Brombacher Schloss
Das Brombacher Schloss ist ein im historisierenden Stil von 1880 bis 1885 wieder errichteter Neubau einer ursprünglich mittelalterlichen Burganlage im Lörracher Ortsteil Brombach. Eine erste Beschreibung der Brombacher Burg stammt aus einer Besitzurkunde aus dem Jahr 1294. Im Jahr 1678 wurde die Burg durch französische Truppen zerstört. Das heute unter Denkmalschutz stehende Schlösschen befindet sich seit 1962 in Gemeindebesitz und wird nach einer umfangreichen Renovierung als Rathaus benutzt.
Lage und Beschreibung
Das Schlösschen steht zentral und leicht erhöht auf rund 310 Metern Höhe im Ortskern Brombachs. Das Bauwerk wird von einer kleinen Parkanlage umgeben, die von einer ringförmigen, allerdings im Westen durch Bebauung unterbrochenen, Straße gesäumt wird. Der Niveauunterschied zwischen dem Schlösschen und dem zur Straße abfallenden Gelände lässt sich an der Lage des ehemaligen Burggrabens erkennen. Der Graben diente der Niederungsburg als Schutz und wurde vom nahe liegenden Dorfbach (Tannengraben) gespeist.
Das Brombacher Schlösschen verfügt über einen zur Nordseite ausgerichteten Rundturm, der als Gebäudeecke fungiert. Der mit einem spitz zulaufenden Pyramidendach gedeckte Turm weist einen Durchmesser von 7 Metern auf und hat im Unterbau eine Wandstärke von 1,70 Meter.[1] Am Fuße des Rundturms befinden sich die Relikte der alten Umfassungsmauer. Die heute noch sichtbaren Überreste sind 15 Meter lang und 5 Meter hoch. Da genaue Berichte zu den baulichen Veränderungen fehlen kann das Alter der Mauer nicht genau bestimmt werden. Vermutlich stammt die Mauer aus dem 17. Jahrhundert. Der vierflügelige Bau nimmt eine Grundfläche von 23 auf 17 Metern ein.
Geschichte
Ursprünge und Mittelalter
Die exakte Datierung der ersten Burg in Brombach ist nicht überliefert. Nachweise über die Niederungsburg finden sich über Kaufverträge und Besitzwechsel. Im Jahr 1294 weist die Besitzurkunde noch das Basler Hochstift als Burgherren aus. Eine Urkunde von 1326 nennt bereits vier Besitzer: Leuthold von Krenkingen, seinen Sohn Heinrich, Markgraf Rudolf II. sowie seinen Bruder Otto von Hachberg.[2] Die Markgrafen von Hachberg-Sausenberg hatten den Röttelschen Familienbesitz und deren Gebietshoheit geerbt, nachdem durch den Tod von Dompropst Lutold 1316 die Familie im Mannesstamm erloschen war. Erbrechtlich ging der Brombacher Besitz auf das Ehepaar von Göskon über. Nach dem Tod von Konrad von Göskon 1323 ging ein Teil des Besitzes auf seine Schwester Benedikta über, die durch Heirat mit Heinrich von Krenkingen eine Hälfte der Burg Brombach und des Dorfes Niedereggenen in seinen Besitz einbrachte. In den folgenden Jahren kam es zu Streitigkeiten zwischen dem Besitzer und dem Markgrafen. 1333 ging das Brombacher Schlösschen schließlich dem Markgrafen Rudolf II. von Hachberg zu.[2] Da in den Folgejahren die Streitigkeiten um Brombach nicht abebbten, verfügten die Markgrafen, dass der Besitz 1365 in Lehnbesitz an den Basler Bischof Johann II. Senn von Münsingen gehen werde. Zusammen mit der Burg Rötteln und der Brombacher Burg konnten die Markgrafen den Zugang ins vordere Wiesental kontrollieren und waren auch die einzigen Lehnsherren der Reich von Reichenstein. Da Matthias Reich ohne männlichen Nachkommen blieb, erbte sein Neffe Peter Reich, der Bürgermeister von Basel war, den Brombacher Besitz. Vom Basler Erdbeben 1356 war auch die Brombacher Burg betroffen; die Zerstörungen dürften sich allerdings in einem verhältnismäßig geringen Maße ausgewirkt haben.[3]
Seit dem 16. Jahrhundert
Im Jahr 1549 kam es zu Erbschaftsstreitigkeiten um das Brombacher Gut. Anspruch erhoben die Witwe Clara-Else Kapplerin des 1544 verstorbenen Schlossherren Hans Heinrich Reich von Reichenstein, ihr zweiter Mann Hans Heinreich von Landeck sowie Jakob Reich von Reichenstein, der Bruder des verstorbenen Schlossherren. Jakob ließ Clara-Else und ihre Mutter „aus Freundschaft“ bis zum Fastensonntag 1547 im Schloss wohnen. Zur Streitigkeit kam es, weil auch der zweite Ehemann Hans Heinrich seit der Hochzeit auf der Burg wohnte, allerdings ohne ausdrückliches Einverständnis Jakobs. Hans Heinrich wurde zwar zum Verlassen der Burg aufgefordert, weigerte sich jedoch. Er nahm wie ein Schlossherr die Frondienste in Anspruch, ohne dafür die erforderlichen Befugnisse des Markgrafen erhalten zu haben. Die Streitigkeiten wurden auch vor Gericht ausgefochten, welches am 22. Januar 1547 entschied, dass Hans Heinreich das Schloss zwar zu verlassen habe, aber alles mitnehmen dürfe was nicht „Nuet und Nagel“ halte.[4]
Während des Dreißigjährigen Krieges war das Brombacher Schloss mehrfach besetzt. 1636 war es das Hauptquartier von Herzog Bernhard von Weimar, der als Oberbefehlshaber von dort aus die Belagerung und Erstürmung der drei Jahre zuvor in die Hände der Habsburger gefallenen Burg Rötteln vorbereitete. 1642 war das Brombacher Schloss im Besitz der Habsburger. Die Schlossherren Reich von Reichenstein hielten sich in der Zeit in Basel auf, wo sie ein Haus besaßen. 1651 wird in einem Kirchenbuch Max Jacob Reich von Reichenstein als Bewohner erwähnt. Im Jahr 1676 war das Schloss dann ein strategisch wichtiges Belagerungsobjekt im Holländischen Krieg für lothringische Truppen. Aufgrund des Widerstandes der Schlossbewohner wurde Brombach am 23. Oktober 1676 von den französischen Truppen in Brand gesetzt. Der tatsächliche Schaden am Schloss selbst ist nicht überliefert.[5]
Die Familie Reich von Reichenstein geriet infolge der Kriege zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten. Aufgrund der Schulden mussten die Reichensteins zunehmend Häuser und Güter verkaufen. Auch das mittlerweile baufällige Brombacher Schloss wurde veräußert. In einem Lehnsbrief vom 22. Juni 1845 bestätigte Großherzog Leopold von Baden die noch verbliebenen Zehntrechte in Inzlingen und Brombach. 1848 ging der Besitz dann an den Basler Handelsmann Isaak Dreyfus, der diesen an den Landwirt Johann Jakob Dietz verkaufte.[5] Dieser scheiterte 1879 mit seinem Vorhaben, das Schloss zu einem Gasthof auszubauen, an den zu hohen Kosten. Am 9. April 1880 übernahm der Textilunternehmer Moritz Großmann das unvollendete und im Bau befindliche Gebäude und ließ fünf Jahre später einen bezugsfertigen und völlig neu renovierten Bau für seine Familie errichten.[6] 1962 ging der Besitz auf die damals noch selbständige Gemeinde Brombach über, die es seit 1966 als Rathaus nutzt.[7] Seit 1972 findet jährlich im September rund um das Brombacher Schloss das Brombacher Schlossgrabenfest statt.
Literatur
- Thomas Rotsch: Brombach (Lörrach). In: Die Burgen im mittelalterlichen Breisgau II. Südlicher Teil, Halbband A-K, Jan Thorbecke Verlag 2009, ISBN 978-3-7995-7366-5, S. 115–122.
Weblinks
- Eintrag Brombach in der baden-württembergischen Ortsdatenbank auf Landeskunde entdecken online (leobw)
- Eintrag auf der Homepage der Familie Grossmann; abgerufen am 1. Dezember 2013
Einzelnachweise
- ↑ Rotsch: Die Burgen im mittelalterlichen Breisgau II, S. 116
- ↑ a b Rotsch: Die Burgen im mittelalterlichen Breisgau II,S. 119
- ↑ Rotsch: Die Burgen im mittelalterlichen Breisgau II, S. 119 u. 120
- ↑ Rotsch: Die Burgen im mittelalterlichen Breisgau II, S. 120 u. 121
- ↑ a b Rotsch: Die Burgen im mittelalterlichen Breisgau II, S. 121
- ↑ Rotsch: Die Burgen im mittelalterlichen Breisgau II, S. 122
- ↑ Brombacher Schloss auf der Webseite der Stadt Lörrach, aufgerufen am 1. April 2013
Koordinaten: 47° 38′ 4″ N, 7° 41′ 37″ O