Diskussion:Antizionismus

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Letzter Kommentar: vor 1 Monat von Fiona B. in Abschnitt Formen von Antizionismus
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Zu Standpunkt 2 "Es gibt keine regelmäßigen Verbindungen zwischen Antizionismus und Antisemitismus"

[Quelltext bearbeiten]

Die unter Standpunkt 2 formulierte Position hat keine klare Verwendung von „Antizionismus“, „Israelkritik“ und „Kritik an aktuellen bzw. früheren israelischen Regierungen“. Im hiesigen Artikel sollte es ja um "Antizionismus" gehen. Zwar leitet das Suchwort "Israelkritik" auf diesen Artikel, aber das heißt nicht, dass die beiden Begriffe identisch sind. In dem in dem Standpunkt 2 vorgebrachten Artikel von Peter Beattie kommt der Begrif „zionism“ gar nicht vor. Damit scheidet er für die Argumentation rund um Antizionismus aus. Der zweite parafrasierte Artikel von Werner Bergmann ist nicht frei zugänglich. Der den Artikel zusammenfassende Satz geht aber auch nicht auf „Antizionismus“ ein, sondern befasst sich mit Israelkritik (gemeint ist dort vermutlich eine Kritik an der israelischen Politik, was nicht dasselbe wäre wie Antizionismus). Der vierte Beitrag von Haury und Holz ist um einiges differenzierter als der parafrasierte Satz. Zwar können ihnenzufolge Antisemitismus und Antizionismus nicht gleichgesetzt werden, damit argumentieren die beiden aber noch lange nicht, dass "es keine regelmäßigen Verbindngen zwischen Antizionismus und Antisemitismus" gäbe. Im Gegenteil, Haury / Holz arbeiten die Verbindungen zwische Antizionismus, Antisemitismus und israelbezogenem Antisemitismus ziemlch gründlich auf. Sie hier als Vertreter des "Standpunkt 2" zu führen, ist selektives zitieren und verfälscht ihren Artikel. Es bleibt für den Abschnitt "Standpunkt 2" dann eigentlich nur der Abschnitt über Antony Lerman. Wobei auch der wohl eher die Kritik an der israelischen Politik von Antisemitismus abgrenzt (und nicht unbedingt den "Antizionismus". Sicherheitshalber nochmal die Feststellung: Israelische Siedlungspolitik und Israelisch besetzte Gebiete ist nicht identisch mit Zionismus)

Ich habe auch einen Lösungsvorschlag: Es soll mittels des Abschnitts "Standpunkt 2" vermutlich darum gehen, dass eine Kritik an der israelischen Politik (insbes. der Siedlungspolitik und Besatzung) nicht automatisch Antisemitismus ist. Da stimme ich zu. Ich denke, dass sollte aber eindeutiger wiedergegeben werden und nicht als "Verbindungen zwischen Antizionismus und Antisemitismus" verklausuliert. --X2liro (Diskussion) 22:27, 18. Sep. 2024 (CEST)Beantworten
Naja, Zionismus zielt laut Definition "auf einen jüdischen Nationalstaat im geografischen Palästina". Das beinhaltet die Gebiete Gaza und Westjordanland. Je nach Lesart ist der Zionismus also erst dann erfüllt, wenn das komplette Land erobert wurde, und Antizionismus kann sich gegen diese komplette Einverleibung richten, aber dennoch einen Staat Israel anerkennen, der parallel zu einem Staat Palästina existiert. So hatte es der Historiker Adam Tooze zuletzt dargestellt. Ich wäre also vorsichtig damit, Antizionismus eineindeutig nur denjenigen zuzuordnen, die fernab jeder Realität, Israel komplett weg haben wollen.
Zweitens, aktuell arbeitet der Artikel mit der Prämisse, Antizionismus = Antiisraelismus = Israelkritik. Wenn diese Begriffe nicht deckungsgleich sein sollen, muss das zunächst in der Einleitung deutlicher abgegrenzt werden. Dann ist es auch legitim, die Quellen derart genau auf die verwendeten Begrifflichkeiten zu untersuchen. --37.83.21.225 22:56, 18. Sep. 2024 (CEST)Beantworten
Laut Einleitung des Artikels ist Antizionismus "Antiisraelismus gegen den jüdischen Staat". Eine Gleichsetzung mit Israelkritik (d.h. Kritik an der israelischen Politik) ist im Artikel nirgends beschrieben. Diese wird im Standpunkt 2 erst verwendet, ohne dass es gesondert belegt oder erklärt wird. Der erste Satz in Standpunkt 2 schreibt von "Antizionismus", der zweite von "Israelkritik" und v.a. von "Kritik an der israelischen Politik". Das ist irreführend. Unter Standpunkt 1 wird es u.a. mit Verweis auf Benz, Brumik und Bernstein dahingehend relativiert, dass gewisse Israelkritik verschleierter Antisemitismus/Antiisraelismus ist. Das ist ebenfalls unbefriedigend unscharf, aber zumindest eindeutig keine Gleichsetzung von "Israelkritik" = "Antizionismus". Was die Belegpflicht im Artikel angeht müsste es auch anders herum sein, als von dir vorgeschlagen: Wenn die Begriffe deckungsgleich sein sollen, muss das in der Einleitung explizit genannt und im Artikel erläutert und belegt sein. Derzeit werden die Begriffe mal synonym und mal nicht synonym verwendet, was zu den vorliegenden Missverständnissen und freien Interpretationen führt. Das Hauptinteresse an der Diskussion liegt doch wohl vermutlich darin, wie Kritik an der israelischen Politik eingeordnet wird. Wie gesagt, wenn dieser Artikel das klären soll, dann in einem expliziten Abschnitt und nicht verklausuliert und schleierhaft.
Von Adam Tooze habe ich übrigens auf die Schnelle keine Äußerung über "anti-zionism"/"antizionism" gefunden. Bist du sicher, dass er nicht auch zum Thema "Kritik an der israelischen (Siedlungs-)Politik ohne Israel als solches abzulehnen" argumentiert? Auf jeden Fall würde ich mich über eine Fundstelle freuen.
Zum "Nationalstaat im geografischen Palästina": Kannst du mir eine Publikation oder Äußerung zeigen, nach der der Zionismus im Mainstream als Einverleibung des kompletten geografischen Palästina verstanden wird? Zumindest bei Herzl, der zionistischen Weltorganisation oder Pinsker liest sich das anders. Da geht es um eine Rückkehr ins (geografisch nicht klar umrissene) "gelobte Land" und die "Schaffung einer jüdischen Heimstätte in Palästina" (WZO), auch in Abgrenzung zu den Plänen, die eine Ansiedlung in Amerika oder Afrika vorsahen. --X2liro (Diskussion) 08:59, 19. Sep. 2024 (CEST)Beantworten
Da in diesem Interview mit Adam Tooze.
Transkription:
Interviewer: meint ja also weitläufig mit Antizionismus die Besatzung der palästinensischen Gebiete durch Israel
Adam Tooze: vor allem geht's darum seit 1967 (...) darum geht's und die Kritik zielt auf vor allem die Programmatik der israelischen Regierung; es gibt härtere Form des Antizionismus bestimmt aber ich meine es ist ein breites Feld von Position; also im Prinzip sind die Lager so: die einen sind die Besatzungsgegner und also Freiheit für die Palästinenser und die anderen haben damit kein Problem --37.83.53.211 11:02, 19. Sep. 2024 (CEST)Beantworten
Zum zweiten Punkt: Die Synonymverwandschaft der Begriffe wird durch die Weiterleitung von Israelkritik, wie du ja schon bemerkt hast, zementiert. Ein Leser, der diesen Begriff in die Suche eingibt, hier her geleitet wird und keine Erklärung zu sehen bekommt, muss zwangsläufig annehmen, dass die Begriffe synonym sind und dies sogar so trivial ist, dass es nicht einmal einer ausformulierten Erklärung bedarf, dass die Begriffe synonym sind. Sprich: wenn du das anders siehst, sollte die WL weg, oder es sollte eine Abgrenzung in die Einleitung. --37.83.53.211 11:07, 19. Sep. 2024 (CEST)Beantworten
Ich habe jetzt erstmal zunächst im einleitenden Satz zu Standpunkt 2 explizit erwähnt, dass Vertreter des Standpunkt 2 sich konkret mit Kritik an der Politik bestimmter israelischer Regierungen befassen (und nicht prinzipiell mit Zionismus), zumindest ist es so bei den zitierten Autoren. Zum anderen habe ich aus oben erwähnten Gründen den Haury/Holz-Beitrag aus Standpunkt 2 genommen, da er Haury/Holz' Analyse sehr wenig komplex wiedergibt. Der Beitrag von den beiden ist aber nicht verloren, sondern steht jetzt im Literaturverzeichnis. --X2liro (Diskussion) 17:37, 29. Sep. 2024 (CEST)Beantworten
Ich mach gleich mal einen Vorschlag für das ganze Kapitel. Da haben jetzt nur schon so viele mitdiskutiert, dass ich ihn hier unbedingt erst mal zur Diskussion stellen will.
Zuvor zur Erklärung: Ich hab noch ein Problem entdeckt, als ich mal stichprobenartig ein paar Belege aus der "Zitatschlacht" unter "Position 1" überprüft habe. Kloke, Wistrich, Laqueur und Salzborn passen zwar. Aber: (1) Eine größere Gruppe finde ich leicht bis mittel problematisch: Hafner/Schapiro ist kein wissenschaftliches Werk, sondern eine Streitschrift, Posener ist ein Meinungsartikel, der komplett aus dem Strohmann besteht, die Labour wolle einen jüdischen Staat abschaffen, Sarfati wird sehr wenig akkurat zusammengefasst. Rosenfeld gehört sicher unter Position 1, aber das Zitat thematisiert Antisemitismus gar nicht und insgesamt hat der zitierte Aufsatz nur ein verwandtes Thema (grob: "Israelkritiker sind regelmäßig unehrlich, übertreiben gerne und betreiben oft nur Lifestyle-Antizionismus"). (2) Besonders problematisch finde ich Pfahl-Traughber, Ulrich und Kreis. Die gehören nach der Taxonomie des Artikels alle zu Position 2:
Pfahl-Traughbers Aufsatz von 2007 (Link defekt, hier Archivversion) wird falsch zitiert. Das Zitat mit der "hohen Schnittmenge" steht auf S. 52; die Schnittmenge ist aber konkret die, dass sowohl der antisemitische Antizionismus als auch der nicht-antisemitische Antizionismus, der hier explizit vom antisemitischen Antizionismus unterschieden wird, beide letztlich "auf die Aufhebung einer gesicherten Zufluchtsstätte für die Juden und eine damit verbundene Verfolgung hinaus[laufen]" – es wird keine grundsätzliche hohe Schnittmenge von Antisemitismus und Antizionismus angenommen.
Noch grundsätzlicher ist P-T alles andere als ein Repräsentant von Position 1. Im ebenfalls zitierten Buch von 2014 referiert er eine Seite später auf S. 192 die Antideutschen: "Unter dem Deckmantel von 'Antizionismus' und 'Israelkritik' offenbarte sich nach dieser Lesart ein 'Neuer Antisemitismus'." Das aber macht sich P-T explizit nicht zu Eigen: "Mit Ausnahme von Einzelfällen lassen sich für eine solche Einschätzung aber keine Belege finden." Ähnlich wirft P-T in einer Rezension der Streitschrift von Hafner/Schapiro diesen eine mangelnde Differenzierung zwischen Antisemitismus und Antizionismus vor. Noch einen anderen Artikel, in dem er beides gerade sauber voneinander trennen will, habe ich unten zitiert.
Sehr ähnlich bei Ullrich; der gehört hier auch nicht hin. Der Satz "Er [=Antizionismus] stellt einen zentralen Artikulationskontext von Antisemitismus dar" fällt im Einleitungsabschnitt (S. 106); im Aufsatz selbst geht es dann aber gerade darum, dass differenziert werden muss zwischen Antizionismus, Antisemitismus und einer "Grauzone" dazwischen, und zweitens darum, dass diese Grauzone genauer aufgearbeitet werden muss ("Erstens werden in vielen, womöglich den meisten Fällen zugespitzter israelkritischer Positionierungen eben nicht 'die Juden' oder Israel als Platzhalter für Jüdinnen und Juden dämonisiert [...]. Hermeneutische Analysen müssen genau deutlich machen, wann und wo dies der Fall ist; die dafür notwendigen methodischen Mittel liegen vor.").
Kreis ist sogar gerade ein ausgesprochener Opponent der Identitäts-These. Er differenziert sehr klar zwischen Antisemitismus und Israelkritik (S. 17: "Es gibt beides separat – den Antisemitismus wie die Israelkritik"), definiert dann beides, bestimmt drittens, wann Israelkritik antisemitisch ist (nämlich genau dann, "[w]enn sie sich der sattsamm bekannten Antisemitismen bedient: Wenn sie Ministerpräsident Ariel Sharon als 'Kindlifresser' darstellt ..., wenn in Kampfhandlungen im besetzten Gebiet eine Wiederholung des angeblichen Christusmords gesehen wird ..., wenn sie Repräsentanten Israels und der USA um das Goldene Kalb tanzen läßt ..."), und empfiehlt viertens: "Wie soll man damit umgehen, daß Israelkritik von Juden und nichtjüdischen Freunden Israels als antisemitisch eingestuft wird? Natürlich ist das ernst zu nehmen und muß das zu einer Intensivierung der kritischen Selbstüberprüfung führen. Aber man darf sich auch nicht einschüchtern lassen, wenn versucht wird, mit diesem wohlfeilen Argument unbequeme Kritik zum Schweigen zu bringen."
Ich stimme außerdem Cobalt pen und Schilderwaldmeister zu, dass die Opposition, die mit diesen beiden "Positionen" angesetzt wird, schief und TF ist. Erstens, weil keiner der unter "Position 2" Zitierten eine "Verbindung" zwischen Antizionismus und Antisemitismus leugnet (das wäre ja absurd). Zweitens deshalb, weil die Opposition an dem vorbeigeht, wie sich aktuell der Diskurs formiert hat. In dem sind die beiden Alternativen nämlich nicht "Es gibt eine Verbindung" vs. "Es gibt keine (notwendige) Verbindung", sondern "Man kann heute nicht mehr zwischen Antisemitismus und Antizionismus differenzieren" (sog. "New Antisemitism") vs. "Man kann und muss zwischen beiden differenzieren. Das Gegenteil behauptet nur, wer den Antisemitismus als Waffe gebraucht" (sog. "Weaponized Antisemitism"). Außer dem (wieder äußerst inakkurat zusammengefassten) Lerman fehlen auf der Seite alle Hauptvertreter dieser Gegenposition. Daher hier mein Alternativvorschlag, in dem ich auch versucht habe, möglichst viel auf der Seite aufzunehmen, zu strukturieren und zu updaten. Wollt ihr dem mal segnen oder fluchen?
===Antizionismus und Neuer Antisemitismus===
Wichtigster Grund dafür, dass das Konzept „Antizionismus“ im 21. Jahrhundert heftig umstritten ist, ist, dass sein Verhältnis zum Antisemitismus unklar ist. Die breite Debatte darüber wird unter der Überschrift „Neuer Antisemitismus“ geführt. Antony Lerman, der 2022 eine Chronik der „Neuer Antisemitismus“-These in Buchlänge veröffentlicht hat, sieht ihre Wurzel in den 1970er Jahren; populär geworden sei sie aber erst im 21. Jahrhundert[1] und habe sich dann zum in den 2020er-Jahren „dominante[n] Antisemitismus-Narrativ“[2] entwickelt. Vertreter dieser These – gelegentlich „Anti-Antizionisten“ genannt[3] – halten Antizionismus für eine neue Form von Antisemitismus, bei der anders als beim älteren Antisemitismus nicht Juden als Juden angefeindet werden, sondern der Staat Israel als „kollektiver Jude“.[4] Hiernach könnten und würden dann auch einzelne Juden in und außerhalb Israels nun nicht mehr nur als Juden, sondern auch als „potentielle Israelis“[5] angefeindet und für die Politik des Staates Israel in Sippenhaft genommen werden.[6] Zudem sei der „neue Antisemitismus“ nicht immer äußerlich an den klassischen antijüdischen Stereotypen (→ Kindermörder, jüdische Weltverschwörung etc.) als der althergebrachte Judenhass erkennbar, sondern Judenhass könne sich nun auch in Form neuer Stereotypen manifestieren – insbesondere, seit sich der Antizionismus seit dem Stalinismus[7] mit Antiamerikanismus und Antikolonialismus verbunden habe: „Aus ‚Habgier‘ wurde ‚Wall Street‘, die ‚Protokolle der Weisen von Zion‘ erschienen neu als Verschwörung von Neokonservativen, die nach einer Eroberung der Welt strebten.“[8] 
Dass es Anfeindundungen gegen Juden aufgrund ihres „potentiellen Israeli-tums“ grundsätzlich gibt, ist relativ klar. So steigt etwa regelmäßig in Deutschland die Zahl gemeldeter Straftaten gegen Juden, wenn in Medien kritisch über Israel berichtet wird.[9] Umstritten ist aber, ob damit in der Tat bereits Antizionismus an sich antisemitisch ist: Gilt wirklich, dass man als Antizionist regelmäßig eine negative Einstellung gegenüber Israel als „kollektivem Juden“ hegt, oder nicht vielmehr „als europäischen Eindringling [in die arabische Welt], als amerikanischen Vasallen, als nicht-arabische und nicht-muslimische Entität, zudem als eine unterdrückende Besatzungsmacht“?[10] Kann es neben dem „nicht-integren“ – weil antisemitischen – Antizionismus also auch „integren Antizionismus“[11] und neben antisemitischem „Antiisraelismus“ auch nicht-antisemitische „Israel-Kritik“[12] geben? Oder spielt der Beweggrund bei Antizionismus und Israelkritik gar keine Rolle, weil erstens Israel Schutzraum für Juden ist und damit beides Juden in Israel[13] oder gleich weltweit[14] gefährdet und damit eo ipso antisemitisch ist, und weil zweitens gilt: „[…] der Staat Israel ist ein jüdischer Staat. Wer diesen diffamieren oder zerstören will, offen oder durch eine Politik, die zu seiner Vernichtung führen muß, betreibt in der Praxis die Sache des alten Judenhasses […]“?[15]
Sicher ist, dass auch außerhalb von Israel die Assoziation mit diesem Staat für viele Juden zentraler Bestandteil ihrer Identität als Juden ist.[16] Damit korrespondiert, dass aus Betroffenen-Perspektive Antizionismus und Israelkritik auf Juden häufig zumindest antisemitisch wirkt: In einer Umfrage von 2018 danach gefragt, ob sie es für antisemitisch hielten, wenn jemand (a) der Aussage „Ohne Israel wäre die Welt ein besserer Ort“ zustimmt oder (b) Israel kritisiert, bejahten dies unter europäischen Juden 88 % bei (a) und immerhin noch 33 % auch bei (b).[17] Gleichzeitig ist klar, dass es erstens Antizionisten gibt, die sich jedenfalls selbst als „integer“ verstehen (siehe nur unten zur religiösen Kritik am Zionismus durch orthodoxe Juden), und auch die meisten Anti-antizionisten sind der Ansicht, dass es neben „Antiisraelismus“ auch statthafte „Israelkritik“ i.S.v. „Kritik an der Politik Israels“ gibt.[18] Selten werden allerdings auch andere Ansichten vertreten. Prominent hat z. B. Alvin H. Rosenfeld geschrieben, man könne zwar theoretisch sauber zwischen Antizionismus, Israelkritik und Antisemitismus differenzieren, empirisch habe sich aber Israelkritik mittlerweile zu einem eigenen Genre entwickelt, in dem Israelkritik „einen Diskurs der Dämonisierung [speist], der auf die Negierung des Zionismus und die Delegitimierung und Beseitigung Israels als Nationalstaat des jüdischen Volkes zielt.“[19]
Debattiert wird daher:
# Sind Israelkritiker und Antizionisten regelmäßig nur „getarnte Judenhasser“, und nur deshalb habe man sich mit Antizionismus und „Israelkritik“ speziell auf Israel eingeschossen, während es umgekehrt z. B. nicht auch „USA-Kritik“ oder „Iran-Kritik“ gibt?[20]
# Wo verläuft die Grenze zwischen nicht-integrem und integrem Antizionismus und die zwischen Antiisraelismus und Israelkritik? Dies steht auch besonders deshalb infrage, weil in den Formulierungen verschiedener offizieller und halboffizieller Definitionen von „Antisemitismus“ die Grenze unterschiedlich gezogen wurde.
====Kritik: Antisemitismus als politische Waffe====
Kritiker der „Neuer Antisemitismus-These“ gehen umgekehrt davon aus, dass der „Neue Antisemitismus“ mindestens auch ein „Scheinproblem“[21] ist: Tatsächlich würden die Anti-Antizionisten, indem sie die Bedeutung von „Antisemitismus“ vom antijüdischen Rassismus entkoppelten und stattdessen immer enger an Opposition gegenüber Israel bänden,[22][23] den Antisemitismus-Vorwurf meist zu Unrecht erheben und einesteils einzelne „Vorfälle, die übertrieben dargestellt werden oder reine Phantasieprodukte sind“ und andernteils „zu Unrecht als antisemitisch bezeichnete[] berechtigte[] Kritik an der israelischen Politik“[24][25] als Belege für einen um sich greifenden Antisemitismus verkaufen. Dieser Etikettenschwindel aber werde betrieben und von der Israel-Lobby gefördert, um den Antisemitismus-Vorwurf zu missbrauchen als „ideologische Waffe [...], um Israel gegen berechtigte Kritik immun zu machen“,[26][27][28][29] oder als „Kriegsakt“, mit dem nicht allein Kritik an Israel, sondern auch den Kritikern selbst Schaden zugefügt werden solle.[30] 
Zum Nachweis werden Studien zitiert, die zeigen, dass Antisemitismus in der Gesellschaft in der jüngeren Vergangenheit de facto zurückgegangen ist (in Deutschland zum Beispiel von 2002 bis 2022 konstant von 13,8% auf 3,2%[31]). Das tatsächliche Ausmaß von Antisemitismus werde häufig überschätzt;[32][33] insbesondere von Juden, die zwar regelmäßig selbst keine Antisemitismus-Erfahrungen machten, aber von anderen Juden vermuteten, dass ihnen oft antisemitisch begegnet würde.[34] Ähnliches gelte entsprechend für das Ausmaß von Antisemitismus-Vorwürfen. Antony Lermann zitiert als Beispiel eine Studie der Glasgow University von 2019, bei der Befragte um den Faktor 340 überschätzten, wie häufig andere Befragte schon einmal des Antisemitismus bezichtigt worden seien: Nicht für 34% der Befragten traf dies zu, sondern für unter 0,1%.[35]
Hiernach wird dann aus verschiedenen Gründen gefordert, dass eine strikte Unterscheidung erstens von Antisemitismus und Antizionismus und zweitens von Israel und Judentum, mit deren Identität etwa Robert Wistrich den notwendig antisemitischen Charakter von Antizionismus begründet, unbedingt aufrechterhalten werden müsse: 
* Antisemitismus und Antizionismus deshalb, weil ein überstrapazierter Antisemitismus-Vorwurf diesem die Spitze nehme, wonach er dann auch bei echtem Antisemitismus nicht mehr steche.[36][37][38][39][40] 
* Israel/Zionismus und Judentum deshalb, weil beileibe nicht alle Juden Zionisten oder Israel-Freunde seien. So sind etwa einige der prominentesten Kritiker der Neuer Antisemitismus-These – etwa Noam Chomsky, Brian Klug, Tony Judt, Norman Finkelstein, Judith Butler, Neve Gordon, Antony Lerman, Rebecca Gould und Steven Friedman – selbst jüdischen Glaubens. Dennoch alle Juden derart über einen Kamm zu scheren, sei damit selbst antisemitisch im eigentlichsten Sinn des Wortes.[41][42]
* Antisemitismus und Antizionismus deshalb: Wenn also Judentum und Israel nicht deckungsgleich sind, und wenn nachweislich Antizionisten und Israelkritiker regelmäßig keine Antisemiten sind (s. u.), sei es schlicht nicht zutreffend, gegen Israel als Israel (statt: als „kollektiven Juden“) gerichtete Haltungen und Handlungen ineins zu setzen mit Haltungen und Handlungen gegen Juden als Juden oder Israel als jüdischen Staat.[43][44][45][46] 
* Israel/Zionismus und Judentum außerdem deshalb, weil eine solche Gleichsetzung echten Antisemitismus sogar noch befördere:
: Israel spricht nicht für die Juden, aber Israels Anspruch, für Juden überall zu sprechen, ist der Hauptgrund dafür, daß antiisraelische Stimmungen in Judenfeindschaft umschlagen. [...] Zionisten haben immer darauf bestanden, daß es keinen Unterschied zwischen dem jüdischen Volk und dem jüdischen Staat gebe. Der jüdische Staat bietet allen Juden in der Welt das Recht auf Bürgerschaft an. Israel ist nicht der Staat aller seiner Bürger, und noch weniger aller seiner Einwohner: Es ist der Staat der (beziehungsweise aller) Juden. Israels politische Führung gibt vor, für Juden überall zu sprechen. Sie kann also kaum überrascht sein, wenn ihr Verhalten eine Rückwirkung provoziert – und zwar gegen Juden.[47][48][49] ====Antizionismus und Antisemitismus in empirischen Studien==== Ob Israelkritik und Antizionismus regelmäßig nur von „getarnten Antisemiten“ betrieben wird, ist in mehreren empirischen Studien untersucht worden. Die Ergebnisse sind nicht eindeutig: Zunächst scheint sich diese Unterstellung zu bestätigen mit einer 2011er Untersuchung von Andreas Zick und Beate Küpper. Diese hätte ergeben, dass Israelkritik ohne Antisemitismus in Europa auch empirisch beinahe nicht vorkomme. Abgeleitet wird dies aus dem Ergebnis, dass sich bei zwischen 80 und 90% aller befragten „neutralen Israelkritiker“ am Ende doch auch Zustimmungswerte zu einzelnen von Zick/Küpper als antisemitisch bestimmten Aussagen feststellen ließen.[50] In eine ähnliche Richtung weist eine britische Studie von 2017, die den Zusammenhang von Antisemitismus und antiisraelischer (statt: neutraler) Haltung untersucht hat: Bei den meisten antiisraelischen Haltungen war eine Korrelation mit Antisemitismus zwar nur schwach bis moderat, fast stets aber eben doch signifikant festzustellen.[51]
Dies muss man allerdings erstens zusammenlesen mit einer Untersuchung von Werner Bergmann, der im selben Jahr wie Küpper/Zick anhand einer noch feineren Analyse derselben Daten zum Schluss kam, dass sich eine Korrelation von Israelkritik und Antisemitismus in der Tat bei politisch rechts stehenden Befragten nachweisen lasse, gerade nicht aber bei politisch links stehenden Befragten,[52] die häufiger als die typischen Träger von „Neuem Antisemitismus“ gesehen werden. Noch stärker steht den beiden erstgenannten Untersuchungsergebnissen zweitens eine 2017er Untersuchung von Peter Beattie entgegen, der am Beispiel der USA mit derselben Fragestellung wie die britische Studie zum Ergebnis kam, dass sich zwar wirklich eine schwache Korrelation zwischen Israelkritik und Antisemitismus erkennen lasse, dass rein nummerisch aber die Mehrheit an Israelkritikern keine Antisemiten seien. Zum selben Ergebnis kam drittens speziell für Deutschland Wilhelm Kempf: Er clusterte um 2015 Deutsche nach Umfragen in die vier Gruppen (1) pro-israelisch (25,7%), (2) politisch neutral und latent antisemitisch (10,7%), (3) israelkritisch und antisemitisch (25,7%) und (4) menschenrechtsorientiert israelkritisch ohne antisemitische Vorurteile (37,8%). Auch hier stellten Nicht-Antisemiten unter Israelkritikern also die Mehrheit, und dies galt umso mehr, je aktiver die Respondenten Israelkritik betrieben.[53] Beattie beurteilt danach die Unterstellung der Neuen Anti-antisemiten, Israelkritik sei regelmäßig nur getarnter Antisemitismus, als „Verleumdung“.[54]
=== Wissenschaftliche Abrenzungsversuche ===
Neben der „Neuer Antisemitismus-These“, in der selbst schon die Grenze zwischen nicht-integrem und integrem Antizionismus und die zwischen Antiisraelismus und Israelkritik unterschiedlich gezogen wird, sind in der Forschung unterschiedliche Kriterien für eine Unterscheidung zwischen beidem diskutiert worden. Diejenigen, die im Zusammenhang mit den Bemühungen um eine genaue Definition von „Antisemitismus“ diskutiert wurden, sind Thema des nächsten Abschnitts. Einige wichtige Ansätze wurden jedoch auch unabhängig von dieser Spezialdiskussion entwickelt:
Der klassische Vorschlag für ein solches Unterscheidungskriterium ist der, eine Haltung oder Handlung sei nur und genau dann auch antisemitisch, (1) wenn sie sich gegen Juden als Juden (und entsprechend Israel als jüdisches Kollektiv) richtet (2) und sie dabei mit den klassischen Antijudaismen stereotypisiert.[55][56][57][58][59] Entsprechend versuchen denn auch alle fünf oben genannten empirischen Studien, Antisemitismus im Gegensatz zu Antizionismus oder israelkritischer Einstellung allein über Zustimmungswerte zu klassischen antijudaistischen Tropen zu identifizieren. 
Dieser Definition entspricht aktuell noch das in Deutschland geltende Recht. Präzedenzfall ist ein Brandanschlag, den 2015 drei junge Palästinenser gegen eine Synagoge in Halle verübten. Nach eigenem Bekunden taten sie dies, um damit ein Zeichen gegen einen zu dieser Zeit von Israel gegen Palästina geführten Krieg zu setzen. Daraufhin entschieden mehrere Gerichtsebenen, sie nicht auch wegen Antisemitismus zu verurteilen, da es „keinerlei Anhaltspunkte“ für eine antisemitische Einstellung gebe:[60][61][62] Um als „antisemitisch“ verurteilt zu werden, hätte nachgewiesen werden müssen, dass erstens die Täter Antisemiten seien und zweitens auch der konkrete Anschlag plausibel eine aus dezidiert antisemitischen Motiven begangene Überzeugungstat war. Erwiesen werden können hätte das nur, wenn sich etwa bei einer Hausdurchsuchung ergeben hätte, dass die Täter grundsätzlich eine judenfeindliche Einstellung hätten. Da das nicht der Fall war, sei es „keineswegs fernliegend“, dass die Täter die Synagoge nicht „als Zeichen jüdischen Lebens“ als Ziel gewählt hätten, sondern als dem Staat Israel zuzuordnendes Tatobjekt.[63][64][65] Daher habe es sich bei dieser Tat nicht um eine antisemitische gehandelt.

Barghouti und Judt haben das klassische Abgrenzungskriterium noch weiter präzisiert: Wenn beispielsweise kritisiert werde, dass israelische Besatzungskräfte palästinensische Kinder getötet hätten oder wenn der Einfluss der Israel-Lobby auf die USA problematisiert werde, dann erinnere dies zwar an klassische antijudaistische Stereotypen („Kindermörder“; „jüdische Weltverschwörung“), sei aber qua „faktische Aussage“ in diesem Fall nicht antisemitisch.[66][67][68]
Mittlerweile ebenfalls klassisch als Test, um legitime Israelkritik von illegitimem Antisemitismus zu unterscheiden, ist der ursprünglich vom israelischen Minister Natan Sharansky vorgeschlagene und stark von der Idee des Neuen Antisemitismus geprägte[69] 3-D-Test für Antisemitismus: Wenn Aussagen Israel (1) dämonisieren, (2) delegitimieren oder (3) doppelte Standards anlegen, dann seien diese antisemitisch. Er wird von mehreren Vertretern der „Neuer Antisemitismus“-These empfohlen; zusätzlich geadelt wurde er außerdem dadurch, dass ihn einigen amerikanischen Institutionen wie dem State Department zum Test der Wahl machten.[70] Andere dagegen beurteilten den Test unter anderem wegen mangelnder Trennschärfe als „wissenschaftlich nicht überzeugend“.[71][72] 
Armin Pfahl-Traughber und Lothar Zechlin haben daher in Auseinandersetzung mit dem 3-D-Test eine weitere Unterscheidung vorgeschlagen. Sie unterscheiden zwischen  „Israelkritik“ als der angemessenen Kritik des Staates Israel und „Israelfeindlichkeit“ als der verzerrten und überzogenen, dabei aber immer noch nicht antisemitische Kritik.[73][74] Auch eine möglicherweise überzogene Haltung wie „Ohne Israel wäre die Welt ein besserer Ort“ (s. o.) wäre dann nicht notwendig antisemitisch, sondern vielleicht nur Ausdruck von nicht-antisemitischer Israelfeindlichkeit; unabhängig davon, ob damit der Staat delegitimiert oder dämonisiert würde.
Ein weiteres Kriterium hat 2002 Moshe Zimmermann in einem Interview skizziert:[75] Zusätzlich dazu, dass sich jemandes Haltungen und Handlungen gegen Juden als Juden oder den Staat Israel als jüdischen Staat richten und von von antijudaistischen Klischees bestimmt sein müssen, um als antisemitisch zu gelten, sei außerdem das Ziel einer möglicherweise antisemitischen Haltung oder Handlung zu berücksichtigen (etwa: Nazi-Vergleiche zum Zweck der Holocaust-Relativierung oder im Interesse der Menschenrechte?).[76] Wilhelm Kempf hat diesen Ansatz übernommen,[77]  ansonsten ist er bisher jedoch noch nicht weit rezipiert worden. 
Insgesamt werden als Abgrenzungskriterien also diskutiert, ohne dass sich hierbei über das klassische Kriterium hinaus ein Konsens herausgebildet hätte: Antisemitisch sind Antizionismus und Antisemitismus dann, wenn gleichzeitig (1) das Angriffsziel Juden als Juden oder Israel, verstanden als jüdisches Kollektiv, sind; wenn (2a) dabei antijüdische Klischees im Hintergrund stehen, (2b) ausgenommen dann, wenn diese Klischees in diesem Fall der Wahrheit entsprechen, und wenn (3) man dabei auch in antijüdischer Absicht handelt; (4) nicht aber schon, wenn die Kritik unfair, überzogen oder feindselig ist.
====Abgrenzungen in Definitionen====
Im 21. Jahrhundert wurde mehrfach und aus unterschiedlichen Gründen versucht, „Antisemitismus“ genauer zu definieren und dabei auch sein Verhältnis zum Antizionismus festzuschreiben. Manche Definitionen trennen dabei schärfer zwischen beidem, andere stehen erkennbar der „Neuer Antisemitismus“-These nahe. Bei Letzteren wird oft von Kritikern dieser These betont, wie sehr proisraelische Lobbygruppen auf die Verfassung und Verbreitung dieser Definition eingewirkt haben. In chronologischer Folge:
(1) Die erste neue Antisemitismus-Definition war die des EUMC von 2004. In dieser wird in Orientierung an Brian Klugs Forschung und übereinstimmend mit dem klassischen Unterscheidungskriterium (s. o.) Antisemitismus definiert als „Alle Handlungen oder Haltungen, die auf der Wahrnahme eines sozialen Subjekts (eines Individuums, einer Gruppe, einer Institution, oder eines Staats) als ‚der (‚hinterlistige‘, ‚korrupte‘,verschwörerische‘, etc.) Jude‘ basieren.“[78] „Neuer Antisemitismus“ dagegen sei antisemitisch nur dann, wenn dabei auf Israel als Manifestation „des Juden“ Bezug genommen wird; auch die Anfeindung gegen Juden außerhalb Israels als potentielle Israelis sei nicht antisemitisch,[78] obwohl es sich natürlich um eine neue Form von Stereotypisierung von Juden handle.
(2) Nachdem dann aber Rücksprache mit mehreren Lobbygruppen wie dem American Jewish Committee und dem European Jewish Congress gehalten worden war,[79][80] die unzufrieden mit dieser Definition einen Gegenvorschlag erarbeitet hatten,[81] veröffentlichte das EUMC 2005 zusätzlich eine leicht abgewandelte Version der AJC-Definition als „Arbeitsdefinition Antisemitismus“ auf seiner Website, ohne sie allerdings auch selbst offiziell zu übernehmen.[82] Neu an dieser Definition war u. a. die Formulierung, Antisemitismus sei „eine bestimmte Wahrnehmung von Jüdinnen und Juden, die sich als Hass gegenüber Jüdinnen und Juden ausdrücken kann“, ein mehrdeutiger erläuternder Satz, nach dem sich Antisemitismus zusätzlich auch „gegen den Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, richten“ könne,[83] und eine Reihe von Beispielen für Antisemitismus, zu denen auch gehörte, „dem jüdischen Volk sein Recht auf Selbstbestimmung abzusprechen (z. B. durch die Behauptung, die Existenz des Staates Israel sei ein rassistisches Unterfangen)“ und „Juden kollektiv verantwortlich zu machen für Handlungen des Staates Israel“. Die Definition wurde vielfach kritisiert; besonders relevant im Zusammenhang mit „Antizionismus“ sind aber die jüngeren Einwürfe von Lothar Zechlin, mit dieser Definition sei erstmalig das umstrittene Konzept eines nicht näher bestimmten „Antisemitismus ohne Judenhass“ festgeschrieben worden,[59] und der von Neve Gordon, mit dem Beispiel zur „jüdischen Selbstbestimmung“ sei unter der Hand das Verständnis der Neuen Anti-Antizionisten eingespielt worden, Antizionismus richte sich de facto nicht gegen den Staat, sondern antisemitisch gegen das „jüdische Volk“.[84]
(3) Weil der FRA als der Nachfolgeorganisation des EUMC zurückgemeldet worden war, dass diese Definition „in mehrerlei Hinsicht problematisch [sei], was Einfluss auf die Effektivität der Definition als Unterstützung für das Monitoring von Antisemitismus hatte“,[85] nahm sie wenige Jahre später die Definition wieder von der Website, was zu heftigen Protesten von jüdischen Verbänden führte.[86] Daraufhin wurde sie 2016 auf Betreiben von Mark Weitzman vom Simon Wiesenthal Center[87] in noch einmal leicht veränderter Form von der IHRA als „Goldstandard einer Definition von Antisemitismus“[88] beschlossen und veröffentlicht. 
(4) Diese Definition wurde sodann von mehreren Ländern als maßgebliche Antisemitismus-Definition übernommen.[89] Länder wie Frankreich[90] und die USA[91] haben noch grundsätzlicher den Antizionismus explizit als genuin antisemitisch anerkannt. Speziell in Deutschland hatte sich zwar der Unabhängige Expertenkreis Antisemitismus in Auseinandersetzung mit der IHRA-Definition für eine „wissenschaftlichere“ Definition entschieden, die wieder dem klassischen Unterscheidungskriterium näher stand: Antisemitismus sei die „Sammelbezeichnung für alle Einstellungen und Verhaltensweisen, die den als Juden wahrgenommenen Einzelpersonen, Gruppen oder Institutionen aufgrund dieser Zugehörigkeit negative Eigenschaften unterstellen.“[92] Bei einer Bundestags-Resolution gegen die gegen Israel gerichtete Boykott-Bewegung BDS von 2019, an deren Abfassung nach Recherchen des Spiegel maßgeblich auch die beiden proisraelischen Vereine WerteInitiative und Nahost Friedensforum beteiligt gewesen sein sollen,[93] wurde dennoch stattdessen die IHRA-Definition übernommen und dabei noch einmal abgewandelt, indem (1) der erläuternde Satz „Erscheinungsformen von Antisemitismus können sich auch gegen den Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, richten.“ zur Definition selbst gezogen und (2) der abschwächende Nachsatz „Allerdings kann Kritik an Israel, die mit der an anderen Ländern vergleichbar ist, nicht als antisemitisch betrachtet werden.“ gestrichen wurde.[59]
(5) 2020 bis 2021 gab es einigen Widerstand gegen die IHRA-Definition und die Bundestagsresolution: Eine Gruppe jüdischer Wissenschaftler aus den USA veröffentlichten das sog. „Nexus Document“, das einen umfassenden Leitfaden dafür bieten soll, wo genau zwischen Antizionismus und Antisemitismus die Grenze verlaufe.[94] In Deutschland nahmen Kultur- und Wissenschaftsinstitutionen im Rahmen der Initiative GG 5.3 Weltoffenheit Stellung gegen die Bundestagsresolution; kurz darauf veröffentlichten die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages eine Einordnung derselben, in der dargelegt wurde, dass sie nur eine nicht bindende Meinungsäußerung des Bundestags ohne Rechtsfolgen war.[95] Von Aktivisten wurde dies als Zustimmung zu ihrer Linie gewertet.[96] Bereits zuvor hatte der Bundesrat veranlasst, dass Antisemitismus als bei einer Strafzumessung in Betracht zu ziehender Umstand ins Strafgesetzbuch aufgenommen werden solle, und dabei wieder den originalen Wortlaut der IHRA-Definition zitiert, dem außerdem zusätzlich die Definition des Unabhängigen Expertenkreises als weitere Orientierungshilfe vorgeordnet wurde.[97] Besonders prominent hatte außerdem eine große Gruppe an Wissenschaftlern mit der Jerusalemer Erklärung zum Antisemitismus eine ebenfalls explizit gegen die IHRA-Definition gerichtete eigene Definition formuliert: „Antisemitismus ist Diskriminierung, Vorurteil, Feindseligkeit oder Gewalt gegen Jüdinnen und Juden als Jüdinnen und Juden (oder jüdische Einrichtungen als jüdische).“[98]
(6) Stand Oktober 2024 ist in Deutschland eine weitere Bundestagsresolution in der Diskussion, in der wieder allein mit der IHRA-Definition gearbeitet und nun auch die Erteilung von Fördermitteln an zivilgesellschaftliche Einrichtungen von deren Bekenntnis zum „Existenzrecht Israels und die Ablehnung von Antisemitismus gemäß der vom Bundestag beschlossenen erweiterten IHRA-Antisemitismusdefinition“ abhängig gemacht werden soll. Rechtswissenschaftler befürchten, dass damit Forschung und Kunst eingeschränkt und die Regierung damit in Konflikt mit der Genfer Flüchtlingskonvention kommen könnte.[99][100]

Einzelnachweise

  1. Antony Lerman: Antisemitism Redefined: Israel's Imagined National Narrative of Endless External Threat. In: Jewish Voices for Peace (Hrsg.): On Antisemitism. Solidarity and the Struggle for Justice. Haymarket Books, Chicago 2017, ISBN 978-1-60846-762-4, S. 8.
  2. Antony Lerman: Whatever Happened to Antisemitism? Redefinition and the Myth of the „Collective Jew“. Pluto Press, London 2022, ISBN 978-0-7453-3877-4, S. 259.
  3. Vgl. z. B. Benjamin Weinthal: Letter From Berlin: The anti-anti-Zionists. Haaretz vom 03. August 2007; abgerufen am 04. Oktober 2024.
  4. Alyza D. Lewin: Recognizing Anti-Zionism as an Attack on Jewish Identity. In: Catholic University Law Review. Band 68, Nr. 4, 2019. S. 643–651, hier 646.
  5. Omer Bartov: Der alte und der neue Antisemitismus. In: Doron Rabinovici u.a. (Hgg.): Neuer Antisemitismus? Eine globale Debatte. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2004. ISBN 978-3-518-12386-7, S. 19–43, hier 28.
  6. Andreas Zick / Beate Küpper: Antisemitische Mentalitäten. Bericht über Ergebnisse des Forschungsprojektes Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Deutschland und Europa. Expertise für den Expertenkreis Antisemitismus, Berlin. Online-Veröffentlichung, 2011. S. 13.
  7. Thomas Haury / Klaus Holz: Israelbezogener Antisemitismus. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. Band 73, Nr. 18–19, 2023. S. 38–45, hier 42.
  8. Walter Laqueur: The Changing Face of Antisemitism. From Ancient Times to the Present Day. Oxford University Press, Oxford 2006, ISBN 978-0-19-530429-9, S. 9.
  9. Vgl. Bundesamt für Verfassungsschutz: Lagebild Antisemitismus 2022/23. Bundesamt für Verfassungsschutz, Köln 2024, S. 22.
  10. Brian Klug: The Myth of the New Anti-Semitism. In: The Nation vom 2. Februar 2004; abgerufen am 4. Oktober 2024.
  11. David N. Myers: Can There Be a Principled Anti-Zionism? On the Nexus between Anti-Historicism and Anti-Zionism in Modern Jewish Thought. In: Jeffrey Herf (Hrsg.): Anti-Semitism and Anti-Zionism in Historical Perspective. Convergence and Divergence. Routledge, London / New York 2007, ISBN 978-0-415-40069-5, S. 20–37.
  12. Monika Schwarz-Friesel / Jehuda Reinharz: Die Sprache der Judenfeindschaft im 21. Jahrhundert. De Gruyter, Berlin / Boston 2013, ISBN 978-3-11-027768-5. S. 198 f.
  13. Bernard Harrison: Why Present-Day „Anti-Zionism“ is Antisemitic. In: Jonathan G. Campbell / Lesley D. Klaff (Hrsg.): Unity and Diversity in Contemporary Antisemitism. The Bristol-Sheffield Hallal Colloquium on Contemporary Antisemitism. Academic Studies Press, Boston 2019, ISBN 978-1-61811-966-7. S. 73 f.
  14. David Solway: Anti–Zionism Is Anti–Semitism. In: Noah Berlatsky (Hrsg.): Anti–Semitism. Greenhaven Press, Farmington Hills 2014, ISBN 978-0-7377-6947-0, S. 108–114.
  15. Robert S. Wistrich: Der alte Antisemitismus in neuem Gewand. In: Doron Rabinovici u.a. (Hrsg.): Neuer Antisemitismus? Eine globale Debatte. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2004, ISBN 978-3-518-12386-7, S. 250–270, hier 260.
  16. Vgl. Sergio DellaPergola: How Best to Define Antisemitism? A Structural Approach. In: Antisemitism Studies. Band 8, Nr. 1, 2024. S. 4–42, hier 26 f.
  17. Vgl. Sergio DellaPergola: How Best to Define Antisemitism? A Structural Approach. In: Antisemitism Studies. Band 8, Nr. 1, 2024. S. 4–42, hier 18.
  18. Kenneth L. Marcus: Jurisprudence of the New Anti-Semitism. In: Wake Forest Law Review. Band 44, 2009. S. 101–160, hier 104 Fn 20.
  19. Alvin H. Rosenfeld: Was ist „Israelkritik“? In: Marc Grimm / Bodo Kahmann (Hrsg.): Antisemitismus im 21. Jahrhundert. Virulenz einer alten Feindschaft in Zeiten von Islamismus und Terror. De Gruyter, Oldenbourg 2018, ISBN 978-3-11-053471-9. S. 51.
  20. Dominique Herman: Antisemitism's resurgence: An interview with Milton Shain. politicsweb.co.za vom 19. Februar 2024; abgerufen am 5. Oktober 2024: „I've tried to find reasons for what it could be other than just Jew-hate. I think it is in most cases a legitimate form of Jew-hatred. People don't want to be called antisemitic. Howard Jacobson said it's a fig leaf for antisemitism, anti-Zionism – it's a hygienic form of antisemitism.“
  21. Tony Judt: Zur Unterscheidung zwischen Antisemitismus und Antizionismus. In: Doron Rabinovici u.a. (Hrsg.): Neuer Antisemitismus? Eine globale Debatte. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2004, ISBN 978-3-518-12386-7, S. 44–53, hier 44.
  22. Antony Lerman: The „New Anti-Semitism“. Online-Veröffentlichung, 2015. S. 5.
  23. Steven Friedman: Good Jew, Bad Jew. Racism, Anti-Semitism and the Assault on Meaning. Wits University Press, Johannesburg 2023, ISBN 978-1-77614-848-6, S. 17.
  24. Norman G. Finkelstein: Antisemitismus als politische Waffe. Israel, Amerika und der Mißbrauch der Geschichte. Mit einem Vorwort von Felicia Langer und einer Vorbemerkung des Autors zur deutschen Ausgabe. Mit 6 Abbildungen. Piper, München / Zürich 2006, ISBN 978-3-492-04861-3, S. 113
  25. Ähnlich Antony Lerman: Whatever Happened to Antisemitism? Redefinition and the Myth of the „Collective Jew“. Pluto Press, London 2022, ISBN 978-0-7453-3877-4, z. B. S. 261.
  26. Norman G. Finkelstein: Antisemitismus als politische Waffe. Israel, Amerika und der Mißbrauch der Geschichte. Mit einem Vorwort von Felicia Langer und einer Vorbemerkung des Autors zur deutschen Ausgabe. Mit 6 Abbildungen. Piper, München / Zürich 2006, ISBN 978-3-492-04861-3, S. 45.
  27. Ähnlich John J. Mearsheimer / Stephen M. Walt: Die Israel-Lobby. Wie die amerikanische Außenpolitik beeinflusst wird. Campus-Verlag, Frankfurt / New York 2007, ISBN 978-3-593-38377-4, S. 268.
  28. Omar Barghouti: Two Degrees of Separation: Israel, Its Palestinian Victims, and the Fraudulent Use of Antisemitism. In: Jewish Voices for Peace (Hrsg.): On Antisemitism. Solidarity and the Struggle for Justice. Haymarket Books, Chicago 2017, ISBN 978-1-60846-762-4, S. 140.
  29. Ähnlich Antony Lerman: Whatever Happened to Antisemitism? Redefinition and the Myth of the „Collective Jew“. Pluto Press, London 2022, ISBN 978-0-7453-3877-4, S. 264.
  30. Judith Butler: Foreword. In: Jewish Voices for Peace (Hrsg.): On Antisemitism. Solidarity and the Struggle for Justice. Haymarket Books, Chicago 2017, ISBN 978-1-60846-762-4, S. xii: „The point of the charge is not to utter what is true, but to do damage to the criticism as well as the person who speaks it. In other words, the charge of antisemitism has become an act of war.“
  31. Oliver Decker u. a.: Autoritäre Dynamiken in unsicheren Zeiten. Neue Herausforderungen – alte Reaktionen? Psychosozial-Verlag, Gießen 2022, ISBN 978-3-8379-7919-0. S. 48.
  32. Norman G. Finkelstein: Antisemitismus als politische Waffe. Israel, Amerika und der Mißbrauch der Geschichte. Mit einem Vorwort von Felicia Langer und einer Vorbemerkung des Autors zur deutschen Ausgabe. Mit 6 Abbildungen. Piper, München / Zürich 2006, ISBN 978-3-492-04861-3, S. 19
  33. Antony Lerman: Whatever Happened to Antisemitism? Redefinition and the Myth of the „Collective Jew“. Pluto Press, London 2022, ISBN 978-0-7453-3877-4, S. 21 f.
  34. John J. Mearsheimer / Stephen M. Walt: Die Israel-Lobby. Wie die amerikanische Außenpolitik beeinflusst wird. Campus-Verlag, Frankfurt / New York 2007, ISBN 978-3-593-38377-4, S. 270.
  35. Antony Lerman: Whatever Happened to Antisemitism? Redefinition and the Myth of the „Collective Jew“. Pluto Press, London 2022, ISBN 978-0-7453-3877-4, S. 20.
  36. Judith Butler: Foreword. In: Jewish Voices for Peace (Hrsg.): On Antisemitism. Solidarity and the Struggle for Justice. Haymarket Books, Chicago 2017, ISBN 978-1-60846-762-4, S. xii: „If the charge is instrumentalized for other purposes, a general cynicism about the charge is engendered. It is considered a lie or a tactic and it loses credence as a claim. We need the charge of antisemitism to remain a strong and credible instrument against contemporary forms of antisemitism [...].“
  37. Vgl. ähnlich John J. Mearsheimer / Stephen M. Walt: Die Israel-Lobby. Wie die amerikanische Außenpolitik beeinflusst wird. Campus-Verlag, Frankfurt / New York 2007, ISBN 978-3-593-38377-4, S. 275: „Immer mehr Menschen erkennen, dass dieser schwerwiegende Vorwurf [des Antisemitismus] regelmäßig gegen Menschen erhoben wird, die keine Antisemiten sind, sondern lediglich die Politik Israels hinterfragen oder darauf hinweisen, dass die [Israel-]Lobby einen Kurs diktiert, der nicht immer den nationalen Interesse der Vereinigten Staaten entspricht. [...] Doch es ist wichtig, dass wir zwischen echtem Antisemitismus und legitimer Kritik an der israelischen Politik unterscheiden, denn ein Verwischen dieses Unterschieds macht es schwieriger, echte Intoleranz zu bekämpfen [...].“
  38. Omar Barghouti: Two Degrees of Separation: Israel, Its Palestinian Victims, and the Fraudulent Use of Antisemitism. In: Jewish Voices for Peace (Hrsg.): On Antisemitism. Solidarity and the Struggle for Justice. Haymarket Books, Chicago 2017, ISBN 978-1-60846-762-4, S. 140.
  39. Antony Lerman: Antisemitism Redefined: Israel's Imagined National Narrative of Endless External Threat. In: Jewish Voices for Peace (Hrsg.): On Antisemitism. Solidarity and the Struggle for Justice. Haymarket Books, Chicago 2017, ISBN 978-1-60846-762-4, S. 18.
  40. Ähnlich Peter Beattie: Anti-Semitism and opposition to Israeli government policies: the roles of prejudice and information. In: Ethnic and Racial Studies. Band 40, Heft 16, 2017. S. 2749–2767. Hier S. 24 in der verlinkten Open Access-Version.
  41. Omar Barghouti: Two Degrees of Separation: Israel, Its Palestinian Victims, and the Fraudulent Use of Antisemitism, in: Jewish Voices for Peace: On Antisemitism. Solidarity and the Struggle for Justice. Chicago: Haymarket Books, 2017. ISBN 978-1-60846-762-4. S. 143.
  42. Antony Lerman: Whatever Happened to Antisemitism? Redefinition and the Myth of the „Collective Jew“. Pluto Press, London 2022, ISBN 978-0-7453-3877-4, S. 271.
  43. Brian Klug: The collective Jew: Israel and the new antisemitism. In: Patterns of Prejudice. Band 37, Nr. 2, 2003. S. 117–138, hier 122 f., 134 f.
  44. Norman G. Finkelstein: Antisemitismus als politische Waffe. Israel, Amerika und der Mißbrauch der Geschichte. Mit einem Vorwort von Felicia Langer und einer Vorbemerkung des Autors zur deutschen Ausgabe. Mit 6 Abbildungen. Piper, München / Zürich 2006, ISBN 978-3-492-04861-3, S. 137, 19 f.
  45. John J. Mearsheimer / Stephen M. Walt: Die Israel-Lobby. Wie die amerikanische Außenpolitik beeinflusst wird. Campus-Verlag, Frankfurt / New York 2007, ISBN 978-3-593-38377-4, S. 273.
  46. Rebecca R. Gould: Erasing Palestine. Free Speech and Palestinian Freedom. London / New York: Verso, 2023. ISBN 978-1-83976-902-3. S. 12 f.
  47. Tony Judt: Zur Unterscheidung zwischen Antisemitismus und Antizionismus. In: Doron Rabinovici u.a. (Hgg.): Neuer Antisemitismus? Eine globale Debatte. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2004, ISBN 978-3-518-12386-7, S. 44–53, hier 50, 49.
  48. Sehr ähnlich Norman G. Finkelstein: Antisemitismus als politische Waffe. Israel, Amerika und der Mißbrauch der Geschichte. Mit einem Vorwort von Felicia Langer und einer Vorbemerkung des Autors zur deutschen Ausgabe. Mit 6 Abbildungen. Piper, München / Zürich 2006, ISBN 978-3-492-04861-3, S. 134.
  49. Ebenso Omar Barghouti: Two Degrees of Separation: Israel, Its Palestinian Victims, and the Fraudulent Use of Antisemitism. In: Jewish Voices for Peace (Hrsg.): On Antisemitism. Solidarity and the Struggle for Justice. Haymarket Books, Chicago 2017, ISBN 978-1-60846-762-4, S. 140.
  50. Andreas Zick / Beate Küpper: Antisemitische Mentalitäten. Bericht über Ergebnisse des Forschungsprojektes Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Deutschland und Europa. Expertise für den Expertenkreis Antisemitismus, Berlin. Online-Veröffentlichung, 2011. S. 32. Vgl. auch S. 19–27 zu den antisemitischen Aussagen.
  51. Vgl. David Graham / Jonathan Boyd: The apartheid contention and calls for a boycott. Examining hostility towards Israel in Great Britain. Online-Veröffentlichung, 2019. S. 12.
  52. Werner Bergmann: New European Anti-Semitism? Public Opinion and Comparative Empirical Research in Europe. In: Lars Rensmann, Julius H. Schoeps (Hrsg.): Politics and Resentment: Antisemitism and Counter-Cosmopolitanism in the European Union. Brill, Leiden 2013, ISBN 978-90-04-19047-4. S. 83–115, hier 110.
  53. Wilhelm Kempf: Israelkritik zwischen Antisemitismus und Menschenrechtsidee. Eine Spurensuche. Verlag Irena Regener, Berlin 2015, ISBN 973-3-936014-33-4, S. 81, 257 f.
  54. Peter Beattie: Anti-Semitism and opposition to Israeli government policies: the roles of prejudice and information. In: Ethnic and Racial Studies. Band 40, Heft 16, 2017. S. 2749–2767. Hier S. 23 f. in der verlinkten Open Access-Version.
  55. GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus: Antizionismus. Online-Veröffentlichung, 2015. Abgerufen am 02. Oktober 2024: „Antisemitisch ist Antizionismus nur dann, wenn er sich antisemitischer Klischees bedient (jüdische Weltverschwörung, Habgier) und wenn er sich gegen Jud:innen als Jud:innen wendet.“
  56. Brian Klug: The collective Jew: Israel and the new antisemitism. In: Patterns of Prejudice. Band 37, Nr. 2, 2003. S. 117–138, hier 122 f., 134 f.
  57. Georg Kreis: Israelkritik und Antisemitismus. Versuch einer Reflexion jenseits von Religion und Nationalität. In: Moshe Zuckermann (Hrsg.): Antisemitismus, Antizionismus, Israelkritik. Wallstein, Göttingen 2005. ISBN 978-3-89244-872-3, S. 19.
  58. Ähnlich Peter Ullrich: Antisemitismus, Antizionismus und Kritik an Israel in Deutschland. Dynamiken eines diskursiven Feldes. In: Jahrbuch für Antisemitismusforschung. Band 23, 2012. S. 113 f.
  59. a b c Lothar Zechlin: Israelkritik gleich Antisemitismus? Wie der Bundestag durch Verfälschung Begriffspolitik betreibt. In: Blätter deutsche und internationale Politik. Band 2'20, 2020.
  60. Vgl. Bewährungsstrafen verhängt. Jüdische Allgemeine vom 5. Februar 2015; abgerufen am 1. Oktober 2024.
  61. Vgl. „Keine Antisemitische Tat“. TAZ vom 6. Februar 2015; abgerufen am 1. Oktober 2024.
  62. Vgl. Bruno Schrep: Sechs Brandsätze in der Nacht. Spiegel vom 18. Januar 2016; abgerufen am 1. Oktober 2024.
  63. AG Wuppertal: Urteil vom 05.02.2015 – 84 Ls 50 Js 156/14-22/14. Abgerufen am 1. Oktober 2024.
  64. LG Wuppertal: Urteil vom 18.01.2016 – 32 Ns-50 Js 156/14-26/15. Abgerufen am 1. Oktober 2024.
  65. Vgl. Lothar Zechlin: Antisemitismus als Rechtsbegriff. Wann ist Israelkritik antisemitisch und wann ist sie es nicht? In: Kritische Justiz. Band 54, Nr. 1, 2021. S. 31–46, hier 42 f.
  66. Tony Judt: Zur Unterscheidung zwischen Antisemitismus und Antizionismus. In: Doron Rabinovici u.a. (Hrsg.): Neuer Antisemitismus? Eine globale Debatte. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2004, ISBN 978-3-518-12386-7, S. 44–53, hier 50 f.
  67. Omar Barghouti: Two Degrees of Separation: Israel, Its Palestinian Victims, and the Fraudulent Use of Antisemitism. In: Jewish Voices for Peace (Hrsg.): On Antisemitism. Solidarity and the Struggle for Justice. Haymarket Books, Chicago 2017, ISBN 978-1-60846-762-4, S. 144 f.
  68. Ebenso Bernard Harrison: Why Present-Day „Anti-Zionism“ is Antisemitic. In: Jonathan G. Campbell / Lesley D. Klaff (Hrsg.): Unity and Diversity in Contemporary Antisemitism. The Bristol-Sheffield Hallal Colloquium on Contemporary Antisemitism. Academic Studies Press, Boston 2019, ISBN 978-1-61811-966-7. S. 72 über die üblichen Vorwürfe von Landraub, Apartheid und Ghettoisierung.
  69. Antony Lerman: Whatever Happened to Antisemitism? Redefinition and the Myth of the „Collective Jew“. Pluto Press, London 2022, ISBN 978-0-7453-3877-4, S. 124 f.
  70. Antony Lerman: Whatever Happened to Antisemitism? Redefinition and the Myth of the „Collective Jew“. Pluto Press, London 2022, ISBN 978-0-7453-3877-4, S. 135.
  71. Lothar Zechlin: Antisemitismus als Rechtsbegriff. Wann ist Israelkritik antisemitisch und wann ist sie es nicht? In: Kritische Justiz. Band 54, Nr. 1, 2021. S.  31–46, hier 36.
  72. Vgl. ähnlich Peter Ullrich: Antisemitismus, Antizionismus und Kritik an Israel in Deutschland. Dynamiken eines diskursiven Feldes. In: Jahrbuch für Antisemitismusforschung. Band 23, 2012. S. 114 f.
  73. Armin Pfahl-Traughber: Ab wann sind Einwände gegen die israelische Politik antisemitisch? Online-Veröffentlichung, 2015. Abgerufen am 02. Oktober 2024.
  74. Lothar Zechlin: Antisemitismus als Rechtsbegriff. Wann ist Israelkritik antisemitisch und wann ist sie es nicht? In: Kritische Justiz. Band 54, Nr. 1, 2021. S. 31–46.
  75. Moshe Zimmermann: Gebrauchsanweisungen für Israel-Kritiker. Oder: Die neue Auflage des Antisemitenkatechismus. Süddeutsche Zeitung vom 24. Mai 2002; abgerufen am 2. Oktober 2024.
  76. Ebenso Bericht des vom Bundestag eingesetzten Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus, BT-Ds. 18/11970. Online-Veröffentlichung, 2017. Abgerufen am 5. Oktober 2024. S. 28.
  77. Wilhelm Kempf: Israelkritik zwischen Antisemitismus und Menschenrechtsidee. Eine Spurensuche. Verlag Irena Regener, Berlin 2015, ISBN 973-3-936014-33-4, S. 39 f.
  78. a b Übersetzt nach EUMC: Manifestations of Antisemitism in the EU 2002 – 2003. Based on information by the National Focal Points of the RAXEN Information Network. EUMC, Wien 2004. S. 13: „Any acts or attitudes that are based on the perception of a social subject (individual, group, institution, or state) as ‚the (‚deceitful‘, ‚corrupt‘,conspirational‘, etc.) Jew.“
  79. Vgl. François Dubuisson: The Definition of Anti-Semitism by the European Monitoring Centre on Racism and Xenophobia (EUMC): Towards a Criminalisation of Criticism of Israeli Policy? Online-Veröffentlichung, 2005; abgerufen am 5. Oktober 2024.
  80. Vgl. Rebecca R. Gould: Erasing Palestine. Free Speech and Palestinian Freedom. Verso, London / New York 2023, ISBN 978-1-83976-902-3, S. 13 f.
  81. Vgl. Antony Lerman: Whatever Happened to Antisemitism? Redefinition and the Myth of the „Collective Jew“. Pluto Press, London 2022, ISBN 978-0-7453-3877-4, S. 125 f.
  82. Rebecca R. Gould: Erasing Palestine. Free Speech and Palestinian Freedom. Verso, London / New York 2023, ISBN 978-1-83976-902-3, S. 16.
  83. Übersetzt nach Office to Monitor and Combat Anti-Semitism: „Working Definition“ of Anti-Semitism. Online-Veröffentlichung, 2007; abgerufen am 05. Oktober 2024: „Anti-[S]emitism is a certain perception of Jews, which may be expressed as hatred toward Jews. Rhetorical and physical manifestations of anti[-S]emitism are directed toward Jewish or non-Jewish individuals and/or their property, toward Jewish community institutions and religious facilities. In addition, such manifestations could also target the state of Israel, conceived as a Jewish collectivity.“
  84. Neve Gordon: Antisemitism and Zionism: The Internal Operations of the IHRA Definition. In: Middle East Critique. Band 33, Nr. 3, 2024. S. 345–360, hier 348–350.
  85. Übersetzt nach: „[I]nitial feedback and comments drew attention to several issues that impacted on the effectiveness of the definition as a data collection support tool.“ Apud Antony Lerman: Whatever Happened to Antisemitism? Redefinition and the Myth of the „Collective Jew“. Pluto Press, London 2022, ISBN 978-0-7453-3877-4, S. 133.
  86. Dina Porat: The Struggle over the International Working Definition of Antisemitism. In: Mikael Shainkman (Hrsg.): Antisemitism Today and Tomorrow. Global Perspectives on the Many Faces of Contemporary Antisemitism. Academic Studies Press, Brighton 2018, ISBN 978-1-61811-744-1, S. 98.
  87. Vgl. Rebecca R. Gould: Erasing Palestine. Free Speech and Palestinian Freedom. Verso, London / New York 2023, ISBN 978-1-83976-902-3, S. 16.
  88. Apud Antony Lerman: Whatever Happened to Antisemitism? Redefinition and the Myth of the „Collective Jew“. Pluto Press, London 2022, ISBN 978-0-7453-3877-4, S. 159: „a clear ‚gold standard‘ definition of what antisemitism consists of“.
  89. Neve Gordon: Antisemitism and Zionism: The Internal Operations of the IHRA Definition. In: Middle East Critique. Band 33, Nr. 3, 2024. S. 345–360, hier 345 f.
  90. Jürg Altwegg: Frankreich erkennt Antizionismus als Antisemitismus an. FAZ vom 23. Dezember 2019; abgerufen am 3. Oktober 2024.
  91. Alex Woodward: House approves resolution that declares „anti-Zionism is antisemitism“. The Independent vom 5. Dezember 2023; abgerufen am 3. Oktober 2024.
  92. Bericht des vom Bundestag eingesetzten Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus, BT-Ds. 18/11970. Online-Veröffentlichung, 2017. Abgerufen am 5. Oktober 2024. S. 24.
  93. Matthias Gebauer u. a.: Wie zwei Vereine die deutsche Nahostpolitik beeinflussen wollen. Spiegel vom 12. Juli 2019; abgerufen am 5. Oktober 2024.
  94. The Nexus Document. Online-Veröffentlichung, 2021; abgerufen am 17. Oktober 2024.
  95. Wissenschaftliche Dienste: BDS-Beschluss des Deutschen Bundestages (Drucksache 19/10191). Online-Veröffentlichung, 2020; abgerufen am 5. Oktober 2024.
  96. Vgl. Stefan Braun / Daniel Brössler: Scharfe Worte, wenig Wirkung. Süddeutsche Zeitung vom 22. Dezember 2020; abgerufen am 5. Oktober 2024.
  97. Gesetzentwurf des Bundesrates. Entwurf eines ... Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuchs – Strafzumessung bei antisemitischen Straftaten. Drucksache 19/16399. Online-Veröffentlichung, 2020. S. 11. Abgerufen am 1. Oktober 2024.
  98. Jerusalemer Erklärung zum Antisemitismus. Online-Veröffentlichung, 26. März 2021; abgerufen am 5. Oktober 2024.
  99. Kai Ambos u. a.: Die Implementation der INHRA-Arbeitsdefinition Antisemitismus ins deutsche Recht – eine rechtliche Beurteilung. Online-Veröffentlichung vom 18. Dezember 2023; abgerufen am 5. Oktober 2024.
  100. Raoul Löbbert: Eine etwas andere Gewissensprüfung. Die Zeit vom 16. Juli 2024; abgerufen am 5. Oktober 2024.
--DaWalda (Diskussion) 02:52, 2. Okt. 2024 (CEST)Beantworten
Hallo DaWalda, wow, da steckt viel Arbeit drin. Vielen Dank für das Zusammentragen, Formulieren und Belegen. Insgesamt finde ich, dass der Textvorschlag sehr ordentlich und ausgewogen ist und befürworte, dass er in den Artikel eingebaut wird. Soll er deinem Verständnis nach den Abschnitt "(1) Verhältnis zum Antisemitismus" ersetzen? Insgesamt kommt diese umfangreiche Ergänzung fast einem Neuschrieb gleich, von daher würde ich vorschlagen, dass du noch 7 Tage wartest, damit sich noch mehr Personen äußern können.
Was mich an deinem Vorschlag nicht gänzlich befriedigt, ist, dass an manchen Stellen, insbesondere im einleitenden Satz zum Brandanschlag auf die Synagoge in Halle und im Abschnitt zu Zick&Küpper en passant ein Übergang von Antizionismus zu Israelkritik (~ Kritik an der israelischen Siedlungspolitik) erfolgt, als wenn das synonym wäre. Wenn man diese mehrschichtige Interpretation, ob Antizionismus ein Synonym für "Kritik an der Siedlungspolitik" ist mit 1-3 präzisen Sätzen einleitend festhalten kann, wäre das sicher ein großer Gewinn für den Text und alle Diskurse in diesem und anderen Artikeln, die sich auf "Antizionismus" beziehen. Grüße --X2liro (Diskussion) 15:07, 2. Okt. 2024 (CEST)Beantworten
Danke dir, X2liro. Ja, dito, mich befriedigt das auch nicht. Ich habe bei meiner Lektüre da aber mal gezielt drauf geachtet, weil das weiter oben auch schon problematisiert wurde. Es gibt leider gar keinen Konsens, was genau Antizionismus und was genau Israelkritik ist. Das Ursprungsproblem davon scheint wiederum zu sein, dass auch keine Einigkeit mehr darin besteht, was eigentlich Zionismus ist: Eine konkrete, historisch gewachsene Ideologie? Oder schlechthin die Idee, dass Juden Bedarf an und Recht auf einen eigenen Staat haben? Und was ist dann Antizionismus? (Möglicherweise gerechtfertigte) Kritik an einzelnen Ausprägungen oder Folgen von Zionismus und bestimmten Handlungen von Zionisten, oder Delegitimation des ganzen zionistischen Projekts Israel? Und wo beginnt Antizionismus? Ich bin zum Beispiel bei Vertretern der Neuer Antisemitismus-These mehrfach auf die Ansicht gestoßen, die Forderung eines (ja menschenrechtlich verbürgten) Rückkehrrechts von Palästinensern sei nicht vereinbar mit der Idee eines jüdischen Staates Israel, deshalb antizionistisch und damit automatisch auch antisemitisch. Ist das wirklich wahr, kann schon allein die Forderung eines Rückkehrrechts "Antizionismus" sein? Offenbar schon. Ähnlich bei Israelkritik; auch da ist alles vertreten auf einem Spektrum von antisemitischer Gier nach der Vernichtung eines jüdischen Staats bis zu menschenrechtsorientierter Kritik an konkreten Menschenrechtsverletzungen von und in Israel (nicht nur am Siedlungsbau. Zum Beispiel gibt es seit ein paar Jahren verstärkte Israelkritik speziell zur Diskriminierung der Negev-Beduinen). Ich habe auch gesucht nach einem Standardwerk, dem man Definitionen entnehmen und sie hier zitieren könnte. Ich habe leider keine gefunden, die mir hier konsensfähig schien. Am Ende hab ichs ganz gelassen, aber zufrieden bin ich damit auch nicht.
Yes, ich warte auf jeden Fall noch. --DaWalda (Diskussion) 16:33, 2. Okt. 2024 (CEST)Beantworten
Ich habe weiter nachgedacht und recherchiert. Ich habe in Absprache mit X2liro noch mal stark bearbeitet. Israelkritik wird jetzt nebenbei im ersten Abschnitt unterschiedlich beschrieben, und ebenfalls nebenbei werden Israelkritik und Antizionismus nebenbei differenziert. Die nächsten Abschnitte sind nur leicht gekürzt und umstrukturiert; der letzte ist neu. --DaWalda (Diskussion) 23:33, 5. Okt. 2024 (CEST)Beantworten

Formen von Antizionismus

[Quelltext bearbeiten]

Hallo, Fiona_B.,
Du hast hier und hier eine Ergänzung von mir reverted mit den Hinweisen darauf, dass (1) Youtube und (2) YouGov laut Wiki:Beleg unzulässige Quellen seien, und mit der Forderung, es sei zu begründen, warum (3) Mor und (4) Pappé "etablierte[s] fachwissenschaftliches Wissen repräsentieren".

Danke fürs Kontrollieren. Ich beginne mit (3) und (4):

(3) Mors Artikel (Shany Mor: On Three Anti-Zionisms. In: Israel Studies. Band 24, Nr. 2, 2019. S. 206–216.) ist der aktuellste Versuch, Antizionismus zu kategorisieren; Israel Studies ist eine etablierte Zeitschrift in diesem Wissenschaftsgebiet. Dass Mor hier zitationswürdig ist, ist, glaube ich, fraglos.

(4) Mor ist Zionist; für NPOV braucht es parallel einen Antizionisten. Pappé ist nicht nur einer der prominentesten Antizionisten überhaupt, sondern außerdem einer der meistzitierten Israel-Historiker unserer Zeit. Dass auch Pappé grundsätzlich zitationswürdig ist, ist auch unstrittig, scheint mir.

(1) Wenn ich dich richtig verstanden habe, kritisierst du aber bei Pappé ja ohnehin v.a. die zitierte Textsorte, nicht die Zitation des Wissenschaftlers an sich. Dazu lies gerne noch mal bei Wiki:Belege nach: Da steht nichts von Youtube. Das nähste ist Punkt 7, wo Beiträge "aus Funk und Fernsehen" problematisiert werden, weil die nicht dauerhaft zugänglich sind, aber auch das ist ja bei YouTube nicht der Fall.

Aber wie ich in der Änderungszusammenfassung schon schrieb: Gerade Pappé habe ich neben NPOV-Erwägungen v.a. deshalb zitiert, weil er Mors Taxonomie um die Zielsetzungsdimension ("antizionistische Visionen") ergänzt. Alternativ könnte man z.B. Rusi Jaspal: Antisemitism and Anti-Zionism. Representation, Cognition and Everyday Talk. Ashgate, Surrey / Burlington 2014, ISBN 978-1-4094-5437-3, S. 59-63 zitieren, der ebenfalls nach einer Ideologie-Analyse des Antizionismus (S. 53-59) ein Kapitel zu "Anti-Zionism and its Action Orientation" ergänzt. Ich hatte mich dagegen entschieden, weil Jaspal nicht denselben NPOV-Effekt wie eine Zitation von Pappé hat, und für Wiki-Leser Jaspal online nicht einsehbar ist.

(2a) Warum YouGov als zitierbare Quelle "völlig ungeeignet" sein soll, verstehe ich gar nicht. Das lässt sich noch weniger mit Wiki:Belege stützen. Ich kann also nur vermuten, was d.M.n. gegen YouGov spricht und vermute also, dass du davon ausgehst, dass YouGov kein zuverlässiges Umfrageinstitut sei. Das ist aber nicht mehr so. Es gab früher einige Umfragen, bei denen sich YouGov nicht um Repräsentativität bemüht hat, sodass jüngere (weil online-affine) Bevölkerungsgruppen überrepräsentiert waren. Das ist heute seltener so, und ist speziell nicht so bei YouGovs Eurotrack-Umfragen (zu denen die zitierte Umfrage gehört), bei denen entweder wie hier von vornherein nach Repräsentativitäts-Maßgaben Umfrage-Kandidaten ausgewählt werden, oder alternativ nach Repräsentativitäts-Maßgaben normalisiert wird.

(2b) P.S.: Auch hier habe ich länger nachgedacht, bevor ich YouGov zitiert habe: In der Sekundärliteratur werden regelmäßig nur BDS und Hamas als Repräsentanten des "eliminatorischen Antizionismus" zitiert, nach dem Israelis ganz aus Israel ausgewiesen werden sollten. Aber das ist nicht wahr: BDS hält sich ja (vermutlich: bewusst) bedeckt, welche Gebiete eigentlich genau mit den zu befreienden "arabischen Gebieten" gemeint sind, und wie die Position der Hamas ist, ist seit dem neuen Grundsatzpapier ja mindestens umstritten. Ich kenne auch sonst keinen ernstzunehmenden Autoren, der diese Form von Antizionismus vertreten würde. Darum stattdessen die Zitation dieser Umfrage; mit der lässt sich immerhin belegen, dass auch diese Extremposition tatsächlich vertreten wird. Es gibt alternativ einen Harvard Caps / Harris Poll mit einem ähnlichen Umfrage-Item (S. 69 der PDF), den du vielleicht reliabler findest. Aber der befragt nur US-Amerikaner und ist zweifellos verzerrt dadurch, dass weniger Items angeboten wurden. Danach finden angeblich einfach mal 19% der befragten US-Amerikaner (und 51% aus der Altersgruppe 18-24!), man solle "Israel auflösen und der Hamas und den Palästinensern übergeben" (und 21%, die Palästinenser sollten ausgewiesen und von "arabischen Staaten" aufgenommen werden).

LG, --DaWalda (Diskussion) 09:43, 17. Okt. 2024 (CEST)Beantworten

Was ist an der Zurückweisung von Youtube, einer Umfrage von YouGov u.a. nicht zu verstehen? Bei diesem Artikelthema, das du "Formen des Antizionismus" überschrieben hast, gilt der erste Satz der Wikipedia-Belegregeln: Wikipedia-Artikel sollen gut gesichertes, etabliertes Wissen enthalten, mit dem Ziel, den aktuellen Kenntnisstand darzustellen. Grundsätzlich sind daher wissenschaftliche Publikationen, insbesondere Standardwerke, begutachtete Veröffentlichungen und systematische Übersichtsarbeiten, die für das Fachgebiet des jeweiligen Lemmas relevant sind, zu bevorzugen. --Fiona (Diskussion) 10:12, 21. Okt. 2024 (CEST)Beantworten