Dra Abu el-Naga
Koordinaten: 25° 44′ 7″ N, 32° 37′ 14″ O
Dra Abu el-Naga (arabisch ذراع أبو النجا, DMG Ḏirāʿ Abū n-Naǧā) ist eine altägyptische Nekropole westlich von Theben. Sie liegt in Oberägypten am Eingang des Trockentales, das in Richtung Deir el-Bahri führt, nördlich einer weiteren Nekropole, al-Asasif.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dra Abu el-Naga wurde seit der Ersten Zwischenzeit als Friedhof benutzt. Aus dem Mittleren Reich gibt es weitere Bestattungen, doch ist der Ort vor allem seit dem Ende der 12. Dynastie (Mittleres Reich) verstärkt als Friedhof genutzt worden. Aus dieser Zeit stammen verschiedene Schachtgräber, in denen sich zum Teil gut erhaltene, dekorierte Särge fanden. Giuseppe Passalacqua fand hier zwischen 1822 und 1825 das unberaubte Grab eines mittleren Beamten namens Mentuhotep, das drei beschriftete und bemalte Särge, sowie diverse Holzmodelle enthielt.[1] Aus der späten 12. Dynastie stammt das Schachtgrab der Geheset, die in zwei Särgen niedergelegt wurde. Der äußere stammte ursprünglich von ihrem Gemahl Ameni und ist auf den Innenseite mit Sargtexten und Gerätefriesen dekoriert.[2]
Erforschung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 2023 wurde in Dra Abu el-Naga eine Grabkammer mit dem Granitsarkophag des Wesirs Anchu aus der frühen 13. Dynastie entdeckt.[3] Früher konnte in einem Schachtgrab die Stele eines gewissen Jayseneb gefunden werden, der wohl in der frühen 13. Dynastie amtierte.[4]
Dra Abu el-Naga fungierte als königliche Nekropole für die Pharaonen aus der 17. Dynastie. Jüngste Grabungen bestätigten das Grab von Nub-cheper-Re Anjotef, der unter oder bei einer kleinen Pyramide begraben wurde. Bei den Grabungen konnte ein Fragment des Pyramidions geborgen werden.[5] Etwas südlich der Pyramide fand sich auch die Grabkapelle des Schatzmeisters Teti, der unter dem Herrscher im Amt war. In der kleinen Kapelle befanden sich noch Reste von Wandmalereien, darunter auch die Kartusche des Herrschers.[6] Es wird vermutet, dass sie das Grab von Amenophis I. (AN B) beherbergt.
Vor allem aus der 18. und 19. Dynastie stammen zahlreiche dekorierte Grabkapellen. Obwohl die meisten Beamten des Neuen Reiches in anderen Teilen der thebanischen Nekropole bestattet wurden, sind hier auch bedeutende Würdenträger begraben worden. Aus der Regierungszeit der Hatschepsut stammt z. B. das Grab (TT11) des Schatzhausvorstehers Djehuty, dessen Grabkammer mit dem Totenbuch dekoriert ist. Dies ist eine Sonderheit, da die unterirdischen Grabkammern, selbst von hohen Beamten, meist undekoriert waren.[7] Im Umfeld dieses Grabes konnten verschiedene kleinere Bestattungen, vor allem aus der 17. Dynastie und der frühen 18. Dynastie entdeckt werden. Ein Grab aus der frühen 18. Dynastie enthielt noch ein gut erhaltenes Set von Bögen und Pfeilen.[8]
Am 18. April 2017 gaben ägyptische Archäologen den Fund eines gut erhaltenen Grabes mit mehreren Mumien und farbenprächtigen Holzsärgen bekannt. Das Grab sei etwa 3.500 Jahre alt und stamme aus der Zeit der 18. Dynastie (1550–1295 v. Chr.), und später, während der 21. Dynastie (1075–652 v. Chr.), sollen weitere Mumien hinzugefügt worden sein. Neben den großen Funden entdeckten die Forscher auch zahlreiche kleine Figuren als Grabbeigaben.[9]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gianluca Miniaci: The necropolis of Dra Abu el-Naga. In: M. Betrò, P. Del Vesco, G. Miniaci: Seven Seasons at Dra Abu el-Naga. The Tomb of Huy (TT14): Preliminary Results (= Progetti.). Plus-Pisa University Press, Pisa 2009, ISBN 978-88-8492-603-6, S. 13–33.
- Daniel Polz: Die Pyramidenanlage des Königs Nub-Cheper-Re in Dra' Abu el-Naga. Ein Vorbericht. von Zabern, Mainz 2003, ISBN 3-8053-3259-9.
- Daniel Polz: Der Beginn des Neuen Reiches. Zur Vorgeschichte einer Zeitenwende. (= Sonderschriften des Deutschen Archäologischen Instituts, Abt. Kairo. Band 31). De Gruyter, Berlin / New York 2007, ISBN 3-11-019347-7.
- Daniel Polz (Hrsg.): Für die Ewigkeit geschaffen. Die Särge des Imeni und der Geheset. von Zabern, Mainz 2007, ISBN 978-3-8053-3794-6.
- Daniel Polz: Draʿ Abu el-Naga, Ägypten. Untersuchungen zu Formation und Entwicklung einer oberägyptischen Residenznekropole. Die Arbeiten der Jahre 2015 und 2016. In: Deutsches Archäologisches Institut (Hrsg.): e-Forschungsberichte des Deutschen Archäologischen Instituts. Faszikel 2, 2016, ISSN 2198-7734, S. 6–13, urn:nbn:de:0048-DAI-EDAI-F.2016-2-00-2.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Daniel Polz: Dra' Abu el-Naga / Theben-West. Grabungsprojekt des Deutschen Archäologischen Instituts in Dra Abu el-Naga.
- 3D-Visualisierung der Nekropole von Dra' Abu el-Naga mit Rekonstruktion der Pyramide des Nub-cheper-Re Anjotef (YouTube-Video, 7:51 Minuten)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Gianluca Miniaci: The archaeological exploartion of Dra Abu el-Naha. In: M. Betrò, P. Del Vesco, G. Miniaci: Seven Seasons at Dra Abu el-Naga. The Tomb of Huy (TT14): Preliminary Results. Pisa 2009, S. 38.
- ↑ D. Polz: Für die Ewigkeit geschaffen. Die Särge des Imeni und der Geheset. Mainz 2007.
- ↑ Mostafa Waziri: Ankündigung. In: Facebook. 25. Januar 2023, abgerufen am 4. September 2024 (arabisch).
- ↑ D. Franke: Die Stele des Jaysend aus der Schachtanlage K01.12. In: Daniel Polz: Die Pyramidenanlage des Königs Nub-Cheper-Re in Dra' Abu el-Naga. Ein Vorbericht. Mainz 2003, S. 73–83.
- ↑ Daniel Polz: Die Pyramidenanlage des Königs Nub-Cheper-Re in Dra' Abu el-Naga. Ein Vorbericht. Mainz 2003, S. 20–24.
- ↑ D. Polz: Die Pyramidenanlage des Königs Nub-Cheper-Re in Dra’ Abu el-Naga. Ein Vorbericht. Mainz 2003, S. 10–14.
- ↑ José Galán: The Inscribed Burial Chamber of Djehuty (TT 11). In: José Galán, Betsy M. Bryan, Peter F. Dorman (Hrsg.): Creativity and Innovation in the Reign of Hatshepsut. Chicago 2014, ISBN 978-1-61491-024-4, S. 247–272.
- ↑ Darcia Garcia, José Galán: An Archaery set from Dra Abu el-Naga. In: Egyptian Archaeology. Band 49, Herbst 2016, S. 24–28.
- ↑ Ausgrabungen in Ägypten: Archäologen entdecken ein jahrtausendealtes Grab bei Luxor. In: tagesanzeiger.ch. 18. April 2017, abgerufen am 18. April 2017.