen festzustellen. Unter diesen
Holzwerkstoffen oder Schiefer. Begriff fallen die Wassereinwirkung auf die Abdich-
tung, die Lasteinwirkung (z. B. aus Wasserdruck,
Kleinformatige Elemente werden auf einem in der
Baugrund und Gebäudelasten), sonstige äußere
Dimensionierung dem Bekleidungsmaterial ange-
Einwirkungen (z. B. thermische Beanspruchungen)
passten Gitter aus Lattung und Konterlattung ange
sowie die Risseinwirkung aus dem Untergrund und
bracht. Die Befestigung der Latten am Porenbeton
die Nutzungsart der Räume im Gebäude.
untergrund erfolgt mit handelsüblichen Befestigungs-
mitteln (siehe Kapitel 10 „Ausführung“). Bei Außen- Wassereinwirkung auf die Abdichtung erd
wänden aus Porenbeton mit hinterlüfteten Außen- berührter Bauteile
wandbekleidungen ist im Regelfall eine Wärmedämm- Zur Festlegung der Wassereinwirkung ist es erfor
schicht im Bauteilquerschnitt nicht erforderlich. derlich, über Kenntnisse zur Geländeform, zur Was-
Angemauerte oder angemörtelte Bekleidungen serdurchlässigkeit des Baugrundes und zum höch-
Eine Möglichkeit des Schlagregenschutzes besteht sten Bemessungsgrundwasserstand bzw. Bemes-
darin, Bekleidungen aus keramischen Platten anzu- sungshochwasserstand zu verfügen. DIN 18533-1
mörteln. Wegen des unterschiedlichen thermischen unterscheidet folgende Wassereinwirkungsklassen
Verhaltens von Porenbeton und Keramik sollten kera (Tab. 6.3):
mische Beläge auf Außenwänden aus Porenbeton W1-E
jedoch vermieden werden. Es besteht die Gefahr, Bodenfeuchte und nicht drückendes Wasser
dass der Belag durch Abscheren vom Untergrund ge Bodenfeuchte ist kapillar gebundenes und durch
trennt wird. Im Einzelfall ist es erforderlich, die Verar- Kapillardruck transportiertes Wasser, d. h. Saug-
beitungsrichtlinien der Keramikindustrie zu beachten. wasser, Haftwasser und Kapillarwasser. Als nicht
drückendes Wasser wird solches Wasser bezeich-
net, das in tropfbar flüssiger Form anfällt und von
6.5 Abdichtung von der Geländeoberfläche bis zum Grundwasserstand
absickern kann. Es darf sich auch nicht vorüber
Kelleraußenwänden gehend, beispielsweise bei starken Niederschlägen,
Die Abdichtung von erdberührten Bauteilen ist in aufstauen.
DIN 18533 [6.7] geregelt, die aus folgenden Teilen
W1.1-E
besteht:
Bodenfeuchte und nicht drückendes Wasser bei
Teil 1: Anforderungen, Planungs- und Bodenplatten und erdberührten Wänden
Ausführungsgrundsätze [6.7.1] Die Norm unterscheidet zwei Situationen. In Si-
Teil 2: Abdichtung mit bahnenförmigen tuation 1 handelt es sich um Bodenplatten ohne
Abdichtungsstoffen [6.7.2] Unterkellerung, bei denen die Abdichtungsebene
mindestens 50 cm oberhalb des Bemessungs-
Teil 3: Abdichtung mit flüssig zu verarbeitenden wasserstandes auf stark wasserdurchlässigem
Abdichtungsstoffen [6.7.3] Baugrund (k > 10−4 m/s) oder Bodenaustausch
liegt. Die Einwirkung ist auf Bodenfeuchte be-
schränkt.
126
Tab. 6.3: Wasserein-

W1-E
wirkungsklassen nach
Bodenfeuchte und nicht drückendes Wasser
DIN 18533-1 [6.7.1}
W1.1-E, Situation 1 W1.1-E, Situation 2 W1.2-E
Bodenplatten ohne Unterkellerung, Bodenplatten und erdberührte Wände Bodenplatten und erdberührte Wände mit
k > 10−4 m/s k > 10−4 m/s Dränung, k ≤ 10−4 m/s
GOK GOK GOK
HGW/ HGW/ ≥ 50 cm HGW/ ≥ 50 cm

HHW ≥ 50 cm HHW HHW
W2-E
Drückendes Wasser
W2.1-E Mäßige Einwirkung
Situation 1 Situation 2 Situation 3
Stauwasser, k ≤ 10−4 m/s Grundwasser Hochwasser
GOK
GOK
HGW/
GOK HHW HHW
HGW/ ≤3m
≤3m ≤3m
HHW
W2.2-E Hohe Einwirkung

Situation 1 Situation 2
Stauwasser, k ≤ 10−4 m/s Grundwasser, Hochwasser
GOK
HGW/
GOK HHW
HGW/ >3m
HHW >3m
W3-E W4-E
Nicht drückendes Wasser auf erdüberschütteten Decken Spritzwasser und Bodenfeuchte am Wandsockel
sowie Kapillarwasser in und unter Wänden
30 X Y 30
20 20
GOK GOK X Y
HHW/ ≥ 30 cm HGW/
HGW HHW ≥ 50 cm
GOK: Geländeoberkante; HGW: Bemessungsgrundwasserstand; HHW: Bemessungshochwasserstand; k: Wasserdurchlässigkeitsbeiwert
127
Situation 2 betrifft Bodenplatten und erdberührte Geländeoberkante. Erdberührte Bauteile befinden

Wände, wenn stark wasserdurchlässiger Bau- sich ohne Dränung in wenig wasserdurchlässigem
grund (k > 10−4 m/s) und stark wasserdurchläs- Boden, so dass Stauwasser über eine Höhe von
sige Baugrubenverfüllung vorliegen und die un- mehr als 3 m eintreten kann.
terste Abdichtungsebene mindestens 50 cm Situation 2 (Grundwasser oder Hochwasser):
oberhalb des Bemessungswasserstandes liegt. Über eine Höhe von mehr als 3 m wird die unter
W1.2-E ste Abdichtungsebene durch drückendes Grund
Bodenfeuchte und nicht drückendes Wasser bei wasser oder Hochwasser beansprucht.
Bodenplatten und erdberührten Wänden mit W3-E
Dränung nicht drückendes Wasser auf erdüberschütteten
Diese Wassereinwirkungsklasse liegt vor, wenn Decken
Stauwasser bei wenig wasserdurchlässigem Niederschlagswasser sickert durch die Erdüber-
Baugrund (k ≤ 10−4 m/s) durch eine auf Dauer schüttung bis zur Abdichtung einer erdüberschüt-
funktionsfähige Dränung nach DIN 4095 zuver- teten Decke und wird dort ohne Stauwasserbildung
lässig vermieden wird. Die unterste Abdichtungs abgeleitet, z. B. durch Dränung, Gefälle oder was-
ebene liegt mindestens 50 cm oberhalb des serdurchlässige Überschüttung. Die Abdichtung
Bemessungswasserstandes. einer erdüberschütteten Decke ist gegen Einwir-
W2-E kung aus nicht drückendem Wasser auszulegen,
drückendes Wasser mit einem Abstand von mindestens 30 cm über
Von außen drückendes Wasser ist Stauwasser dem Bemessungswasserstand für Grundwasser
(Sicker- oder Schichtenwasser), Grundwasser und Hochwasser. Die Anstauhöhe darf maximal
oder Hochwasser, das auf die Abdichtung einen 10 cm betragen. Andernfalls ist die Abdichtung
hydrostatischen Druck ausübt. Stauhöhen, die nach W2-E (drückendes Wasser) auszulegen.
nach höchstens 3 m und mehr als 3 m klassifiziert W4-E
werden, führen zu einer Unterscheidung nach Spritzwasser und Bodenfeuchte am Wandsockel
W2.1-E und W2.2-E. sowie Kapillarwasser in und unter Wänden
W2.1-E Im Bereich des Wandsockels wirken Spritz- und
mäßige Einwirkung von drückendem Wasser Sickerwasser auf die Sockeloberflächen, Boden-
Situation 1 (Stauwasser bis 3 m): Die unterste platten und Fundamente ein. Dabei kann Wasser
Abdichtungsebene liegt höchstens 3 m tief aus dem Erdreich kapillar aufsteigen. Bei zwei-
unter der Geländeoberkante und oberhalb des schaligem Mauerwerk kann durch Schlagregen
Bemessungswasserstands. Erdberührte Bauteile einwirkung ablaufendes Wasser in den Schalen
befinden sich ohne Dränung in wenig durch zwischenraum gelangen. Diese Einwirkungen
lässigem Boden, so dass Stauwasser bis zur machen eine Fußpunkt-, Sockel- und Querschnitts
Geländeoberkante vorhanden sein kann. abdichtung erforderlich. Am Wandsockel ist im
Bereich von ca. 20 cm unterhalb der Geländeober
Situation 2 (Grundwasser): Die Abdichtungs
kante bis ca. 30 cm über der Geländeoberkante
ebene liegt höchstens 3 m tief im Grundwasser
mit der Wassereinwirkungsklasse W4-E zu rech-
einwirkungsbereich.
nen, wenn nicht durch den Bemessungswasser-
Situation 3 (Hochwasser): Die Abdichtungsebene stand oder aufgrund des nicht gedränten, wenig
liegt höchstens 3 m tief im Bereich der Hoch- wasserdurchlässigen anstehenden Bodens mit
wassereinwirkung oberirdischer Gewässer. W2.1-E (mäßige Einwirkung von drückendem
W2.2-E Wasser) zu rechnen ist.
hohe Einwirkung von drückendem Wasser
Einwirkung aus dem Untergrund
Unter hoher Einwirkung ist die Einwirkung drü- Für die Beurteilung der Einwirkungen aus dem Un-
ckenden Wassers auf die Abdichtung erdbe- tergrund auf die Abdichtung sind Rissbreitenände-
rührter Bauteile über mehr als 3 m Wassersäule rungen vorhandener Risse oder Neurissbildungen
zu verstehen, wobei zwei Situationen zu unter- nach Aufbringen einer Abdichtung von Bedeutung,
scheiden sind. da die Abdichtung die zu erwartenden Rissbreiten-
Situation 1 (Stauwasser mehr als 3 m): Die Ab- änderungen des Untergrundes überbrücken können
dichtungsebene liegt mehr als 3 m tief unter der muss. Die Einwirkungen aus dem Untergrund werden
128
Tab. 6.4: Rissklassen

Rissklasse Rissbreitenänderung Δl bzw. Rissversatz Δl⊥ Beispiele für Untergründe bzw. Ursachen1)
typischer Abdichtungs-
W Stahlbeton ohne rissverursachende Zwang- untergründe nach
R1-E und Biegeeinwirkung DIN 18533-1 [6.7.1}
Δl ≤ 0,2 mm
gering W Mauerwerk im Sockelbereich
W Untergründe für Querschnittsabdichtungen
W Geschlossene Fugen von flächigen Bauteilen
∆l W Unbewehrter Beton
R2-E
Δl ≤ 0,5 mm W Stahlbeton mit Zwang-, Zug- oder Biegeeinwirkung
mäßig
W Erddruckbelastetes Material
W Fugen an Materialübergängen
W Beton oder Mauerwerk
W Fugen von Abdichtungsrücklagen
R3-E Δl ≤ 1,0 mm
W Aufstandsfugen von erddruckbelasteten Wänden
hoch Δl⊥ ≤ 0,5 mm
∆l W Umwelteinflüsse
(z. B. Erschütterungen durch Bauarbeiten)
R4-E ∆l Δl ≤ 5,0 mm Umwelteinflüsse

sehr hoch Δl⊥ ≤ 2,0 mm (z. B. Erschütterungen oder Erdbeben)
1) Ohne statischen Nachweis der Rissbreite. Eine andere Zuordnung ist durch einen solchen Nachweis möglich.
durch die Rissklassen R1-E (gering), R2-E (mäßig), Festlegung der Abdichtungsbauart
R3-E (hoch) und R4-E (sehr hoch) klassifiziert (Tab. Ausgehend von der Wassereinwirkungsklasse be-
6.4). Aus dieser Unterscheidung resultieren wiederum nennt DIN 18533-1 für die abzudichtenden Bauteile
Rissüberbrückungsklassen für die Abdichtungsbau- Abdichtungsbauarten und verweist auf entsprechende
art, die durch die Rissbreitenänderung Δl und den Regelungen in den weiteren Normenteilen 2 (bahnen
Rissversatz Δl⊥ definiert werden: förmige Abdichtungsstoffe) und 3 (Abdichtungen mit
RÜ1-E flüssig zu verarbeitenden Abdichtungsstoffen). Dort
(geringe Rissüberbrückung, ∆l ≤ 0,2 mm) wird der jeweiligen Abdichtungsbauart der Anwen-
dungsbereich, die Raumnutzungsklasse, die Wasser
RÜ2-E einwirkungsklasse und die Rissklasse zugeordnet
(mäßige Rissüberbrückung, ∆l ≤ 0,5 mm) sowie die Ausführung beschrieben.
RÜ3-E
W1-E → RÜ1-E
(hohe Rissüberbrückung, ∆l ≤ 1,0 mm,
∆l⊥ ≤ 0,5 mm) W2.1-E, W3-E → RÜ3-E
RÜ4-E W2.2-E → RÜ4-E

(sehr hohe Rissüberbrückung, ∆l ≤ 5,0 mm,
W4-E → RÜ1-E
∆l⊥ ≤ 2,0 mm)
Untergrundbeschaffenheit
Raumnutzung
Der Untergrund, auf den eine Abdichtung aufge-
Durch Raumnutzungsklassen werden unterschiedlich
bracht werden soll, muss frostfrei, fest, eben, frei von
hohe Anforderungen an die Begrenzung der Raum-
klaffenden Rissen, Graten und schädlichen Verun
luftfeuchte erdseitig abgedichteter Räume und damit
reinigungen sein. Nicht geschlossene Vertiefungen
an das Maß der Zuverlässigkeit einer Abdichtung
mit einer Breite von mehr als 5 mm sind mit geeigne
formuliert:
ten Mörteln zu schließen. Solche Vertiefungen sind
RN1-E (geringe Anforderung): meistens Mörteltaschen, offene Stoß- und Lagerfugen
Räume mit geringer Anforderung an die Begrenzung sowie Ausbrüche.
der Raumluftfeuchte (z. B. offene Werkhallen).
Offene Stoßfugen von weniger als 5 mm Breite,
RN2-E (durchschnittliche Anforderung): Oberflächen von Mauerwerk und Oberflächen
Räume mit üblicher Anforderung an die Begrenzung profilierungen bzw. Unebenheiten von Steinen sind
der Raumluftfeuchte (z. B. Aufenthaltsräume). entweder durch Verputzen mit einem Dünn- oder
RN3-E (hohe Anforderung): Ausgleichsputz, durch Vermörteln, durch Dichtungs-
Räume mit hoher Anforderung an die Begrenzung schlämmen oder durch Kratzspachtelung zu ver-
der Raumluftfeuchte (z. B. Lager für unersetzliche schließen und zu glätten. Diese Maßnahme ist nicht
Kulturgüter). erforderlich, wenn die Abdichtung aus Stoffen mit
129
überdeckenden Eigenschaften wie Bitumen- oder schützen, falls sie auf kapillar leitfähigen Bauteilen
Kunststoffbahnen besteht. wie Streifenfundamenten oder nicht wasserundurch-
lässigen Bodenplatten gegründet wurden (Abb. 6.7).
Innenecken und Boden-Wand-Anschlüsse sind als
Dichtungskehlen auszubilden. Kanten sollten gefast Für die Wassereinwirkungsklassen W1-E (Boden-
und Kehlen gerundet sein. Hinsichtlich der feuchte- feuchte und nicht drückendes Wasser) und W4-E
technischen Bedingungen ist zu beachten, dass der (Spritzwasser am Wandsockel sowie Kapillarwasser
Feuchtegehalt des Untergrunds den für das jeweilige in und unter erdberührten Wänden) können Bitumen-
Abdichtungssystem zulässige Maß nicht überschrei- und Polymerbitumenbahnen, Kunststoff- oder Elasto
ten darf. Zum Zwecke der Austrocknung zum Raum merbahnen, rissüberbrückende mineralische Dicht-
hin dürfen die raumseitigen Oberflächen von abge- schlämmen (MDS) und Flüssigkunststoffe (FLK)
dichteten Kelleraußenwänden dem Wasserdampf verwendet werden. Für nicht tragende Wände und
nur einen geringen Widerstand entgegensetzen. Vormauerschalen ist ebenso der Einsatz polymer
modifizierter Bitumendickbeschichtungen (PMBC =
Horizontale Abdichtung in und unter Wänden
Polymer Modified Bitumen Coating) nach DIN EN
(Querschnittsabdichtung)
15814-3 möglich.
Außen- und Innenwände aus kapillar leitfähigen Bau-
stoffen oder aus Baustoffen, die durch kapillar trans- Für Porenbetonmauerwerk hat sich der Einsatz von
portiertes Wasser geschädigt werden können, sind rissüberbrückenden MDS bewährt. Sie bestehen aus
durch mindestens eine horizontale Abdichtung (Quer ein- oder zweikomponentigen Massen auf Basis von
schnittsabdichtung) gegen aufsteigende Feuchte zu Zement, Gesteinskörnungen und besonderen Zusatz
Abb. 6.7: Ausführung

bei Wassereinwirkungs
klasse W1.1-E (Boden- Leichtputz Porenbetonmauerwerk
feuchte und nicht
drückendes Wasser) Sockelabschlussschiene Mörtelfuge
Sockelputz
überputzbare Abdichtung (MDS) ≤ 300 (im Rohbau)

≥ 150 (im Fertigzustand)
Wärmedämmung
50 ... 200
(≥ 100)
Feuchteschutz am Wandsockel
Porenbeton-Deckenrandstein Stahlbetondecke
Schutzlage
Wandabdichtung (PMBC)
Zwischenabdichtung (MDS) Mörtelfuge
Dichtungskehle Querschnitts-
abdichtung (MDS)
(≥ 250)
PMBC:
Polymermodifizierte
Bitumendickbeschichtung (≥ 100)
MDS: (≥ 30)
Mineralische
Dichtungsschlämme
Maße in mm
130
stoffen und werden in mindestens zwei Schichten sich jedoch, erdreichberührte Bauteile im Falle von
ohne Verstärkungseinlage aufgebracht. Eine Abdich- drückendem Wasser aus Beton mit hohem Wasser
tungsschicht aus rissüberbrückenden mineralischen eindringwiderstand (WU-Beton) zu errichten, d. h.
Dichtungsschlämmen kann eine Rissneubildung oder das Kellergeschoss als „Weiße Wanne“ auszubilden.
Rissbreitenänderung der Rissklasse R1-E überbrü-
Die Abdichtung der Wand wird nach unten bis auf die
cken. Die Abdichtungsschicht muss einen vollflächi
Stirnseite der Bodenplatte oder des Fundaments auf
gen Verbund mit dem Untergrund und eine Trocken-
gebracht (Abb. 6.7). Durch Kontaktstoß oder Über-
schichtdicke von mindestens 2 mm aufweisen.
lappung wird die Abdichtung so an die Querschnitts
Bei der Ausführung ist darauf zu achten, dass die Ab abdichtung herangeführt, dass keine Feuchte in die
dichtung aus dem Wandbereich mindestens 100 mm Konstruktion eindringen kann. Besteht die Quer-
tief auf der Stirnfläche der Bodenplatte oder des schnittsabdichtung aus MDS, ist eine Überlappung
Fundaments heruntergeführt wird (Abb. 6.7). Bei der MDS durch die PMBC von mindestens 30 mm
Bodenplatten oder Fundamenten mit Überstand sinnvoll.
können systembedingt Dichtungskehlen mit einem
Vor Aufbringen einer Abdichtung hat es sich bewährt,
Radius der Ausrundung von ca. 50 mm aus geeig-
im Bereich des Wandfußes eine sogenannte Zwi-
neten Mörteln erforderlich sein.
schenabdichtung aus MDS vorzusehen, die folgen
Vertikale Abdichtung erdberührter Wände den Zweck erfüllt: Falls während der Bauphase Was-
Unter der Voraussetzung, dass eine Abdichtung vor ser in das Bauwerk eindringt, kann es zu einer Durch
mechanischen Beschädigungen, Temperatur und feuchtung des Mauerwerks unmittelbar über der
UV-Strahlung geschützt wird, kommen bei Vorliegen Sohlplatte kommen. Infolgedessen ist die Haftfestig-
der Wassereinwirkungsklasse W1-E folgende Ab keit einer außenseitigen PMBC auf dem Untergrund
dichtungsbauarten in Frage: Bitumen- und Polymer- stark eingeschränkt. Die Zwischenabdichtung aus
bitumenbahnen, Kunststoff- oder Elastomerbahnen, MDS wird vor dem Auftrag der PMBC an der Wand
PMBC und MDS. Im Regelfall werden auf erdbe- außenseite beginnend mit dem unteren Anschluss an
rührten Wänden aus Porenbetonmauerwerk polymer die Querschnittsabdichtung mindestens 250 mm in
modifizierte Bitumendickbeschichtungen (PMBC) die Höhe geführt.
eingesetzt, die bei den Wassereinwirkungsklassen
Reicht bei verputzen Außenwänden die Putzfläche
W1-E (Bodenfeuchte und nicht drückendes Wasser)
nach unten bis etwa zur Geländeoberkante, ist im
in zwei Arbeitsgängen aufgebracht werden und eine
Sockelbereich vor Aufbringen einer PMBC eine über-
Trockenschichtdicke von mindestens 3 mm aufweisen
putzbare Abdichtung aus MDS aufzubringen. Die
müssen.
PMBC überlappt die MDS um 100 mm und endet
Je nach Herstellerangaben ist auf den Untergrund 50 bis 200 mm unter der Geländeoberkante. Im
ein Voranstrich aufzubringen, durch den eine Haftung Sockelbereich ist ein für Spritzwasserbelastung ge-
der Abdichtung auf dem Untergrund sichergestellt eigneter Putz zu verwenden und erd- bzw. außen
wird, indem der Oberflächenstaub gebunden wird. seitig mit einem Feuchteschutz gegen Wasserein
Verarbeitet wird die PMBC im Spachtel-, Streich- wirkung zu schützen. Die MDS wird bis zu einer
oder Spritzverfahren. Der Auftrag erfolgt in minde- Höhe von 300 mm über Gelände geführt, wobei im
stens zwei Arbeitsgängen, gegebenenfalls mit Ge Endzustand das Maß von 150 mm nicht unterschrit-
webeeinlage, z. B. an Materialübergängen. ten werden darf.
Bei der Wassereinwirkungsklasse W2.1-E (mäßige Schutz der Abdichtung

Einwirkung von drückendem Wasser) wird die PMBC Abdichtungen können durch Schutzschichten, Schutz
ebenfalls in zwei Arbeitsgängen aufgebracht, wobei lagen oder Schutzmaßnahmen geschützt werden.
mit Abschluss des ersten Auftrags eine Verstärkungs Sie bewahren eine Abdichtungsschicht vor schäd-
einlage eingebracht wird. Vor Ausführung des zweiten lichen Einflüssen statischer, dynamischer oder ther-
Auftrags muss der erste Auftrag soweit getrocknet mischer Art. Sie können gleichzeitig die Funktion einer
sein, dass die erste Schicht durch die folgende nicht Wärmedämm- oder Dränschicht übernehmen. Durch
beschädigt wird. Die Trockenschichtdicke beträgt geeignete Maßnahmen, z. B. Gleitschichten, ist sicher-
mindestens 4 mm. Bei dieser Wassereinwirkungs- zustellen, dass Bewegungen aus dem Erdreich nicht
klasse ist es grundsätzlich möglich, Kelleraußen auf die Abdichtungsschicht übertragen werden. Die
wände aus Porenbeton zu erstellen. Es empfiehlt Baugrube wird lagenweise verfüllt. Beim Verdichten
131
ist darauf zu achten, dass die Schutzschicht oder

Schutzlage nicht beschädigt wird. Bauschutt, Splitt
oder Geröll dürfen nicht unmittelbar an die abgedich-
teten Wandflächen angeschüttet werden. Beispiels-
weise werden folgende Schutzlagen eingesetzt:
PVC-Schutzbahn
Bautenschutzmatte und -platte aus Gummi- oder

Polyethylengranulat
Vlies aus synthetischen Fasern bzw. Geotextilien

aus Chemiefasern
Kunststoff- und Elastomerbahnen
Bitumen- und Polymerbitumenbahnen
Noppenbahn mit integrierter Gleit-, Schutz- und

Lastverteilungsschicht
Dränmatten und Dränplatten
Perimeterplatten
132
Literatur
[6.1] Bundesverband Porenbetonindustrie e.V. (Herausgeber): Feuchtigkeitsverhältnisse in Außenwänden
und Flachdächern – Bericht 1 + 2
[6.2] Bundesverband Porenbetonindustrie e.V. (Herausgeber): Wärme- und Feuchteschutz – Bericht 11
[6.3] Bundesverband Porenbetonindustrie e.V. (Herausgeber): Wärmebrückenkatalog
[6.4] DIN 4108: Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden
[6.4.1] DIN 4108-2: Mindestanforderungen an den Wärmeschutz. Ausgabe 2013-02
[6.4.2] DIN 4108-3: Klimabedingter Feuchteschutz – Anforderungen, Berechnungsverfahren und Hinweise

für Planung und Ausführung. Ausgabe 2014-11
[6.4.3] DIN 4108 Beiblatt 2: Wärmebrücken – Planungs- und Ausführungsbeispiele. Ausgabe 2006-03
[6.4.4] DIN 4108-8 (DIN-Fachbericht): Vermeidung von Schimmelwachstum in Wohngebäuden.

Ausgabe 2010-09
[6.5] DIN 18195: Abdichtung von Bauwerken – Begriffe. Ausgabe 2017-07
[6.6] DIN 18195 Beiblatt 2: Abdichtung von Bauwerken – Hinweise zur Kontrolle und Prüfung der
Schichtdicken von flüssig verarbeiteten Abdichtungsstoffen. Ausgabe 2017-07
[6.7] DIN 18533: Abdichtung von erdberührten Bauteilen.
[6.7.1] DIN 18533-1: Anforderungen, Planungs- und Ausführungsgrundsätze. Ausgabe 2017-07
[6.7.2] DIN 18533-2: Abdichtung mit bahnenförmigen Abdichtungsstoffen. Ausgabe 2017-07
[6.7.3] DIN 18533-3: Abdichtung mit flüssig zu verarbeitenden Abdichtungsstoffen. Ausgabe 2017-07
[6.8] DIN EN 1996-1-1: Eurocode 6: Bemessung und Konstruktion von Mauerwerksbauten – Teil 1-1:
Allgemeine Regeln für bewehrtes und unbewehrtes Mauerwerk. Ausgabe 2013-02
DIN EN 1996-1-1/NA: Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 6: Bemessung

und Konstruktion von Mauerwerksbauten – Teil 1-1: Allgemeine Regeln für bewehrtes und unbe-
wehrtes Mauerwerk. Ausgabe 2012-05
[6.9] DIN EN ISO 10456: Baustoffe und Bauprodukte – Wärme- und feuchtetechnische Eigenschaften –
Tabellierte Bemessungswerte und Verfahren zur Bestimmung der wärmeschutztechnischen Nenn-
und Bemessungswerte. Ausgabe 2010-05
[6.10] DIN EN ISO 13788: Wärme- und feuchtetechnisches Verhalten von Bauteilen und Bauelementen –
Raumseitige Oberflächentemperatur zur Vermeidung kritischer Oberflächenfeuchte und Tauwasser
bildung im Bauteilinneren – Berechnungsverfahren. Ausgabe 2013-05
[6.11] Homann, M.: Feuchte. In: Willems, W. (Herausgeber): Lehrbuch der Bauphysik, 7. Auflage.
Wiesbaden 2013
[6.12] Xella Technologie- und Forschungsgesellschaft mbH
133
134
PORENBETON HANDBUCH SCHALL
SCHALL 7
7.1 Anforderungen Schlafräume, einschließlich Übernachtungsräume

in Beherbergungsstätten
Schallschutz hat für die Gesundheit und das Wohl-
befinden von Menschen, die sich in Gebäuden auf- Bettenräume in Krankenhäusern und Sanatorien
halten, große Bedeutung. Hervorzuheben ist der Unterrichtsräume in Schulen, Hochschulen und
Schallschutz im Wohnungsbau, denn Wohnungen ähnlichen Einrichtungen
dienen zur Entspannung und zum Ausruhen. Außer-
Büroräume
dem schirmen sie die Privatsphäre des eigenen
Wohnbereiches gegenüber den Nachbarn ab. Eben- Praxisräume, Sitzungsräume und ähnliche
so bedeutsam ist der Schallschutz in anderen Ge- Arbeitsräume
bäuden, die dem zeitweisen Aufenthalt von Men-
Die bauordnungsrechtlich nachzuweisenden Mindest
schen dienen, z. B. Schulen oder Krankenhäuser.
anforderungen an den Schallschutz in Wohngebäu-
Der bauordnungsrechtlich geforderte Schallschutz ist den nach DIN 4109-1 können Tab. 7.1 entnommen
nach DIN 4109 „Schallschutz im Hochbau“ [7.4] werden. Die kennzeichnenden Größen sind für die
nachzuweisen. Diese Norm besteht aus vier Teilen, Luftschalldämmung das bewertete Schalldämm-Maß
wobei Teil 3 aus 6 Unterteilen besteht: R'w (Wände und Decken) bzw. Rw (Türen) sowie für
den Trittschallschutz der bewertete Norm-Trittschall-
Teil 1 „Mindestanforderungen“ [7.4.1]
pegel L'n,w.
Teil 2 „Rechnerische Nachweise der Erfüllung der
Durch Festlegung von Mindestanforderungen kann
Anforderungen“ [7.4.2]
nicht erwartet werden, dass Geräusche, die aus be-
Teil 3 „Daten für die rechnerischen Nachweise des nachbarten Räumen oder von außen stammen, nicht
Schallschutzes (Bauteilkatalog)“ mehr wahrgenommen werden. Eine gegenseitige
Teil 31 „Rahmendokument“ [7.4.3] Rücksichtnahme von Menschen ist unverzichtbar.
Teil 32 „Massivbau“ [7.4.4]
Jedoch kann im Zuge der schalltechnischen Planung
das Maß der gewünschten Schalldämmung, die ein
Teil 33 „Holz-, Leicht- und Trockenbau“ [7.4.5]
Bauteil aufweisen soll, unterschiedlich hoch festge-
Teil 34 „Vorsatzkonstruktionen vor massiven legt werden. DIN 4109-1 beschreibt keine schall-
Bauteilen“ [7.4.6] technischen Niveaus, die über die oben genannten
Teil 35 „Elemente, Fenster, Türen, Vorhangfassa- Schutzziele hinausgehen und die z. B. aus Gründen
den“ [7.4.7] der Lebensqualität oder des Wohnkomforts wün-
Teil 36 „Gebäudetechnische Anlagen“ [7.4.8] schenswert sein können.
Teil 4 „Bauakustische Prüfungen“ [7.4.9] Für Wohnungen, die auch in ihrer sonstigen Ausstat-
tung weitergehende Komfortansprüche erfüllen sol-
Für schutzbedürftige Aufenthaltsräume sollen fol- len, können Empfehlungen für einen erhöhten Schall-
gende Schutzziele erreicht werden: schutz nach DIN SPEC 91314 [7.6] herangezogen
Gesundheitsschutz werden, die in Tab. 7.1 ergänzend aufgelistet sind.
Weitergehende privatrechtliche Vereinbarungen zu
Vertraulichkeit bei normaler Sprechweise
höheren Schallschutzanforderungen können auf
Schutz vor unzumutbaren Belästigungen Grundlage der bauordnungsrechtlich nicht einge-
führten VDI 4100 [7.7] festgelegt werden. Dort wer-
Zu den schutzbedürftigen Aufenthaltsräumen zählen:
den drei Schallschutzstufen SSt I, SSt II und SSt III
Wohnräume, einschließlich Wohndielen, Wohn unterschieden, wobei die unterste Schallschutzstufe
küchen
135
SCHALL PORENBETON HANDBUCH
Tab. 7.1: Anforderungen

Gebäude DIN 4109-1 DIN SPEC 91314
an den Schallschutz
im Wohnungsbau – R'w,erf , Rw R'w,erf , Rw
Luftschalldämmung
Mindestanforderungen dB dB
nach DIN 4109-1
Wohnungstrennwände ≥ 53 ≥ 55
[7.4.1] und Empfeh-
lungen für einen erhöh- Treppenhauswände ≥ 53 ≥ 55
ten Schallschutz nach Wohnungstrenndecken ≥ 54 ≥ 56
DIN SPEC 91314 [7.6] MFH Türen, die von Hausfluren oder Treppenräumen in geschlossene
≥ 27 ≥ 32
Flure von Wohnungen führen
Türen, die von Hausfluren oder Treppenräumen unmittelbar in
≥ 37 ≥ 42
Aufenthaltsräume führen
Haustrennwände zwischen fremden Aufenthaltsräumen, unter
EFH-RH ≥ 62 ≥ 67
denen mindestens ein Geschoss vorhanden ist
EFH-DH
Haustrennwände im untersten Geschoss ≥ 59 ≥ 62
L'n,w,zul L'n,w,zul
Trittschalldämmung
dB dB
Wohnungstrenndecken ≤ 50 ≤ 46
Decken zu Treppenhäusern ≤ 50 ≤ 46
MFH
Decken von Balkonen, Loggien und Terrassen über Wohnungen ≤ 50
≤ 49
Decken unter Laubengängen ≤ 53
Decken ≤ 41
EFH-RH ≤ 38
Treppen ≤ 46
EFH-DH
Bodenplatte auf Erdreich bzw. Decke über Kellergeschoss ≤ 46 ≤ 41
SSt I bereits deutlich über den Mindestanforderungen Aufenthaltsräume in Wohnungen, Übernachtungs-

nach DIN 4109-1 liegt. räume in Beherbergungsstätten, Unterrichtsräume,
Büroräume und Ähnliches:
Zur Ermittlung der Anforderungen an die Luftschall-
R'w,ges,erf,0 = 30 dB
dämmung von Außenbauteilen ist zunächst das er-
forderliche gesamte bewertete Schalldämm-Maß Tab. 7.2 zeigt die Zuordnung von Lärmpegelbereichen
R'w,ges,erf,0 (ohne Berücksichtigung der Raumgeome- zu maßgeblichen Außenlärmpegeln. Die rechnerische
trie) aus dem maßgeblichen Außenlärmpegel La und Ermittlung des maßgeblichen Außenlärmpegels La
einem Korrekturwert KRaumart zur Berücksichtigung un- kann im Falle von Verkehrslärm durch Nomogramme
terschiedlicher Raumarten zu berechnen: aus DIN 18005-1 [7.5] erfolgen. Für die Tag- und
Nachtsituation sind in Abhängigkeit von der Verkehrs-
belastung, dem Abstand zwischen Fassade und
R'w,ges,erf,0 = La − KRaumart Gl. (7.1)
Straßenmitte, der Straßenart, der zulässigen Höchst-
geschwindigkeit, der Straßenoberfläche, der Entfer-
nung zur nächsten Lichtsignalanlage und der Art der
Dabei gilt:
Bebauung aus den Nomogrammen die Beurteilungs-
Bettenräume in Krankenanstalten und Sanatorien: pegel Lr,Tag und Lr,Nacht zu entnehmen (Abb. 7.1 und 7.2).
KRaumart = 25 dB Der aus den Nomogrammen abgelesene jeweilige
Aufenthaltsräume in Wohnungen, Übernachtungs- Beurteilungspegel ist um 3 dB zu erhöhen:
räume in Beherbergungsstätten, Unterrichtsräume
und Ähnliches:
La = Lr + 3 dB Gl. (7.2)
KRaumart = 30 dB
Büroräume und Ähnliches:
KRaumart = 35 dB Beträgt die Differenz zwischen den Beurteilungspe-
geln Lr für Tag und Nacht (Straßenverkehr) weniger
Für das erforderliche gesamte bewertete Schall-
als 10 dB, ist der maßgebliche Außenlämpegel zum
dämm-Maß R'w,ges,erf,0 gelten folgende Mindestwerte:
Schutz des Nachtschlafes neben einem um 3 dB
Bettenräume in Krankenanstalten und Sanatorien: erhöhten Beurteilungspegel für die Nacht um einen
R'w,ges,erf,0 = 35 dB Zuschlag von 10 dB zu erhöhen:
136
Tab. 7.2: Zuordnung

Lärmpegelbereich Maßgeblicher Außenlärmpegel La
von Lärmpegelbe-
La = Lr,Nacht + 3 dB + 10 dB Gl. (7.3) dB
reichen zu maßgeb-
I ≤ 55 lichen Außenlärmpe-
II 60 geln La nach
DIN 4109-1 und
Das auf Basis des maßgeblichen Außenlärmpegels La III 65 DIN 4109-1/A1 [7.4.1]
ermittelte erforderliche gesamte bewertete Schall- IV 70
dämm-Maß R'w,ges,erf,0 ist zur Berücksichtigung der V 75
Raumgeometrie, d. h. dem Verhältnis Schalldämm-
VI 80
Maß aus gesamter Außenbauteilfläche SS zur Grund-
VII > 801)
fläche SG des Raumes, gemäß DIN 4109-2 um einen 1)
Für maßgebliche Außenlärmpegel La > 80 dB sind die Anforderungen
Korrekturwert KAL zu korrigieren, woraus sich dann aufgrund der örtlichen Gegebenheiten festzulegen
das erforderliche gesamte bewertete Schalldämm-
Maß R'w,ges,erf ergibt: Insgesamt legt DIN 4109-1 Mindestanforderungen
für den Schutz gegen Geräusche aus fremden Räu-
men, gegen Außenlärm oder gegen Geräusche von
R'w,ges,erf = R'w,ges,0 + KAL Gl. (7.4)
Anlagen der technischen Gebäudeausrüstung in fol-
genden Situationen fest:
Grundlage für den Korrekturwert KAL sind die vom Mehrfamilienhäuser, Bürogebäude und gemischt
Raum aus gesehene Fassadenfläche SS und die genutzte Gebäude
Grundfläche SG:
Einfamilien-Reihenhäuser und -Doppelhäuser
SS

KAL = 10 · lg ( 0,8 · S ) G
Gl. (7.5) Hotels und Beherbergungsstätten
Krankenhäuser und Sanatorien
Abb. 7.1: Diagramm

80 78 73 zur Abschätzung des
79 77 72
78 76 71 Tag Beurteilungspegels von
77 75 70
76 74 69 Straßenverkehr (Tag)
5m
Beurteilungspegel [dB]
75 73 68
74 72 67 7m nach DIN 18005-1
m
73 71 66 10 [7.5]
72 70 65 m
71 69 64 15
m
70 68 63 20
69 67 62 m
25 m
68 66 61 30
67 65 60 m
66 64 59 40
65 63 58 m
50
64 62 57 m
63 61 56 70
62 60 55 0m
61 59 54 10
60 58 53 0m
59 57 52 15
58 56 51 0m
20 0 m
57 55 50 25 0 m
56 54 49 30
55 53 48 0m
54 52 47 40 m
53 51 46 0
50
52 50 45
51 49 44 0m
50 48 43 70
49 47 42 m
48 46 41 00
47 45 40 1.0
46 44 39
45 43 38 m
44 42 37 00
43 41 36 1.5
42 40 35
41 39 34
40 38 33
100 200 500 1000 2.000 5.000 10.000 20.000 50.000 100.000
Straßengattung
Autobahn
Bundes-, Landes-, Kreis- und
Gemeindeverbindungsstraße
Stadt- und Gemeindestraße
Durchschnittliche Tägliche Verkehrsstärke (DTV) (KfZ/24 Stunden)

Korrekturen für Sonderfälle
Zulässige Höchstgeschwindigkeit
- auf Autobahnen 80 km/h oder auf Stadtstraßen 30 km/h: − 2,5 dB
Straßenoberfläche
- offenporiger Asphalt auf Außerortsstraßen mit zulässigen Höchstgeschwindigkeiten von mehr als 60 km/h: − 3 dB
- unebenes Pflaster auf Straßen mit zulässigen Höchstgeschwindigkeiten von 50 km/h und mehr: + 6 dB
Befindet sich ein Immissionsort in weniger als 100 m Entfernung von einer Lichtsignalanlage, sollte ein Zuschlag
von 2 dB auf den Beurteilungspegel erfolgen. Auch die Beurteilungspegel für Immissionsorte in Straßenschluch-
ten (beidseitige, mehrgeschossige und geschlossene Bebauung) sollten mit 2 dB beaufschlagt werden.
137
Abb. 7.2: Diagramm

zur Abschätzung des 75 71 68 62
Beurteilungspegels von 74 70 67 61
73 69 66 60 Nacht
Straßenverkehr (Nacht) 72 68 65 59
71 67 64 58
Beurteilungspegel [dB]
nach DIN 18005-1 [7.5] 70 66 63 57 5m

69 65 62 56 7m
68 64 61 55 m
10
67 63 60 54 m
66 62 59 53 15
65 61 58 52 m
20
64 60 57 51 m
25
63 59 56 50 m
62 58 55 49 30
48 m
61 57 54 40
60 56 53 47 m
50
59 55 52 46 m
58 54 51 45 70
57 53 50 44 0m
56 52 49 43 10
55 51 48 42 0m
54 50 47 41 15
53 49 46 40 0m
20 0 m
52 48 45 39 25 m
51 47 44 38 30
0
50 46 43 37 0m
49 45 42 36 40 m
48 44 41 35 0
50
47 43 40 34
46 42 39 33 0m
45 41 38 32 70
44 40 37 31 m
43 39 36 30 00
42 38 35 29 1.0
41 37 34 28
40 36 33 27 m
39 35 32 26 00
38 34 31 25 1.5
37 33 30 24
36 32 29 23
35 31 28 22
100 200 500 1.000 2.000 5.000 10.000 20.000 50.000 100.000
Straßengattung
Autobahn
Bundesstraße
Landes-, Kreis- und

Gemeindeverbindungsstraße
Stadt- und Gemeindestraße
Durchschnittliche Tägliche Verkehrsstärke (DTV) (KfZ/24 Stunden)
Korrekturen für Sonderfälle

Zulässige Höchstgeschwindigkeit
- auf Autobahnen 80 km/h oder auf Stadtstraßen 30 km/h: − 2,5 dB
Straßenoberfläche
- offenporiger Asphalt auf Außerortsstraßen mit zulässigen Höchstgeschwindigkeiten von mehr als 60 km/h: − 3 dB
Befindet sich ein Immissionsort in weniger als 100 m Entfernung von einer Lichtsignalanlage, sollte ein Zuschlag
von 2 dB auf den Beurteilungspegel erfolgen. Auch die Beurteilungspegel für Immissionsorte in Straßenschluch-
ten (beidseitige, mehrgeschossige und geschlossene Bebauung) sollten mit 2 dB beaufschlagt werden.
Schulen und vergleichbare Ein- geführt, in der die Berechnungs- an der ein Trennbauteil und vier
richtungen verfahren geregelt sind. Handelt flankierende Bauteile beteiligt sind,
es sich um massive Bauteile wie ergeben sich insgesamt 13 Über-
Außenbauteile
Porenbeton-Mauerwerkswände, tragungsmöglichkeiten.
Besonders laute Räume ist zusätzlich DIN 4109-32 zu be-
Eine davon erfolgt über die direkte
Gebäudetechnische Anlagen rücksichtigen. Sind vor solchen
Übertragung über das trennende
und Betriebe massiven Bauteilen Vorsatzkon-
Bauteil und zwölf Möglichkeiten
struktionen angeordnet, sind au-
Raumlufttechnische Anlagen im über die Flanken. Das bewertete
ßerdem die Bestimmungen aus
eigenen Wohnbereich Schalldämm-Maß R'w wird dem-
DIN 4109-34 relevant.
entsprechend durch Berücksichti-
Armaturen und Geräte der Im schalltechnischen Nachweis gung der Schalldämm-Maße aus
Trinkwasser-Installation werden die direkte Schallübertra- direkter Schallübertragung RDd,w
gung über das Trennbauteil und über das Trennbauteil und aus
die Schallübertragung über alle den Schalldämm-Maßen RFf,w,
7.2 Luftschallüber flankierenden Nebenwege berück- RDf,w und RFd,w aus flankierender
sichtigt (Abb. 7.3). Bei einer üb- Schallübertragung ermittelt:
tragung zwischen lichen Schallübertragungssituation,
Räumen
)
n n n
Der Nachweis der Luftschallüber-
tragung zwischen zwei Räumen
(
R'w = – 10 · lg 10 – 0,1 · RDd,w +∑ 10 – 0,1 · RFf,w +∑ 10 – 0,1 · RDf,w +∑ 10 – 0,1 · RFd,w
F=f=1 f=1 F=1
Gl. (7.6)
wird auf Grundlage von DIN 4109-2
138
Abb. 7.3: Schallüber-

tragungswege bei
horizontaler Schall
übertragung
Ff
Fd
Dd
Df
Senderaum Empfangsraum
Dd: Direkte Schallübertragung über das trennende Bauteil (Anregung und Abstrahlung)
Df: Schallübertragung über das trennende Bauteil (Anregung) und die flankierenden Bauteile (Abstrahlung)
Ff: Schallübertragung über die flankierenden Bauteile (Anregung und Abstrahlung)
Fd: Schallübertragung über die flankierenden Bauteile (Anregung) und das trennende Bauteil (Abstrahlung)
Abb. 7.4 zeigt in einer Übersicht die maßgeblichen

Kenngrößen zur Berechnung des bewerteten Bau- R'w − 2 dB ≥ R'w,erf Gl. (7.7)
Schalldämm-Maßes R'w.
Ein derart berechnetes Schalldämm-Maß R'w wird im

Um Konstruktionen aus Porenbeton schalltechnisch
Rahmen eines vereinfachten Nachweises um einen
bewerten zu können, werden zunächst die normati-
Sicherheitsabschlag von 2 dB vermindert (Prognose
ven Grundlagen erläutert, die zum bewerteten
unsicherheit). Der Nachweis der Luftschalldämmung
Schalldämm-Maß R'w führen. Danach wird durch
zwischen Räumen ist erbracht, wenn der verminderte
entsprechende Beispiele der Nachweis des Schall-
Wert den Anforderungswert R'w,erf mindestens erreicht:
schutzes gezeigt.
Abb. 7.4: Kenngrößen
zur Berechnung des
Senderaum Empfangsraum bewerteten Bau-
Schalldämm-Maßes R'w
trennendes Bauteil
R s,w
Vorsatzschale vor trennendem Bauteil Vorsatzschale vor trennendem Bauteil

∆RD,w ∆Rd,w
Vorsatzschale vor flankierendem Bauteil Vorsatzschale vor flankierendem Bauteil

∆RF,w ∆R f,w
flankierendes Bauteil flankierendes Bauteil

R F,w R f,w
Stoßstelle K Horizontalschnitt
139
Direktschalldämmung Für Leichtputze, die üblicherweise auf Porenbeton

Das bewertete Schalldämm-Maß RDd,w für den direk verwendet werden, wird die Rohdichte mit rPutz =
ten Übertragungsweg setzt sich aus dem bewerteten 900 kg/m³ angesetzt.
Schalldämm-Maß Rs,w des trennenden massiven Bau
Sofern Putzschichten vorhanden sind, gehen sie in
teils und der gesamten bewerteten Verbesserung des
die Berechnung der gesamten flächenbezogenen
Schalldämm-Maßes ΔRDd,w durch gegebenenfalls zu-
Masse m'ges z. B. einer Mauerwerkswand mit ein:
sätzlich angebrachte Vorsatzkonstruktionen auf der
Sende- und/oder Empfangsseite des trennenden
Bauteils zusammen: m'ges = m'Wand + m'Putz Gl. (7.13)
RDd,w = Rs,w + ∆RDd,w Gl. (7.8) Aus der flächenbezogenen Masse m'ges des Bauteils
ergibt sich das bewertete Schalldämm-Maß Rw von
Die schalltechnische Qualität eines einschaligen mas- Wänden aus Porenbetonmauerwerk wie folgt:
siven Bauteils, z. B. einer monolithischen Mauerwerks 50 kg/m² ≤ m'ges ≤ 150 kg/m²:
wand aus Porenbeton, ist abhängig von der flächen-
bezogenen Masse m‘. Die zur Ermittlung des bewer-
Rw = 32,6 · lg(m'ges) − 22,5 Gl. (7.14)
teten Schalldämm-Maßes Rs,w des trennenden Mas-
sivbauteils erforderliche flächenbezogene Masse m'
wird gemäß DIN 4109-32 unter Berücksichtigung der 150 kg/m² ≤ m'ges ≤ 300 kg/m²:
Schichtdicke d des Baustoffs und seiner Rohdichte r
berechnet:
Rw = 26,1 · lg(m'ges) − 8,4 Gl. (7.15)
m' = d · r Gl. (7.9)

Für Stahlbetondecken gilt:
Die anzusetzende Wandrohdichte rw von Porenbeton-

mauerwerk wird durch Korrektur der Rohdichteklasse Rw = 30,9 · lg(m'ges) − 22,2 Gl. (7.16)
des Mauerwerks (Klassenbreite der RDK von 50 kg/m²,
RDK ≤ 1,0) ermittelt, wobei die Rohdichte von Mau-
ermörtel enthalten ist: Die Darstellung dieses rechnerischen Zusammen-
hangs im Diagramm (Abb. 7.5) bestätigt das Ergeb-
nis von Untersuchungen in Prüfständen, die ergeben
rw = 1.000 · RDK − 25 Gl. (7.10) haben, dass Mauerwerkswände aus Porenbeton um
etwa 2 bis 4 dB besser bewertet werden können als
Wände mit gleicher flächenbezogener Masse. Die Ur-
Wird eine zweischalige Außenwand erstellt, bei der
sache dieses schalltechnisch günstigeren Verhaltens
z. B. die innere Schale aus Porenbeton und die Außen-
ist die sogenannte innere Dämpfung. Dabei wird in
schale aus Vormauerziegeln besteht, wird für das äu-
Porenbetonwänden im Vergleich zu anderen Wänden
ßere Mauerwerk mit Normalmörtel (2,2 ≥ RDK ≥ 0,35)
ein größerer Teil der Schallenergie in Wärmeenergie
die anzusetzende Rohdichte folgendermaßen be-
umgewandelt [7.1].
rechnet:
Tab. 7.3 enthält eine Übersicht zu bewerteten Schall-
dämm-Maßen Rw (Direkt-Schalldämm-Maße) von un-
rw = 900 · RDK + 100 Gl. (7.11)
terschiedlich dicken Wänden aus Porenbetonmauer-
werk, die beidseitig mit einem 1,5 cm dicken Leicht-
Für die flächenbezogene Masse m'Putz einer Putz- putz versehen sind. Lässt man vereinfachend den
schicht, gegebenenfalls auch beidseitig aufgebrach- Einfluss flankierender Bauteile außer acht, ist der
ter Putzschichten, gilt: Übersicht zu entnehmen, dass mit einschaligen Woh-
nungstrennwänden aus Porenbetonmauerwerk übli
cher Dicke die Mindestanforderungen an den Schall-
m'Putz = dPutz · rPutz Gl. (7.12) schutz gegen Geräusche aus fremden Räumen mit
einem bewerteten Schalldämm-Maß von R'w ≥ 53 dB
140
Abb. 7.5: Bewertetes

70 Bau-Schalldämm-Maß
Rw einschaliger mas-
siver Wände in Abhän-
65
gigkeit von der flächen
bezogenen Masse m'
60 nach DIN 4109-32
[7.4.4]
Schalldämm-Maß Rw [dB]
55
50
45
40
Beton, MW aus Betonsteinen, KS, MZ, Verfüllsteine
MW aus Leichtbeton
35 Porenbeton
30
50 65 100 150 200 300 400 500 600 700 800
flächenbezogene Masse m' [kg/m²]
Rw Tab. 7.3: Bewertete

dB Bau-Schalldämm-Maße
rw bei einer Mauerwerksdicke von d Rw (Direkt-Schalldämm-
RDK
kg/m³ m Maße) von einschaligen
Wänden aus Poren
0,240 0,300 0,365 0,400 0,500 beton-Planstein
0,40 375 45,0 47,4 49,4 50,3 52,5 mauerwerk mit beid
seitig 1,5 cm dicker
0,45 425 46,3 48,7 50,6 51,5 53,7
Leichtputzschicht
0,50 475 47,6 49,8 51,7 52,6 54,8
0,55 525 48,6 50,7 52,7 53,6 55,8
0,60 575 49,5 51,6 53,6 54,5 56,8
0,65 625 50,3 52,5 54,4 55,3 57,7
0,70 675 51,0 53,2 55,2 56,1 58,5
0,80 775 52,3 54,6 56,6 57,6 59,9
nicht immer erfüllt werden können. Dann wird entwe- Resonanzfrequenz f0 der Gesamtkonstruktion und
der ein schwererer Baustoff wie Kalksandstein ge- dem Schalldämm-Maß Rw der Massivkonstruktion ab:
wählt oder eine mehrschalige Konstruktion z. B. unter
Verwendung einer Vorsatzschale ausgeführt.
∆Rw = 74,4 − 20 · lg(f0) − 0,5 · Rw Gl. (7.17)
Der Einfluss von zusätzlich angebrachten Vorsatz-
konstruktionen auf trennenden Bauteilen wird nach
DIN 4109-34 durch die gesamte bewertete Verbes- Die Resonanzfrequenz f0 wird unter Berücksichtigung
serung des Schalldämm-Maßes ΔRDd,w berücksich der flächenbezogenen Massen m'1 und m'2 der beiden
tigt. Dabei ist zu unterscheiden, ob es sich um ein- Schalen, z. B. Mauerwerk aus Porenbeton und Gips-
seitig oder zweiseitig angebrachte Konstruktionen kartonbekleidung auf Lattengerüst, sowie der dyna-
handelt. Befinden sich Vorsatzkonstruktionen auf der mischen Steifigkeit s‘ der Dämmschicht ermittelt. Für
Senderaumseite (D) und der Empfangsraumseite (d) den Frequenzbereich von f0 = 30 bis 160 Hz gilt:
des Trennbauteils, wird die Vorsatzkonstruktion mit
√
dem geringeren Verbesserungsmaß ΔRD,w bzw ΔRd,w
1 1
rechnerisch nur zur Hälfte in Ansatz gebracht.
f0 = 160 · s' · ( m' 1
+
m'2 ) Gl. (7.18)
Die bewertete Verbesserung des Schalldämm-Maßes

ΔRw einer Vorsatzkonstruktion hängt u. a. von der
141
Die dynamische Steifigkeit s' der Dämmschicht ergibt flächenbezogene Masse m' der Bekleidung
sich aus deren dynamischem Elastizitätsmodul Edyn (Gl. (7.9)):
und der Dicke d: m' = d ∙ r = 0,0125 ∙ 800 = 10 kg/m²
dynamische Steifigkeit s' der Dämmschicht

E
s' = dyn Gl. (7.19) (Gl. (7.19)):
d
Edyn 0,25
s' = = 6,25 MN/m³
d 0,04
Beispiel 1: Verbesserung der Direkt-Schalldäm-
mung einer massiven Wand durch eine Vorsatz- Resonanzfrequenz f0 (Gl. (7.18)):
konstruktion
a) Bauteil

√
f0 = 160 · s' ·
1
m'1
+(
1
m'2 )
siehe Abb. 7.6
Abb. 7.6: Beispiel

zur Verbesserung der Leichtputz,
= 160 · √ 6,25 ·
1
(147 +
1
10 ) = 131 Hz
Schalldämmung durch ρ = 900 kg/m³, d = 0,01 m
bewertete Verbesserung des Schalldämm-Maßes
Vorsatzkonstruktionen
ΔRw der Vorsatzkonstruktion (Gl. (7.17)):
tragendes Mauerwerk aus
Porenbeton-Plansteinen, ΔRw = 74,4 − 20 ∙ lg(f0) − 0,5 ∙ Rw
RDK 0,6, d = 0,24 m = 74,4 − 20 ∙ lg(131) − 0,5 ∙ 48,2
= 8,0 dB
Mineralwolledämmung bewertetes Schalldämm-Maß RDd,w für den direkten
im Hohlraum,
Edyn = 0,24 MN/m², Übertragungsweg (Gl. (7.8)):
d = 0,04 m RDd,w = Rs,w + ∆RDd,w = 48,2 + 8,0 = 56,2 dB
Vorsatzkonstruktion Wie das Beispiel zeigt, kann das Direkt-Schalldämm-
aus Gipskartonplatten,
ρ = 800 kg/m³, Maß der Wand durch eine Vorsatzschale, die auf nur
d = 0,0125 m einer Seite der Wand aufgebracht wird, um 8,0 dB
auf 56,2 dB verbessert werden.
Flankenschalldämmung
b) Schalltechnische Berechnungen
Bei der Massivbauweise wird das bewertete Flanken-
Wandrohdichte rw von Porenbetonmauerwerk
schalldämm-Maß Rij,w der an der Flankenschallüber
(Gl. (7.10)):
tragung beteiligten Bauteile aus den bewerteten
rw = 1.000 ∙ RDK − 25 = 1.000 ∙ 0,6 − 25 Schalldämm-Maßen Ri,w und Rj,w des schallaufnehmen
= 575 kg/m³ den Bauteils im Senderaum (i) und des schallab
flächenbezogene Masse m'Wand von Porenbeton- gebenden Bauteils im Empfangsraum (j) ermittelt.
mauerwerk (Gl. (7.9)): Falls flankierende Bauteile mit Vorsatzkonstruktionen
versehen sind, ist die gesamte bewertete Verbesse-
m'Wand = d ∙ r = 0,24 ∙ 575 = 138 kg/m²
rung des Schalldämm-Maßes ΔRij,w des flankierenden
flächenbezogene Masse m'Putz des Leichtputzes Bauteils im Senderaum (i) und/oder im Empfangs-
(Gl. (7.12)): raum (j) mit zu erfassen.
m'Putz = d ∙ r = 0,01 ∙ 900 = 9 kg/m² Außerdem sind die akustischen Eigenschaften der
gesamte flächenbezogene Masse m'ges der ver- Verbindung von trennendem und flankierendem Bau-
putzten Wand (Gl. (7.13)): teil, ausgedrückt durch das Stoßstellendämm-Maß Kij,
m'ges = m'Wand + m'Putz = 138 + 9 = 147 kg/m² relevant. Als geometrische Größen gehen die Fläche
SS des trennenden Bauteils, die gemeinsame Kopp-
bewertetes Schalldämm-Maß Rw von Wänden aus lungslänge lf (Kantenlänge) der Verbindungsstelle
Porenbetonmauerwerk (Gl. (7.14)): zwischen dem trennenden und dem flankierenden
Rw = 32,6 ∙ lg(m'ges) − 22,5 = 32,6 ∙ lg(147) − 22,5 Bauteil sowie die Bezugs-Kopplungslänge von l0 = 1 m
= 48,2 dB in die Berechnung ein:
142
Abb. 7.7: Arten von

R R S Stoßstellen und Schall-

Rij,w = i,w + j,w + ∆Rij,w + Kij + 10 · lg S Gl. (7.20) Eckstoß (Kante)
übertragungswege
2 2 l0 · lf
nach DIN 4109-32
[7.4.4]
Für die gesamte bewertete Verbesserung des Schall- m'2
dämm-Maßes ΔRij,w durch zusätzlich angebrachte
Vorsatzkonstruktionen ist zu unterscheiden, ob sie
auf der Sende- und/oder Empfangsseite des flankie-
renden Bauteils aufgebracht ist. Befinden sich Vor-
satzkonstruktionen auf der Senderaumseite (i) und m'1
der Empfangsraumseite (j) des Trennbauteils, wird

die Vorsatzkonstruktion mit dem geringeren Verbes- T-Stoß
serungsmaß ΔRi,w bzw. ΔRj,w rechnerisch nur zur
Hälfte in Ansatz gebracht.
m'1 m'3
Beträgt die Trennfläche SS weniger als 10 m², ist die
bewertete Norm-Schallpegeldifferenz Dn,w zu ermit-
teln. Fenster- und Türflächen, die nicht geschosshoch
sind, bleiben bei der Berechnung der Schallüber
tragung über flankierende Bauteile unberücksichtigt. m'2
Stoßstellen
Kreuzstoß
Stoßstellen sind Bereiche auf dem Ausbreitungsweg
des Körperschalls, bei denen der Körperschall auf m'4
Grund von Baustoffwechseln, Querschnittsände-
rungen oder Bauteilverbindungen reflektiert wird und
eine Verminderung der Schallübertragung zur Folge
hat. Für massive, homogene und biegesteif miteinan-
der verbundene Bauteile ist zur Ermittlung des Stoß-
stellendämm-Maßes Ki j die sogenannte Hilfsgröße M
aus der flächenbezogenen Masse m' i des Bauteils im m'1 m'3
Übertragungsweg und der flächenbezogenen Masse
m'⊥ i des anderen die Stoßstelle bildenden, senkrecht m'2
dazu befindlichen Bauteils zu ermitteln:
Das Bauteil besitzt nach der Stoßstelle dieselbe

M = lg ( )
m'⊥ i
m'i
Gl. (7.21)
flächenbezogene Masse wie vor der Stoßstelle:
- m'3 = m'1
- m'4 = m'2
Im Weiteren ist zur Berechnung des Stoßstellen-

dämm-Maßes Kij nach T-Stoß, Kreuzstoß und Eck- zu unterscheiden (Abb. 7.7 und Tab. 7.4 mit den
stoß mit den Schallübertragungswegen 1-2 oder 1-3 Gleichungen (7.22) bis (7.28)).
Tab. 7.4: Stoßstellen

Stoßstellendämm-Maß
Schallüber Hilfsgröße dämm-Maß Kij bei
Art des Stoßes Kij
tragungsweg M verschiedenen Stoß-
dB
ausführungen (massiv,
Eckstoß − − K12 = 2,7 + 2,7 · M² (= Ki j) Gl (7.22) starr) nach DIN 4109-32
1-2 − K12 = 4,7 + 5,7 · M² (= KFd = KDf) Gl (7.23) [7.4.4]
T-Stoß < 0,215 K13 = 5,7 + 14,1 · M + 5,7· M² (= KFf) Gl (7.24)

1-3
≥ 0,215 K13 = 8 + 6,8 · M (= KFf) Gl (7.25)
1-2 − K12 = 5,7 + 15,4 · M² (= KFd = KDf) Gl (7.26)
Kreuzstoß < 0,182 K13 = 8,7 + 17,1 · M + 5,7· M² (= KFf) Gl (7.27)
1-3
≥ 0,182 K13 = 9,6 + 11 · M (= KFf) Gl (7.28)
143
Abb. 7.8: Beispiel zur

Luftschallübertragung
zwischen Räumen in
vertikaler Richtung −
Horizontal- und Verti-
kalschnitt Innenwand
Innenwand 1 Innenwand 2
2,6 m
Innenwand 3
4m
3,4 m
Außenwand Wohnungs-
trenndecke
2,6 m
Innenwand
Horizontalschnitt Vertikalschnitt
Das Stoßstellendämm-Maß Kij darf unter Beachtung die Flankenschall-Übertragungswege. Das Berech
der Flächen des angeregten Bauteils Si im Sende- nungsergebnis zeigt, dass mit den betrachteten Bau-
raum und des abstrahlenden Bauteils Sj im Emp- teilen die bauordnungsrechtlichen Mindestanforde-
fangsraum folgenden Mindestwert jedoch nicht un- rungen nach DIN 4109 und ein erhöhter Schallschutz
terschreiten (Gl. (7.29)): nach DIN SPEC 91314 erbracht werden können.
a) Bauteile
1 1

Kij = 10 · lg [ (
lf · l0 ·
Si
+
Sj )] Gl. (7.29) Wohnungstrenndecke (Aufbau v. oben nach unten)
Zementestrich, m' = 80 kg/m²

Trittschalldämmung, s' = 15 MN/m³
Beispiel 2: Nachweis der Luftschalldämmung ei-
ner massiven Wohnungstrenndecke mit massiven Stahlbeton, d = 0,20 m, r = 2.400 kg/m³
flankierenden Wänden Kalkzementputz unterseitig, d = 0,01 m
In diesem Rechenbeispiel besteht eine Wohnungs- Flankierende Bauteile:
trenndecke aus einer Stahlbetonplatte mit einem Außenwand
schwimmenden Estrich. Die flankierenden Bauteile
Leichtputz innen, d = 0,01 m
sind Mauerwerkswände aus Porenbeton-Plansteinen
unterschiedlicher Dicke und Rohdichteklasse. In Porenbetonmauerwerk (Plansteine, Dünnbett
Abb. 7.8 wird die Situation durch einen Horizontal- mörtel), RDK 0,35, d = 0,365 m
und einen Vertikalschnitt erläutert und Abb. 7.9 zeigt Leichtputz außen, d = 0,015 m
Über Außenwand Über Innenwand 1 Über Innenwände 2 und 3
Luftschallübertragung
zwischen Räumen in (T-Stoß) (Kreuzstoß) (Kreuzstoß)
vertikaler Richtung 1 1 1
− Flankenschall-Über
tragungswege F F F
D F D F D F
2 2 4 2 4
d f d f d f
f f f
3 3 3
Vertikalschnitt Vertikalschnitt Vertikalschnitt
144
Innenwand 1 Innenwand 1
Leichtputz beidseitig, d = 0,01 m flächenbezogene Masse m'ges (Gl. (7.13)):
Porenbetonmauerwerk (Plansteine, Dünnbett m'ges = m'Wand + m'Putz
mörtel), RDK 0,6, d = 0,24 m = 0,24 · 575 + 2 · 0,01 · 900 = 156 kg/m²
Innenwände 2 und 3 bewertetes Schalldämm-Maß Rw (Gl. (7.15)):

Leichtputz beidseitig, d = 0,01 m Rw = 26,1 · lg(m'ges) − 8,4
Porenbetonmauerwerk (Plansteine, Dünnbett = 26,1 · lg(156) − 8,4 = 48,8 dB
mörtel), RDK 0,6, d = 0,175 m
Innenwände 2 und 3
b) Schalltechnische Berechnungen flächenbezogene Masse m'ges (Gl. (7.13)):
Bewertetes Direkt-Schalldämm-Maß RDd,w der m'ges = m'Wand + m'Putz
Wohnungstrenndecke = 0,175 · 575 + 2 · 0,01 · 900 = 118,6 kg/²
flächenbezogene Masse m'ges der Rohdecke bewertetes Schalldämm-Maß Rw der flankieren-

(Gl. (7.13)): den Innenwand (Gl. (7.14)):
m'ges = m'Stahlbeton + m'Putz Rw = 32,6 · lg(m'ges) − 22,5
= 0,20 · 2.400 + 0,01 · 1.600 = 32,6 · lg(118,6) − 22,5 = 45,1 dB
= 496 kg/m²
Mindestwerte der Stoßstellendämm-Maße Kij,min
bewertetes Schalldämm-Maß Rs,w der Rohdecke (Gl. (7.29))
(Gl. (7.16)):
Stoßstellen Wohnungstrenndecke/Außenwand
Rs,w = 30,9 ∙ lg(m'ges) − 22,2
und Wohnungstrenndecke/Innenwand 2
= 30,9 · lg(496) − 22,2
1 1
= 61,1 dB
KDf,min = 10 · lg [ l · l · ( S + S )]
f 0
i j
Resonanzfrequenz f0 (Gl. (7.18)):
1
[ 3,4 · 1 · ( 3,4 · 4 + 3,4 · 2,6)]
1
√
f0 = 160 · s' ·

1
m'1(+
1
m'2 )
= 10 · lg
= – 2,0 dB
= 160 · √ 15 ·
1
(496 +
1
80 ) = 75 Hz KFd,min = 10 · lg
1
[ 3,4 · 1 · ( 3,4 · 2,6 + 4 · 3,4 )]
1
bewertete Verbesserung ΔRDd,w des Direktschall-

= – 2,0 dB
dämm-Maßes durch Vorsatzkonstruktionen
(Gl. (7.17)): 1 1
ΔRDd,w = 74,4 − 20 · lg(f0) − 0,5 · Rw
KFf,min = 10 · lg [ 3,4 · 1 · ( 3,4 · 2,6 + 3,4 · 2,6)]
= 74,4 − 20 · lg(75) − 0,5 · 61,1 = 6,3 dB = – 1,1 dB
bewertetes Direkt-Schalldämm-Maß RDd,w der
Stoßstellen Wohnungstrenndecke/Innenwand 1
Wohnungstrenndecke (Gl. (7.8)):
und Wohnungstrenndecke/Innenwand 3
RDd,w = Rs,w + ∆RDd,w = 61,1 + 6,3 = 67,4 dB
1
[ ( 4 · 3,4 + 4,0 · 2,6)]
1
Bewertete Schalldämm-Maße Rw für die KDf,min = 10 · lg 4,0 · 1 ·
flankierenden Bauteile
= – 1,7 dB
Außenwand
1 1
[ ( 4,0 · 2,6 + 4,0 · 3,4)]
flächenbezogene Masse m'ges (Gl. (7.13)):
KFd,min = 10 · lg 4,0 · 1 ·
m'ges = m'Wand + m'Putz
= 0,365 · 325 + 0,01 · 900 + 0,015 · 900 = – 1,7 dB
= 141,1 kg/m²
1 1
bewertetes Schalldämm-Maß Rw (Gl. (7.14)): [
KFf,min = 10 · lg 4,0 · 1 · ( 4,0 · 2,6 + 4,0 · 2,6)]
Rw = 32,6 · lg(m'ges) − 22,5
= 32,6 · lg(141,1) − 22,5 = 47,6 dB = – 1,1 dB
145
Stoßstellendämm-Maße Kij
Stoßstelle Wohnungstrenndecke/Außenwand
MDf = lg

m'⊥
m'
( ) ( )
= lg
118,6
496
= – 0,621
(T-Stoß)
Hilfsgröße M (Gl. (7.21))
MFd/Ff = lg ( ) ( )
m'⊥
m'
= lg
496
118,6
= 0,621
MDf = lg

m'
( ) ( )
m'⊥
= lg
141,1
496
= – 0,546
Stoßstellendämm-Maße Kij (Gl. (7.26), (7.28))
Schallübertragungsweg 1-2 bzw. 2-3, M ≥ 0,182
( ) ( )
MFd/Ff = lg
m'⊥
m'
= lg
496
141,1
= 0,546 KDf = K2-3 = K1-2 = 5,7 + 15,4 · M²
= 5,7 + 15,4 · (− 0,621)²
= 11,6 dB
Schallübertragungsweg 2-3 bzw. 1-2, M ≥ 0,215 KFd = K1-2 = 5,7 + 15,4 · M² = 5,7 + 15,4 · 0,621²
= 11,6 dB
KDf = K2-3 = K1-2
= 4,7 + 5,7 · M² = 4,7 + 5,7 · (− 0,546)² KFf = K1-3 = 9,6 + 11,0 · M = 9,6 + 11,0 · 0,621
= 6,4 dB = 16,4 dB
KFd = K1-2 = 4,7 + 5,7 · M² = 4,7 + 5,7 · 0,546² Alle Stoßstellendämm-Maße Kij sind größer als die
= 6,4 dB Mindestwerte Kij,min. Daher werden im Weiteren die
Stoßstellendämm-Maße Kij verwendet.
KFf = K1-3 = 8 + 6,8 · M = 8 + 6,8 · 0,546
= 11,7 dB Bewertete Flankenschalldämm-Maße Rij,w für die
Alle Stoßstellendämm-Maße Kij sind größer als die flankierenden Bauteile (Gl. (7.20))
Mindestwerte Kij,min. Daher werden im Weiteren die Flankenübertragung über die Außenwand
Stoßstellendämm-Maße Kij verwendet.
Beim schallaufnehmenden Bauteil ist die Verbesse-
Stoßstelle Wohnungstrenndecke/Innenwand 1 rung der Schalldämmung ΔRij,w = 6,3 dB (siehe
(Kreuzstoß) oben) durch einen schwimmenden Estrich zu be-
rücksichtigen, da dieser eine Vorsatzschale bildet.
Hilfsgröße M (Gl. (7.21))
MDf = lg

m'
( ) ( )
m'⊥
= lg
156
496
= – 0,502
R
2
R
RDf,w = i,w + j,w + ∆Rij,w + Kij + 10 · lg S
2 l0
S
· lf
( ) ( )
MFd/Ff = lg
m'⊥
m'
= lg
496
156
= 0,502 =
61,1 47,6
2
+
2
+ 6,3 + 6,4 + 10 · lg
13,6
1,0 · 3,4
= 73,1 dB
Schallübertragungsweg 1-2 bzw. 2-3, M ≥ 0,182 47,6 61,1 13,6
RFd,w = + + 0 + 6,4 + 10 · lg
2 2 1,0 · 3,4
KDf = K2-3 = K1-2 = 5,7 + 15,4 · M²
= 5,7 + 15,4 · (− 0,502)² = 66,8 dB
= 9,6 dB 47,6 47,6 13,6
RFf,w = + + 0 + 11,7 + 10 · lg
KFd = K1-2 = 5,7 + 15,4 · M² = 5,7 + 15,4 · 2 2 1,0 · 3,4
0,502² = 65,3 dB
= 9,6 dB
Flankenübertragung über Innenwand 1
KFf = K1-3 = 9,6 + 11 · M = 9,6 + 11 · 0,502
= 15,1 dB Ri,w Rj,w S
RDf,w = + + ∆Rij,w + Kij + 10 · lg S
2 2 l · lf
Alle Stoßstellendämm-Maße Kij sind größer als die 0
Mindestwerte Kij,min. Daher werden im Weiteren die 61,1 48,8 13,6

= + + 6,3 + 9,6 + 10 · lg
Stoßstellendämm-Maße Kij verwendet. 2 2 1,0 · 4,0
= 76,2 dB
Stoßstelle Wohnungstrenndecke/Innenwände 2
und 3 (Kreuzstoß) 48,8 61,1 13,6
RFd,w = + + 0 + 9,6 + 10 · lg
Hilfsgröße M (Gl. (7.21)) 2 2 1,0 · 4,0
= 69,9 dB
48,8 48,8 13,6

RFf,w = + + 0 + 15,1 + 10 · lg
146 2 2 1,0 · 4,0
= 69,2 dB
RDf,w = + + ∆Rij,w + Kij + 10 · lg
2 2 l0 · lf
61,1 48,8 13,6

= + + 6,3 + 9,6 + 10 · lg
P O R E N B E2
T O N H A2N D B U C H 1,0 · 4,0 SCHALL
= 76,2 dB
48,8 61,1 13,6

RFd,w = + + 0 + 9,6 + 10 · lg
2 2 1,0 · 4,0
= 69,9 dB
48,8 48,8 13,6 Flankenübertragung über Innenwand 3

RFf,w = + + 0 + 15,1 + 10 · lg
2 2 1,0 · 4,0
Ri,w Rj,w S
= 69,2 dB RDf,w = + + ∆Rij,w + Kij + 10 · lg S
2 2 l0 · lf
Flankenübertragung über Innenwand 2 61,1 45,1 13,6
= + + 6,3 + 11,6 + 10 · lg
Ri,w Rj,w S 2 2 1,0 · 4,0
RDf,w = + + ∆Rij,w + Kij + 10 · lg S
2 2 l0 · lf = 76,3 dB
61,1 45,1 13,6 45,1 61,1 13,6
= + + 6,3 + 11,6 + 10 · lg RFd,w = + + 0 + 11,6 + 10 · lg
2 2 1,0 · 3,4 2 2 1,0 · 4,0
= 77,0 dB = 70,0 dB
45,1 61,1 13,6 45,1 45,1 13,6
RFd,w = + + 0 + 11,6 + 10 · lg RFf,w = + + 0 + 16,4 + 10 · lg
2 2 1,0 · 3,4 2 2 1,0 · 4,0
= 70,7 dB = 66,8 dB
45,1 45,1 13,6
RFf,w = + + 0 + 16,4 + 10 · lg
2 2 1,0 · 3,4
= 67,5 dB
Bewertetes Schalldämm-Maß R'w (Gl. (7.6))
)
n n n
(
R'w = – 10 · lg 10 – 0,1 · RDd,w +∑ 10 – 0,1 · RFf,w +∑ 10 – 0,1 · RDf,w +∑ 10 – 0,1 · RFd,w
F=f=1 f=1 F=1
= – 10 · lg (10 – 0,1 · 67,4 + 10 – 0,1 · 65,3 + 10 – 0,1 · 69,2 +10 – 0,1 · 67,5 + 10 – 0,1 · 66,8 + 10 – 0,1 · 73,1 + 10 – 0,1 · 76,2
+ 10 – 0,1 · 77,0 + 10 – 0,1 · 76,3 + 10 – 0,1 · 66,8 + 10 – 0,1 · 69,9 + 10 – 0,1 · 70,7 + 10 – 0,1 · 70,0)
= 58,0 dB
c) Nachweis der Anforderungen an die Luftschall- Schallbrücken wie Mörtelreste oder unsauber einge-
dämmung von trennenden Bauteilen (Wohnungs- schalten Beton gestört werden. Besondere Bedeu-
trenndecke) tung kommt auch dem Dämmstoff in der Trennfuge
zu: Es dürfen nur mineralische Trittschalldämmplatten
Mindestschallschutz gemäß DIN 4109-1
Typ WTH nach DIN 4108-10 [7.3] verwendet werden.
R'w − 2 = 58,0 − 2 = 56,0 dB > R'w,erf = 54 dB
DIN 4109-1 fordert für Haustrennwände in Einfamilien-
Die bauordnungsrechtlichen Mindestanforderungen Reihenhäusern und Einfamilien-Doppelhäusern einen
werden erfüllt. Mindestschallschutz von R'w ≥ 62 dB (über dem un-
Erhöhter Schallschutz gemäß DIN SPEC 91314 tersten Geschoss) bzw. R'w ≥ 59 dB (im untersten
Geschoss). Bei heutigen Erwartungshaltungen und
R'w − 2 = 58,0 − 2 = 56,0 dB = R'w,erf = 56 dB
technischen Möglichkeiten kann davon ausgegangen
Die Anforderungen an einen erhöhten Schallschutz werden, dass diese Anforderungen als nicht zufrieden
werden erfüllt. stellend einzustufen sind. Die zu erbringende Schall-
dämmung von zweischaligen Haustrennwänden soll
Zweischalige Trennwände massiver Doppel- und
nach Übereinkunft der Verfasser der schalltechnischen
Reihenhäuser
Spezifikation DIN SPEC 91314 folgendermaßen fest-
An zweischalige Trennwände von massiven Doppel- gelegt werden:
und Reihenhäusern werden besondere schalltechni
Vollständige Trennung (das Gebäude ist unterkellert
sche Anforderungen gestellt. Dazu wird das günstige
und die Trennfuge ist mindestens ab Oberkante
Verhalten zweischaliger Bauteile gegenüber einschali
der Bodenplatte vorhanden):
gen Bauteilen ausgenutzt. Voraussetzung ist, dass die
Trennfuge zwischen den Einzelschalen ausreichend R'w ≥ 67 dB (für Haustrennwände zwischen frem-
breit ist und ordnungsgemäß ausgeführt wird (Abb. den Aufenthaltsräumen, unter denen mindestens
7.10). Beginnend von der Unterkante des Gebäudes ein Geschoss vorhanden ist; erdberührt oder nicht
bis unter die Dachhaut darf die Trennfuge nicht durch erdberührt)
147
Abb. 7.10: Zwei-

schalige Wände aus Durchlaufende Bodenplatte Getrennte Bodenplatte auf einem Außenwand (zweischalig)
schweren, biegesteifen (ohne oder mit Fundament) gemeinsamen Fundament
Schalen
Bereich
vollständiger
Trennung
Schwere, biegesteife Schalen

Fuge (Dämmung WTH) Außenwand (einschalig)
d ≥ 30 mm, m' ≥ 150 kg/m²
Vollständig getrennte Bodenplatte
d ≥ 50 mm, m' ≥ 100 kg/m² Bereich (und Fundament)
unvollständiger
Trennung
Vertikalschnitte Horizontalschnitte
Unvollständige Trennung (nicht unterkellerte Ge- Porenbeton-Plansteine PP4-0,60, d = 0,175 m

bäude und Gebäude mit „Weißer Wanne“ gelten
Innenputz, d = 10 mm
als unvollständig getrennt):
In einem vereinfachten Nachweisverfahren wird das
R'w ≥ 62 dB (im untersten Geschoss)
bewertete Schalldämm-Maß R'w,2 zweischaliger Trenn
Mit zweischaligen Haustrennwänden aus Porenbeton wände von massiven Doppel- und Reihenhäusern aus
können die in Abb. 7.11 gezeigten Schalldämm-Maße dem bewerteten Schalldämm-Maß R'w,1 einer gleich
erreicht werden [7.2]. Folgender Wandaufbau wurde schweren einschaligen Wand, einem Zuschlagswert
geprüft: ΔRw,Tr für die Zweischaligkeit und einem Korrekturwert
K zur Berücksichtigung der Übertragung über flankie-
Innenputz, d = 10 mm
rende Decken und Wände berechnet:
Porenbeton-Plansteine PP4-0,60, d = 0,175 m
Trennfuge, d = 50 mm, mit mineralischer Faser-

R'w,2 = R'w,1 + ∆Rw, Tr − K Gl. (7.30)
dämmplatte TYP WTH nach DIN 4108-10,
d = 40 mm
Abb. 7.11: Bewertete
Schalldämm-Maße R'w
Vollständige Trennung Unvollständige Trennung
zweischaliger Haus- Trennfuge bis Oberkante
trennwände aus Bodenplatte, Beurteilung Trennfuge bis Oberkante Bodenplatte oder Unterkante Bodenplatte,
Porenbeton, gemessen der Schalldämmung ab Beurteilung der Schalldämmung ab unterstem Geschoss (Erdgeschoss)
in Prüfständen und Erdgeschoss bei einem bei einem nicht unterkellerten Gebäude
ausgeführten Bauten unterkellerten Gebäude
[7.2]
EG
KG EG EG EG
Im EG: R'w ≥ 64 dB Im EG: R'w ≥ 60 dB (R'w ≥ 62 dB bei getrenntem Fundament)

Im OG: R'w ≥ 67 dB Im OG: R'w ≥ 62 dB (R'w ≥ 65 dB bei getrenntem Fundament)
148
Tab. 7.5: Zuschlags-

Situation ∆Rw,Tr1)2)3)
Zeile Beschreibung werte ∆Rw,Tr unter-
(Vertikalschnitt) dB
schiedlicher Übertra-
gungssituationen für
Vollständige Trennung der Schalen und der flankierenden zweischalige Haus-
Bauteile ab Oberkante Bodenplatte, auch gültig für alle trennwände nach
1 12 DIN 4109-2 [7.4.2]
darüber liegenden Geschosse, unabhängig von der Aus-
bildung der Bodenplatte und der Fundamente
Außenwände durchgehend mit m' ≥ 575 kg/m²

2 9
(z. B. Kelleraußenwände als „weiße Wanne“)
Außenwände durchgehend mit m' ≥ 575 kg/m²

3 (z. B. Kelleraußenwände als „weiße Wanne“ 3
Bodenplatte durchgehend mit m' ≥ 575 kg/m²
Außenwände getrennt
4 9
Bodenplatte und Fundamente getrennt
5 64)
Bodenplatte getrennt auf gemeinsamem Fundament
6 64)
Bodenplatte durchgehend mit m' ≥ 575 kg/m²
1) Falls die einzelnen Schalen nicht schwerer als 200 kg/m² sind, können die Zuschlagswerte ∆Rw,Tr für zweischalige Haustrennwände aus
Porenbeton für die Zeilen 1, 2, 3 und 4 um 3 dB und für die Zeilen 5 und 6 um 6 dB erhöht werden.
2) Falls die einzelnen Schalen nicht schwerer als 250 kg/m² sind, können die Zuschlagswerte ∆Rw,Tr für zweischalige Haustrennwände aus
Leichtbeton um 2 dB erhöht werden, wenn die Steinrohdichte ≤ 800 kg/m³ ist.
3) Falls der Schalenabstand mindestens 50 mm beträgt und der Fugenhohlraum mit Mineralwolledämmplatte nach DIN EN 13162, Anwen-
dungskurzzeichen WTH nach DIN 4108-10, ausgefüllt wird, können die Zuschlagswerte ∆Rw,Tr bei allen Materialien in den Zeilen 1, 2 und 4
um 2 dB erhöht werden.
4) Für eine Haustrennwand bestehend aus zwei Schalen je 17,5 cm Porenbeton der Rohdichteklasse 0,60 (oder größer) mit einem Schalenab-
stand von mindestens 50 mm, verfüllt mit Mineralwolledämmplatten nach DIN EN 13162, Anwendungskurzzeichen WTH nach DIN 4108-10,
kann insgesamt ein ∆Rw,Tr von + 14 dB angesetzt werden. Zuschläge nach Fußnote 1) sind in diesem Zuschlag bereits berücksichtigt.
Das bewertete Schalldämm-Maß R'w,1 ist von der

flächenbezogenen Masse m'Tr,ges beider Schalen
abhängig:

K = 0,6 + 5,5 · lg ( )
m'Tr,1
m'f,m
Gl. (7.32)
Die flächenbezogene Masse m‘f flankierender Bau-

R'w,1 = 28 · lg (m'Tr,ges) − 18 Gl. (7.31)
teile, die durch Vorsatzkonstruktionen mit einer Fre-
quenz von f0 < 125 Hz belegt sind, wird bei der Be-
Der Zuschlagswert ΔRw,Tr ist je nach baulicher Situa rechnung der flächenbezogenen Masse m‘f,m der
tion Tab. 7.5 zu entnehmen. Dort sind insbesondere flankierenden Bauteile nicht berücksichtigt. n ist die
die in den Fußnoten enthaltenen Bestimmungen zu Anzahl der mit Vorsatzkonstruktionen versehenen
beachten, die für die Porenbetonbauweise relevante Bauteile:
Verbesserungen beschreiben.
n
1
Der Korrekturwert K wird unter Beachtung der flä-
m'f,m = ∑ m'
n i=1 f,i
Gl. (7.33)
chenbezogenen Masse m'Tr,1 einer Schale der zwei-
schaligen Wand und der mittleren flächenbezogenen
Masse m'f,m der flankierenden Bauteile ermittelt:
149
7.3 Trittschallübertragung Übereinander liegende Räume
Im schalltechnischen Nachweis wird ein berechneter

bewerteter Norm-Trittschallpegel L'n,w im Rahmen ei- L'n,w = Ln,eq,0,w − ∆Lw + K Gl. (7.35)
ner vereinfachten Ermittlung um einen Sicherheitszu-
schlag von 3 dB erhöht (Prognoseunsicherheit). Der
Nachweis der Trittschalldämmung in Gebäuden ist unterschiedliche Raumanordnungen
erbracht, wenn der erhöhte Wert den Anforderungs-
wert L'n,w,zul nicht überschreitet:
L'n,w = Ln,eq,0,w − ∆Lw − KT Gl. (7.36)
L'n,w + 3 dB ≤ L'n,w,zul Gl. (7.34)

Der äquivalente bewertete Norm-Trittschallpegel
Ln,eq,0,w z. B. einer Stahlbetondecke wird auf Grund
lage der flächenbezogenen Masse m‘ ermittelt.
Trittschall, der von Decken, Treppenläufen oder Trep-
penpodesten ausgeht, wird auf unterschiedlichen Für eine direkte Schallübertragung in einen direkt un-
Wegen in Räume übertragen, die entweder unmittel- ter der Decke liegenden Raum gilt:
bar unter oder diagonal unter der angeregten Decke
liegen (Abb. 7.12). Auch die Schallübertragung in ei-
nen direkt neben dem Senderaum liegenden Emp- Ln,eq,0,w = 164 − 35 · lg(m') Gl. (7.37)
fangsraum ist zu berücksichtigen.
Der bewertete Norm-Trittschallpegel L'n,w von Massiv Grundlage für die bewertete Trittschallminderung ΔLw
decken übereinanderliegender Räume wird aus dem schwimmender Estriche auf Massivdecken sind die
bewerteten äquivalenten Norm-Trittschallpegel Ln,eq,0,w dynamische Steifigkeit s' der Dämmschicht und die
der Rohdecke, der bewerteten Trittschallminderung flächenbezogene Masse m' des Estrichs:
ΔLw und in Abhängigkeit von der Raumzuordnung
aus einem Korrekturwert K bzw. KT berechnet:
Abb. 7.12: Schallüber-

tragungswege
für den Trittschall
Empfangsraum
Df Df
Df Dd Df Df Df
Empfangsraum Empfangsraum
150
Schwimmende Mörtelestriche KT
Tab. 7.6: Korrekturwert
Lage der Empfangsräume KT für unterschiedliche
dB
räumliche Zuordnungen
Neben oder schräg unter der nach DIN 4109-2 [7.4.2]
∆Lw = 13 · lg(m') − 14,2 lg(s') + 20,8 Gl. (7.38)
angeregten Decke
ER
mit 6 MN/m³ ≤ s' ≤ 50 MN/m³ und
60 kg/m² ≤ m' ≤ 160 kg/m²
+ 51)
Schwimmende Gussasphalt- oder Fertigteilestriche
∆Lw = (− 0,21 · m' − 5,45) · lg(s') + 0,46 · m' + 23,8

Gl. (7.39)
ER
mit 15 MN/m³ ≤ s' ≤ 40 MN/m³ Wie oben, jedoch ein Raum

und 15 kg/m² ≤ m' ≤ 40 kg/m² dazwischenliegend
(Fertigteilestriche) ER
mit 15 MN/m³ ≤ s' ≤ 50 MN/m³
und 58 kg/m² ≤ m' ≤ 87 kg/m²
(einlagige Gussasphaltestriche) + 101)
Die flächenbezogene Masse m' von mineralisch ge-

bundenen Estrichen wird gegenüber den Rechen-
werten aus den Bemessungsnormen um 10 % ge-
ER
mindert.
Durch den Korrekturwert K wird bei übereinander lie- Über der angeregten Decke
genden Räumen die Trittschallübertragung über flan- (Gebäude mit tragenden Wänden)
kierende Bauteile berücksichtigt. Er ist für Massiv
decken ohne Unterdecke in Abhängigkeit von der ER
flächenbezogenen Masse m's der Trenndecke und der
mittleren flächenbezogenen Masse m'f,m der homo- + 102)
genen massiven flankierenden Bauteile, die nicht mit
Vorsatzkonstruktionen belegt sind, zu ermitteln:
Falls m'f,m ≤ m's
K = 0,6 + 5,5 · lg ( )
m's
m'f,m
Gl. (7.40) Über der angeregten Decke
(Skelettbau)
Falls m'f,m > m's ER
+ 20
K = 0 dB Gl. (7.41)
Befindet sich die Trenndecke nicht zwischen über

einander liegenden Räumen, wird die Übertragungs-
situation zwischen Sende- und Empfangsraum durch
1) Voraussetzung: Zur Sicherstellung einer ausreichenden Stoßstellen-
den Korrekturwert KT berücksichtigt (Tab. 7.6). Bei dämmung müssen die Wände zwischen angeregter Decke und
der Trittschallübertragung über eine Haustrennwand Empfangsraum starr angebunden sein und eine flächenbezogene
Masse m' ≥ 150 kg/m² haben.
mit zwei biegesteifen Schalen und Trennfuge beträgt 2) Dieser Korrekturwert gilt sinngemäß auch für Bodenplatten.
der Korrekturwert KT = 15 dB.
151
Beispiel 3: Nachweis der Tritt- den betrachteten Bauteilen die Flankierende Bauteile
schalldämmung einer massiven bauordnungsrechtlichen Mindest
Außenwand
Wohnungstrenndecke mit mas- anforderungen nach DIN 4109 er-
siven flankierenden Wänden füllt werden und dass durch An- Leichtputz innen, d = 0,01 m
bringen von Vorsatzschalen auf Porenbetonmauerwerk
In diesem Rechenbeispiel trennt
flankierenden Bauteilen ein erhöh (Plansteine, Dünnbettmörtel),
eine Stahlbetondecke mit einem
ter Schallschutz nach DIN SPEC RDK 0,35, d = 0,365 m
schwimmenden Estrich zwei frem-
91314 erbracht werden kann.
de Wohnungen voneinander. Die Leichtputz außen, d = 0,015 m
flankierenden Bauteile sind Mau- a) Bauteile
erwerkswände aus Porenbeton- Innenwand 1
Plansteinen unterschiedlicher Wohnungstrenndecke (Aufbau
von oben nach unten) Leichtputz beidseitig,
Dicke und Rohdichteklasse.
d = 0,01 m
Zur Veranschaulichung möglicher Zementestrich, m' = 80 kg/m² Porenbetonmauerwerk
Nachweiswege sind zwei der Trittschalldämmung, (Plansteine, Dünnbettmörtel),
Wände mit Vorsatzkonstruktionen s' = 15 MN/m³ RDK 0,6, d = 0,24 m
versehen. Die Situation ist in Abb.
Stahlbeton, Innenwand 2
7.13 (Horizontalschnitt) sowie in
d = 0,22 m, r = 2400 kg/m³ und Innenwand 3
Abb. 7.14 (Flankenschall-Übertra-
gungswege) dargestellt. Das Be- Kalkzementputz unterseitig, Leichtputz einseitig,
rechnungsergebnis zeigt, dass mit d = 0,015 m d = 0,01 m
Abb. 7.13: Beispiel zur Porenbetonmauerwerk

Trittschallübertragung (Plansteine, Dünnbettmörtel),
− Horizontalschnitt RDK 0,6, d = 0,175 m
Vorsatzschale einseitig,
Innenwand 1 Innenwand 2 bestehend aus:
- Dämmschicht im Hohlraum,
Innenwand 3
Edyn = 0,25 MN/m²,
4m
d = 0,04 m
3,4 m - Gipskartonplatten,
r = 800 kg/m³,
Außenwand
d = 0,0125 m
Horizontalschnitt

Trittschallübertragung − Über Außenwand Über Innenwand 1 Über Innenwand 2 Über Innenwand 3
Flankenschall-Über
tragungswege
Df Df Df
Df
Vertikalschnitte
152
b) Berechnung der Trittschalldämmung Bewerteter Norm-Trittschallpegel L'n,w der Woh-

nungstrenndecke (Gl. (7.35))
Bewerteter äquivalenter Norm-Trittschallpegel
Ln,w,eq der Rohdecke L'n,w = Ln,eq,0,w − ∆Lw + K
= 68,0 − 28,8 + 3,7 = 42,9 dB
flächenbezogene Masse m'ges (Gl. (7.13))
(übereinander liegende Räume)
m'ges = m'Stahlbeton + m'Putz
= 0,22 · 2.400 c) Nachweis der Anforderungen an die Trittschall-
+ 0,015 · 1.600 dämmung
= 552 kg/m²
Mindestschallschutz gemäß DIN 4109-1
bewerteter äquivalenter Norm-Trittschallpegel
Ln,eq,0,w (Gl. (7.37)) L'n,w + 3,0 dB = 42,9 + 3,0 dB
Ln,eq,0,w = 164 − 35 · lg(m') = 45,9 dB < L'n,w,zul = 50 dB
= 164 − 35 · lg(552) Die bauordnungsrechtlichen Mindestanforderungen
= 68,0 werden erfüllt.
Bewertete Trittschallminderung ΔLw der Decken- Erhöhter Schallschutz gemäß DIN SPEC 91314
auflage (Gl. (7.38))
L'n,w + 3,0 dB = 42,9 + 3,0 dB
∆Lw = 13 · lg(m') − 14,2 · lg(s') + 20,8 = 45,9 dB < L'n,w,zul = 46 dB
= 13 · lg(80) − 14,2 · lg(15) + 20,8
Die Anforderungen an einen erhöhten Schallschutz
= 28,8 dB
werden erfüllt.
Korrekturwert K für die Trittschallübertragung
über flankierende Bauteile
Außenwand 7.4 Luftschalldämmung von

flächenbezogene Masse m'ges (Gl. (7.13)) Außenlärm
m'ges = m'Wand + m'Putz
Bei einschaligen, homogenen Bauteilen wie Woh-
= 0,365 · 325 + 0,01 · 900
nungstrennwänden ist das Schalldämm-Maß von
+ 0,015 · 900
der flächenbezogenen Masse abhängig. Diese Regel
= 141,1 kg/m²
hat bei Außenwänden mit Fenstern geringere Bedeu-
Innenwand 1 tung als bei Innenwänden, in denen keine Öffnungen
flächenbezogene Masse m'ges (Gl. (7.13)) enthalten sind. Für Außenbauteile, die Fenster oder
m'ges = m'Wand + m'Putz = 0,24 · 575 + 2 · 0,01 · 900 Türen enthalten, ist das gesamte bewertete Schall-
= 156 kg/m² dämm-Maß R'w.ges entscheidend für die schalltech-
nische Beurteilung.
Die flächenbezogenen Massen der Innenwand 2 und
Innenwand 3 gehen nicht in die Berechnung mit ein, Es ergibt sich aus den auf die übertragende Fläche
da sie mit einer Vorsatzkonstruktion versehen sind. bezogenen Schalldämm-Maßen Re,i,w der an der Di-
rektübertragung beteiligten Bauteile (Wand, Fenster,
Flankierende Bauteile Dach, Rollladenkasten, Lüftungselement usw.) und
mittlere flächenbezogene Masse m'f,m (Gl. (7.33)) den Flankenschalldämm-Maßen Rij,w für die Wege Ff,
n
141,1 + 156 Df und Fd (Abb. 7.15) nach folgender Gleichung:
1
m'f,m = ∑ m'f,i =
= 148,6 kg/m²
n i=1 2
m n
Korrekturwert K (Gl. (7.32))

R'w,ges = – 10 · lg
( ∑ 10 – 0,1 · R
i=1
e,i,w + ∑10 – 0,1 · RFf,w
F=f=1

)
n n
m'f,m ≤ m's:
+ ∑ 10 – 0,1 · RDf,w + ∑10 – 0,1 · RFd,w
( ) ( )

m's 552 f=1 F=1
K = 0,6 + 5,5 · lg = 0,6 + 5,5 · lg Gl. (7.42)
m'f,m 148,6
= 3,7 dB
Für den häufig auftretenden Fall, dass die Flanken-
schallübertragung von untergeordneter Bedeutung
ist, kann das gesamte bewertete Schalldämm-Maß
153
Abb. 7.15: Schall

übertragungswege für
Außenlärm
Fd Dd
Ff Df
Empfangsraum
Ff: Schallübertragung über die flankierenden Bauteile (Anregung und Abstrahlung)
Fd: Schallübertragung über die flankierenden Bauteile (Anregung) und das trennende Bauteil (Abstrahlung)
R'w,ges vereinfacht ermittelt werden. einer vereinfachten Ermittlung um Der Korrekturwert KAL für die
Werden Fenster verwendet, die einen Sicherheitsbeiwert, der so- Raumgeometrie wurde bereits bei
heute bauüblich sind, und wenn genannten Prognoseunsicherheit der Festlegung der Anforderungen
R'w,ges ≤ 40 dB ist, kann die Flan- uprog, vermindert. Der Nachweis in Abschnitt 7.1 berücksichtigt.
kenschallübertragung vernachläs- der Luftschalldämmung von Au-
Das auf die übertragende Fläche
sigt werden: ßenbauteilen ist erbracht, wenn
bezogene Schalldämm-Maß Re,i,w
der verminderte Wert den Anfor-
üblicher Bauteile wie Wände oder
(
derungswert mindestens erreicht:
)
m
R'w,ges = – 10 · lg ∑ 10 – 0,1 · Re,i,w

Fenster, die durch ein bewertetes
i=1 Schalldämm-Maß Rw beschrieben
Gl. (7.43)
werden, wird unter Berücksichti-
R'w,ges − 2dB ≥ R'w,ges,erf Gl. (7.44)
gung der Fläche Si des Bauteils
Das berechnete, gesamte Schall-
und der vom Raum aus gesehenen
dämm-Maß R'w,ges wird im Rahmen
Fassadenfläche SS berechnet:
Abb. 7.16: Schalldäm-
mung homogener und
zusammengesetzter
70
( )
Re,i,w = Ri,w + 10 · lg

SS
Si
erforderliches Schalldämm-Maß Rw, R'w, R w,res [dB]
Bauteilflächen Porenbeton, f = 0 Kalksandstein, f = 0

Gl. (7.45)
60
Die schematische Darstellung
(Abb. 7.16) zeigt, dass bei einem
Außenbauteil die flächenbezogene
50 Porenbeton oder Masse des Wandbaustoffs, wenn
Kalksandstein/Fenster
f = 0,2 z. B. ein Fenster mit einem Schall-
dämm-Maß von Rw = 37 dB und
40 einem Fensterflächenanteil von
f = 0,2 bzw. 20 % eingebaut ist, bei
Einfachfenster mit MIG, Rw = 37 dB, f = 1 Beurteilung des Schallschutzes ge-
gen Außenlärm von geringem Ein-
30
fluss ist. Die entsprechende Kurve
0 100 200 300
flächenbezogene Masse des Wandbaustoffs m' [kg/m²]
in der Grafik ist ab einer bestimm
ten flächenbezogenen Masse des
154
Wandbaustoffs weitgehend eine Parallele zur Abszis- Tab. 7.7 enthält in Abhängigkeit vom Fensterflächen-
se. Diese Ausprägung nimmt mit größeren Fenster anteil f Vorschläge für Wandkonstruktionen aus Poren-
flächenanteilen zu. beton sowie Fensterausführungen. Wandaufbauten
werden durch das bewertete Schalldämm-Maß Rw,W
Sind in einem Außenbauteil Fenster mit niedrigen
sowie Fensterausführungen durch das bewertete
Schalldämm-Maßen enthalten, kann dies nur sehr
Schalldämm-Maß Rw,F gekennzeichnet. Grundlage der
begrenzt durch massive Wandbaustoffe mit höheren
Vorschläge sind nach Gl. (7.44) berechnete erforder
flächenbezogenen Massen ausgeglichen werden.
liche Schalldämm-Maße R'w,ges,erf,0.
Insofern wird das schalltechnische Verhalten von
Außenwänden aus Porenbeton durch die vergleichs- Einschalige Wandkonstruktionen aus Porenbeton er-
weise geringe flächenbezogene Masse nur wenig füllen die Anforderungen an die Lärmpegelbereiche I
eingeschränkt, andererseits kann die wärmetech- bis IV gemäß DIN 4109-1. Für höhere Lärmpegel
nische Qualität des Baustoffs ausgenutzt werden. bereiche sind einschalige Wandkonstruktionen nicht
geeignet. Anforderungen bei Lärmpegelbereich V
Bei zweischaligen Mauerwerkskonstruktionen mit
können durch Umwandlung in zweischalige Kon-
Luftschicht oder mit Kerndämmung aus mineralischen
struktionen erreicht werden. Dabei ist es möglich,
Faserdämmstoffen wird das bewertete Schalldämm-
durch Einbau einer zusätzlichen Schale, z. B. einer
Maß RDd,w aus der Summe der flächenbezogenen
Vormauerschale, das tragende Porenbeton-Innen
Massen der beiden Schalen wie bei einschaligen bie-
mauerwerk dünner auszubilden. Im Einzelfall hängt
gesteifen Wänden ermittelt und um ΔR = 5 dB erhöht.
die Ausführung von der Außenlärm-Situation, vom
Wenn die flächenbezogene Masse der auf die Innen-
Fensterflächenanteil und der schalltechnischen
schale der Außenwand anschließenden Trennwände
Qualität der Fenster ab.
größer als 50 % der flächenbezogenen Masse der in-
neren Schale der Außenwand ist, wird RDd,w um ΔR =
8 dB erhöht.
Tab. 7.7: Anforderun

Anforderung Konstruktionsvorschlag
gen an den Schall-
Wand2) Fenster schutz gegen Außen-
Lärmpe- La KRaumart R'w,ges,01) f R'w,ges − 23)
RwW Rw,F lärm nach DIN 4109-1
gelbereich dB dB dB Aufbau % dB
dB dB [7.4.1] und Konstruk
tionsvorschläge für Au-
20 34,5
ßenwände und Fenster
PP2-0,35
I ≤ 55 304) 45,3 30 30 32,9 im Wohnungsbau bei
d = 0,30 m
40 31,7 verschiedenen Fen-
sterflächenanteilen f
20 34,5
PP2-0,35
II 60 30 45,3 30 30 32,9
d = 0,30 m
40 31,7
20 39,1
PP2-0,35
III 65 35 47,6 30 35 37,7
d = 0,365 m
30 40 36,6
20 43,9
PP4-0,50
IV 70 40 51,4 30 40 42,5
d = 0,365 m
40 41,5
20 49,4
PP2-0,40
d = 0,24 m, 30 47,8
V 75 45 Dämmschicht, 59,4 45
VMz 1,4 40 46,8
d= 0,115 m5)
1) Ohne Korrektur für die Raumgeometrie, KAL = 0.

2) Einschalige Wände zweiseitig mit Leichtputz versehen (dinnen = 0,01 m, daußen = 0,015 m), zweischalige Wände einseitig mit Leichtputz versehen
(dinnen = 0,01 m).
3) Ergebnis ohne den Einfluss flankierender Bauteile und unter Berücksichtigung eines Sicherheitsabschlages von 2 dB.
4) Mindeswert
5) Zweischaligkeitszuschlag 5 dB
155
Literatur
[7.1] Bundesverband Porenbetonindustrie e.V. (Herausgeber): Schallschutz – Bericht 13
[7.2] Bundesverband Porenbetonindustrie e.V.: Merkblatt Schallschutz zweischaliger Haustrennwände –

was ist geschuldet, was ist möglich? Eigenveröffentlichung, 2009
[7.3] DIN 4108-10: Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Teil 10: Anwendungsbezogene
Anforderungen an Wärmedämmstoffe – Werkmäßig hergestellte Wärmedämmstoffe. Ausgabe 2015-12
[7.4] DIN 4109: Schallschutz im Hochbau
[7.4.1] Teil 1: Mindestanforderungen. Ausgabe 2018-01
[7.4.2] Teil 2: Rechnerische Nachweise der Erfüllung der Anforderungen. Ausgabe 2018-01
[7.4.3] Teil 31: Daten für die rechnerischen Nachweise des Schallschutzes (Bauteilkatalog) – Rahmen
dokument. Ausgabe 2016-07
[7.4.4] Teil 32: Daten für die rechnerischen Nachweise des Schallschutzes (Bauteilkatalog) – Massivbau.
Ausgabe 2016-07
[7.4.5] Teil 33: Daten für die rechnerischen Nachweise des Schallschutzes (Bauteilkatalog) – Holz-, Leicht-
und Trockenbau. Ausgabe 2016-07
[7.4.6] Teil 34: Daten für die rechnerischen Nachweise des Schallschutzes (Bauteilkatalog) – Vorsatz
konstruktionen vor massiven Bauteilen. Ausgabe 2016-07
[7.4.7] Teil 35: Daten für die rechnerischen Nachweise des Schallschutzes (Bauteilkatalog) – Elemente,
Fenster, Türen, Vorhangfassaden. Ausgabe 2016-07
[7.4.8] Teil 36: Daten für die rechnerischen Nachweise des Schallschutzes (Bauteilkatalog) – Gebäude
technische Anlagen. Ausgabe 2016-07
[7.4.9] Teil 4: Bauakustische Prüfungen. Ausgabe 2016-07
[7.5] DIN 18005-1: Schallschutz im Städtebau – Teil 1: Grundlagen und Hinweise für die Planung.
Ausgabe 2002-07
[7.6] DIN SPEC 91314: Schallschutz im Hochbau – Anforderungen für einen erhöhten Schallschutz im
Wohnungsbau. Ausgabe 2017-01
[7.7] VDI 4100: Schallschutz im Hochbau – Wohnungen – Beurteilung und Vorschläge für erhöhten
Schallschutz. Ausgabe 2012-10
156
PORENBETON HANDBUCH BRAND
BRAND 8
8.1 Bauaufsichtliche Anfor Die konkreteren Schutzziele des Brandschutzes sind

in § 14 MBO und in den Landesbauordnungen durch
derungen an den Brandschutz ähnlich lautende Formulierungen definiert, die auch
Das Baurecht ist in den einzelnen Bundesländern der als Generalklausel des Brandschutzes bezeichnet
Bundesrepublik Deutschland in eigenen Bauordnun werden: „Bauliche Anlagen sind so anzuordnen, zu
gen geregelt, so dass die Regelungen des Brand errichten, zu ändern und instand zu halten, dass der
schutzes unter Landesrecht fallen. Durch die Landes Entstehung eines Brandes und der Ausbreitung von
bauordnungen wird das im Grundgesetz festgelegte Feuer und Rauch (Brandausbreitung) vorgebeugt wird
Grundrecht der körperlichen Unversehrtheit, d. h. die und bei einem Brand die Rettung von Menschen und
Fürsorgepflicht des Staates zur Gefahrenabwehr und Tieren sowie wirksame Löscharbeiten möglich sind.“
zum Schutz von Leben und Gesundheit bei der Be- Entsprechend der Schutzziele lassen sich Brand-
nutzung von baulichen Anlagen umgesetzt. schutzmaßnahmen im Wesentlichen in zwei Bereiche
Die Bauordnungen stehen als Landesgesetze in der unterteilen, den vorbeugenden und den abwehrenden
Hierarchie der Regelwerke zum Brandschutz an ober Brandschutz:
ster Stelle. An mittlerer Stelle der Hierarchie stehen
Beim vorbeugenden Brandschutz ist eine Diffe-
Verordnungen z. B. für bauliche Anlagen besonderer
renzierung nach technischen und organisatorischen
Art und Nutzung als Rechtsnormen, die die Landes-
Maßnahmen üblich. Zum organisatorischen Brand-
bauordnungen ergänzen und verbindlich sind. An un-
schutz zählen beispielsweise Brandschutzordnun-
terster Stelle stehen Richtlinien z. B. für bestimmte
gen oder die Benennung von Brandschutzverant-
Gebäudetypen, die detailliertere Angaben enthalten
wortlichen in Betrieben. Der technische Brand-
und erst dann rechtsverbindlichen Charakter haben,
schutz lässt sich wiederum nach bautechnischen
wenn sie als Eingeführte Technische Baubestim-
und anlagentechnischen Maßnahmen unterschei-
mungen in den Bundesländern veröffentlicht wurden.
den. Der anlagentechnische Brandschutz umfasst
Die Bauministerkonferenz (ARGEBAU) hat eine Mus u. a. den Einsatz von Melde-, Warn- und Frühbe-
terbauordnung (MBO) [8.13] erlassen, mit der das kämpfungsanlagen. Die Planung von Bauwerken
Ziel verfolgt werden soll, die dem Landesrecht unter- oder die Dimensionierung von Bauteilen gehören
liegenden Landesbauordnungen zu vereinheitlichen. zum bautechnischen Brandschutz (baulicher
Die Bestimmungen der Landesbauordnungen stim- Brandschutz).
men im Wesentlichen mit denen der Musterbauord-
Der abwehrende Brandschutz beschreibt die
nung überein. Es gibt jedoch abweichende Details,
Maßnahmen, die die Feuerwehr nach Ausbruch
so dass die Musterbauordnung nicht rechtsverbind-
eines Brandes treffen kann. Hierzu zählen z. B. die
lich ist und letztendlich die Landesbauordnungen
Brandbekämpfung, der Schutz von Objekten oder
Grundlage der Planung sind. Gleiches gilt für Muster
die Menschenrettung.
verordnungen und Musterrichtlinien. In diesem Ab-
schnitt wird hinsichtlich der Anforderungen Bezug auf Die Vorschriften der MBO gelten für:
die MBO genommen, um das Eingehen auf die Viel-
Bauliche Anlagen
zahl der länderspezifischen Regelungen zu vermeiden.
Bauprodukte
Eine allgemeine Anforderung der MBO lautet, dass
Anlagen so anzuordnen, zu errichten, zu ändern und Grundstücke
instand zu halten sind, dass die öffentliche Sicherheit Andere Anlagen und Einrichtungen, an die in der
und Ordnung, insbesondere das Leben, die Gesund- MBO oder in Vorschriften aufgrund der MBO
heit und die natürlichen Lebensgrundlagen, nicht ge- Anforderungen gestellt werden
fährdet werden.
157
BRAND PORENBETON HANDBUCH
Bauprodukte sind Baustoffe, Bauteile und Anlagen, seitig eine brandschutztechnisch wirksame Beklei-
die hergestellt werden, um dauerhaft in bauliche An- dung aus nicht brennbaren Baustoffen (Brand-
lagen eingebaut zu werden sowie aus Baustoffen und schutzbekleidung) und Dämmstoffe aus nicht
Bauteilen vorgefertigte Anlagen, die hergestellt wer- brennbaren Baustoffen haben. Unter diesen Vor-
den, um mit dem Erdboden verbunden zu werden aussetzungen ist ein Bauteil hoch feuerhemmend.
wie Fertighäuser, Fertiggaragen und Silos.
Bauteile aus brennbaren Baustoffen.
Baustoffe werden entsprechend der Anforderungen Ein feuerhemmendes Bauteil kann ohne Einschrän
an ihr Brandverhalten nach nicht brennbar, schwer kungen aus brennbaren Baustoffen bestehen.
entflammbar und normal entflammbar unterschieden.
Aus diesen Unterscheidungen ergibt sich die in
Baustoffe, die nicht mindestens normal entflammbar
Tab. 8.1 gezeigte Verbindung von Baustoff- und Bau-
sind (leicht entflammbare Baustoffe), dürfen nicht
teileigenschaften. Neben der Art des Baustoffs wird
verwendet werden. Dies gilt jedoch nicht, wenn sie in
das Brandverhalten auch durch die Gestalt, die Ober
Verbindung mit anderen Baustoffen nicht leicht ent-
fläche, die Masse, den Verbund mit anderen Bau-
flammbar sind.
stoffen, die verwendeten Verbindungsmittel, die
Bauteile werden nach den Anforderungen an ihre Verarbeitungstechnik und das Alterungsverhalten
Feuerwiderstandsfähigkeit in feuerbeständig, hoch bestimmt [8.12].
feuerhemmend und feuerhemmend differenziert. Die
Feuerwiderstandsfähigkeit bezieht sich bei tragenden
und aussteifenden Bauteilen auf deren Standsicher
heit im Brandfall und bei raumabschließenden Bau 8.2 Klassifizierung von Bau
teilen auf deren Widerstand gegen die Brandaus stoffen und Bauteilen nach
breitung.
ihrem Brandverhalten
Im Weiteren werden Bauteile nach dem Brandverhal-
Baustoffe sowie Bauteile und Sonderbauteile werden
ten ihrer Baustoffe unterschieden:
nach europäischen und deutschen Regelungen
Bauteile aus nicht brennbaren Baustoffen. brandschutztechnisch unterteilt. Das europäische
Bauteile, deren tragende und aussteifende Teile Klassifizierungssystem nach DIN EN 13501 [8.10]
aus nicht brennbaren Baustoffen bestehen und die und die deutsche Klassifizierung nach der soge-
bei raumabschließenden Bauteilen zusätzlich eine nannten Restnorm DIN 4102 [8.4] sind Grundlage
in Bauteilebene durchgehende Schicht aus nicht des Nachweises des Brandverhaltens von Bau-
brennbaren Baustoffen haben. Diese Anforderung stoffen und Bauteilen.
muss erfüllt sein, damit ein Bauteil als feuerbestän- Die Unterteilung des Brandverhaltens von Baustoffen,
dig eingestuft werden kann. Bauteilen und Sonderbauteilen ist in DIN EN 13501
Bauteile, deren tragende und aussteifende Teile und DIN 4102 unterschiedlich geregelt, so dass die
aus brennbaren Baustoffen bestehen und die all- Kriterien beider Normenteile untereinander und zu
Tab. 8.1: Verbindung

der Anforderungen an Bauteileigenschaften
das Brandverhalten Baustoffeigenschaften bestimmter Bauteile Hoch
von Baustoffen und Feuerhemmend Feuerbeständig
feuerhemmend
von Bauteilen gemäß
MBO [8.13] Alle Teile aus nicht brennbaren Baustoffen Zulässig Zulässig Zulässig
Tragende und aussteifende Teile aus nicht brennbaren

Baustoffen,
bei raumabschließenden Bauteilen zusätzlich eine in Zulässig Zulässig Zulässig
Bauteilebene durchgehende Schicht aus nicht brenn-
baren Baustoffen
Tragende und aussteifende Teile aus brennbaren

Baustoffen und allseitig brandschutztechnisch wirk-
same Bekleidung aus nicht brennbaren Baustoffen Zulässig Zulässig Nicht zulässig
(Brandschutzbekleidung) und Dämmstoffe aus nicht
brennbaren Baustoffen
Teile aus brennbaren Baustoffen Zulässig Nicht zulässig Nicht zulässig
158
Tab. 8.2: Baustoff

Baustoffklasse Bauaufsichtliche Benennung Beispiele klassen gemäß
DIN 4102-1 [8.4.1]
A Nicht brennbare Baustoffe
Erden, Gips, Mörtel, Beton, Porenbeton, Steine und Bauplatten aus

A1 Ohne brennbare Bestandteile
mineralischen Bestandteilen, Mineralfaser, Ziegel, Glas
Mit geringen Anteilen an Gipskartonplatten mit geschossener Oberfläche, Leichtbeton mit

A2
brennbaren Bestandteilen Polystyrolzuschlag
B Brennbare Baustoffe
Schwer entflammbare Holzwolle-Leichtbauplatten, Gipskartonplatten mit gelochter

B1
Baustoffe Oberfläche, Kunstharzputze
Normal entflammbare Holz, genormte Holzwerkstoffe, bestimmte kunststoffbeschichtete

B2
Baustoffe dekorative Flachpressplatten oder Holzfaserplatten
Leicht entflammbare Holz unter 2 mm Dicke, Holzwolle, Papier, unbehandelte Polystyrol-Hart-

B3
Baustoffe schaumplatten
den bauaufsichtlichen Anforderungen zugeordnet B, C, D, E und F mit den Bedeutungen nach Tab. 8.3
werden müssen. Die Begriffe „Baustoffe“, „Bauteile“ vor. Neben dem Brandverhalten werden als zusätz-
und „Sonderbauteile“, die in DIN 4102 verwendet liche Klassifizierungskriterien auch die Rauchent-
werden, sind im Rahmen europäischer Normen wicklung mit den Bezeichnungen s1, s2 und s3
durch die Begriffe „Bauprodukt“ und „Bauart“ ersetzt (smoke) sowie das brennende Abtropfen mit den
worden. Kürzeln d0, d1 und d2 (droplets) mit jeweils drei
Kategorien (Tab. 8.4) erfasst.
Baustoffe
Nach DIN 4102-1 [8.4.1] wird das Brandverhalten von Eine Klassifizierung von Baustoffen hinsichtlich ihres
Baustoffen in Abhängigkeit von der Brennbarkeit in Brandverhaltens wie in der deutschen DIN 4102-4
Baustoffklasse A (nicht brennbar) und Baustoffklasse [8.4.3] ist auf europäischer Ebene nicht vorgesehen.
B (brennbar) mit Unterklassen eingeteilt (Tab. 8.2). Dennoch wurden durch mehrere Entscheidungen
Die allgemeine Anforderung der Norm ist, dass bei der Europäischen Kommission die Brandverhaltens-
Baustoffklasse A1 auf Grund modellhafter Brand klassen für bestimmte Bauprodukte veröffentlicht,
prüfungen bei einem fortentwickelten, teilweise voll- die für den brandschutztechnischen Nachweis ver-
entwickelten Brand die Wärmeabgabe der Baustoffe wendet werden können [8.11]. Danach werden
unbedenklich sein muss und entzündbare Gase nicht Mauersteine aus Porenbeton ohne Prüfung in die
frei werden dürfen. Brandverhaltensklasse A1 eingestuft, entsprechend
Klasse A1 nach deutscher Norm.
Zur Baustoffklasse A1 gehören Baustoffe, die keine
brennbaren Anteile enthalten, z. B. Porenbeton. Bei Dies besagt, dass Produkte aus Porenbeton auf-
gleicher Brandsituation dürfen bei Baustoffen der grund ihrer mineralischen Zusammensetzung keinen
Baustoffklasse A2, die geringe Anteile an brennbaren Beitrag zum Brand leisten und keine brennbaren Be-
Bestandteilen enthalten, die Wärmeabgabe und die standteile enthalten. Daher ist Porenbeton auch für
Brandausbreitung nur sehr gering sein, die entzünd- hohe Beanspruchungen einsetzbar, z. B. für Brand-
baren Gase nur begrenzt auftreten und die Rauch- wände und Komplextrennwände. Die Nichtbrennbar-
entwicklung muss unbedenklich sein wie bei Gips- keit bleibt auch dann erhalten, wenn die Oberfläche
kartonplatten mit geschlossener Oberfläche. Für mit Anstrichen auf Dispersions- oder Alkydharzbasis
Baustoffe der Klasse A2 muss ein Verwendbarkeits- oder mit üblichen Papier-Wandbekleidungen (Tape-
nachweis z. B. in Form einer allgemeinen bauauf- ten) versehen wird. Dünnbettmörtel für Mauerwerk
sichtlichen Zulassung des Deutschen Instituts für aus Porenbetonsteinen entsprechen ebenfalls der
Bautechnik (DIBt) vorliegen. Baustoffklasse A1.
Die Kategorisierung nach DIN 4102-1 ergibt sich im Wärmedämmschichten in zweischaligen Außenwän-
Wesentlichen aus der Brennbarkeit eines Baustoffs. den oder Thermoputze, für die nicht die Klassifizie-
Das System nach DIN EN 13501-1 [8.10.1] unterteilt rung A1 gilt, haben keine Auswirkungen auf die Bau-
Bauprodukte hinsichtlich ihres Brandverhaltens und stoffklassifizierung des verwendeten, nicht brenn-
sieht für Bauprodukte die sieben Kategorien A1, A2, baren Porenbetons. Putze mit üblichen Anteilen an
159
Tab. 8.3: Klassen für

Zusatzanforderungen gemäß DIN EN 13501-1
Bauprodukte gemäß Klasse gemäß Klasse gemäß Bauaufsichtliche
DIN EN 13501-1 DIN EN 13501-1 Kein brennendes DIN 4102-1 Benennung
Kein Rauch
[8.10.1] und Baustoff- Abfallen/Abtropfen
klassen gemäß A1 X X A1
DIN 4102-1 [8.4.1] Nicht brennbar
sowie Zuordnung zu A2 – s1, d0 X X A2
den bauaufsichtlichen B – s1, d0
Benennungen X X
C – s1, d0
A2 – s2, d0
A2 – s3, d0
B – s2, d0
– X
B – s3, d0
C – s2, d0
C – s3, d0
Schwer
A2 – s1, d1 B1
entflammbar
A2 – s1, d2
B – s1, d1
X –
B – s1, d2
C – s1, d1
C – s1, d2
A2 – s3, d2
B – s3, d2 – –
C – s3, d2
D – s1, d0
D – s2, d0
– X
D – s3, d0
E
D – s1, d1
Normal
D – s2, d1 B2
entflammbar
D – s3, d1
– X
D – s1, d2
D – s2, d2
D – s3, d2
E – d2 – –
F – – Leicht entflammbar B3
A1: Bauprodukte der Klasse A1 leisten in keiner Phase des Brandes einschließlich des vollentwickelten Brandes einen Beitrag. Aus diesem
Grund wird vorausgesetzt, dass sie in der Lage sind, alle Anforderungen der unteren Klassen zu erfüllen.
A2: Erfüllen beim SBI-Prüfverfahren nach EN 13823 die gleichen Kriterien wie die Klasse B. Zusätzlich liefern diese Bauprodukte unter den
Bedingungen eines voll entwickelten Brandes keinen wesentlichen Beitrag zur Brandlast und zum Brandanstieg.
B: Wie Klasse C, aber mit strengeren Anforderungen.
C: Wie Klasse D, aber mit strengeren Anforderungen. Zusätzlich zeigen diese Bauprodukte bei der Beanspruchung durch einen einzeln
brennenden Gegenstand eine begrenzte seitliche Flammenausbreitung.
D: Bauprodukte, die die Kriterien der Klasse E erfüllen und in der Lage sind, für eine längere Zeit dem Angriff durch eine kleine Flamme
ohne wesentliche Flammenausbreitung standzuhalten. Zusätzlich sind sie auch in der Lage, einer Beanspruchung durch einen einzeln
brennenden Gegenstand mit ausreichend verzögerter und begrenzter Wärmefreisetzung standzuhalten.
E: Bauprodukte, die in der Lage sind, für eine kurze Zeit dem Angriff durch eine kleine Flamme ohne wesentliche Flammenausbreitung
standzuhalten.
F Bauprodukte, für die das Brandverhalten nicht bestimmt wird oder die nicht in eine der Klassen A1, A2, B, C, D, E klassifiziert werden können.
160
Tab. 8.4: Bedeutung

Kriterium Kurzzeichen Bedeutung der zusätzlichen An-
s3 Es wird keine Beschränkung der Rauchentwicklung gefordert forderungen zu den
Brandschutzklassen
Die gesamte freigesetzte Rauchmenge sowie das Verhältnis des Anstiegs gemäß DIN EN 13501-1
Rauchentwicklung s (smoke) s2
der Rauchentwicklung sind beschränkt [8.10.1]
s1 Strengere Kriterien als für s2 werden erfüllt
d2 Keine Beschränkungen
Brennendes Kein brennendes Abtropfen/Abfallen, das länger als eine vorgegebene Zeit
d (droplets) d1
Abtropfen/Abfallen andauert
d0 Kein brennendes Abtropfen/Abfallen
Zusatzmitteln werden nach DIN 4102-4 ebenfalls der Tab. 8.5: Feuerwider-
Feuerwiderstandsdauer standsklassen gemäß
Baustoffklasse A1 zugeordnet. Werden Zusatzmittel Feuerwiderstandsklasse
in Minuten DIN 4102-2 [8.4.2]
organischer Zusammensetzung über einen normativ
F 30 ≥ 30
geregelten Rahmen hinaus zugesetzt, geht die Eigen-
schaft „nicht brennbar“ verloren. F 60 ≥ 60
F 90 ≥ 90
Bauteile
Für die Sicherheit eines Bauwerks im Brandfall ist F 120 ≥ 120
nicht nur die Brennbarkeit der Baustoffe, sondern F 180 ≥ 180
insbesondere die Feuerwiderstandsdauer der Bau-
teile maßgebend. Sie ist definiert als die Mindest Neben den F-klassifizierten Bauteilen werden nicht
dauer in Minuten, während derer dieses Bauteil bei tragende Außenwände durch das Kurzzeichen W
einer Normbrandprüfung bestimmten Anforderungen gekennzeichnet.
standhält. Die erreichte Feuerwiderstandsdauer wird
Die Feuerwiderstandsdauer und damit die Feuer
nach DIN 4102-2 [8.4.2] durch die Feuerwiderstands-
widerstandsklasse eines Bauteils hängen von folgen
klassen F 30, F 60, F 90, F 120 und F 180 gekenn-
den Einflüssen ab:
zeichnet. (Tab. 8.5). Die Kriterien der deutschen
Normbrandprüfung betreffen die Raumabschluss Ein- oder mehrseitige Brandbeanspruchung
fähigkeit und die Tragfähigkeit. Art des Baustoffs
Raumabschluss bedeutet, dass eine Übertragung Abmessung und Qualität des Bauteils
von Feuer auf benachbarte Räume durch Decken Bauliche Ausbildung der Anschlüsse, Auflager,
und Wände nicht möglich ist. Raumabschließende Halterung, Befestigung, Fugen usw.
Wände, z. B. Wände von Fluchtwegen, Treppen-
Statisches System (statisch bestimmte oder unbe-
raumwände oder Wände zur Trennung von Brand
stimmte Lagerung, einachsige oder zweiachsige
abschnitten, werden nur einseitig vom Feuer bean-
Lastabtragung, Einspannung usw.)
sprucht.
Ausnutzungsgrad der Festigkeiten der verwende-
Während einer Normbrandprüfung dürfen sich raum-
ten Produkte infolge äußerer Lasten
abschließende Bauteile auf der feuerabgekehrten
Anordnung von Bekleidungen
Seite im Mittel um nicht mehr als 140 K erwärmen.
An keiner Messstelle darf eine Temperaturerhöhung Entsprechend der ermittelten Feuerwiderstands
von mehr als 180 K über der Anfangstemperatur ein- klasse und den verwendeten Baustoffen können die
treten. In einem Entzündungsversuch darf sich ein Kurzbezeichnungen nach DIN 4102-2 den bauord-
an ungünstiger Stelle wie an Rissen, Spalten oder nungsrechtlichen Benennungen zugeordnet werden
Fugen auf der feuerabgekehrten Seite angehaltener (Tab. 8.6).
Wattebausch nicht durch heiße Gase entzünden.
Im Gegensatz zu DIN 4102-2 werden in DIN 13501-2
Die Tragfähigkeit eines raumabschließenden Bauteils [8.10.2] die verschiedenen brandschutztechnisch
wird dadurch definiert, dass während der vorgesehe bedeutsamen Kriterien wie Tragfähigkeit und Raum-
nen Prüfdauer tragende Bauteile unter ihrer rechne- abschluss einzeln bewertet. Durch Kombination der
risch zulässigen Gebrauchslast und nicht tragende einzelnen Kriterien entsteht ein differenzierteres Be-
Bauteile unter ihrer Eigenlast nicht versagen dürfen. urteilungssystem als nach der früheren deutschen
161
Tab. 8.6: Feuerwider-

standsklassen von Einstufung gemäß DIN 4102-2
Bauaufsichliche Benennung
Bauteilen gemäß
Feuerwiderstandsklasse Kurzbezeichnung
DIN 4102-2 [8.4.2]
und bauaufsichtliche Feuerhemmend F 30 F 30-B 1)
Benennungen
Feuerhemmend und aus
F 30 und aus nicht brennbaren Stoffen F 30-A 1)
nicht brennbaren Stoffen
F 60 und in den wesentlichen Teilen aus nicht brennbaren Baustoffen F 60-AB 2)

Hoch feuerhemmend
F 60 und aus nicht brennbaren Baustoffen F 60-A 2)
Feuerbeständig F 90 und in den wesentlichen Teilen aus nicht brennbaren Baustoffen F 60-AB 3) 4)
Feuerbeständig und aus

F 90 und aus nicht brennbaren Baustoffen F 90-A 3) 4)
nicht brennbaren Stoffen
1)
bei nicht tragenden Außenwänden auch W 30 zulässig
2)
3)
4)
nach bestimmten bauaufsichtlichen Verwendungsvorschriften einiger Bundesländer auch F 120 erforderlich
Normung. Z. B. ist aus der deutschen Bezeichnung einer einseitigen Brandbeanspruchung ohne Über-
F 90 nicht zu erkennen, ob es sich um ein tragendes tragung von Feuer von der dem Feuer zugekehrten
oder ein nicht tragendes, ein raumabschließendes Seite zu der vom Feuer abgewandten Seite zu wi-
oder ein nicht raumabschließendes Bauteil handelt. derstehen. Die Übertragung von Feuer ist als Er-
Es ist lediglich zu erkennen, dass eine Feuerwider- gebnis einer signifikanten Übertragung von Wärme
standsdauer von mindestens 90 Minuten erreicht anzusehen. Durch Begrenzung der Übertragung
wurde. muss ausgeschlossen werden, dass von Feuer ab-
gewandte Oberflächen sowie Materialien, die sich
Gegenüber dem deutschen Klassifizierungssystem
in der Nähe dieser Oberflächen befinden, entzün-
für Bauteile verlangt das europäische System die
det werden. Ebenso wichtig ist der Schutz von
Ermittung mehrerer charakteristischer Eigenschaften
Personen, die sich in der Nähe der Oberfläche be-
für die Feuerwiderstandsfähigkeit (Tab. 8.7). Für
finden. Nach Versuchsdurchführung und Bewertung
Mauerwerkswände aus Porenbeton sind u. a. fol-
des Bauteils erfolgt die Klassifizierung auf Grund
gende Begriffe relevant:
lage der kürzesten Zeit, für die Kriterien einer
Tragfähigkeit (Kurzzeichen „R“, Résistance): Temperaturerhöhung erfüllt werden.
Die Tragfähigkeit R beschreibt die Fähigkeit eines
Strahlungsbegrenzung
Bauteils, unter festgelegten mechanischen Einwir-
(Kurzzeichen „W“, Radiation):
kungen bei einer Brandbeanspruchung auf einer
Strahlungsbegrenzung W bedeutet, dass ein Bau-
Seite oder auf mehreren Seiten die Standsicherheit
teil in der Lage ist, einer nur einseitigen Brandbe-
zu behalten.
anspruchung so zu widerstehen, dass die Wahr-
Raumabschluss (Kurzzeichen „E“, Étanchéité): scheinlichkeit einer Brandübertragung entweder
Ein Bauteil mit raumtrennender Funktion verfügt durch das Bauteil oder von der vom Feuer abge-
über die Eigenschaft Raumabschluss E, wenn es kehrten Oberfläche des Bauteils auf angrenzende
der Beanspruchung durch ein nur an einer Seite Materialien reduziert wird.
angreifendes Feuer widerstehen kann. Ein Feuer-
Widerstand gegen mechanische Beanspruchung
durchtritt zur unbeflammten Seite als Ergebnis des
(Kurzzeichen „M“, Mechanical):
Durchtritts von Flammen oder heißer Gase muss
Bauteile mit einem Widerstand gegen mechanische
vom Bauteil verhindert werden, da sonst die Ge-
Beanspruchung M müssen einem seitlichen Pen-
fahr besteht, dass sich die dem Feuer abgekehrte
delstoß widerstehen, ohne dass das R-, E- und/
Seite des Bauteils oder in der Nähe dieser Ober
oder I-Verhalten beeinflusst wird. Dadurch wird
fläche befindliche Materialien entzünden würden.
eine Situation beschrieben, in der der Verlust der
Wärmedämmung (Kurzzeichen „I“, Isolation): Tragfähigkeit eines anderen Bauteils im Brandfall
Ein Bauteil, das über die charakteristische Eigen- eine Stoßbeanspruchung auf das betreffende Bau-
schaft Wärmedämmung I verfügt, ist in der Lage, teil verursachen würde.
162
Tab. 8.7: Klassifizie

Kurzzeichen Kriterium Anwendungsbereich
rungskurzzeichen
R (Résistance) Tragfähigkeit und -kriterien für den
Feuerwiderstand
E (Étanchéité) Raumabschluss gemäß DIN EN 13501-2
[8.10.2]
I (Isolation) Wärmedämmung (unter Brandeinwirkung) Beschreibung der
Feuerwiderstandsfähigkeit
W (Radiation) Begrenzung des Strahlungsdurchtritts
Mechanische Einwirkung auf Wände

M (Mechanical)
(Stoßbeanspruchung)
Begrenzung der Rauchdurchlässigkeit (Dichtheit, Rauchschutztüren (als Zusatzanforderung

Sm (Smokemax, leakage rate) Leckrate), erfüllt die Anforderungen sowohl bei auch bei Feuerschutzabschlüssen),
Umgebungstemperatur als auch bei 200 °C Lüftungsanlagen einschließlich Klappen
Entrauchungsleitungen,
Rauchdichtheit
S (Smoke) Entrauchungsklappen,
(Begrenzung der Rauchdurchlässigkeit)
Brandschutzklappen
Rauchschutztüren,
Selbstschließende Eigenschaft (ggf. mit Anzahl
C... (Closing) Feuerschutzabschlüsse (einschließlich
der Lastspiele) einschließlich Dauerfunktion
Abschlüsse für Förderanlagen)
Dauerhaftigkeit der Betriebssicherheit

Cxx (Closing) Entrauchungsklappen
(Anzahl der Öffnungs- und Schließzyklen)
Aufrechterhaltung der Energieversorgung

P Elektrische Kabelanlagen allgemein
und/oder Signalübermittlung
G Rußbrandbeständigkeit Schornsteine
Wand- und Deckenbekleidungen

K 1, K 2 Brandschutzvermögen
(Brandschutzbekleidungen)
Feuerschutzabschlüsse (einschließlich
I 1, I 2 Unterschiedliche Wärmedämmungskriterien
Abschlüsse für Förderanlagen)
i → o (in – out) Nicht tragende Außenwände,

i←o Richtung der klassifizierten Feuerwiderstandsdauer Installationsschächte/-kanäle,
i↔o Lüftungsanlagen/-klappen
a → b (above – below) Richtung der klassifizierten Feuerwiderstandsdauer Unterdecken
Lüftungsleitungen,
v e, h o
Für vertikalen/horizontalen Einbau klassifiziert Brandschutzklappen,
(vertical, horizontal)
Entrauchungsleitungen
Für vertikalen/horizontalen
vew, how
Einbau in Wände klassifiziert
ved, hod Entrauchungsklappen
Einbau in Leitungen klassifiziert
vedw, hodw
Einbau in Wände und Leitungen klassifiziert
U/U Rohrende offen innerhalb des Prüfofens/

(Uncapped/Uncapped) Rohrende offen außerhalb des Prüfofens
C/U Rohrende geschlossen innerhalb des Prüfofens/

Rohrabschottungen
(Capped/Uncapped) Rohrende offen außerhalb des Prüfofens
U/C Rohrende offen innerhalb des Prüfofens/

(Uncapped/Capped) Rohrende geschlossen außerhalb des Prüfofens
Manuelle Auslösung (auch automatische Auslösung

MA Entrauchungsklappen
bei manueller Übersteuerung)
Eignung, einen oder mehrere feuerwiderstandsfähige Entrauchungsleitungen,

multi
Bauteile zu durchdringen bzw. darin einzubauen Entrauchungsklappen
163
Tab. 8.8: Feuerwider-

standsklassen nach
Bauteil
DIN EN 13501-2 Tragende Bauteile
[8.10.2] und bauauf- Bauaufsichtliche
Benennung ohne mit Nicht tragende Nicht tragende Doppel- Selbstständige
sichtliche Benennung
Raum Raum Trennwände Außenwände böden Unterdecken
abschluss abschluss
E 30 (i → o) und
Feuerhemmend R 30 REI 30 EI 30 REI 30 EI 30 (a ↔ b)
E 30-ef (i ← o)
Hoch feuer E 60 (i → o) und
R 60 REI 60 EI 60 – EI 60 (a ↔ b)
hemmend E 60-ef (i ← o)
E 90 (i → o) und
Feuerbeständig R 90 REI 90 EI 90 – EI 90 (a ↔ b)
E 90-ef (i ← o)
Feuerwider-
standsfähigkeit R 120 REI 120 – – – –
120 min
Brandwand – REI 90-M EI 90-M – – –
Folgende Kriterienkombinationen sind möglich: Viele Bauteile aus Porenbeton decken alle Feuerwi-
derstandsklassen und Feuerwiderstandsdauern bis
R: Tragfähigkeit
180 Minuten ab. Tatsächlich kann die brandschutz-
EI: Raumabschluss und Wärmedämmung technische Qualität jedoch weit über die nach DIN
REI: Tragfähigkeit, Raumabschluss und Wärme- EN 1996-1-2 höchste Einstufung hinausgehen. Aus
dämmung Versuchen, die an bewehrten Porenbetonplatten
durchgeführt wurden, ist bekannt, dass die Anfor
REI-M: Tragfähigkeit, Raumabschluss, Wärme- derungen des Brandschutzes auch über die 360.
dämmung und Stoßbeanspruchung Minute hinaus eingehalten werden [8.14].
EI-M: Raumabschluss, Wärmedämmung und
Stoßbeanspruchung
In Tab. 8.8 werden die Kriterien und Feuerwider- 8.3 Wände, Pfeiler und Wand
standsklassen nach DIN EN 13501-2 den bauauf- abschnitte aus Mauerwerk
sichtlichen Begriffen zugeordnet. Der brandschutz-
technische Nachweis für Bauteile erfolgt über DIN Arten und Funktionen von Wänden können aus
EN 1996-1-2 [8.8], Zulassungsbescheide oder über brandschutztechnischer Sicht in tragend und nicht
allgemeine bauaufsichtliche Prüfzeugnisse. In diesen tragend sowie in raumabschließend und nicht raum-
Unterlagen sind z. B. Werte zur Feuerwiderstands- abschließend unterschieden werden (Abb. 8.1):
dauer von Porenbetonbauteilen in Ergänzung zu Nicht tragende Wände, die immer raumabschlie-
brandschutztechnisch bedeutsamen Kriterien wie ßend sind, sind auch im Brandfall überwiegend
Tragfähigkeit oder Raumabschluss, zu Brandwänden durch ihre Eigenlast beanspruchte scheibenartige
aus Porenbeton sowie zu den zu beachtenden Bauteile, die nicht der Knickaussteifung tragender
Anschlussdetails an angrenzende Gebäudeteile Wände dienen. Windlasten, die auf ihre Fläche wir-
enthalten. ken, werden auf tragende Bauteile abgetragen.
Tab. 8.9: Mindestdicke
Nicht tragende raumabschließende Wände werden
Mindestwanddicke
d nicht tragender nur einseitig vom Brand beansprucht. Sie dienen
d
raumabschließender
mm z. B. zur Trennung von Brandabschnitten. Mindest-
Wände aus Poren
für die Feuerwiderstandsklasse dicken nicht tragender raumabschließender Wände
beton-Planbauplatten
(DIN 4166 und F 30-A F 60-A F 90-A F 120-A F 180-A können Tab. 8.9 entnommen werden.
DIN EN 771-4) gemäß
DIN 4102-4 [8.4.3]
50 75 75 115 150 Tragende raumabschließende Wände sind über-
(50) (75) (75) (75) (115) wiegend auf Druck beanspruchte scheibenartige
Wände mit Dünnbettmörtel Bauteile zur Aufnahme lotrechter Lasten. Sie ge-
Werte in Klammern gelten für Wände mit beidseitigem Putz nach
DIN 4102-4 Nr. 9.2.18
währleisten im Brandfall die Tragfähigkeit und die-
nen zur Verhinderung der Brandübertragung von
einem Raum zum anderen. Außerdem halten sie
164
Abb. 8.1:
Brandschutztechnisch
1 nicht tragende, raum-
zu unterscheidende
abschließende Wand
Wandarten
2a tragende, raum
abschließende Wand
(Außenwand)
2b 2b tragende, raum
Wohnung abschließende Wand
A B (Innenwand)
1 3 3 3 tragende, nicht raum-
abschließende
Wand (b > 1 m)
4 tragender, nicht raum-
abschließender
Deckenspann- Pfeiler als Wandab-
richtung
Deckenspann- schnitt (b < 1m)
richtung
3 2b 2a
2a 4
im Brandfall die Trennung von zwei aneinander Mindestdicke Tab. 8.10: Mindest
dicke d tragender
grenzenden Bereichen aufrecht. Tragende raum- Ausnutzungs- d
raumabschließender
abschließende Wände werden nur einseitig vom faktor mm
Wände aus Poren
α6,fi für die Feuerwiderstandsklasse
Brand beansprucht. Hierzu gehören z. B. Woh- betonmauerwerk
REI 30 REI 60 REI 90 REI 120 REI 180 (DIN EN 771-4 in
nungstrennwände oder Außenwände. Mindest
115 115 115 115 150 Verbindung mit DIN
dicken tragender raumabschließender Wände ≤ 0,15 20000-404) gemäß
(115) (115) (115) (115) (115)
enthält Tab. 8.10. Sie sind u.a. vom Ausnutzungs- DIN EN 1996-1-2/NA
faktor α6,fi abhängig, der das Verhältnis der vorhan- 115 115 150 150 175 [8.9]
≤ 0,42
denen Einwirkung zur zulässigen charakteristi- (115) (115) (115) (150) (175)
schen Druckfestigkeit des Mauerwerks beschreibt. 115 150 1751) 1751) 200
≤ 0,70
(115) (115) (150) (175) (200)
Tragende nicht raumabschließende Wände sind
überwiegend auf Druck beanspruchte scheiben Rohdichteklasse ≥ 0,40
Wände mit Dünnbettmörtel
artige Bauteile zur Aufnahme lotrechter Lasten. Sie Werte in Klammern gelten für Wände mit beidseitigem Putz nach
werden im Brandfall zwei-, drei- oder vierseitig be- DIN EN 1996-1-2 Nr. 4.2 (1)
1)
Rohdichteklasse ≥ 0,35
ansprucht. Darunter fallen Wände innerhalb eines
Brandabschnitts, z. B. innerhalb einer Wohnung. Tab. 8.11: Mindest-
Mindestdicke
Mindestdicken tragender, nicht raumabschließender d dicke d tragender,
Ausnutzungs- nicht raumabschlie-
Wände sind in Tab. 8.11 aufgelistet. Zu den tragen- faktor mm
ßender Wände aus
den, nicht raumabschließenden Wänden zählen α6,fi für die Feuerwiderstandsklasse
Porenbetonmauerwerk
auch Pfeiler und Wandabschnitte aus Mauerwerk, R 30 R 60 R 90 R 120 R 180 (DIN EN 771-4 in
deren Wandlänge lF ≤ 1,0 m ist. Gemauerte Pfeiler, 115 150 150 150 175 Verbindung mit DIN
≤ 0,15 20000-404) gemäß
deren Querschnittsfläche A < 0,04 m² ist, sind als (115) (115) (115) (115) (115)
DIN EN 1996-1-2/NA
tragende Bauteile unzulässig. Ergänzend zur Min- 150 175 175 175 240 [8.9]
≤ 0,42
destdicke ist bei Pfeilern und Wandabschnitten die (115) (150) (150) (150) (175)
Mindestwandlänge für die brandschutztechnische
175 175 240 300 300
Dimensionierung relevant (Tab. 8.12). ≤ 0,70
(150) (150) (175) (240) (240)
Stürze über Wandöffnungen sind für eine dreiseitige Rohdichteklasse ≥ 0,40
Brandbeanspruchung zu bemessen. Die erforderliche Wände mit Dünnbettmörtel
Werte in Klammern gelten für Wände mit beidseitigem Putz nach
Breite von Stürzen aus bewehrtem Porenbeton ent- DIN EN 1996-1-2 Nr. 4.2 (1)
spricht der geforderten Wanddicke. Anstelle eines
steinhohen Sturzes dürfen auch einzelne oder neben
einander verlegte Flachstürze verwendet werden
(Tab. 8.13).
165
Tab. 8.12: Mindest

Mindestwandlänge
dicke d tragender,
Ausnutzungs Wanddicke lF
nicht raumabschlie-
faktor d mm
ßender Pfeiler und
α6,fi mm für die Feuerwiderstandsklasse
einschaliger Wandab-
schnitte lF < 1,0 m R 30 R 60 R 90 R 120 R 180
aus Porenbetonmauer 175 365 365 490 490 615
werk (DIN EN 771-4 200 240 365 365 490 615
in Verbindung mit DIN ≤ 0,42 240 240 240 300 365 615
20000-404) gemäß
300 240 240 240 300 490
DIN EN 1996-1-2/
NA [8.9]
365 175 175 240 240 365
175 490 490 –1) –1) –1)
200 365 490 –1) –1) –1)
≤ 0,70 240 300 365 615 730 730
300 240 300 490 490 615
365 240 240 365 490 615
Rohdichteklasse ≥ 0,40
Wände mit Dünnbettmörtel
1)
Die Mindestlänge ist lF > 1,0 m; Bemessung bei Außenwänden daher als raumabschließende Wand nach Tab. 8.10, sonst als nicht
raumabschließende Wand nach Tab. 8.11
Tab. 8.13: Mindest

breite b und Mindest Mindestbreite
höhe h von ausbeto b
nierten U-Schalen mm
Mindest Mindest- Mindest- für die
und Fertigstürzen aus Konstruktionsmerkmal sturzhöhe schalendicke betondeckung Feuerwiderstands-
Porenbeton gemäß
DIN 4102-4 [8.4.3] klasse
h smin cmin
sowie Flachstürzen
mm mm mm F 30-A F 60-A F 90-A
nach Zulassung [8.3]
Ausbetonierte U-Schalen
199 45 − 175 175 175
aus Porenbeton
Porenbetonstürze 175 240

nach DIN 4223/DIN EN 12602 240 − 10 −
(175) (200)
1 2
175 240 300 1)
240 − 20
(175) (200) (240)
c
b b
175 175 200
240 − 30
Mindeststabzahl n = 3 (175) (175) (175)
Flachstürze aus Porenbeton 175 175 240 2)

≥ 124 mm, cmin siehe Zulassung
nach Zulassung (115) (115) (175)
Werte in Klammern gelten für Stürze mit dreiseitigem Putz nach DIN 4102-4 Nr. 9.2.18. Auf den Putz an der Sturzunterseite kann bei Anordnung
von vermörtelten Stahl- oder Holzzargen verzichtet werden.
1)
Mindeststabzahl n = 4
2)
auch zusammengesetzt aus 2 × 115 mm
8.4 Brandwände aus Brandabschnitte zu verhindern, werden Brandwände

nach der Musterbauordnung an besonderen Stellen
Mauerwerk eines Gebäudes gefordert:
Brandwände trennen im Allgemeinen zwei Brandab-
Abschluss eines Gebäudes zur Grundstücks
schnitte oder Gebäude voneinander und sind brand-
grenze hin
schutztechnisch so ausgelegt, dass im Brandfall bei
Versagen der Konstruktion auf einer Seite der Brand- Trennung von aneinander gereihten Gebäuden
wand eine Brandweiterleitung über die Brandwand
Unterteilung ausgedehnter Gebäude im Abstand
verhindert wird. Um im Falle eines Brandes die Brand
von 40 m
ausbreitung auf bestimmte Bereiche zu begrenzen,
den Erhalt notwendiger Rettungswege sicherzustel- Nach DIN EN 1996-1-2 sind Brandwände raumab-
len und die Ausbreitung auf andere Gebäude oder schließende Wände, die zusätzlich zu den Kriterien
166
Tab. 8.14: Mindest

Mindestwanddicke dicke d tragender und
d nicht tragender,
mm raumabschließender
Produkt Rohdichteklasse für die Feuerwiderstandsklassen Brandwände aus
REI-M 30, REI-M 60, REI-M 90, Porenbetonmauerwerk
EI-M 30, EI-M 60, EI-M 90 (DIN EN 771-4 in
Verbindung mit
einschalige Ausführung zweischalige Ausführung
DIN 20000-404) gemäß
≥ 0,55 1) 240 2 × 175 DIN EN 1996-1-2/NA
[8.9]
Plansteine ≥ 0,40 300 2 × 240
≥ 0,40 2) 3) 240 2 × 175
≥ 0,55 240 3) 4) 2 × 175 3) 4)

Planelemente
≥ 0,40 300 2 × 240
1)
Plansteine mit Vermörtelung der Stoßfuge, alternativ beidseitig 20 mm verputzt nach DIN EN 1996-1-2, 4.2(1)
2)
Plansteine mit glatter, vermörtelter Stoßfuge
3)
Mit aufliegender Geschossdecke mit mindestens 90 Minuten Feuerwiderstandsdauer als konstruktive obere Halterung
4)
Planelemente mit Vermörtelung der Stoßfugen, alternativ beidseitig 20 mm verputzt nach DIN EN 1996-1-2, 4.2(1)
REI oder EI einer mechanischen Beanspruchung DIN EN 13501-2 bezieht sich die höhere Anforde-
(Kriterium M) standhalten müssen. Die Mindestdicke rung hinsichtlich des Feuerwiderstands und der
tragender und nichttragender, raumabschließender Stoßbeanspruchung auf REI-M- oder EI-M-klassifi-
Brandwände aus Porenbetonmauerwerk unter- zierte Wände. Angaben zu brandschutztechnischen
schiedlicher Rohdichteklasse in Abhängigkeit von Einzelheiten von Komplextrennwänden aus Poren
der Ausführung (einschalig oder zweischalig) kann betonmauerwerk enthält Tab. 8.15.
Tab. 8.14 entnommen werden.
Die Praxis zeigt, dass über die bauaufsichtlichen
Anforderungen hinaus Kosteneinsparungen durch
geringere Versicherungsprämien erzielt werden kön-
8.5 Komplextrennwände nen, z. B. in Industriegebäuden mit risikobehafteten
Der Begriff „Komplextrennwand“ ist weder bauauf- Bereichen durch gezielte Maßnahmen des baulichen
sichtlich noch durch Normen erfasst. Es handelt sich Brandschutzes wie die Verwendung von Porenbeton
um einen Begriff, der aus versicherungstechnischen im Wand- und Deckenbereich sowie als Abschottung.
Gründen geprägt wurde. Von Feuerversicherern wer- Anfangs höhere Investitionskosten für die Erstellung
den Komplextrennwände zur Abgrenzung bestimmter von Komplextrennwänden amortisieren sich somit
Produktionsbereiche oder zur Eingrenzung besonde- in kurzer Zeit. In erster Linie sind für die Prämienfest
rer Brandrisiken gefordert. legung aber andere Faktoren wie Nutzung, Lage und
Komplextrennwände entsprechen der Feuerwider- Ausstattung von Einfluss. Der bauliche Brandschutz
standsklasse F 180 nach DIN 4102-2, bestehen aus selbst ist nur ein Aspekt von vielen. Für ein Objekt
nicht brennbaren Baustoffen und widerstehen ge- ergeben sich je nach Gewichtung der einzelnen Ein-
genüber Brandwänden einer erhöhten dreimaligen flussgrößen unterschiedlich hohe Feuerversicherungs-
Stoßbeanspruchung von 4.000 Nm. Entsprechend prämien.
Tab. 8.15: Mindest
Mindestdicke Zulässige dicke d und zulässige
d Schlankheit Schlankheit hef/t von
Stoßfugen- mm
Produkt hef/t ein- und zweischali
ausbildung
Einschalige Zweischalige gen Komplextrenn-
Ausführung Ausführung wänden aus Poren
betonmauerwerk mit
Porenbeton-Plansteine Dünnbettmörtel in konstruktiver oberer
Bemessung nach
nach DIN EN 771-4 Stoß- und Lagerfugen, 365 2 × 240 Halterung (Steinfestig-
DIN EN 1996-1-1
in Verbindung mit DIN 20000-404 Nut ausgespart keitsklassen 4 und 6,
RDK ≥ 0,55)
Bemessung nach
Porenbeton-Planelemente
DIN EN 1996-1-1
nach Dünnbettmörtel in
365 2 × 240 bzw. nach bau-
allgemeiner bauaufsichtlicher Stoß- und Lagerfugen
aufsichtlicher
Zulassung
Zulassung
167
Abb. 8.2: Verbindung

zwischen Mauer- Horizontalschnitt 8.6 Anschlüsse
werkswänden aus Die brandschutztechnische Eig-
Porenbeton durch
seitliche Halterung
nung von Wänden hängt außer
(Stumpfstoßanschluss Mauerwerk von den Baustoff- und Bauteil
mit vollfugiger Vermör- eigenschaften von der Wahl des
telung)
statischen Systems, von Ein-
bauten, von Installationen und
vom Maß der Brandbeanspru-
chung auch von der Ausbildung
der Fugen und Anschlüsse ab.
DIN EN 1996-1-2 sowie DIN

4102-4 lassen je nach brand-
schutztechnischer Anforderung
Vermörtelung
nach DIN 4102-4
mehrere Anschlussmöglichkeiten
zu, die neben weiteren zugelas-
senen Anschlüssen in den Be-
richtsheften 4 [8.1] und 17 [8.2]
Abb. 8.3: Verbindung
Horizontalschnitt
des Bundesverbandes Porenbe
zwischen Mauerwerks-
x x ≥ 30 mm bei tonindustrie dargestellt werden.
wänden aus Poren- Brandwänden
beton durch seitliche Mauerwerk oder Beton Z. B. ist beim Stumpfstoßanschluss
Halterung (Wandein- Mineralfaserdämmung mit Mauerankern darauf zu achten,
bindung) nach DIN 4102-4
dass die Fuge zwischen den
Fugendichtung Wänden vollständig mit Mörtel
verfüllt wird.
Je nach statischen Erfordernissen,

die an die anzuschließende Wand
gestellt werden, ist bei REI-klassi-
fizierten Wänden auch das Füllen
einer Fuge mit Mineralwolle und
einem elastoplastischen Fugen-
Mauerwerk
Innenputz dichtstoff möglich. Anschlüsse
Kellenschnitt
tragender Wände können ent-
sprechend DIN 4102-4 und DIN
EN 1996-1-2 ausgeführt werden.
Abb. 8.4: Verbindung Bei nicht tragenden Wänden sind
zwischen Mauerwerks
Horizontalschnitt
wänden aus Poren-
zusätzlich die Regelungen der
beton durch seitliche DIN 4103-1 [8.5] zu beachten.
Halterung (Stumpfstoß- Dämmschichten in Anschluss
anschluss mit Mauer
Mauerwerk fugen bestehen aus Mineralwolle
ankern aus nicht
rostendem Flachstahl) der europäischen Brandverhaltens-
klassen A1 oder A2 (nichtbrennbar)
300 mit einem Schmelzpunkt oberhalb
30 einer Temperatur von θ = 1.000 °C,
einer Rohdichte von ρ ≥ 30 kg/m³
und sie dürfen nicht glimmen. Die
Abb. 8.2 bis 8.8 zeigen seitliche
Maueranker, und obere Anschlussvarianten
Höhenabstand nach
statischen Erfordernissen von Brandwänden aus Porenbe-
Mineralfaserdämmung tonmauerwerk mit statisch erfor-
nach DIN 4102-4
derlichen oder statisch nicht er-
Fugendichtung forderlichen Anschlüssen.
168
8.7 Feuerschutz Horizontalschnit

Abb. 8.5: Anschluss
von Mauerwerks
abschlüsse wänden aus Poren
Beton beton durch seitliche
Feuerschutzabschlüsse wie Dreh- Halterung (Gleitender
Halfenschiene Anschluss mit senk-
flügeltüren, Schiebetüren oder
recht verschiebbaren
Maueranker
Schiebetore sind selbstschließen Mauerankern)
de Elemente, die dazu bestimmt
sind, im eingebauten Zustand den
Durchtritt des Feuers durch Öff-
nungen zu verhindern. Jede Bau-
art der Feuerschutzabschlüsse ist
nach DIN 4102 von amtlicher Stel-
le geprüft und vom Deutschen In-
Mauerwerk
stitut für Bautechnik durch Be-
Mineralfaserdämmung
scheid bauaufsichtlich zugelassen. nach DIN 4102-4
Mit dem Ergebnis aus der Brand- Fugendichtung

schutzprüfung wird ein Feuer-
schutzabschluss in die Feuerwi- Abb. 8.6: Verbindung
Horizontalschnitt
derstandsklasse T 30, T 60, T 90, zwischen Mauerwerks-
wänden aus Poren
T 120 oder T 180 eingeordnet. In Mauerwerk beton durch seitliche
Deutschland sind nur die Feuer- Halfenschiene Halterung (Gleitender
widerstandsklassen T 30 und T 90 Maueranker
Anschluss mit senk-
20 recht verschiebbaren
verbreitet, wobei der Großteil von
Mauerankern)
etwa 90 % auf T 30-Abschlüsse
entfällt [8.2].
Feuerschutztüren werden in allen

Wandarten, über die sich der Zu-
lassungsbescheid erstrecken soll,
brand- und funktionstechnisch
geprüft, z. B. in Mauerwerk aus
Mauerwerk
Porenbeton-Plansteinen gemäß
DIN EN 771-4 [8.7] in Verbindung Mineralfaserdämmung
nach DIN 4102-4
mit DIN 20000-404 [8.6].
Fugendichtung
Die wichtigsten Bestimmungen,
die beim Einbau von Feuerschutz- Abb. 8.7: Anschluss
Horizontalschnitt
abschlüssen im Planungsstadium von Mauerwerks
wänden aus Poren
zu beachten sind, betreffen die beton durch seitliche
Wanddicken, Wandfestigkeiten ≤30 ≥30 Halterung (Gleitender
sowie Anschlussdetails. Im Allge- Anschluss mit Stahl-
winkeln)
meinen sind die in Tab. 8.16 zu-
sammengestellten Mindestwerte
einzuhalten. Diese Tabelle gibt je-
doch nur einen Überblick. Einzel-
heiten sind den Zulassungsbe
scheiden der Hersteller zu ent-
nehmen.
Die Zulassungen geben die Aus- Mauerwerk

führung der Wand, in die eine Mineralfaserdämmung
nach DIN 4102-4
Feuerschutztür oder ein Feuer-
Stahlwinkel
schutztor eingebaut wird, sowie
Beton
169
Abb. 8.8: Deckenan-

schluss von
A B
Mauerwerkswänden
aus Porenbeton
(Anschluss mit Feder-
ankern)
Kellenschnitt
Mineralfaserdämmung nach DIN 4102-4
Federanker in jeder Fuge
(Befestigung mit Nägeln)
Mauerwerk
gegebenenfalls Putz
A B
Vertikalschnitt B – B Vertikalschnitt A – A
Tab. 8.16: Beispiele für

Mindestdicken d von
Mindestdicke
Wänden aus Poren
d
Bauart des Abschlusses mm
beton-Plansteinen
(DIN EN 771-4 und für Türöffnungen für Toröffnungen
DIN 20000-404) der
Festigkeitsklasse ≥ 4 T 30-1 (einflügelig) 115 115
mit Feuerschutz
abschlüssen [8.2] T 30-2 (zweiflügelig) 115 200
T 90-1 (einflügelig) 175 175
T 90-2 (zweiflügelig) 175 200
Abb. 8.9: Baurichtmaß,

lichtes Durchgangsmaß
Eckzarge: Vertikalschnitt Eckzarge: Horizontalschnitt
und Zargenaußenmaß
[8.2]
30-501)
5
Rohbaumaß
5 5
Baurichtmaß
lichter Durchgang
Baurichtmaß
Flügelmaß
Rohbaumaß
30-501)
Flügelmaß
30-501)
lichter Durchgang
20-301)
5±2
OKFF
1)
herstellerspezifisch
170
die Befestigung der Zarge vor. Die Türen dürfen die Baustoff, der bekleidet wird
im Zulassungsbescheid angegebenen Baurichtmaße
Bekleidungsdicke
weder über- noch unterschreiten. Das Baurichtmaß,
das lichte Durchgangsmaß und das Zargenaußen- Art der Bekleidungsbefestigung (z. B. Anschlussart,
maß werden entsprechend Abb. 8.9 ermittelt [8.2]. Auflager, Halterung, Verbindungsmittel, Spannweite)
Folgende Bekleidungsarten werden unterschieden:
Putzbekleidungen
8.8 Bekleidungen Vorsatzschalen
Durch fachgerecht ausgeführte Bekleidungen kann Unterdecken
bei ausreichender Befestigung und unter Berück
sichtigung brandschutztechnischer Gesichtspunkte Vorsatzschalen sind z. B. Bekleidungen von Stahl-
die Feuerwiderstandsklasse eines Bauteils erheblich stützen aus Porenbetonmauerwerk. Sie werden im
verbessert werden. Dabei hängt die Verlängerung Verband errichtet und entsprechen den in DIN 4102-4
der Feuerwiderstandsdauer u. a. von folgenden Ein- festgelegten Mindestdicken (Tab. 8.17).
flüssen ab:
Tab. 8.17:
Mindestbekleidungsdicke
Mindestbekleidungs
d
dicke d von Stahl
mm
stützen mit einer
für die Feuerwiderstandsklasse
Bekleidung aus
F 30-A F 60-A F 90-A F 120-A F 180-A Porenbetonmauerwerk
(DIN EN 771-4 und
50 50 50 50 75
DIN 20000-404) gemäß
(50) (50) (50) (50) (50) DIN 4102-4 [8.4.3]
Werte in Klammern gelten für Stützen aus Hohlprofilen, die vollständig ausbetoniert sind, sowie für Stützen mit offenen Profilen, bei denen die
Flächen zwischen den Flanschen vollständig ausbetoniert, vermörtelt oder ausgemauert sind.
171
Literatur
[8.1] Bundesverband Porenbetonindustrie e.V. (Herausgeber): Bericht 4 − Brandverhalten von
Porenbetonbauteilen
[8.2] Bundesverband Porenbetonindustrie e.V. (Herausgeber): Bericht 17 − Einbau von Feuerschutztüren
und -toren
[8.3] Deutsches Institut für Bautechnik: Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung Z-17.1-634, Porenbeton-
Flachstürze, Berlin 2018
[8.4] DIN 4102: Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen
[8.4.1] Teil 1: Baustoffe; Begriffe, Anforderungen und Prüfungen. Ausgabe 1998-05
[8.4.2] Teil 2: Bauteile; Begriffe, Anforderungen und Prüfungen. Ausgabe 1977-09
[8.4.3] Teil 4: Zusammenstellung und Anwendung klassifizierter Baustoffe, Bauteile und Sonderbauteile.
Ausgabe 2016-05
[8.5] DIN 4103-1: Nichttragende innere Trennwände − Teil 1: Anforderungen und Nachweise.
Ausgabe 2015-06
[8.6] DIN 20000-404: Anwendung von Bauprodukten in Bauwerken − Teil 404: Regeln für die Verwendung
von Porenbetonsteinen nach DIN EN 771-4. Ausgabe 2018-04
[8.7] DIN EN 771-4: Festlegungen für Mauersteine − Teil 4: Porenbetonsteine. Ausgabe 2015-11
[8.8] DIN EN 1996-1-2: Eurocode 6: Bemessung und Konstruktion von Mauerwerksbauten − Teil 1-2:
Allgemeine Regeln − Tragwerksbemessung für den Brandfall. Ausgabe 2011-04
[8.9] DIN EN 1996-1-2/NA: Nationaler Anhang − national festgelegte Parameter − Eurocode 6:
Bemessung und Konstruktion von Mauerwerksbauten − Teil 1-2: Allgemeine Regeln − Tragwerks
bemessung für den Brandfall. Ausgabe 2013-06
[8.10] DIN EN 13501: Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten
[8.10.1] Teil 1: Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Prüfungen zum Brandverhalten von
Bauprodukten. Ausgabe 2010-01
[8.10.2] Teil 2: Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Feuerwiderstandsprüfungen, mit Ausnahme von
Lüftungsanlagen. Ausgabe 2016-12
[8.11] Entscheidung der Kommission vom 4. Oktober 1996 zur Festlegung eines Verzeichnisses von
Produkten, die in die Kategorien A „Kein Beitrag zum Brand“ gemäß der Entscheidung 94/611/EG
zur Durchführung von Artikel 20 der Richtlinie 89/106/EWG des Rates über Bauprodukte einzustufen
sind (96/603/EG)
[8.12] Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (Herausgeber): Technischer Leitfaden
der Feuer- und Feuerbetriebsunterbrechungs-Versicherung − Risiken, Schutzziele, Schutzkonzepte
und Schutzmaßnahmen. Verlag VDS Schadenverhütung GmbH, Köln 2008
[8.13] Musterbauordnung (MBO), Fassung November 2002, zuletzt geändert durch Beschluss der
Bauministerkonferenz vom 13.05.2016
[8.14] TU Braunschweig: Allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis P-3590/4066-MPA BS:
Nichttragende, raumabschließende Brandwände aus liegend bzw. stehend angeordneten bewehrten
Porenbetonplatten nach DIN 4102-3: 1977-09 bei einseitiger Brandbeanspruchung mit einer erhöh-
ten Feuerwiderstandsdauer und erhöhter mechanischer Beanspruchung. Braunschweig 2007
172
PORENBETON HANDBUCH KONSTRUKTIONEN
KONSTRUKTIONEN 9
9.1 Übersicht
Porenbeton besitzt sowohl hohe Festigkeiten als auch
gute Wärmedämm- und Brandschutzeigenschaften.
Daraus ergibt sich die Möglichkeit, auf Baustoff
kombinationen und mehrschichtige Bauweisen weit-
gehend zu verzichten. Planungs- und Ausführungs-
fehler, wie sie häufig beim Kombinieren unterschied-
licher Baustoffe in einem Bauteil entstehen, können
dadurch vermieden werden.
Beispielhaft werden in diesem Kapitel Konstruktions-

details gezeigt. Sie umfassen Wände aus Porenbeton-
mauerwerk.
Über diese Beispiele hinaus sind viele weitere Lösun

gen möglich und gebräuchlich, die sich teilweise
auch an regionalen Traditionen orientieren können.
173
KONSTRUKTIONEN PORENBETON HANDBUCH
Abb. 9.1: Wand

aufbauten aus Poren-
betonmauerwerk
Vormauerschale
Außenputz
Wärmedämmung
Porenbeton- (Mineralwolle-
mauerwerk Dämmplatte)
Porenbeton-
mauerwerk
Innenputz
Innenputz
Maueranker
Monolithische, verputzte Zweischalige Außenwand

Außenwand mit Wärmedämmung und Vormauerschale
Innenputz Innenputz
Luftschicht
Schalenfuge ≥ 50 mm
mit Mineralfaser-Dämmplatte
Typ WTH gemäß
DIN 4108-10, d ≥ 40 mm
Porenbeton- Porenbeton-
mauerwerk mauerwerk
Zweischalige Haustrennwand Außenwand mit hinterlüfteter

Fassadenbekleidung
Innenputz
Porenbeton-
mauerwerk
Innenputz
Innenwand
174
Abb. 9.2: Abdichtung

am Boden-Wand-
Anschluss gegen
Porenbetonmauerwerk Bodenfeuchte und
Wandabdichtung (PMBC) nicht drückendes
Mörtelfuge Wasser (Klasse W1.1-E
Querschnittsabdichtung nach DIN 18533-1)
Schutzschicht
Bodenbelag
Estrich
Zwischenabdichtung
Trennschicht
(MDS)
Trittschalldämmung
Dichtungskehle ≥ 250 Stahlbeton
≥ 100
≥ 30
PMBC: Polymermodifizierte Bitumendickbeschichtung Alternative Ausführungsvarianten sind möglich.

MDS: Mineralische Dichtungsschlämme Maße in mm

am Boden-Wand-
Anschluss gegen
Porenbetonmauerwerk Bodenfeuchte und
nicht drückendes
Dränelement Mörtelfuge Wasser mit Dränung
Querschnittsabdichtung (Klasse W1.2-E nach
Filtervlies DIN 18533-1)
Bodenbelag
Zwischenabdichtung (MDS)
Estrich
Dichtungskehle
Trennschicht
Trittschalldämmung
≥ 250 Stahlbeton
Dränung
gemäß ≥ 100
DIN 4095
≥ 30

175

am Boden-Wand- Porenbetonmauerwerk
Anschluss im Keller bei
Mörtelfuge
mäßiger Einwirkung von
drückendem Wasser Querschnittsabdichtung
(Klasse W2.1-E nach
Schutzschicht Bodenbelag
18533-1)
Estrich
Zwischenabdichtung Trennschicht
(MDS)
≥ 250 Trittschalldämmung
Dichtungskehle Stahlbeton
≤ 3.000 bis GOK
≥ 100
≥ 30
HGW/HHW (höchster Grundwasser- bzw. Hochwasserspiegel)


im Sockelbereich
Leichtputz Porenbetonmauerwerk
von einschaligem
Mörtelfuge
Mauerwerk −
Ausführungsvariante 1
Sockelabschlussschiene Bodenbelag
Sockelputz Estrich
überputzbare Abdichtung (MDS) Trennschicht
≤ 300 mm (im Rohbau) Trittschalldämmung
≥ 150 mm (im Fertigzustand)
Stahlbeton
Wärmedämmung
Deckenrandstein
(50 ... 200)
Feuchteschutz
am Wandsockel
(≥ 100)
Schutzschicht

176

Leichtputz Porenbetonmauerwerk im Sockelbereich
von einschaligem
Mörtelfuge
Mauerwerk −
Ausführungsvariante 2
Sockelabschlussschiene Bodenbelag (mit mineralischer
Sockelputz Estrich Dichtungsschlämme)
überputzbare Abdichtung (MDS) Trennschicht

≤ 300 mm (im Rohbau) Trittschalldämmung
≥ 150 mm (im Fertigzustand)
Stahlbeton
Wärmedämmung
(≥ 50)
Deckenrandstein
(50 ... 200)

Feuchteschutz
am Wandsockel
(MDS) (≥ 100)
Schutzschicht

177
Abb. 9.7: Empfehlung

für die Ausführung von
Außenecken bei Stein-
breiten b > 365 mm
1/1
1/2
1/2
1/1
1/2
1/2
Vermörtelte Stoßfugen (Dünnbettmörtel)

Jeweils 2 Stoßfugen vermörteln

breiten b ≤ 365 mm
1/1
1/1

178

Brüstungsmauerwerk
Keine Stoßfugen
in Verlängerung der Laibungen
Vermörtelte Stoßfugen
(Dünnbettmörtel)
Hu
lol ≥ 0,4 Hu
Empfehlung: Ab Öffnungsbreiten ≥ 1,0 m eine Lage geeignetes Gewebe

in die Dünnbettmörtel-Lagerfuge einlegen.
Abb. 9.10: Einschalige

Außenwand aus
Porenbetonmauerwerk
− Fensterbrüstung
Außenputz
Sperrbahn
Dämmstoff, Hartschaum
Porenbeton-Ausgleichsstein
Porenbetonmauerwerk
Innenputz
Außenputz
179
Abb. 9.11: Sturz-

ausbildung mit
Porenbetonmauerwerk
Porenbeton-U-Steinen
Ortbeton
Porenbeton-U-Stein bzw. U-Schale
Bewehrungskorb oder Profil-Stahl
(nach Statik)
Montageunterstützung

Außenwand aus Poren- Innenputz
betonmauerwerk mit Bodenbelag
Anschluss an Stahlbe
Estrich
tondecke und Fenster
anschluss mit Poren- Trennschicht
beton-Flachstürzen Außenputz Trittschalldämmung und
ggf. Wärmedämmung
Porenbetonmauerwerk
Mörtelfuge
Porenbeton-Deckenrandstein
Wärmedämmung
Gewebeeinlage
Stahlbetondecke
Porenbeton-Flachsturz Innenputz
Eckschiene
Anputzleiste Innenputz
180

Innenputz Außenwand aus
Bodenbelag Porenbetonmauerwerk
mit Anschluss an
Estrich
Stahlbetondecke und
Trennschicht Rollladenkasten
Trittschalldämmung und
Außenputz ggf. Wärmedämmung
Porenbetonmauerwerk
Mörtelfuge
Porenbeton-Deckenrandstein
Wärmedämmung
Gewebeeinlage Stahlbetondecke
Porenbeton-Flachsturz Rollladenkasten
Eckschiene
Anputzleiste

Außenwand aus
Porenbetonmauerwerk
− Dachanschluss
Unterspannbahn (Traufschnitt)
Wärmedämmung
Porenbeton-Planbauplatte, Zuschnitt
Dampfsperre
Porenbeton-Planbauplatte,
Zuschnitt
Fußschwelle aus Holz
Wärmedämmung
Sparren Porenbeton-U-Schale
mit Betonkern
Innenputz
Außenputz
(optional)
Porenbetonmauerwerk
181
Abb. 9.15: Zweischa-

lige Außenwand aus
Porenbetonmauerwerk
mit Wärmedämmung Innenputz
und Vormauerschale − Wärmedämmung
Porenbetonmauerwerk
Anschluss im
Sockelbereich Vormauerschale
Maueranker
Mörtelfuge
Abdichtung
lagesicher befestigen
Abdichtung
Hartschaum
Sockelputz
≥ 100*
≥ 150
Stahlbetondecke
Perimeterdämmung
Deckleiste, systemspezifisch
Deckenrandstein
Bitumen-Dickbeschichtung aus Porenbeton
Drainage/Anfüllschutz Innenputz
Porenbetonmauerwerk
*)Überlappung von Sperrbahn und Bitumendickbeschichtung ≥ 100 mm

lige Außenwand aus
Porenbetonmauerwerk
mit Wärmedämmung
und Vormauerschale − Innenputz
Gebäudeecke
Porenbetonmauerwerk
Luftschicht-Maueranker
Wärmedämmung
Vormauerschale
Dehnfuge
182
Abb. 9.17: Ausbildung

der Brüstung bei einer
zweischaligen Außen-
wand aus Porenbeton-
mauerwerk mit Wär-
medämmung und Vor-
mauerschale
Fensterbank
Kompriband
Dampfsperre
Sperrbahn
Montageschaum Porenbeton-Ausgleichsstein
Innenputz
Vormauerschale
Porenbetonmauerwerk
Wärmedämmung

lige Außenwand aus
Porenbetonmauerwerk
Porenbetonmauerwerk mit Wärmedämmung
und Vormauerschale −
Vormauerschale Anschluss an Stahlbe-
tondecke und Fenster-
Mörtelfuge
Wärmedämmung anschluss mit Poren-
beton-Flachstürzen
Abdichtung
Abdichtung
Hartschaum
Dämmstoff,
Stahlbetondecke
Hartschaum
Porenbeton-Flachsturz
Montageschaum
Kompriband Innenputz
Anputzleiste
183

lige Außenwand aus
Porenbetonmauerwerk Porenbetonmauerwerk
mit Wärmedämmung
und Vormauerschale −
Maueranker
Anschluss an Stahl-
Mörtelfuge
betondecke und Wärmedämmung
Fensteranschluss mit
Rollladenkasten Vormauerschale
Abdichtung
Abdichtung
Hartschaum
Stahlbetondecke
Innenputz
System-Rollladenkasten
Kompriband

lige Außenwand aus
Porenbetonmauerwerk
mit Wärmedämmung
und Vormauerschale − Unterspannbahn
Dachanschluss
(Traufschnitt) Wärmedämmung
Dampfsperre
Porenbeton-Planbauplatte,
Zuschnitt
Fußschwelle aus Holz
Stahlbetonbalken
Sparren
Wärmedämmung Innenputz
Vormauerschale Porenbetonmauerwerk
184
Abb. 9.21: Zwei

schalige Haustrenn-
wand aus Poren
betonmauerwerk −
Anschluss an Stahl
betondecke
Schalenfuge d ≥ 50 mm
mit Mineralfaser-
Dämmplatte
Typ WTH nach
DIN 4108-10,
d ≥ 40 mm
Stahlbetondecke
Porenbetonmauerwerk
Innenputz

Haustrennwand aus
Porenbetonmauerwerk
− Anschluss an ge-
Porenbetonmauerwerk trennte Bodenplatte
Querschnittsabdichtung
nach DIN 18533-1
mit Mineralfaser-Dämm- Estrich
platte Typ WTH nach Trittschalldämmung und
DIN 4108-10, d ≥ 40 mm
ggf. Wärmedämmung
Trennschicht
Fugenband mit angeformter Stahlbeton-Bodenplatte

Mittelschlauchummantelung
185

Haustrennwand aus
Porenbetonmauerwerk
− getrennte Boden
platte bei nicht unter- Porenbetonmauerwerk
kellertem Gebäude
nach DIN 18533
Schalenfuge d ≥ 50 mm Estrich
mit Mineralfaser-Dämm- Trittschalldämmung und
platte Typ WTH nach
ggf. Wärmedämmung
DIN 4108-10, d ≥ 40 mm
Trennschicht
Perimeterdämmung Stahlbeton-Bodenplatte
Abb. 9.24: Dach-

anschluss einer
Unterspannbahn,
zweischaligen Haus-
Wärmedämmung Dachziegel diffusionsoffen
trennwand aus Poren-
betonmauerwerk an
ein Holzdach
Dachlattung Leichtmörtel Sparren Wärmedämmung
o o
o o o o o o o o
o o o o o o
o o o o
o o o o o oo
o o o
o o o o o o
oo
o o o o o o o
o o o o o o o o
o o o o o o
o o o o
o o o o
o o o o o o o o o o
o o o o o o o o o o o o o o o o
o
o o o
o o o o o
o
o
o o o o o o o o o o
o o o o o o
o
o o o
o o o oo o
o o o o o o o o o o o o o
o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o
o o o o o o o o o
o
o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o
o o o o o o o o
oo o o o
o o o o o o o o o o o
o o o o o o o o o o
o o
o o o o o o o o
o oo o o o o o o o o
oo o o o oo o o o o o o o
o o o
oo o o o o o o oo o
o o o o o
Dampfsperre
Lattung
Trockenbauplatten Innenputz
mit Mineralfaser-Dämmplatte
Typ WTH nach DIN 4108-10,
d ≥ 40 mm
Porenbetonmauerwerk
186
Abb. 9.25: Seitlicher

Horizontalschnitt Anschluss einer zwei-
schaligen Haustrenn-
wand aus Porenbeton-
mauerwerk an eine
Außenwand (mit Putz-
Porenbetonmauerwerk abschlussprofil)
Innenputz
Maueranker,
Schalenfuge d ≥ 50 mm Höhenabstand nach
mit Mineralfaser-Dämm- statischen Erfordernissen
platte Typ WTH nach
DIN 4108-10, d ≥ 40 mm
Kellenschnitt
im Putz
Außenputz Putzabschlussprofil
Haustrennwand stumpf an Außenwand gestoßen mit vollflächig vermörtelter Stoßfuge

Horizontalschnitt Anschluss einer
zweischaligen Haus-
trennwand aus Poren-
betonmauerwerk an
eine Außenwand im
Porenbetonmauerwerk Kellergeschoss
(vertikale Abdichtung)
Innenputz
Maueranker,
Schalenfuge d ≥ 50 mm Höhenabstand nach
mit Mineralfaser-Dämm- statischen Erfordernissen
platte Typ WTH nach
DIN 4108-10, d ≥ 40 mm
Kellenschnitt
im Putz
Hinterfüllschutz Elastisches Kellerwandabdichtung

Abdichtband
Haustrennwand stumpf an Außenwand gestoßen mit vollflächig vermörtelter Stoßfuge
187
Abb. 9.27: Unterer

Anschluss nicht
starrer gleitender
tragender Innenwände
Anschluss Anschluss
aus Porenbeton
mauerwerk an eine
Stahlbetondecke
Porenbetonmauerwerk
weicher Bodenbelag
Estrich
Trennschicht
Trittschalldämmung und
ggf. Wärmedämmung
Stahlbetondecke
Mörtelfuge Mörtelfuge Trennlage

Anschluss nicht Horizontalschnitt
Horizontalschnitt
an tragende Wände
aus Porenbeton starrer Anschluss elastischer Anschluss
mauerwerk
Mauerverbinder
nach statischen Erfordernissen
dauerelastische
Fugenausbildung
Vermörtelung
Kellenschnitt Kellenschnitt
tragende Wand nicht tragende Innenwand tragende Wand nicht tragende Innenwand
Horizontalschnitt
Kellenschnitt
Dämmschicht
Winkellasche
tragende Wand nicht tragende Innenwand
188
Abb. 9.29: Oberer

starrer Anschluss gleitender Anschluss Anschluss nicht
aus Porenbetonmauer
werk an eine Stahl
betondecke
U-Profil
nachträgliche
Vermörtelung Mineralfaserplatte
Vertikalschnitt Vertikalschnitt
A B
Kellenschnitt
Mineralfaserplatte
Federanker in jeder Fuge
(evtl. Befestigung mit Nägeln)
Porenbetonmauerwerk
Putz
A B
Vertikalschnitt B – B Vertikalschnitt A – A
Abb. 9.30: Oberer

Konterschalung Anschluss einer nicht
tragenden Innenwand
Dachziegel Unterspannbahn, Sparren aus Porenbetonmauer-
diffusionsoffen
werk an ein Holzdach
Dachlattung Wärmedämmung
Dampfsperre Porenbetonmauerwerk
Trockenbauplatten
Innenputz
189
Abb. 9.31: Aus

mauerung von Holz-
fachwerk mit Poren Holzriegel/Rähm
beton, Vertikalschnitt
Dreikantleiste
Wärmedämm-Mörtel
Außenputz
Innenputz
außen innen
Porenbeton-Planstein
Holzschwelle
Sockel (abgeschrägt)
Abb. 9.32: Aus

mauerung von Porenbeton-Ausmauerung Porenbeton-Ausmauerung innen
Holzfachwerk mit außen und innen bündig mit dem Fachwerk über das Fachwerk geführt
Porenbeton, Außenputz
Horizontalschnitte
außen außen
Wärmedämm-Mörtel
Holzständer
Dreikantleiste, umlaufend
unvermörtelte Fuge
innen
Porenbetonmauerwerk
Innenputz
innen
Porenbeton-Ausmauerung: Innere Porenbeton-Ausmauerung mit

Bekleidung der Wand mit Trockenbauplatten innenliegender Wärmedämmung
Außenputz
außen Wärmedämm-Mörtel außen

Holzständer
Dreikantleiste, umlaufend
Trockenbauplatte
Fugenfüller mit
innen Bewehrungsstreifen
Dämmung innen
Bekleidung
190
Abb. 9.33: Beispiele für

Zargenausbildungen
Eckzarge Eckzarge mit Gegenzarge *) Umfassungszarge
von Feuerschutztüren
(T30/T90) zum Einbau
in Wänden aus Poren-
betonmauerwerk
*) Alternativ kann die Gegenzarge mit der Eckzarge verschraubt werden.
Eckzarge oder im vorderen Zargenspiegel einer Umfassungszarge
Befestigungsmaterial Dübel gemäß Zulassung für

Porenbeton, z. B. fischer SXR 10 × 160, jeweilige
Vorgaben für Randabstände in den Dübelzulassungen
beachten
Verankerungen über Dübelanker t = 3 mm
Befestigungsmaterial Dübel gemäß Zulassung für

Porenbeton, z. B. fischer SXR 10 × 160, jeweilige
Vorgaben für Randabstände in den Dübelzulassungen
beachten
Verankerung über Kunstoffanker
Zugelassene Hinterfüllung der Zargen:

W nur Eckzarge: Mörtel
W Eck- mit Gegenzarge: beides mit Mineralwolle (alternativ Gipskarton oder Mörtel)
W Umfassungszarge: Mineralwolle (alternativ Gipskarton oder Mörtel)
191
Abb. 9.34: Beispiel für

die Dübelmontage zur
Befestigung von Ankerbügel seitlich eingelassen Baurichtmaß
10 lichter Durchgang
Zargen ein- und zwei-
flügeliger Feuerschutz- Schweißnähte 2 × L ≥ 20
türen (T30/T90) in Gegenzarge
Porenbetonwänden.
Eckzarge und Gegenzarge mit Mörtel hinterfüllt
Die Zargenausbildung
ist abhängig vom Ankerbügel mit Anker 40 × Wanddicke × 40 × 3 × 70
(nach Ankerplan gedübelt)
Zulassungsbescheid.
zugelassener Dübel für Porenbeton z. B. fischer-Dübel
SXR (mit Sechskantschraube) oder Hilti-Dübel HRD
Befestigungsklammer
Distanzstücke
Schweißnähte 2 × L ≥ 20
Eckzarge
Abb. 9.35: Beispiele

für Dübelabstände bei = =
der Befestigung von 100 ±20 400 400
100 ±20 100 ±20
Zargen ein- und zwei-
flügeliger Feuerschutz- 200 ±20
türen (T30/T90) in 200 ±20 200 ±20 200 ±20
Porenbetonwänden.
Die Zargenausbildung
ist abhängig vom 1/3
≤ 700 ≤ 700 ≤ 700
Zulassungsbescheid.
Schlossseite
Bandseite
Bandseite
Bandseite
1/3
≤ 700 ≤ 700 ≤ 700
≤ 700 1/3 ≤ 700 ≤ 700
OKFF
200 ±20 200 ±20 200 ±20 200 ±20
192
PORENBETON HANDBUCH AUSFÜHRUNG
AUSFÜHRUNG 10
10.1 Wirtschaftlichkeit kann mit diesen Porenbetonprodukten die Anzahl der

erforderlichen Steine pro m² Wand gegenüber kon-
Um die steigende Nachfrage nach neuem und dabei ventionellem Mauerwerk erheblich reduziert werden.
bezahlbarem Wohnraum erfüllen zu können, sind bis
ins Detail durchdachte und rationelle Bauausführungs- Die Reduzierung der Anzahl der Steine/Elemente pro
konzepte gefragt. Durch das in sich abgestimmte, m² Wand führt zur Erhöhung der Tagesleistung eines
wirtschaftliche Porenbeton-Bausystem kann der Maurers und ist somit ein erheblicher Rationalisie-
Material- und/oder Arbeitsaufwand für die notwen- rungsvorteil (Abb. 10.2). Bei einer 300 mm dicken
digen Ausführungsschritte minimiert werden – die Wand liegt die Tagesleistung eines Maurers, der
Arbeitsproduktivität wird erhöht und die Kosten für Porenbeton-Plansteine verarbeitet, bei etwa 4 m³.
Lohn und Material verringern sich. Die industrielle Dies ist gegenüber etwa 1,5 bis 2,5 m³/Tag bei Bau-
Fertigung der Porenbetonprodukte auf Grundlage weisen mit traditionell kleineren Formaten eine deut-
einzuhaltender Normanforderungen im Rahmen der liche Steigerung. Werden Porenbeton-Planelemente
werkseigenen Produktionskontrolle gewährleistet verarbeitet, steigt die Leistung auf 5 m³/Tag und mehr.
eine gleichbleibende Produktqualität. Geringere Verarbeitungszeiten führen zur Erhöhung
der Produktivität und Reduzierung der Lohnkosten.
Einen Rationalisierungsvorteil bieten die Produktfor-
mate von Porenbeton-Plansteinen und -Planelemen Damit die wirtschaftlichen Vorteile beim Arbeiten mit
ten beim Einsatz für tragende und nichttragende großen Formaten voll zum Tragen kommen, ist eine
Außen- und Innenwände, zweischalige Haustrenn- gute Planung und durchdachte Baustellenorganisa
wände sowie für Kellerwände. Wie Abb. 10.1 zeigt, tion unerlässlich. Je nachdem, ob es sich um stark
Abb. 10.1: Anzahl der
Steine pro m² Wand
fläche bei konventionel
lem Mauerwerk, Mauer-
Konventionelles Mauerwerk 2 DF/3 DF werk aus Porenbeton-
32 Steine pro 1 m2 Wand Plansteinen und aus
Steinmaß 240 mm × B × 113 mm Porenbeton-Planele
menten
Porenbeton-Plansteine
6,5 Steine pro 1 m2 Wand
Steinmaß 624 mm × B × 249 mm
Porenbeton-Planelemente
2,6 Steine pro 1 m2 Wand
Steinmaß 624 mm × B × 624 mm
193
AUSFÜHRUNG PORENBETON HANDBUCH
Abb. 10.2: Produktivität

bei der Verarbeitung Maurer-Tagesleistung [m3/d] 15
von Mauersteinen mit
14
unterschiedlichen Quellen
Formaten
13
(Angaben beziehen sich auf volles Mauerwerk):
12
11 • Institut für Zeitwirtschaft und Betriebs-
beratung Bau, Neu-Isenburg
10
9 • Bundesausschuss Leistungslohn Bau:
Kalkulationsrichtzeiten im Mauerwerksbau,
8
ztv-Verlag
7 Planelemente
6
5
4 Plansteine
3 10 DF 2 DF/3 DF
2
1
0
0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0
Kalkulationsrichtzeit bzw. Arbeitszeitrichtwert [h/m3]
gegliedertes, weniger gegliedertes oder Mauerwerk schnell durch Sägen, Bohren oder Fräsen hergestellt
ohne Öffnungen (z. B. Haustrennwände) handelt, ist zu werden. Technik, Werkzeuge und Maschinen ent-
entscheiden, welches Wandbauprodukt aus Poren- sprechen weitgehend denen, die auch für die Bear-
beton sinnvoll eingesetzt werden kann. beitung von Holzwerkstoffen eingesetzt werden. Auf
die planebenen Oberflächen können Fliesen direkt im
Durch die für den Mauerwerksbau gültige Modulord-
Dünnbettverfahren oder ein Dünnlagenputz aufge-
nung ist ein Wechsel zwischen einzelnen Porenbeton-
bracht werden. Auf Porenbeton abgestimmte Putz-
produkten wie auch zu den Formaten anderer Mauer-
systeme bieten die Möglichkeit einer schnellen Ober-
steinarten möglich. Dies gilt gleichermaßen für die
flächenbehandlung mit geringem Materialbedarf.
Länge und die Höhe der Produkte.
Eventuelle Beschädigungen von Bauteilen aus Poren-
Eine wirtschaftliche Bauausführung ergibt sich be-
beton können leicht ausgebessert werden. Mit einem
sonders dann, wenn Teile eines Bausystems so gut
speziellen Ausbesserungsmörtel wird eine Struktur
aufeinander abgestimmt sind, dass nachgeschaltete
erreicht, die der des Porenbetons entspricht. Nach
Arbeitsgänge entweder vereinfacht werden (z. B. die
dem Erhärten wird die ausgebesserte Stelle dann so
Oberflächenbehandlung oder das Herstellen von Aus-
abgeschliffen, dass sie gegenüber der regulären
sparungen) oder völlig entfallen können (z. B. Verzicht
Bauteiloberfläche nicht aufträgt. So werden kurze
auf die Stoßfugenvermörtelung).
Bearbeitungszeiten bei hoher Genauigkeit ermöglicht.
Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit hat auch die
Auch bei Modernisierungen und anderen Bauauf
Art der Vermörtelung. Traditionelles Mauerwerk ist
gaben mit differenzierten oder unregelmäßigen An-
durch einen hohen Mörtelverbrauch gekennzeichnet,
schlüssen, bei denen viele Anpassungen erforderlich
der bis zu 20 % und mehr des Gesamtbauteilvolu-
sind, wirkt sich die Möglichkeit der einfachen Material-
mens betragen kann. Neben den Ungenauigkeiten in
bearbeitung positiv auf die Lohnkosten aus.
der Verarbeitung hat dies einen hohen handwerklichen
Aufwand und auch lange Austrocknungszeiten zur Der Produkttransport ist ein weiterer Faktor für eine
Folge. Wandbauprodukte aus Porenbeton, industriell wirtschaftliche Bauausführung. Grundsätzlich gilt für
hergestellt und mit geringen Maßabweichungen, nur in alle Produkte aus Porenbeton, dass auf Grund des
den Lagerfugen mit Dünnbettmörtel vermauert (ohne geringen Gewichts auch geringere Transportkosten
Stoßfugenvermörtelung), erlauben deutliche Einspa- vom Werk zur Baustelle entstehen. Das günstige
rungen bei Mörtelverbrauch und Herstellungszeit. Verhältnis von Gewicht zu Volumen erlaubt es, die
Transportkapazitäten voll auszunutzen. Das geringe
Auch durch die leichte Bearbeitbarkeit von Poren
Gewicht des Porenbetons wirkt sich auch bei der
beton können die Verarbeitungszeiten und somit die
Überführung auf der Baustelle von der Zwischen
Lohnkosten reduziert werden. Zuschnitte, Ausspa-
lagerfläche zum Einbauort aus.
rungen, Durchbrüche und Schlitze können relativ
194
10.2 Verarbeitung Abb. 10.3: Auftragen

der mineralischen
Dichtungsschlämme in
10.2.1 Plansteine 2-facher Schlämmfolge
frisch in frisch mit einer
Für einen raschen und fachgerechten Baufortschritt Bürste
und zur Erleichterung der Arbeit werden im Poren
beton-Bausystem folgende Werkzeuge eingesetzt:
Rührquirl oder Rührwerk zum Anrühren des Dünn-
bettmörtels
Plansteinkellen in unterschiedlichen Breiten zum
vollflächigen Auftragen von Dünnbettmörtel für alle
Steinbreiten
Nivelliergerät und Richtschnur
Gummihammer zum Ausrichten der Steine Abb. 10.4: Auftragen

des Mörtelbettes der
Schlauch- oder Wasserwaage zum Ausrichten der Mörtelgruppe III in
Steine Steinbreite auf der
mineralischen Dich-
Widia-Handsäge, elektrischer Fuchsschwanz oder tungsschlämme
Bandsäge zum Schneiden von Passstücken

Porenbeton-Reibebrett und Plansteinhobel zum
Abgleichen eventueller baubedingter Uneben
heiten in den Lagerfugen und Wandoberflächen
Anreißwinkel als Hilfe für winkelgenaues Sägen
Außen- und Innenwände aus Porenbetonmauerwerk

werden vor dem Errichten gemäß DIN 18533-1 [10.1]
durch eine horizontale Querschnittsabdichtung zwi-
schen Bodenplatte und erster Steinlage gegen auf- Abb. 10.5: Versetzen
steigende Feuchte geschützt. Die Abdichtungsschicht der Porenbeton-Plan
steine und Ausrichten
besteht in der Regel aus einer mineralischen, flexiblen mit Gummihammer
Dichtungsschlämme. Alternativ können besandete
Bitumenbahnen zum Einsatz kommen.
Der Untergrund (Stahlbeton-Bodenplatte) muss trag-

fähig, sauber und staubfrei sein. Lose Bestandteile
sind zu entfernen. Das Auftragen der mineralischen
Dichtungsschlämme (alternativ in Kombination mit
einer Grundierung) in 2-facher Schlämmfolge erfolgt
frisch in frisch mit einer Bürste (Verarbeitungsricht
linien der Hersteller beachten!). Sie sollte auf beiden
Seiten 10 cm breiter als die Mauerwerksdicke sein
(Abb. 10.3).
Schlauchwaage oder einem Nivelliergerät ausgerich-
Auf die Querschnittsabdichtung wird ein Mörtelbett
tet. Die weiteren Steine werden per Hand versetzt und
der Mörtelgruppe III in einer Dicke von 10 bis 12 mm
mit einem Gummihammer ausgerichtet (Abb. 10.5).
und in Steinbreite aufgetragen (Abb. 10.4), wodurch
Die waagerechte und fluchtgerechte Verlegung der
ein flucht- und lotrechtes Ausrichten der ersten Stein-
ersten Steinlage ist mit Richtschnur und Wasser
lage und damit ein exaktes Versetzen der Wand er-
waage zu kontrollieren, denn zu diesem Zeitpunkt
möglicht wird.
entscheidet sich bereits, ob die Wand gerade ver-
Auf das Mörtelbett wird an jeder Gebäudeecke ein setzt wird. Wird bei der ersten Steinlage besonders
Stein gesetzt und in Höhe und Flucht exakt mit einer sorgfältig gearbeitet, liegen auch die Folgeschichten
195
Abb. 10.6: Beseitigen waagerecht und fluchtgerecht. Gegebenenfalls kön

von ausführungs
nen ausführungsbedingte Unebenheiten in der waage-
bedingten Uneben-
heiten mit einem rechten Oberfläche der versetzten Steinlage mit
Schleifbrett einem Plansteinhobel oder einem Schleifbrett besei-
tigt werden (Abb. 10.6).
Die weiteren Steinlagen werden unter Beachtung
des Überbindemaßes von 0,4 × H – bei Plansteinen
mit einer Höhe von H = 249 mm also mindestens
100 mm – nach DIN EN 1996-1-1/NA [10.2] (EC 6)
mit Dünnbettmörtel vermauert. Nachdem Staub und
lose Teile abgekehrt wurden, wird mit einer der Stein-
breite entsprechenden Plansteinkelle der Dünnbett-
mörtel vollflächig auf die Lagerfuge aufgetragen
(Abb. 10.7). Der Planstein wird möglichst genau auf-
Abb. 10.7: Auftrag
gesetzt und mit einem Gummihammer ausgerichtet
des Dünnbettmörtels
auf der Lagerfuge und festgeklopft. Mörtel, der dabei aus den Fugen
einer Steinschicht mit austritt, wird nicht glattgestrichen, sondern mit der
Plansteinkelle Kelle entfernt. Mörtelreste würden sonst die Haftung
zwischen Mauerwerk und später aufzutragendem
Putz beeinträchtigen. Stoßfugen mit Nut- und Feder-
verbindung werden mörtelfrei ausgeführt, offene
Stoßfugen > 5 mm müssen mit geeignetem Mörtel
geschlossen werden.
Bei Mauerwerk aus Porenbeton-Plansteinen werden
die Außenwandecken als einbindende Verzahnung
ausgeführt. Hier kommen Porenbeton-Ecksteine
zum Einsatz, die entweder nur eine Stoßfuge mit Nut

breiten B > 365 mm
1/1
1/2
1/2
1/1
1/2
1/2

196
aufweisen oder beidseitig glatt sind. Dies ist von Vor- das normative Überbindemaß der Plansteine von
teil für nachgeschaltete Arbeitsschritte, z. B. beim mindestens 100 mm ist hier besonders zu achten.
Aufbringen des Außenputzes. Ausgehend von der Stoßfugen in Verlängerung der Laibungen sollten ver-
Gebäudeeckkante sind dabei jeweils die ersten bei- mieden werden. Ab einer lichten Öffnungsbreite des
den Stoßfugen zu vermörteln (Abb. 10.8 und 10.9). Fensters ≥ 1,0 m sollte in der obersten Dünnbettmör-
tel-Lagerfuge eine Lage geeignetes Gewebe einlegt
Beim Brüstungsmauerwerk ist aufgrund unterschied-
werden, wodurch auftretende Spannungen auf die
licher Lastabtragungen und Spannungskonzentrati-
gesamte Brüstungsfläche verteilt werden (Abb. 10.10).
onen eine sehr genaue Ausführung notwendig. Auf

breiten B ≤ 365 mm
1/1
1/1

Abb. 10.10: Empfeh-

lung für die Ausführung
von Brüstungsmauer-
werk
Keine Stoßfugen
in Verlängerung der Laibungen
Vermörtelte Stoßfugen
(Dünnbettmörtel)
Hu
lol ≥ 0,4 Hu
Empfehlung: Ab Öffnungsbreiten ≥ 1,0 m eine Lage geeignetes Gewebe

in die Dünnbettmörtel-Lagerfuge einlegen.
197
Alle übrigen Wandanschlüsse, z. B. die zug- und auszusteifenden Wände stehen. Beim Verbinden der
druckfeste Verbindung von aussteifenden Innenwän- Wände werden die Maueranker in die Lagerfugen-
den und auszusteifenden Außenwänden, werden in Mörtelschichten der aussteifenden Wand eingelegt.
Stumpfstoßtechnik hergestellt (Abb. 10.11). Dazu Zum Einbinden der anschließenden Wände wird der
werden Maueranker in die satt aufgetragene Dünn- Maueranker in die Mörtelschicht des anschließenden
bettmörtel-Lagerfuge der auszusteifenden Wand ein- Steines gedrückt. Die Stoßfuge zwischen den Wän-
gedrückt. Die Anzahl der erforderlichen Maueranker den wird vollständig vermörtelt.
ist von der Wandauflast der auszusteifenden Wand
Luftschicht-Maueranker für zweischaliges Mauer-
und der Tragfähigkeit der Anker abhängig. Die aus-
werk aus Porenbeton mit Wärmedämmung und Vor-
steifenden Wände werden erst eingebaut, wenn die
mauerschale müssen ebenfalls waagerecht einge-
Abb. 10.11: Einlegen baut werden (Abb.10.12). Dazu werden diese in die
eines Mauerankers
jeweiligen Mörtelschichten der Lagerfuge der tragen
zur Erstellung einer
zug- und druckfesten den Innenschale aus Porenbeton und der Vormauer-
Verbindung von Poren- schale eingedrückt. Bei unterschiedlichen Schicht-
betonwänden (Stumpf- höhen zwischen Hintermauerung und Vormauer-
stoßtechnik)
schale werden spezielle Maueranker-Systeme nach-
träglich in der tragenden Porenbeton-Hintermauerung
verdübelt. Die Anzahl der anzuordnenden Maueranker
pro m² Wandfläche hängt von der Art der Mauer
anker-Systeme und den statisch aufzunehmenden
Lasten ab (Windlasten, Fläche und Höhe der zu ver-
ankernden Vormauerschale).
10.2.2 Planelemente
Abb. 10.12: Einlegen
eines Luftschicht-Mau- Mauerwerk aus Porenbeton-Planelementen wird mit
erankers bei zweischa- Hilfe eines Minikrans und einer Versetzzange idealer-
ligen Außenwänden weise im Zwei-Mann-Team errichtet, dies ermöglicht
in die Lagerfuge der
Innenschale aus
einen zügigen Baufortschritt. Ein Maurer versetzt mit
Porenbeton Hilfe des Minikrans Porenbeton-Planelemente und
richtet sie aus. Er legt Öffnungen an, baut Maueran-
ker für Stumpfstoßanschlüsse und Luftschicht-Mau-
eranker für zweischaliges Mauerwerk ein. Der Helfer
bedient den Minikran und ist für das Bereitstellen
und Aufnehmen der Planelemente, das zeitgerechte
Anfertigen von Passsteinen sowie das Mischen und
Bereitstellen des Dünnbettmörtels zuständig.
Abb. 10.13: Beispiel

für einen Wandab
wicklungsplan für die
7
Erstellung einer Wand
mit Porenbeton-Plan
elementen 4 5 6
3
1 1
Die Arbeitsschritte:
1 Höhenausgleichsschicht 4 + 5 +
Segmentweises Aufmauern von Laibungen
6
2 + 3 Aufmauern der Wände und Pfeilern,
7 Auflegen und Ausmauern der Stürze
198
Bereits in der Planungsphase sollte ein Wandabwick- Abb. 10.14: Auftrag

des Dünnbettmörtels
lungsplan erstellt werden, damit Grundriss und Stein
mit einer Plansteinkelle
formate optimal aufeinander abgestimmt sind (Abb. auf Höhenausgleichs
10.13). Nach Möglichkeit werden ganze Planelemente schicht (Kimmschicht)
für darüber aufgehen
verwendet, um den Aufwand für die Herstellung von
des Mauerwerk aus
Passsteinen und damit die Verarbeitungszeiten und Porenbeton-Plan
Materialkosten zu verringern. elementen
Auch bei der Ausführung auf der Baustelle ist auf ei-
nen rationellen Bauablauf zu achten. Begonnen wird
mit dem Mauern der Wandecken. Anschließend wird
das dazwischen liegende Porenbetonmauerwerk ab-
schnittsweise entsprechend dem Schwenkbereich
des Minikrans errichtet.
Ebenso wie beim Plansteinmauerwerk wird beim Abb. 10.15: Versetzen

Mauerwerk aus Porenbeton-Planelementen zunächst von Porenbeton-Plan
elementen mit Minikran
eine Querschnittsabdichtung und darüber ein Mörtel-
und Greifzange
bett (MG III) auf der Bodenplatte erstellt. Um die ge-
plante Geschosshöhe zu erzielen, kann eine Aus-
gleichsschicht (Kimmschicht) aus Höhenausgleichs-
steinen als erste Schicht erforderlich sein (Abb. 10.14).
Die weitere Verarbeitung erfolgt in Dünnbettmörtel.
Das Planelement wird möglichst passgenau auf den
endgültigen Platz eingeschwenkt (Abb. 10.15), in das
Mörtelbett abgesetzt, ausgerichtet und festgeklopft.
Die Rationalisierungsvorteile des Mauerns mit Poren-

beton-Planelementen machen sich schon bei mittle-
rem Bauvolumen bemerkbar, bei größeren Bauvor-
haben mit wenig gegliedertem Mauerwerk werden Die aufeinander abgestimmten Standardhöhen der
die wirtschaftlichen Vorteile optimal genutzt. Gute verschiedenformatigen Porenbeton-Planelemente
Planung und Baustellenorganisation sowie auf das schaffen Flexibilität beim Wandhöhenentwurf. Jede ge-
Rastermaß der zu erstellenden Wand abgestimmte wünschte Geschosshöhe kann mit oder ohne Höhen-
Steinmaße sind Voraussetzungen, um Arbeitszeit ausgleichsschicht errichtet werden, ohne dass Plan-
und Arbeitskraft einzusparen. elemente geschnitten werden müssen (Abb. 10.16).
Abb. 10.16: Planung
Porenbeton-Flachstürze tragender tragender der Geschosshöhe mit
mit Übermauerung Porenbeton-Sturz Porenbeton-Sturz und ohne Höhenaus-
gleichsschicht
250 250
250
125 500
250
250 250
125 500
500
625
625
500
500
625 500
625 500
500
625 500
625
20
125 20
20 Ausgleichsschicht
125
20
199
Passstücke für den Längenausgleich und im Auflager nicht zulässig. Mauerwerk soll nur bei einer Tempe-
bereich von Stürzen werden aus Porenbeton-Plan ratur (Lufttemperatur und Temperatur im Baustoff) ab
steinen oder Porenbeton-Planelementen auf der +5 °C ausgeführt werden. Diese Temperatur sollte
Bandsäge vor Ort millimetergenau zugeschnitten. auch bis zu einem Mauerwerksalter von ca. 1 Woche
im Mittel nicht wesentlich unterschritten werden. Ge-
10.2.3 Maßnahmen gegen Regen frorene Baustoffe, Frostschutzmittel und Auftausalze
dürfen nicht verwendet werden. Durch Frost geschä-
Während der Rohbauphase ist Niederschlagswasser
digtes Mauerwerk ist zu entfernen.
weder vorhersehbar noch vermeidbar, aber damit ein-
hergehender Feuchteeintrag sollte minimiert werden.
Porenbetonsteine werden auf Werkspaletten mit Fo-
lienverpackung zur Baustelle geliefert. So sind die
10.3 Bearbeitung
Steine vor der Verarbeitung gegen Durchfeuchtung
geschützt. Frisch erstelltes Mauerwerk ist bis zum Passstücke
Abbinden des Dünnbettmörtels vor direktem Regen Passstücke können leicht mit einer Handsäge herge-
zu schützen. Mauerwerkskronen und Fensterbrüstun stellt werden, da sich Porenbeton ähnlich einfach wie
gen sind abzudecken. Bei anhaltend starkem Regen Holz sägen, bohren und fräsen lässt (Abb. 10.17).
sollte nicht gemauert werden. Ein schnelleres, millimetergenaues Herstellen von
Passstücken aus Porenbeton-Plansteinen oder
10.2.4 Mauern bei Frost -Planelementen ist mit einer Bandsäge möglich
Mauerwerk darf bei Frost nur unter besonderen (Abb. 10.18). Die Sägezähne des Bandsägeblatts
Schutzmaßnahmen ausgeführt werden, d. h. in der sind gehärtet oder hartmetallbestückt.
Regel ist ein Mauern bei Frost nicht möglich und
Durchbrüche, Schlitze und Bohrungen für
Abb. 10.17: Herstellung Installationen
von Passstücken mit Bei der Erstellung von Durchbrüchen in Mauerwerk
einer Handsäge
aus Porenbeton wirkt sich die gute Bearbeitbarkeit
des Materials vorteilhaft aus, da Durchbrüche und
Ausnehmungen nicht gestemmt werden dürfen. Es
sind immer materialgerechte Werkzeuge wie Fräsen,
Sägen und Bohrer zu verwenden.
Für die Herstellung von Aussparungen für Unter

putzschalter und Verteilerdosen werden Steckdosen
bohrer benutzt (Abb. 10.19). Vertiefungen und Lei
tungsschlitze lassen sich mit einem Schlitzkratzer
(Abb. 10.20) oder einer Mauerschlitzfräse (Abb. 10.21)
herstellen.
Abb. 10.18: Herstellung

von Passstücken mit
einer Bandsäge
Abb. 10.19: Bohren von Aussparungen für Unterputzschalter und

Verteilerdosen mit einem Steckdosenbohrer
200
Abb. 10.20 (links): Aus-

kratzen von Leitungs-
schlitzen mit einem
Schlitzkratzer
Abb. 10.21 (rechts):

Fräsen von Leitungs-
schlitzen mit einer
Mauerfräse
10.4 Oberflächenbehandlung 10.4.2 Kellerwandabdichtung

Zum Schutz der Bauwerke vor Feuchtigkeit und ein-
10.4.1 Allgemeines dringendem Wasser müssen Kellerwände im Erd-
Wandbauprodukte aus Porenbeton sind Baustoffe und Sockelbereich nach DIN 18 533-1 „Abdichtung
für den Rohbau, die gegen Witterungseinflüsse ge- von erdberührten Bauteilen“ mit einer Abdichtung
schützt werden müssen. Im Vergleich zu anderen versehen werden. Die Wahl der Abdichtungsart ist
Baustoffen haben sie Eigenschaften, die sich vorteil- abhängig von der Wassereinwirkungsklasse, der
haft auf die Oberflächengestaltung auswirken. Die Bodenart, der Geländeform am geplanten Bauwerks-
Oberfläche von Porenbetonprodukten ist sehr eben standort, den zu erwartenden mechanische Bean-
und erfordert einen nur dünnen Putz. Auch eine Keller- spruchungen aus Setzungsunterschieden und/oder
wandabdichtung kann direkt auf planebenen Poren- Erddruck sowie von der Nutzung des Bauwerks. Die
betonwände aufgebracht werden. Kellerwandabdichtung muss planmäßig bis 300 mm
über Gelände hochgeführt werden, um ausreichende
Das Spektrum der Möglichkeiten bei der Gestaltung
Anpassungsmöglichkeiten der Geländeoberfläche
der Wandoberflächen reicht von Beschichtungen über
sicherzustellen. Im Endzustand darf dieser Wert
Putze bis hin zu Bekleidungen. Die Auswahl kann
150 mm nicht unterschreiten. Die Abdichtung muss
nach funktionalen und gestalterischen Kriterien oder
unten über den Fundamentabsatz oder die Boden-
auch in Anlehnung an die am jeweiligen Ort üblichen
platte geführt werden und die waagerechte Abdich-
Ausführungen erfolgen.
tung überdecken, so dass keine Feuchtigkeitsbrücken
Auch für besondere Beanspruchungen stehen Sys entstehen können (siehe Kapitel 6 „Feuchte“ und 9
teme aus Porenbeton mit Putz oder Beschichtung „Konstruktionen“).
für z. B. folgende Umgebungsbedingungen zur
Als Kellerwandabdichtung auf Porenbetonmauerwerk
Verfügung:
haben sich polymermodifizierte Bitumendickbeschich-
Hohe Innenraum-Luftfeuchte (z. B. in Schwimm tungen (PMBC) gemäß DIN 18533-3 [10.4] bewährt.
bädern) Dies sind pastöse, spachtel- oder spritzfähige Mas-
sen auf Basis von polymermodifizierten Bitumenemul
Aggressives Innenraumklima (z. B. in der Industrie)
sionen (ein- oder zweikomponentig) entsprechend
Extreme Temperaturwechsel innen und außen DIN EN 15814 [10.5].
Erschütterungen (z. B. durch Nutzung) Zum Aufbringen von PMBC muss der Untergrund
frostfrei, fest, eben und frei von trennenden Substan-
Zu den verschiedenen Arten der Oberflächenbehand-
zen wie Trennmittel, Staub oder Schmutz sein. PMBC
lung enthalten die technischen Merkblätter und Ver-
dürfen nur bei Luft- und Bauteiltemperaturen > +5 °C
arbeitungsrichtlinien der Hersteller von Putzen, Be-
verarbeitet werden.
schichtungen und Bekleidungen sowie das Berichts-
heft 7 des Bundesverbandes Porenbetonindustrie e.V. Innenecken und Wand-/Bodenanschlüsse sind als
[10.3] weitere Informationen. Dichtungskehlen auszubilden. Diese können in der
201
Regel mit systemkompatiblen Mörteln in einem Radi- auch die Funktion einer Dämmung und/oder Dränung
us von 4 cm bis 6 cm ausgeführt werden. Es ist ein übernehmen. Es eignen sich zum Beispiel:
auf den Untergrund abgestimmter Mörtel zu verwen-
Noppenbahnen mit Gleit-, Schutz und Last
den, der keine kapillare Wasserleitfähigkeit hat. Alter-
verteilungsschicht
nativ kann, sofern im Merkblatt des Herstellers zuge-
lassen, die Dichtungskehle aus zweikomponentiger Bautenschutzmatten und -platten aus bitumen
PMBC hergestellt werden. Hierbei darf ein Radius verträglichem Gummi- oder Polyethylengranulat,
von 2 cm nicht überschritten werden. Dicke mindestens 6 mm
Nicht verschlossene Vertiefungen > 5 mm wie bei- Perimeterdämmplatten aus Hartschaum oder
spielsweise Grifftaschen oder Ausbrüche sind mit Schaumglas
geeigneten Mörteln zu schließen. Offene Stoßfugen
Platten aus Hartschaum, Dicke mindestens 25 mm
≤ 5 mm und evtl. vorhandene Unebenheiten von
Steinen müssen entweder durch mineralische Spach Dränmatten/-platten, Dicke mindestens 25 mm
telung, mineralische Dichtungsschlämme (MDS) oder
Kratzspachtelung mit der PMBC egalisiert werden. 10.4.3 Putze
Außenseitig überstehende Bahnen zur Querschnitts-
Außen- und Innenputze sind Beläge aus Mörtel, die
abdichtung sind abzuschneiden.
auf Wände in bestimmter Dicke aufgetragen werden
Polymermodifizierte Bitumendickbeschichtungen und die nach Verfestigung ihre endgültigen Eigen-
(PMBC) sind in mindestens zwei Arbeitsgängen, ab- schaften besitzen. Putze übernehmen neben gestal-
hängig von der Wassereinwirkungsklasse, mit oder terischen Aspekten je nach verwendeten Mörteln
ohne Verstärkungseinlage auszuführen. Der Auftrag auch bauphysikalische Aufgaben, z. B. den Schlag-
muss vollflächig deckend und gleichmäßig dick er regenschutz und den Feuchteschutz (Regulierung
folgen, grobe Kellenschläge sind zu vermeiden. Ein der Raumfeuchte).
Mehrverbrauch durch die Rauigkeit des Untergrun
Neben den europäischen Normen DIN EN 13914-1
des ist zu berücksichtigen, es sei denn es wurde
[10.6] für Außenputze und DIN EN 13914-2 [10.7] für
eine Kratzspachtelung vorgenommen. Handwerklich
Innenputze gelten in Deutschland zusätzlich die Nor-
bedingt sind Schwankungen der Schichtdicke beim
men DIN 18550-1 [10.8] und DIN 18550-2 [10.9] für
Auftragen des Materials nicht auszuschließen und
die „Planung, Zubereitung und Ausführung von Außen-
ebenfalls zu berücksichtigen. Die vom Hersteller vor
und Innenputzen“ mit „Ergänzenden Festlegungen zu
gegebene Nassschichtdicke zum Erreichen der not-
DIN EN 13914-1 und DIN EN 13914-2“. Entspricht
wendigen Mindest-Trockenschichtdicke (3 bis 4 mm
der Putzmörtel DIN EN 998-1 [10.10], wird er mit
je nach Wassereinwirkungsklasse) sollte an keiner
einem CE-Kennzeichen versehen.
Stelle um mehr als 100 % in der Fläche überschritten
werden. Für die Erhärtung der Putze sorgen mineralische oder
organische Bindemittel. Putze mit mineralischen Bin-
Bei den Wassereinwirkungsklassen W1-E und W4-E
demitteln werden nach DIN 18550-1 in vier Putz
nach DIN 18533-1 können die Arbeitsgänge frisch in
mörtelgruppen gegliedert. Dieser Gliederung ent-
frisch erfolgen, bei den Wassereinwirkungsklassen
sprechend sind die Unterscheidungskriterien das
W2.1-E und W3-E ist eine Verstärkungseinlage in die
Bindemittel (Kalk, Kalk-Zement-Gemische, Zement,
erste Abdichtungslage einzuarbeiten. Vor Ausführung
Gips, Gips-Kalk-Gemische), die Druckfestigkeit so-
der zweiten Abdichtungslage muss die erste Abdich-
wie der Anwendungsbereich. Wichtig ist, dass die
tungslage soweit getrocknet sein, dass sie durch den
Druckfestigkeit des Putzmörtels niedriger ist als die
darauffolgenden Auftrag nicht beschädigt wird. Bei
des Untergrundes. Ebenso soll bei mehreren aufein
Arbeitsunterbrechungen muss die PMBC „auf Null“
anderfolgenden Putzlagen im Regelfall die Festigkeit
ausgezogen werden. Bei Wiederaufnahme der Ar-
der einzelnen Schichten zum Deckputz hin abneh-
beiten wird mindestens 10 cm überlappend weiter-
men. Dadurch soll verhindert werden, dass in äußeren
gearbeitet. Arbeitsunterbrechungen dürfen nicht an
Putzschichten höhere Spannungen entstehen als die
Gebäudeecken, Kehlen oder Kanten erfolgen.
darunter liegende Schicht aufnehmen kann. Brand-
Schutzschichten müssen die Abdichtung sicher vor schutztechnisch gehören Putze mit mineralischen
Beschädigungen schützen. Sie können gleichzeitig Bindemitteln zur Baustoffklasse A1 (nicht brennbar).
202
Kriterien der Herstellung von mineralischen Putzen Einbetten von Putzbewehrungen in Form rissver-
sind der DIN EN 998-1 zu entnehmen. teilender Gewebe an Stellen, an denen der Unter-
grund wechselt, z. B. beim Anschluss von Poren-
Für Putze mit organischen Bindemitteln nach DIN EN
betonmauerwerk an Rollladenkästen. Ebenso
15824 [10.11] wird als Bindemittel eine Kunstharz-
werden Glasfasergewebe an kerbrissgefährdeten
dispersion verwendet, während die übrigen Bestand-
Stellen eingelegt, wie einspringende Ecken von
teile mineralische Zuschlagstoffe und Füllstoffe, Pig-
Brüstungen oder Stürzen. Eine Gewebeeinlage
mente und Zusatzmittel sind. Kunstharzputze haben
verhindert nicht das Entstehen von Rissen, sie
als Oberputze auf mineralischen Putzen oder Wärme
sorgt jedoch dafür, dass die aus einer Rissauf
dämmverbundsystemen eine weite Verbreitung ge-
weitung resultierenden Spannungen auf einen
funden. Putze mit organischen Bindemitteln gehören
größeren Bereich mit kleineren, unschädlichen
brandschutztechnisch zur Baustoffklasse B2 (schwer
Rissbreiten verteilt werden.
entflammbar).
Einbau von Sockelabschluss-Schienen (Abb. 10.22)
Früher wurden Putzmörtel auf der Baustelle aus mi-
und Eckschutzprofilen an Wandecken (Abb. 10.23).
neralischen Bindemitteln mit Sanden gemischt. Sol-
che Baustellenmörtel können die heute an einen Gegebenenfalls Vornässen oder Grundieren des
Putz gestellten Anforderungen nicht mehr erfüllen. Putzgrundes. In Einzelfällen ist der Untergrund mit
Daher werden meist fabrikmäßig hergestellte Werk- einem Spritzbewurf zu versehen (Verarbeitungs-
trockenmörtel verwendet, die eine wesentlich größe- richtlinien der Putzhersteller sind zu beachten).
re Anwendungssicherheit bieten. Durch kontrollierte
Abb. 10.22: Sicherung
Produktionsbedingungen gewährleisten die Herstel- der unteren Gebäude-
ler eine gleichbleibende Lieferqualität. Aus Werktro- kante durch Sockel
ckenmörtel entsteht durch Zugabe von Wasser und abschluss-Schienen
durch Mischen auf der Baustelle ein gebrauchsferti-

ger Frischmörtel in verarbeitungsfertiger Konsistenz.
Vor dem Auftrag eines Putzmörtels hat der Putzgrund

bestimmte Eigenschaften aufzuweisen. Er muss fest,
frostfrei, frei von Staub, frei von losen Teilen und frei
von trennenden Substanzen sein. Vor Beginn der
Putzarbeiten sind je nach Situation und System fol-
gende vorbereitende Arbeiten notwendig:
Abfegen von Staub und losen Teilen sowie die

Entfernung von Mörtelresten.
Abb. 10.23: Sicherung
Verspachteln von Ausbrüchen und Schlitzen. der senkrechten Ge-
bäudekanten durch
Evtl. Verfüllen größerer Aussparungen wie Griff Eckschutzprofile
hilfen und Nuten im Wandeckbereich. Dies entfällt
bei der Verwendung von Ecksteine aus Poren
beton, die an der Außenseite eine glatte Stoßfuge
aufweisen.
Für das Verfüllen von an der Wandoberfläche sicht-

baren Griffhilfen und Nuten sowie von Transport-
und Montagebeschädigungen werden Füllmörtel
(Dämm-Mörtel) verwendet, die geeignet sind, zu-
sammen mit Porenbeton einen homogenen Unter-
grund zu gewährleisten.
Schließen von senkrechten Fugen, deren Breite

größer als 5 mm ist, mit Leichtmörtel.
203
Außenputze Außenputzsysteme auf Porenbetonmauerwerk wer-

den nach Beanspruchung bzw. Anwendungsbereich
Putze auf Außenwänden haben die Aufgabe, die
unterschieden in:
Wand vor Witterungseinflüssen zu schützen. Gleich-
zeitig sind sie durch ihre Struktur und Farbe ein we- Außenwandputz
sentliches Gestaltungselement für das Gebäude. Der Außensockelputz im spritzwassergefährdeten
Witterungsschutz ist umso wirkungsvoller, je mehr Bereich
ein Schutz gegen Feuchtigkeit, Regen oder Beschä-
digungen bereits durch konstruktive Maßnahmen Kelleraußenwandputz auf Porenbetonmauerwerk
geschaffen wurde (siehe Kapitel 6 „Feuchte“). Außenputze werden ein- oder mehrlagig auf den Un-
Abb. 10.24: Einlagiger
tergrund aufgetragen. Auf Außenwänden aus Poren-
Leichtputz als Außen- betonmauerwerk werden mineralische Leichtputz
putz auf Porenbeton- systeme als Werktrockenmörtel verwendet. Diese
mauerwerk – manu-
Putze sind in ihren physikalischen Eigenschaften auf
elles Aufbringen der
ersten Schicht Porenbeton abgestimmt (geringe Wärmeleitfähig-
keiten λ ≤ 0,23 W/mK, wasserabweisend, wasser-
dampfdurchlässig) und entsprechen auch den Anfor-
derungen der Porenbetonhersteller. Außenputze auf
Porenbeton weisen ähnliche Rohdichten (Trocken-
rohdichten < 1.100 kg/m³) und Festigkeiten auf wie
der Untergrund Porenbeton.
Leichtputze werden einlagig oder zweilagig als Leicht-

unterputz und Leichtoberputz verarbeitet. Die Verar-
beitungsrichtlinien der Putzmörtelhersteller, insbe-
Abb. 10.25: Einlagiger sondere hinsichtlich der Untergrundvorbereitung, sind
Leichtputz als Außen- zu beachten. Ein Spritzbewurf oder eine Grundierung
putz auf Porenbeton-
des Untergrundes ist nicht immer notwendig. Das
mauerwerk – plan
ebenes Abziehen mit Vornässen kann jedoch bei anhaltender Trockenheit,
einem Richtscheit Hitze oder starkem Wind notwendig sein.
Auch Kunstharzputze entsprechend der DIN 18558

[10.12] können auf Porenbeton-Außenwänden an
gewendet werden. Es handelt sich dabei um Be-
schichtungen mit putzartigem Aussehen, die auf
einen mineralischen Unterputz aufgebracht werden.
Voraussetzung ist, dass der Unterputz auf den Unter
grund Porenbeton abgestimmt ist.
Außenwandputz – Einlagige Leichtputze auf

Porenbetonmauerwerk
Abb. 10.26: Einlagiger
Leichtputz als Außen- Einlagige Leichtputzsysteme werden in zwei Arbeits-
putz auf Porenbeton-
mauerwerk – Aufbringen
gängen mit folgenden Arbeitsschritten aufgebracht:
der zweiten Schicht
Je nach Herstellerangabe Vornässen oder
und Strukturieren der
Oberfläche Grundieren des Untergrundes.
Aufbringen der ersten Schicht in einer Dicke von

mindestens 10 mm von Hand oder mit einer Putz-
maschine (Abb. 10.24).
Planebenes Abziehen mit einem Richtscheit

(Abb. 10.25).
204
Nach einem Tag Standzeit Auftragen der zweiten „Feuchte“). Unterhalb des Geländes ist die Vertikal
Schicht in Kornstärke von Hand oder mit einer abdichtung des Sockelbereiches ca. 100 mm unter
Putzmaschine und unmittelbar anschließende die spätere Sockelputzunterkante zu führen. Die
Strukturierung der Oberfläche (Abb. 10.26). Vertikalabdichtung des erdhinterfüllten Kellerwand-
bereiches wird nach Fertigstellung des Sockelputzes
Da es bei gefärbten Putzen häufig zum wolkigen
bis Unterkante Sockelputz ergänzt. Eine wasserab-
Auftrocknen kommt, wird ein egalisierender Anstrich
weisende Grundierung des Sockelbereiches über
mit Silikatfarbe im gleichen Farbton empfohlen.
Gelände ist zusätzlich zum vorgesehenen Anstrich
Außenwandputz – Zweilagige Leichtputze auf zu empfehlen. Als Vertikalabdichtungen im Sockel-
Porenbetonmauerwerk bereich haben sich flexible, mineralische Dichtungs-
Folgende Komponenten charakterisieren ein zwei schlämmen (MDS) bewährt, die sowohl eine gute
lagiges Leichtputzsystem: Haftung zum Untergrund als auch zum Sockelputz
aufweisen.
Unterputz (Grundputz)
Keller-Außenwandputz auf Porenbetonmauerwerk
Gegebenenfalls Grundierung im Farbton des Die für die Bauwerksabdichtung geltende DIN
Oberputzes 18533-1 fordert einen glatten Untergrund für die
Oberputz (Deckputz) in unterschiedlichen Struktur- Abdichtungsschicht der Kelleraußenwand. Dies be-
und Farbtonvarianten deutet jedoch nicht, dass das Kellermauerwerk zu
verputzen ist. Wegen der glatten, fast fugenlosen
Folgende Arbeitsschritte sind üblich: Wandoberfläche kann bei Kellermauerwerk aus
Je nach Herstellerangabe Vornässen oder Porenbeton-Plansteinen oder -Planelementen auf
Grundieren des Untergrundes. einen Keller-Außenwandputz verzichtet werden. Die
Abdichtungsschicht (z. B. polymermodifizierte Bitu-
Aufbringen eines Unterputzes in einer Dicke von
mendickbeschichtung) wird direkt auf die Poren
mindestens 7 mm von Hand oder mit einer Putz-
betonoberfläche aufgebracht.
maschine.
Planebenes Abziehen mit einem Richtscheit. Innenputze

Bei farbigen Putzen je nach Herstellerangaben Innenputze geben Wänden eine ebene und fugenfreie
Auftrag einer Grundierung im Farbton des Ober- Oberfläche für die weitere Bearbeitung und können
putzes nach vorausgegangener Standzeit. die Raumluftfeuchte durch Feuchtigkeitsaufnahme
und -abgabe ausgleichen. Innenputzmörtel müssen
Auftragen eines Oberputzes von Hand oder mit
DIN EN 998-1 und DIN EN 13279 (Gips- und Putz-
einer Putzmaschine und unmittelbar anschließen-
trockenmörtel) [10.13] entsprechen. Bei Innenwand
de Strukturierung oder Glättung der Oberfläche.
putzen aus mineralischen Bindemitteln für übliche
Außensockelputz auf Porenbetonmauerwerk Anforderungen (Räume mit üblicher Luftfeuchte ein-
Sockelputze müssen ausreichend fest, wasserabwei schließlich häuslicher Küchen und Bäder) müssen die
send und widerstandsfähig gegen kombinierte Ein- Putzmörtel der Kategorie CS II oder DIN EN 13279
wirkungen aus Feuchtigkeit und Frost sein. Deshalb entsprechen. Es werden ein- oder mehrlagige gips-
wird eine Festigkeit von mindestens 2,5 N/mm² so- oder anhydritgebundene Putze mit einer Schichtdicke
wie die Verwendung von Mörteln der Kategorie CS IV d = 8 bis 15 mm als Träger von Tapeten und An
nach DIN EN 998-1 bzw. bei Mauerwerk aus Steinen strichen verwendet, die maschinell oder per Hand
der Festigkeitsklasse ≤ 8 der Kategorie CS III verlangt. aufgetragen werden. Gipsputz-Werktrockenmörtel
Auf Mauerwerk mit geringer Rohdichte wie Poren sollten auf die Eigenschaften saugender Untergründe
betonmauerwerk werden passend zum Untergrund abgestimmt sein. Andernfalls ist zur Reduktion des
Leichtsockelputze verwendet. Als Werktrockenmörtel Saugvermögens eine geeignete Grundierung als Auf-
enthalten sie Zusätze, die ein wasserabweisendes brennsperre aufzutragen, die vor dem Verputzen ab-
Verhalten des erhärteten Mörtels bewirken. getrocknet sein muss. Hier sind die Verarbeitungs-
richtlinien der Putzhersteller zu beachten.
Aus den Anforderungen zur Bauwerksabdichtung
gemäß DIN 18 533-1 ergibt sich, dass eine Vertikal Für die Anwendung von Kalk- bzw. Kalkzementputzen
abdichtung bis etwa 300 mm über Gelände hinter bei stark saugenden Putzuntergründen ist nach DIN
einem Sockelputz hochzuziehen ist (siehe Kapitel 6 18550 im Regelfall eine Vorbehandlung (geeigneter
205
Haftmörtel, voll deckender Spritzbewurf), die Ver- Kunstharzdispersionen halten das zum Abbinden
wendung eines speziellen Putzmaterials oder eine notwendige Wasser zurück, so dass ein Vornässen
andere geeignete Verfahrensweise (zweischichtiges oder Grundieren im Regelfall nicht erforderlich ist.
Spritzen „nass in nass“ in einer Putzlage) erforder-
Keramische Fliesen und Platten werden so verlegt,
lich. Bei Porenbeton ist ein Spritzbewurf nicht üblich.
dass sie nicht kraftschlüssig an andere Bauteile wie
Lediglich für Wände in Feuchträumen (z. B. für Dusch-
angrenzende Wände, Böden oder Decken anschlie-
oder Waschanlagen, Großküchen, Feuchträume in
ßen. An diesen Stellen sind Dehnfugen erforderlich,
der Industrie) sollte ein Unterputz aus Zementmörtel
die bis auf den Untergrund reichen und mit elasti
zur Verbesserung der wasserabweisenden Eigen-
schen Fugenmassen geschlossen werden. Ebenso
schaften eines keramischen Belages aufgebracht
werden Fliesenflächen mit Längen von mehr als 4 m
werden.
durch Dehnfugen unterbrochen. Das Verfugen der
Um anstrich- bzw. tapezierfähige Flächen zu erhalten, Fliesenfläche erfolgt möglichst spät nach dem Ver
werden bei Innenwänden aus Porenbeton auch Glätt- legen, um eine gute Austrocknung des Fliesenmör-
putze eingesetzt. Diese Putzsysteme bieten die Mög tels sicherzustellen.
lichkeit einer schnellen Verarbeitung bei geringerem
Das Ansetzen von Fliesen und Platten im Dickbett-
Materialaufwand. Die Verarbeitungsrichtlinien der Putz-
verfahren ist nur bei unebenen Untergründen erfor-
hersteller sind hierbei zu beachten. Durch eine Kunst-
derlich. Hier wird nach dem Abfegen der Wandober-
stoffvergütung besitzt ein Glättputz als einlagiger Feinputz
fläche ein Spritzbewurf aufgebracht. Nach dessen
auf Gipsbasis mit einer Schichtdicke d ~ 5 mm ein
Abbinden über mindestens 24 Stunden können die
verbessertes Wasserrückhaltevermögen, so dass im
Fliesen vollflächig im Mörtelbett angesetzt werden. Für
Gegensatz zu normalen Innenputzen keine Grundie-
die Verfugung und die Anordnung von Dehnfugen gel-
rung erfolgen muss. Nach dem Auftrag wird der Putz
ten die gleichen Regeln wie beim Dünnbettverfahren.
sofort geglättet.
Bei Wandflächen, die durch Brauch- und Reinigungs-
10.4.4 Keramische Beläge wasser hoch beansprucht werden, z. B. von Dusch-
Keramische Fliesen und Platten können als Wand- und Waschanlagen und Feuchträumen in der Indus-
und Bodenbeläge, Arbeitsflächen, Fenstersimse und trie, ist vor der Fliesenverlegung eine Abdichtung zum
andere Flächen im Innen- und Außenbereich ver Schutz des Mauerwerks vor Feuchteschäden aufzu-
wendet werden. bringen. Dabei sind insbesondere die Regelungen der
DIN 18534-1 „Abdichtung von Innenräumen“ [10.15]
Keramische Beläge im Innen-, Feucht- und Nass-
zu beachten. Bei der Ausführung empfiehlt es sich,
raumbereich
auf herstellerspezifische und auf den Porenbeton ab-
Keramische Fliesen und Platten können als Wand
gestimmte Systeme zurückzugreifen, die eine geeig-
belag einfach und wirtschaftlich auf alle Porenbeton-
nete Auswahl von Abdichtungsstoff, Fliesenkleber,
Wandflächen aufgebracht werden. In der Regel sind
Fugenfüllstoff und Dichtungsbändern gewährleisten.
die unverputzten Oberflächen ausreichend eben, so
dass im Dünnbettverfahren gearbeitet werden kann. Keramische Beläge im Außenbereich
Vor Beginn der Arbeiten ist es erforderlich, die Wand Im Gegensatz zu Innenwandflächen von Porenbeton-
flächen mit einem Besen kräftig abzukehren, um mauerwerk ist ein direktes Aufbringen von kerami
Staub, Verunreinigungen und lose Teile zu entfernen. schen Belägen auf Außenoberflächen von Poren
Ggf. vorhandene Unebenheiten lassen sich mit einem betonmauerwerk zu vermeiden, da insbesondere
Schleifbrett beseitigen oder durch Ausgleichsschichten wegen der thermischen Beanspruchung und der
egalisieren. Es dürfen jedoch keine gipshaltigen Mör- daraus resultierenden unterschiedlichen Formände-
tel eingesetzt werden. rungen der Materialien die Gefahr des Abscherens
des Belages vom Untergrund besteht.
Das Verlegen der keramischen Fliesen und Platten
erfolgt mit handelsüblichen Mörteln und Klebstoffen
nach DIN EN 12004 [10.14], vorzugsweise mit Dis-
10.4.5 Bekleidungen
persionsfliesenklebern. Bei der Auswahl eines Klebers Bekleidungen auf Außenwandflächen
sind die Herstellerangaben zu beachten, denn be- Außenwände aus Porenbetonmauerwerk können mit
stimmte Produkte erfordern ein Vornässen oder ein einer hinterlüfteten Bekleidung versehen werden, die
Grundieren des Untergrundes. Übliche Fliesenkleber aus Fassadenelementen aus Holz, Blech, Kunststoff,
mit hoher Haft- und Klebewirkung und Zusätzen aus Naturstein oder ähnlichen Materialien bestehen kann.
206
Dabei erfolgt die Hinterlüftung mit Lattung und Kon- Beschichtungen auf Außenwandflächen
terlattung als Unterkonstruktion, die mit zugelassenen Mauerwerk aus Porenbeton-Plansteinen und
und geeigneten Befestigungsmitteln an der Außen- -Planelementen wird in der Regel im Außenbereich
wandkonstruktion aus Porenbetonmauerwerk be mit einem mineralischen Leichtputz versehen. Dabei
festigt wird. Als Befestigungsmittel für Porenbeton enthält bei Neuerstellung der Oberputz bereits die
kommen Kunststoffdübel und Verbundanker zur Pigmente für die farbliche Gestaltung der Oberfläche.
Anwendung, die nur geringe bzw. keine Spreizkräfte Eine nach vielen Jahren möglicherweise verschmutzte
bei der Montage erzeugen. Im Bereich der Unter Außenputzoberfläche kann nach Reinigung jedoch
konstruktion können noch zusätzliche Dämmstoff- erneut mit einer auf das vorhandene Putzsystem ab-
schichten eingebaut werden. Die wasserabweisende gestimmten farblichen Beschichtung in Form eines
und winddichte Schutzschicht auf der Oberseite der Anstriches versehen werden.
Dämmung muss beim Einbau zur Bekleidung zeigen.
Beschichtungen auf Innenwandflächen
Auch Klinkerriemchen können als Bekleidung auf Anstriche auf Porenbetonmauerwerk haben im We-
Außenwandflächen aus Porenbetonmauerwerk auf- sentlichen eine gestalterische Funktion. Sind keine
gebracht werden. Die hoch wärmedämmende, tra- hohen optischen Anforderungen an Innenwandober-
gende Porenbetonwand übernimmt dabei neben der flächen gestellt, z. B. in Kellerräumen, können diese di-
Lastabtragung auch die Funktion des Wärmeschut rekt mit einer farblichen Beschichtung versehen wer-
zes. Die auf der Mauerwerksoberfläche aufgebrachten den. Auf Porenbeton haben sich handelsübliche Dis
Klinkerriemchen sorgen neben dem Schutz vor Wit- persions- sowie Silikatfarben bewährt, die sich direkt
terungseinflüssen auch für eine besondere Optik der auf den mineralischen Untergrund auftragen lassen.
Fassade, die nahezu wartungsfrei ist. Zudem haben
Werden höhere optische Anforderungen an Innen-
sich die Klinkerriemchen als unempfindlich gegen Al-
wandoberflächen gestellt, ist zunächst ein Innenputz
gen- und Pilzbefall bewährt. Die planebene Außeno-
auf die planebenen Oberflächen des Porenbeton-
berfläche der Porenbetonwand macht in der Regel
mauerwerks aufzutragen, der dann als Träger für die
das Aufbringen eines Ausgleichsputzes überflüssig.
anschließende Systembeschichtung aus Dispersions-
Nach Aufbringen und Austrocknen des Armierungs-
sowie Silikatfarben dient. Anstelle des Innenputzes
putzes werden die Klinkerriemchen aufgeklebt und
kann als Träger für die nachfolgende Beschichtung
die Klinkerfläche verfugt. Dabei sind die Verarbeitungs-
ein Spachtelputz diese Funktion übernehmen. So-
richtlinien der Hersteller zu beachten.
wohl auf den Innenputz als auch auf den Spachtel-
Bekleidungen auf Innenwandflächen putz können Tapeten aufgebracht werden, die je nach
Alternativ zum Aufbringen eines Innenputzes oder Art abschließend mit einer farblichen Beschichtung
einer Tapete können Innenwände aus Porenbeton- versehen werden.
mauerwerk auch mit Bekleidungen versehen werden,
welche ein gestalterisches Element für die Erschei-
nungsform der Wand darstellen. Um oberflächen
fertige Holzpaneele oder plattenartige Wandbeklei- 10.5 Befestigungen
dungen auf die Innenwand aus Porenbeton aufzu-
Befestigungen und Verankerungen in Porenbeton-
bringen, sollte die Wandoberfläche zunächst abge-
bauteilen lassen sich einfach vornehmen. Das homo-
spachtelt werden. Hierauf wird eine Ausgleichslattung
gene und leicht bearbeitbare, tragfähige Material er-
mit für den Untergrund Porenbeton geeigneten Befe-
laubt unter Berücksichtigung der zu erwartenden
stigungsmitteln dauerhaft verankert. Auf die darauf zu
Belastung die Verwendung verschiedener Befesti-
montierende Grundlattung lassen sich die unterschied-
gungsmittel. Je nach Anwendungsbereich und Größe
lich großen Holzpaneele oder plattenartigen Wand-
der aufzunehmenden Lasten stehen unterschiedliche
bekleidungen nach Herstellerangaben montieren.
Befestigungsmittel zur Verfügung:
10.4.6 Beschichtungen Nägel, Spiralnägel und Schrauben, die unmittelbar
Beschichtungen haben die Aufgabe, den Untergrund in Porenbeton befestigt werden
vor Witterungs- und Umweltbeanspruchungen sowie
Dübel aus Kunststoff, als Injektionssysteme und
ggf. vor chemischen und mechanischen Beanspru-
aus Metall
chungen zu schützen. Sie ermöglichen eine Reinigung
und/oder vermindern die Verschmutzung einer Bau- Bolzen (Gewindebolzen) zur Durchsteckmontage
teiloberfläche.
207
Befestigungsmittel für den Außenbereich müssen Injektionsdübel sind Verankerungen, bei denen Ge-
korrosionsgeschützt sein. Die gleiche Eigenschaft windestangen oder Innengewindehülsen mit Injek
empfiehlt sich auch im Gebäudeinneren, besonders tionsmörtel in ein Bohrloch geklebt werden. Die Mör-
im Bereich von Feucht- und Nassräumen. Nägel und telmasse besteht aus zwei Komponenten (Härter,
Dübel werden sowohl unter Zug- und Schrägzug- als Harz). Verwendet werden Siebhülsen aus Metall oder
auch unter Druckbelastung beansprucht. Dübel- und Kunststoff, die für eine Vergrößerung der Oberfläche
Nagelverbindungen sollen langzeitig belastbare Sy- bei der Verklebung der Mörtelmasse sorgen. Sie
steme darstellen, die auch noch weiteren Beanspru- müssen vollständig mit Mörtel verfüllt werden. Durch
chungen wie Temperatur, Brand oder Korrosion aus- das Einbringen der Gewindestange wird der Mörtel
gesetzt sein können. durch die Maschen der Hülse in die Poren des Steins
eingedrückt und erzeugt somit einen Form- und
Für die Befestigung von hinterlüfteten Außenwand
Stoffschluss. Die genauen Angaben enthalten die
bekleidungen ist DIN 18516-1 [10.16] zu beachten.
Zulassungsbescheide und Produktinformationen der
Da Befestigungsmittel ständig weiterentwickelt wer-
Hersteller.
den und zum Teil auch bauaufsichtlich zugelassen
sind, empfiehlt es sich, verbindliche technische Pro- Bolzen
duktdaten bei den jeweiligen Herstellern zu erfragen. Für schwere oder auch dynamische Lasten kann die
Befestigung als Durchsteckmontage ausgeführt wer-
Nägel, Spiralnägel und Schrauben
den. Hierzu wird zunächst die Wand durchbohrt, wo-
Für Porenbeton wurden Nägel und Schrauben entwi-
bei der Durchmesser des Bohrlochs dem Bolzen-
ckelt, die unmittelbar in den Baustoff eingetrieben wer-
durchmesser entspricht. Auf der Gegenseite wird an-
den können und eine handwerksgerechte Verarbei-
schließend eine Vertiefung angelegt, die eine Anker-
tung voraussetzen. Sie dienen zur Befestigung leich-
platte in Form einer Unterlegscheibe oder eines
ter Ausbauteile, z. B. von Konterlattungen für Holzbe-
Flacheisens aufnehmen kann. Dann wird ein Gewin-
kleidungen. Dabei ist die empfohlene Gebrauchslast
debolzen in geeigneter Abmessung durch das Poren-
abhängig von der Festigkeitsklasse des Porenbetons.
betonbauteil gesteckt und auf der Gegenseite durch
Dübel die Ankerplatte und eine Verschraubung gesichert.
Eine Befestigung von tragenden und nicht tragenden Zum Schluss wird die Vertiefung auf der Gegenseite
Elementen – vom Küchenschrank bis zum Vordach – mit Dämm-Mörtel verfüllt.
in Porenbetonmauerwerk wird in der Regel mit Dübeln
durchgeführt. Zur sicheren und dauerhaften Lastein
tragung in den Untergrund Porenbeton stehen für
nahezu alle Anwendungsfälle geeignete Dübelsysteme 10.6 Ausmauerung von Holz
zur Verfügung. Sie sind durch unterschiedliche Wirk- fachwerk
prinzipien, Werkstoffe und Abmessungen an die ver-
Die Gefache von Holzfachwerken weichen häufig aus
schiedensten Einbausituationen angepasst. Hier gibt
statischen oder architektonischen Gründen von der
es eine große Anzahl von Herstellerzulassungen, die
Rechteckform ab. Oft sind sie auch durch Setzungen
Anforderungen für die Anwendung, Bemessung und
oder Belastungen verformt. Das gesamte Fachwerk-
Montage der Dübel enthalten.
gefüge ist ständigen Schwind- und Quellvorgängen
Das gebräuchlichste Dübelsystem für Porenbeton ist und den dadurch hervorgerufenen Verformungen un-
das Kunststoffdübelsystem, bei dem beispielsweise terworfen.
eine Schraube mit passendem Durchmesser und
Porenbeton bietet sich zur Ausmauerung von Holz-
passender Länge eingeschraubt wird. Dieser Dübel
fachwerk an, weil er ähnlich wie Holz leicht zu bear-
wird für alle Arten von Befestigungen mit geringen
beiten ist. Dadurch ist eine einfache Anpassung an
Lasten verwendet (Sockelleisten, leichte Regale etc.).
unregelmäßige Gefache möglich. Die Ausmauerung
Im Unterschied dazu bestehen Kunststoff-Rahmen kann mit maßhaltigen Porenbeton-Plansteinen und
dübel aus einer Dübelhülse mit Spreizteil und an- Dünnbettmörtel erfolgen. Außen ist das Mauerwerk
schließendem Dübelschaft sowie einer in der Regel immer um das Maß der Putzdicke hinter das Holz
zum Dübel gehörenden Spezialschraube. Rahmen zurückzusetzen. Der Anschluss an das Holz wird
dübel werden vor allem für die Befestigung in Fassa- umlaufend durch eine Dreikantleiste gesichert, die
den, aber auch bei der Montage von Küchenschrän- mit korrosionsgeschützten Nägeln zu befestigen ist.
ken eingesetzt. Die in den Steinen erforderliche Nut kann leicht aus-
208
gesägt werden. Bei den unvermeidbaren Rissen zwi- Abb. 10.27: Ausmaue-
rung von Holzfachwerk
schen Ausfachung und Holz verbessern die Dreikant-
mit Porenbeton
leisten die Winddichtigkeit der Außenwände.
Die Anschlussfugen zwischen Mauerwerk und Holz

werden mit Wärmedämm-Mörtel in 10 bis 12 mm
Dicke ausgeführt, damit Toleranzen und Verformun
gen ausgeglichen werden (Abb. 10.27). Die Mindest-
dicke des Außenputzes mit einem Wasseraufnahme
koeffizienten von Ww zwischen 0,3 und 2,0 kg/(m2h0,5)
beträgt im Gefachbereich 15 mm. Stärker wasserab-
weisende Außenputze dürfen nicht verwendet werden,
weil sie die Trocknungsmöglichkeit durch Kapillar-
transport von innen nach außen einschränken würden.
Da die Fachwerkhölzer in der Regel nicht dicker als

und eine ausreichende Trocknung nach innen zu er-
15 bis 17 cm sind, werden mit einer außen und in-
möglichen, soll bei zusätzlicher Innendämmung die
nen bündigen Ausmauerung – auch mit einem hoch
diffusionsäquivalente Luftschichtdicke (sd-Wert) von
wärmedämmenden Wandbaustoff wie Porenbeton –
das Fachwerk überdeckenden Wärmedämmschich-
die heutigen Anforderungen der Energiesparverord-
ten und Putzschichten größer als sd = 0,5 m und klei
nung nicht erfüllt. Eine Außendämmung kommt oft
ner als sd = 2 m sein. Empfehlenswert ist die Anord-
aus denkmalpflegerischen Gesichtspunkten nicht in
nung einer „feuchte-adaptiven Dampfbremse“ mit
Betracht. Daher ist es eine einfache Lösung, die Aus-
variablem sd-Wert, der im Winter größer und im
fachungsdicke nach innen zu verstärken und hinter
Sommer kleiner ist.
das Fachwerkholz herumzuführen. In der Praxis ist
die Ausführung so, dass zunächst die Ausmauerung Besonders hinzuweisen ist auf das Berichtsheft 9 zur
der Holzgefache erfolgt und dann eine zweite Schale Ausmauerung von Holzfachwerk des Bundesverban
innenseitig knirsch vor die gesamte Außenwand ge- des Porenbetonindustrie e.V. [10.17], in dem neben
stellt wird. weiteren Hinweisen zur Ausführung auch Untersu-
chungsergebnisse des Fraunhofer-Institutes für Bau-
Für diesen Anwendungsfall ist eine feuchtetechnische
physik, Holzkirchen dokumentiert sind.
Untersuchung durchzuführen. Um schädliche Tau-
wasserbildung auf den Holzoberflächen zu vermeiden
209
Literatur
[10.1] DIN 18533-1:2017-07 – Abdichtung von erdberührten Bauteilen – Teil 1: Anforderungen,
Planungs- und Ausführungsgrundsätze
[10.2] DIN EN 1996-1-1/NA:2012-05 – Nationaler Anhang zum Eurocode 6: Bemessung und Konstruktion
von Mauerwerksbauten – Teil 1-1: Allgemeine Regeln für bewehrtes und unbewehrtes Mauerwerk
[10.3] Bundesverband Porenbetonindustrie e.V. (Herausgeber): Oberflächenbehandlung – Putze,

Beschichtungen, Bekleidungen – Bericht 7
[10.4] DIN 18533-3:2017-07 – Abdichtung von erdberührten Bauteilen – Teil 3: Abdichtung mit flüssig zu
verarbeitenden Abdichtungsstoffen
[10.5] DIN EN 15814:2015-03 – Kunststoffmodifizierte Bitumendickbeschichtungen zur Bauwerks-

abdichtung – Begriffe und Anforderungen; Deutsche Fassung EN 15814:2011 + A2:2014
[10.6] DIN EN 13914-1:2016-09 – Planung, Zubereitung und Ausführung von Außen- und Innenputzen –
Teil 1: Außenputze; Deutsche Fassung EN 13914-1: 2016
[10.7] DIN EN 13914-2:2016-09 – Planung, Zubereitung und Ausführung von Innen- und Außenputzen –
Teil 2: Innenputze; Deutsche Fassung EN 13914-2:2016
[10.8] DIN 18550-1:2018-01 – Planung, Zubereitung und Ausführung von Außen- und Innenputzen –
Teil 1: Ergänzende Festlegungen zu DIN EN 13914-1:2016-09 für Außenputze
[10.9] DIN 18550-2:2018-01 – Planung, Zubereitung und Ausführung von Außen- und Innenputzen –
Teil 2: Ergänzende Festlegungen zu DIN EN 13914-2:2016-09 für Innenputze
[10.10] DIN EN 998-1:2017-02 – Festlegungen für Mörtel im Mauerwerksbau – Teil 1: Putzmörtel;

Deutsche Fassung EN 998-1:2016
[10.11] DIN EN 15824:2017-09 – Festlegungen für Außen- und Innenputze mit organischen Bindemitteln;
Deutsche Fassung EN 15824:2017
[10.12] DIN 18558:1985-01 – Kunstharzputze; Begriffe, Anforderungen, Ausführung
[10.13] DIN EN 13279-1:2008-11 – Gipsbinder und Gips-Trockenmörtel – Teil 1: Begriffe und

Anforderungen; Deutsche Fassung EN 13279-1:2008
[10.14] DIN EN 12004-1:2017-05 – Mörtel und Klebstoffe für keramische Fliesen und Platten – Teil 1:
Anforderungen, Bewertung und Überprüfung der Leistungsbeständigkeit, Einstufung und
Kennzeichnung; Deutsche Fassung EN 12004-1:2017
[10.15] DIN 18534-1:2017-07 – Abdichtung von Innenräumen – Teil 1: Anforderungen, Planungs- und
Ausführungsgrundsätze
[10.16] DIN 18516-1:2010-06 – Außenwandbekleidungen, hinterlüftet – Teil 1: Anforderungen, Prüfgrundsätze
[10.17] Bundesverband Porenbetonindustrie e.V. (Herausgeber): Ausmauerung von Holzfachwerk – Bericht 9
210
PORENBETON HANDBUCH OBJEKTBEISPIELE FÜR DAS BAUEN MIT PORENBETON
OBJEKTBEISPIELE 11
FÜR DAS BAUEN MIT PORENBETON
11.1 Planungsaspekte Bauweise und Materialwahl. Jeder dieser Faktoren

hat einen bestimmenden Einfluss auf die Planung
Architektur entsteht immer als eine Synthese aus un- und Ausführung eines Gebäudes, um seiner Bauauf-
terschiedlichen Anforderungen, Gegebenheiten und gabe und somit Funktion und Nutzung sowie seiner
Einflüssen, die bei Planung und Ausführung zu be- Wirtschaftlichkeit gerecht zu werden.
rücksichtigen sind. Primär wird durch die Architektur
ein Gehäuse für eine bestimmte Funktion geschaffen, Wie vielfältig Gebäude gestaltet werden können, die
die meist eindeutig durch dessen Nutzung festgelegt mit Porenbetonmauerwerk erstellt wurden, zeigen die
ist. Aber auch ein möglicher Wechsel der Funktion folgenden Objektbeispiele – von Einfamilien-, Doppel-
durch Nutzungsänderungen erfordert Flexibilität und und Reihenhäusern, Mehrfamilienhäusern über Auf-
Anpassungsfähigkeit an die Gebäudearchitektur. stockungen bis zu Gewerbe- und Bürogebäuden.
Die Form des Gebäudes wird ebenfalls aus Funktion

und Nutzung abgeleitet. Dies betrifft die Gestaltung 11.2 Einfamilienhäuser,
des äußeren Baukörpers und seiner Räume sowie
die Art der Durchdringung von außen und innen. Die
Doppel- und Reihenhäuser
Formgebung folgt einem geplanten Gestaltungskon- Grundstücke in Städten und stadtnahen Bereichen
zept und entsteht im Wechselspiel von Konstruktio- erfordern heute fast immer verdichtete Bebauungen.
nen und Materialien. Bei Bauteilkonstruktionen und Nicht nur dass entsprechende Baugrundstücke in
Materialwahl müssen bestimmte Spannweiten sowie geringer Anzahl zur Verfügung stehen führt zu dieser
bauphysikalische Eigenschaften mit ökonomisch ver- Forderung, auch die sehr hohen Grundstückspreise
tretbarem Aufwand erreicht werden. Auch der Her- machen sie notwendig. Dies gilt insbesondere für
stellungsprozess des Gebäudes – in der Art der Bau- Lagen, die z. B. wegen ihrer Topografie und Aussicht
teilerstellung und der Montage – nimmt Einfluss auf oder der Qualität des Wohnumfeldes gefragt sind.
Abb. 11.1: Einfamilien-

häuser in Siegburg
211
OBJEKTBEISPIELE FÜR DAS BAUEN MIT PORENBETON PORENBETON HANDBUCH
Abb. 11.2 und 11.3:

Einfamilienhäuser
in Siegburg
Massivhäuser bewerten viele Bauherren und Haus-

käufer als Inbegriff von Langlebigkeit und Solidität.
Ein monolithisches, massives Mauerwerk aus Poren-
beton bietet neben seiner bauphysikalischen und
konstruktiven Eignung viel Spielraum für eine indivi-
duelle Gestaltung der Gebäudehülle. Geschwungene
Wände, runde Giebel oder Fassadenprofile können
mit Porenbetonsteinen wirtschaftlich erstellt werden,
denn sie sind wie kaum ein anderer Mauerwerkstoff
einfach zu bearbeiten und in jede gewünschte Form
zu bringen.
Wohn- und Lebensqualität für Familien: 5 frei-

stehende Einfamilienhäuser (2-geschossig) und
4 Doppelhäuser (1,5-geschossig) in Siegburg zweischaligen Haustrennwände werden aus Poren-
Entwurfsplanung: Architekt Dipl.-Ing. S. Ahlefeld, beton-Plansteinen gemauert. Die Entscheidung für
Büro Richarz & Ahlefeld, Troisdorf Mauerwerk aus Porenbeton fiel dabei mit Blick auf
Bauherr: HKS GmbH & Co. KG, Siegburg die gute Wärmedämmung und das hohe Wärme-
speichervermögen des massiven Baustoffs. Denn
Auf einem ca. 5.000 m2 großen Areal im rheinischen
die monolithischen Außenwände erfüllten ohne zu-
Siegburg wurden insgesamt 13 Wohngebäude inklu-
sätzliche Dämmmaßnahmen die Anforderungen der
sive Garagen errichtet: Neben fünf freistehenden Ein-
aktuellen Energieeinsparverordnung. Auch das be-
familienhäusern mit relativ großen Grundstücken und
kanntermaßen angenehme Raumklima und die aus-
entsprechenden Außenflächen entstanden in Reihen-
geglichenen Raumtemperaturen in Häusern mit mi-
bebauung vier Doppelhäuser.
neralischen, dampfdiffusionsoffenen Außenwänden
Bauherr und Architekt waren sich einig: Die 36,5 cm sprachen dafür, Porenbeton für die Ein- und Zwei-
dicken Außenwände der Wohngebäude sowie die familienhäuser einzusetzen.
212
Abb. 11.4 und 11.5:

Doppelhäuser in
Reihenbebauung
in Siegburg
213
Weitere Objekte
Abb. 11.6 und 11.7:
Einfamilienhaus
in Hamburg
214
Abb. 11.8 und 11.9:

Einfamilienhaus
in Berlin
215
Abb. 11.10 und 11.11:

Einfamilienhaus
in Lübeck
216
Abb. 11.12 und 11.13:

Reihenhaus mit vier
Wohneinheiten in
Hamburg-Wilhelmskrug
217
Abb. 11.14:
„Am Schwanenteich”
im Wohnquartier Wai-
sengärten in Schwerin/
Reihenhäuser mit
Außenwänden aus
Porenbetonmauerwerk
218
11.3 Mehrfamilienhäuser Konzipiert auf dem Areal eines Wohnhofs wurden die
zwei Mehrgenerationenhäuser mit elf Wohneinheiten
Der Bedarf an bezahlbaren Wohnräumen nimmt in als Niedrigenergiehäuser im KfW-55-Standard. Dabei
dicht bebauten innerstädtischen Bereichen stetig zu. mussten die unterschiedlichen Bedürfnisse und An-
Für Bauherren und Investoren stehen im Mehrge- forderungen der Bauherrengemeinschaft – von jungen
schossbau neben einer optimalen Ausnutzung der Familien mit ein bis vier Kindern bis hin zu Senioren –
Grundstücksflächen vor allem Wirtschaftlichkeit und Berücksichtigung finden.
Wertbeständigkeit im Vordergrund.
Die Bauherren setzten als Prämissen geringe Bau
Auch beim Mehrfamilienhausbau gilt es, den Bedürf- kosten sowie unter ökologischen und nachhaltigen
nissen der späteren Bewohner nach einem zeitgemä- Gesichtspunkten Baustoffe aus der Region, Holz-
ßen Wärmeschutz und einem wohngesunden Raum- fenster und den Verzicht auf Außendämmung. Mit
klima gerecht zu werden. Gleichzeitig müssen bei der diesen Vorgaben sowie einer möglichst wirtschaft
Planung alle Anforderungen des Gesetzgebers an die lichen und schnellen Bauweise galt es, mit einem
Energieeffizienz und Nachhaltigkeit eines Wohnge- hoch wärmedämmenden Baustoff und ohne Stahl-
bäudes, an den Schallschutz und den vorbeugenden beton in den Wänden den Rohbau zu erstellen.
baulichen Brandschutz berücksichtig werden. Mit
massiven Außenwänden aus Porenbetomauerwerk So entstanden die Außenwände der Mehrfamilien-
gelingt es zuverlässig, den Wünschen von Gebäude- häuser aus monolithischem Porenbetonmauerwerk
nutzern und geltendem Baurecht zu entsprechen. und wurden mit 42,5 cm breiten Porenbeton-Plan-
steinen errichtet. Die individuell geschnittenen Woh-
Urbanes Wohnen in der Stadt – Mehrfamilien- nungen mit Flächen von 80 bis 215 m2 über eine bis
häuser als Niedrigenergiehäuser im KfW-55- drei Etagen erscheinen nach außen hin einheitlich,
Standard, Am Bramschkontor in Dresden um die Ensemblewirkung der Hofanlage mit weiteren
Entwurfsplanung und Bauüberwachung: ARGE Gebäuden zu wahren. In einem ebenfalls mit Poren-
Nadja Häupl Architektin, München – Heidelmann & beton gebauten Nebengebäude gibt es Garagen,
Klingebiel Planungsgesellschaft GmbH, Dresden Abstellräume, Werkstatt und Gemeinschaftsraum.
Abb. 11.15: Zwei

3-geschossige Mehr-
familienhäuser mit
Außenwänden aus
Porenbetonmauerwerk
in Dresden
219
Abb. 11.16 und 11.17:

3-geschossiges
Mehrfamilienhaus mit
Außenwänden aus
Porenbetonmauerwerk
in Dresden
Die warmen Putzfarben und Lochfassaden, die ste-

henden Fensterformate sowie die Holzläden beziehen
sich gestalterisch auf die Umgebung der Dresdener
Friedrichstadt mit Bramsch-Kontorhaus, Kranken-
haus und den Sandsteinmauern des Areals. Dabei
gibt der Wechsel in den handwerklich aufwändig her-
gestellten Außenwandbelägen – ein Kammputz für
die Flächen und ein Glattputz für die Fensterfaschen
in durchgefärbtem mineralischem Leichtputz ohne
Egalisierungsanstrich – der Fassade eine natürliche
Lebendigkeit.
220
Weitere Objekte
Abb. 11.18, 11.19 und
11.20: 3-geschossiges
Mehrfamilienhaus mit
Außenwänden aus
Porenbetonmauerwerk
in Hamburg
221
Abb. 11.21 und 11.22:

„Stadthäuser
Schwanenwieck“ im
Wohnquartier Waisen-
gärten in Schwerin/
5-geschossige Mehr-
familienhäuser mit
Außenwänden aus
Porenbetonmauerwerk
222
Abb. 11.23 und 11.24:

Mehrfamilienhäuser im
Wohnquartier Lessing-
park in Wolfsburg/
3- bis 5-geschossige
Gebäude mit Außen-
wänden aus Poren-
betonmauerwerk
223
11.4 Bestandsersatz die schallschutztechnische Ertüchtigung oder Ver-

besserung des Brandschutzes von Bauteilen sind
Es steht außer Frage – alte Gebäude haben ihren weitere Aspekte der Projektbewertung. Bei einer
Charme. Doch nicht jeder Altbau ist erhaltenswert. Vollmodernisierung kommen noch nutzflächenver-
Der Bestandsersatz kann eine wirtschaftliche Alter- größernde oder generationsgerechte Um- oder An-
native zur Modernisierung von alten Gebäuden sein, baumaßnahmen hinzu, die erhebliche baukonstruk-
insbesondere bei zusätzlicher Vergrößerung und an- tive Veränderungen des Gebäudes nach sich ziehen.
derer Anordnung oder Nutzung von Räumen und
Wohneinheiten sowie für barrierefreie Umbauten. Die Summe aller Aspekte einer Vollmodernisierung
Auch in Sachen Wohngesundheit, Energieeffizienz, ist abschließend in den Vergleich mit der eines Be-
Sicherheit und Nutzwert möchten Eigentümer und standsersatzes zur Entscheidungsfindung zu stellen.
Investoren keine Abstriche machen. Denn der Bestandsersatz eines alten Gebäudes (Ab-
riss, Umzugsmanagement und Neubau) kann nicht
Die wichtigste Voraussetzung, um im Einzelfall die nur Einsparpotenziale bieten, die meist deutlich über
richtige Entscheidung zu treffen, ist die fundierte Be- denen von Vollmodernisierungen liegen. Er ist auch
standsanalyse sowie die Prüfung aller Rahmenbedin- eine nachhaltige Alternative in zeitgemäßer Bauweise
gungen. Wie ist z. B. der Zustand der Bausubstanz, mit größeren Freiräumen bei der Planung, Gestaltung
der Status energetischer, schall- und brandschutz- und Ausstattung.
technischer Standards oder wie sind die baukon-
struktiven Voraussetzungen und (städte-)baulichen Büro- und Wohnhaus ergänzt historische Kulisse
Gegebenheiten. in Glashütte
Entwurfsplanung: Dipl.-Ing. Architekt E. Jacob,
Konkrete Kosten-Nutzen-Berechnungen der einzel- Bauherr: Böhmer IT-Systeme GmbH / Glashütte
nen Teilprojekte wie beispielsweise Sanierungs- oder
Instandhaltungsmaßnahmen, energetische Moderni- Mitten in der historischen Kulisse des Stadtzentrums
sierungsmaßnahmen (z. B. Dämmung von Fassade von Glashütte in Sachsen entstand ein dreigeschos
und Dach, Einbau einer effizienten Heizungsanlage, siges Büro- und Wohngebäude mit ausgebautem
Austausch alter Fenster durch Wärmeschutzfenster), Dachgeschoss, eingepasst in die vorhandene
Abb. 11.25: Bestands-

ersatz – Neubau
Büro- und Wohnge-
bäude in Glashütte
224
Abb. 11.26 und 11.27:

Bestandsersatz – Neu-
bau Büro- und Wohn-
gebäude in Glashütte
Straßenflucht. Ursprünglich hatte der Bauherr ein an rung erwies sich als hochgradig unwirtschaftlich.
dieser Stelle stehendes Gebäude aus dem Jahr 1850 Letztlich genehmigten Bauamt und Denkmalpflege
mit der Absicht eines Umbaus erworben. Doch Raum- den Abriss, machten aber Auflagen für den Neubau.
höhen von nur 2,25 m statt vorgeschriebener 2,40 m
So musste die Traufhöhe des neuen Hauses an das
ließen keine gewerbliche Nutzung zu und eine Sanie-
angrenzende Gebäude angepasst und die straßen-
seitige Fassade dem Erscheinungsbild der Stadtbe-
bauung angeglichen werden. Die rückwärtige Seite
des Hauses hingegen konnte frei gestaltet werden
mit großen Fenstern und Balkonen im bereits für
Wohnzwecke vorgesehenen Dachgeschoss.
Die drei Geschosse des Ersatzneubaus wurden als

Geschäftsräume geplant, aber die Grundrisse so
ausgelegt, dass mit geringen Umbauten und Ergän-
zungen auch die Nutzung als Wohnraum möglich ist.
Da jede Etage in zwei Wohnungen geteilt werden
könnte, wurden für Bäder und Toiletten Anschlüsse
vorinstalliert.
Die monolithischen Außenwände aus Porenbeton-

mauerwerk wurden mit 36,5 cm breiten Porenbeton-
Plansteinen errichtet und mit einem mineralischen
Putz versehen.
225
Abb. 11.28, 11.29 Gelungene Integration in den Bestand – moderner

und 11.30: Bestands-
Ersatzneubau in der Lübecker Altstadt
ersatz – Neubau
Wohnaus in Lübeck Entwurfsplanung: Dipl.-Ing. Architekt U. Ellinghaus,
Lübeck
Auf dem Grundstück stand vorher ein Altbau, der

infolge massiver baulicher Eingriffe und erheblicher
Brandschäden nicht mehr sanierungsfähig war. Das
neue Wohnhaus mit seiner zentralen Lage an der ur-
sprünglichen Stadtmauer wurde so geplant, dass es
sich in die umgebende Bebauung einfügt.
Dem Architekten ist ein Neubau gelungen, der mit

moderner Formensprache markante Akzente inmit-
ten der historischen Stadtbebauung setzt, obwohl
die Gestaltungssatzung der Stadt klare Richtlinien
vorgab. Im Vordergrund stand, innerhalb der engen
Grenzen des Baugrundstücks und der Hofsituation
weitestgehende Privatheit mit Offenheit und Licht in
Einklang zu bringen und Großzügigkeit zu schaffen.
Die eigenwillige Fassadengestaltung mit schräg ein-

gesetzten Fenstern an der Straßeneite und das ellip-
tisch angelegte Treppenhaus konnten unkompliziert
mit Außenwänden aus Porenbeton (36,5 cm breite
Porenbeton-Plansteine) ausgeführt werden, da sich
der Baustoff durch seine einfache Bearbeitbarkeit in
jede gewünschte Form bringen lässt.
226
11.5 Aufstockung sich aus den baurechtlichen Bedingungen, die in den

Landesbauordnungen sowie im Bebauungsplan ge-
Bauen im Bestand ist ein Thema, das in Anbetracht regelt sind.
stetig steigender Grundstückspreise und fehlenden
Wohnraums – vor allem in Ballungsräumen – interes- Monolithische Wandkonstruktionen aus massivem
sante Potenziale und Chancen für Eigentümer und Porenbetonmauerwerk eignen sich besonders gut
Investoren aufzeigt. Neben Um- oder Ausbau meist für die Erweiterung eines Bestandsgebäudes durch
ungenutzter Räume eines Gebäudes, die sich häufig Aufstockung. Denn mit seinem geringen Volumenge-
aus veränderten Nutzungsbedürfnissen ergeben, ist wicht bei gleichzeitig hoher Festigkeit erfüllt der Bau-
die Erweiterung eines Bestandsbaus durch Anbau stoff die Anforderungen an die Tragfähigkeit ebenso
oder Aufstockung eine Alternative für die Schaffung wie an den Wärme-, Brand-, Feuchte- und Schall-
zusätzlicher Wohnflächen. Die Aufstockung ist dabei schutz. Zudem ermöglicht die leichte Bearbeitbarkeit
eine besonders attraktive Option, weil dafür weder von Porenbeton eine gute Anpassung an komplexe
Grundstück zugekauft noch ein kleines Grundstück Grundrisse und Formen.
zugebaut werden muss. Wohnraumschaffung durch Aufstockung eines
Die Aufstockung eines Gebäudes ist gleichermaßen Wohn- und Bürogebäudes inkl. Modernisierung
eine Modernisierungs- und eine Neubaumaßnahme. der Altfassade in Oldenburg
Einerseits können durch Aufstockung bestehende Entwurfsplanung: architektur.büro Oltmanns,
Mängel am Gebäude beseitigt werden, z. B. von un- Dipl.-Ing. Architekt U. Oltmanns, Oldenburg
zureichend gedämmten oder schadhaften Bauteilen Aus städtebaulichen Gründen sollte das Gebäude bei
wie Dach oder Fassade. Andererseits verändert die seiner Errichtung als Kopfbebauung dienen und so
Wohnraumschaffung durch ein zusätzliches Voll- einen markanten Übergang vom denkmalgeschütz-
oder Staffelgeschoss das bestehende Gebäude so ten Oldenburger Pulverturm in die höhere Bebauung
stark, dass viele baurechtliche, statische, konstrukti- des Schlosswalls bilden. Das Grundstück wurde
ve und haustechnische Aspekte zu berücksichtigen komplett bebaut – die Gebäudeaußenkanten stellten
sind. Der mögliche Umfang einer Aufstockung ergibt gleichzeitig die Grundstücksgrenzen dar.
Abb. 11.31: Wohn-

und Bürogebäude in
Oldenburg vor der Auf-
stockung
227
Abb. 11.32 und 11.33:

Aufgestocktes Wohn-
und Bürogebäude
mit modernisierter Alt-
fassade in Oldenburg
Da die Wohnfläche im 2. Obergeschoss für die Be-

wohner – und gleichzeitig Eigentümer – nicht mehr
ausreichte, Erdgeschoss und 1. Obergeschoss je-
doch als Büroräume angelegt und vermietet waren,
konnte die Alternative für eine Vergrößerung des
Wohnraums nur eine Aufstockung sein.
Durch das neue 3. Geschoss haben die Bauherren

60 m² Wohnfläche mit loftähnlichem Charakter und
eine 15 m² große, gut von der Nachbarbebauung
abgeschirmte Dachterrasse hinzugewonnen. Die
massiven Außenwände wurden mit 30 cm breiten
Porenbeton-Plansteinen errichtet und mit einem mi-
neralischen Putz versehen.
Nach außen präsentiert sich das gesamte Gebäude

abschließend nicht nur vergrößert, sondern auch mit
neuer Gebäudehülle – eine vorgehängte Fassade mit
Fassadentafeln im vorderen und ein Wärmedämm-
verbundsystem mit Außenputz im hinteren Bereich
(mit Anschluss an die Aufstockung) werten optisch
und energetisch auf.
228
11.6 Gewerbe- und Büro- zweigeschossiges Gebäude mit einer Breite von
16,50 m und 6,50 m Höhe „eingeschoben“ und
gebäude gleichzeitig auf eine Länge von 48 m vergrößert.
Gerade im Gewerbebau kommt es aufgrund unter-
Die neue Konstruktion, bestehend aus Stahl, Stahl-
schiedlichster Gebäudekonstruktionen auf die Viel-
beton und Porenbetonmauerwerk (Außenwände aus
seitigkeit eines Bausystems an. Das gilt nicht nur für
24 cm breiten Porenbeton-Plansteinen) erhielt zum
den Neubau, sondern auch für erforderliche Anpas-
besseren Wärmeschutz ein gedämmtes Sparren-
sungen der vorhandenen Gebäudesubstanz an neue
dach. Auch die massiven Außenwände erhielten eine
Nutzungsarten. Zudem achten Bauherren und Inves-
zusätzliche Dämmung und wurden mit Trapezblech-
toren immer mehr auf die „inneren Werte“ eines Ge-
elementen bekleidet. Auf der Eingangsseite ist der
bäudes, denn ein angenehmes Raumklima, winter-
größte Teil der Fassade komplett verglast.
licher und sommerlicher Wärmeschutz am Arbeits-
platz spielen für die Zufriedenheit der Belegschaft Nach der Umnutzung ist so ein modernes Büro- und
eine immer größere Rolle. Ausstellungsgebäude mit über 800 m² Nutzfläche
(22 Büros, Schulungsräume, ein Verkaufsraum und
Das Porenbeton-Bausystem ist flexibel an die bau-
ein Ausstellungsraum) und 365 m² Nebennutzfläche
konstruktiven und funktionellen Anforderungen von
entstanden. Im Vergleich zu einem Neubau konnten
Gewerbeauten anpassbar, mit anderen tragenden
deutlich Kosten eingespart werden.
Konstruktionen z. B. aus Stahl, Stahlbeton oder Holz
kombinierbar und übernimmt weitere wichtige Funk- Abb. 11.34 und 11.35:
tionen wie Lastabtragung, energieeinsparenden Wär- Büro- und Ausstellungs-
gebäude, SCHULZ
meschutz sowie Brand-, Feuchte- und Schallschutz.
Systemtechnik GmbH
in Visbek
Umnutzung einer alten Lagerhalle zum Büro- und
Ausstellungsgebäude in Visbek
Entwurfsplanung: Büro Gewinner Architekten – Inge-
nieure, Dipl.-Ing. Architekt H. Gewinner, Oldenburg
Beim Umbau der alten Lagerhalle blieben das Grund-

gerüst – eine 38 m lange, 29 m breite und 9 m hohe
Stahlkonstruktion – und das Dach als Wetterschutz
bestehen. In diese entkernte Hülle wurde ein neues,
229
Weiteres Objekt
Abb. 11.36, 11.37 und
11.38: Praxis-/Büro-
gebäude, Hamburg
230
Bildnachweise
Abb. 11.1/Abb. 11.2/Abb. 11.3/Abb. 11.4/Abb. 11.5: © Lothar Wels, Roetgen
Abb. 11.6/Abb. 11.7: © Nikolaus Herrmann, Hamburg
Abb. 11.8/Abb. 11.9: © Nora Erdmann, Berlin
Abb. 11.14/Abb. 11.21/Abb. 11.22: © Nikolaus Herrmann, Hamburg
Abb. 11.15/Abb. 11.16/Abb. 11.17: © Thomas Lehmann, Tauscha |

ARGE Nadja Häupl, Architektin – Heidelmann & Klingebiel Planungsgesellschaft mbH
Abb. 11.23/Abb. 11.24: © Lars Behrendt, Kottenheim
Abb. 11.25/Abb. 11.26/Abb. 11.27: © Thomas Lehmann, Tauscha
Abb. 11.31: © Architekt Uwe Oltmanns
Abb. 11.32/Abb. 11.33: © Arnt Haug
Abb. 11.34/Abb. 11.35: © Bundesverband Porenbetonindustrie e.V. | SCHULZ Systemtechnik GmbH
231
232
PORENBETON HANDBUCH SACHWORTVERZEICHNIS
SACHWORTVERZEICHNIS
A Bearbeitung 200
Abdichtung Befestigungen 207
Kelleraußenwände 126 Behaglichkeit 18
Querschnittsabdichtung 130 Bekleidungen
vertikale Abdichtung erdberührter Wände 131 auf Außenwandflächen 206
Abdichtungsart 201 aus Porenbeton 171
Abdichtungsbauart 129 Bemessungssituationen 39
Aluminium 10 Bemessungswert 53
Anhydrit 10 Bemessungswert der Druckfestigkeit
Anreißwinkel 195 des Mauerwerks 60
Anschlüsse 168 Bemessung und Ausführung von Mauerwerk 53
Arbeitszeitrichtwert 194 Berechnung 39
Aufstockung 227 Anforderungen an Entwurf und Ausführung 39
Ausfachung von Holzfachwerk 37 Einwirkungen auf Gebäude 39
Ausführung 193 Einwirkungen gemäß DIN EN 1996 53
Ausgangsfeuchte 119 Berechnungsmethoden 56
Ausgleichsschicht 199 Berechnung von Stürzen 68
Ausmauerung von Holzfachwerk 208 Beschichtungen 207
Außenecken 196 Bestandsersatz 224
Außenlärm 153 bestehende Gebäude 98
Außenputze 204 Bewehrungsleiter 12
Außensockelputz 205 Bewehrungsstäbe 12
Außenwand Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen 14
monolithisch (einschalig) 32, 33 Bilanzierungsgrenzen 89
zweischalig 32, 33 Bitumendickbeschichtung 201
Außenwandputz 204, 205 Bodenfeuchte 126, 128
Aussparungen 200 Bohrungen 200
Autoklavhärtung 13 Bolzen 207, 208
Aylsworth, J. W. 9 Brandschutz 157
abwehrender Brandschutz 157
bauaufsichtliche Anforderungen 157
B nicht tragende Wände 164
Bandsäge 195 tragende nicht raumabschließende Wände 165
Bauausführung 194 tragende raumabschließende Wände 164
Bauliche Durchbildung 64 vorbeugender Brandschutz 157
Bauprodukte 158 Brandverhalten 158
Baustellenorganisation 193 Brandwände 166
Baustoff 9 aus Mauerwerk 166
Baustoffklasse 159 Brüstungsmauerwerk 197
Bausystem 31
233
SACHWORTVERZEICHNIS PORENBETON HANDBUCH
C Erddruck 60, 201

Calciumaluminathydrat 12 Ergänzungsprodukte 23
Calciumhydroxid 12 erhöhter Schallschutz 135, 147
Calciumsilikathydrat 13 Eriksson, Axel 9
CE-Kennzeichnung 23 Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz
charakteristische Druckfestigkeit 54 (EEWärmeG) 108
Errichtung 16
Eurocode 6 (EC 6) 53
D
Dachaufstockung 36
Dampfdruckhärtung 10 F
Deckenrandstein 27 Feuchte 119
Deckungsanteil erneuerbarer Energien Feuchtegehalt 119
am Wärme- und Kälteenergiebedarf 108 Feuchtequellen 120
Deponierung 19 Feuchteschutz 119
Dichtheit 95 Feuerschutzabschlüsse 169
Dichtungsschlämme 195 Feuerwiderstandsfähigkeit 158
Diffusion 120 Feuerwiderstandsklasse 161, 164, 165
direkte Schallübertragung 138 Flachdächer 44
Direkt-Schalldämm-Maß 140, 141 flächenbezogene Masse 140
Direktschalldämmung 140 Flachsturz 28
Doppel- und Reihenhäuser 211 Flankenschalldämmung 142
Druckfestigkeit 24 flankierende Schallübertragung 138
Dübel 207, 208 Flüssigwassertransport 120
Dünnbettmörtelverfahren 23
Durchbrüche 200
Dyer, F. A. 9 G
Gebrauchstauglichkeitsnachweis 39
Gesundheit 18
E Gewerbe- und Bürogebäude 229
Eckschutzprofile 203 Gips 10
Eckstein 27 Glaser-Verfahren 121
Eigenlasten Gleichgewichtsfeuchte 119
Baustoffe und Bauteile 40 Grenzzustand der Tragfähigkeit 53
Hochbauten 40 Griffhilfen 23
Eigenüberwachung 14 Gummihammer 195
Einbau von Innenwänden 36 Gütesicherung 14
Einfamilienhäuser 211
Einfassungsbauteile 51
Einwirkung aus dem Untergrund 128 H
Energieausweis 90, 101 Haustrennwand, zweischalig 32, 33, 147
Energieeinsparverordnung 83 Herstellfeuchte 119
bestehende Gebäude 101 Herstellung 10, 16
zu errichtende kleine Gebäude 95 Hoffmann, E. 9
zu errichtende Nichtwohngebäude 90 Höhenausgleichsschicht 199
zu errichtende Wohngebäude 85 Höhenausgleichsstein 27
Energieverbrauch 17 Holzfachwerke 208
Entwicklung des Porenbetons 9 Horizontale Abdichtung 130
Erdbebenlasten 49
Erdbebenzonen 50
234
I Mauertafeln
Innenputze 205 Berechnung 70
Innenwand 34, 35 Mauerwerksprodukte 23
Instandhaltung 19 Mehrfamilienhäuser 219
Michaelis, W. 9
Mindestanforderungen an den Schallschutz 135
J Mindestschallschutz 147
Jahres-Primärenergiebedarf 85 Mindest-Trockenschichtdicke 202
Mindestwärmeschutz im Winter 75, 82
mineralische Dichtungsschlämme (MDS) 195, 202
K Minikran 198
Kalk 10 Modernisierung 35
Kapillare Rückleitung 122 Mörtelbett 195, 199
Kapillarleitung 121 Musterbauordnung 157
Kelleraußenwand 34
Kelleraußenwandabdichtung 126
Keller-Außenwandputz 205 N
Kellerwandabdichtung 201 Nachhaltigkeit 14
Keramische Beläge 206 Nachhaltigkeitsbetrachtung 15
Klassifizierung von Baustoffen und Bauteilen 158 Nägel 207
Komplextrennwände 167 Nassschichtdicke 202
Konstruktionen 173 nicht brennbare Baustoffe 159
Konstruktionsdetails 173 Nivelliergerät 195
Korrosionsschutz 12 Norm-Trittschallpegel 150
Kunstharzputze 204 Nut-Feder-Profilierungen 23
Nutzlasten 40
Nutzung 17
L Nutzungsphase 14
Lagerfugen 194
Lärmpegelbereiche 137, 155
Lastannahmen 40 O
Lebenszyklusbetrachtung 15 Oberflächenbehandlung 201
Leichtputze 204 Oberflächentemperatur 123
Leistungserklärung 23 Objektbeispiele 211
Liste unbedenklicher Bauteile 121 Aufstockung 227
Luftdichtheit 95 Bestandsersatz 224
Luftschalldämmung Doppel- und Reihenhäuser 211
Außenbauteile 153 Einfamilienhäuser 211
von Außenlärm 153 Gewerbe- und Bürogebäude 229
zwischen Räumen 136 Mehrfamilienhäuser 219
Luftschallübertragung zwischen Räumen 138 Ökologische Qualität 14
Luftschichtdicke, Ökonomische Qualität 14
wasserdampfdiffusionsäquivalent 120
Luftschicht-Maueranker 198
P
Passstücke 200
M Pfeiler 164
Maueranker 198 Planbauplatte 26
Mauerschlitzfräse 200 Planelement 26
Mauertafel 23 Planstein 25
235
SACHWORTVERZEICHNIS PORENBETON HANDBUCH
Plansteinkelle 195 S
Planung 15 Satteldächer 45
Polyethylenfolie 13 Schallschutz im Hochbau 135
polymermodifizierte Bitumendickbeschichtung Schallübertragungswege 139
(PMBC) 201 Schimmelpilzbildung 123
Porenbeton-Bausystem 31 Schlagregenbeanspruchung 124
Porenbetongranulat 20 Schlagregenschutz 123
Porenbetonmauerwerk 32 Schlitze 200
Porenbildung 12 Schlitzkratzer 200
Porenstruktur 13 Schneelasten 47
Porosität 12 Schneelastzonenkarte 47
Primärenergiebedarf 84 Schrauben 208
Primärrohstoffe 11 Schubwände 51
Produkte 23 Schutzschichten 202
Produkteigenschaften 23 Sicherheitskonzept 53
Produktivität 193, 194 Siliciumdioxid 10, 13
Putzbewehrung 203 Sockelabschluss-Schiene 203
Putze 202 Sommerklimaregion 112
Putzmörtel 203 Sommerlicher Wärmeschutz 75, 109
Sonneneintragskennwert 110
Sorptionsisothermen 119
Q Sortenreine Porenbetonreste 19
Qualitätsstandard 14 Soziokulturelle Qualität 15
Quarzsand 10 Spritzwasser 128
Querschnittsabdichtung 130, 195, 199 Stahldrähte 12
Querwände 62 Steckdosenbohrer 200
Steindruckfestigkeitsklasse 55
Stoßstellen 143
R Stoßstellendämm-Maß 143
Radioaktivität 16 Stumpfstoßtechnik 198
Rationalisierung 193 Sturz 28
Raumnutzungsklassen 129
Recycling 19
Recyclinggranulat 19 T
Recyclingmaterial 11 Tagesleistung 193
Referenzgebäude 86, 87 Tauchbad 12
Reibebrett 195 Tauwasser 123
Reihenhäuser 211 Teilsicherheitsbeiwert Mauerwerk 60
Rissklassen 129 Temperaturfaktor 123
Rissüberbrückungsklassen 129 Tobermorit 13
Rohdichte 24 Tragfähigkeitsnachweis 39
Rohstoffgewinnung 16 Transmissionswärmeverlust 86
Rohstoffmischung 12 Transport 17
Rohstoffverbrauch 16 Trennwände (zweischalig) massiver
Rückbau 19 Doppel- und Reihenhäuser 147
Rückdiffusion 122 Trittschalldämmung 136, 152
Rührquirl 195 Trittschallminderung 150
Trittschallübertragung 150
236
U Wasserdampfdiffusion 120
Übersichtskarte zur Wassereinwirkung 126
Schlagregenbeanspruchung 124 Wassereinwirkungsklasse 201
Umwelt-Produktdeklaration 16 Wassergehalt 119
Umweltverträglichkeit 14 Wasserstoffgas 12
Unterputzschalter 200 Wasserwaage 195
U-Schale 28 Werkzeuge 195
U-Stein 28 Widia-Handsäge 195
Wiederverwendung 19
Windlasten 40
V Flachdächer 44
Veränderung von Bauteilen 36 Sattel- und Trogdächer 45
Verarbeitung 17, 195 Windzonenkarte 41
bei Frost 200 Wirtschaftlichkeit 193
bei Regen 200
Planelemente 198
Plansteine 195 Z
Produktivität 193, 194 Zement 10
Verkleidung von Installationen 36 Zernikow, F. 9
Versetzzange 198
Verteilerdosen 200
W
Wandabschnitte 164
Wandabwicklungsplan 199
Wandbauprodukte 25
Wände 164
Wandkonstruktionen 32
Wärme 75
Wärmebrücken 95, 96, 123
Wärmebrückenkatalog 97
Wärmebrückenzuschlagskoeffizient 86
Wärmedurchgangskoeffizient 77, 86
Wärmedurchgangswiderstand 77
Wärmedurchlasswiderstand 77
Wärmekonvektion 75
Wärmeleitfähigkeit 76
Wärmeleitung 75
Wärmeschutz
energieeinsparender Wärmeschutz 83
sommerlicher Wärmeschutz 75, 109
winterlicher Wärmeschutz 75, 82
Wärmespeicherfähigkeit 80
Wärmespeicherung 80
Wärmestrahlung 75
Wärmeübergang 75
Wärmeübergangswiderstand 75
Wasser 10
drückend 128
nicht drückend 126, 128
Wasseraufnahmekoeffizient 122
237
PORENBETON H A N D B U C H
7. Auflage (Dezember 2018)
Herausgeber Bundesverband Porenbetonindustrie e.V. · Kochstr. 6 – 7 · 10969 Berlin
Vertrieb BVP-Porenbeton-Informations-GmbH · Kochstr. 6 – 7 · 10969 Berlin

Telefon 030 / 25 92 82 14 · info@bv-porenbeton.de · www.bv-porenbeton.de
Schutzgebühr € 20,−

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PORENBETON

starrer Anschluss elastischer Anschluss

Bundesverband Porenbetonindustrie e.V. · Kochstr. 6 – 7 · 10969 Berlin

Berlin im Dezember 2018

Petra Lieback Dipl.-Ing. Georg Flassenberg

1.1 Idee und Entwicklung�������������������������������������������������������������������������������9

1.3 Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit���������������������������������������������14

2.2 Regeln für die Produkt­eigenschaften und Anwendung������������������������23

2.3 Wandbauprodukte aus Porenbeton .......................................................25

3.3 Wandkonstruktionen aus Porenbetonmauerwerk ��������������������������������32

4.1 Anforderungen an Entwurf und Aus­führung������������������������������������������39

4.6 Geschosshohe stehende Wandbauteile������������������������������������������������71

4.7 Dach- und Deckenplatten����������������������������������������������������������������������71

5.1 Ziele des Wärmeschutzes����������������������������������������������������������������������75

5.2 Wärmeleitung und Wärmeübergang������������������������������������������������������75

5.4 Mindestwärmeschutz im Winter�������������������������������������������������������������82

5.5 Energiesparender Wärme­schutz������������������������������������������������������������83

6.1 Feuchtegehalt von Porenbeton������������������������������������������������������������119

6.2 Wasserdampfdiffusion und Flüssigwassertransport���������������������������120

6.3 Tauwasser- und schimmel­pilzfreie Bauteiloberflächen�����������������������123

6.4 Schlagregenschutz von Außenwänden�����������������������������������������������123

6.5 Abdichtung von Kelleraußenwänden���������������������������������������������������126

7.1 Anforderungen �������������������������������������������������������������������������������������135

7.2 Luftschallübertragung zwischen Räumen�������������������������������������������138

7.4 Luftschalldämmung von Außenlärm����������������������������������������������������153

8.1 Bauaufsichtliche Anforderungen an den Brandschutz�����������������������157

8.2 Klassifizierung von Baustoffen und Bauteilen

8.3 Wände, Pfeiler und Wand­abschnitte aus Mauerwerk�������������������������164

8.4 Brandwände aus Mauerwerk���������������������������������������������������������������166

10.6 Ausmauerung von Holzfachwerk���������������������������������������������������������208

11 OBJEKTBEISPIELE FÜR DAS BAUEN MIT PORENBETON.................211

11.2 Einfamilienhäuser, Doppel- und Reihenhäuser������������������������������������211

11.4 Bestandsersatz �������������������������������������������������������������������������������������224

11.6 Gewerbe- und Bürogebäude.................................................................229

1958 werden erstmals bewehrte Dach- und 1.2 Herstellung

Abb. 1.1: Anteile der

Kalk und Zement: 135 kg/m3 + Wasser: 225 kg/m3

Sand: 215 kg/m3

Flugaschen, eingesetzt werden. Die wichtige Kompo- Abb. 1.2: Rohstoff­

Als Bindemittel wird gemahlener Branntkalk und Ze-

Reaktion der Bindemittel. Außerdem ist Wasser zum

Abb. 1.4: Ablauf­

Kalk und Zement Treiben

Anhydrit bzw. Gips Dosieren

Abb. 1.6: Chemische

Abb. 1.7: Auftreiben Atmosphäre. In den Poren des entstehenden Bau-

Die standfesten Rohblöcke werden nach dem Entfer-

Abb. 1.8: Chemische

Hydraulische Calcium- Calciumsilikat-

Abb. 1.9: Chemische

Gemahlener Quarzsand + Calciumsilikathydrat Tobermorit

Abb. 1.10 (links):

Abb. 1.11 (Mitte und

Ökologische Qualität – Wirkungen auf die globale

Treibhauspotenzial (Global Warming Potential GWP)

Ozonschichtabbaupotenzial (Ozone Depletion

Ozonbildungspotenzial (Photochemical Oxidant

Soziokulturelle Qualität Cycle-Costing; LCA – Life-Cycle-Assessment) eine

Transport heitlichen energetischen Bewertungskonzeptes zu

Behaglichkeit Raumlufttemperatur in Räumen mit gut dämmenden

1.1 Idee und Entwicklung��9

1.3 Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit��14

2.2 Regeln für die Produkteigenschaften und Anwendung��23

3.3 Wandkonstruktionen aus Porenbetonmauerwerk ��32

4.1 Anforderungen an Entwurf und Ausführung��39

4.6 Geschosshohe stehende Wandbauteile��71

4.7 Dach- und Deckenplatten��71

5.1 Ziele des Wärmeschutzes��75

5.2 Wärmeleitung und Wärmeübergang��75

5.4 Mindestwärmeschutz im Winter��82

5.5 Energiesparender Wärmeschutz��83

6.1 Feuchtegehalt von Porenbeton��119

6.2 Wasserdampfdiffusion und Flüssigwassertransport��120

6.3 Tauwasser- und schimmelpilzfreie Bauteiloberflächen��123

6.4 Schlagregenschutz von Außenwänden��123

6.5 Abdichtung von Kelleraußenwänden��126

7.1 Anforderungen ��135

7.2 Luftschallübertragung zwischen Räumen��138

7.4 Luftschalldämmung von Außenlärm��153

8.1 Bauaufsichtliche Anforderungen an den Brandschutz��157

8.3 Wände, Pfeiler und Wandabschnitte aus Mauerwerk��164

8.4 Brandwände aus Mauerwerk��166

10.6 Ausmauerung von Holzfachwerk��208

11.2 Einfamilienhäuser, Doppel- und Reihenhäuser��211

11.4 Bestandsersatz ��224

1958 werden erstmals bewehrte Dach- und 1.2 Herstellung

Flugaschen, eingesetzt werden. Die wichtige Kompo- Abb. 1.2: Rohstoff

Abb. 1.4: Ablauf

Treibhauspotenzial (Global Warming Potential GWP)

Ozonschichtabbaupotenzial (Ozone Depletion

Ozonbildungspotenzial (Photochemical Oxidant

aus Porenbeton- und Kalksandstein-Recycling Behandlung des bei Nassbaggerungen anfallenden

Porenbeton-Planelement (Tab. 2.4):

Porenbeton-Planelement HK (Tab. 2.5)