Emil Bieber

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August Emil Julius Berlin-Bieber (* 8. Januar 1878 in Hamburg als August Emil Julius Berlin; † 29. April 1962 in Kapstadt) war ein deutscher Fotograf mit Atelier in Hamburg.

Emil Berlin wurde 1878 als Sohn des Fotografen Leonard Berlin in Hamburg geboren. 1892 übersiedelte er mit seinen Eltern nach Berlin. 1897 begann er eine Ausbildung zum Fotografen. Während seiner Lehre arbeitete er in Budapest und London bei Freunden seines Vaters. Ab 1902 war er gemeinsam mit seinem Vater Mitinhaber des von seiner Großtante Emilie Bieber in den 1850er Jahren gegründeten fotografischen Ateliers „E. Bieber“ in Berlin und Hamburg, Vater und Sohn übernahmen schließlich auch diesen Namen. Ab 1903 verzeichnete das Berliner Adressbuch den Sohn Emil Berlin [Bieber] als Mitinhaber. Da er auch unter seinem Namen im Adressbuch verzeichnet war, hatte Emil Berlin aus Anlass der Mitinhaberschaft vermutlich ein Jahr in Berlin gelebt, denn 1904 war hinter dem Namen Emil Berlin „(Hamburg)“ vermerkt. Nach 1910 war er alleiniger Inhaber des Ateliers E. Bieber in Hamburg. Das Berliner Atelier E. Bieber wurde unter diesem Namen, aber von neuen Inhabern bis in die 1950er Jahre fortgeführt (s. bei Leonard Berlin). Emil Berlin war in erster Ehe mit der Schauspielerin Agnes Windeck verheiratet.[1][2]

In der Zeit des Nationalsozialismus verschlechterten sich für Juden wie ihn die Arbeits- und Lebensbedingungen. Mit seiner Familie verließ er 1938 das Deutsche Reich.[3] Nach einem kurzen Aufenthalt in England übersiedelte er nach Südafrika und war in zweiter Ehe mit Martha Bieber verheiratet.[4] Ein vergleichbarer beruflicher Erfolg wie in Hamburg gelang ihm nicht mehr. Emil Berlin-Bieber verstarb am 29. April 1962 in Kapstadt.

Das fotografische Atelier „E. Bieber“

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Siegelmarke E. Bieber
Revers einer CdV aus der Schaffenszeit von Emilie Bieber mit dem Schriftzug, den auch Emil Berlin-Bieber als Blindstempel nutzte.

Unter der Führung von Emil Berlin-Bieber wurde das fotografische Atelier „E. Bieber“ zu einem der bedeutendsten für Porträtaufnahmen in Deutschland. Zahlreiche Aufnahmen von Persönlichkeiten wie Albert Ballin, Carl Hagenbeck und Wilhelm II. und weniger bekannten Personen wie Carl Zarniko, Franziska Ellmenreich und Friedrich Bolte wurden mit einem Blindstempel signiert.[5]

Nachdem Emil Berlin-Bieber Mitinhaber des Ateliers geworden war, verlegte er das Atelier 1904 in den (Alten) Jungfernstieg 8/9 Ecke Neuer Wall.[6] Gemeinsam mit dem Hamburger Fotografen Rudolf Dührkoop war er zugleich einer der ersten, die Porträtaufnahmen auch außerhalb der Atelierräume machten.

„„Bis 1933 führte ich den Betrieb im Hause Jungfernstieg 8 mit durchschnittlich 18-20 Angestellten und Jahresumsätzen von um und über RM 100.000,-. Die Jahresgewinne beliefen sich auf etwa RM 20.000 bis 25.000. Die besondere Bedeutung meines Ateliers lag in Folgendem: Neben den photographischen Bildniswerkstätten führte ich auch ein großes Mal-Atelier, in dem durchschnittlich 3 akademische Porträtmaler beschäftigt waren. Außerdem hatte ich ein Dauerabkommen mit der führenden hamburgischen Presse, die ich mit Porträts von hervorragenden Persönlichkeiten aus Politik, Kunst und Wissenschaft belieferte.““

Emil Berlin-Bieber: Schreiben an das Amt für Wiedergutmachung vom 17. August 1954.[7]

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begann der quälende Niedergang des fotografischen Ateliers E. Bieber.

Die 35.000 Platten des Ateliers gelangten nach dem Krieg nahezu vollständig und unversehrt an den Axel-Springer-Verlag. Dieser geordnete Bestand von großem historischem Wert wurde Anfang des Jahres 1958 mit dem Einverständnis Emil Berlin-Biebers im Rahmen einer Leseraktion[8] des Hamburger Abendblatts an Interessierte verteilt und so als Sammlung unwiederbringlich zerstört.

Anlässlich seiner Verheiratung verlieh Kronprinz Wilhelm ihm 1905 den Titel Hoflieferant.[9]

Hedwig Bieber, fotografisches Atelier

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Es gab zwischen 1920 und ca. 1965 ein weiteres Fotoatelier mit dem Namen Bieber in Hamburg. Es gehörte der Porträtfotografin Hedwig Bieber (1887–1976). Familienangehörige waren früher Glockengießer in Hamburg.

Der Hamburger Fotograf Klaus Niermann erwarb 2004 die Verwertungsrechte an Emil Biebers Nachlass von dessen Sohn.[12]

Einzelnachweise

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  1. Luminous-Lint: Portrait of actress Agnes Windeck. Abgerufen am 1. November 2022.
  2. Jüdische Mitbürger in Großhansdorf während der NS-Zeit. In: Der Waldreiter Nr. 5 vom 5. Mai 2005, S. 30.
  3. Wilfried Weinke, S. 45.
  4. Jens Rogge: Jüdische Mitbürger in Großhansdorf während der NS-Zeit. In: Der Waldreiter Nr. 5 vom 5. Mai 2005, S. 30.
  5. Abbildung einer vollständigen Seite des Berliner Feuilleton-Korrespondenz Nr. 51 vom 20. Januar 1909 mit den Namen der bis dato fotografierten regierenden Fürsten, Prinzen, Aristokraten, Bürgermeister, Senatoren, Minister, Diplomaten, Gelehrten, Ärzte usw., in Wilfried Weinke, S. 69.
  6. „Herr E. Bieber, kgl. Hofphotograph, hat hierselbst, Alter Jungfernstieg 8–9, ein zweites Atelier eröffnet.“ Zitat: Vermischtes. In: Der Photograph. 13. Jg., Nr. 21, Hannover-Kirchrode 1903, S. 82.
  7. Wilfried Weinke, S. 42.
  8. Rudolf Weschinsky: Bitte lächeln, Majestät! In: Hamburger Abendblatt, Nr. 21 vom 25. Januar 1958, S. 11 (siehe Kasten: Ein Geschenk für viele Hamburger; Abbildung siehe Wilfried Weinke, S. 57). Weitere Artikel der Serie: „Er wollte keine Masken“, Nr. 25 vom 30. Januar 1958, S. 9. – „Zum ersten Male flammt der Blitz“, Nr. 29 vom 4. Februar 1958, S. 9. − „Und plötzlich steht die Vergangenheit auf“, Nr. 39 vom 15. Februar 1958, S. 5.
  9. Photographische Korrespondenz, 42. Jahrgang 1905, S. 340.
  10. Sachsen-Ernestinischen Hausorden und Medaillen der Herzöge. In: Archivportal Thüringen. Abgerufen am 17. Mai 2021.
  11. Auszeichnungen. In: Photographische Chronik. 1912, Nr. 41, S. 251
  12. Der Fotograf Klaus Niermann schreibt dazu auf seiner Webseite studioniermann.de (Emil Bieber): „Ein bedeutender Teil der Fotos, Platten sowie eine umfangreiche Chronik befinden sich seit 1982 im Besitz von Klaus Niermann.“
Commons: Fotografien vom Atelier E. Bieber – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Hamburger Adressbücher – Quellen und Volltexte