Grabkapelle auf dem Württemberg
Die Grabkapelle auf dem Württemberg im Stuttgarter Stadtteil Rotenberg ist ein Mausoleum auf dem Gipfel des Rotenbergs, der erst 1907 in Württemberg umbenannt wurde. König Wilhelm I. von Württemberg (1781–1864) hatte es nach dem Tod seiner zweiten Frau Katharina Pawlowna (1788–1819) errichten lassen. Er selbst und die gemeinsame Tochter Marie Friederike Charlotte von Württemberg (1816–1887) sind ebenfalls dort bestattet.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Bau entstand in den Jahren 1820 bis 1824 nach einem Entwurf des Hofbaumeisters Giovanni Salucci, nachdem man zuvor die zur Ruine verfallene Burg Wirtemberg, die Stammburg des Hauses Württemberg, abgetragen hatte. Der Weihestein der ursprünglichen Burgkapelle befindet sich als Spolie in der Grabkapelle. Er besagt, dass der Wormser Bischof Adalbert II. die Burgkapelle am 7. Februar 1083 weihte. Der Stein ist das früheste urkundliche Zeugnis für das Herrscherhaus Württemberg.[1]
Die Grabkapelle diente von 1825 bis 1899 als russisch-orthodoxes Gotteshaus. Auch heute findet jedes Jahr am Pfingstmontag ein russisch-orthodoxer Gottesdienst statt.
Heutige Nutzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Grabkapelle ist vom 1. April bis 30. November für Besichtigungen geöffnet.[2] Sie zählt zu den landeseigenen Monumenten und wird von der Einrichtung Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg betreut.
Neben Führungen und Veranstaltungen wird ein speziell ausgelegtes Mitmachheft angeboten, dass Kindern und Jugendlichen den Zugang zur württembergischen Geschichte erleichtern soll.
Architektur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Bauform ist merklich inspiriert von der Villa Rotonda Andrea Palladios. Wie bei dieser stehen bei der Grabkapelle in allen vier Himmelsrichtungen identische Portiken um einen Zentralbau, der dort kubisch, hier zylindrisch ausgeführt ist. Die Kapelle steht frei inmitten der Weinberge über dem Neckartal und ist mit ihren ins Kolossale weisenden Proportionen vollkommen auf die Fernwirkung ihrer exponierten Lage ausgerichtet.
Im Innenraum der Grabkapelle, der etwa 20 Meter hoch ist und einen Durchmesser von rund 24 Metern hat, sind Kolossalstatuen der vier Evangelisten in Wandnischen aufgestellt. Sie bestehen wie die beiden Sarkophage im Untergeschoss aus Carraramarmor und wurden von Hofbildhauer Johann Heinrich Dannecker (Evangelist Johannes), seinem Schüler Theodor Wagner und nach Entwürfen des Dänen Bertel von Thorvaldsen gefertigt. Die Statue des Evangelisten Markus stammt von Bildhauer Johann Nepomuk Zwerger.
Inschriften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Über dem Haupteingang im Westen steht (1 Kor 13,8 LUT):
„Die Liebe
höret nimmer auf.“
Auf der Rückseite (Osten):
„Seiner Vollendeten
Ewig Geliebten Gemahlin
Catharina Paulowna
Grosfürstin von Rußland
hat
Diese Ruhestätte Erbaut
Wilhelm
König von Württemberg
im Jahr 1824.“
Auf der Nordseite (Offb 14,13 LUT):
„Selig sind die Todten, die in dem Herrn
sterben! Sie ruhen von ihrer Arbeit,
denn ihre Werke folgen ihnen nach.“
Auf der Südseite (Ps 68,21 LUT):
„Wir haben einen Gott der da
hilft und den Herrn Herrn der
vom Todte errettet“
Fotos
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]-
Büste König Wilhelms I. von Johann Heinrich Dannecker
-
Büste der Königin Katharina von Johann Heinrich Dannecker
-
Marmorstatue Lukas
-
Lithografie Emminger von 1860
-
Der Württemberg bei Nacht
-
Grabkammer mit Sarkophag
-
Eisengitter, in Wasseralfingen gegossen
-
Blick in die Kapelle
-
Grabkapelle, Südseite
-
Sarkophag des Königs und der Königin
-
Schrifttafel am Sarkophag
-
Sarkophag der Königstochter
-
Schrifttafel am Sarkophag
-
Nächtlich beleuchtete Grabkapelle zum 200-jährigen Jubiläum
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Werner Koch, Christopher Koch: Stuttgarter Friedhofsführer. Ein Wegweiser zu Gräbern bekannter Persönlichkeiten. Tübingen 2012, S. 164–167.
- Oscar Paret: Das Fürstengrab von Bad Cannstatt. 1935.
- Peter Pinnau: Gruft, Mausoleum, Grabkapelle. Studien zur Sepulkralarchitektur des 19. und des 20. Jahrhunderts mit besonderer Hinsicht auf Adolf von Hildebrand. Mäander, München 1992, ISBN 3-88219-366-2.
- Regina Stephan: Die Grabkapelle auf dem Württemberg. Schimper, Schwetzingen 1997, ISBN 3-87742-111-3 (36 Seiten, 56 meist farbige Abbildungen).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Grabkapelle auf dem Württemberg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Grabkapelle auf dem Württemberg. Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg
- Die Grabkapelle auf dem Württemberg von 1824
- Beschreibung des Oberamts Cannstatt: Gemeinde Rothenberg und der Wirtemberg im Jahre 1895 (PDF-Datei; 1,30 MB)
- Regina Stephan: Grabkapelle auf dem Württemberg, publiziert am 19.04.2018 in: Stadtarchiv Stuttgart, Stadtlexikon Stuttgart
- 3D-Modell der Grabkapelle auf dem Württemberg
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Webseite zum Weihestein der Burg Wirtemberg, mit vergrößerbarem Foto
- ↑ Grabkapelle auf dem Württemberg: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Abgerufen am 27. November 2024.
Koordinaten: 48° 46′ 55,5″ N, 9° 16′ 7,2″ O
- Kulturdenkmal in Stuttgart
- Klassizistisches Bauwerk in Stuttgart
- Mausoleum in Baden-Württemberg
- Kirchengebäude in Stuttgart
- Kapelle in Baden-Württemberg
- Erbaut in den 1820er Jahren
- Rotunde
- Schurwald
- Kirchengebäude in Europa
- Untertürkheim
- Kirchengebäude in der Russischen Orthodoxen Diözese des orthodoxen Bischofs von Berlin und Deutschland
- Zentralbau in Deutschland
- Grabbau in Europa
- Katharina Pawlowna