Heiko Runge

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Am 8. Dezember 2023 wurde bei Hohegeiß ein Gedenkstein für Heiko Runge eingeweiht.[1] (Foto von 2024)

Heiko Runge (* 29. April 1964 in Merseburg; † 8. Dezember 1979 bei Sorge) war ein deutscher Schüler, der im Alter von 15 Jahren bei einem Fluchtversuch über die innerdeutsche Grenze von zwei DDR-Grenzsoldaten erschossen wurde.[2][3] Er ist somit eines der wenigen jugendlichen Opfer an der Grenze.

Heiko Runge lebte mit seiner Mutter und seiner Schwester in Halle-Neustadt. Er war ein eher durchschnittlicher Schüler und fühlte sich gegenüber der erfolgreicheren Schwester benachteiligt. Sein gleichaltriger Klassenkamerad Uwe Fleischhauer, der Probleme in der Schule und in seinem Elternhaus hatte, überredete ihn zur Flucht aus der DDR nach Westdeutschland.

Die beiden Jugendlichen verließen am 8. Dezember 1979 das Elternhaus und fuhren mit dem Zug nach Benneckenstein. Dort stiegen sie aus und näherten sich der Innerdeutschen Grenze. Gegen 15 Uhr überstiegen sie den Grenzsignalzaun und lösten damit unbemerkt einen Grenzalarm aus. Während sie weiter in westlicher Richtung schlichen, setzte die alarmierte Grenzkompanie Sorge Postenpaare am vorderen Sperrelement, dem Metallgitterzaun, ab. Die beiden Schüler liefen direkt auf ein in der Deckung liegendes Postenpaar zu. Die beiden Grenzposten luden beim Anblick der Schüler ihre Waffen durch und entsicherten sie. Fleischhauer und Runge flüchteten getrennt. Die beiden Grenzsoldaten Jürgen A. und Claus M. eröffneten das Feuer und gaben insgesamt 51 Schuss Dauerfeuer ab und trafen den Schüler in den Rücken. Heiko Runge verblutete noch am Tatort.[4] Uwe Fleischhauer wurde noch am Tatort verhaftet, anschließend mehrfach verhört und schließlich wegen ungesetzlichem Grenzübertritt inhaftiert. Nach einem Jahr in Haft wurde er auf Bewährung vorzeitig wieder entlassen.[5]

Die beiden Todesschützen wurden für die Tötung von Heiko Runge in der DDR nicht zur Rechenschaft gezogen, sondern mit der Medaille für vorbildlichen Grenzdienst ausgezeichnet.[4] Nach der politischen Wende wurden sie im Jahr 1996 vom Landgericht Magdeburg zu 14 bzw. 12 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte für den Postenführer zwei Jahre und 9 Monate ohne Bewährung gefordert. Der damalige Kompaniechef der Grenzkompanie Sorge, Major Helmut Piotrowski,[6] hatte seine Soldaten auf besondere Weise indoktriniert, indem er die in den Grenztruppen vorgeschriebene Reihenfolge bei Feststellen eines „Grenzverletzers“ (Anruf – Warnschuss – gezieltes Einzelfeuer) durch seine Äußerungen verdrehte: „Bei Anruf erfolgt Magazinwechsel!“ oder „Der Warnschuss geht mindestens durch die Mütze!“.[7]

Die Staatssicherheit fertigte Fotos von den Trauergästen der Beerdigung Heiko Runges an.[8][9]

  • Roman Grafe: Deutsche Gerechtigkeit. Prozesse gegen DDR-Grenzschützen und ihre Befehlsgeber. Siedler-Verlag, München 2004, ISBN 978-3-88680-819-9.

Einzelnachweise

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  1. Grenzmuseum Sorge: Heiko Runge Gedenkstein, abgerufen am 10. Juli 2024.
  2. Albrecht von Kortzfleisch: Der Eiserne Vorhang im Harz: wie Grenzen gesichert und überwunden wurden. 1. Auflage. Papierflieger-Verlag, Clausthal-Zellerfeld 2014, ISBN 978-3-86948-342-9.
  3. DokuLiebhaber: (Doku in HD) Tödliche Grenze - Der Schütze und sein Opfer. 11. März 2017, abgerufen am 25. Juni 2024.
  4. a b Heiko Runge, Forschungsverbund SED-Staat, Freie Universität Berlin
  5. Anja Herold: Fluchtversuch: Wie DDR-Grenzsoldaten einen 15-jährigen Hallenser erschossen. Abgerufen am 25. Juni 2024.
  6. Doku zur deutschen Teilung: Erst schießen, dann fragen. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 25. Juni 2024]).
  7. ZDF-Doku über DDR-Grenze: Zwei Jungen, ein Schuss. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 25. Juni 2024]).
  8. »Einfach umgemäht«. In: Der Spiegel. 10. September 1995, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 20. Februar 2024]).
  9. DER SPIEGEL: Vor 20 Jahren: Jugendliche Maueropfer | SPIEGEL TV. 28. November 2015, abgerufen am 25. Juni 2024.