Yuma (Volk)
Als Yuma bezeichnet man eine Gruppe verschiedener sprachlich verwandter Indianerstämme in Nordamerika im Flussgebiet des Unterlaufs Colorado River und der Mündung des Gila River sowie im Gebiet südlich des Grand Canyon und der angrenzenden Sonora-Wüste und Mojave-Wüste im Süden Kaliforniens und im Norden und Westen Arizonas in den USA sowie im Norden von Niederkalifornien und Nordwesten von Sonora in Mexiko. Alle diese Stämme und Völker sprachen einst verwandte indigene Sprachen und Dialekte des Yuma-Zweigs der Cochimí-Yuma-Sprachfamilie, die manchmal zu den Hoka-Sprachen gezählt wird. Yuma bedeutet in der Sprache der feindlichen Pima Wurmesser.[1]
Mit Yuma werden oftmals im engeren Sinne nur die Gruppen der sog. Fluss-Yuma bezeichnet, da deren dominierender und militärisch stärkster Stamm - die Quechan (Kwtsaan oder Kwtsan) - einst als „Yuma“ bekannt waren und dieser Name auf benachbarte - kulturell wie sprachlich ähnliche Gruppen - übertragen wurde.
Regionale und Kulturelle Grupppen
Die unter dem Sammelbegriff als Yuma bezeichneten Stämme und Völker werden allgemein kulturell sowie geographisch in drei Gruppen unterteilt:
- Fluss-Yuma
- Quechan (Kwtsaan oder Kwtsan) (früher meist als Yuma bezeichnet, daher werden alle Yuma-sprachigen Völker oftmals zusammenfassend ebenfalls als „Yuma“ bezeichnet)
- Mohave ('Aha Makhav oder Pipa Aha Makav)
- Maricopa (Piipaash oder Pee-Posh)
- Halchidhoma (Xalychidom Piipaa or Xalychidom Piipaash) (identifizieren sich heute als Maricopa of Lehi)
- Kavelchadom (Kaveltcadom) (heute Teil der Maricopa)
- Cocopa (Xawiƚƚ Kwñchawaay)
- Halyikwamai (heute Teil der Maricopa)
- Kohuana (Cajuenche) (heute Teil der Maricopa)
- Hochland-Yuma
- Yavapai
- Yavapé (Yavbe') (auch Nordwestliche oder Zentrale Yavapai, früher meist als Mohave-Apache oder Apache-Mojave bezeichnet)
- Tolkepaya (Ɖo:lkabaya) (auch Westliche Yavapai, früher meist als Yuma-Apache oder Apache-Yuma bezeichnet)
- Kwevkepaya (Kewevkapaya oder Guwevkabaya) (auch Südöstliche oder Südliche Yavapai, früher meist als Tonto Apache bezeichnet)
- Wipukepaya (Wi:pukba) (auch Nordöstlichen Yavapai, früher meist als Mohave-Apache, Apache-Mojave oder Tonto Apache bezeichnet)
- Havasupai (Havsuw’ Baaja oder Havasooa Pa'a) (auch Östlichen Pai bezeichnet)
- Hualapai (Walapai oder Hwalbáy) (auch Westlichen Pai, früher auch als Yuma-Apache bezeichnet)
- Yavapai
- Wüsten-Yuma
- Kumeyaay (Tipai-Ipai) oder Kumiai (früher Diegueño genannt)
- Ipai oder 'Iipay (früher Nördliche Diegueño genannt)
- Kumeyaay (Kumiai) oder Kamia (früher (Zentral)-Östliche Diegueño oder Campo genannt)
- Tipai oder Tiipay (früher Südliche Diegueño genannt)
- Paipai (Akwa'ala)
- Kiliwa (K'olew)
- Kumeyaay (Tipai-Ipai) oder Kumiai (früher Diegueño genannt)
Wohngebiete
Die Fluss-Yuma lebten am unteren Colorado und mittleren Gila River und zu ihren Hauptgruppen zählen von Norden nach Süden die Mohave, Halchidhoma, Quechan und die Cocopa zusammen mit den Maricopa am mittleren Gila River.
Die Hochland-Yuma bewohnten das westliche Arizona südlich des Grand Canyons und zu ihren Hauptgruppen zählen die Walapai, Havasupai und Yavapai.
Die Wüsten-Yuma, die Kamia, Tipai und Ipai (heute als Diegueño bekannt) lebten im südlichen Kalifornien und nördlichen Baja California. Die Kiliwa und Papai sind noch immer im nördlichen Baja California zu finden.
Geschichte
Die Yuma waren allgemein als furchtlose Krieger bekannt. Kriege wurden hoch ritualisiert und grausam geführt. Manche Gruppen der Yuma wurden durch diese Kämpfe aufgerieben und verloren ihre Identität als eigenständige Ethnie. Diese Kämpfe veranlassten Anfang und Mitte des 19. Jahrhunderts die Maricopa, das Colorado-Gebiet zu verlassen und zu den Pima zu fliehen, mit denen sie ein Bollwerk gegen räuberische Gruppen der Apachen bildeten. Hauptfeinde der Yuma waren die Apachen und die Pima.
Lebensweise und Kultur
Fluss-Yuma
Die Fluss-Yuma waren vorwiegend Farmer, die von den jährlichen Überschwemmungen des Colorado und Gila Rivers profitierten. Diese Wasserfluten brachten eine regelmäßige Düngung des Ackerlandes durch Ablagerung von Schlammmassen und machten damit eine Bewässerung unnötig. Die Maricopa wurden von den benachbarten Pima beeinflusst und verbündeten sich mit ihnen gegen andere Fluss-Yuma, wie den Mohave und den Quechan. Zum Zweck der Kriegsführung besaßen sie auch eine Stammesorganisation und ihr ethnischer Identitätssinn war ausgeprägt. In zivilen Angelegenheiten traf allerdings die lokale Gruppe die Entscheidungen. Was ihre zusätzliche Nahrung, sowie Rohmaterialien für den Hausbau und Kleidung betraf, waren sie auf Wildpflanzen angewiesen. Da ihre Behausungen periodisch den Wasserfluten zum Opfer fielen, bestand für sie kulturell kein Anreiz zur Anhäufung von persönlichem Besitz. Selbst noch heute verachten beispielsweise die Cocopa die Zurschaustellung von Wohlstand. Das Hab und Gut eines Menschen wird bei seinem Tod verbrannt. Sogar der Besitz von Verwandten und Freunden wird beim Tod ins Begräbnisfeuer geworfen, ein Vorgang, der sich bei der wichtigsten religiösen Zeremonie, dem Jahresfest, wiederholt. In historischer Zeit schlossen sich die Chemehuevi, eine Gruppe aus dem Kulturareal Kalifornien, der Lebensweise der Fluss-Yuma an.
Hochland-Yuma
Die Hochland-Yuma ähneln kulturell vielfach den alten Wüsten-Kulturen, von denen manche der südwestlichen kulturellen Traditionen abstammen. Sie lebten in den Hochebenen des westlichen und nördlichen Arizona und hatten auf ihren Ländereien nicht genügend Wasser, um sich vom Feldbau zu ernähren. Neben etwas Ackerbau basierte der größte Anteil des Lebensunterhalts auf der Jagd und dem Sammeln von Wildpflanzen. Bei einer Lebensweise, die sich von der anderer Jäger- und Sammlervölker nicht sonderlich unterschied, besaßen die Walapai nur begrenzte technische Fertigkeiten. Sie lebten in kleinen Gruppen, deren Wanderungen häufig in einem traditionell festgelegten Kreis abliefen. Eine Ausnahme bildeten die Havasupai, zum Teil wegen ihres Kontakts zu den Hopi und teilweise wegen ihres Wohnorts im Cataract Canyon, einem Seitencanyon des Grand Canyons. Der durch diesen Canyon fließende Bach ermöglichte durch Bewässerung eine ausgedehnte Landwirtschaft. Im Gegensatz zu den anderen Yuma waren die Havasupai sehr friedliebend. Die Yavapai andererseits verbündeten sich oft mit Gruppen der Westlichen Apachen, um Raubzüge zu unternehmen und wurden manchmal Yavapai-Apachen genannt. Sie waren später in verschiedenen Reservaten der Apachen zwangsinterniert. Durch häufige Heiraten untereinander kam es zu einer starken kulturellen Vermischung mit den Westlichen Apachen.
Wüsten-Yuma
Die Kamia, Ipai und Tipai, früher unter dem Namen Diegueño bekannt, lebten ursprünglich auf beiden Seiten der heutigen Grenze zwischen den USA und Mexiko in Kalifornien und Baja California. Ihre Kultur weist Ähnlichkeiten mit der ihrer Nachbarn im Norden, den Luiseño, und anderen Yuma-Gruppen im Osten, den Mohave, auf. Die soziale Organisation der Diegueño basierte auf der Lineage, von denen jede offenbar einen besonderen Wohnsitz hatte. Der Häuptling einer Lineage leitete die Zeremonien. Die Küsten-Diegueños ernährten sich von Fischen und Weichtieren (Mollusken). Im Binnenland betrieben einige Diegueño Feldanbau. Ihre Häuser bestanden aus Pfosten mit einem Dach aus Reisig und Erde oder Sand. Sie stellten Körbe, Töpfe und Behälter aus flechtbaren Substanzen her.
Obwohl viele religiöse Praktiken der Diegueño denen der Luiseño glichen, unterschied sich ihre Weltanschauung. Während die Luiseño dem Mystischen anhingen, waren die Diegueño mehr für das reale sichtbare Leben. Wie die meisten anderen kalifornischen Indianer, mit einer Mission in ihrer Mitte, widerstanden die Diegueño den Christianisierungsversuchen der spanischen Franziskaner; sie griffen die San Diego Mission sogar an. Die Konversion erfolgte langsam und war nicht umfassend.
Demografie
Die aktuelle Gesamtzahl der Yuma-Indianer in den USA und Mexiko ist unbekannt. Es gibt eine Anzahl großer und kleiner Reservate in Kalifornien und Arizona, in denen die folgenden Gruppen leben: Quechan, Mohave, Havasupai, Walapai, Yavapai-Apache, Cocopa, Maricopa und Diegueño; diese Yuma in Reservaten zählen gut 4.000 Stammesangehörige.
Literatur
- William C. Sturtevant (Hrsg.): Handbook of North American Indians, Smithsonian Institution, Washington, D.C.
- Robert F. Heizer (Hrsg.): Handbook of North American Indians, Vol.8 California, Smithsonian Institution, Washington D.C., 1978