Chlorion
Chlorion | ||||||||||||
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Chlorion aerarium | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Chlorion | ||||||||||||
Latreille, 1802 |
Chlorion ist eine Gattung der Grabwespen (Spheciformes) aus der Familie Sphecidae. Die sehr weit verbreitete Gattung fehlt abgesehen von den Polarregionen nur auf den Kontinenten Europa und Australien und umfasst 18 Arten. Über die Biologie der meisten zum Teil sehr großen und farbenprächtigen Arten ist bisher nichts bekannt. Die zwei bisher untersuchten altweltlichen Arten sind weitgehend parasitoid und bauen keine Nester; sie stellen damit hinsichtlich ihrer Fortpflanzung den ursprünglichsten Typ innerhalb der gesamten Sphecidae dar.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Größe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gattung umfasst große bis sehr große Arten mit Körperlängen von etwa 17 mm bei den kleinsten bis maximal 37 mm bei den größten Arten[1], nach C. Giles Roche auch bis 38 mm.[2]
Färbung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei einem Drittel der Arten ist der Körper mindestens bei einem Geschlecht vollständig metallisch grün oder blau. Bei allen neuweltlichen Arten ist zumindest der Thorax so gefärbt, bei einigen südamerikanischen Arten sind Hinterleib (Gaster) und Beine jedoch teilweise oder vollständig rot. Mit Ausnahme der ebenfalls metallisch glänzenden C. lobatum sind alle altweltlichen Arten schwarz oder schwarz und rot, die Gaster zeigt jedoch häufig einen Trend zu metallischem Glanz. Die Flügel sind je nach Art durchscheinend, gelb oder dunkel violett. Die Geschlechter sind bei einigen Arten unterschiedlich gefärbt, einige weitere Arten zeigen bezüglich der Färbung Polymorphismus.
Morphologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Propodeum zeigt einen "U"-förmigen Einschluss, der zumindest am Hinterrand durch eine halbkreisförmige Falte oder Vertiefung abgegrenzt ist. Der Zahn des Krallengliedes liegt meist mittig. Die Stirnplatte (Clypeus) der Weibchen weist meist fünf große Zähnchen auf, selten nur zwei oder vier. Die Fühlergruben gehen bei Weibchen fließend in die frontoclypeale Falte über, bei Männchen beträgt der Abstand zwischen den Fühlergruben weniger als einen Fühlergrubendurchmesser. Die Sternite IV und V sind bei Männchen kahl oder maximal spärlich behaart.[3]
Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die sehr weit verbreitete Gattung fehlt nur auf den Kontinenten Europa und Australien. In den Amerikas ist die Gattung weit verbreitet und kommt von Kanada im Norden bis Argentinien im Süden vor. In der Alten Welt ist die Gattung vor allem vom Nordosten Afrikas bis in den Südwesten Asiens verbreitet. Nur eine Art, C. maxillosum, besiedelt große Teile Afrikas. Die einzigen von der Gattung bewohnten großen Inseln sind Sri Lanka, Sumatra und Java.
Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Pulawski erkennt 20 Arten an[4]:
- Chlorion aerarium Patton, 1879
- Chlorion consanguineum (Kohl 1898)
- Chlorion cyaneum Dahlbom, 1843
- Chlorion funereum Gribodo, 1879
- Chlorion gratiosum (F. Smith 1856)
- Chlorion hemiprasinum (Sichel 1863)
- Chlorion hemipyrrhum (Sichel 1863)
- Chlorion hirtum (Kohl 1885)
- Chlorion lobatum (Fabricius 1775)
- Chlorion magnificum F. Morawitz, 1887
- Chlorion maxillosum (Poiret 1787)
- Chlorion migiurtinicum (Giordani Soika 1941)
- Chlorion mirandum (Kohl 1890)
- Chlorion regale F. Smith, 1873
- Chlorion semenowi F. Morawitz, 1890
- Chlorion splendidum Fabricius, 1804
- Chlorion strandi Willink, 1951
- Chlorion striatum Li & Yang, 1989
- Chlorion viridicoeruleum Lepeletier de Saint Fargeau & Audinet-Serville, 1828
Lebensweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vier der 20 Arten der Gattung wurden bisher näher untersucht, über die Lebensweise der übrigen 16 Arten ist bisher nichts bekannt. Die zwei bisher untersuchten altweltlichen Arten sind weitgehend parasitoid und bauen keine Nester; sie stellen damit hinsichtlich ihrer Fortpflanzung den ursprünglichsten Typ innerhalb der gesamten Sphecidae dar.[5] Drei näher untersuchte Arten sind jeweils auf eine oder mehrere Grillenarten spezialisiert, die vierte untersuchte Art nutzt als Larvennahrung eine Schabe.
Die afrikanische Art C. maxillosum gräbt sich zu ihrer Beute, der Grille Brachytrupes megacephalus, vor. In deren Bau, oder, falls die Grille aus diesem flieht, an der Bodenoberfläche betäubt C. maxillosum die Grille kurzzeitig mit einem Stich und legt ein Ei am Hinterleib (Abdomen) neben dem ersten Abdominalstigma ab. Die Grille wacht nach einigen Minuten wieder auf und gräbt sich, falls sie sich dann an der Erdoberfläche befindet, einen neuen Bau. Die Wespenlarve ernährt sich von der Grille, bis diese stirbt und verpuppt sich in deren Bau.[1]
Bei der in den Tropen Asiens (Paläotropis) verbreiteten C. lobatum ist das Fortpflanzungsverhalten etwas weiter entwickelt. Die Weibchen gehen bis zur Eiablage ähnlich vor wie C. maxillosum. Nachdem sie den Wirt, die Grille Brachytrupes achatinus, zur Flucht aus dem Bau veranlasst und dann kurzzeitig betäubt haben, legen sie ein Ei am Wirtstier ab, ziehen das Wirtstier dann aber meist mit ihren Mandibeln wieder in den Bau zurück und verschließen diesen mit Erde.[1]
Die weite Teile Nordamerikas bewohnende C. aerarium zeigt ein deutlich fortgeschritteneres Fortpflanzungsverhalten, das weitgehend dem vieler anderer Arten der Sphecidae gleicht. Die Art legt selbst und offenbar vor der Jagd Nester an, wobei sie jedoch meist Bauten der Grabwespe Sphecius speciosus übernimmt und ausbaut und nur selten selbst neue Neströhren gräbt. Die Nester enthalten jeweils zwei Brutzellen. Die Wespe verproviantiert eine Zelle mit bis zu sieben Grillen, die zum Nest geflogen oder gezogen werden. Die Grillen bleiben bis zu ihrem Tod paralysiert.[6]
Die ebenfalls nordamerikanische Chlorion cyaneum ähnelt in ihrem Fortpflanzungsverhalten C. aerarium, als Larvennahrung dient ihr jedoch die Schabe Arenivaga bolliana. Die Nester enthalten meist nur eine, seltener 2 oder 3 Brutzellen, die jeweils mit 1 bis 9 Schaben verproviantiert werden. Die Wespenlarve schlüpft nach 2 Tagen und frisst dann die paralysierten Schaben. Nach 5 bis 7 Tagen spinnt sie den Verpuppungskokon, der nach etwa 2 Tagen fertiggestellt ist. Die Puppen überwintern, die Wespen schlüpfen im Mai des Folgejahres.[7]
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c R. M. Bohart, A. S. Menke 1976: Sphecid wasps of the world. A generic revision. University of California Press, Berkeley and Los Angeles: S. 89
- ↑ C. Giles Roche: Conspectus of the Sphecid wasps of Egypt (Hymenoptera: Ampulicidae, Sphecidae, Crabronidae). Egyptian Journal of Natural History 4, 2007,: S. 12–149, hier S. 33–34.
- ↑ R. M. Bohart, A. S. Menke 1976: Sphecid wasps of the world. A generic revision. University of California Press, Berkeley and Los Angeles: S. 86
- ↑ W. J. Pulawski: Catalog of Sphecidae sensu lato - Genus Chlorion. (Online als PDF (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Abgerufen am 5. August 2011)
- ↑ R. M. Bohart, A. S. Menke 1976: Sphecid wasps of the world. A generic revision. University of California Press, Berkeley and Los Angeles: S. 82
- ↑ David J. Peckham; Frank Kurczewski: Nesting Behavior of Chlorion aerarium. Annals of the Entomological Society of America, Volume 71, Number 5, 1978: S. 758–761
- ↑ Allan W. Hook: Nesting Behavior of Chlorion cyaneum (Hymenoptera: Sphecidae), a Predator of Cockroaches (Blattaria: Polyphagidae). Journal of the Kansas Entomological Society, 77(4), 2004: S. 558–564.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- R. M. Bohart, A. S. Menke 1976: Sphecid wasps of the world. A generic revision. University of California Press, Berkeley and Los Angeles: S. 86 und 88-90