Dserschinskoje liegt nördlich des Flüsschens Ossa (russisch: Osa), 19 Kilometer südöstlich der Kreisstadt Slawsk(Heinrichswalde). Durch den Ort verläuft eine Nebenstraße, die Bolschakowo mit Osjornoje(Neu Lappönen) und Nismennoje(Pleinlauken, 1938 bis 1946 Rosenthal) verbindet und in Dserschinskoje von der Nebenstraße Kanasch(Jurgaitschen, 1938 bis 1946 Königskirch) – Pridoroschnoje(Groß Asznaggern, 1938 bis 1946 Grenzberg) gekreuzt wird. Die nächste Bahnstation heute ist Bolschakowo an der Bahnstrecke Kaliningrad–Sowetsk(Königsberg–Tilsit). Bis 1945 bestand über die Station Bersziupchen (1938 bis 1946 Birkenhausen, heute nicht mehr existent) Anbindung an die Bahnstrecke Insterburg–Groß Skaisgirren der Insterburger Kleinbahnen.
Der im 18. Jahrhundert noch Trakeningken, dann Gowarten genannte Ort[2] war seit 1906 ein Kirchdorf und bestand vor 1945 aus weit gestreuten Höfen. Am 26. März 1874 wurde Gowarten in den neu errichteten Amtsbezirk Wannaglauken[3] eingegliedert, der damals zum Kreis Niederung im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischenProvinz Ostpreußen gehörte. Im Jahre 1910 waren in Gowarten 119 Einwohner registriert.[4] Im Jahr 1925 betrug ihre Anzahl 125.[5] Im Jahre 1932 wurden die Nachbarorte Alxnupönen, Paoß-Wißbarren und Pareisgirren nach Gowarten eingemeindet.[3] Die Einwohnerzahl der erweiterten Gemeinde stieg im Jahr 1933 auf 319 und betrug im Jahr 1939 dann 333.[5]
Am 18. April 1939 wurde der bisherige Amtsbezirk Wannaglauken umbenannt, wobei Gowarten namensgebend wurde. Der Amtsbezirk Gowarten, dann zum ebenfalls neu benannten Landkreis Elchniederung gehörend, bestand bis 1945.
In Kriegsfolge kam Gowarten mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion. Der Ort erhielt 1950 die russische Bezeichnung „Dserschinskoje“ und wurde gleichzeitig in den Dorfsowjet Bolschakowski selski Sowet im Rajon Bolschakowo eingeordnet.[6] Im Jahr 1963 gelangte der Ort in den Rajon Slawsk. Von 2008 bis 2015 gehörte Dserschinskoje zur Landgemeinde Bolschakowskoje selskoje posselenije und seither zum Stadtkreis Slawsk.
Bei der Kirche Gowarten[7] handelt es sich um einen schlichten Saalbau mit einem Dachreiter als Glockenträger. Errichtet wurde sie in den Jahren 1921/1922. Hat das Gebäude den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden, wurde sie nach 1945 jedoch fremdgenutzt[8] und dazu umgebaut: der Dachreiter wurde entfernt, die Fenster verändert und das Dach mit Asbestzementplatten gedeckt. Trotz seiner heutigen Nutzung als Freizeitclub, Bibliothek und Ladengeschäft wurde das Gebäude erhalten.[9]
Seit 1722 gab es in Gowarten einen Schulbetrieb.[8] Im Jahre 1834 gehörten 210 Kinder zum Schulbezirk, so dass es später sogar an Platz mangelte. Zum Ende des 19. Jahrhunderts war die Schule dreizügig, wenn auch mit nur zwei Klassenräumen. Das Schulgebäude ist erhalten, befindet sich jedoch in verkommenem Zustand.
↑Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
↑ abMichael Rademacher: Landkreis Niederung (Elchniederung). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 5 июля 1950 г., №745/3, «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung 745/3 des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 5. Juli 1950)
↑Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 2: Bilder ostpreußischer Kirchen, Göttingen 1968, S. 92, Abb. 372