Vierendeelträger

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Vierendeelträger (schematisch) mit rechteckigen Feldern
notwendige Ecksteifigkeit ist angedeutet
Frühe Vierendeelträger-Brücke in Avelgem/Belgien mit rechteckigen Feldern, 1906
Spätere Vierendeelträger-Brücke in Glendale/USA mit Bögen als Obergurte, 1937

Der Vierendeel-Träger ist ein Träger aus zu Vierecken zusammen gesetzten Stäben.

Im Unterschied zum Fachwerk-Träger mit Stabdreiecken ermöglicht ein in Fassaden oder Wänden eingebauter rechteckiger Vierendeel-Träger das Anbringen üblicher rechteckiger Fenster, Türen oder Durchgänge in die Zwischenräume. Vierendeelträger werden auch lediglich als Teil des Tragwerks von mehrstöckigen Gebäuden eingesetzt. Zur Gesamt-Festigkeit tragen in die Zwischenräume eingesetzte Wände bei.

Anders als bei Fachwerk-Trägern müssen die Verbindungsstellen zwischen den Stäben aber ecksteif gestaltet werden. Gemäß in der Baustatik üblicher Behandlung der eckweichen Verbindungen als Gelenke wäre ein Stabviereck mit solchen einfachen Eckverbindungen als statisch unterbestimmtes, d.h. als unbrauchbares, alle möglichen Formen annehmbares Tragsystem zu betrachten.

Als Vorteil gegenüber einem (statisch nicht überbestimmten) Fachwerk-Träger ist zu nennen, dass ein Vierendeel-Träger bei Ausfall eines vertikalen Stabes noch eingeschränkt betriebstauglich bleibt, ein Fachwerk bei Ausfall irgendeines Stabs aber seine Funktion sofort verliert.

Der Vierendeel-Träger ist nach dem belgischen Ingenieur Arthur Vierendeel (1852–1940) benannt, der ihn als Brücken-Träger mit rechteckigen Feldern entwickelte und anwendete (siehe nebenstehende Abbildung). Spätere Vierendeel-Brücken sind u.a. Bogenbrücken, die vom ursprünglichen Stab-Viereck nur noch drei Seiten enthalten (siehe unten stehend Abbildung). Als besonderes Merkmal sind die parallelen vertikalen Stäbe geblieben. Grundsätzlich ist zu beachten ist, dass die von der notwendigen Ecksteifigkeit verursachten relativ dicken Stäbe von Vierendeel-Brücken eher wie Balken aussehen.

Beispiele

  • Vierendeelträger-Brücke in Grammene, Belgien (siehe nebenstehende Abbildung, untypische Anwendung, denn der Vorteil der rechteckigen Zwischenräume kommt bei dieser Anwendung gar nicht zur Geltung).
  • Vierendeel-Träger in der Fassade des Commerzbank-Hochhauses in Frankfurt am Main (Architekt: Norman Foster),


Literatur

  • Karl Kriso: Statik der Vierendeelträger, Springer 1922