Escrache

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Datei:Escrache a Videla 2006.webm
Escrache wegen Genozids gegen Videla durch H.I.J.O.S, einem Zusammenschluss von Kindern Verschwundener, in Argentinien 2006.[1]
Datei:HarryShibata.jpg
Escrache in Brasilien, um den ehemaligen Arzt der Militärdiktatur Harry Shibata anzuklagen.

Unter Escrache wird heute zumeist eine aus Südamerika stammende Demonstrationsform verstanden, durch die gezielt auf Personen in ihrem Wohn- oder Arbeitsumfeld aufmerksam gemacht wird. Ziel ist es, die Verantwortlichkeit dieser Personen für Missstände oder Verbrechen in der Öffentlichkeit herauszustellen, die diese durch aktive Tat oder passives Verhalten besitzen. Normalerweise handelt es sich um öffentliche Anklagen gegen Personen im Zusammenhang mit Menschenrechtsverletzungen oder politischer Korruption. Durch Sprechchöre, Transparente, Plakate, Lieder, Musik, Graffiti und Theateraufführungen wird die Nachbarschaft und die Öffentlichkeit darauf aufmerksam gemacht, dass sie in der Nähe eines Verbrechers leben.[1] Seit den späten 90er Jahren kamen escraches vor allem in Argentinien, Chile und Brasilien zum Einsatz. 2013 tauchten die escraches in Spanien im Rahmen einer Volksinitiative der Plataforma de Afectados por la Hipoteca auf.

Etymologie

Das Wort escrache hat über Südamerika, besonders Argentinien wieder Eingang ins Spanische aber auch in andere Sprachen gefunden, bspw. das Portugiesische.[2] 1879 dokumentiert Benigno B. Lugones das Wort escracho im Lunfardo des Río de la Plata. escracho bezeichnet in der Gaunersprache einen Betrug. Der Betrüger versucht ein manipuliertes Los zu verkaufen, das auf einer Liste der prämierten Lose geführt wird, wobei der Verkaufspreis niedriger als die angeblich einlösbare Prämie liegt.[3]

Der etymologische Ursprung des Wortgebrauchs in Südamerika ist unsicher. Der Linguist Marcos Morínigo vermutet den Ursprung im englischen Verb to scratch in der Bedeutung kratzen, rubbeln.[4][5][6] Eine andere Herleitung beruft sich auf das genuesische Wort scraccé im Sinne von Abbild, in anlehnender Verwendung: einem Porträt des Gesichts. Von dieser zweiten Verwendung leitet sich dann die Bedeutung Gesicht und, spezieller, hässliches oder abstossendes Gesicht ab und von da das Verb escrachar mit der Bedeutung porträtieren und die neuere Verwendung im Sinne von die Fresse einschlagen, auf die Fresse hauen.[7] Daneben wird italiniesch scaracio für Bespucken als weitere mögliche Herleitung genannt.[8][9][10]

Für die provenzalische Sprache ist escrachar zurückgehend auf escratchá unter anderem durch Simon-Jude Honnorat mit der Bedeutung bersten, brechen und spucken erfasst.[11]

Historisch ist die Verwendung des Wortes escrache für sozialpolitische Anklagen und Bloßstellung von Persönlichkeiten zu Beginn des 20. Jhr. belegt, beispielsweise im Zusammenhang eines Mieteraufstands.[12][13]

Seit 1995 wird diese Bedeutung von escrache durch die Menschenrechtsorganisation H.I.J.O.S zur Bezeichnung ihrer Demonstrationen gegen von Carlos Menem Begnadigte wiederbelebt, die als Begnadigte in Freiheit lebten - entweder bereits verurteilt oder unter dem Verdacht stehend, während der Argentinischen Diktatur Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen zu haben.[14]

Legitimität

Poster auf Galicisch der Plataforma de Afectados por la Hipoteca.

Die escraches als Demonstrationsform sind umstritten. Die Gegner sehen sie ausserhalb des gesetzlichen Rahmens, da das Demonstrationsrecht diese Form nicht decke. Demonstrationen müssten angemeldet und durch die Behörden genehmigt sein. Zudem werden die escraches als „hemmungslose Belästigung“ bezeichnet, die Normen des friedlichen Zusammenlebens verletzen.[15][16] Es handele sich um „moralische Gewalt gegen Personen und Institutionen“, gar um totalitäre, faschistische, nationalsozialistische Methoden.[17][18][19]

Die Befürworter verteidigen die escraches als soziale Partizipation, aber auch als gerechtfertigten zivilen Ungehorsam, sobald Grundrechte gefährdet seien, insbesondere wenn aus ethischen Erwägungen deren Verteidigung gerechtfertigt ist, aber Staat, Justiz und Gesetze diese nicht garantieren. Zudem seien diese Aktionen legitim, weil sie gewaltfrei, öffentlich und angekündigt stattfinden und zudem keine Änderung der demokratischen Ordnung herbeiführen wollen, sondern auf deren Verbesserung abzielen.[20][21][15]

In Spanien stufen drei bedeutende Juristenvereinigungen die escraches nicht als Delikt ein, solange es nicht zu Übergriffen und Nötigungen kommt.[22] Eine vierte äussert hingegen Zweifel an der Legalität, da es sich um eine Einschüchterung gewählter Parlamentarier handele.[22] Der Vorsitzende des höchsten spanischen Gerichts, dem Tribunal Supremo, Gonzalo Moliner sieht die escraches als Ausdruck der Meinungsfreiheit, solange sie nicht gewalttätig werden.[23]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b H.I.J.OS. Por la Identidad y la Justicia Contra el Olvido y El Silencio. hijos-capital.org.ar, abgerufen am 14. Juli 2013.
  2. Uma trinca do escracho, por Gaspari. advivo.com.br, abgerufen am 17. Juli 2013.
  3. José Gobello: Lunfardía. Introducción al estudio del lenguaje porteño. Ed. Argos, Buenos Aires 1953, OCLC 459432949, S. 18.
  4. Thomas Connelly: Diccionario nuevo y completo de las lenguas española è inglesa, inglesa y española. Band 2. Imprenta Real, Madrid 1797/1798, S. 383 (hathitrust.org [abgerufen am 14. Juli 2013]).
  5. Marcos Augusto Morínigo: Diccionario manual de americanismos. Muchnik Editores, 1966.
  6. Daniel Devoto: La lengua de las tribus (De Guéret-Chaminadour a Santa María de los Buenos Aires). In: Nueva revista de filología hispánica. Band 40, Nr. 2, 1992, ISSN 0185-0121, S. 921–958.
  7. Herleitung durch Roberto Bein in: Mario E. Teruggi: Panorama del lunfardo. 2. ed Auflage. Editorial Suramericana, Buenos Aires 1978, OCLC 5800906, S. 192.
  8. Mario E. Teruggi: Panorama del lunfardo. 2. Auflage. Editorial Suramericana, Buenos Aires 1978, OCLC 5800906, S. 192.
  9. Diccionario de la lengua española - Vigésima segunda edición: escrachar. rae.es, abgerufen am 16. Juli 2013.
  10. Pedro Luis Barcia: Los vocablos de la crisis en el DiHA. In: Academia Argentina de Letras (Hrsg.): Boletín de la Academia Argentina de Letras. Band LXVIII, Nr. 267-268, 2003, ISSN 0001-3757, S. 15–22 (online [abgerufen am 16. Juli 2013]).
  11. Simon Jude Honnorat: Dictionnaire provençal-français; ou, Dictionnaire de la langue d'oc, ancienne et moderne, suivi d'un Vocabulaire français-provençal. 1847, S. 123 (online [abgerufen am 14. Juli 2013]).
  12. Artikel (21/09/1907). In: Caras y Caretas. Nr. 468, 1907.
  13. Donald S. Castro: "El sainete porteño" and Argentine Reality. The Tenant Strike of 1907. Hrsg.: Rocky Mountain Modern Language Association. Band 44, Nr. 1-2, 1990, S. 51–68 (online [abgerufen am 15. Juli 2013]).
  14. Argentina: Coming to terms with the past (24/03/2006). bbc.co.uk, abgerufen am 16. Juli 2013.
  15. a b Legitimitat, límits i dubtes de l'Escrache. ara.cat, abgerufen am 15. Juli 2013.
  16. ABC, el escrache y el "acoso salvaje". eldiario.es, abgerufen am 15. Juli 2013.
  17. Desterrar la cultura del "escrache". lanacion.com.ar, abgerufen am 17. Juli 2013.
  18. [[Carlos Balmaceda (Schriftsteller)]]: El lado oscuro del escrache. iruya.com, abgerufen am 16. Juli 2013.
  19. Antecedente nazi del escrache (03/2013). larazon.es, abgerufen am 10. Juli 2013.
  20. Sebastián Cominello: Otra vez:¿Qué es el escrache? In: Razón y Revolución. Nr. 13, S. 39–45 (online [PDF; abgerufen am 16. Juli 2013]).
  21. Lo imposible sólo tarda un poco más. hijos-capital.org.ar, abgerufen am 16. Juli 2013. }}
  22. a b Las asociaciones de jueces no aprecian delito en los escraches a políticos. Infolibre.es, abgerufen am 16. Juli 2013.
  23. Moliner: "Los escraches pacíficos son una muestra de libertad de manifestación" (24/04/2013). elpais.com, abgerufen am 16. Juli 2013.