Daniel Scioli

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Daniel Scioli (2008)

Daniel Osvaldo Scioli ([daˈnjel ˈsjoljAudiodatei abspielen; * 13. Januar 1957 in Buenos Aires) ist ein argentinischer Politiker und ehemaliger Motorsportler. Von 2003 bis 2007 war er Vizepräsident von Argentinien. Von 2007 bis 2015 war er Gouverneur der bevölkerungsreichsten Provinz Buenos Aires. Von 2020 bis 2024 war er argentinischer Botschafter in Brasilien, unterbrochen durch eine knapp zweimonatige Tätigkeit als Minister für produktive Entwicklung im Kabinett Fernández im Jahr 2022. Seit 2024 ist er Staatssekretär für Tourismus, Umwelt und Sport im Kabinett Milei.

Scioli entstammt einer Unternehmerfamilie.[1] Er studierte Marketing an der Universidad Argentina de la Empresa (UADE) in Buenos Aires. 1986 begann er eine Karriere als Motorbootrennfahrer. 1989 verlor er nach einem schweren Unfall im Delta des Río Paraná einen Arm. Er konnte dennoch mit Hilfe einer Prothese weiter seinen Sport erfolgreich ausüben und gewann bis zu seinem Rückzug 1997 acht Weltmeistertitel in Offshore-Klassen.[2]

Von 1997 bis 2001 war er Abgeordneter für den Partido Justicialista (Peronisten) im argentinischen Abgeordnetenhaus. Zwischen 2003 und 2007 war er unter Néstor Kirchner Vizepräsident Argentiniens und qua amt Präsident des Senats. 2007 wurde Scioli mit 48,24 % der gültigen Stimmen zum Gouverneur der Provinz Buenos Aires gewählt. 2011 gelang ihm die Wiederwahl, diesmal mit 55 % der Stimmen.[3] Scioli war zwischen Juni 2009 und März 2010 Vorsitzender des Partido Justicialista[4][5] und übte das Amt bis Mai 2014 in Vertretung des verstorbenen Néstor Kirchner aus.

Für die Präsidentenwahl in Argentinien am 25. Oktober 2015 galt Scioli als aussichtsreicher Kandidat der Frente para la Victoria (FPV),[6] das linkszentristische Wahlbündnis „Front für den Sieg“ Kirchners.[7] Im ersten Wahlgang erreichte er die meisten Stimmen, musste sich aber in der folgenden notwendigen Stichwahl Mauricio Macri geschlagen geben.

Am 10. Dezember 2015 gab er sein Amt als Gouverneur an seine Nachfolgerin María Eugenia Vidal ab.[8]

2020 wurde er von Präsident Alberto Fernández als argentinischer Botschafter in Brasilien entsandt. Im Juni 2022 holte der Präsident ihn kurzfristig als Minister für produktive Entwicklung (Ministro de Desarrollo Productivo de la Nación) in sein Kabinett. Scioli trat damit die Nachfolge von Matías Kulfas an.[9] Bereits am 2. August 2022 räumte er diese Position wieder, da sein Ressort dem neuen Wirtschaftsministerium unter Sergio Massa zugeordnet wurde. Scioli wurde daraufhin erneut Botschafter in Brasilien.[10][11]

Javier Milei behielt Daniel Sciolo zunächst als Botschafter in Brasilien. Am 30. Januar 2024 brach Scioli mit seiner Mitgliedschaft im Partido Justicialista und schloss sich dem Kabinett Milei als Staatssekretär für Tourismus, Umwelt und Sport an.[12]

Politischer Standpunkt

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In den 1990er Jahren sympathisierte Scioli mit der neoliberalen Politik Carlos Menems.[1] Er gilt als unabhängiger „Kirchnerist“, der nicht allen von der Führungsriege der Frente para la Victoria entschiedenen Vorgaben zustimmt; er machte während seiner Amtszeit als Gouverneur mehrmals durch Gesten seine Unabhängigkeit von der Regierung unter Cristina Fernández de Kirchner deutlich.[13] In einem Interview mit der Zeitung La Nación im Jahr 2011 beschrieb er sich als „moderater Peronist der Mitte“.[14]

2024 erfolgte seine Abkehr von der peronistischen Opposition und er unterstützt seitdem die regierende libertäre Parteienkoalition La Libertad Avanza.[15][16]

Commons: Daniel Scioli – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b PERFIL-Scioli, el estoico peronista que busca presidencia de Argentina a fuerza de paciencia. In: Reuters. 19. November 2015 (reuters.com [abgerufen am 15. April 2023]).
  2. Daniel Scioli se retiró con otro título mundial (Memento vom 16. März 2018 im Internet Archive), La Nación, 24. November 1997, abgerufen am 18. Februar 2012
  3. El FpV ganó 8 de las 9 gobernaciones que se disputaron en todo el país (Memento vom 10. Dezember 2011 im Internet Archive), Infobae, 23. Oktober 2011
  4. Kirchner renunció al PJ: asume Scioli, quien llamó a gobernadores (Memento vom 2. Juli 2009 im Internet Archive), Clarín, 29. Juni 2009
  5. Néstor Kirchner retoma la presidencia del PJ, Momento 24, 7. März 2010
  6. Offizielle Webseite der FPV (Memento vom 12. Oktober 2015 im Internet Archive). fpv2015.pjbonaerense.org, abgerufen am 10. August 2015
  7. Kirchners sicherer Kandidat. faz.net, abgerufen am 10. August 2015
  8. Nachricht (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) auf der Website der Provinz www.banoticias.com, abgerufen am 6. Januar 2016
  9. Scioli asume como nuevo ministro en Argentina tras el escándalo por un gasoducto. Abgerufen am 9. Juli 2022 (spanisch).
  10. Daniel Scioli: "No me quedó un sabor amargo por mi salida del Gabinete". 22. August 2022, abgerufen am 20. September 2022 (spanisch).
  11. Daniel Osvaldo Scioli. In: La Noticia 1. Abgerufen am 15. April 2023.
  12. Daniel Scioli fue designado como secretario de Turismo, Ambiente y Deportes. Abgerufen am 21. Juli 2024.
  13. Un gesto de autonomía que altera al kirchnerismo, La Nación, 24. Januar 2012
  14. "Soy un peronista de centro y moderado", La Nación, 2. Mai 2011
  15. Por Joaquín Múgica Díaz: Daniel Scioli: “Yo la veo y soy coherente, Milei está tomando medidas de fondo y la gente le está poniendo el hombro”. 13. März 2024, abgerufen am 21. Juli 2024 (europäisches Spanisch).
  16. “Con fe y con esperanza, La Libertad Avanza”, el nuevo slogan de Daniel Scioli. Abgerufen am 21. Juli 2024 (spanisch).