Rudolf Yelin der Jüngere

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Rudolf Yelin (der Jüngere) (* 6. März 1902 in Stuttgart; † 26. November 1991[1] ebenda) war deutscher Glasmaler, der in seinem Werk insbesondere dem ebenfalls als Glasmaler tätigen gleichnamigen Vater (Rudolf Yelin der Ältere) folgte. Er wirkte zudem als Hochschullehrer und Mitglied des Denkmalrats Nord- und Südwürttemberg.

Rudolf Yelin, Sohn von Rudolf Yelin dem Älteren und dessen Ehefrau (eine geborene Degen), besuchte ein Gymnasium und wie sein älterer Bruder Ernst Yelin (1900–1991) zunächst die Kunstgewerbeschule in Stuttgart. Danach war er zwei Jahre bei der Stuttgarter Glasmalerei Saile tätig und machte eine Glasmalerlehre, bevor er von 1923 bis 1928 die Stuttgarter Kunstakademie besuchte, wo Arnold Waldschmidt, Christian Landenberger und Heinrich Altherr seine Lehrer waren. Wie sein Vater widmete er sich als Kunstmaler insbesondere der Wand- und Glasmalerei, außerdem schuf er auch Graphiken und großformatige Wandmosaiken. Seit 1926 war Yelin als selbständiger Kirchenmaler vor allem in Süddeutschland tätig; so beteiligte er sich im selben Jahr mit seinem Bruder Ernst an der Wiederherstellung der Nikolauskapelle in Calw. 1928 schuf er ein Fenster für die Stadtkirche in Backnang, und ab 1929 zahlreiche Fenster für Kirchen in Auenstein, Iptingen, Trossingen, Schrozberg, Heilbronn, Lustnau, Emmingen, Nürtingen und der Christuskirche in Rheinfelden sowie Wandgemälde für Kirchen in Liebenzell, Ebhausen, Schwenningen und anderen Orten. Außerdem schuf er bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs Glasfenster und Wandschmuck für profane Bauten wie den Versammlungssaal der Landeskreditanstalt in Stuttgart, die Stuttgarter Hauptpost, die Handwerkskammer in Reutlingen sowie den Reichsadler am Stadttor von Marbach am Neckar. 1935 heiratete er Lisl Schätz.[2]

„Während des Krieges“ war er, wie er in einer am 21. September 1946 in der Stuttgarter Zeitung erschienenen Selbstbiographie bekannte, „fünf Jahre unfreiwilliger (Polizei-Diener) des Staates“.[3] Im Jahre 1944 war er als „Kriegsmaler der Polizei“, was die Verbindung zur SS erklärt, in der Ausstellung Deutsche Künstler und die SS sowohl in Breslau[4] als auch in Salzburg[5] mit vier Arbeiten[6] vertreten. Yelins Exponate trugen die Titel „Kameraden“, „Hafen am Atlantik“, „Polizeiwacht am Mittelmeer“ sowie „Ritterkreuzträger Oberst der Schutzpolizei Griese“, wobei es sich bei dem Porträtierten um den unter anderem an der „Razzia von Marseille“ und Judendeportation 1943 beteiligten SS-Standartenführer und Oberst der Polizei Bernhard Griese (1897–1964) handelte.

In den langen Jahren seines Wirkens als Professor und Leiter der Abteilung für Glasmalerei und Mosaik an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart (1946–1967) – von 1957 bis 1960 war er deren Rektor, anschließend Prorektor – hat Yelin in einer liberalen Weise sowohl Studierende der freien Kunst als auch der Kunsterziehung ausgebildet. Zu seinen bekannteren Schülern zählen u. a. Moritz Baumgartl, Ulrich Bernhardt, Hans Brög, Carl Camu, Luitgard Chountras-Mueller, Gertraud Ellinger-Binder, Heidi Förster, Rudolf Haegele, Wolfgang Kermer, Wolf-Dieter Kohler, Gerd Neisser, Irmela Röck, Hans Gottfried von Stockhausen. Aus Anlass seines 75. Geburtstags ernannte ihn 1977 die Akademie zum Ehrenmitglied. Zum 80. Geburtstag zeigte die Akademie 1982 einen breitgespannten Überblick über Yelins Schaffen.[7] Rudolf Yelin war zudem Mitglied des Denkmalrats Nord- und Südwürttemberg und des Lions-Club Stuttgart. Er lebte in Stuttgart-Botnang und hatte drei Kinder (Renate, Angelika und Gottfried).

Werke (Auswahl)

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Nach dem Zweiten Weltkrieg ging sein Schaffen unvermindert weiter, wobei er sich zunächst überwiegend darum bemühte, seine vom Krieg zerstörten Werke wieder herrichten zu lassen oder neu zu entwerfen. Aber auch neue Chorfenster oder Wandteppiche entstanden wie beispielsweise:

Vielfach bediente er sich dabei der Werkstatt Valentin Saile, wo er seine ersten Ausbildungsjahre verbracht hatte.

Neben seiner Lehrtätigkeit an der Stuttgarter Kunstakademie, wo er bereits 1946 dem von Kultusminister Theodor Heuss eingesetzten Planungsausschuss angehörte, entfaltete Yelin in zahlreichen Gremien und Ausschüssen vielfältige kulturpolitische Aktivitäten. Zudem war er langjähriges Mitglied des Stuttgarter Künstlerbundes und von 1962 bis 1965 sowie erneut von 1969 bis 1978 deren Vorsitzender.

Da sich das Schaffen Rudolf Yelins in starkem Umfang auf Kunst am Bau bezog, befinden sich kaum Werke in öffentlichen Sammlungen und Museen. Dem Verkauf freier Arbeiten stand er eher reserviert gegenüber. Als im Jahre 1997 überraschenderweise große Teile seines künstlerischen Nachlasses auf dem Stuttgarter Flohmarkt auftauchten, gelang es dem ehemaligen Akademierektor Wolfgang Kermer, den großformatigen Originalentwurf für das zentrale Chorfenster der Stuttgarter Stiftskirche sowie den Entwurf für ein Wandmosaik im Europasaal des Stuttgarter Höhenrestaurants „Schönblick“ für die Sammlung der Akademie sicherzustellen.

nach Erscheinungsjahr geordnet

  • H. O. Roecker: Die Künstlerfamilie Yelin. In: Schwäbisches Heimatbuch 1939. Verlag J. F. Steinkopf, Stuttgart 1939, S. 102–104
  • Staatliche Akademie der bildenden Künste Stuttgart: zum 200jährigen Bestehen der Akademie: Die Lehrer 1946-1961. Staatliche Akademie der bildenden Künste Stuttgart, Stuttgart 1961, S. 58–61.
  • Geburtstage [Rudolf Yelin zum 75. Geburtstag]. In: Akademie-Mitteilungen. 8 / Staatliche Akademie der bildenden Künste Stuttgart / Für die Zeit vom 1. Juni 1976 bis 31. Oktober 1977. Hrsg. von Wolfgang Kermer. Staatliche Akademie der bildenden Künste Stuttgart, Stuttgart März 1978, S. 88 ISSN 0342-7994
  • Hans Fegers: Rudolf Yelin der Jüngere. In: Reutlinger Geschichtsblätter, Neue Folge, Band 22, 1983:
    • Allgemeines. S. 7.
    • Erinnerungen um das Großelterliche Haus in Reutlingen. S. 11.
    • Arbeiten und Abbildungen von Rudolf Yelin. S. 15.
    • Werkverzeichnis von Rudolf Yelin. S. 23 (sehr unvollständig und fehlerhaft).
  • Yelin, Rudolf. In: Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 1375.
  • Claudia Lamprecht: Rudolf Yelin (1902-1991): Werkverzeichnis der baugebundenen Arbeiten. o. O. (Stuttgart), o. J. (1991) – im Familienbesitz, unveröffentlicht.
  • Günther Wirth: Zwei Bewahrer der künstlerischen Tradition. Zum Tode des Bildhauers Ernst Yelin und des Malers Rudolf Yelin. In: Stuttgarter Zeitung, 29. November 1991
  • Hellmut J. Gebauer: Ernst und Rudolf Yelin – Zeugnisse ihres künstlerischen Schaffens in Calw; Kleine Reihe Nr. 24; Archiv der Stadt Calw; hg.Große Kreisstadt Calw, Stadtarchiv; Calw 2008
  • Albrecht Esche: Kunstwerke zur Akademiegeschichte. In: Albrecht Esche, Joachim L. Beck: Raum im Dialog – Evangelische Akademie Bad Boll. Bad Boll 2010, S. 50, 74.
  • Christa Birkenmaier: Rudolf Yelin d. J. 1902–1991. Leben und Werk. Imhof, Petersberg 2019, ISBN 978-3-7319-0844-9.
  • Martina Goerlich, Dunja Kielmann: Mehr als ein Versuch. Rudolf Yelins Fenster im nördlichen Seitenschiff als Beginn der Neuverglasung im Ulmer Münster nach 1945. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg – Nachrichtenblatt der Landesdenkmalpflege 1/2022, S. 28–34. Digitalisat
  • Carla Heussler: Rudolf Yelin der Jüngere. In: AKL, 117. Berlin/Boston, S. 526–527.

Einzelnachweise

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  1. Todesjahr nach Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 25. Oktober 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.yelin.de
  2. Stuttgarter Neues Tagblatt, Jahrgang 92, Nr. 406, 30. August 1935, Abend-Ausgabe, S. 16 (Digitalisat).
  3. Die Zeitungsseite (Sonntagsbeilage zur Stuttgarter Zeitung vom 21. September 1946) mit Selbstbiographien der neu an die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart berufenen Professoren faksimiliert wiedergegeben in: Wolfgang Kermer: Vor dreißig Jahren. In: Akademie-Mitteilungen. 7 / Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart / Für die Zeit vom 1. April 1975 bis 31. Mai 1976 / hrsg. von Wolfgang Kermer. Stuttgart: Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, August 1976, S. 3.
  4. Deutsche Künstler und die SS. Ausst.-Kat., Berlin: Der Reichsführer SS, SS-Hauptamt, 1944, o. P. Abgebildet ist ein Aquarell „Kameraden“. Kommentar dazu: „Beispielhaft weiß der Künstler uns auf diesem bescheidenen Blatt die männlichste aller Tugenden vor Augen zu führen: Kameradschaft bis über den Tod - ‚Meine Ehre heißt Treue‘“.
  5. Eine Zeitungsbesprechung der Salzburger Veranstaltung bezeichnet Yelins „Kameraden“ als „von Wucht u. plastischer Fülle“, siehe: Hans Lehmann: Die Gnade des Werkes: Ausstellung ‚Deutsche Künstler und die SS‘ in Salzburg eröffnet. In: Der Sonntag. Wochenbeilage zum Luxemburger Wort. 4. Jg., Nr. 25, 17./18. Juni 1944.
  6. Christa Birkenmaier (Hrsg.): Rudolf Yelin 1902–1991: Leben und Werk. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2019, ISBN 978-3-7319-0844-9, S. 23.
  7. Friedhelm Röttger: Nicht nur Kirchenmaler: Jubiläumsausstellung Rudolf Yelin an der Kunstakademie. In: Stuttgarter Nachrichten, Nr. 24, 30. Januar 1982, S. 31
  8. Rudolf Yelin: Neues Glas im alten Chor. In: Evang. Kirchengemeinde Beilstein (Hrsg.): St. Anna-Kirche in Beilstein. Herausgegeben anläßlich der Beendigung der Renovierungsarbeiten von Mai 1988 bis Februar 1990. Beilstein 1990, S. 15 (34 S.).