Zistrosen
Zistrosen | ||||||||||||
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Salbeiblättrige Zistrose (Cistus salviifolius) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Cistus | ||||||||||||
L. |
Die Zistrosen (Cistus) bilden eine Pflanzengattung in der Familie der Zistrosengewächse (Cistaceae).[1]
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Die Zistrosen-Arten sind stark verzweigte, buschige Sträucher oder Zwergsträucher mit aromatischem Harz, dem Labdanum.[2] Die gegenständig angeordneten[1] Laubblätter sind sitzend oder gestielt. Die Blattspreiten sind einfach. Nebenblätter fehlen.[1]
Generative Merkmale
Die end- oder seitenständigen Blütenstände sind zymös, trugdoldig oder wickelartig, gelegentlich auch auf eine Blüte reduziert.
Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig. Die beiden äußeren Kelchblätter sind mindestens ebenso groß wie die drei inneren oder fehlen. Die kurzlebigen Kronblätter sind schon in der Knospe geknittert. Die Kronblätter sind weiß, rosa- bis purpurfarben;[1] bei einigen Arten sind sie am Grund gelb oder dunkelrot gefleckt. Die 50 bis 200[1] Staubblätter sind in mehreren Reihen angeordnet und alle fertil. Meist fünf, selten sechs bis zwölf[1] Fruchtblätter sind zu einem fünf-, selten sechs- bis zwölffächerigen Fruchtknoten verwachsen. Die Samenanlagen sind orthotrop.[1]
Die verholzten Kapselfrüchte springen fast vollständig entlang der Fächerwände auf. Die zahlreichen Samen sind vieleckig.
Chromosomensätze
Die Chromosomengrundzahl beträgt n = 9.[1]
Vorkommen
Die Gattung ist im gesamten Mittelmeerraum und auf den Kanarischen Inseln verbreitet. Die größte Artenvielfalt befindet sich im westlichen Mittelmeergebiet[3] (Frankreich, Spanien, Portugal, Marokko, Algerien). Die Zistrosen bilden einen Hauptbestandteil der Garigue. Sie wachsen auf trockenen, steinigen Flächen, oft auf kalk- und nährstoffarmen Böden.
Systematik
Die Gattung Cistus wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Band 1, Seite 523[4] aufgestellt. Typusart ist Cistus crispus L.[5] Ein Synonym für Cistus L. ist Rhodocistus Spach.[6]
Arten
Ausschließlich der Arten der Gattung Halimium, die von einigen Autoren bei Cistus eingeschlossen werden,[5] gibt es etwa 24 Arten in der Gattung der Zistrosen (Cistus):[7][5]
- Weißliche Zistrose (Cistus albidus L.), ist im westlichen Mittelmeergebiet verbreitet.
- Cistus asper Demoly & R.Mesa, ist ein Endemit der Kanaren-Insel El Hierro.[8]
- Cistus chinamadensis Bañares & P.Romero: Die drei Unterarten kommen auf den Kanarischen Inseln Teneriffa, La Gomera und El Hierro vor.[9]
- Clusius-Zistrose (Cistus clusii Dunal): Die zwei Unterarten kommen im westlichen Mittelmeerraum vor.[9]
- Kretische Zistrose, Graubehaarte Zistrose (Cistus creticus L., Syn.: Cistus incanus auct. non L., Cistus villosus L.): Sie ist im Mittelmeerraum weitverbreitet, fehlt aber auf der Iberischen Halbinsel und in Frankreich.
- Krause Zistrose (Cistus crispus L.): Sie ist im westlichen Mittelmeergebiet verbreitet.
- Cistus grancanariae Marrero-Rodr., Almeida & C.Ríos: Dieser Endemit kommt nur auf der Kanaren-Insel Gran Canaria vor.[10]
- Verschiedenblättrige Zistrose (Cistus heterophyllus Desf.), kommt in Marokko, Algerien und Spanien vor.[9]
- Cistus horrens Demoly: Dieser Endemit kommt nur auf der Kanaren-Insel Gran Canaria.[11]
- Cistus inflatus Pourr. ex Demoly (Syn.: Cistus psilosepalus Sweet): Sie kommt nur in Frankreich vor.[9]
- Lack-Zistrose (Cistus ladanifer L., Syn.: Cistus palhinhae Ingram): Die drei Unterarten kommen in Frankreich, auf der Iberischen Halbinsel, in Marokko und Algerien vor.[9]
- Lorbeerblättrige Zistrose (Cistus laurifolius L.): Sie kommt im nördlichen Mittelmeerraum von der Iberischen Halbinsel bis Anatolien, außerdem in Marokko vor.[9]
- Cistus libanotis L.: Sie kommt in Spanien und Portugal vor.[9]
- Montpellier-Zistrose (Cistus monspeliensis L.): Sie kommt auf den Kanarischen Inseln und im Mittelmeerraum ostwärts bis Zypern vor.
- Cistus munbyi Pomel: Sie kommt in Marokko und Algerien vor.[9]
- Cistus ocreatus Chr.Sm. ex Buch: Dieser Endemit kommt nur auf der Kanaren-Insel Gran Canaria vor.[12]
- Cistus osbeckiifolius Webb: Dieser Endemit kommt nur auf der Kanaren-Insel Teneriffa.[9]
- Cistus palmensis Bañares & Demoly: Dieser Endemit kommt nur auf der Kanaren-Insel La Palma.[12]
- Kleinblütige Zistrose (Cistus parviflorus Lam.): Sie kommt im zentralen bis östlichen Mittelmeerraum vor.[9]
- Pappelblättrige Zistrose (Cistus populifolius L.): Die zwei Unterarten kommen in Frankreich, auf der Iberischen Halbinsel und in Marokko vor.[9]
- Cistus pouzolzii Delile (Syn.: Cistus varius auct.): Sie kommt in Frankreich, Marokko und Algerien vor.[9]
- Salbeiblättrige Zistrose (Cistus salviifolius L.): Sie kommt im gesamten Mittelmeerraum vor.
- Cistus sintenisii Litard. (Syn.: Cistus albanicus E.F.Warburg ex Heywood): Sie kommt in Albanien und Griechenland vor.[9]
- Beinwellblättrige Zistrose (Cistus symphytifolius Lam.): Sie kommt auf den Kanarischen Inseln vor.[9]
Es gibt eine Vielzahl von Hybriden, auch unter Beteiligung von drei oder vier Arten, unter anderem:[7]
- Cistus ×florentinus Lam. (= Cistus monspeliensis × Cistus salviifolius)
- Cistus ×incanus L. (= Cistus albidus × Cistus crispus). Dieser Name war lange für Cistus creticus gebräuchlich.
- Cistus ×laxus Aiton (= Cistus inflatus × Cistus populifolius)
- Cistus ×ledon Lam. (= Cistus laurifolius × Cistus monspeliensis)
- Cistus ×purpureus Lam. (= Cistus creticus × Cistus ladanifer)
Verwendung
Einige Zuchtformen werden in mediterranen Parks und Gärten als Zierpflanzen verwendet.
Aus den Zweigen und Blättern mancher Arten (wie Cistus salviifolius oder Cistus ladanifer) kann das Harz Labdanum gewonnen werden. Auf einigen griechischen Inseln wurden dazu Ziegen durch Cistus-Bestände getrieben. Am Ziegenfell blieb das klebrige Sekret hängen. Die abgeschnittenen Haare wurden in siedendes Wasser gebracht. Nach der Abkühlung konnte das Harz abgetrennt werden.
Auszüge aus der Graubehaarten Zistrose (Cistus creticus) werden gesundheitsbezogen verwendet; in Griechenland wird sie als Kräutertee getrunken. Auch Halspastillen (Lutschtabletten) sind erhältlich. Als Verwendung in Nahrungsergänzungsmitteln sind diverse Aussagen („Health Claims“) mit Bezug auf Krankheiten (Stärkung des Immunsystems oder besondere antioxidative Fähigkeiten) verboten, da Belege für eine solche Wirkung fehlen.[13]
Unter Laborbedingungen wurde in Zellkulturen eine Wirksamkeit von Zistrosen-Extrakten gegen SARS-CoV-2, das COVID-19 verursachende Virus, und bestimmte Subtypen des Influenza-A-Virus (H5N1 und H1N1v) gefunden, klinische Studien an Patienten gibt es derzeit (Stand Januar 2021) aber noch nicht.[14][15]
Carl von Linné vertrat die Ansicht, dass es sich bei der biblischen „Rose von Scharon“ um eine Art der Zistrosen handelte.[16]
Quellen
Literatur
- Jean-Pierre Demoly, Pedro Montserrat Recoder: Cistus. In: Santiago Castroviejo, Carlos Aedo, S. Cirujano, M. Laínz, P. Montserrat, R. Morales, F. Muñoz Garmendia, C. Navarro, J. Paiva, C. Soriano (Hrsg.): Flora Ibérica. Plantas vasculares de la Península Ibérica e Islas Baleares, Vol. 3: Plumbaginaceae (partim) – Capparaceae. Consejo de Investigaciones Cientifícas, Madrid 1993, ISBN 84-00-07375-4, S. 319–337, PDF-Datei.
- Dankwart Seidel: Blumen am Mittelmeer. Treffsicher bestimmen mit dem 3er-Check. BLV, München 2002, ISBN 3-405-16294-7.
- Werner Greuter, Hervé-Maurice Burdet, Gilbert Long (Hrsg.): Med-Checklist. A critical inventory of vascular plants of the circum-mediterranean countries. Vol. 1: Pteridophyta (ed. 2), Gymnospermae, Dicotyledones (Acanthaceae – Cneoraceae). Conservatoire et Jardin Botanique, Genève 1984, ISBN 2-8277-0151-0, S. 315–317 (englisch, online). (Verbreitungsangaben).
- M. Arechavaleta, S. Rodríguez, N. Zurita, A. García (Hrsg.): Lista de especies silvestres de Canarias. Hongos, plantas y animales terrestres. 2009. Gobierno de Canarias 2010, ISBN 978-84-89729-21-6, S. 142–143, PDF-Datei; 12,5 MB (Verbreitungsangaben).
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h B. Guzmán, P. Vargas: Historical biogeography and character evolution of Cistaceae (Malvales) based on analysis of plastid rbcL and trnL-trnF sequences. In: Organisms Diversity & Evolution, Volume 9, Issue 2, 2009, S. 83–99. doi:10.1016/j.ode.2009.01.001
- ↑ Katrin Thefeld: Untersuchung der etherischen Öle von Cistus ladaniferus L. (Labdanum-Öl), Tanacetum fruticulosum Ledeb. und Hedychium gardnerianum Sheppard, Dissertation 1997, TU Berlin, Eintrag im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek.
- ↑ Beatriz Guzmán, Pablo Vargas: Systematics, character evolution, and biogeography of Cistus L. (Cistaceae) based on ITS, trnL-trnF, and matK sequences. In: Molecular Phylogenetics and Evolution. Band 37, Nr. 3, 2005, S. 644–660, doi:10.1016/j.ympev.2005.04.026.
- ↑ Carl von Linné: Species Plantarum. Band 1, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 523, Digitalisat .
- ↑ a b c Jean-Pierre Demoly: Notes taxonomiques, chorologiques et nouveautés nomenclaturales pour le genre Cistus L. élargi, incluant Halimium (Dunal) Spach (Cistaceae). In: Acta Botanica Gallica. Band 153, Nr. 3, 2006, S. 309–323.
- ↑ Cistus im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
- ↑ a b Robert G. Page: Cistus pages ( vom 12. November 2014 im Internet Archive), beruhend auf den Arbeiten von Jean-Pierre Demoly, abgerufen am 22. Januar 2012.
- ↑ Jean-Pierre Demoly: Une nouvelle espèce et une nouvelle sous-espèce du genre Cistus L. (Cistaceae) endémique de El Hierro (Îles Canaries). In: Biocosme Mésogéen. Band 22, Nr. 3, 2005, S. 117–120.
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n E. von Raab-Straube (2017+): Cistaceae. Datenblatt Cistus. In: Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
- ↑ Águedo Marrero Rodríguez, Rafael Almeida, Carlos Ríos: Cistus grancanariae sp. nov. (Cistaceae), una nueva especie para Gran Canaria (Islas Canarias). In: Botanica Macaronesica. Band 27, 2008, S. 73–88, (online).
- ↑ Jean-Pierre Demoly: Une nouvelle espèce du genre Cistus L. (Cistaceae) endémique de i'île de Grande Canarie (Espagne). In: Acta Botanica Gallica. Band 151, Nr. 2, 2004, S. 231–232.
- ↑ a b Jean-Pierre Demoly, Manuel V. Marrero, Ángel Bañares Baudet: Contribution à la connaissance des cistes de la section Macrostylia Willk. (Cistus L., Cistaceae). In: Journal de Botanique de la Société Botanique de France. Band 36, 2006, S. 13–38.
- ↑ Zistrose. In: Klartext Nahrungsergänzung. Verbraucherzentrale, 26. Januar 2021, abgerufen am 28. Januar 2021.
- ↑ Als Lutschbonbon erhältlich: Alte Heilpflanze kann Sars-CoV-2 stoppen, auf: n-tv.de vom 6. Januar 2021
- ↑ Karoline Droebner, Emanuel Haasbach, C. Mueller, S. Ludwig, Oliver Planz: The polyphenol rich plant extract CYSTUS052 is highly effective against H5N1 and pandemic H1N1v influenza A virus, in: Options for the control of influenza VII via Open Agrar, Influenza and Other Respiratory Viruses, Band 5 (Suppl. 1), Blackwell Publishing Ltd, S. 230–251 vom 8. April 2011, doi:10.1111/j.1750-2659.2011.00209.x, PDF
- ↑ Mythological Associations of the Rose of Sharon auf Paghat.com